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Mitbewohner<br />
g<strong>es</strong>ucht<br />
Jed<strong>es</strong> Sem<strong>es</strong>ter ziehen Studenten in die Universitätsstadt<br />
Greifswald. Dabei finden viele von ihnen<br />
in Wohngemeinschaften ihr neu<strong>es</strong> Zuhause. Doch<br />
die Suche g<strong>es</strong>taltet sich nicht immer leicht.<br />
Text: Ulrike Günther & Sabrina von Oehsen<br />
Ordnungsliebend, teamfähig, ruhig, aufg<strong>es</strong>chlossen – jeder hat unterschiedliche<br />
Vorlieben, wie der neue WG-Mitbewohner sein sollte.<br />
Wohngemeinschaften (WG) stellen vor allem für Studenten eine<br />
beliebte Art d<strong>es</strong> Wohnens dar, da <strong>es</strong> einerseits kostengünstig ist und man<br />
andererseits seine Abende nicht alleine verbringen muss – vorausg<strong>es</strong>etzt<br />
man versteht sich mit seinen Mitbewohnern. So lebten 2003 in Deutschland<br />
laut d<strong>es</strong> Deutschen Studentenwerks rund 22 Prozent aller Studierenden in<br />
einer WG. Dabei erleichtern Internetseiten, wie studenten-wg.de oder wgg<strong>es</strong>ucht.de,<br />
den Austausch zwischen Angebot und Nachfrage. Vor allem zu<br />
Beginn der Sem<strong>es</strong>ter beginnt ein Ansturm auf freie Zimmer. Für die Suchenden<br />
nicht immer leicht; da werden Kekse mitgebracht, höfliche Floskeln<br />
ausgetauscht und natürlich liebt man <strong>es</strong>, zu kochen und zu putzen. Stellt sich<br />
die Frage, ob ein WG-Casting nicht sinnvoll wäre. Die 20-jährige Studentin<br />
Luise Schiller hat die Wohnungssuche schon hinter sich; ein Casting musste<br />
sie allerdings nicht mit machen. „Ich hätte versucht mein B<strong>es</strong>t<strong>es</strong> zu geben,<br />
aber ich wäre b<strong>es</strong>timmt sehr nervös gew<strong>es</strong>en“, vermutet sie. Doch die Castingidee<br />
hat auch etwas Positiv<strong>es</strong>. Es <strong>geht</strong> schnell und Kandidaten, die nicht<br />
in die WG passen, werden sofort ausg<strong>es</strong>chlossen. Teilweise g<strong>es</strong>chieht das<br />
mit Fragebögen, teilweise schon bevor man die WG b<strong>es</strong>ichtigt: wg-finden.<br />
de ist genau dafür konzipiert worden. Die Seite funktioniert ähnlich wie eine<br />
Partnersuchmaschine, bloß dass sie, statt den perfekten Partner fürs Leben,<br />
den passenden Mitbewohner für die WG findet.<br />
„Hallo, ich bin der Neue“<br />
Doch falls Luise demnächst einen Mitbewohner suchen sollte, würde sie<br />
dennoch auf die altbewährte Methode <strong>zur</strong>ückgreifen. „Ich würde ihn oder<br />
sie einfach einladen und ein bisschen schnacken. Wenn <strong>es</strong> passt und man<br />
gut klarkommt, dann merke ich das relativ schnell und <strong>es</strong> kann ruck zuck<br />
gehen“, lacht sie.<br />
Manchmal ist die einfache WG-B<strong>es</strong>ichtigung also schon ausreichend, um<br />
sich den ersten Eindruck von seinen vielleicht zukünftigen Mitbewohnern<br />
zu machen. Und manchmal, da stehen sie einfach mit Sack und Pack vor der<br />
Tür. Wie das Deutsche Studentenwerk angibt, leben aktuell rund 12 Prozent<br />
aller Studenten in Studentenwohnheimen und auch hier gibt <strong>es</strong> Wohngemeinschaften,<br />
die allerdings rein zweckmäßig ausgelegt sind. Um den perfekten<br />
Mitbewohner <strong>geht</strong> <strong>es</strong> da weniger, stattd<strong>es</strong>sen heißt <strong>es</strong> einfach: „Hallo,<br />
ich bin der Neue“.<br />
Sean Patrick Rickens ist 20 Jahre alt und weiß genau, wie <strong>es</strong> ist, in einer<br />
Wohngemeinschaft zu leben, die fast jed<strong>es</strong> Jahr eine neue WG-Konstellation<br />
erlebt. „Die meisten Leute ziehen nach einem Jahr wieder aus und<br />
dann stehen zum nächsten Sem<strong>es</strong>ter wieder wildfremde Leute in der Tür.“<br />
Er selbst lebt nun schon seit Oktober 2010 in einem Wohnheim, wobei die<br />
WG schon zweimal bis auf ihn komplett ausgetauscht wurde. „Mit meiner<br />
ersten WG war <strong>es</strong> eher ein Nebeneinanderher leben. Aber mittlerweile ist<br />
das wie in einer „richtigen“ WG: Man teilt sich die meisten Sachen und wir<br />
kommen, denke ich, gut miteinander aus.“ Doch wie ist <strong>es</strong>, mit Menschen<br />
auf einmal die Wohnung zu teilen, die man kaum bis gar nicht kennt Als<br />
Vorteil empfindet Sean, dass man dadurch tolle Menschen kennenlernen<br />
kann. Dennoch fügt er im selben Atemzug hinzu: „Aber eigentlich würde<br />
ich mir eine gewissen Kontinuität wünschen, da <strong>es</strong> manchmal nicht so einfach<br />
ist, sich auf die „Neuen“ einzustellen, da man ja nie weiß, wer auf einmal<br />
einzieht.“<br />
Doch mit etwas Kompromissbereitschaft kann das WG-Leben zu einer lustigen<br />
und schönen Erfahrung werden, an die man sich in zehn Jahren noch<br />
gerne <strong>zur</strong>ück erinnert.<br />
20 | Uni.versum ¨