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Brunne Zytig - Postgasse Bern, Altstadt, Geschäfte

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<strong>Brunne</strong><br />

<strong>Zytig</strong><br />

<strong>Bern</strong>, 18. Juni 2010<br />

Erscheint vierteljährlich<br />

Postfach 614<br />

3000 <strong>Bern</strong> 8<br />

2/2010<br />

26. Jahrgang<br />

Offizielles Organ des Leist der Untern Stadt <strong>Bern</strong>, Kesslergass-Gesellschaft, Rathausgass-Brunngass-Leist, Kramgassleist, Vereinigte <strong>Altstadt</strong>leiste<br />

E D I T O R I A L<br />

Dr. Strangelove oder: Wie ich lernte, die<br />

Gewerbepolizei zu lieben<br />

Es ist Samstagmorgen. Die Sonne scheint. Ich bin bester<br />

Laune und freue mich auf den Auftritt der Emmentaler<br />

Gipsy Band Chèvre Chô am Nachmittag vor<br />

meiner DVD Leihbibliothèque Dr. Strangelove. Doch<br />

wie ich rauskomme, hängt ein dunkler Schatten über<br />

meinem Eingang. Ein protziger, pechschwarzer Porsche<br />

Cayenne hat sich vor meiner mit Trichterwinden<br />

und Passionsblumen geschmückten Laube in die<br />

Lücke gezwängt. Die Gipsyshow, auf die sich so viele<br />

<strong>Bern</strong>er gefreut, mir und anderen Kleingewerblern in<br />

der Rathausgasse Neukunden gebracht hätte, droht<br />

wegen dem Stuttgarter Technologiewunder auf meinem<br />

Vorplatz zu scheitern.<br />

Doch keine Sorge. Wer will den gleich in die Luft<br />

gehen. Die Gewerbepolizei wird’s richten. Sie kämpft<br />

unermüdlich gegen die sinkende Besucherfrequenz in<br />

der Unteren <strong>Altstadt</strong>. So greife ich zuversichtlich zum<br />

Hörer und habe gleich den Oberhüter des Gewerbes<br />

am heissen Draht. In gepflegten Beamtendeutsch versuchte<br />

er mich zu beschwichtigen: «Meine Beamtengenossen<br />

von der städtischen Denkmalpflege, dem<br />

Tiefbauamt und der Gruppe für öffentliche Raumgestaltung<br />

vertreten die Auffassung, lieber Herr Theiler,<br />

dass sich ein Geländewagen weit unproblematischer<br />

in die mittelalterliche <strong>Altstadt</strong>silhouette einfügt und<br />

besser zum Quartier- und Strassenbild passt als ihr<br />

DVD-Märitstand mit mobiler Kleinkunstbühne.<br />

Seien Sie doch vernünftig, verehrter Herr Dr. Strangelove,<br />

Sie müssen doch einsehen, dass all die Shows,<br />

die Sie für die Sommersamstage vor Ihrer Videothek<br />

geplant haben, vielleicht die Gasse beleben, aber sie<br />

stören halt auch den Verkehrsfluss, überbeanspruchen<br />

den öffentlichen Raum, machen Lärm und sind deshalb<br />

nicht gemeinverträglich. Das öffentliche Interesse<br />

an einem Parkplatz mehr in der <strong>Altstadt</strong> ist eben höher<br />

zu gewichten als die von Zigeunermusik, <strong>Bern</strong>er<br />

Chansons, Jazz-Quartetts, Feuerkunst, Blues-Quintetts,<br />

Tanzperformances, Hangvorführungen, Gassenund<br />

Puppentheater erzeugte Lebensfreude. Dazu<br />

kommt, dass wir auch eine gute Durchmischung des<br />

Zielpublikums brauchen, und dass sich an Stelle der<br />

Hunderten Glacevelos nun Porsche-Hedonisten in der<br />

<strong>Altstadt</strong> herumtummeln, ist doch marketingmässig positiv<br />

zu werten. Sie möbeln das <strong>Altstadt</strong>leben imagemässig<br />

auf und wirken der schleichenden Gettoisierung<br />

entgegen.»<br />

Ich bin etwas beschämt. Ich war zwar drei Jahre im<br />

Marketing tätig, aber auf diese weitsichtigen Erkenntnisse<br />

wäre ich ohne die Hilfe der Gewerbehüter nie gestossen.<br />

Ich bin ihnen zu grösstem Dank verpflichtet.<br />

So kippe ich das samstägliche Nachmittagsprogramm<br />

mit <strong>Bern</strong>er Künstlern über Bord und ersetze sie mit<br />

Händlertagungen der Autohersteller GM, BMW und<br />

Porsche, die sich darum reissen, ihre neuen Modelle<br />

vor der ehrwürdigen Kulisse der <strong>Bern</strong>er <strong>Altstadt</strong> zu<br />

präsentieren. Herzlich willkommen in der Neuzeit.<br />

Stefan Theiler<br />

(In Anlehnung an das Ablehnungsschreiben der Behörden<br />

für die Nutzung des Vorplatzes der Rathausgasse<br />

38 als DVD-Märitstand, vom 7. April 2010)<br />

<strong>Postgasse</strong> 32: wo wir wohnen,<br />

da wohnten andere auch<br />

Wohnt man in einem sehr alten Haus, lebt man nicht nur mit seinen Nachbarn zusammen, so<br />

wie das in jedem Mehrparteienhaus der Fall ist. Nachbarn, die man an ihren Schritten im<br />

Treppenhaus kennt, an den Düften ihrer Kocherei, ihren Tagesablauf aus dem Kommen und<br />

Gehen, dem Geräusch ihrer Duschen und Wasserspülungen, an den aus den Kästen ragenden<br />

Postsendungen, weiss voneinander wer welche Zeitung liest, man kennt sich in vielen Details<br />

– und kennt sich doch nicht. In einem sehr alten Haus aber kommen zu den Nachbarn von<br />

oben und neben noch die von früher dazu, die von vor der eigenen Zeit, denn da wo wir wohnen,<br />

wohnten andere auch schon.<br />

In einem über fünfhundert jährigen <strong>Altstadt</strong>haus<br />

waren das eine Menge Leute. Sie alle lebten in unseren<br />

Räumen, traten ohne zu klopfen in unsere<br />

Wohnung, hatten sogar die Schlüssel dazu, assen<br />

in unseren Küchen, schliefen in unseren Schlafräumen,<br />

lasen ihre Zeitungen, die sie aus unseren<br />

Briefkästen genommen hatten vorne an unserem<br />

Fenster, aus denen auch sie in die Gasse oder an<br />

den Himmel schauten. Diese früheren Nachbarn<br />

kenne ich nicht und kenne sie doch. Die Beziehung<br />

zu ihnen ist seltsam. Einerseits teile ich mit ihnen<br />

meine intimen Räume, in denen auch ihre privatesten<br />

Momente stattfanden, andrerseits tu ich dies<br />

mit Fremden, Namenlosen und Toten. Ich weiss<br />

aber von ihnen persönliche Details, beispielsweise<br />

wohin ihr erster Blick beim Erwachen traf und<br />

über welche Wände sie ihre Augen in schlaflosen<br />

Nächten wandern liessen, was ich nicht von vielen<br />

meiner nahen Bekannten weiss. Zudem kenne ich<br />

sie durch ihre unbeabsichtigten Hinterlassenschaften,<br />

dokumentiert in der Wahl ihrer Farbanstriche,<br />

der geschmacklosen Wandkacheln im Bad beispielsweise,<br />

noch schlimmer des Linoleums in der<br />

Küche. Ich finde ihre Nägel, noch handgeschmiedete,<br />

in meinen Wänden und über Türen. Da, wo<br />

nie etwas damit befestigt gewesen sein konnte –<br />

und über Jahrzehnte hat sie niemand entfernt!<br />

Zwei derart im Winkel eingeschlagene Nägel ...<br />

Geister wissen, was davon zu halten ist. Ich lass<br />

sie wo sie sind, schaden tun sie mir nicht und provozieren<br />

möchte ich nichts. Was ich von Geistern<br />

halten soll ist meine Sache, aber was meine Wohnungsvorbewohner<br />

von ihnen hielten, davon erzählen<br />

mir diese Nägel.<br />

Mit Namen konnte sich nicht mancher ehemalige<br />

Hausbewohner halten und sehr weit zurück<br />

geht das einer bestimmten Person gewidmete<br />

Gedächtnis jeweils nicht. Eine Generation, und<br />

alles was die Lebensgeschichten mit Sorgen, Ängsten,<br />

Freuden und kleinen Triumphen ausmachte,<br />

liegt im Diffusen und bleibt versunken im Vergessenen.<br />

Keinen Beruf und<br />

kein Aussehen kenne ich<br />

von meinen Vorbewohnern,<br />

dafür sehr genau<br />

ihr privatestes Geviert.<br />

Wer sie gewesen sein<br />

könnten kann ich höchstens<br />

ansatzweise aus<br />

den kleinsten Hinweisen,<br />

den merkwürdig gemustertenBadzimmerkacheln<br />

eben, lesen.<br />

Die letzten fünfundzwanzig<br />

Jahre Hausgeschichte<br />

hingegen kenne<br />

ich, die habe ich mitgemacht.<br />

Bei meinem Einzug<br />

als nur sehr knapp<br />

Erwachsene wohnte in<br />

der Parterrewohnung das


2<br />

Italienerehepaar Fratta. Eine kleine Küche unter<br />

der hölzernen Treppe, in die, nicht anders als<br />

heute, alle Bewohner des Hauses ihre auf- und absteigenden<br />

Tritte hämmerten, einen sechs auf vier<br />

metrigen Raum mit nordseitig vorgelagerter Laube<br />

und einer recht grossen Terrasse mit Blick zur Aare<br />

war ihre Familienwohnung. Frattas und zwei Kinder<br />

hatten hier drin gelebt. Bei meinem Einzug<br />

waren die Kinder bereits ausgezogen und das Ehepaar<br />

plante wohl schon zu diesem Zeitpunkt den<br />

Rückgang nach Italien, den sie dann bald mal bewerkstelligten.<br />

Bis zum heutigen Tag ist von ihnen<br />

ein Namensschild im Haus, angebracht unter dem<br />

einen Elektrizitätszähler im Hausflur: FRATTA,<br />

gestanzt mit einer handlichen Kleinmaschine, wie<br />

man sie vor Jahrzehnten hatte, in ein schmales<br />

Kunststoffband mit weisslichen Grossbuchstaben<br />

auf schmutzig grünlichen Grund. Der Strom wurde<br />

schon längst aus meiner Wohnung gemessen, aber<br />

Fratta war noch die Bezeichnung. Warum hätte ich<br />

das ändern sollen? Ihr Wegzug war unspektakulär,<br />

es war noch nicht die Zeit, wo man Abschiedsfeste<br />

veranstaltete, Adressen und Versprechen austauschte,<br />

einander zu besuchen und Gastrecht, gegenseitiges<br />

natürlich, zu gewähren.<br />

Ich bewunderte ihr Zurückgehen, sie brachten<br />

fertig, was meine Familie nicht in Betracht zog,<br />

die sich lieber einschweizerte als unser Trento<br />

anzupeilen. Frattas gingen einfach zurück. Nord-<br />

Impressum<br />

Die «<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>» wird von den <strong>Altstadt</strong>leisten<br />

gemeinsam gestaltet. Unter den Leistrubriken finden<br />

Sie leistinterne Informationen.<br />

Verantwortlich für die Herausgabe: Leist der<br />

Untern Stadt, Postfach 614, 3000 <strong>Bern</strong> 8<br />

Redaktion Leist der Untern Stadt:<br />

Sylvia Baumann (sb), Iris Gerber (ig), Johanna<br />

von Jecklin (JvJ), Xaver Zach (Za)<br />

Redaktion Kesslergass-Gesellschaft:<br />

Barbara Braun (bb), Annelies Hüssy (Hy)<br />

Redaktion Rathausgass-Brunngass-Leist:<br />

Edi Franz (ef), Peter Fröhlich (pfö),<br />

Stefan Theiler (drs)<br />

Redaktion Kramgassleist:<br />

Barbara Büttner (BaBü), Jsabelle Hirschi (jh),<br />

Regula Leuenberger (rlu)<br />

Inserateannahme + Produktion:<br />

Druckerei Weiss GmbH, Claudia Weiss und<br />

Pascale Thomann-Weiss, Kalchackerstrasse 7,<br />

3047 Bremgarten/BE, Tel. 031 301 22 79,<br />

weissdruck@bluewin.ch<br />

www.bern-altstadt.ch/brunnezytig,<br />

brunnezytig@bern-altstadt.ch<br />

LÄBIGI ALTSTADT<br />

italien, das weiss ich, und wenn ich jeweils über<br />

die norditalienische Autobahn rase, Venedig oder<br />

eben Trento entgegen, denke ich in der Gegend um<br />

Padua immer an Frattas, obwohl eigentlich nicht<br />

sie, sondern Di Capuas, Nachbarn aus dem Nebenhaus<br />

dahin zurückgingen. Von Frattas weiss ich<br />

nichts Genaueres als Norditalien. Irgendwo hier<br />

werden sie nun wohnen, in einem der Dörfer oder<br />

Städtchen um Romeo und Julias Montecchio.<br />

Ob sie seither mal <strong>Bern</strong> wieder besuchten, vor<br />

ihrem früheren Wohnhaus standen, die Haustür betrachteten,<br />

durch die sie jahrelang gingen, natürlich<br />

ist sie vollkommen identisch geblieben, auch<br />

nach den zwanzig Jahren seitherigen auf-und-zu-<br />

Gehens. Ob sie vielleicht einen kurzen Blick in<br />

den Hausflur wagten und bemerkten, dass der<br />

weisse Anstrich, schon damals dringend nötig gewesen,<br />

doch seither mal an die Hand genommen<br />

wurde, aber schon wieder alt ist? Ihren Briefkasten,<br />

den ersten gleich hinter der Haustür, den hätten<br />

sie sicher geschaut, meinen Namen daran<br />

gelesen und festgestellt, dass aus zwei kleinen,<br />

wirklich nur für Briefe tauglichen Kästen, einer in<br />

Zeitungsformat hergerichtet worden war. Hätten<br />

sie gerechnet, dass somit nicht mehr zehn Parteien<br />

in diesem Haus wohnen, dass folglich auch die<br />

Wohnungen, wie die Briefkästen zusammengelegt<br />

wurden, eine Einzimmerwohnung zu einer zweiten<br />

addiert das durchgehende Wohnen auf einem<br />

Stockwerk ermöglicht hatte? Hätten sie die nunmehr<br />

fünf Namensschilder gelesen, gesucht ob sie<br />

noch jemanden fänden, den sie gekannt hatten?<br />

Hätten sie den vor der Elektrifizierung montierte<br />

Glockenzug über den Briefkästen betätigen, mir in<br />

ihrer ehemaligen Wohnung erklären wollen, dass<br />

sie früher, als ich im ersten Stock wohnte, erst seit<br />

kurzer Zeit damals, eben hier in der Parterrewohnung<br />

gelebt hatten, ob sie sich einen raschen Blick<br />

hinein erlauben dürften? Ob ich mein Italienisch<br />

beisammen gehabt hätte, wenns schon in Deutsch<br />

kompliziert ist zu erklären, dass ich nach ihrer Zeit<br />

meine Erststockwohnung tauschte mit ihrer ehemaligen,<br />

aus dem einzigen Grund, den neu gekauften<br />

Flügel ebenerdig stellen zu können, da er nie<br />

und unmöglich durch das enge Treppenhaus hoch<br />

gebracht hätte werden können und ich also vor der<br />

Wahl gestanden hatte, entweder die Wohnung zu<br />

wechseln oder, was undenkbar gewesen war, auf<br />

den Flügel zu verzichten? Nochmals später erst –<br />

wären die passenden Jahreszahlen noch zu eruieren?<br />

– konnte ich meine erste Wohnung wieder<br />

dazu mieten, immerhin brauchte mein Kind, das<br />

erste wieder in diesem Haus, Platz.<br />

Die aareseitige Terrasse, mein Halbjahrwohnzimmer,<br />

mein Halbjahresesszimmer, mein Garten,<br />

meine Stadtnatur, übernahm ich absolut kahl.<br />

Bloss eiserne Haken waren in den Sandstein eingelassen,<br />

damit Seile zum Wäschehängen gespannt<br />

werden konnten. Auch auf den Nachbarterrassen<br />

nichts, kein Topf, keine Blume, kein Baum, kein<br />

Tisch, keine Stühle drum, keine den Wind aufnehmenden<br />

Klangstäbe. All das wurde erst später angeschleppt.<br />

Neuerungen, Neuerungen, immer alles kam neu<br />

dazu. Trotzdem, was das Haus angeht, ist alles<br />

alt. Andere sagen dem auch verkommen.<br />

Gebraucht über Jahrzehnte, ausgebessert, überstrichen,<br />

wieder ausgebessert, umgebaut, angepasst.<br />

Doch was will man den Sandsteinmauern anpassen,<br />

den tragenden Balken, den Decken, den<br />

Böden, den so und nicht anders möglichen Wänden?<br />

Alles ist krumm, alles bleibt schief, kein Bücherregal,<br />

kein Bilderrahmen kann gerade platziert<br />

werden. Das Augenmass ist das einzig taugliche,<br />

spottet jeder Wasserwaage oder Messleiste. Kein<br />

Winkel ist gleich wie der andere, alles was passen<br />

sollte muss separat berechnet werden. Oft behilft<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />

man sich eben lieber mit einer Übergangslösung,<br />

überklebt mit einer Latte, übermalt, dichtet mit<br />

Paste, schichtet Klebeband. So sammeln sich<br />

Übergangslösungen und Provisorien, Vorläufigkeiten<br />

und Machen-wirs-mal-so. Meine Wohnungsvorgänger<br />

liebten es, die Wände dunkel zu<br />

streichen, Brauntöne von beige bis sattem dunkel,<br />

überstrichen mit moosgrün und mausbraun. Das<br />

vorgelagerte Nordzimmerchen hingegen bemalten<br />

sie mit knalligem Hellblau. Kein Weiss, nirgends.<br />

Selbst die Decken waren bei ihnen dunkel, grünlichbraun.<br />

Auch in ihrer Zeit wird es keinem Sonnenstrahl<br />

möglich gewesen sein, sich in Richtung<br />

der Nordfenster dieser Wohnung abzuwinkeln.<br />

Das Zimmer musste die Gemütlichkeit einer warmen<br />

Höhle gehabt haben. So haben sich unsere<br />

Vorgänger bei uns festgesetzt: in der von ihnen<br />

aufgetragenen Wandfarbe, im von ihnen aufgetragenen<br />

behelfsmässigen Fugenkitt. Will ich Heutige<br />

etwas renovieren, begegne ich ihnen im Abkratzen<br />

ihrer Farbe, die teilweise punkto Festigkeit gleichsam<br />

für die Ewigkeit aufgetragen zu sein scheint,<br />

oder im Festkleben ihres zerkrümelnden Kitts mit<br />

einer neuen Schicht Dichtungsmaterial.<br />

Schicht auf Schicht. Farbe kommt dazu, Erfindungen<br />

kommen dazu, Vorschriften kommen dazu,<br />

Neues, Schicht auf Schicht, die Häuser werden gefüllt.<br />

Fliessendes Wasser war nicht immer im Haus. Irgend<br />

mal wurden aber doch Leitungen gezogen,<br />

kleinere zu Schüttsteinen in den Küchen und eines<br />

mit mächtigem Durchmesser senkrecht durch den<br />

Lichtschacht, ein dickes Gussrohr zur Ableitung<br />

all der Wässer, die es zur Zeit der Montage nicht<br />

mal denkbar gab: das der Waschmaschinen auf<br />

jeder Etage, der Geschirrspüler, der Duschen, der<br />

Toiletten. Kein Wasserrohr ist unter Verputz, jede<br />

Leitung sichtbar. An den kalten bildet sich Kondenswasser,<br />

an den heissen brennt man sich. Jede<br />

Neuerung ist sichtbar geblieben. Später kamen<br />

Strom und Gas ins Haus, Telefon. Jede Stromleitung<br />

ausser Verputz, jede Gasleitung auch. All die<br />

Adern der modernen Bedingungen sind an der<br />

Aussenhaut der Mauern angebracht. Krankt etwas,<br />

leckts, riechts nach Gas, ist eine Steckdose ohne<br />

Strom braucht keine Mauer aufgespitzt zu werden,


<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 LÄBIGI ALTSTADT<br />

3<br />

alles liegt an der Oberfläche, kann geflickt, geklebt<br />

und wieder überstrichen werden. Was total veraltet,<br />

bleibt als Relikt: Rediffusionsbuchsen, tote<br />

Gasrohrstummel, Kaminhut, wo mal eine Kochstelle<br />

darunter war.<br />

Viele Neuerungen kamen aber auch nicht dazu<br />

und gehören nicht zu unserem Standard hier.<br />

Die Toiletten blieben im Hausflur, Estriche ohne<br />

elektrisches Licht, kein Zeitschalter reguliert das<br />

Licht im Treppenhaus, keine Heizung wurde montiert,<br />

Isolation oder Dampfabzüge sind allesamt zu<br />

moderner Firlefanz.<br />

All die Leute, wären sie statt über Generationen verteilt<br />

jetzt alle beieinander, alle, die hier im Haus mit<br />

ihren Schritten den Boden bearbeiteten und jeden<br />

Tag weiter bearbeiten, so dass selbst im harten Klinkerboden<br />

sich über die Jahre Vertiefungen einschleifen,<br />

da wo jeder auftritt, alle immer schon aufgetreten<br />

sind, ob die zu schwere Frau oder das eilende<br />

Kind, selbst wenn es nur jeden dritten Tritt nimmt,<br />

wäre kein Nach- sondern Miteinander, es gäbe eine<br />

beträchtliche Prozession durch unser Haus.<br />

Jeder in seinem ihn erkennbaren Schritt: er mit<br />

dem energischen, nach dem Auftreten leicht nachfederndem<br />

seitlichen Dreh im Fuss, im immer raschen,<br />

irgendwie hüpfenden Tempo. Wie er eine<br />

Sekunde zwei stehen bleibt, Kopfhörer stöpselt,<br />

neu umhängt, um dann ohne zu beschleunigen,<br />

gleich vom ersten Schritt an wieder raschen Tempos<br />

weiterzuspringen; alle in ihrem sie erkennbar<br />

machenden Schuhwerk trippeln oder stampfen sie<br />

treppauf und -ab, lassen wie durch feinstes Schleifpapier<br />

den Klinkerboden glänzen und das Holz der<br />

Stufen gegen die Mitte zu einige Nuancen heller<br />

werden. Gravieren sich in die Geschichte des Hauses<br />

ein, setzen ihre Zeichen, arbeiten an ihren Hinterlassenschaften.<br />

Wer hat denn die tiefen Kerben<br />

geritzt dort in den Treppenstufen, das Seil des<br />

Handlaufs zerfranst, die Wand durchgebrochen um<br />

ein Fensterchen zu gewinnen, der Gipswand die<br />

Vertiefungen beigebracht, die Delle hier, die aufgesprungene<br />

Wandtäfelung, das gesplitterte Holz?<br />

Antworten wären: meine Kinder opferten das Seil<br />

ihren Rutsch- und Flugpartien, bei ihren Wetten,<br />

ohne den Boden zu berühren vom ersten Stock ins<br />

Parterre zu gelangen, und fliegen musste trainiert<br />

werden; die Wand haben wir durchgebrochen und<br />

am aufgesprungenen Verputz ist mein Velo schuld;<br />

alles andere war immer schon so. Episoden und<br />

Zeichen aus der Hausbewohnergeschichte.<br />

Das Seil bleibt zerfranst, die Wand durchbrochen.<br />

Das neue Fenster wird den zukünftigen Bewohnern<br />

der nächsten Generationen einen Lichtstrahl<br />

in die Küche durchgehen lassen, genau gleich wie<br />

er heute zu mir durchkommen kann. Und nur kurz<br />

kommt mir ein seltsames Gefühl auf, bedenkend,<br />

dass auch ich für meine Wohnung bloss eine zwischenzeitliche<br />

Episode bin. Zukünftige, wenn ich<br />

dann doch endlich im italienischen Trento sein<br />

werde, werden sich in meiner knapp belichteten<br />

Küche ihren Kaffee kochen, ihre volle Tasse durch<br />

mein Zimmer tragen, dabei meinen Holzboden<br />

ebenfalls bekleckern, winters in meinem Wohnzimmer<br />

ans Fenster sitzen und natürlich auch über<br />

die Zugluft klagen, sommers meiner Terrasse zustreben,<br />

wo meine für den Wegtransport zu schweren<br />

Pflanzenkübel immer noch stehen (was<br />

brauche ich sie in Trento?) und beim Durchqueren<br />

meines nördlichen Zimmerchens sich einmal mehr<br />

entsetzen über den von üblem Geschmack zeugenden<br />

hellblauen Wandanstrich ihrer namenlos fremden<br />

Vorbewohner. Wäre die Farbe nicht gleichsam<br />

für die Ewigkeit in den Verputz eingearbeitet – ich<br />

habe bei der Renovation keinen Aufwand gescheut!<br />

– sie hätten sie längst überstrichen!<br />

Iris Gerber<br />

Zum Rücktritt von Nicolas und Ursula Adamek<br />

Eine kurze, aber reichhaltige<br />

Amtszeit<br />

Von Anfang an hatte er es gesagt. Er werde nur wenige Jahre im Amt bleiben. Nun ist Nicolas<br />

Adamek ein Mann, der sich an einmal gegebene Aussagen erinnert und Versprechen auch<br />

einhält. Und so hat Nicolas Adamek im Mai an der Hauptversammlung des Kramgassleists,<br />

sein Amt als Leistpräsident abgegeben. Mit ihm tritt auch seine Frau Ursula aus dem Vorstand<br />

zurück, die nimmermüde Sekretärin und Kassiererin des Kramgassleists. Insgesamt<br />

gut zehn Jahre haben sich die beiden voller Elan für das Wohl der Kramgasse eingesetzt. Für<br />

die <strong>Brunne</strong><strong>Zytig</strong> ziehen sie Bilanz.<br />

Als er vor drei Jahren zum<br />

Präsidenten des Kramgassleists<br />

gewählt wurde, war<br />

für Nicolas Adamek klar:<br />

«Ich wollte den Leist im<br />

Sinne meiner Vorgängerin<br />

Ursula Bischof Scherer<br />

weiterführen.» Sie habe<br />

neuen Geist, neues Leben<br />

und Selbstbewusstsein in<br />

die Gasse gebracht. «Darauf<br />

habe ich auf- und weiterbauen<br />

können,» sagt er.<br />

«Zäme geits» – dieses<br />

Motto sei für ihn Richtschnur<br />

gewesen. «Wenn<br />

man Probleme gemeinsam<br />

anpackt, lassen sie sich<br />

auch besser und schneller<br />

lösen.» Das sei zwar keine<br />

besonders neue und originelle<br />

Erkenntnis, wiegelt er sofort ab. Aber man<br />

müsse sie eben auch umsetzen. Dies tue der Kramgassleist.<br />

Es sei doch toll, dass die Menschen in der<br />

Gasse jetzt mehr miteinander redeten. Ursula Adamek<br />

stimmt ihm zu. Sie habe, ergänzt sie lebhaft,<br />

in den vielen Jahren so viele unterschiedliche Leute<br />

kennengelernt und mit ihnen auch über deren Sorgen<br />

und «Sörgeli» sprechen können. «Das hat mich<br />

sehr gefreut und auch berührt.»<br />

Das Schwergewicht unter den Leisten<br />

Zufrieden sind die beiden auch über die «Aussenwirkung»<br />

des Kramgassleists. Er sei ein «Schwergewicht»<br />

unter den Leisten geworden. Seine<br />

Stimme werde gehört, bei den anderen Leisten, aber<br />

auch bei der Stadt und den Behörden. «Wir sind<br />

nicht mehr ‚die da unten’, sondern das Zentrum der<br />

Stadt.» Ganz kurz schwingt etwas Stolz in Nicolas<br />

Adameks Stimme mit, bevor er dann in seiner ruhigen,<br />

bedächtigen Art ein ABER formuliert. Die Zusammenarbeit<br />

mit der Stadt, die sei komplizierter<br />

gewesen als er erwartet habe. Er habe den Eindruck<br />

erhalten, die einzelnen Behörden würden «nicht<br />

miteinander reden, geschweige denn zusammenarbeiten.»<br />

Individuell und eigenwillig<br />

Aber mit dem Negativen wollen sich die Adameks,<br />

getreu ihrer Maxime «positiv denken,» nicht lange<br />

aufhalten. Lieber berichten sie vom Leiststand am<br />

Buskers. Die «tavola Kramgasse» sei, obwohl es<br />

sie erst seit zwei Jahren gebe, bereits zu einer Institution<br />

geworden. «Ein riesiger Chrampf, aber auch<br />

ein riesiger Spass» sei das, der den Zusammenhalt<br />

unter den Leuten gefördert habe. Sie freuen sich<br />

über die initiierten Kulturanlässe für die Leistmitglieder:<br />

«Kramgasse goes...» , weil sie so regen Zuspruch<br />

erfahren.<br />

Vieles haben die beiden zuhause ausgeheckt. «Der<br />

Leist hat einfach zu unserem Leben gehört.» Lächelnd<br />

erzählt Ursula Adamek von den vielen Abenden,<br />

an denen sie am Küchentisch über die Arbeit<br />

im Leist diskutiert hätten. «Wir waren längst nicht<br />

immer einer Meinung.» Was Nicolas Adamek au-<br />

Ursula und Nicolas Adamek: Es hat «gefägt» BaBü<br />

genzwinkernd mit der Bemerkung pariert, der Präsident<br />

habe eben «eine sehr unabhängige und eigenwillige<br />

Sekretärin gehabt.» Rasch winden die<br />

beiden nun dem Vorstand ein Kränzchen. Keine und<br />

keiner sei da «Wasserträger» des Präsidenten gewesen,<br />

sondern alle engagierte Individualisten. Aus der<br />

Vorstandsarbeit heraus hätten sich enge Freundschaften<br />

entwickelt.<br />

Ein Generationenwechsel im Leistvorstand<br />

So lassen die beiden also nun Leistamt und -würden<br />

hinter sich, mit etwas Wehmut zwar, aber auch mit<br />

einer gewissen Erleichterung. Er freue sich, jetzt<br />

wieder voll für sein Geschäft da sein zu können,<br />

meint Nicolas Adamek. Oft habe er 20 bis 30 Prozent<br />

seiner Arbeitszeit für den Leist aufgewendet.<br />

Doch ganz will er sich nicht zurückziehen. Natürlich<br />

wolle er beim «la-Tavola-Stand im August wieder<br />

mithelfen und auch bei den Kulturanlässen.<br />

«Aber nicht mehr federführend.» Ursula Adamek<br />

freut sich ihrerseits, dass sie nun ihr ganzes Engagement<br />

auf ihr Amt als Vizepräsidentin der Spysi konzentrieren<br />

kann. «Da konnte ich aus Zeitgründen<br />

bisher weniger machen als ich wollte.»<br />

Ganz bewusst haben Nicolas und Ursula Adamek<br />

einen Generationenwechsel im Kramgassleist eingeleitet.<br />

Sie wollen ihren Nachfolgern auch keine<br />

Ratschläge erteilen. «Der Nicola Schneller wird das<br />

Präsidium auf seine Art ausüben, er ist auch sehr gut<br />

organisiert,» sagt der Fast-Namensvetter Nicolas<br />

Adamek. «Kurt Gerber ist Bankfilialleiter, dem<br />

muss ich sicher nichts über die Kassenführung beibringen.<br />

Und auf die Leute zugehen, das kann er bestens,»<br />

sagt Ursula Adamek.<br />

Das Kürzestfazit der Vorgänger über ihre Amtszeit<br />

sei deshalb für die beiden «Neuen» gleichermassen<br />

Ansporn und Aufmunterung. Der alt-Präsident:<br />

«Recht viel Arbeit, viel Freude, gute Freundschaften,<br />

gute Gespräche.» Die alt- Sekretärin und -Kassiererin:<br />

«Es hat gefägt – und ich werde sicher<br />

gränne an der letzten HV.» Was sie aber dann doch<br />

nicht getan hat. BaBü


4<br />

Der Bärner Bär<br />

geht auf Weltreise<br />

Keine Angst, keiner unserer Bären wird auf eine<br />

Reise geschickt. Nein – so heisst eine musikalische<br />

Collage, die im Rahmen der Serenade des <strong>Bern</strong>er<br />

Musikkollegiums in der Rathaushalle uraufgeführt<br />

wird.<br />

Der Bärner Bär möchte üben. Nicht etwa schwimmen<br />

oder klettern oder nach Rüebli betteln. Er<br />

möchte seinen Marsch üben. Richtig: den Bärner<br />

Marsch. Dieses «Träm träm trä de ri di.» Nicht unbedingt<br />

hochstehende Musik, eher banal, aber gerade<br />

doch richtig für einen Bären. Leider wird er<br />

beim Üben immer wieder gestört. Andere Bären<br />

üben nämlich auch. Jeder für sich. Und das gibt<br />

ein arges Durcheinander, weshalb sich der Bär entschliesst,<br />

zwecks musikalischer Fortbildung eine<br />

Reise zu machen. Wohin die Reise führt und was<br />

er da alles erlebt, verraten wir hier nicht, das könnt<br />

Ihr aber an unserer Serenade erhören und erleben.<br />

Nur soviel: diese Welturaufführung macht Spass!<br />

Also:<br />

Serenade mit dem <strong>Bern</strong>er Musikkollegium<br />

Rathaushalle <strong>Bern</strong><br />

Freitag, 18. Juni 2010, 20 Uhr<br />

Der Bärner Bär geht auf Weltreise<br />

eine musikalische Collage von Beat Schüttel (selber<br />

ein waschechter <strong>Bern</strong>er) und eine Europa-<br />

Tournée mit Haydn, Bizet, Strauss Vater und<br />

Rimskij-Korsakow.<br />

Eintritt frei – Kollekte<br />

Eilmeldung<br />

Die <strong>Brunne</strong><strong>Zytig</strong> wird voraussichtlich ihren<br />

Namen ändern müssen. Die <strong>Bern</strong>er Stadtregierung,<br />

bemüht um einen politisch korrekten Sprachgebrauch,<br />

hat nämlich soeben einen zwölfseitigen –<br />

notabene verbindlichen - Leitfaden für die Stadtverwaltung<br />

herausgegeben. Darin werden alle<br />

Wörter aufgelistet, die künftig, weil sexistisch und<br />

nicht geschlechtergerecht, verpönt sind. Kein<br />

Stadtangestellter wird Ihnen jemals wieder ein Unwort<br />

wie «Fussgängerstreifen» oder «Mannschaft»<br />

ins Gesicht schleudern dürfen, Sie mit dem Ausdruck<br />

«Anfängerkurs» beleidigen oder unflätig<br />

von einem «Führerausweis» sprechen. «Zebrastreifen»,<br />

«Team», «Einstiegskurs» und Fahrausweis<br />

wird das künftig heissen, denn damit wird<br />

die ganze Menschheit mit einbezogen, nicht<br />

nur ihre testosterongebeutelte knappe, aber aufsässige<br />

Hälfte. Noch gilt das alles nur für die Stadtverwaltung,<br />

doch wer weiss, was da noch alles auf<br />

uns zu kommt. Die Tage des «Bärenparks» (Plantigradinnen-Anlage?)<br />

jedenfalls dürften gezählt<br />

sein und <strong>Bern</strong> sich bald nicht mehr «Zähringerstadt»<br />

nennen. «Clementinenstadt» wäre doch viel<br />

hübscher und bestimmt ist es historisch genauso<br />

akkurat, davon auszugehen, dass der Berchtold<br />

ohne seine Clementia von Burgund weder Bären<br />

erlegt noch Städte gegründet hätte. Wie auch<br />

immer, selbst der Name dieser Zeitung wird wohl<br />

geändert werden müssen, schliesslich ist auch «der<br />

<strong>Brunne</strong>n» ein abscheulich männliches Wort. Wundern<br />

Sie sich also bitte nicht, wenn Sie in ein paar<br />

Monaten die erste Nummer der «Gewässer-Zeitung»<br />

in den Händen halten werden: Der Wein ist<br />

der alte. Nur die Schläuche sind neu.<br />

P.S. : Guter Tipp für Stadtväter, die wirklich ernsthaft<br />

etwas für die Gleichberechtigung tun möchten:<br />

Ich würde bei den Löhnen anfangen.<br />

JvJ<br />

LÄBIGI ALTSTADT<br />

«Die <strong>Bern</strong>er sollten mit vor Stolz<br />

geschwellter Brust herumlaufen»<br />

<strong>Bern</strong> freut sich über den neuen Bärenpark. Und der Bärenparkdirektor freut sich über <strong>Bern</strong>.<br />

Ein Interview mit <strong>Bern</strong>d Schildger zur Erklärung einer Idylle.<br />

Sie haben zu Weihnachten zwei Bärchen bekommen.<br />

Wann genau sind Urs und <strong>Bern</strong>a zur Welt<br />

gekommen?<br />

<strong>Bern</strong>d Schildger: Genau wissen wir es nicht.<br />

Björk ist am 15. Dezember das letzte Mal in die<br />

Innenstallungen gekommen. Wir sehen auf unseren<br />

Aufnahmen aus der Höhle, dass die Jungen<br />

vermutlich bereits am 16. da waren.<br />

Warum haben Sie die Öffentlichkeit nicht früher<br />

informiert?<br />

Weil Bärenmütter empfindliche Wesen sind. Wenn<br />

sie sich gestört fühlen, dann fressen sie ihre Jungen.<br />

Im Gegensatz zu einem traditionellen Zoo, hatten<br />

sie keine Möglichkeit, einzugreifen. War das<br />

nicht zu riskant?<br />

Die Frage resultiert aus der grundsätzlichen Fehleinschätzung,<br />

dass wir in der Lage seien, in erheblichen<br />

Mass Einfluss zu nehmen. Wenn etwas<br />

schief geht, hat die Bärenmutter die Kleinen in wenigen<br />

Sekunden tot gebissen. Unsere Einflusssphäre<br />

beschränkt sich darauf, die Rahmenbedingungen<br />

so zu gestalten, dass sie für die Bärin akzeptabel<br />

sind.<br />

Aber im Zoo kann man die Jungen der Mutter im<br />

Notfall wegnehmen?<br />

Das bekannteste Beispiel ist wohl der Eisbär Knut.<br />

Den hat man aber nicht von der Mutter getrennt,<br />

weil sie sich schlecht um ihn kümmerte, sondern<br />

weil sie nicht laktierte. Dass das so war, weist darauf<br />

hin, dass die Rahmenbedingungen nicht adäquat<br />

waren. Man hat also ein vorher geschaffenes<br />

Problem im Nachhinein zu korrigieren versucht.<br />

Können Sie inzwischen aufatmen?<br />

Die Hauptgefahr ist ohne Frage vorbei. Insbesondere<br />

auch deshalb, weil Björk eine sehr ruhige<br />

Bärin ist, die ihre Umgebung gut im Griff hat. Sie<br />

entscheidet, wann sie mit den Jungen rauskommt<br />

und wann sie wieder rein müssen. Sie bringt ihnen<br />

bei, was sie machen dürfen und was sie nicht machen<br />

sollen.<br />

Was sind gefährliche Situationen?<br />

Die grösste Gefahr sind Fremdkörper: Biergläser,<br />

Aschenbecher, Hartgummibälle oder Zigaretten.<br />

Gefährlich wären auch tagtägliche Menschenmengen,<br />

Gejohle und Geschrei. Aber bisher verhalten<br />

sich die meisten Leute seriös und ruhig, kaum<br />

einer wirft etwas ins Gehege. Bleibt das so, dann<br />

wird wahrscheinlich nichts passieren.<br />

Sie sind also mit den <strong>Bern</strong>ern zufrieden?<br />

Mit den Männern sehr, mit den Damen hingegen…<br />

Scherz beiseite, es ist ein Zeichen der Besonderheit<br />

dieser Stadt, dass der überwiegende Teil der<br />

Originelle Mode…<br />

Spezielle Accessoires…<br />

mit Liebe für Sie<br />

ausgewählt<br />

Kramgasse 70<br />

3011 <strong>Bern</strong><br />

Tel. 031 311 58 00<br />

Fax 031 311 19 87<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />

<strong>Bern</strong>d Schildger<br />

Besucher Rücksicht nimmt. In Frankfurt, Berlin<br />

oder New York wäre das undenkbar.<br />

Ist es eine Pionierleistung, dass Bären in Gefangenschaft<br />

unter solchen Umständen geboren<br />

werden?<br />

Das ist heute überwiegend der Fall. Was die Anlage<br />

hier besonders macht, ist die Lokalisation. Es ist<br />

eine Anlage mitten in einer Stadt mit hohem Touristenandrang,<br />

auf einem rund um die Uhr zugänglichen<br />

Areal ohne Eingangs- und Ausgangstor.<br />

Werden Sie bei der nächsten Bärengeburt wieder<br />

gleich vorgehen?<br />

Bei einem Stichprobenumfang von eins davon<br />

reden zu wollen, dass es ein ausgeklügeltes und<br />

bewährtes System ist, davor würde ich mich<br />

hüten. Aber es spricht doch einiges dafür, dass das<br />

Vorgehen so schlecht nicht war. Insbesondere weil<br />

es Björks allererste Geburt war und sie erst seit<br />

dem 9. Oktober in der neuen Anlage ist, in einer<br />

völlig anderen Umgebung. Und trotzdem hat’s geklappt.<br />

Ist die Höhle nicht zu nah an der Treppe mit den<br />

Leuten?<br />

Eine Bärin, die Junge hat, kennt nur eine einzige<br />

Gefahr. Das sind andere Bären, insbesondere vagabundierende<br />

Männchen. Von denen will sie am<br />

meisten Distanz gewahrt sehen. An die Menschen<br />

ist Björk vom Tierpark her gewohnt, sie sind bisher<br />

in ihrem Erfahrungshorizont nicht negativ besetzt,<br />

sind eher Belustigung und ansonsten einfach<br />

Rahmenbedingung.<br />

Fondue in der Krone-Bar:<br />

bei uns auch im Sommer!


<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 LÄBIGI ALTSTADT<br />

5<br />

Finn schien am Anfang von den Besuchern aber<br />

ziemlich Angst zu haben.<br />

Es gibt Verhaltensmuster, die jeder Bär an den Tag<br />

legt, aber Bären sind auch Individuen. Während<br />

Björk neuen Eindrücken offen gegenüber tritt, ist<br />

Finn ein sehr vorsichtiger Bär. Am Anfang hat er<br />

drei Tage lang vor dem offenen Schieber gesessen.<br />

Da habe ich im Coop einen Lachs gekauft, ein<br />

Monster für 110 Franken, und ihn vor den Schieber<br />

gelegt. Finn liebt Fisch über alles, er hat sich ein<br />

paar Millimeter raus gewagt, aber die Hinterbeine<br />

mussten immer im Stall bleiben. Schliesslich hat<br />

Björk den Lachs gefressen. Da hat er gebrüllt, dass<br />

das Echo vom Münster zurückgekommen ist.<br />

Der scheue Finn ist aber auch ein Chaot – sein<br />

Gehege sieht schlimm aus.<br />

Das resultiert aus der eigenartigen anatomischphysiologischen<br />

Konstruktion des Bären. Er ist ein<br />

Grosssäugetier und ernährt sich, obgleich er ein<br />

Raubtiergebiss hat, zu gut 80 Prozent von Pflanzen.<br />

Im Gegensatz zu anderen Pflanzenfressern<br />

fehlt in seinem Verdauungstrakt aber ein Kompartiment,<br />

das diese Nahrung aufzuschlüsseln hilft.<br />

Dazu kommt, dass der Bär sehr saisonal ist. Vor<br />

und nach dem Winterschlaf frisst er so viel, dass er<br />

pro Tag ein Kilo zunimmt. Gleichzeitig hat er<br />

einen sehr kleinen Magen. Sein Tagesrhythmus ist<br />

deshalb durch die Nahrungssuche determiniert. Er<br />

frisst, füllt den Magen, sucht sich ein Schlafnest,<br />

verdaut. Steht auf, füllt wieder den Magen, schläft,<br />

verdaut. Es ist tief in der Physiologie des Bären<br />

drin, dass er alles Mögliche auseinanderbaut, um<br />

zu sehen, ob etwas Essbares drin ist.<br />

Ist es nicht Tierquälerei, dass Finn Björk und<br />

ihre Jungen sieht, aber nicht zu ihnen kann?<br />

Die Frage nach dem Leiden ist eine legitime Frage.<br />

Tierquälerei wäre, wenn ich mir sicher sein<br />

müsste, dass das Tier darunter leidet. Aber wenn<br />

Finn sein Gehege umgräbt und versucht, unter der<br />

Schrankung hindurch zu kommen, dann wage ich<br />

zu bezweifeln, dass er dabei leidet. Das Tier kann<br />

sich nicht wie wir in die Zukunft transformieren.<br />

Es lebt nach dem «Try and error”-Prinzip. Versucht<br />

etwas und wenn es gelingt ist es Ok, wenn<br />

nicht, ist es auch gut. Natürlich riecht und sieht er<br />

die Jungtiere. Die wären ein prima Leckerbissen.<br />

Merken Bären nicht, dass sie so ihr eigenes Erbgut<br />

zerstören?<br />

Nein, das wissen Bären eigenartigerweise nicht.<br />

Deshalb ist das Wichtigste, was die Bärin den Jungen<br />

beibringt, auf ihr Kommando hin auf dünne<br />

Bäume zu klettern.<br />

Wie lange bleibt Finn von Björk getrennt?<br />

Solange die Jungen hier sind. Normalerweise kümmert<br />

sich die Bärin zwei Jahre um ihren Nachwuchs.<br />

Dann müssen die Jungen sich ein eigenes<br />

Feld als Nahrungsgrundlage suchen. Sobald wir<br />

ihr Geschlecht mit Bestimmtheit kennen, kommen<br />

sie zur Vermittlung auf internationale Zoolisten.<br />

Sie haben von den besonderen Verhalten der <strong>Bern</strong>er<br />

dem Bären gegenüber gesprochen. Woher<br />

kommt es?<br />

Die nächste Ausgabe der<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong> erscheint am<br />

17. September 2010<br />

Redaktionsschluss:<br />

27. August 2010<br />

Aus der Distanz des Ausländers scheint mir, dass<br />

es hier tatsächlich einen über 500 Jahre tief verankerten<br />

Bezug zum Bären gibt. Er ist nicht wie in<br />

Berlin zu einem Signet auf einem Wappen verkommen,<br />

sondern – das kann man den alten Bärengräben<br />

zugute halten – war als Symbol der<br />

Stadt immer lebend präsent. Dass Bären zu <strong>Bern</strong><br />

gehören ist deshalb mehr als ein Trivialspruch. Das<br />

lässt sich belegen. 88 Prozent der Bevölkerung<br />

haben dem Bau des Bärenparks zugestimmt.<br />

Der viel teurer war, als geplant.<br />

Die Menschen, die hierher kommen, zeigen, ob es<br />

richtig oder falsch war, diese Anlage zu bauen. Seit<br />

der Eröffnung haben wir in fünf Monaten über 300<br />

000 Besucher gehabt. Setzt man das in Relation zu<br />

den Kosten, sieht es nicht mehr so schlimm aus.<br />

Auch die Verweildauer ist länger. Niemand läuft<br />

hier in nur drei Minuten rum. Und wir wissen aus<br />

dem Tourismus: Bleibt jemand länger als sechs<br />

Stunden in einer Stadt, dann übernachtet er auch,<br />

gibt also mehr Geld aus.<br />

Es gibt aber auch einiges zu kritisieren. Die viel<br />

zu enge Treppe zur Aare hinunter zum Beispiel.<br />

Die Treppe ist ein Chaos. Wir wollten, eine 10 000<br />

Quadratmeter grosse Anlage, jetzt sind der Kosten<br />

wegen 5000. Alles hätte im April 2009 fertig sein<br />

sollen, damit das Grün ohne Bären hinreichend<br />

hochwachsen kann, de facto haben wir in der<br />

Nacht vor der Eröffnung noch gebaut. Vieles hätte<br />

man im Detail besser machen können. Aber das<br />

Negative in einer Sache tangiert das Gute in der<br />

gleichen Sache nicht. Ich finde also schon, dass<br />

jede <strong>Bern</strong>erin und jeder <strong>Bern</strong>er jetzt mit ein wenig<br />

mehr vor Stolz geschwellter Brust herumlaufen<br />

sollte. Und all die Diskussionen darüber, ob <strong>Bern</strong><br />

mit Städten wie Zürich oder Berlin mithalten kann,<br />

sind völlig unangebracht.<br />

Die <strong>Bern</strong>er sind zu bescheiden?<br />

Manchmal kommt mir der Verdacht, dass etwas<br />

ganz anderes dahinter steckt. Warum hat es der<br />

Stadtpräsident so schwer, diese Stadt zu verkaufen?<br />

Ich wage zu behaupten, dass es nicht nur daran liegt,<br />

dass man sie nicht verkaufen könnte. Sondern<br />

daran, dass man sie nicht verkaufen will. Bescheidenheit,<br />

heisst es, ist die höchste Form der Arroganz.<br />

Leoluca D’Anna, Gymnasium Kirchenfeld<br />

RARITÄTEN AUS DEM ORIENT<br />

alte und antike flachgewebe<br />

und knüpfkunst<br />

restauration . schätzungen<br />

a t e l i e r<br />

IRMAK<br />

ATELIER Irmak<br />

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Buskers <strong>Bern</strong><br />

Zum 7. Mal findet auch diesen Sommer wieder das<br />

Buskers <strong>Bern</strong> Strassenmusik-Festival statt, das<br />

grösste Strassenmusik-Festival der Schweiz. Während<br />

3 Tagen verzaubert es <strong>Bern</strong>s Gassen. Da wird<br />

mit Hingabe musiziert, gesungen, Feuer geschluckt,<br />

gegaukelt und<br />

gelacht, da ist alles ein<br />

bisschen anders, ein<br />

bisschen frecher, lauter,<br />

verrückter und verträumter.<br />

Und mitten<br />

drin, im Erlacherhof,<br />

der natürlich auch eine<br />

Bühne ist, unterhält der<br />

Lus seine kleine, aber<br />

feine Bar, ein paar Tische<br />

und Bänke und<br />

serviert Stärkung für Leib und Seele. Wir freuen<br />

uns auf Ihren Besuch!<br />

Vom 12. bis 14. August 2010<br />

(www.buskersbern.ch)


6<br />

Siebter <strong>Bern</strong>er<br />

Orgelspaziergang<br />

Samstag, 21. August 2010<br />

Verpasst<br />

Letscht Nacht han i im Troum es SMS übercho:<br />

I törf ir Camerata Coeli mitschpile<br />

Der Kreisler sig Schtimmfüehrer vo de Nostalgyge<br />

U der Casals vo de Visioncelli<br />

Morn am Morge törf i de nid lang zmorgele<br />

Di erschti Prob syg scho am Viertu ab Nüni<br />

Schön! han i tänkt: Der Kreisler u der Casals<br />

Scho morn am Morge – u bi erwachet, i Löu<br />

U drum weiss i gäng no nid wie das tönti:<br />

D‘ Nostalgyge u d‘ Visioncelli<br />

Kein Geringerer als Urs Frauchiger konnte für die<br />

7. Auflage des <strong>Bern</strong>er Orgelspaziergangs gewonnen<br />

werden. Seine von ihm selber vorgetragenen<br />

Texte werden die Orgelspielenden zu einem reichhaltigen<br />

musikalischen Programm inspirieren.<br />

Beim <strong>Bern</strong>er Orgelspaziergang darf man mit Fug<br />

und Recht von einer Tradition sprechen. Er gehört<br />

mittlerweile zu den Highlights des kulturellen Lebens<br />

der Stadt. Wollte man ihn absetzen (was übrigens<br />

nicht zur Diskussion steht), würde man sich<br />

zahlreiche Feinde schaffen, denn viele warten jährlich<br />

auf die Neuauflage.<br />

Die Grundstruktur bleibt: 5 Kirchen der <strong>Bern</strong>er Innenstadt,<br />

begleitende Texte, 3 Orgelbeiträge pro<br />

Kirche und das grosse Finale in der Heiliggeistkirche.<br />

Immer wieder werden neue Ideen gesucht, wodurch<br />

der Anlass – äusserlich zwar immer in demselben<br />

Rahmen – neue Inhalte und Akzente erhält.<br />

Zudem ist der Fundus der Orgelliteratur unerschöpflich.<br />

Auch dieses Jahr reicht die Palette vom 17. bis ins<br />

20. Jahrhundert, von Froberger (gespielt auf der<br />

neuen altitalienischen Chororgel der Dreifaltigkeitskirche)<br />

bis Ives (auf der grossartigen Goll-<br />

Orgel der Französischen Kirche). Wiederum<br />

beteiligt sich der Grossteil der <strong>Bern</strong>er Organistinnen<br />

und Organisten.<br />

Schon am Samstagvormittag herrscht Volksfeststimmung:<br />

ein Drehorgelspieler wirbt in der <strong>Altstadt</strong><br />

für den Orgelspaziergang, der 12.00 an der<br />

Chororgel der Dreifaltigkeitskirche beginnt. Es<br />

folgen Münster (13.00), Nydeggkirche (14.00),<br />

Französische Kirche (15.30) und schliesslich Heiliggeistkirche<br />

(16.30) – direkt beim Bahnhof gelegen,<br />

von wo aus man wieder die Heimreise<br />

antreten kann.<br />

Jürg <strong>Brunne</strong>r<br />

LÄBIGI ALTSTADT<br />

<strong>Bern</strong> liest…<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />

<strong>Bern</strong> liest an der Aare, auf der Plattform, in Tram und Bus und während dreieinhalb Wochen<br />

auch in den Lauben und an Schaufenstern. <strong>Bern</strong> city organisierte mit 79 Mitgliedsgeschäften<br />

eine literarische Schnitzeljagd in der Innenstadt. 16 verschiedene Kurzgeschichten wurden<br />

mit Plakaten an den Schaufenstern der Innenstadtgeschäften in Einzelteilen dargestellt und<br />

luden zum lesen ein.<br />

Zwischen unterer Gerechtigkeitsgasse und City<br />

West verführten Geschichten mit Crime und Spannung,<br />

gewürzt mit Sex zu einem Schaufenster-<br />

Spaziergang der andern Art. Die Besucher konnten<br />

die sechzehn Kurzgeschichten vollständig lesen,<br />

wenn sie den Spaziergängen folgten, so ergab sich<br />

eine unterhaltsame Schnitzeljagd von Schaufenster<br />

zu Schaufenster durch die Gassen und Lauben der<br />

<strong>Altstadt</strong>.<br />

Einzelne Textausschnitte führten zu recht interessanten<br />

Diskussionen, ob die entsprechenden Kapitel<br />

nun absichtlich bei den jeweiligen <strong>Geschäfte</strong>n<br />

angebracht wurden, oder ob der Zufall zugeschlagen<br />

hat.<br />

So schweifen beim Möbelgeschäft Utiger beim<br />

Text: «Ein fetter Bonus ist auch ein Statussymbol.»<br />

der Blick vom Text durch die durchsichtige<br />

Folie auf die ausgestellten Möbel und man<br />

wünschte sich auch einen fetten Bonus. »Nur: was<br />

nützt ein Statussymbol, wenn man es geheim halten<br />

muss? 1 » Nun mit den entsprechenden neuen<br />

Möbeln liesse sich auch dies geheim halten und<br />

die neuen Möbel könnten dann mit den statusgerechten<br />

Bildern und Kunstwerken aus dem Kunstreich<br />

bei einer «Gutschrift: 640’000.00. 2 » ergänzt<br />

werden. Aber da keine Boni auf meinem Konto<br />

ihre Spuren hinterlassen, rumpelt etwas. «Zuerst<br />

glaubte ich, es käme aus meinem Körper. 3 » Aber<br />

auch da ist ja die Rathaus-Apotheke gerade die<br />

richtige Adresse. Und für die optischen Probleme:<br />

«Seine Augen schwollen dramatisch an, als füllten<br />

sie sich mit all meiner Bosheit. 4 » bietet hoffentlich<br />

Saulnier Optik eine Lösung.<br />

Nach diesem Spaziergang bietet sich ein erholsamer<br />

Umtrunk und eine kleine Plauderei bei Adrianos<br />

an: «Aber neulich habe ich nach einigen<br />

Gläschen Wein im Familienkreis über diesen geplanten<br />

Auftritt geplaudert. 5 » Der geplante Auftritt<br />

hatte allerdings nichts mit dem nächsten Aare-<br />

schwumm zu tun. Nach den Ausführungen zum<br />

Sexleben der Aarechempe6 <strong>Bern</strong> liest …<br />

wird niemand sich<br />

gleichgültig die Aare hinunter treiben lassen, wenn<br />

im Bachgrund die Steine chlackern und rumpeln.<br />

P:S. Die Besucher konnten im Zusammenhang mit<br />

der Aktion einen Wettbewerb ausfüllen. Die Antworten<br />

und Gewinner sind in der Zwischenzeit auf<br />

der Homepage von <strong>Bern</strong>city bekannt gegen worden.<br />

rlu<br />

1 Martin Suter, Das Bonus-Geheimnis<br />

2 Martin Suter, Das Bonus-Geheimnis<br />

3 Haruki Murakami, Das grüne Monster<br />

4 Haruki Murakami, Das grüne Monster<br />

5 Ingrid Noll, Die Sekretärin<br />

6 Eliette von Siebenthal, das Sexleben der<br />

Aarechempe<br />

vorher nachher


<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 LÄBIGI ALTSTADT<br />

7<br />

Hufgeklapper in den Gassen<br />

Sie kamen hoch zu Ross, in Kutschen, Kaleschen<br />

und Fuhrwagen, im Brauereigespann und im Ponywägeli.<br />

Sie zogen den Aargauerstalden hinab,<br />

über die Nydeggbrücke und die Gerechtigkeitsgasse<br />

hoch. Rund 80 Pferde, schön gestriegelt und<br />

herausgeputzt, Braune und Füchse im Sonntagsgeschirr,<br />

mächtige Freiberger mit stämmigen Beinen,<br />

Füllis, die ungelenk neben ihren Müttern her<br />

staksten. Auch Hunde liefen mit, und Menschen,<br />

denn einem Pferd, das im Schritt geht, vermag ein<br />

Zweibeiner, wenn er flott ausschreitet, zu folgen.<br />

Der Huflärm auf den Pflastersteinen, das Wiehern<br />

und Schnauben widerhallte in den Gassen, unter<br />

den Lauben blieben Passanten stehen und winkten,<br />

Touristen fotografierten. Fahnen flatterten.<br />

Doch eigentlich war das Ganze eine traurige Angelegenheit.<br />

Die Pferde und ihre Reiter, Kutscher<br />

und Fuhrhalter waren gekommen, um gegen die<br />

Schliessung des Nationalgestüts in Avenches zu<br />

protestieren. Das ist, hat der Bund beschlossen, der<br />

Erhaltung nicht wert. Es geht, wie immer in dieser<br />

schnöden Welt, um Geld. Das Gestüt und die dort<br />

betriebene Pferdezucht rentieren offenbar nicht<br />

mehr. Nicht genug jedenfalls, um die rund 10 000<br />

Arbeitsplätze zu retten, die direkt und indirekt von<br />

diesem respektierten Ausbildungs- und Forschungszentrum<br />

abhängen. Wer braucht schon<br />

Pferde. Pferde sind nicht zeitgemäss.<br />

Die Pferde und ihre Reiter, Kutscher und Fuhrhalter<br />

zogen bis vors Bundeshaus, wo eine Delegation<br />

der Bundeskanzlei eine Petition mit rund 62 000<br />

Unterschriften übergab. Dann kehrten sie um,<br />

zogen die Bundesgasse wieder hinunter und über<br />

die Münstergasse auf<br />

den Münsterplatz.<br />

Dort stellten sie sich in<br />

feierlicher Formation<br />

auf, ein paar Fahnen<br />

flatterten, die Sonne<br />

brach durch die Wolken,<br />

beim Fasswagen<br />

der Brauerei Egger<br />

von Worb wurde Bier<br />

ausgeschenkt. Wenig<br />

später war der Platz<br />

wieder leer. Noch<br />

hallte durch die Gassen<br />

Hufgeklapper,<br />

dann wurde es still. Es<br />

war, als würde das<br />

letzte Echo einer Welt<br />

verklingen, in der<br />

«Profitmaximierung»<br />

noch nicht alles war.<br />

JvJ<br />

Auf die gesunde Tour durch<br />

den Sommer<br />

TopPharm Apotheken informieren und beraten<br />

vom 3. Juni bis 15. Juli<br />

Unverhofft kommt oft: Während oder nach der<br />

schönsten Zeit des Jahres brauchen fast die Hälfte<br />

aller Ferienreisenden einen Arzt. TopPharm Apotheken<br />

wollen helfen, diese trüben Aussichten zu<br />

umschiffen und informieren während der bevorstehenden<br />

Sommermonate rund um das Thema<br />

Gesundheit, Reisen und Sonne.<br />

Neu: Der TopPharm-Ferienservice<br />

Seit diesem Jahr neu im Angebot ist der Ferienservice<br />

mit Notfallkarte von TopPharm. Per Telefon<br />

oder E-Mail können Kunden ihre Symptome schildern<br />

und erhalten zeitnah Ratschläge oder nützliche<br />

Hinweise. Auch internationale Wirkstoffnamen<br />

können angefragt werden – was den Einkauf von<br />

Medikamenten natürlich besonders dann erleichtert,<br />

wenn man die Sprache des Urlaubslandes nicht ausreichend<br />

beherrscht. Viel ist allerdings gewonnen,<br />

wenn sich Reisende vorzeitig um ihre Reiseapotheke<br />

kümmern. Das TopPharm-Team hilft dabei,<br />

diese nach den individuellen Bedürfnissen zusammenzustellen,<br />

hält Checklisten bereit und kontrolliert<br />

aufgrund des bestehenden Impfpasses und des<br />

Ziellandes auch, ob noch zusätzliche Impfungen<br />

notwendig sind.<br />

Sonnenanbeter gefährden sich selbst<br />

So gut die wärmenden Sonnenstrahlen dem Gemüt<br />

tun – so gefährlich können sie für die Haut leider<br />

auch sein. Ob am Meer, in den Bergen oder in der<br />

Badi: Effektiver Sonnenschutz ist heutzutage ein<br />

Muss. Speziell Gesicht und Lippen wollen gut gecrèmt<br />

sein, Sonnenbrille, Kopfbedeckung und<br />

Nackenschutz gehören ebenfalls immer ins Reisegepäck.<br />

Zu viel Sonne lässt die Haut schneller altern,<br />

begünstigt Hautkrebs und verursacht bei eher<br />

blassen Menschen schon sehr schnell schmerzhaften<br />

Sonnenbrand. Deshalb kann auch ein Mittel<br />

gegen Verbrennungen im Koffer niemals schaden.<br />

TopPharm Apotheken mit Reise-Tipps und<br />

Ratgeber<br />

TopPharm Apotheken beraten weiterhin zu vielen<br />

übergreifenden Themen: Wie verhalte ich mich<br />

richtig bei Flugreisen? Was muss ich als Taucher<br />

beachten? Wie beeinflusst die Zeitverschiebung<br />

meine Einnahme von Medikamenten oder von der<br />

Pille? Was sollte für Babys oder Schwangere bei<br />

Reisen griffbereit sein? Was gebe ich meinen Kindern<br />

ins Ferienlager mit?<br />

Auf jede Frage gibt es eine Antwort: In einer von<br />

über 100 TopPharm Apotheken, ganz in Ihrer<br />

Nähe.<br />

Am Rande notiert<br />

Finn, Björk, <strong>Bern</strong>a und Urs<br />

sind im Gespräch. Sie begeistern<br />

Bärenfans aus dem Inund<br />

Ausland. Da wird gefilmt<br />

und fotografiert, fabuliert<br />

und kommentiert.<br />

Manchmal echt kabarettistisch.<br />

Zum genaueren Mithören<br />

hat mich ausgerechnet<br />

unser Enkel animiert. Der<br />

Knirps kritisierte unlängst: «Die alti Frou näbe üs<br />

het gseit, dr Herr Schildger sigi dr Bärevater – die<br />

weiss nid emal, dass dr Finn dr Vater isch.»<br />

Ich habe zwar sofort versucht, den Begriff «Bärevater»<br />

zu erklären, ohne aber einen echten Erfolg<br />

zu erzielen. Enkelchen schoss munter weitere verbale<br />

Pfeile ab. Und dann, ja dann habe ich die eigenen<br />

Antennen ausgefahren und Erstaunliches<br />

aufgefangen. Vier Beispiele:<br />

Sie zu ihm: «Du, dä Finn isch doch e arme Cheib.<br />

Die löh dä nid emal zu sir Familie». Er: «Dr Tierparkdiräkter<br />

Schildger het gseit, me dörfi nid,<br />

süsch plagi dr Finn die Junge und decki d’Björk».<br />

Sie: «Ungloublich – jitz isch dä Schildger no jalous…»<br />

Eine Grossmutter zu den Enkeln: «Lueget, itz gö<br />

si i d’Aare ga bade. Die wärde de suber…» Protest<br />

vom Nachwuchs: «Stimmt nid. We ds Mammi i<br />

d’Aare isch ga schwümme, seit dr Papi am Abe<br />

immer, du stinksch nach Aarebisu, gang di go dusche…»<br />

Ein Vater zum Jungwuchs: «Nei, mi darf se nid<br />

fuetere, si wärde süsch z’schwär und würde i<br />

d’Aare abetrohle…»<br />

Sie zu ihm: «Du Schatz, gäll, die hei doch früecher<br />

viel meh Bäre gha. Er: «Ja scho, aber mi het dr<br />

Bestand us Haltigsgründ und Gäldmangel sukzessive<br />

müesse verchlinere». Sie: «Aha? Und d’Bänker<br />

hei derbi dänk no fetti Boni kassiert…»<br />

Voilà. Es gäbe noch viel Saftigeres zu rapportieren.<br />

Doch machen Sie doch selber den Test. Gehen<br />

Sie auf Bärentratschtour!<br />

Viel Spass!<br />

Hans Häusler,<br />

alt Infochef der Stadt <strong>Bern</strong><br />

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Vide Grénier<br />

Der schönste Gassen-Flohmarkt <strong>Bern</strong>s<br />

Der 24. April war der erste wirklich heisse Tag des<br />

Jahres – und vielleicht hatten viele Menschen den<br />

unendlich langen Winter dazu genutzt, ihre Wohnungen,<br />

Keller und Estriche aufzuräumen. Hatten<br />

das Nichtmehrbenötigte aussortiert und für den<br />

Vide Grénier bereitgestellt, den jährlichen Gassen-<br />

Flohmarkt zwischen Zytglogge und Nydeggbrücke.<br />

Denn 91 Anmeldungen für Flohmarktstände gin-<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di. 11.00 – 14.00 Uhr<br />

15.00 – 18.00 Uhr<br />

Do. 11.00 – 14.00 Uhr<br />

15.00 – 20.00 Uhr<br />

Sa. 11.00 – 16.00 Uhr<br />

Wir vermitteln:<br />

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gen bei den <strong>Altstadt</strong>leisten ein – soviel wie nie<br />

zuvor.<br />

Immens war das Angebot an Nippes, Kleider, Büchern,<br />

Möbel, Bildern, (Mode)Schmuck, Gläsern<br />

und Geschirr. Und gross war der Andrang derjenigen,<br />

die im Schatten der Lauben an den Ständen<br />

stöberten, begutachteten, verglichen, feilschten. In<br />

dem Masse, wie sich die Taschen der Vielen, die<br />

ein Schnäppchen gemacht hatten, füllten, rötete<br />

Da schlägt das Herz des Nippesfans höher Da wird genau geprüft<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />

sich die Haut der VerkäuferInnen, denen die Sonne<br />

den ganzen Tag über auf Gesicht und Arme<br />

brannte. Unbeschwerte Heiterkeit durchzog die<br />

Hauptgassen. Die winterkalte Griesgrämigkeit verflog<br />

an diesem sonnenhellen Tag. Überall wurde<br />

geplaudert, gelacht – und geschwitzt. Die «<strong>Brunne</strong><br />

<strong>Zytig</strong>» schaut nochmals zurück auf den Vide Grénier.<br />

Text und Fotos: BaBü<br />

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<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 LÄBIGI ALTSTADT<br />

9<br />

Im Schatten hat er gut lachen Das macht Lust auf einen Ausflug ins Grüne.<br />

Sooo kitschig... ... doch sooo schön!<br />

Ein Herz für Tiere... ... auch für lebende Vierbeiner<br />

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Montag ab 17.00 Uhr geöffnet<br />

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Diese Unnahbarkeit ist nicht gespielt...<br />

Im falschen Film? Oder nur vorausschauend?


10<br />

DIE BUCH-ECKE<br />

Passepartout Band II<br />

Die Vögel der Familie Graviseth<br />

Die zweite Ausgabe des «Passepartout», der<br />

Schriftenreihe der Burgerbibliothek <strong>Bern</strong>, ist<br />

eine Bilderbuchreise der besonderen Art.<br />

Der ornithologisch interessierte<br />

Schlossherr zu Liebegg<br />

im bernischen<br />

Aargau, Jakob Graviseth,<br />

liess um die Mitte des 17.<br />

Jahrhunderts eine Sammlung<br />

von Vogelbildern anlegen.<br />

Mitglieder der<br />

Familie und eine Reihe von<br />

auswärtigen Künstlern<br />

schufen im Laufe der Jahre<br />

fast 200 Vogelbilder. In Farbe porträtiert wurden<br />

die damals heimischen Vogelarten von Yverdon bis<br />

an den Bodensee. Im 18. Jahrhundert vereinigte<br />

man die losen Bilder zu einem Album.<br />

Das Vogelbuch der Familie Graviseth befindet sich<br />

heute in der Burgerbibliothek <strong>Bern</strong>. Das reich illustrierte<br />

Werk ist nicht nur für die Geschichte der<br />

wild lebenden Vögel und die bernische Jagd- und<br />

Marktgeschichte von Interesse, sondern wegen seiner<br />

Zusammenhänge mit der Stilllebenmalerei des<br />

in <strong>Bern</strong> tätigen Strassburger Malers Albrecht<br />

Kauw auch für die Kunstgeschichte.<br />

Die Burgerbibliothek <strong>Bern</strong> ist ein Kulturinstitut<br />

der Burgergemeinde <strong>Bern</strong> und existiert seit 1951.<br />

Sie verfügt über eine grosse Handschriftenabteilung<br />

und ist ein öffentliches wissenschaftliches Archiv.<br />

Die Schriftenreihe «Passepartout» stellt<br />

daraus wertvolle Handschriften und Archivalien,<br />

besondere Objekte oder ausgewählte Sammlungsteile<br />

vor. Für die gegenwärtige Ausgabe zeichnen<br />

der Historiker Dr. Martin Germann, der Kunsthistoriker<br />

Dr. Georges Herzog und der Zoologe Dr.<br />

Peter Lüps verantwortlich.<br />

Burgerbibliothek <strong>Bern</strong> (Hrsg.)<br />

Die Vögel der Familie Graviseth<br />

Ein ornithologisches Bilderbuch aus dem 17. Jahrhundert<br />

120 Seiten, broschiert, zahlreiche Illustrationen und eine CD<br />

mit allen Abbildungen und einer Transkription der handschriftlichen<br />

Kommentare<br />

CHF 49.– / € 31,50<br />

ISBN 978-3-7272-1226-0<br />

LÄBIGI ALTSTADT<br />

Herzlich Willkommen<br />

Am 29. Mai 2010 fand der traditionelle Neuzuzüger-Anlass<br />

der Stadt statt. Rund 30 Menschen aus<br />

allen Herren Ländern, versammelten sich an diesem<br />

Samstagmorgen vor dem Zytglogge. Sie wurden<br />

von Vize-Stadtratpräsidentin Vania Kohli und<br />

VAL-Prä- sident Sven Gubler herzlich in der<br />

schönsten Stadt der Welt begrüsst. In ihrer Ansprache<br />

gab Kohli den neuen <strong>Bern</strong>erinnen und <strong>Bern</strong>er<br />

auch den Tipp mit auf den Weg, dass in <strong>Bern</strong> «alles<br />

was man gibt, auch wieder zurückkommt».<br />

Dass das kein leeres Versprechen war, erlebten die<br />

Neuzuzüger noch am selben Morgen: Sie gaben<br />

rund zwei Stunden ihrer Zeit für einen anregenden,<br />

lehrreichen, aber eben doch auch Aufmerksamkeit<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />

und Energie konsumierenden Stadtrundgang. Und<br />

wurden an dessen Ende auf dem Münsterplatz mit<br />

Risotto-Duft belohnt, von einladenden Tischen<br />

und Bänken neben dem Moses-<strong>Brunne</strong>n und von<br />

Wein, Kaffee und Kuchen erwartet. Organisiert<br />

hatte den geselligen Anlass die Kesslergass-Gesellschaft,<br />

den Risotto kochte der patentierte Risotto-Koch<br />

Hans Gurtner, den Kuchen buken<br />

Leistmitglieder, neben den Neubernern waren<br />

auch viele Anwohner und Freunde der <strong>Altstadt</strong><br />

dabei und – ob von der Gewerbepolizei bewilligt<br />

oder nicht, ist der <strong>Brunne</strong><strong>Zytig</strong> nicht bekannt – es<br />

schien sogar die Sonne.<br />

JvJ<br />

Béatrice Lang (Vorstand) und Daniel <strong>Brunne</strong>r<br />

(Präsident) von der Kesslergass-Gesellschaft Risottokoch Hans Gurtner<br />

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Mitten in der <strong>Altstadt</strong><br />

Dafür gibt es das «Dermalogica Skin Bar Konzept.»<br />

In einer ungezwungenen Atmosphäre werden Sie<br />

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und die Pflegebedürfnisse Ihrer Haut aufgeklärt und<br />

können gleich an Ort und Stelle die für Sie geeigneten<br />

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angewendet werden – direkt im Gesicht.<br />

Tina <strong>Bern</strong>egger<br />

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Ich freue mich, Sie bei mir willkommen zu heissen.


<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />

11<br />

Vereinigte <strong>Altstadt</strong>leiste Kontaktadresse: Sekretariat VAL, Postfach, 3000 <strong>Bern</strong> 8<br />

Wohnen – Arbeiten – Vergnügen<br />

Reaktion des Gemeinderates auf die Umfrage in der <strong>Brunne</strong>zytig<br />

In einem Schreiben im Umfang von sieben Seiten<br />

hat Stadtpräsident Alexander Tschäppät und der<br />

Gemeinderat der Stadt <strong>Bern</strong> die Ergebnisse der<br />

Umfrage vom Dezember 2009 mit Interesse zur<br />

Kenntnis genommen.<br />

Dass im Eingangsabschnitt darauf hingewiesen<br />

wird, «…dass die Umfrage aufgrund der Erhebungsmethode<br />

nicht repräsentativ ist…» erstaunt,<br />

denn immerhin wurden die Umfragebögen mit der<br />

<strong>Brunne</strong>zytig in alle Briefkästen der Unteren <strong>Altstadt</strong><br />

verteilt.<br />

Im Folgenden geht das Schreiben umfangreich<br />

auf die Umfrageresultate ein und bestätigt oder<br />

relativiert die Ergebnisse.<br />

– Verkehr: Zustand befriedigend bis gut, Kontrollen<br />

im Rahmen der personellen Möglichkeiten<br />

– Sicherheit: Polizeipräsenz nachts und am Wochenende<br />

erhöhen, Aufstockung PINTO, jedoch<br />

auch hier nur im Rahmen der personellen Möglichkeiten.<br />

– Die Polizei sei jedoch schon jetzt in unserem Perimeter<br />

überdurchschnittlich auf Kontrollein-<br />

satz. Ab 2012 sollte dies jedoch aufgrund der<br />

personellen Verstärkung besser werden.<br />

– Videoüberwachung werde im Rahmen der politischen<br />

Möglichkeiten für neuralgische Orte geprüft.<br />

– Verschmutzung, Littering: Erfreulich, dass sich<br />

das Bild betreffend Kehrichtbereitstellung seit<br />

Einführung der «Ghüderkontrolle» wesentlich<br />

verbessert hat. Die Problematik im Umfeld<br />

nachts geöffneter Betriebe ist bekannt.<br />

– Vandalismus: Hier stellt der Gemeinderat die<br />

Umfrageresultat in Frage: Die Kriminalanalysestelle<br />

der KaPo gebe vom 1.7. bis zum 31.12.09<br />

«nur» 46 angezeigte Sachbeschädigungen an.<br />

– Nachtlärm: Der Gemeinderat bestätigt, dass ihm<br />

das Problem – vor allem im Umfeld von «Problemlokalen»<br />

– bekannt sei. Die Polizei mache,<br />

was in ihren Möglickeiten stehe.<br />

– Wegzug aus <strong>Altstadt</strong>: Der Gemeinderat gibt sich<br />

erstaunt über das Umfrageergebnis. Er signalisiert<br />

als Ziel, «allenfalls divergierende Interessen<br />

so auszugleichen, dass für die ansässige<br />

Bevölkerung die geringst mögliche Beeinträchtigung<br />

entsteht.»<br />

Stellungnahme zu den Lösungsansätzen:<br />

– Massive Erhöhung der Polizeipräsenz: Mit dem<br />

Abstimmungsresultat vom 7.3.10 sei das nicht<br />

möglich und auch nicht angebracht. Die Schwerpunkte<br />

können aber auf die Nächte und Wochenenden<br />

gesetzt werden.<br />

– Videoüberwachung: Die notwendigen Voraussetzungen<br />

werden geschaffen.<br />

– Disziplinierung verursachender Lokale: Die<br />

Stadt kann nicht mehr unternehmen, als das<br />

Gastgewerbegesetz (kantonal) vorgibt.<br />

Schlussbemerkungen<br />

«Der Gemeinderat hofft, mit vorliegender Stellungnahme<br />

aufzeigen zu können, dass in unterschiedlichsten<br />

Bereichen Massnahmen getroffen<br />

werden, um die Sicherheit und Attraktivität in der<br />

Unteren <strong>Altstadt</strong> zu erhalten und zu verbessern.<br />

Auch mit den oben beschriebenen Massnahmen<br />

wird in der Unteren <strong>Altstadt</strong> aber nicht einfach<br />

«Ruhe einkehren». Diesbezüglich hat sich das<br />

Freizeit- und Ausgehverhalten der Bevölkerung<br />

gerade an den Wochenenden zu stark verändert.<br />

Die Ergebnisse dieser Umfrage werden bei den zuständigen<br />

Vollzugsorganen jedoch in ihre Schwerpunktsetzung<br />

und Kontrollen einfliessen….<br />

Der Gemeinderat ist überzeugt, dass sich im weiteren<br />

Dialog die adäquaten Massnahmen umsetzen<br />

lassen und damit die Lebensqualität in der Unteren<br />

<strong>Altstadt</strong> weiter verbessert werden kann.»<br />

Der vollständige Text des gemeinderätlichen<br />

Schreibens kann unter umfrage@bern-altstadt.ch<br />

angefordert werden.<br />

Die Vereinigten <strong>Altstadt</strong>leiste haben beschlossen,<br />

die Umfrage im 2-Jahres-Rhythmus zu wiederholen.<br />

ef


12<br />

Kesslergass-Gesellschaft Kontaktadr.: Daniel <strong>Brunne</strong>r, Schauplatzgasse 23, PF, 3000 <strong>Bern</strong> 7<br />

Hauptversammlung<br />

der Kesslergass-Gesellschaft<br />

Am 22. März konnte Präsident Daniel <strong>Brunne</strong>r<br />

eine stattliche Teilnehmerschar zu ordentlichen<br />

Hauptversammlung der Kesslergass-Gesellschaft<br />

in den stimmungsvollen Räumen der Casino Restaurants<br />

begrüssen. Unter den geladenen Gästen<br />

fanden sich auch der neue Präsident der Vereinigten<br />

<strong>Altstadt</strong>leiste VAL, Sven Gubler, sowie zwei<br />

Vertreter der <strong>Altstadt</strong>leiste, nämlich Ursula Adamek<br />

und Stefan Probst. Der geschäftliche Teil war<br />

relativ rasch erledigt. Jahresbericht, Rechnung und<br />

Budget wurden genehmigt. Unter Traktandum<br />

‚Verschiedenes’ setzte dann jedoch eine rege Diskussion<br />

ein. In erster Linie wurden Sicherheit und<br />

Sauberkeit in der <strong>Altstadt</strong> zur Sprache gebracht.<br />

Mehrere Mitglieder gaben ihren Beschwerden<br />

über Mängel in diesen Bereichen deutlichen Ausdruck.<br />

Klagen wurden laut über den Abfall und<br />

Schmutz in den Lauben, besonders während der<br />

Fasnacht aber auch an Silvester (da sind es dann<br />

vor allem die restlos ungeeigneten Glascontainer<br />

auf dem Münsterplatz, die für berechtigten Unmut<br />

sorgen). Der Präsident versicherte die Anwesenden<br />

der Unterstützung durch den Leist. Bereits hat man<br />

das Gespräch mit Veranstaltern und Behörden gesucht.<br />

Verbesserungen sollen folgen.<br />

Im Anschluss an den geschäftlichen Teil referierte<br />

Silvio Flückiger, Leiter der Sondereinheit PINTO<br />

über seine Tätigkeit, die Aufgaben von PINTO und<br />

den erlebten Alltag in den Gassen und Strassen der<br />

Stadt <strong>Bern</strong>. Von einem interessierten Publikum auf<br />

zahlreiche Probleme hin angesprochen, bot er<br />

taugliche Ratschläge und Hilfestellungen an, die<br />

dazu dienen sollen, eine möglicherweise gefährliche<br />

Situation zu entschärfen und damit eine Eskalation<br />

zu verhindern. Über PINTO hat Silvio<br />

Flückiger bereits in der letzten Ausgabe der <strong>Brunne</strong>zytig<br />

ausführlich berichtet.<br />

Der gelungene Abend klang anschliessend bei<br />

Fondue und Geselligkeit angenehm aus.<br />

Hy<br />

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AUS DEN LEISTEN<br />

Der Wasserspeier in der<br />

Münstergasse<br />

Rechtzeitig nach den Eisheiligen wird der Erschaffer,<br />

Luciano Andreani, den Besitzer des Wasserspeiers<br />

daran erinnern, das launige Stück zum<br />

Erstaunen und zur Freude der Flanierenden an der<br />

Münstergasse in Betrieb zu setzen. Im Anschluss<br />

an eine Ausstellung der Objekte von Luciano Andreani<br />

im Garten der Stadt- und Universitätsbibliothek<br />

1993, hat Tinu Mühlethaler den Wasserspeier<br />

käuflich erworben und auf seinem Dach montiert.<br />

Schon so manche Touristengruppe, die nach den<br />

im Boden festgemachten Fünflibern greifen<br />

wollte, hat es mit einem ordentlichen Guss erwischt.<br />

Der Künstler Luciano Andreani lässt alle<br />

seine Objekte – die Füsse auf dem Casinoplatz, das<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />

Gesicht des <strong>Brunne</strong>ns bei der Villa Favorita in der<br />

Länggasse – für sich selber sprechen; er drückt<br />

seine Schaffenskraft durch seine Objekte aus und<br />

überlässt den Zuschauenden die Interpretation und<br />

die Wirkung. Obwohl Andreani auch mit einer Performance<br />

unterwegs ist, spricht er zu seinem Publikum<br />

lieber mittels seiner Werke und hinterlässt<br />

auf diese Weise seine Spuren in der Stadt, stets ein<br />

kleines Schmunzeln provozierend. Man ist versucht,<br />

Luciano Andreani als Stadtoriginal zu bezeichnen,<br />

indes, er ist gewiss ein subtileres als<br />

einst Dällebach Kari.<br />

Beatrice Lang<br />

Restaurant Harmonie<br />

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Tel. 031 313 11 41<br />

Fax 031 313 11 40<br />

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<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />

13<br />

Buchhandlung Irene Candinas<br />

«Ich war in deinem Alter (sprich 20-jährig), als ich<br />

1972 hier mit meinem Partner die Buchhandlung<br />

für Soziologie eröffnete», antwortet mir Frau Candinas<br />

auf die Frage, wo und wann genau sie in den<br />

Buchhandel eingestiegen ist. Irena Maria Candinas,<br />

die im bündnerischen Ilanz in vorwiegend<br />

ländlichen und traditionellen Verhältnissen aufwuchs,<br />

schloss in Zürich ihre Lehre zur Buchhändlerin<br />

ab und eröffnete unmittelbar darauf gemeinsam<br />

mit ihrem Partner Ulrich Riklin und<br />

einem enormen Tatendrang die Buchhandlung für<br />

Soziologie (heute Münstergass Buchhandlung) an<br />

der Münstergasse 41, im Herzen der <strong>Bern</strong>er <strong>Altstadt</strong>.<br />

Diese Buchhandlung für Soziologie und die<br />

1978 von Irena Maria Candinas gegründete<br />

Frauenbuchhandlung im ersten Stock dienten<br />

zwar als Verkaufsstellen für Bücher, bildeten aber<br />

auch eine Drehscheibe des kulturellen Austauschs<br />

für Studenten. Der Frauenbuchladen war ein Magnet<br />

für Frauen, die sich mit der damals noch jungen<br />

Emanzipation und deren Darstellung in der<br />

Literatur von Frauen auseinandersetzten.<br />

Im Wandel der Zeit hat sich, was die Stellung der<br />

Frau anbelangt, sowohl gesellschaftspolitisch als<br />

auch kulturell viel verändert. Die Bedeutung einer<br />

Plattform für Frauen, die durch die Literatur und<br />

den kulturellen Austausch auf Verständnis für ihre<br />

Stellung in der Gesellschaft und auf gegenseitiges<br />

Vertrauen hoffen, ist heute wesentlich in den Hintergrund<br />

getreten. Diese Entwicklung hat Frau<br />

Candinas schon vor 15 Jahren, als sie den Laden<br />

zu Buchhandlung Irene Candinas umgetauft hat,<br />

wahrgenommen. Das Füreinander und Miteinander,<br />

das Streben nach einem bestimmten gemeinsamen<br />

gesellschaftlichen Ziel ist zu einer dumpfen<br />

Irene Candinas Buchhandlung an der Münstergasse 41<br />

Teilnahmslosigkeit an der gesellschaftlichen Zielsetzung<br />

verkümmert. Das Ideal der Gegenwart,<br />

das unser Tun bestimmt, ist auf den Einzelnen ausgerichtet<br />

und nicht auf ein Kollektiv. Das Individuum<br />

als Einzelkämpfer und seine Bestimmung<br />

stehen im Mittelpunkt unserer optimierungsfreudigen<br />

Gesellschaft, die sich daran orientiert, wie<br />

die einzelne «Human-Ressource» am besten in das<br />

Drehwerk passt. Platz für Gemeinschaftssinn<br />

bleibt jedoch dank der Bemühungen und des Engagements<br />

von Frauen, die sich für eine verbesserte<br />

Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft einsetzen.<br />

Durch diesen gesellschaftspolitischen Wandel<br />

haben sich für Frau Candinas und ihren Buchladen<br />

neue Inhalte in den Vordergrund gedrängt, Inhalte,<br />

die sich weder aus den sozialen Strukturen noch<br />

aus der Politik herausgebildet haben, es sind Inhalte<br />

persönlicher Art, die sie selber geschaffen<br />

hat.<br />

Um diese Inhalte zu umschreiben, bedarf es der<br />

Erläuterung der Frage, was denn Literatur eigentlich<br />

ist und was sie bewirkt. Ein Buch entfaltet<br />

seine Wirkung erst, wenn es gelesen wird. Das<br />

Eindrucksvolle, das Faszinierende, das Bewegende<br />

eines Buchs entstehen durch die Interpretation<br />

des Gelesenen. Das heisst mit anderen<br />

Worten, das Buch wird erst mit der Lektüre und<br />

der Interpretation zum Leben erweckt, und sobald<br />

das Buch lebt, weckt es Interesse. Wie aber findet<br />

das Lebendige eines Buches den Weg zum potentiellen<br />

Interessenten? Ein neues Buch kann in Magazinen<br />

oder Zeitungen angepriesen werden, wenn<br />

es beispielsweise einen Platz in der Bestsellerliste<br />

www.komminoth.com<br />

und staunen, dass alle Rosen und Schnittblumen, die wir Ihnen am<br />

Dienstag und Samstag in der Münster- und Gurtengasse anbieten,<br />

tatsächlich ganz in Ihrer Nähe produziert werden!<br />

Irene Candinas<br />

erlangt hat oder ein neues Werk eines bereits bekannten<br />

Autors ist. Das Interesse an einem Buch<br />

kann auch durch eine persönliche Empfehlung geweckt<br />

werden, wenn ein Leser die Erfahrung mit<br />

dem Buch aus subjektiver Sichtweise schildert.<br />

Frau Candinas sieht ihre Aufgabe darin, dieses<br />

Bindeglied zwischen Literatur und Leser zu sein,<br />

sie, die dank jahrelanger Erfahrung mit der Literatur,<br />

dem Buchhandel und einem enormen Reichtum<br />

an gelesenen Büchern, es vermag, ihre<br />

Kundschaft für ganz bestimmte Bücher zu begeistern.<br />

Ferner ist es so sogar möglich, Buchvorschläge<br />

nicht nur generalisierend an bestimmte<br />

Lesergruppen zu richten, die beispielsweise eine<br />

Vorliebe für Kriminalromane oder Belletristik<br />

haben, nein, die Verbindung, die Frau Candinas<br />

zwischen einem spezifischen Buch und einem<br />

Kunden herstellt, ist eine ganz eigene und individuelle.<br />

Diese Verbindung entsteht kraft ihrer Bereitschaft,<br />

zwischen den Büchern, die sie liest, und<br />

den Kunden und Kundinnen, die sie aufsuchen,<br />

eine persönliche Beziehung aufzubauen. Und aus<br />

dieser Bereitschaft entstehen diese ganz spezielle<br />

Atmosphäre, dieses befruchtende gegenseitige<br />

Verständnis, beides verleiht der Buchhandlung an<br />

der Münstergasse 41 ihre Einzigartigkeit.<br />

Maria Ingold


14<br />

AUS DEN LEISTEN<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />

Leist der Untern Stadt Kontaktadresse: Xaver Zach, Gerechtigkeitsgasse 22, 3011 <strong>Bern</strong><br />

138. Hauptversammlung des<br />

Leists der Unteren Stadt <strong>Bern</strong><br />

Am 24. März fand in der Spysi die jährliche<br />

Hauptversammlung – es war die 138igste – des<br />

Leists der Unteren Stadt <strong>Bern</strong> statt. Und alles lief<br />

wie am Schnürchen: Herzlich begrüsste LUS-Co-<br />

Präsidentin Marianne Reich Arn alle Anwesenden<br />

und den Gast des Abends, Silvio Flückiger von<br />

Pinto. Vertreten waren ebenfalls die Präsidentinnen<br />

und Präsidenten der angrenzenden Leiste. Danach<br />

übernahm Stephan Probst die Leitung der Hauptversammlung.<br />

Die zahlreich erschienenen Anwesenden<br />

genehmigten die Traktandenliste und<br />

wählten die Stimmenzähler, sie genehmigten das<br />

Protokoll der 137. Hauptversammlung vom März<br />

2009 und lauschten dem Jahresbericht des Präsidiums<br />

mit Aufmerksamkeit und Wohlwollen.<br />

Einstimmig und mit Applaus wurden mit Stefanie<br />

Anliker (als neues «juristisches Gewissen» des<br />

LUS) und Christine D’Anna-Huber (als Medienverantwortliche<br />

und Mitarbeiterin der <strong>Brunne</strong><strong>Zytig</strong>)<br />

zwei neue Vorstandsmitglieder gewählt (siehe<br />

unten). Ebenfalls einstimmig und mit Applaus<br />

Sandra Biedermann zur 1. Revisorin, Cornelia<br />

Minder zur 2. Revisorin und Jürg Künzle zum Ersatzmitglied<br />

der Revisionsstelle.<br />

Die Jahresrechnung, vorgetragen von Valentin<br />

Baumann, präsentierte für einmal schwarze Zahlen<br />

und einen Gewinn von stolzen 318 Franken. Allerdings<br />

bleibt nichts daran zu rütteln, dass das Leist-<br />

Vermögen zusammen mit der erodierenden<br />

Mitgliederzahl schrumpft (dieses Jahr zählt der<br />

LUS 301 Mitglieder, 8 weniger als im Vorjahr) und<br />

beispielsweise die Weihnachtsbeleuchtung (die<br />

jährlich mit zwischen 16 000 und 20 000 Franken<br />

zu Buche schlägt) im kommenden Dezember zum<br />

letzten Mal die Gassen verzaubern dürfte, wenn es<br />

so weiter geht. Trotzdem beschliesst der LUS die<br />

Mitgliederbeiträge 2010 nicht zu erhöhen. Dafür<br />

sind im Tätigkeitsprogramm 2010 verschiedene<br />

Initiativen vorgesehen, um neue Mitglieder anzuwerben<br />

und den alten ans Herz zu legen, vielleicht<br />

auch einmal etwas mehr als ihre Mitgliedbeiträge<br />

in die Leist-Kasse zu legen: und zwar insbesondere<br />

die <strong>Geschäfte</strong>, für die eine gepflegte, lebendige,<br />

gesellige <strong>Altstadt</strong> schliesslich sozusagen zum<br />

Fonds de commerce gehört. Flüssiges in die Kasse<br />

sollte auch die beliebte LUS-Bar im Erlacherhof<br />

bringen, Geheimtipp am alljährlichen Buskersfestival<br />

(5. – 7. August), andere Anlässe werden ins<br />

Auge gefasst.<br />

Doch zurück zur Hauptversammlung. Nach dem<br />

Erteilen der Décharge an den Vorstand, wurden zurücktretenden<br />

Vorstandsmitglieder geehrt, insbesondere<br />

Janette Jenni und Ruth Gouw, die dem LUS<br />

fehlen werden. Und vier langjährige LUS-Mitglieder<br />

(Eintrittsjahr 1985) erhielten zum Dank für ihre<br />

Treue zum Leist die Veteranenurkunde.<br />

Im Anschluss erklärte Pinto-Leiter Silvio Flückiger<br />

wie Pinto mit rein kommunikativen Mitteln zur<br />

Verbesserung der Sicherheitslage in der Stadt <strong>Bern</strong><br />

beiträgt und ermutigte die Anwesenden dazu ebenfalls<br />

mit Zivilcourage, aber ohne sich zu exponieren,<br />

das konstruktive Gespräch mit störenden<br />

Die neuen LUS-Vorstandsmitglieder<br />

stellen sich vor:<br />

Stefanie Anliker<br />

1978 geboren, mit Blick auf die <strong>Altstadt</strong>. Mit und<br />

in der <strong>Altstadt</strong> aufgewachsen, durfte sie nach schönen<br />

<strong>Altstadt</strong>jahren, welche durch die Kita Matte,<br />

den Kindergarten an der <strong>Postgasse</strong> und der Primarschule<br />

Matte geprägt waren, lange Lehr- und Wanderjahre<br />

ausserhalb der Aarehalbinsel erleben:<br />

Wirtschaftsmittelschule <strong>Bern</strong>, Matura in Biel und<br />

Jurastudium an der Universität <strong>Bern</strong>. Zur Fürsprecherin<br />

patentiert wurde sie dann wieder in der <strong>Altstadt</strong>,<br />

im Rathaus nämlich. Stefanie Anliker ist<br />

verheiratet und werdende Mutter. Sie arbeitet nach<br />

mehrjährigem Schaffen in der Anwaltschaft und<br />

der Justiz heute im Rechtsdienst eines internatio-<br />

nalen Baukonzerns. Und wenn man sie fragt, was<br />

die <strong>Altstadt</strong> für sie bedeute, dann sagt sie: Leben.<br />

Leben in wunderschönen Häusern, an einem<br />

Ort, wo dank gegenseitiger Rücksichtnahme Wohnen,<br />

Arbeiten und Freizeit auf wenig Raum nebeneinander<br />

möglich sind. Neben Spezialgeschäften,<br />

Quartierlädelis, guten Restaurants und Märit gibt<br />

es hinter den schönen Sandsteinfassaden kreative<br />

Ateliers, Büros, Kulturangebote und vom zweiten<br />

Stockwerk an viel Wohnraum mit versteckten Hinterhöfen<br />

und Terrassenlandschaften, oft wunderschöne<br />

grüne Oasen. Ein Ort, wo Menschen über<br />

Generationen verwurzelt sind und man sich kennt<br />

wie in einem Dorf, was umso schöner ist, als dass<br />

die Gassen natürlich auch den Besuchern und Touristen<br />

gehören, welche Austausch und Internationalität<br />

in den alten Kern der Zährigerstadt bringen.<br />

Kurz: ein feiner, kleiner Lebensraum, welcher lebt<br />

und pulsiert und welchem unbedingt Sorge zu tragen<br />

ist.<br />

Christine D’Anna-Huber<br />

1961 in der Elfenau geboren, wo man zwar die <strong>Altstadt</strong><br />

nicht sieht, aber dafür, wenn man an einem<br />

Sonntag zur Welt gekommen ist, die Elfen über den<br />

Auen und in den Laubwäldern. Schulen und Universität<br />

in <strong>Bern</strong>, dann aber eine ausgedehnte <strong>Bern</strong>-<br />

Pause, weil es schliesslich auch die Welt kennenzulernen<br />

gilt. Erst Anfang 2009 kehrt sie in ihre Hei-<br />

Jugendlichen, Drogenkonsumenten usw. zu suchen.<br />

Pinto (www.pinto.bern.ch) bietet dazu kleine<br />

Schulungen an. In der anschliessenden Diskussion<br />

wurden verschiedene wunde Punkte in der<br />

Unteren <strong>Altstadt</strong> benannt. Alt-Burgerratspräsident<br />

Rudolf von Fischer beispielsweise beklagte den<br />

ewigen nächtlichen Lärm auf der Nydeggtreppe<br />

und den Umstand, dass die Polizei hier offenbar<br />

nichts ausrichten könne. Beschwere er sich, so<br />

werde ihm am Telefon jeweils beschieden: «Da<br />

kann man nichts machen guter Mann.» Das stosse<br />

ihm sauer auf, erklärte Rudolf von Fischer: «I bi<br />

nid gärn a Maa, i bi lieber ä Herr.»<br />

Zur festlichen Abrundung des Abends servierte das<br />

Spysi-Team ein schmackhaftes Chili con Carne,<br />

war dann aber ein bisschen sehr flink mit Abräumen,<br />

so dass die Hauptversammlung mit einer<br />

leicht ungemütlichen Note endete. JvJ<br />

Veteranenurkunden<br />

Nicht alle unsere treuen langjährigen Mitglieder<br />

haben ihre Urkunde schon in Empfang genommen.<br />

Die Dokumente können bei Stephan Probst, Gerechtigkeitsgasse<br />

31 in Empfang genommen werden,<br />

zusammen mit einem Gutschein für einen<br />

Rahmen bei der Galerie Kunstreich, Gerechtigkeitsgasse<br />

76<br />

Eine Urkunde zu gut haben:<br />

2010: Ueli Fankhauser, Therese Giger, Georges<br />

und Nelly Häfliger, Ernest Blachnong und<br />

Doris Rychener<br />

2009 Therese und Balz Baer-Spring, Franziska<br />

Schmid-Riedi, Werner Hug, Gerhard und<br />

Eveline Schindler, Regula Genge<br />

2008 Jörg Zoller<br />

2007 Marie-Louise Soldan und Isabelle Müller<br />

matstadt zurück, nach<br />

langen Jahren als<br />

Korrespondentin verschiedenerDeutschschweizer<br />

Medien in<br />

der Westschweiz, in<br />

New York und zuletzt<br />

während fünf Jahren<br />

in Afrika. Hat sich<br />

nach der Rückkehr in<br />

die Heimatstadt mit<br />

Mann, drei Söhnen<br />

und einem afrikanischen<br />

Hund, der inzwischen<br />

Manieren<br />

lernen musste, um<br />

nicht einem helvetischen<br />

Wesenstest unterzogen<br />

zu werden, in der <strong>Altstadt</strong> niedergelassen.<br />

Und festgestellt, dass <strong>Bern</strong> noch viel schöner ist<br />

als in der Erinnerung, vom Schwimmen in der<br />

Aare ganz abgesehen. Sie hat deshalb nicht lange<br />

gezögert, als sie am Lus-Anschlagbrett am Unteren<br />

Gerechtigkeitsgässli las, dass der LUS eine<br />

Medienverantwortliche suche. Denn dass jeder<br />

nach besten Kräften dabei mithelfen sollte, dass<br />

diese Stadt lebendig bleibt, liegt auf der Hand. Aus<br />

der Familie ihres Grossvaters mütterlicherseits<br />

stammt übrigens der erste verbürgte Hochradfahrer<br />

in der Stadt <strong>Bern</strong>, die Grossmutter mütterlicherseits<br />

hingegen konnte so schöne Geschichten erzählen<br />

wie sonst niemand auf der Welt. Ihr zu<br />

Gedenken zeichnet Christine D’Anna-Huber in der<br />

<strong>Brunne</strong>n<strong>Zytig</strong> mit JvJ.


<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />

15<br />

Künstlerhaus <strong>Postgasse</strong> 20<br />

Atelierbesuch bei Marie-Françoise Robert<br />

Bis in den dritten Stock zu steigen sei ihr gerade<br />

recht, schon der Weg die Treppen hoch, vorbei an<br />

der grossen Wandplastik von Walter Vögeli und<br />

Plakaten von längst vergangenen Ausstellungen,<br />

gebe ihr eine innere Distanz und wenn sie dann die<br />

Ateliertür aufschliesse, sei sie nicht nur örtlich angekommen.<br />

Sie liebe das Haus, es rieche auch anders<br />

als anderswo, nach der Farbe aus dem<br />

Malatelier im Parterre beispielsweise, und dass sie,<br />

die doch sonst nie mit Holz heizte, hier einfeuern<br />

Aufgefundene Bildelemente zu einer Collage<br />

mehrschichtig kombiniert.<br />

Z A C<br />

EINRAHMUNGEN VERGOLDUNGEN<br />

Anfertigung von Gold, Eisen, Holz- und<br />

Alurahmen sowie Plexikasten nach Mass.<br />

Marc Bigler <strong>Postgasse</strong> 18 3011 <strong>Bern</strong> Tel./Fax 031 311 03 26<br />

Mobile: 079 630 71 21 mb.zac@bluewin.ch www.marcbigler.com<br />

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Regula + Stephan Hofmann<br />

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Dienstag ab 17 Uhr offen<br />

Mittwoch bis Samstag 10 bis 24 Uhr offen<br />

A. STEIGER ELEKTRO AG<br />

Elektroinstallationen Brunngasshalde 69<br />

Beleuchtung Postfach<br />

Telekommunikation 3000 <strong>Bern</strong> 7<br />

Projekte Tel. 031 311 13 11<br />

Mir sorge für Spannig und Strom<br />

könne, geniesse sie. Einige<br />

Scheite und die<br />

Wärme sei doch eine<br />

ganz andere, viel behaglicher<br />

als die von<br />

Radiatoren. Sie spüre<br />

hier drin eine besondere<br />

Kreativität, vielleicht<br />

durch die<br />

künstlerischen Tätigkeiten,<br />

die hier immer<br />

stattgefunden hatten,<br />

mag sein durch die<br />

weite Sicht über die<br />

Bäume an den gegenüberliegendenAarehang,<br />

den beobachtbaren<br />

Wechsel der Jahreszeiten<br />

dadurch.<br />

Stapel von Bilderrahmen<br />

am Boden, deponiert<br />

den Wänden<br />

entlang, aufgeschichtet auf Ablagen, über dem Arbeitstisch<br />

ausgebreitet dann Blatt um Blatt: das<br />

Werk von Marie-Françoise Robert. Ihr Material ist<br />

das Papier, ihr Werkzeug Schere und Leim, ihr<br />

Produkt sind Collagen. Aus Magazinen, Zeitungen,<br />

von Fotos, von überall nimmt sie ihr Ausgangsmaterial,<br />

wählt, schneidet, setzt zusammen,<br />

überlagert und komponiert sich so die eigene Bilderwelt.<br />

Manchmal skurril, surrealistisch, manchmal<br />

verspielt in Mustern und Ornamenten, mal<br />

gespickt mit Zitaten aus der Kunstgeschichte,<br />

einem ironischen Augenzwinkern zu einem Altmeister,<br />

dann mit einem Ausschnitt einer wissenschaftlichen<br />

Zeichnung eines Blattgerippes, einer<br />

Fotografie eines Turbans, mal reliefartig vom Hin-<br />

Marie-Françoise Robert im Reich ihres Papierwerks.<br />

PETER AMMANN AG<br />

SPENGLEREI &<br />

SANITAR<br />

Wasserwerkgasse 12/14, 3000 <strong>Bern</strong> 13<br />

Tel. 031 311 04 93, Fax 031 311 57 66<br />

tergrund abgehoben, mal mit wenigen Pinselstrichen<br />

nachgezogen, Einzelstücke, bisweilen thematisch<br />

zu einer Serie gebündelt.<br />

Marie-Françoise Robert begann 1989 als damals<br />

fünfzig Jährige mit ihrer künstlerischen Tätigkeit.<br />

Seit drei Jahren hat sie nun ihren Raum an der<br />

<strong>Postgasse</strong>, ein fast klischeehaft stimmiges Atelier:<br />

roher Holzboden, die Einrichtung aufs Nötigste reduziert,<br />

aber mit grosser Arbeitsfläche, einer mobilen<br />

Elektroplatte für die Espressomaschine,<br />

ein-zwei Stühlen. Alles andere ist Papier, sind Bilder<br />

und ein leises Hintergrundgeräusch durchs<br />

Knistern des Feuerchens im Ofen. ig<br />

<strong>Postgasse</strong> 23, 3000 <strong>Bern</strong> 8<br />

Tel. 031 311 22 40 Fax 031 312 11 62<br />

peter.oehrli@postgasse.ch


16<br />

teo jakob jubiliert<br />

Ein Original wird 60<br />

AUS DEN LEISTEN<br />

1950, nach dem Tod seines Vaters übernahm Theodor Jakob (1923-2000), damals 27-jährig,<br />

das Tapezierergeschäft an der Gerechtigkeitsgasse 23. Und krempelte es total um. Seine Vision<br />

war die Moderne. Dank Hartnäckigkeit und Pioniergeist wurde Teo Jakob schliesslich<br />

zum Wegweiser für eine neue Wohnkultur. Teo Jakob lebte aber auch für, mit und in der<br />

Kunst: Inneneinrichtungen ohne bildende Kunst konnte er sich schlicht nicht vorstellen. Die<br />

von Teo Jakob vorgelebte Konsequenz, Kompromisslosigkeit und Beharrlichkeit prägen das<br />

Unternehmen auch heute, 60 Jahre nach der (Neu-)Gründung.<br />

Die Vielfalt an Designmöbeln ist enorm gewachsen.<br />

Und so hat sich teo jakob eben auch ausgedehnt.<br />

Heute werden ausser in den Ausstellungen<br />

im Stammhaus an der Gerechtigkeitsgasse 25 auch<br />

So sah der Künstler Peter von Wattenwyl seinen<br />

Freund Teo Jakob (den er im Bild auch darstellt):<br />

ideenreich, lebensfroh, mutig und auch ein wenig<br />

skurril.<br />

marianne mi1ani<br />

couture<br />

Gerechtigkeitsgasse 49<br />

CH 3011 <strong>Bern</strong><br />

Fon 031 311 01 06<br />

Fax 031 311 01 47<br />

schräg gegenüber (Gerechtigkeitsgasse 36) Einrichtungen<br />

gezeigt. Im Haus Nummer 23 befindet<br />

sich ein Lampengeschäft mit einer Auswahl, die<br />

ihresgleichen sucht und im Haus Nr. 52 werden exklusiv<br />

in <strong>Bern</strong> USM-Möbelbausysteme angeboten.<br />

Die <strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong> stellte Franziska Martin* einige<br />

Fragen zur Firma<br />

60 Jahre teo jakob – eigentlich gibt es das Geschäft<br />

ja schon viel länger…<br />

Ja seit 1914. Walter Jakob, der Vater von Teo war<br />

Tapezierer. Neben der handwerklichen Tätigkeit<br />

verkaufte er auch Möbel, welche dem sogenannten<br />

Heimatstil entsprachen.<br />

Was hat den jungen T(h)eo Jakob bewogen andere<br />

Möbel zu verkaufen als sein Vater? War das nicht<br />

ein Wagnis?<br />

Risiken scheute der selbstbewusste Tausendsassa<br />

nicht. Sein Interesse galt der Moderne. Bereits<br />

1953 bot er skandinavische Möbel zum Kauf an<br />

und bald folgten Designmöbel aus Italien und<br />

Deutschland. Beeinflusst und unterstützt wurde<br />

Jakob auch durch gleichgesinnte Freunde wie Alfred<br />

Hablützel, Kurt Thut, Hans Eichenberger und<br />

Robert Haussmann – letztere drei waren die Gründer<br />

von «Swiss Design». Als Zeichen für den Philosophie-Wandel<br />

entstand 1955 das noch heute<br />

gültige Firmenlogo in Kleinschreibung; dabei<br />

«verlor» Theo sein «h».<br />

Und wie reagierte das bhäbige <strong>Bern</strong>?<br />

Man schüttelte den Kopf, betrachtete Teo Jakob<br />

gar als «Spinner». Doch es dauerte nicht sehr lange<br />

und teo jakob wurde mit seinen Bauhaus-Klassikern<br />

und den avantgardistischen Kollektionen zum<br />

Synonym für Ästhetik und funktionale Einrichtungen.<br />

Was hat sich im Laufe der Zeit verändert?<br />

Das Angebot an Designmöbeln ist extrem gewachsen,<br />

entsprechend schwierig ist es, den Überblick<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />

60 Jahre teo jakob. Das Jubiläumsfest<br />

Wann: Samstag, 26. Juni, ab 19 Uhr<br />

Wo: in der Gerechtigkeitsgasse (die Gasse wird<br />

ab 16 Uhr für den ÖV gesperrt)<br />

Was: Mitten in der Gasse wird eine Musikbühne<br />

aufgestellt, Tische und Bänke laden zum Verweilen,<br />

Essen und Trinken ein<br />

Musikprogramm:<br />

19 Uhr: Swiss Jazz Orchestra-Quintett mit Daniela<br />

Sarde (Vocals)<br />

21 Uhr: Holle, Coverpopflocken der ultimativen<br />

Partyband<br />

23 Uhr: DJ Raphaël Delan, Jubiläums-Mix von<br />

1950 bis heute<br />

zu behalten. Es ist deshalb unsere Aufgabe, eine<br />

Vorselektion zu treffen und dem Kunden eine Auswahl<br />

zu präsentieren, die unserer Meinung nach<br />

Qualität hat und über den Tag hinaus gültig ist.<br />

Teo Jakob hat «teo jakob» noch zu Lebzeiten verkauft…<br />

Nachdem keines seiner Kinder Interesse zeigte,<br />

verkaufte Teo Jakob die Firma an Kadermitarbeiter.<br />

Das Management-Buy-out erfolgte 1992, acht<br />

Jahre vor seinem Tod.<br />

Und was geschah mit seiner Kunst – Teo Jakob<br />

war doch auch Kunstsammler?<br />

Gerechtigkeitsgasse 25<br />

Burkhard & Co AG<br />

Malerei und Gipserei<br />

Maler- und Tapeziererarbeiten<br />

3073 Gümligen<br />

Morgenstrasse 1<br />

Tel. 031 952 65 85<br />

Fax 031 952 65 86


<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />

17<br />

Teo pflegte intensive Kontakte zu Künstlern, welche<br />

wie er zu den Commerce-Stammgästen gehörten.<br />

Viele (z.B. <strong>Bern</strong>hard Luginbühl, Rolf Iseli,<br />

Alfred Hofkunst, Markus Raetz, Otto Tschumi,<br />

Meret Oppenheim) waren damals noch kaum bekannt<br />

und entsprechend knapp bei Kasse. So kam<br />

es manchmal zu Tauschaktionen: ein Bett oder ein<br />

Sofa gegen ein Kunstwerk. Und so begann wohl<br />

auch das Sammelfieber. Die Sammlung umfasst<br />

über 400 Bilder und Skulpturen. Sie bilden den<br />

Grundstock der Stiftung «Kunstsammlung Teo<br />

Jakob». Jetzt wie damals sind einzelne Kunstwerke<br />

in die Wohnausstellungen integriert. Präsidentin<br />

der Kunststiftung ist übrigens Lis<br />

Schüpbach – eine der ersten Mitarbeiterinnen der<br />

Firma.<br />

Was macht eigentlich teo jakob so einmalig?<br />

Die speziellen, ganzheitlichen Einrichtungen:<br />

durch Kombinationen aus verschiedenen Kollektionen<br />

wird eine ganz persönliche Note erreicht.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden ein<br />

zusammengeschweisstes Team. Die meisten gehören<br />

schon viele Jahre dazu – nicht selten 20 Jahre<br />

und mehr. Man spürt ihre Begeisterung und Leidenschaft<br />

für Design, welche nicht zuletzt auf stetiger<br />

Weiterbildung gründet. Die Kunden<br />

profitieren von einem grossen Know-how.<br />

Gibt es Konstanten in der Firma?<br />

Der rote Faden ist vom Firmengründer vorgegeben.<br />

Der Funke ist noch da, die Freude an Design,<br />

«Lampenladen»: Das Geschäft an der Gerechtigkeitsgasse 29 ist dem Thema<br />

Licht gewidmet<br />

weiss<br />

druckt schwar z und bunt<br />

druckerei weiss gmbh<br />

kalchackerstrasse 7<br />

3047 bremgarten<br />

tel 031 301 22 79<br />

fax 031 301 14 81<br />

weissdruck@bluewin.ch<br />

gestaltung<br />

satz<br />

druck<br />

Augenweide: Die Ausstellungsräume befinden sich<br />

zu einem grossen Teil in Räumen, welche einst vom<br />

Firmengründer Teo Jakob bewohnt worden waren<br />

Architektur, Kunst und Kultur. Wir sind nach wie<br />

vor dem guten Design und der Qualität verpflichtet.<br />

Gibt es die Firma nur in <strong>Bern</strong>?<br />

Bereits 1957 eröffnete Teo Jakob eine Filiale in<br />

Genf. Mittlerweile gibt es<br />

teo jakob auch in Baar-<br />

Sihlbrugg, Kloten, Solothurn,<br />

Visp, Winterthur<br />

und Zürich.<br />

Und nun also ein Fest –<br />

für wen?<br />

Am Samstag, 26. Juni<br />

wollen wir das Jubiläum<br />

feiern und damit vor allem<br />

unseren Kunden, Lieferanten<br />

und Freunden danken.<br />

Selbstverständlich sind<br />

auch alle <strong>Altstadt</strong>bewohner<br />

herzlich willkommen.<br />

Die Gerechtigkeitsgasse<br />

wird zu einem grossen<br />

Festplatz umfunktioniert.<br />

*Franziska Martin ist Leiterin<br />

Kommunikation bei<br />

teo jakob<br />

sb<br />

B A R + W O H N Z I M M E R<br />

R A T H A U S G A S S E 6 3 * 3 0 1 1 B E R N<br />

TEL. 031 311 51 87 * WWW.LESAMIS.CH<br />

OEFFNUNGSZEITEN:<br />

BAR MO-FR 17H - 00:30H<br />

SA 15H - 00:30H<br />

WOHNZIMMER FR-SA 22H - 03:00H<br />

Seit 1907<br />

Rathausgasse 24 • 3011 <strong>Bern</strong><br />

Telefon 031 311 29 92 • Fax 031 312 23 89<br />

Montag geschlossen<br />

Neulich in der Gerechtigkeitsgasse<br />

Fragen Sie Probst!<br />

Es kommt ja manchmal vor, dass man Fragen hat.<br />

Sie können dringend sein, knifflig, bedrückend,<br />

leicht oder ernsthaft. Manche brauchen gar keine<br />

Antwort, die meisten beantworten sich von selbst,<br />

und wenn nicht von selbst, dann wenigstens mit relativ<br />

wenig Aufwand. Aber manchmal will so eine<br />

Frage sich einfach nicht lösen lassen, sie nistet ein,<br />

wird immer dreister und ernährt sich so lange von<br />

Sorgen, Stress und Ungewissheit, bis sie sich zu<br />

einer veritablen existentiellen Bedrohung ausgewachsen<br />

hat. Das ist nicht gut, das ist fatal, der von<br />

der Frage gebeutelte Mensch weiss nicht mehr, wo<br />

ihm der Kopf steht, mit Theodor Storm könnte man<br />

sagen: «So seltsam fremd wird ihm die Welt, und<br />

leis verlässt ihn jedes Hoffen…» Doch nur Mut!<br />

Das alles ist nun nämlich vorbei. Ein für allemal.<br />

Wenigstens in <strong>Bern</strong>, wenigstens in der Unteren <strong>Altstadt</strong>.<br />

Es gibt hier nämlich einen, der weiss alle Antworten<br />

auf alle Fragen und ist selbstlos bereit, sie<br />

mit anderen zu teilen. So wenigstens steht es, auf<br />

ein riesiges Plakat gedruckt, das die halbe Fassade<br />

zudeckt, an einem Haus an der Gerechtigkeitsgasse:<br />

«Fragen Sie Probst! Er weiss es». Daneben ist ein<br />

Herr mit asketischer Frisur abgebildet, der hinter<br />

rahmenlosen Brillengläsern hervor geläuterte Weisheit<br />

ausstrahlt. Wie viel er dafür heuscht, auf alles<br />

eine Antwort zu wissen? Ich weiss es nicht. Ich<br />

werde ihn fragen. JvJ<br />

teo jakob<br />

Teo Jakob AG<br />

Gerechtigkeitsgasse 25<br />

3000 <strong>Bern</strong> 8<br />

info@teojakob.ch<br />

www.teojakob.ch<br />

MÖBEL<br />

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OBJEKTMÖBEL<br />

LEUCHTEN<br />

TEXTILIEN<br />

PLANUNG UND<br />

INNENARCHITEKTUR


18<br />

AUS DEN LEISTEN<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />

Kramgassleist Kontaktadresse: Kramgassleist, Postfach 852, 3000 <strong>Bern</strong> 8<br />

HV des Kramgassleists<br />

Generationenwechsel an der Spitze des grössten<br />

Leists der Unteren <strong>Altstadt</strong><br />

Zur 127. Mitgliederversammlung hatte der Kramgassleist<br />

am 26. Mai in die Spysi geladen – und der<br />

Raum war fast zu klein für den grossen Publikumsaufmarsch.<br />

Fast 90 Mitglieder kamen – ein würdiger<br />

Rahmen für die Verabschiedung von Präsident<br />

Nicolas Adamek und seiner Frau Ursula, Sekretärin<br />

und Kassiererin des Leists. Beide traten nach dreijähriger<br />

Amtsführung zurück, mit dem erklärten<br />

Ziel, den Weg frei zu machen für einen Generationenwechsel<br />

an der Spitze des Kramgassleists.<br />

Nach dem obligaten Begrüssungsapéro hiess die<br />

Versammlung aber zunächst Gemeinderätin Regula<br />

Rytz willkommen, als Direktorin für Tiefbau,<br />

Verkehr und Stadtgrün durchaus vertraut mit dem<br />

Kramgassleist. Sie betonte nicht nur, wie wichtig<br />

für die Stadt die Zusammenarbeit mit den Leisten<br />

sei, sie stiess auch die Diskussion für eine – teilweise<br />

– autofreie <strong>Altstadt</strong> wieder an. Es gebe<br />

immer mehr Städte, in denen das Zentrum 12 Stunden<br />

am Tag autofrei sei. Ein solcher Entscheid<br />

werde aber nicht gegen den Willen des Kramgassleists<br />

gefasst, versicherte sie. Wohl allen Anwesenden<br />

aus dem Herzen gesprochen haben dürfte<br />

die Gemeinderätin mit ihrer Kritik an Vandalismus<br />

und Nachtruhestörungen in der Unteren <strong>Altstadt</strong>.<br />

Die Ursachen lägen auch in der heutigen<br />

Konsumgesellschaft mit ihrer Wegwerf-Mentalität<br />

Der alte Präsident Nicolas Adamek .... und der neue Präsident Nicola Schneller<br />

Ursula Adamek vor der Amtsübergabe an ihren<br />

Nachfolger<br />

Kurt Gerber, der neue Sekretär und Kassier des<br />

Kramgassleists<br />

Der «Neue» im Vorstand, der Notar Stephan Aebersold<br />

Der Gast des Abends, Gemeinderätin Regula Rytz<br />

begründet – weshalb es so schwierig sei, die Forderung<br />

nach mehr Rücksichtnahme im öffentlichen<br />

Raum durchzusetzen.<br />

Dass es trotz aller Vorschriften möglich sei, «Vergnügungslokale<br />

zu betreiben, die die Lebensqualität<br />

der Anwohnerschaft massiv beeinträchtigen<br />

und die Regeln des Zusammenlebens ins Lächerliche<br />

ziehen» – das prangerte auch der scheidende<br />

Präsident des Kramgassleists, Nicolas Adamek, in<br />

seiner Jahresbilanz an. Doch das war der einzige<br />

Negativ-Punkt in seiner Bilanz. Ein letztes Mal in<br />

seiner Amtszeit rühmte er nochmals die sichtbare<br />

Arbeit des Leists – von B wie «<strong>Brunne</strong>nschmuck»<br />

bis S wie «Stadtbach» und «Samichlous» – um<br />

dann dem Vorstand und den Anwesenden zu danken<br />

und die nicht-aktiven Mitglieder zu tätigem<br />

Engagement im Leist aufzurufen. Ein letztes Mal<br />

in ihrer Amtszeit präsentierte Ursula Adamek<br />

nochmals einen positiven Jahresabschluss, dann<br />

hiess es Abschiednehmen vom bisherigen Führungsduo<br />

– und die anwesenden Leistmitglieder<br />

sparten nicht mit dankbar-anerkennendem Applaus.<br />

Die Versammlung folgte auch bereitwillig den<br />

Wahlvorschlägen und wählte den 38jährigen Immobilienexperten<br />

und bisherigen Vizepräsidenten<br />

des Leists, Nicola Schneller, zum neuen Präsidenten<br />

und den fast gleichaltrigen Geschäftsstellenleiter<br />

der <strong>Altstadt</strong>filiale der BEKB, Kurt Gerber, zum<br />

neuen Sekretär und Kassier. Neu in den Vorstand<br />

gewählt wurde der Notar Stephan Aebersold.<br />

Auf Antrag des frisch gewählten Präsidenten<br />

zückte die Mitgliederversammlung dann ein letztes<br />

Mal die Stimmkarte – und verlieh Nicolas und<br />

Ursula Adamek für ihre grossen Verdienste für<br />

Leist und Kramgasse die Ehrenmitgliedschaft.<br />

Gutgelaunt tauschte man sodann Stimmkarten<br />

gegen Teller, um sich am Buffet zu laben: wunderbar<br />

währschafte kleine Köstlichkeiten, die Verena<br />

Hänni zauberte, die Stubenmeisterin der Zunftgesellschaft<br />

zum Affen.<br />

BaBü<br />

Siehe auch: Seite 3 «Läbige <strong>Altstadt</strong>»: Eine kurze,<br />

aber reichhaltige Amtszeit: Ein Gespräch mit Ursula<br />

und Nicolas Adamek.<br />

Die ehemalige Präsidentin Ursula Bischof Scherer<br />

bei ihrer Eloge auf Ursula Adamek: «Die Mutter<br />

der Kramgasse.»


<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />

19<br />

Nachgefragt<br />

Mit Nicola Schneller hat der Vorstand des<br />

Kramgassleists einen Generationenwechsel<br />

eingeläutet. Der neue Leistpräsident ist 38<br />

Jahre alt und seit kurzem verheiratet. Er studierte<br />

an der Universität <strong>Bern</strong> Wirtschaft sowie<br />

Arbeits- und Organisationspsychologie und arbeitet<br />

seither als Immobilienexperte im gleichnamigen<br />

Geschäft an der Kramgasse 5. Die<br />

<strong>Brunne</strong><strong>Zytig</strong> hat sich mit ihm nach seiner Wahl<br />

unterhalten.<br />

<strong>Brunne</strong><strong>Zytig</strong>: Wie fühlt man sich denn so als<br />

frisch gewählter Präsident des Kramgassleists?<br />

Nicola Schneller: Ich fühle mich geehrt und<br />

freue mich riesig.<br />

Der Leistvorstand hat Sie gebeten, das Präsidentenamt<br />

zu übernehmen. Was hat sie denn<br />

dazu motiviert, Ja zu sagen?<br />

Zum einen das Vertrauen, das der Vorstand in<br />

mich gesetzt hat. Zum anderen liebe ich die<br />

Kramgasse, die Dorfatmosphäre, die hier<br />

herrscht. Und mir gefällt, wie engagiert der<br />

Kramgassleist arbeitet.<br />

Wie gehen sie denn jetzt Ihre neue Aufgabe an?<br />

Ich werde da weitermachen, wo Nicolas Adamek<br />

aufgehört hat. Ich werde die Leist-Aktivitäten<br />

weiterführen, von der «La Tavola<br />

Kramgasse» bis zu den Kulturanlässen. Mit<br />

dem Vorstand möchte ich eng zusammenarbeiten<br />

und Neuerungen diskutieren und aufgleisen.<br />

Ich werde die Anliegen und Interessen des<br />

Leists im VAL, aber auch gegenüber der Stadt<br />

und den Behörden vertreten. Vor allem aber<br />

möchte ich auch Anlaufstelle sein für die Leistmitglieder,<br />

für ihre Anliegen und Probleme.<br />

Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen?<br />

Zwei Dinge sind mir besonders wichtig. Ich<br />

möchte das Miteinander in der Gasse noch intensivieren.<br />

Ich möchte versuchen, die Interessen<br />

der Anwohnerschaft, der Geschäftsleute,<br />

der Praxen usw. unter einen Hut zu bringen.<br />

Dies betrifft zum Beispiel den Autoverkehr,<br />

Fragen der Sicherheit oder der Bewilligungspraxis.<br />

Die Gasse soll noch attraktiver werden!<br />

Das zweite: Ich möchte versuchen, insbesondere<br />

die Zusammenarbeit zwischen den Leisten<br />

der Unteren <strong>Altstadt</strong> zu verbessern. Ich bin<br />

zwar noch ein Neuling im VAL, aber zusammen<br />

mit dem neuen VAL-Präsidenten Sven<br />

Gubler könnte es gelingen, alte Strukturen aufzubrechen.<br />

Sie haben sich viel vorgenommen...<br />

Es sind viele unterschiedlichen Interessen, die<br />

berücksichtigt werden müssen. Ich gehe guten<br />

Mutes, aber mit grossem Respekt an diese Aufgabe<br />

heran.<br />

BaBü<br />

Malerei Gipserei<br />

René Kistler 3006 <strong>Bern</strong><br />

3047 Bremgarten Galgenfeldweg 1<br />

Hohstalenweg 5 Tel. 031 381 64 85<br />

Tel. 031 301 68 79 Fax 031 381 64 09<br />

Das grosse Archiv-Aufräumen<br />

hat begonnen<br />

Präsidentenwechsel bringen gemeinhin etliche<br />

Umtriebe mit sich. Administrativer Art vor allem.<br />

Akten und Unterlagen wechseln vom alten zum<br />

neuen Präsidenten und alles, was mit Zahlen zu tun<br />

hat, zum neuen Kassierer. Um die Neuen damit<br />

nicht über Gebühr zu belasten, entschloss sich der<br />

Kramgassleist, eines schönen Samstagnachmittags<br />

das Archiv zu durchforsten und das Wichtige vom<br />

weniger Wichtigen zu trennen. Aufzuräumen eben.<br />

Der Vorstand beim Sichten der Unterlagen<br />

Durch zwölf bestens sortierte Ordner aus der Zeit<br />

von 1997 bis 2007 wühlte sich der Vorstand. Es<br />

war eine Unmenge von Papier – Protokolle und<br />

Jahresberichte, Tätigkeitsprogramme, Organisatorisches,<br />

Aktivitäten aller Art, Presseartikel und Dokumentationen:<br />

Ein dicker Band allein zur grossen<br />

Gassensanierung, den meisten Anwohnerinnen<br />

Das waren ziemlich aussergewöhnliche Zeiten...<br />

Fleisch vom Steiner –<br />

nur das allerbeste<br />

für Sie und<br />

Ihre Gäste<br />

3011 <strong>Bern</strong><br />

Kramgasse 39<br />

Tel. 031 311 59 70<br />

Fax. 031 311 59 71<br />

und Anwohnern wohl noch in lebhafter Erinnerung.<br />

Dicke Dossiers fanden sich auch zu Themen wie<br />

die neue Parkierverordnung. Die einzelnen Geschäftsleuten<br />

regelmässig Anlass zu Beschwerden<br />

beim Leist gab. So erboste sich ein Geschäftsmann<br />

2006 darüber, dass während des «Einmaligen Objektes»<br />

ungewöhnlich viele Parkbussen ausgeteilt<br />

wurden: «Ist das der Beitrag der <strong>Bern</strong>er Stadtpolizei<br />

an das Einmalige Objekt????????» Die grosse<br />

Zahl der Fragezeichen widerspiegelte wohl die Intensität<br />

seines Ärgers. Überhaupt wandten sich die<br />

<strong>Altstadt</strong>bewohnerinnen und -bewohner häufig<br />

brieflich an den Kramgassleist, sei es um Geschäftseröffnungen<br />

oder eine Vernissage anzukündigen,<br />

sich von der Teilnahme einer Veranstaltung<br />

zu entschuldigen oder um Probleme zu deponieren.<br />

So beklagte 2007 eine 74jährige Dame unter<br />

dem Titel «Gib uns unser tägliches Brot» die<br />

Schliessung der Bäckerei Rizzi an der Kramgasse.<br />

Nun seien alle Bäckereien aus der Unteren <strong>Altstadt</strong><br />

verschwunden und das sei schlimm für die älteren<br />

Menschen, die nicht mehr so weit für ein Brötchen<br />

laufen könnten.<br />

Noch warten etliche weitere Kisten mit Leist-Unterlagen<br />

aus den Jahren vor 1997 aufs Auspacken.<br />

Auch sie wird der Kramgassleist in den nächsten<br />

Monaten sichten und schauen, was davon im<br />

Stadtarchiv gelagert werden soll – als sein Beitrag<br />

zur lebendigen Geschichte der Unteren <strong>Altstadt</strong>.<br />

Text und Fotos: Babü<br />

Die Geschichte des Leists und Geschichten aus<br />

und über die Kramgasse


20<br />

AUS DEN LEISTEN<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />

Ein kleines Sträusschen zur Erinnerung für<br />

Ursula und Nicolas Adamek<br />

Was für ein Schock, als uns Ursula und Nicolas<br />

mitteilten, dass sie aus dem Vorstand austreten<br />

wollen, sind beide doch kaum aus dem Leistalltag<br />

wegzudenken und im Vorstand nur schwer ersetzbar.<br />

Ursula und Nicolas – für mich zwei Urgesteine der<br />

Gasse. Als ich in den Vorstand des Kramgassleists<br />

aufgenommen wurde, waren Adameks schon lange<br />

dabei und für mich ein unverzichtbarer Bestandteil<br />

des Kramgassleists. Die beiden kennen praktisch<br />

jedes Mitglied, organisierten souverän zahlreiche<br />

Anlässe und haben in den letzten Jahren den Zusammenhalt<br />

in der Gasse gestärkt sowie sich stets<br />

für eine gute Gassenatmosphäre eingesetzt.<br />

Neben der Arbeit für den Leist, welche beide mit<br />

voller Hingabe leisteten, kam auch die Geselligkeit<br />

im Vorstand nie zu kurz. Zahleiche feine Tropfen<br />

verbesserten die Kreativität in den Sitzungen, und<br />

um meine (unterdessen im Vorstand bekannten)<br />

Hungerlöcher zu stopfen, standen schon bald<br />

feine Häppchen für die Sitzungen bereit. So<br />

konnten die Sitzungen ohne knurrende Bauchgeräusche<br />

stattfinden und die Traktandenarbeit<br />

wurde dabei sowohl kreativer wie auch<br />

speditiver.<br />

Neben bestehenden Aufgaben und Aktivitäten<br />

brachten Ursula und Nicolas auch immer<br />

wieder neue Ideen in die Gasse. Dank der Initiative<br />

der beiden konnte der Kramgassleist in<br />

den letzten beiden Jahren am Buskers Festival<br />

mit grossem Erfolg einen Stand betreiben. Einerseits<br />

konnten dadurch neue Kontakte unter den<br />

Leistmitglieder entstehen und als schöner Nebeneffekt<br />

durch den realisierten Gewinn neue Aktivitäten<br />

finanziert werden. So wurden z.B. unsere<br />

<strong>Brunne</strong>n zweimal festlich geschmückt, die Elchaktion<br />

organisiert und bereits mehrere Kulturanlässe<br />

konnten dank diesem Gewinn erfolgreich<br />

organisiert werden (ONO, Kellerkino, Narrenpacktheater).<br />

All diese Massnahmen sollen unsere<br />

Gasse attraktiver machen und den Austausch unter<br />

den Leistmitgliedern verstärken.<br />

Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als dem abtretenden<br />

Vorstandspaar von ganzem Herzen für<br />

ihren selbstlosen Einsatz zum Wohl unserer Gasse<br />

ganz herzlich zu danken. Nicolas und Ursula, ich<br />

werde Eure Herzlichkeit, Geselligkeit und das<br />

grosse Engagement im Vorstand vermissen…<br />

Nicola Schneller<br />

* * * * *<br />

Lieber Nicolas, liebe Ursula!<br />

Nun ist es leider soweit: Ihr zieht euch aus dem<br />

Kramgassleist-Vorstand zurück. SCHADE! Sehr<br />

ungern haben wir euren Entscheid akzeptieren<br />

müssen.<br />

Nicolas, du warst ein ausgesprochen symphatischer<br />

Präsi. Immer und auf allen Ebenen aktiv zum<br />

Wohle unserer «schönsten Gasse der Welt». Die<br />

gebunden vom Vorstand des Kramgassleists<br />

Vorstandssitzungen hast du stets souverän und gut<br />

vorbereitet geleitet.<br />

Ursula, das Sekretariat und die Finanzen waren<br />

deine Domäne, du hattest beides bestens im Griff.<br />

Du warst auch unermüdlich unterwegs wenn es<br />

darum ging Flyer und Einladungen zu den diversen<br />

Aktivitäten zu verteilen.<br />

Gemeinsam mit euch haben wir verschiedene<br />

Babys geboren. Nur schon die zwei Jüngsten «La<br />

Tavola Kramgasse» während des Buskers-Festivals,<br />

und die Kulturanlässe entwickeln sich prächtig.<br />

«Zäme geit’s». Das war immer eure Devise, und<br />

mit eurer liebenswürdigen, offenen und freundschaftlichen<br />

Art, ist es euch als Präsidentenpaar gelungen,<br />

einen besonderen Zusammenhalt im<br />

Vorstand zu kreieren. Freundschaft eben. Diese<br />

Freundschaft kam auch bei unseren Sitzungen<br />

immer zur Geltung. Es war nie «trocken» und nur<br />

ein Abarbeiten von Traktanden. Es war stets eine<br />

gute Mischung von Arbeit, Spass und Geselligkeit.<br />

Die schönsten und persönlichsten Sitzungen haben<br />

aber bei euch zu Hause stattgefunden. Vielen Dank<br />

dafür, es war immer sehr schön!<br />

Ich könnte noch so viel Gutes über euch schreiben,<br />

es würde zu lang werden. Nur dies noch: Ich habe<br />

immer bewundert mit wie viel Herzblut und Elan<br />

ihr euch für den Leist eingesetzt habt!<br />

Ihr Lieben, für die Zeit nach der Ära Kramgassleist-Vorstand<br />

wünsche ich euch beiden von Herzen<br />

alles Liebe und Gute. Vielleicht seid ihr ja ab<br />

und zu, wenn auch nur im Geiste, bei einer Vorstandssitzung<br />

dabei?<br />

Es war eine supertolle Zeit mit euch! «Es het gfägt,<br />

wie alles was mir zäme gmacht hei! Dir wärdet üs<br />

fähle!»<br />

Gabriela Hagen<br />

* * * * *<br />

Heute ist Vorstandssitzung…<br />

Es ist jeden Monatsanfang das Gleiche.<br />

Meine Agenda zeigt «19.00 Vorstandsitzung<br />

Kramgassleist»<br />

Oh je. Schon wieder. Eigentlich hätte ich anderes<br />

zu tun, oder könnte bequem zuhause den Abend<br />

geniessen.<br />

Aber wie es so ist, man hat sich entschlossen irgendwo<br />

dabei zu sein, also los, ran an die Sitzung.<br />

Und dann, so etwa um 19.00…<br />

…einer nach dem andern treffen die Vorstandskollegen<br />

ein und siehe da!<br />

Eigentlich bin ich nicht in einem Vorstand im üblichen<br />

Sinn.<br />

Das gute, freundschaftliche und vertraute Verhältnis<br />

im Leist überrascht mich immer von<br />

neuem.<br />

Nicolas und Ursula verstanden es bestens, aus<br />

einer Pflicht eine Lust zu machen.<br />

Es wird geplaudert, diskutiert, gelästert, kritisiert,<br />

beurteilt, geprüft, bestimmt....<br />

Und alles immer in bester freundschaftlicher<br />

Stimmung!<br />

So nach etwa 2 Stunden....<br />

Hoppla, ist die Sitzung schon vorbei?<br />

Gut war ich dabei, es war wieder ein wertvoller<br />

Abend! André Steiger<br />

* * * * *<br />

Liebe Ursula, Lieber Nicolas<br />

Vor nun mehr gut zwei Jahren habe ich mir gedacht,<br />

mach doch mal beim «Fressstand» des<br />

Kramgassleist mit, damit ich die Leute in meinem<br />

«Arbeitsquartier» besser kennen lernen kann und<br />

vielleicht auch ein paar Kunden neu zu meiner<br />

Bank kommen.<br />

Und was ist daraus geworden? Neue Kunden, die<br />

in Massen meine Bank gestürmt hätten, habe ich<br />

nicht gefunden. Ein paar wenige waren es schon,<br />

aber wie gesagt, nicht grad eine Hundertschaft.<br />

Was ist dann geblieben?<br />

Na ja, ich wurde bei meinem ersten Engagement<br />

an der Tavola Kramgasse von motivierten, offenen,<br />

gut gelaunten und einsatzfreudigen Menschen<br />

empfangen. Zwei dieser Menschen seid ihr beiden<br />

gewesen. Ich habe mich sofort wohl gefühlt und<br />

der Einsatz hat einen riesigen Spass gemacht. Klar,<br />

ich war auch müde nachher, wie wir alle. Anscheinend<br />

hat meine Arbeit bei euch einen guten Eindruck<br />

hinterlassen, denn kurz darauf habt ihr mich<br />

angefragt, ob ich nicht den Vorstandsposten von<br />

Jsabelle Hirschi übernehmen möchte.<br />

Kann ich da nein sagen? Wohl eher nicht….Ist es<br />

doch eine Möglichkeit, in dieser wunderbaren Alt-<br />

dipl. Uhrenmacher<br />

Kramgasse 14, 3011 <strong>Bern</strong><br />

Telefon 031 311 12 60


<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />

21<br />

stadt mit engagierten Menschen zusammenzuarbeiten.<br />

Also, habe ich den Sprung ins kalte Wasser<br />

gewagt und so wurde ich im Mai 2009 Teil dieses<br />

Vorstandes. In der Zeit seither habe ich euch als<br />

unentwegte Chrampfer für die Anliegen der Kramgasse<br />

und der <strong>Altstadt</strong> erlebt. Mit viel, viel Energie,<br />

noch mehr Ideen und Motivation seid ihr für<br />

die Bewohnerinnen und Bewohner und die Gewerbetreibenden<br />

da gewesen, mit dem Ziel, eine<br />

Gasse für alle zu erhalten und zu verschönern.<br />

Je mehr ich euch kennen lernen durfte, desto mehr<br />

war ich von euch überrascht. Sei es beim Betreten<br />

eurer vorherigen Wohnung. Loft? Adameks? Kann<br />

nicht sein. Soooo cool.<br />

Oder nach dem letztjährigen Samichlaus, als die<br />

Frage kam, kommst du mit zu uns Fondue essen?<br />

Es wurde ein amüsanter Abend mit Fondue auf<br />

dem Balkon und ich durfte dabei euch Beide noch<br />

ein bisschen näher kennen lernen. Die Fische in<br />

der Nespresso Maschine werden mir unvergesslich<br />

bleiben.<br />

Nun wollt ihr wirklich den Leistvorstand verlassen!<br />

Ich wünsche euch nur das Allerbeste. Gott sei<br />

Dank seid ihr immer noch in der Nähe und habt sicher<br />

auch mal Zeit für einen Schwatz unter den<br />

Lauben.<br />

Mit den herzlichsten Wünschen<br />

Kurt Gerber<br />

* * * * *<br />

Liebe Ursula, lieber Nicolas<br />

Vieles hat mich beeindruckt an Euch. Besonders<br />

aber, wie offen und herzlich Ihr auf die Kramgässler<br />

zugegangen seid, immer wissen wolltet, wo der<br />

Schuh drückt. Und dann versucht habt, möglichst<br />

schnell Abhilfe zu schaffen. Den Zusammenhalt in<br />

der Gasse zu stärken und die Gasse im besten Licht<br />

erscheinen zu lassen – das war Euer erklärtes Ziel.<br />

Dafür bist Du, Ursula, unermüdlich von Haus zu<br />

Haus, von Geschäft zu Geschäft gelaufen. Nur eins<br />

konnte Eure gute Laune nachhaltig trüben: Wenn<br />

jemand versucht hat, die Gasse «madig» zu machen.<br />

Den Vorstand habt ihr zu einem Team zusammengeschweisst.<br />

Doch wir haben den Schlitten nur bepackt,<br />

gezogen habt Ihr ihn. Ganz ohne präsidiales<br />

Gehabe. Im Gegenteil: Charmiert habt Ihr uns. Das<br />

fing schon mit der Anrede an. Richteten sich die<br />

mails zunächst noch an die «Lieben Vorständlerinnen<br />

und Vorständler», avancierten wir dann schon<br />

bald zu den «Lieben Vorständigen» – was nicht nur<br />

auch politisch korrekt war, sondern viel besser<br />

klang, liegt doch der Weg von den «Vorständigen»<br />

zu den «Verständigen» nur noch ein Buchstabe<br />

entfernt. Spätestens nach der Anrede «Liebe Voll-<br />

Zu- An- und Vorständige» hattet Ihr uns komplett<br />

im Sack.<br />

Jetzt sollen mal die Jüngeren ran, habt Ihr dann gesagt<br />

– und es war Euch ernst damit. Hut ab vor soviel<br />

Konsequenz. Aber Ihr habt die Latte ganz<br />

schön hochgelegt! Du, Nicolas, hast einmal ein<br />

mail unterschrieben mit «Nicolas, der Dankbare.»<br />

Diesen Dank gebe ich Euch gerne und mit Respekt<br />

zurück.<br />

Barbara Büttner<br />

* * * * *<br />

Danke Nicolas und Ursula! Aus Vorstandskollegialität<br />

ist Freundschaft geworden.<br />

Danke ganz persönlich für euren Einsatz für unsere<br />

geliebte Gasse und für unsere einzigartige <strong>Bern</strong>er<br />

<strong>Altstadt</strong>!<br />

Wie pflegte der damalige IOC-Präsident Juan Antonio<br />

Samaranch jeweils nach den Olympischen<br />

Spielen zu sagen: «The best games ever»!<br />

Pesche Ineichen<br />

25 Jahre Mitgliedschaft im Kramgassleist<br />

150 Jahre Unteroffiziersverein<br />

der Stadt <strong>Bern</strong><br />

Im Jahre 1958 hat sich der UOV im Keller der<br />

Kramgasse 41 sein Vereinslokal im Mietverhältnis<br />

eingerichtet. Vorher tagte ein Fotoclub im Keller,<br />

welcher seine Tätigkeiten einstellte und so konnte<br />

der UOV den Keller übernehmen. «Wir suchten eigentlich<br />

einen Archivraum und fanden diesen per<br />

Zufall an der Kramgasse 41», so Peter Schweizer,<br />

der Kellerverantwortliche des UOV. Zuerst diente<br />

das Kellerlokal nur als Archiv, im Laufe der Zeit<br />

seien dann ein paar Tische, ein Fass und gepolstert<br />

Fässchen als Sitzgelegenheiten dazugekommen,<br />

und der kellertypische Modergeruch sei verschwunden.<br />

Im alten Keller seien, neben der Nutzung als Archiv<br />

und der Aufbewahrung von Ausstellungsobjekten<br />

wie Kränze, Kannen und Trophäen, Sitzung<br />

abgehalten worden.<br />

Im Jahre 1982 kann der UOV den Keller von der<br />

<strong>Bern</strong>ischen Winkelriedstiftung im Stockwerkeigentum<br />

erwerben. Eine Hofunterkellerung und der<br />

Ausbau des Kellers findet in demselben Jahr statt.<br />

So bietet der Keller die nötige Infrastruktur wie<br />

Toiletten und eine kleine Küche.<br />

Während all dieser Jahre bildet der Keller das Zentrum<br />

des UOV für Vereinsanlässe und Sitzungen.<br />

Wobei diese wohl manchmal sehr gesellig werden,<br />

so meint Schweizer: «Mitglieder sagen, man<br />

kommt ring hinunter, aber streng wieder hoch!»<br />

Im Jahre 1985, also vor 25 Jahren, trat der UOV<br />

dem Kramgassleist bei und seit sieben Jahren hält<br />

die Redaktions-Kommission der <strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong> regelmässig<br />

seine Redaktion Sitzungen im Keller ab.<br />

Seit 1990 ist auf dem Keller ein Wirtepatent und<br />

kann gemietet werden. Der Keller bietet 20 Personen<br />

zum Essen, 40 bei einem Apèro und in Extremsituationen<br />

wie dem kalten 2-Tagemarsches<br />

dieses Jahres sogar 60 Personen Platz. rlu<br />

Beim Freitagshöck<br />

Ehrenpreise, Trophäen, Geschenke und wertvolle<br />

alte Waffen werden im Keller aufbewahrt.<br />

Keller- Höck Tafel zur Ehrung fleissiger Kellerbesucher.<br />

Fotos: zvg<br />

Wer ist der Unteroffiziersverein<br />

Der Unteroffiziersverein ist ein Verein von Unteroffizieren<br />

zur Förderung der militärischen<br />

Weiterbildung, der Teilnahme an militärischen<br />

Wettkämpfen, der Pflege des Schiesswesens,<br />

der Stärkung und Stellung des Ansehens, der<br />

Pflege der Staatsbürgerlichen Gesinnung, der<br />

Übernahme von Verantwortung sowie der<br />

Pflege der Kameradschaft.<br />

Im Rahmen des 150-Jahr Jubiläums sind verschiedene<br />

Anlässe vorgesehen wie die Aktualisierung<br />

der Chronik, der Organisation der DV<br />

des Schweizerischen UOV in <strong>Bern</strong>, der Verkauf<br />

eines Weinsortimentes des UOV-Keller<br />

mit einer Jubiläumsetikette und dem Jubiläumsausfluges<br />

ins Festungsmuseum und Parkhotel<br />

nach Vitznau.


22<br />

weiss<br />

druckt schwar z und bunt<br />

druckerei weiss gmbh<br />

kalchackerstrasse 7<br />

3047 bremgarten<br />

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A N G E B O T E<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010


<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />

23<br />

Geigenbauatelier<br />

Antonietta Spina<br />

Geigenbauerin ist eigentlich ein zu ungefährer Begriff,<br />

neben Geigen sind genauso Kontrabässe,<br />

Celli, Bratschen, auch die mit ¼, ½ etc. bezeichneten<br />

Kinderviolinen und -celli gemeint, mitsamt all<br />

ihren Bogen und deren Bespannung, dem jeweiligen<br />

Zubehör, der Betreuung und Instandhaltung.<br />

Das tatsächliche Bauen eines neuen Instrumentes<br />

ist bloss ein Teil des vielfältigen Unternehmens.<br />

Restaurationen alter Instrumente, wiederum aller<br />

Streichinstrumente natürlich, gehören ebenso<br />

dazu. Dementsprechend gemischt sieht auch ein<br />

Instrumentenbauatelier aus. Laptop, Handy und<br />

Hobel sind auf dem gleichen Werkbank, Holzlager<br />

mit groben Naturstücken nicht weit von fein geschnitzten<br />

Geigenstegen, ein Kontrabass mit klaffender<br />

Spalte im Resonanzkörper deponiert unter<br />

demselben Tisch, auf dem Papierbögen mit Planzeichnungen<br />

und physikalischen Berechnungen<br />

von Schwingungsverläufen im Holz liegen.<br />

Im Mai ist es nun ein Jahr, dass Antonietta<br />

Spina ihr Atelier für Geigenbau an der Kramgasse<br />

32 im ersten Stock betreibt. Vorher und seit<br />

der Gründung der eigenen Werkstatt arbeitete sie<br />

in der Matte. Ein heller Raum mit Kassettendecke<br />

zur Gasse hin, ein langer Gang, flankiert mit einem<br />

ebenso langen barockgerahmten Spiegel, ein zum<br />

Innenhof gehendes Zimmer, eine Kleinküche, Parkettböden,<br />

weisse Wände; Antonietta Spinas Atelier<br />

braucht genau diese Mischung: einen<br />

staubfreien Ort zur Lagerung der Instrumente und<br />

ihrer Zubehöre, einen Raum mit guter Akustik, in<br />

dem die Musiker die Instrumente vor dem Kauf<br />

oder nach der Restauration probieren und vergleichen<br />

können, aber ebenso Platz, wo Hobelspäne<br />

fliegen können und Staub vom Schleifen und<br />

Sägen entstehen, Leim tropfen kann.<br />

Werkbank mit Ausblick auf die Kramgasse.<br />

Ihre Ausbildung machte Antonietta Spina von<br />

1989-93 an der internationalen Geigenbauschule<br />

in Cremona in Italien, arbeitete danach mehrere<br />

Jahre im Atelier von <strong>Bern</strong>ard Sabatier in Paris,<br />

dann, zurück in der Schweiz einige Zeit in Aarau,<br />

bevor sie sich 2002 selbständig machte und in<br />

<strong>Bern</strong> ihr eigenes Atelier eröffnete. Seit 2005 ist sie<br />

im Vorstand des Berufsverbands der Geigenbauer<br />

und Bogenmacher SVGB.<br />

Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit gilt dem Violabau.<br />

In enger Zusammenarbeit mit dem Konservatorium<br />

betreibt sie das von ihr mitinitiierte Bratschenprojekt,<br />

das darauf abzielt, das Instrument mit seiner<br />

spezifisch eigenen Klangfarbe als eigenständiges<br />

Solo- wie Unterrichtsinstrument zu fördern, was<br />

mitunter bedingt, dass Bratschen auch in für Kinderhände<br />

passenden Grössen erhältlich sein müssen.<br />

Mit dem Neubau solcher Violen hat sich<br />

Antonietta Spina ein Spezialgebiet aufgebaut und<br />

bietet damit, was anderweitig kaum erhältlich ist.<br />

Im Holzlager warten die grossen rohen Stücke auf<br />

ihre Verwandlung in ein neues Instrument. Eine<br />

Geige brauche rund die Arbeitszeit eines Monats,<br />

verteile sich aber auf einen viel längeren Zeitraum,<br />

da Trocknungs- und Härtungsprozesse abgewartet<br />

werden müssten, erklärt Antonietta Spina. Neben<br />

den grossen Holzklötzen verfügt sie über ein reichhaltiges<br />

Sortiment verschiedenster Hölzer, damit,<br />

wenn bei einer Restaurierung ein Ersatzstück in<br />

ein Instrument eingefügt werden muss, Maserung<br />

und Farbe, nebst der Holzart möglichst passend<br />

gewählt werden können.<br />

Ein wertvoller Aspekt ihrer Atelierarbeit sei ihr die<br />

direkte Zusammenarbeit mit Musikern, sagt Antonietta<br />

Spina. Sie kenne die Instrumente ihrer Kunden<br />

und die jeweiligen Spieltechniken, arbeite mit<br />

ihnen an den Instrumenten, regliere die Klangeinstellung,<br />

um ein ausgeglichenes Musizieren in<br />

allen Tonlagen zu ermöglichen, kontrolliere vor<br />

Konzerten, ob alles zum Besten stehe. Über die Instrumente<br />

baue sich ein Vertrauensverhältnis zwischen<br />

den Musikern und ihr auf, was die<br />

wichtigste Voraussetzung neben der instrumentaltechnischen<br />

Berufserfahrung sei. ig<br />

Kulinarische<br />

Ferienerinnerungen<br />

Im Kellergeschäft an der Kramgasse 63 verführt<br />

El Greco seit einiger Zeit zum Schwelgen in Ferienerinnerungen.<br />

Mediterrane Genüsse verlängern<br />

den Sommer und überbrücken die kalte Jahreszeit.<br />

Geschäftsinhaber Nikolaos Tsianakas, ehemals<br />

Santorini in der Matte und Frohsinn in der Münstergasse<br />

wollte mit der Eröffnung des El Greco<br />

gastronomisch neue Wege gehen. «Wir bieten griechische<br />

Lebensmittel an: Weine, Ouzo, Metaxa,<br />

Olivenöl, Oliven und hausgemachte Vorspeisen.»<br />

Die griechischen Naturprodukte stammen aus biologischem<br />

Anbau.<br />

Mit dem Angebot will Tsianakas die Mitglieder<br />

des Vereines Hellasfreunde, die griechische Gemeinde<br />

und alle, welche ihre Ferienerinnerungen<br />

auffrischen wollen, ansprechen.<br />

Zusätzlich zu den kulinarischen Genüssen im Geschäft<br />

bietet El Greco Apèros für Privat- und<br />

Gschäftsanlässe an. rlu<br />

Nikolaos Tsianakas vor der Weinauswahl.


24<br />

AUS DEN LEISTEN<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />

Rathausgass-Brunngass-Leist Kontakt: Edi Franz, Postfach 405, 3000 <strong>Bern</strong> 7<br />

135. Hauptversammlung<br />

RBL<br />

29. März 2010 im Restaurant Union<br />

Gut 40 Personen fanden den Weg in’s Restaurant<br />

Union an der Brunngasse 36 und zeigten durch ihre<br />

Teilnahme ihr Interesse am Leistgeschehen.<br />

Dass verschiedene Gastlokal-Betreiber an der Versammlung<br />

teilgenommen haben, ist als positives Signal<br />

im Sinne eines konstruktiven Dialogs zu<br />

werten.<br />

Herr Pius Caduff stellte in einem kurzen Referat die<br />

philantropische Gesellschaft UNION vor.<br />

Der Mitgliederbestand hat erfreulicherweise leicht<br />

zugenommen.<br />

Auszüge aus dem Jahresbericht des Präsidenten:<br />

Gegen die weitere Ausbreitung der Nachtlokalszene<br />

in der Unteren <strong>Altstadt</strong> hat der Leist bei 2 Baugesuchen<br />

Einsprache erhoben:<br />

Kramgasse 58, Einrichtung eines Striptease-Lokals<br />

und Rathausgasse 64, Einbau eines Kellerlokals mit<br />

interner Treppenverbindung zum Haus.<br />

(In der Zwischenzeit wurde das Erstere zurückge -<br />

zogen, dem Zweiten die Bewilligung erteilt).<br />

Die Internetseite www.bern-altstadt.ch wird nun stetig<br />

erweitert. Sie bietet eine preisgünstige Möglichkeit<br />

für Leistmitglieder im Web präsent zu sein.<br />

Ebenfalls angelaufen ist www.touchtown.ch, wo<br />

sich <strong>Geschäfte</strong> mittels Panoramafotos präsentieren<br />

können. Es ist zu hoffen, dass möglichst viele <strong>Geschäfte</strong><br />

von diesem Angebot profitieren werden.<br />

Die Rechnung konnte mit einem Einnahmenüber -<br />

schuss abgeschlossen werden, Ausgaben für die<br />

Weihnachtsbeleuchtung und den Internetauftritt der<br />

Leiste sind jedoch noch nicht getätigt worden. Die<br />

Mitgliederbeiträge werden nicht verändert.<br />

Die Vorstandsmitglieder Ruedi Rüfenacht, Anita<br />

Schütz und Nico Senn sowie der Präsident Edi<br />

Franz wurden für weitere drei jahre wiedergewählt,<br />

Ivo Bieri wurde als neues Vorstandsmitglied gewählt.<br />

Nach sechs Jahren ist Regina Hofer aus dem<br />

Vorstand ausgetreten, ihre Arbeit wurde herzlich<br />

verdankt.<br />

Die Rechnungsrevisoren Christian Schmocker und<br />

Edi Blaser sowie die Delegierten Spysi Jürg Knecht,<br />

Caro Trebing und Max Grunder wurden ebenfalls<br />

für weitere drei Jahre wiedergewählt.<br />

Unter dem Traktandum «Mitgliederanträge» erklärte<br />

Herr Alexander Wild von den Geruchsemissionen<br />

nach der Sanierung des Ehgrabens. Es wurde<br />

festgestellt, dass dieses Problem auch an anderen<br />

Orten im Leistgebiet vorhanden ist. Offenbar hängt<br />

dies mit dem Verschliessen von unbenutzten Abwasserleitungen<br />

zusammen, durch welche die stinkenden<br />

Gase bisher entweichen konnten. In dieser<br />

Sache muss vom Tiefbauamt eine Lösung gesucht<br />

werden.<br />

Anschliessend an die Sachgeschäfte informierte<br />

Herr Marc Heeb, Chef der Orts- und Gewerbepolizei<br />

der Stadt <strong>Bern</strong>, über die vielfältigen Aufgaben<br />

seiner Abteilung.<br />

Anschliessend an die Versammlung wurde vom<br />

Wirtepaar Blunier das traditionelle Raclette à discrétion<br />

serviert und zu weiteren angeregten Diskussionen<br />

genossen.<br />

ef<br />

Die Brunngasse – Einst und heute<br />

Das Restaurant Zimmermania<br />

Bild: Burgerbibliothek <strong>Bern</strong> - Signatur Mss.h.h.XXIb. 363, S. 19<br />

Bereits im Stadtplan von 1808 ist an der Brunngasse<br />

19, Ecke Schlossergässchen ein Gebäude<br />

eingezeichnet. Bis zur 1881 erfolgten Umnummerierung<br />

der gesamten Stadt lautet die Adresse des<br />

Gebäudes: Metzgergasse 82.<br />

Die Vergangenheit<br />

Das Gebäude wird 1835 Herrn Ed. von Stürler zugeschlagen<br />

und als eine Remise mit Stall, Höfli<br />

und Baugrube (Mistplatz) bezeichnet. 1842 wird<br />

das Gebäude zu einem Wirtshaus umgebaut. Der<br />

erste Wirt wird der bereits dort lebende Lohnkutscher<br />

und Artillerist, Friedrich Zimmermann. Er<br />

gibt dem Lokal den Namen Zimmermannia. Er<br />

selbst erhält bald den Übernamen «CZAAR»<br />

(siehe Zeichnung von H. Meyer von 1851). Es darf<br />

behauptet werden, dass die neue Staatsverfassung<br />

<strong>Bern</strong>s von 1846 mindestens teilweise im Zimmermania<br />

entsteht, da deren Hauptverfasser, Fürsprech<br />

Stämpfli, meistens nicht in seinem Büro,<br />

sondern im Zimmermania anzutreffen ist.<br />

Die Wirtschaft muss zeitweise sehr berüchtigt gewesen<br />

sein. 1848 bezeichnet sie Karl Howald, Inselpfarrer,<br />

als Kneipe mit liederlichem und<br />

ausschweifendem Leben, welche er auch in<br />

seinem Aquarell von 1848 festhält (Bild oben).<br />

1861 ernennt die Studentenverbindung Helveter<br />

die Wirtschaft zu ihrem Stammlokal.<br />

1862 wird die Wirtschaft an die Speisewirtin,<br />

Witwe Zimmermann verkauft. 1864 erfolgt der<br />

Umbau der Liegenschaft. 1868 wird diese an den<br />

Bierbrauer Ludwig Baumeister (früher Brauerei<br />

zum Maulbeerbaum im Hirschengraben) verkauft.<br />

Die frühesten Aufzeichnungen in den Archiven der<br />

Stadt nennen 1864 als Neubau des Gebäudes.<br />

Der neue Pächter von 1869 heisst Karl Ludwig<br />

Schmalz. Nach seinem Tod 1870 übernimmt die<br />

Witwe Schmalz. 1872 erfolgt erneut ein Wirtwechsel.<br />

Der Besitzer L. Baumeister setzt durch, dass<br />

erneut das Beeri-Bier seiner Brauerei verkauft<br />

wird. Dies bewirkt, dass die Helveter wegen<br />

«gänzlicher Abwesenheit von trinkbarem Bier»<br />

das Lokal als Stammlokal aufgeben. Damit verliert<br />

die Zimmermania ihre Bedeutung. 1887 amtet als<br />

Wirt Anton Schmid. 1892 stellt der Wirt Robert<br />

Widmer ein Gesuch an<br />

die Stadt zur Reduktion<br />

der Patentgebühr. Zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

ist damit die Zimmermania<br />

eine einfache<br />

<strong>Altstadt</strong>-Wirtschaft.<br />

Die Neuzeit<br />

In der Neuzeit hat sich<br />

die Zimmermania zu<br />

einer der besseren<br />

Adressen in <strong>Bern</strong> emporgearbeitet.<br />

1972 werden im Restaurant<br />

Szenen aus dem<br />

Dällebach Kari gedreht.<br />

1982 wird das Anwesen<br />

komplet renoviert. Nach<br />

einigen Wirten, welche<br />

mit unterschiedlichem<br />

Erfolg arbeiteten schafft<br />

1990 der amtierende<br />

Wirt, Alfred Schneider<br />

die Basis zum Bistrot und<br />

zum gehobenen Gastro-<br />

Betrieb. 1994 übernimmt das Ehepaar Hans und<br />

Catherine Kunze das Restaurant. Bald einmal wird<br />

klar, dass sich das Lokal zu einem Gourmet Tempel<br />

entwickeln wird (nicht nur wegen des Zusatzes<br />

–Bistrot).<br />

Ein guter Keller mit ausgezeichneten Weinen ergänzen<br />

die ausgewogene Speisekarte mit den exklusiven<br />

Gerichten. Wirte Ehepaar und Bedienung<br />

tragen dazu bei, dass man sich richtig wohl fühlt.<br />

Auf der Höhe des Erfolges verlassen sie 2002 das<br />

mittlerweile zum Gourmetlokal erhobenen Zimmermania<br />

– Bistrot. Das neue, sehr junge Pächterpaar,<br />

Eva Suter und Urs Hirschi geben jedoch<br />

wegen zu hohem Mietzins bereits 2005 die Pacht<br />

erneut ab. Seit 2005 sorgt Frau Janine Mangiantini<br />

für den Erhalt des Gourmet Tempels.<br />

Christian Ed. Schmocker


<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />

25<br />

Stoffwechsel im Zibelegässli<br />

Das elf Arkaden lange Zibelegässli, das vom Zytglogge zur Käshütte führt, ist um eine Attraktion<br />

reicher geworden. In ihrer Secondhand Boutique «Stoffwechsel» an- und verkauft Alba<br />

Casanova auserlesene und qualitativ hochstehende Bekleidung, Schuhe, Taschen, Schmuck,<br />

Gürtel, Hüte, Foulards und Accessoires.<br />

28 Stufen gilt es im Zibelegässli 16 zu erklimmen,<br />

um in die Atmosphäre einer Oase ohne Musikbeschallung<br />

und Konsumhektik zu gelangen. Das<br />

Lokal im <strong>Altstadt</strong>haus ist schlicht eingerichtet –<br />

oben Sichtbalken und Lichtobjekte, unten ein<br />

Lichtkanal am Boden entlang, in der Mitte: Kleiderständer<br />

mit einer Gesamtlänge von siebzehn<br />

Metern.<br />

Albas Liebe zu Stoffen und dem dazugehörigen<br />

Handwerk hat sie ihr ganzes Leben lang begleitet.<br />

Nach ihrer Tätigkeit als Schneiderin am Theater,<br />

betreute sie als Assistentin der Kostümbildnerin<br />

viele Theater- und Filmproduktionen sowohl fürs<br />

Kino, als auch etliche Produktionen wie zum Beispiel<br />

«Tatort» für das SF DRS.<br />

Da ich zu Kleiderkäufern gehöre, denen es schwer<br />

fällt, zielsicher den einen oder anderen Kleiderbügel<br />

anzusteuern, liess ich mich gerne von der diplomierten<br />

Gewandmeisterin beraten. Ich war<br />

überrascht, wie viele Kleidungsstücke des Männersortimentes,<br />

im Vergleich zur grossen Damenauswahl,<br />

sowohl meinen Massen als auch meinem<br />

Stil entsprachen.<br />

Der <strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong> Redaktor vor und nach dem Stoffwechsel.<br />

So hat mir Alba Casanova die erdfarbige Lederjacke<br />

empfohlen und einen Ringeljersey Pulli aus<br />

100 % Baumwolle (siehe Foto). Beides passte mir<br />

wie auf den Leib geschnitten<br />

und gefiel mir<br />

sofort. Ich habe gleich<br />

beide Kleidungsstücke<br />

gekauft, zu einem<br />

Bruchteil des Ladenneupreises.<br />

So habe ich mir<br />

selber eine Freude gemacht<br />

und dabei gleich<br />

auch eine engagierte<br />

Kleingewerblerin in unserem<br />

Quartier unterstützt,<br />

statt einen<br />

internationalen Textilbaron<br />

mit seinen fetten<br />

Handelsmargen.<br />

Kurzum, die Boutique<br />

STOFFWECHSEL ist<br />

eine Wohltat für alle, die<br />

sich der Massenabfertigung<br />

im sterilen Neon-<br />

Alba Casanova vor ihrem Laden im Zibelgässli.<br />

17 Meter Kleidergeschichten<br />

Baubewilligung Rathausgasse 64<br />

Das Haus mit unrühmlicher Vergangenheit soll jetzt saniert werden.<br />

Dass das Haus Rathausgasse 64 saniert werden<br />

muss, steht ausser Zweifel. Baugesuchssteller ist<br />

die Firma Vitalis AG, ein an der Rathausgasse<br />

nicht unbekannter Hausbesitzer. Bis vor Kurzem<br />

befand sich im Erdgeschoss dieses Hauses ein<br />

Sexshop. In den Wohnungen wurden über Jahre<br />

Massagesalons betrieben, welche erst nach langem,<br />

bis zum Bundesgericht weitergezogenen Verfahren,<br />

geräumt wurden. Das Bundesgerichtr<br />

entschied seinerzeit, dass Massagesalons als Gewerberäume<br />

zu betrachten sind und demzufolge<br />

über dem 1. OG gemäss Bauordnung nicht Zonenkonform<br />

sind. Die Firma Vitalis AG in Grenchen<br />

hat während des Baubewilligungsverfahrens<br />

Namen und Sitz geändert, neu heisst sie nun aXpel<br />

AG und befindet sich in Roggliswil.<br />

Die Sichtung der Pläne des eingereichten Baubewilligungsgesuchs<br />

ergab allen Grund zur Sorge:<br />

Der Keller soll zu einem Gastgewerbelokal ausgebaut<br />

und durch eine neu zu erstellende Treppe mit<br />

dem Haupt-Treppenhaus im Innern verbunden<br />

werden. Im Hinterhaus werden 3 neue Kleinstwohnungen<br />

eingebaut, welche durch die neue Treppe<br />

direkt mit dem Keller verbunden sein werden.<br />

Neben 22 Parteien aus der direkten Nachbarschaft<br />

hat der Rathausgass- Brunngass- Leist gegen das<br />

Bauvorhaben Einsprache erhoben.<br />

Die einsprechenden Parteien befürchten, dass<br />

damit die bauliche Voraussetzungen für ein Animier-Lokal<br />

geschaffen werden. Als weiteres Argument<br />

wurde angemerkt, dass es im Umfeld des<br />

Hauses bereits genügend Barbetriebe gibt und die<br />

damit verbundenen Immissionen bereits mehr als<br />

störend sind.<br />

In der Stellungnahme des Baugesuchsstellers zu<br />

licht der oberen <strong>Altstadt</strong> entziehen wollen, Wert<br />

auf eine persönliche Beratung mit über 30 Jahren<br />

Textilerfahrung legen und sich auf der Suche nach<br />

einem originellen, gut erhaltenen Einzelstück befinden.<br />

drs<br />

Stoffwechsel Secondhand am Zytglogge, Zibelegässli<br />

16, 3011 <strong>Bern</strong>, Tel 031 311 94 04, Öffnungszeiten:<br />

Di – Fr 11:00 – 18:00, Sa 10:00 – 16:00<br />

den Einsprachen argumentiert aXpel AG, die innere<br />

Treppe diene dem Schallschutz, da die Gäste<br />

nicht durch den Aussenabgang das Lokal betreten<br />

und verlassen müssen. Zudem wird angeführt: «Es<br />

scheint, dass viele Einspracheargumente als<br />

Scheinargumente aufgeführt werden, um das Bauvorhaben<br />

zu verhindern.»<br />

Mit der knappen Formulierung «Die Einsprachen<br />

werden als baupolizeilich unbegründet beurteilt»<br />

geht das Bauinspektorat der Stadt <strong>Bern</strong> auf die<br />

Aussagen und Versprechungen des Baugesuchsstellers<br />

ein, weist die Einsprachen ab und erteilt<br />

am 20. Mai 2010 die Baubewilligung.<br />

Bleibt nur zu hoffen, dass dem Haus und seiner<br />

Umgebung eine bessere Zukunft bevorsteht.<br />

ef


26<br />

AUS DEN LEISTEN<br />

Alexander Wild: «Eine Arche<br />

Noah für antiquarische Bücher»<br />

Alexander Wild ist mehr als ein Motorradkonstrukteur, Buchantiquar, Buchhändler, Verleger,<br />

Sammler und Bauherr mit einer grossen Portion Selbstironie. Er ist für mich einer der faszinierendsten<br />

Persönlichkeiten der Rathausgasse: Ein Erfinder, ein Philosoph, ein Städteplaner<br />

und ein Visionär, der entschlossen an den Plänen für eine Bücherarche arbeitet. Hinter seiner<br />

riesigen Brille steckt mit seinen wachen Augen ein heller Geist, der die Lust am Entdecken nie<br />

verloren hat. Mit kindlicher Freude und Engagement gibt er den Versuch nicht auf, die Rathausgasse<br />

zur pulsierendsten und vielfältigsten Gasse der Schweiz zu machen.<br />

Wer waren Sie gestern und wer sind Sie heute?<br />

Gestern musste ich die Zähne zusammen beissen,<br />

heute beiss ich nur noch sporadisch zu.<br />

Welchen Tieren stehen sie am nächsten?<br />

Wilden Tieren, insbesondere Katzen, da sie eine<br />

ausgesprochene Neigung zur Selbstständigkeit<br />

haben, wenig domestiziert sind und sich nicht unterordnen,<br />

wie auch Vögel und Eidechsen.<br />

Was waren Ihre drei ersten selbständigen Tätigkeiten?<br />

Um zu überleben habe ich als 14-Jähriger am<br />

Ende des 2. Weltkrieges eine Kaninchen- und<br />

Hühnerzucht aufgezogen und damit einen Tauschhandel<br />

betrieben. Ich pflegte und päppelte mit<br />

Kräutern und Gräsern die Tiere in meiner Zucht<br />

auf, um sie später auf den Bauernhöfen gegen<br />

Mehl, Butter, Kartoffeln usw. zu tauschen.<br />

Später an der Kunstakademie stellte ich aus Messing,<br />

Kupfer, Silber und Zinn nachts kunsthandwerkliche<br />

Metallarbeiten (Schalen und Schmuck)<br />

her. Meine mütterlichen Freundinnen verkauften<br />

bei Tag meine Erzeugnisse. Davon lebte ich.<br />

1963 gründete ich im Estrich an der damaligen<br />

Kesslergasse 40 (heute Münstergasse 70) die wohl<br />

höchstgelegene Wissenschaftliche Buchhandlung.<br />

Ich befand mich dazumal sozusagen auf dem<br />

Olymp, bis ich 15 Jahre später in die Niederungen<br />

der Rathausgasse 30 hinab gestiegen bin.<br />

Welches ist Ihr erstes Buch, an das Sie sich erinnern<br />

können?<br />

«Geschichte der Irrenanstalten in Deutschland».<br />

Dieses Buch fiel mir mit zehn Jahren im Waisenhaus<br />

in die Hände. Das Buch war aber noch vom<br />

Ende des 19. Jahrhunderts, da die Bibliothek aus<br />

mangelndem Leseinteresse der Waisenkinder und<br />

Betreuer in den letzten vierzig Jahren nicht durch<br />

neue Bücher ergänzt worden war. Das Buch hatte<br />

eine starke Wirkung auf mich ausgeübt, da mich<br />

die inhumanen Behandlungsmethoden in diesen<br />

Institutionen sehr aufgebracht haben.<br />

Welche Bücher lesen Sie im Moment?<br />

Ich lese mit meiner Frau mehrere Bücher zur gleichen<br />

Zeit: Maimonides, Führer der Unschlüssigen;<br />

Eugen Kusch, Herculaneum; Rudyard Kipling,<br />

Kim; Dorothy Sayers, Die Akte Harrison.<br />

Was sind Ihre Lieblingsfilme?<br />

«La Strada» von Federico Fellini, «Some Like It<br />

Hot» von Billy Wilder mit Marylin Monroe und<br />

Jack Lemmon. Neben Wilders Screwball-Comedies<br />

und Woodys Wortwitz mag ich auch alte<br />

Trickfilme, vor allem tschechische, weil der Film<br />

eine der wenigen Möglichkeiten war, der totalitären<br />

Haltung auszuweichen.<br />

Was sind Ihre drei Lieblingsmedikamente?<br />

Wasser, gütige Menschen, Nichts.<br />

Was sind Ihre Lieblingsbeschäftigungen?<br />

Pläne zu schmieden und für eine theoretische Idee<br />

eine praktische Lösung zu finden. Zur Erholung<br />

sammeln und lesen.<br />

Ich liebe es zu reisen, auch wenn es nur im Traum<br />

ist, oder mit Phantasie im erweiterten Wachzustand<br />

auf Reisen zu gehen. Am liebsten in die Alte Welt.<br />

Ganz besonders gerne bereise ich das Ägypten der<br />

Pharaonen, auch Mesopotamien, Syrien, etc. Ich<br />

bin im Traum den englischen Entdeckern gefolgt,<br />

wie sie den Ursprung des Nils erforschten oder auf<br />

der Suche nach Timbuktu. Inspirationsquelle für<br />

meine Reisen ist meine Bibliothek.<br />

Was würden Sie am liebsten beherrschen?<br />

Das Latein und das Altgriechische. Da aber nach<br />

meiner ersten Lateinstunde im 2. Weltkrieg eine<br />

Luftmine der Alliierten die Schule in Freiburg im<br />

Breisgau zerstörte, war meine Schulzeit abrupt beendet.<br />

Der Vorteil in diesem Unglück bestand<br />

darin, dass ich mich von den Fesseln der Schule<br />

befreien und mir meinen eigenen Lebens- und<br />

Lehrplan schaffen konnte. Leider konnte in meinem<br />

Freundeskreis niemand mir diese Sprachkenntnisse<br />

vermitteln.<br />

Was ist das sicherste Mittel, um Sie auf die Piste zu<br />

hetzen?<br />

Aussagen wie «Das geit nid, das chame nid und<br />

das het me nie so gmacht.» Diese voreingenommenen<br />

Meinungen, die mir wie in Stein gemeisselte<br />

Ausgangs- und Standpunkte vorkommen,<br />

verhindern gangbare Lösungen. Hätte ich auf solche<br />

Sätze gehört, wäre ich nicht da, wo ich heute<br />

bin.<br />

Was ist Ihre Vision für die Rathausgasse?<br />

Dass die Rathausgasse zu einer Arthausgasse wird,<br />

in der auch kleine Dinge zu einer Kunstform werden,<br />

selbst das Strassenfegen. Vor jedem Laden<br />

phantasievolle, dem Gewerbe entsprechende Veranstaltungen:<br />

Dr. Strangelove macht öffentliche<br />

Filmvorführungen, das DracheNäscht veranstaltet<br />

Spielnachmittage und der CMX-Laden stellt seine<br />

farbenprächtigen Gadgets auf der Gasse zur Schau.<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />

Damit erledigen sich auch die leidigen Parkierprobleme.<br />

Was ist Ihr grösster Lebenstraum?<br />

Eine Arche Noah für antiquarische Bücher zu<br />

bauen. Denn ich befürchte, dass in zwanzig Jahren<br />

kaum noch antiquarische Bücher in Läden zu kaufen<br />

sind. Für die Lagerung von ca. 3.5 Millionen<br />

Buchtiteln habe ich auch schon eine bau- und finanztechnische<br />

Lösung gefunden. Zu den bereits<br />

von mir erstellten zwei bestehenden Untergeschossen,<br />

müsste ich noch 12 zusätzliche bauen. Den Kostenpunkt<br />

für die Bücherarche schätze ich auf 14 bis<br />

18 Millionen Schweizer Franken. Mit der Gründung<br />

einer Stiftung liesse sich die finanzielle Planung<br />

so organisieren, dass die Arche auch in<br />

rentabilitätsschwachen Zeiten nicht untergehen<br />

würde. Betrieben würde die Arche von zwei bis drei<br />

Unentwegten, die sich nicht entmutigen lassen und<br />

bereit sind, ihr Leben der Bücherwelt zu widmen.<br />

Das Interview führte Stefan Theiler<br />

Foto: Matthias Depardon<br />

Zeittafel: Gründungs- und<br />

Übernahmedaten<br />

1963: Alexander Wild, Wissenschaftliche Buchhandlung<br />

und Antiquariat, Gründung an der<br />

Kesslergasse 40 (heute Münstergasse 70), 1978<br />

Umzug an die Rathausgasse 30<br />

1968: Bücher-Eule, Modernes Antiquariat (Gute<br />

Bücher für wenig Geld), Gründung an der<br />

Marktgasse 50, 1988 Umzug an die Rathausgasse<br />

32, ab 2002 Führung durch Roman Wild,<br />

Online-Shop: www.buechereule.ch<br />

1975: Karl Maier-Bader & Co., Antiquariat für<br />

Jurisprudenz und Staatswissenschaften, Basel,<br />

Übernahme und Umzug an die Rathausgasse 30<br />

1976: Origo-Verlag, Zürich (Verlag für Östliche<br />

Philosophie), Übernahme und Umzug an die<br />

Rathausgasse 30<br />

1978: Norwegische Holzregale für Bücher,<br />

Schallplatten, CD’s, DVD’s, usw., Generalvertretung<br />

für die Schweiz, Rathausgasse 30<br />

1991: Bücher-Brockenhaus und Kinder-Bücherland<br />

(Preisgünstige gebrauchte Bücher aller Gebiete),<br />

Gründung durch Kaspar Wild an der<br />

Rathausgasse 34<br />

1996: Alibaba’s Bücherhöhle (Jedes Buch Fr.<br />

2.–), Gründung im Keller der Rathausgasse 30<br />

1998: Zsa-Zsa-Bar (kleinste Bar von <strong>Bern</strong>),<br />

Gründung an der Brunngasse 11, jetzt Dominik<br />

Lukacsi<br />

2000: Hans Rohr, Buchhandlung und Antiquariat,<br />

Zürich (Wissenschaft, v. a. Sprachwissenschaft,<br />

Altphilologie, Geschichte usw.), Übernahme<br />

und Umzug an die Rathausgasse 30<br />

2002: Tong Fong, Familie Wong, Chinesisches<br />

Take Away, Gründung an der Brunngasse 9<br />

Leist-Agenda RBL 2010<br />

30. Juni Redaktionssitzung <strong>Brunne</strong>zytig<br />

11. Aug. Vorstand RBL<br />

17. Aug. Redaktionsschluss <strong>Brunne</strong>zytig 3/10<br />

8. Sept. Delegiertenversammlung Spysi<br />

17. Sept. Erscheinung <strong>Brunne</strong>zytig 3/10


<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />

27<br />

Brunngasse am 10. April 2010<br />

Impressionen von Alexander Wild’s Gassenfest<br />

anlässlich seines 80. Geburtstages<br />

Easy Rider Alexander Wild mit 24 Jahren auf seinem<br />

selbst gebauten Motorrad<br />

Herr Dix von Kunst & Kitsch mit seiner Enkelin<br />

Anita mit ihrem Sohn Kaspar vom Nougat-Laden<br />

RBL-Präsident<br />

Edi Franz<br />

Kaspar Wild vom<br />

Bücher-Brockenhaus<br />

Der Botschafter der Dominikanischen Republik<br />

mit Begleitung<br />

Frau Dix mit Frau Wild<br />

Gipsy Band Chèvre Chô. Simone mit Ruedi vom Spielzeugautoladen<br />

Mani Matter Theater Zsa-Zsa-Barfrau<br />

Herr Heugel von der<br />

Käshütte<br />

Hang-Artist Pädu<br />

Herr Spadini, Dr. Strangelove mit dem Geburtstagskind in ihrer Mitte.


28<br />

A N G E B O T E<br />

<strong>Bern</strong>er Münster: Restaurierung Chorfenster<br />

Die Chorfenster aus dem<br />

15. Jahrhundert müssen restauriert<br />

und besser vor Witterungseinflüssen<br />

geschützt werden.<br />

Herzlichen Dank für Ihre dringend<br />

benötigte finanzielle Hilfe!<br />

PC-Konto 30-980-9, Burgerliche Ersparniskasse,<br />

Konto CH87 0638 2042 3103 9390 1<br />

der <strong>Bern</strong>er Münster-Stiftung<br />

Spenden an die <strong>Bern</strong>er Münster-Stiftung sind<br />

steuerabzugsberechtigt.<br />

Kontakt: 031 312 04 64<br />

❑ Beitrittserklärung ❑ Adressänderung<br />

Der/die Unterzeichnende wünscht in einem Ich bin bereits Mitglied des unten<br />

der unten aufgeführten Leiste als Mitglied angekreuzten Leists, habe aber<br />

aufgenommen zu werden (Bitte ankreuzen). eine neue Adresse.<br />

❑ Leist der Untern Stadt <strong>Bern</strong>, Postfach 570, 3000 <strong>Bern</strong> 8<br />

❑ Kesslergass-Gesellschaft, c/o Daniel <strong>Brunne</strong>r, Schauplatzgasse 23, Postfach, 3000 <strong>Bern</strong> 7<br />

❑ Rathausgass-Brunngass-Leist, z. H. Herr Edi Franz, Postfach 405, 3000 <strong>Bern</strong> 7<br />

❑ Kramgassleist, Postfach 852, 3000 <strong>Bern</strong> 8<br />

Name Vorname Beruf<br />

(❑ neue)<br />

Adresse<br />

<strong>Bern</strong>, den Unterschrift<br />

(Bitte an den angekreuzten Leist einsenden.)<br />

GRATIS HAUSLIEFERDIENST<br />

<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />

Abonnements-<br />

Bestellung<br />

Der/die Unterzeichnete bestellt ein Jahres-<br />

Abo nnement der <strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong> zum Preis<br />

von Fr. 20.–<br />

Name<br />

Vorname<br />

Adresse<br />

Unterschrift<br />

Spécialités<br />

de produits d'Italie<br />

vins et comestibles s.a.<br />

Münstergasse 49 - 3011 <strong>Bern</strong><br />

Tél. 031 311 08 57<br />

Fax 031 312 26 13<br />

Natel 077 52 89 65<br />

Bitte einsenden an <strong>Brunne</strong>-<strong>Zytig</strong>, c/o Xaver Zach,<br />

Postfach 614, 3000 <strong>Bern</strong> 8.

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