Brunne Zytig - Postgasse Bern, Altstadt, Geschäfte
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<strong>Brunne</strong><br />
<strong>Zytig</strong><br />
<strong>Bern</strong>, 18. Juni 2010<br />
Erscheint vierteljährlich<br />
Postfach 614<br />
3000 <strong>Bern</strong> 8<br />
2/2010<br />
26. Jahrgang<br />
Offizielles Organ des Leist der Untern Stadt <strong>Bern</strong>, Kesslergass-Gesellschaft, Rathausgass-Brunngass-Leist, Kramgassleist, Vereinigte <strong>Altstadt</strong>leiste<br />
E D I T O R I A L<br />
Dr. Strangelove oder: Wie ich lernte, die<br />
Gewerbepolizei zu lieben<br />
Es ist Samstagmorgen. Die Sonne scheint. Ich bin bester<br />
Laune und freue mich auf den Auftritt der Emmentaler<br />
Gipsy Band Chèvre Chô am Nachmittag vor<br />
meiner DVD Leihbibliothèque Dr. Strangelove. Doch<br />
wie ich rauskomme, hängt ein dunkler Schatten über<br />
meinem Eingang. Ein protziger, pechschwarzer Porsche<br />
Cayenne hat sich vor meiner mit Trichterwinden<br />
und Passionsblumen geschmückten Laube in die<br />
Lücke gezwängt. Die Gipsyshow, auf die sich so viele<br />
<strong>Bern</strong>er gefreut, mir und anderen Kleingewerblern in<br />
der Rathausgasse Neukunden gebracht hätte, droht<br />
wegen dem Stuttgarter Technologiewunder auf meinem<br />
Vorplatz zu scheitern.<br />
Doch keine Sorge. Wer will den gleich in die Luft<br />
gehen. Die Gewerbepolizei wird’s richten. Sie kämpft<br />
unermüdlich gegen die sinkende Besucherfrequenz in<br />
der Unteren <strong>Altstadt</strong>. So greife ich zuversichtlich zum<br />
Hörer und habe gleich den Oberhüter des Gewerbes<br />
am heissen Draht. In gepflegten Beamtendeutsch versuchte<br />
er mich zu beschwichtigen: «Meine Beamtengenossen<br />
von der städtischen Denkmalpflege, dem<br />
Tiefbauamt und der Gruppe für öffentliche Raumgestaltung<br />
vertreten die Auffassung, lieber Herr Theiler,<br />
dass sich ein Geländewagen weit unproblematischer<br />
in die mittelalterliche <strong>Altstadt</strong>silhouette einfügt und<br />
besser zum Quartier- und Strassenbild passt als ihr<br />
DVD-Märitstand mit mobiler Kleinkunstbühne.<br />
Seien Sie doch vernünftig, verehrter Herr Dr. Strangelove,<br />
Sie müssen doch einsehen, dass all die Shows,<br />
die Sie für die Sommersamstage vor Ihrer Videothek<br />
geplant haben, vielleicht die Gasse beleben, aber sie<br />
stören halt auch den Verkehrsfluss, überbeanspruchen<br />
den öffentlichen Raum, machen Lärm und sind deshalb<br />
nicht gemeinverträglich. Das öffentliche Interesse<br />
an einem Parkplatz mehr in der <strong>Altstadt</strong> ist eben höher<br />
zu gewichten als die von Zigeunermusik, <strong>Bern</strong>er<br />
Chansons, Jazz-Quartetts, Feuerkunst, Blues-Quintetts,<br />
Tanzperformances, Hangvorführungen, Gassenund<br />
Puppentheater erzeugte Lebensfreude. Dazu<br />
kommt, dass wir auch eine gute Durchmischung des<br />
Zielpublikums brauchen, und dass sich an Stelle der<br />
Hunderten Glacevelos nun Porsche-Hedonisten in der<br />
<strong>Altstadt</strong> herumtummeln, ist doch marketingmässig positiv<br />
zu werten. Sie möbeln das <strong>Altstadt</strong>leben imagemässig<br />
auf und wirken der schleichenden Gettoisierung<br />
entgegen.»<br />
Ich bin etwas beschämt. Ich war zwar drei Jahre im<br />
Marketing tätig, aber auf diese weitsichtigen Erkenntnisse<br />
wäre ich ohne die Hilfe der Gewerbehüter nie gestossen.<br />
Ich bin ihnen zu grösstem Dank verpflichtet.<br />
So kippe ich das samstägliche Nachmittagsprogramm<br />
mit <strong>Bern</strong>er Künstlern über Bord und ersetze sie mit<br />
Händlertagungen der Autohersteller GM, BMW und<br />
Porsche, die sich darum reissen, ihre neuen Modelle<br />
vor der ehrwürdigen Kulisse der <strong>Bern</strong>er <strong>Altstadt</strong> zu<br />
präsentieren. Herzlich willkommen in der Neuzeit.<br />
Stefan Theiler<br />
(In Anlehnung an das Ablehnungsschreiben der Behörden<br />
für die Nutzung des Vorplatzes der Rathausgasse<br />
38 als DVD-Märitstand, vom 7. April 2010)<br />
<strong>Postgasse</strong> 32: wo wir wohnen,<br />
da wohnten andere auch<br />
Wohnt man in einem sehr alten Haus, lebt man nicht nur mit seinen Nachbarn zusammen, so<br />
wie das in jedem Mehrparteienhaus der Fall ist. Nachbarn, die man an ihren Schritten im<br />
Treppenhaus kennt, an den Düften ihrer Kocherei, ihren Tagesablauf aus dem Kommen und<br />
Gehen, dem Geräusch ihrer Duschen und Wasserspülungen, an den aus den Kästen ragenden<br />
Postsendungen, weiss voneinander wer welche Zeitung liest, man kennt sich in vielen Details<br />
– und kennt sich doch nicht. In einem sehr alten Haus aber kommen zu den Nachbarn von<br />
oben und neben noch die von früher dazu, die von vor der eigenen Zeit, denn da wo wir wohnen,<br />
wohnten andere auch schon.<br />
In einem über fünfhundert jährigen <strong>Altstadt</strong>haus<br />
waren das eine Menge Leute. Sie alle lebten in unseren<br />
Räumen, traten ohne zu klopfen in unsere<br />
Wohnung, hatten sogar die Schlüssel dazu, assen<br />
in unseren Küchen, schliefen in unseren Schlafräumen,<br />
lasen ihre Zeitungen, die sie aus unseren<br />
Briefkästen genommen hatten vorne an unserem<br />
Fenster, aus denen auch sie in die Gasse oder an<br />
den Himmel schauten. Diese früheren Nachbarn<br />
kenne ich nicht und kenne sie doch. Die Beziehung<br />
zu ihnen ist seltsam. Einerseits teile ich mit ihnen<br />
meine intimen Räume, in denen auch ihre privatesten<br />
Momente stattfanden, andrerseits tu ich dies<br />
mit Fremden, Namenlosen und Toten. Ich weiss<br />
aber von ihnen persönliche Details, beispielsweise<br />
wohin ihr erster Blick beim Erwachen traf und<br />
über welche Wände sie ihre Augen in schlaflosen<br />
Nächten wandern liessen, was ich nicht von vielen<br />
meiner nahen Bekannten weiss. Zudem kenne ich<br />
sie durch ihre unbeabsichtigten Hinterlassenschaften,<br />
dokumentiert in der Wahl ihrer Farbanstriche,<br />
der geschmacklosen Wandkacheln im Bad beispielsweise,<br />
noch schlimmer des Linoleums in der<br />
Küche. Ich finde ihre Nägel, noch handgeschmiedete,<br />
in meinen Wänden und über Türen. Da, wo<br />
nie etwas damit befestigt gewesen sein konnte –<br />
und über Jahrzehnte hat sie niemand entfernt!<br />
Zwei derart im Winkel eingeschlagene Nägel ...<br />
Geister wissen, was davon zu halten ist. Ich lass<br />
sie wo sie sind, schaden tun sie mir nicht und provozieren<br />
möchte ich nichts. Was ich von Geistern<br />
halten soll ist meine Sache, aber was meine Wohnungsvorbewohner<br />
von ihnen hielten, davon erzählen<br />
mir diese Nägel.<br />
Mit Namen konnte sich nicht mancher ehemalige<br />
Hausbewohner halten und sehr weit zurück<br />
geht das einer bestimmten Person gewidmete<br />
Gedächtnis jeweils nicht. Eine Generation, und<br />
alles was die Lebensgeschichten mit Sorgen, Ängsten,<br />
Freuden und kleinen Triumphen ausmachte,<br />
liegt im Diffusen und bleibt versunken im Vergessenen.<br />
Keinen Beruf und<br />
kein Aussehen kenne ich<br />
von meinen Vorbewohnern,<br />
dafür sehr genau<br />
ihr privatestes Geviert.<br />
Wer sie gewesen sein<br />
könnten kann ich höchstens<br />
ansatzweise aus<br />
den kleinsten Hinweisen,<br />
den merkwürdig gemustertenBadzimmerkacheln<br />
eben, lesen.<br />
Die letzten fünfundzwanzig<br />
Jahre Hausgeschichte<br />
hingegen kenne<br />
ich, die habe ich mitgemacht.<br />
Bei meinem Einzug<br />
als nur sehr knapp<br />
Erwachsene wohnte in<br />
der Parterrewohnung das
2<br />
Italienerehepaar Fratta. Eine kleine Küche unter<br />
der hölzernen Treppe, in die, nicht anders als<br />
heute, alle Bewohner des Hauses ihre auf- und absteigenden<br />
Tritte hämmerten, einen sechs auf vier<br />
metrigen Raum mit nordseitig vorgelagerter Laube<br />
und einer recht grossen Terrasse mit Blick zur Aare<br />
war ihre Familienwohnung. Frattas und zwei Kinder<br />
hatten hier drin gelebt. Bei meinem Einzug<br />
waren die Kinder bereits ausgezogen und das Ehepaar<br />
plante wohl schon zu diesem Zeitpunkt den<br />
Rückgang nach Italien, den sie dann bald mal bewerkstelligten.<br />
Bis zum heutigen Tag ist von ihnen<br />
ein Namensschild im Haus, angebracht unter dem<br />
einen Elektrizitätszähler im Hausflur: FRATTA,<br />
gestanzt mit einer handlichen Kleinmaschine, wie<br />
man sie vor Jahrzehnten hatte, in ein schmales<br />
Kunststoffband mit weisslichen Grossbuchstaben<br />
auf schmutzig grünlichen Grund. Der Strom wurde<br />
schon längst aus meiner Wohnung gemessen, aber<br />
Fratta war noch die Bezeichnung. Warum hätte ich<br />
das ändern sollen? Ihr Wegzug war unspektakulär,<br />
es war noch nicht die Zeit, wo man Abschiedsfeste<br />
veranstaltete, Adressen und Versprechen austauschte,<br />
einander zu besuchen und Gastrecht, gegenseitiges<br />
natürlich, zu gewähren.<br />
Ich bewunderte ihr Zurückgehen, sie brachten<br />
fertig, was meine Familie nicht in Betracht zog,<br />
die sich lieber einschweizerte als unser Trento<br />
anzupeilen. Frattas gingen einfach zurück. Nord-<br />
Impressum<br />
Die «<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>» wird von den <strong>Altstadt</strong>leisten<br />
gemeinsam gestaltet. Unter den Leistrubriken finden<br />
Sie leistinterne Informationen.<br />
Verantwortlich für die Herausgabe: Leist der<br />
Untern Stadt, Postfach 614, 3000 <strong>Bern</strong> 8<br />
Redaktion Leist der Untern Stadt:<br />
Sylvia Baumann (sb), Iris Gerber (ig), Johanna<br />
von Jecklin (JvJ), Xaver Zach (Za)<br />
Redaktion Kesslergass-Gesellschaft:<br />
Barbara Braun (bb), Annelies Hüssy (Hy)<br />
Redaktion Rathausgass-Brunngass-Leist:<br />
Edi Franz (ef), Peter Fröhlich (pfö),<br />
Stefan Theiler (drs)<br />
Redaktion Kramgassleist:<br />
Barbara Büttner (BaBü), Jsabelle Hirschi (jh),<br />
Regula Leuenberger (rlu)<br />
Inserateannahme + Produktion:<br />
Druckerei Weiss GmbH, Claudia Weiss und<br />
Pascale Thomann-Weiss, Kalchackerstrasse 7,<br />
3047 Bremgarten/BE, Tel. 031 301 22 79,<br />
weissdruck@bluewin.ch<br />
www.bern-altstadt.ch/brunnezytig,<br />
brunnezytig@bern-altstadt.ch<br />
LÄBIGI ALTSTADT<br />
italien, das weiss ich, und wenn ich jeweils über<br />
die norditalienische Autobahn rase, Venedig oder<br />
eben Trento entgegen, denke ich in der Gegend um<br />
Padua immer an Frattas, obwohl eigentlich nicht<br />
sie, sondern Di Capuas, Nachbarn aus dem Nebenhaus<br />
dahin zurückgingen. Von Frattas weiss ich<br />
nichts Genaueres als Norditalien. Irgendwo hier<br />
werden sie nun wohnen, in einem der Dörfer oder<br />
Städtchen um Romeo und Julias Montecchio.<br />
Ob sie seither mal <strong>Bern</strong> wieder besuchten, vor<br />
ihrem früheren Wohnhaus standen, die Haustür betrachteten,<br />
durch die sie jahrelang gingen, natürlich<br />
ist sie vollkommen identisch geblieben, auch<br />
nach den zwanzig Jahren seitherigen auf-und-zu-<br />
Gehens. Ob sie vielleicht einen kurzen Blick in<br />
den Hausflur wagten und bemerkten, dass der<br />
weisse Anstrich, schon damals dringend nötig gewesen,<br />
doch seither mal an die Hand genommen<br />
wurde, aber schon wieder alt ist? Ihren Briefkasten,<br />
den ersten gleich hinter der Haustür, den hätten<br />
sie sicher geschaut, meinen Namen daran<br />
gelesen und festgestellt, dass aus zwei kleinen,<br />
wirklich nur für Briefe tauglichen Kästen, einer in<br />
Zeitungsformat hergerichtet worden war. Hätten<br />
sie gerechnet, dass somit nicht mehr zehn Parteien<br />
in diesem Haus wohnen, dass folglich auch die<br />
Wohnungen, wie die Briefkästen zusammengelegt<br />
wurden, eine Einzimmerwohnung zu einer zweiten<br />
addiert das durchgehende Wohnen auf einem<br />
Stockwerk ermöglicht hatte? Hätten sie die nunmehr<br />
fünf Namensschilder gelesen, gesucht ob sie<br />
noch jemanden fänden, den sie gekannt hatten?<br />
Hätten sie den vor der Elektrifizierung montierte<br />
Glockenzug über den Briefkästen betätigen, mir in<br />
ihrer ehemaligen Wohnung erklären wollen, dass<br />
sie früher, als ich im ersten Stock wohnte, erst seit<br />
kurzer Zeit damals, eben hier in der Parterrewohnung<br />
gelebt hatten, ob sie sich einen raschen Blick<br />
hinein erlauben dürften? Ob ich mein Italienisch<br />
beisammen gehabt hätte, wenns schon in Deutsch<br />
kompliziert ist zu erklären, dass ich nach ihrer Zeit<br />
meine Erststockwohnung tauschte mit ihrer ehemaligen,<br />
aus dem einzigen Grund, den neu gekauften<br />
Flügel ebenerdig stellen zu können, da er nie<br />
und unmöglich durch das enge Treppenhaus hoch<br />
gebracht hätte werden können und ich also vor der<br />
Wahl gestanden hatte, entweder die Wohnung zu<br />
wechseln oder, was undenkbar gewesen war, auf<br />
den Flügel zu verzichten? Nochmals später erst –<br />
wären die passenden Jahreszahlen noch zu eruieren?<br />
– konnte ich meine erste Wohnung wieder<br />
dazu mieten, immerhin brauchte mein Kind, das<br />
erste wieder in diesem Haus, Platz.<br />
Die aareseitige Terrasse, mein Halbjahrwohnzimmer,<br />
mein Halbjahresesszimmer, mein Garten,<br />
meine Stadtnatur, übernahm ich absolut kahl.<br />
Bloss eiserne Haken waren in den Sandstein eingelassen,<br />
damit Seile zum Wäschehängen gespannt<br />
werden konnten. Auch auf den Nachbarterrassen<br />
nichts, kein Topf, keine Blume, kein Baum, kein<br />
Tisch, keine Stühle drum, keine den Wind aufnehmenden<br />
Klangstäbe. All das wurde erst später angeschleppt.<br />
Neuerungen, Neuerungen, immer alles kam neu<br />
dazu. Trotzdem, was das Haus angeht, ist alles<br />
alt. Andere sagen dem auch verkommen.<br />
Gebraucht über Jahrzehnte, ausgebessert, überstrichen,<br />
wieder ausgebessert, umgebaut, angepasst.<br />
Doch was will man den Sandsteinmauern anpassen,<br />
den tragenden Balken, den Decken, den<br />
Böden, den so und nicht anders möglichen Wänden?<br />
Alles ist krumm, alles bleibt schief, kein Bücherregal,<br />
kein Bilderrahmen kann gerade platziert<br />
werden. Das Augenmass ist das einzig taugliche,<br />
spottet jeder Wasserwaage oder Messleiste. Kein<br />
Winkel ist gleich wie der andere, alles was passen<br />
sollte muss separat berechnet werden. Oft behilft<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />
man sich eben lieber mit einer Übergangslösung,<br />
überklebt mit einer Latte, übermalt, dichtet mit<br />
Paste, schichtet Klebeband. So sammeln sich<br />
Übergangslösungen und Provisorien, Vorläufigkeiten<br />
und Machen-wirs-mal-so. Meine Wohnungsvorgänger<br />
liebten es, die Wände dunkel zu<br />
streichen, Brauntöne von beige bis sattem dunkel,<br />
überstrichen mit moosgrün und mausbraun. Das<br />
vorgelagerte Nordzimmerchen hingegen bemalten<br />
sie mit knalligem Hellblau. Kein Weiss, nirgends.<br />
Selbst die Decken waren bei ihnen dunkel, grünlichbraun.<br />
Auch in ihrer Zeit wird es keinem Sonnenstrahl<br />
möglich gewesen sein, sich in Richtung<br />
der Nordfenster dieser Wohnung abzuwinkeln.<br />
Das Zimmer musste die Gemütlichkeit einer warmen<br />
Höhle gehabt haben. So haben sich unsere<br />
Vorgänger bei uns festgesetzt: in der von ihnen<br />
aufgetragenen Wandfarbe, im von ihnen aufgetragenen<br />
behelfsmässigen Fugenkitt. Will ich Heutige<br />
etwas renovieren, begegne ich ihnen im Abkratzen<br />
ihrer Farbe, die teilweise punkto Festigkeit gleichsam<br />
für die Ewigkeit aufgetragen zu sein scheint,<br />
oder im Festkleben ihres zerkrümelnden Kitts mit<br />
einer neuen Schicht Dichtungsmaterial.<br />
Schicht auf Schicht. Farbe kommt dazu, Erfindungen<br />
kommen dazu, Vorschriften kommen dazu,<br />
Neues, Schicht auf Schicht, die Häuser werden gefüllt.<br />
Fliessendes Wasser war nicht immer im Haus. Irgend<br />
mal wurden aber doch Leitungen gezogen,<br />
kleinere zu Schüttsteinen in den Küchen und eines<br />
mit mächtigem Durchmesser senkrecht durch den<br />
Lichtschacht, ein dickes Gussrohr zur Ableitung<br />
all der Wässer, die es zur Zeit der Montage nicht<br />
mal denkbar gab: das der Waschmaschinen auf<br />
jeder Etage, der Geschirrspüler, der Duschen, der<br />
Toiletten. Kein Wasserrohr ist unter Verputz, jede<br />
Leitung sichtbar. An den kalten bildet sich Kondenswasser,<br />
an den heissen brennt man sich. Jede<br />
Neuerung ist sichtbar geblieben. Später kamen<br />
Strom und Gas ins Haus, Telefon. Jede Stromleitung<br />
ausser Verputz, jede Gasleitung auch. All die<br />
Adern der modernen Bedingungen sind an der<br />
Aussenhaut der Mauern angebracht. Krankt etwas,<br />
leckts, riechts nach Gas, ist eine Steckdose ohne<br />
Strom braucht keine Mauer aufgespitzt zu werden,
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 LÄBIGI ALTSTADT<br />
3<br />
alles liegt an der Oberfläche, kann geflickt, geklebt<br />
und wieder überstrichen werden. Was total veraltet,<br />
bleibt als Relikt: Rediffusionsbuchsen, tote<br />
Gasrohrstummel, Kaminhut, wo mal eine Kochstelle<br />
darunter war.<br />
Viele Neuerungen kamen aber auch nicht dazu<br />
und gehören nicht zu unserem Standard hier.<br />
Die Toiletten blieben im Hausflur, Estriche ohne<br />
elektrisches Licht, kein Zeitschalter reguliert das<br />
Licht im Treppenhaus, keine Heizung wurde montiert,<br />
Isolation oder Dampfabzüge sind allesamt zu<br />
moderner Firlefanz.<br />
All die Leute, wären sie statt über Generationen verteilt<br />
jetzt alle beieinander, alle, die hier im Haus mit<br />
ihren Schritten den Boden bearbeiteten und jeden<br />
Tag weiter bearbeiten, so dass selbst im harten Klinkerboden<br />
sich über die Jahre Vertiefungen einschleifen,<br />
da wo jeder auftritt, alle immer schon aufgetreten<br />
sind, ob die zu schwere Frau oder das eilende<br />
Kind, selbst wenn es nur jeden dritten Tritt nimmt,<br />
wäre kein Nach- sondern Miteinander, es gäbe eine<br />
beträchtliche Prozession durch unser Haus.<br />
Jeder in seinem ihn erkennbaren Schritt: er mit<br />
dem energischen, nach dem Auftreten leicht nachfederndem<br />
seitlichen Dreh im Fuss, im immer raschen,<br />
irgendwie hüpfenden Tempo. Wie er eine<br />
Sekunde zwei stehen bleibt, Kopfhörer stöpselt,<br />
neu umhängt, um dann ohne zu beschleunigen,<br />
gleich vom ersten Schritt an wieder raschen Tempos<br />
weiterzuspringen; alle in ihrem sie erkennbar<br />
machenden Schuhwerk trippeln oder stampfen sie<br />
treppauf und -ab, lassen wie durch feinstes Schleifpapier<br />
den Klinkerboden glänzen und das Holz der<br />
Stufen gegen die Mitte zu einige Nuancen heller<br />
werden. Gravieren sich in die Geschichte des Hauses<br />
ein, setzen ihre Zeichen, arbeiten an ihren Hinterlassenschaften.<br />
Wer hat denn die tiefen Kerben<br />
geritzt dort in den Treppenstufen, das Seil des<br />
Handlaufs zerfranst, die Wand durchgebrochen um<br />
ein Fensterchen zu gewinnen, der Gipswand die<br />
Vertiefungen beigebracht, die Delle hier, die aufgesprungene<br />
Wandtäfelung, das gesplitterte Holz?<br />
Antworten wären: meine Kinder opferten das Seil<br />
ihren Rutsch- und Flugpartien, bei ihren Wetten,<br />
ohne den Boden zu berühren vom ersten Stock ins<br />
Parterre zu gelangen, und fliegen musste trainiert<br />
werden; die Wand haben wir durchgebrochen und<br />
am aufgesprungenen Verputz ist mein Velo schuld;<br />
alles andere war immer schon so. Episoden und<br />
Zeichen aus der Hausbewohnergeschichte.<br />
Das Seil bleibt zerfranst, die Wand durchbrochen.<br />
Das neue Fenster wird den zukünftigen Bewohnern<br />
der nächsten Generationen einen Lichtstrahl<br />
in die Küche durchgehen lassen, genau gleich wie<br />
er heute zu mir durchkommen kann. Und nur kurz<br />
kommt mir ein seltsames Gefühl auf, bedenkend,<br />
dass auch ich für meine Wohnung bloss eine zwischenzeitliche<br />
Episode bin. Zukünftige, wenn ich<br />
dann doch endlich im italienischen Trento sein<br />
werde, werden sich in meiner knapp belichteten<br />
Küche ihren Kaffee kochen, ihre volle Tasse durch<br />
mein Zimmer tragen, dabei meinen Holzboden<br />
ebenfalls bekleckern, winters in meinem Wohnzimmer<br />
ans Fenster sitzen und natürlich auch über<br />
die Zugluft klagen, sommers meiner Terrasse zustreben,<br />
wo meine für den Wegtransport zu schweren<br />
Pflanzenkübel immer noch stehen (was<br />
brauche ich sie in Trento?) und beim Durchqueren<br />
meines nördlichen Zimmerchens sich einmal mehr<br />
entsetzen über den von üblem Geschmack zeugenden<br />
hellblauen Wandanstrich ihrer namenlos fremden<br />
Vorbewohner. Wäre die Farbe nicht gleichsam<br />
für die Ewigkeit in den Verputz eingearbeitet – ich<br />
habe bei der Renovation keinen Aufwand gescheut!<br />
– sie hätten sie längst überstrichen!<br />
Iris Gerber<br />
Zum Rücktritt von Nicolas und Ursula Adamek<br />
Eine kurze, aber reichhaltige<br />
Amtszeit<br />
Von Anfang an hatte er es gesagt. Er werde nur wenige Jahre im Amt bleiben. Nun ist Nicolas<br />
Adamek ein Mann, der sich an einmal gegebene Aussagen erinnert und Versprechen auch<br />
einhält. Und so hat Nicolas Adamek im Mai an der Hauptversammlung des Kramgassleists,<br />
sein Amt als Leistpräsident abgegeben. Mit ihm tritt auch seine Frau Ursula aus dem Vorstand<br />
zurück, die nimmermüde Sekretärin und Kassiererin des Kramgassleists. Insgesamt<br />
gut zehn Jahre haben sich die beiden voller Elan für das Wohl der Kramgasse eingesetzt. Für<br />
die <strong>Brunne</strong><strong>Zytig</strong> ziehen sie Bilanz.<br />
Als er vor drei Jahren zum<br />
Präsidenten des Kramgassleists<br />
gewählt wurde, war<br />
für Nicolas Adamek klar:<br />
«Ich wollte den Leist im<br />
Sinne meiner Vorgängerin<br />
Ursula Bischof Scherer<br />
weiterführen.» Sie habe<br />
neuen Geist, neues Leben<br />
und Selbstbewusstsein in<br />
die Gasse gebracht. «Darauf<br />
habe ich auf- und weiterbauen<br />
können,» sagt er.<br />
«Zäme geits» – dieses<br />
Motto sei für ihn Richtschnur<br />
gewesen. «Wenn<br />
man Probleme gemeinsam<br />
anpackt, lassen sie sich<br />
auch besser und schneller<br />
lösen.» Das sei zwar keine<br />
besonders neue und originelle<br />
Erkenntnis, wiegelt er sofort ab. Aber man<br />
müsse sie eben auch umsetzen. Dies tue der Kramgassleist.<br />
Es sei doch toll, dass die Menschen in der<br />
Gasse jetzt mehr miteinander redeten. Ursula Adamek<br />
stimmt ihm zu. Sie habe, ergänzt sie lebhaft,<br />
in den vielen Jahren so viele unterschiedliche Leute<br />
kennengelernt und mit ihnen auch über deren Sorgen<br />
und «Sörgeli» sprechen können. «Das hat mich<br />
sehr gefreut und auch berührt.»<br />
Das Schwergewicht unter den Leisten<br />
Zufrieden sind die beiden auch über die «Aussenwirkung»<br />
des Kramgassleists. Er sei ein «Schwergewicht»<br />
unter den Leisten geworden. Seine<br />
Stimme werde gehört, bei den anderen Leisten, aber<br />
auch bei der Stadt und den Behörden. «Wir sind<br />
nicht mehr ‚die da unten’, sondern das Zentrum der<br />
Stadt.» Ganz kurz schwingt etwas Stolz in Nicolas<br />
Adameks Stimme mit, bevor er dann in seiner ruhigen,<br />
bedächtigen Art ein ABER formuliert. Die Zusammenarbeit<br />
mit der Stadt, die sei komplizierter<br />
gewesen als er erwartet habe. Er habe den Eindruck<br />
erhalten, die einzelnen Behörden würden «nicht<br />
miteinander reden, geschweige denn zusammenarbeiten.»<br />
Individuell und eigenwillig<br />
Aber mit dem Negativen wollen sich die Adameks,<br />
getreu ihrer Maxime «positiv denken,» nicht lange<br />
aufhalten. Lieber berichten sie vom Leiststand am<br />
Buskers. Die «tavola Kramgasse» sei, obwohl es<br />
sie erst seit zwei Jahren gebe, bereits zu einer Institution<br />
geworden. «Ein riesiger Chrampf, aber auch<br />
ein riesiger Spass» sei das, der den Zusammenhalt<br />
unter den Leuten gefördert habe. Sie freuen sich<br />
über die initiierten Kulturanlässe für die Leistmitglieder:<br />
«Kramgasse goes...» , weil sie so regen Zuspruch<br />
erfahren.<br />
Vieles haben die beiden zuhause ausgeheckt. «Der<br />
Leist hat einfach zu unserem Leben gehört.» Lächelnd<br />
erzählt Ursula Adamek von den vielen Abenden,<br />
an denen sie am Küchentisch über die Arbeit<br />
im Leist diskutiert hätten. «Wir waren längst nicht<br />
immer einer Meinung.» Was Nicolas Adamek au-<br />
Ursula und Nicolas Adamek: Es hat «gefägt» BaBü<br />
genzwinkernd mit der Bemerkung pariert, der Präsident<br />
habe eben «eine sehr unabhängige und eigenwillige<br />
Sekretärin gehabt.» Rasch winden die<br />
beiden nun dem Vorstand ein Kränzchen. Keine und<br />
keiner sei da «Wasserträger» des Präsidenten gewesen,<br />
sondern alle engagierte Individualisten. Aus der<br />
Vorstandsarbeit heraus hätten sich enge Freundschaften<br />
entwickelt.<br />
Ein Generationenwechsel im Leistvorstand<br />
So lassen die beiden also nun Leistamt und -würden<br />
hinter sich, mit etwas Wehmut zwar, aber auch mit<br />
einer gewissen Erleichterung. Er freue sich, jetzt<br />
wieder voll für sein Geschäft da sein zu können,<br />
meint Nicolas Adamek. Oft habe er 20 bis 30 Prozent<br />
seiner Arbeitszeit für den Leist aufgewendet.<br />
Doch ganz will er sich nicht zurückziehen. Natürlich<br />
wolle er beim «la-Tavola-Stand im August wieder<br />
mithelfen und auch bei den Kulturanlässen.<br />
«Aber nicht mehr federführend.» Ursula Adamek<br />
freut sich ihrerseits, dass sie nun ihr ganzes Engagement<br />
auf ihr Amt als Vizepräsidentin der Spysi konzentrieren<br />
kann. «Da konnte ich aus Zeitgründen<br />
bisher weniger machen als ich wollte.»<br />
Ganz bewusst haben Nicolas und Ursula Adamek<br />
einen Generationenwechsel im Kramgassleist eingeleitet.<br />
Sie wollen ihren Nachfolgern auch keine<br />
Ratschläge erteilen. «Der Nicola Schneller wird das<br />
Präsidium auf seine Art ausüben, er ist auch sehr gut<br />
organisiert,» sagt der Fast-Namensvetter Nicolas<br />
Adamek. «Kurt Gerber ist Bankfilialleiter, dem<br />
muss ich sicher nichts über die Kassenführung beibringen.<br />
Und auf die Leute zugehen, das kann er bestens,»<br />
sagt Ursula Adamek.<br />
Das Kürzestfazit der Vorgänger über ihre Amtszeit<br />
sei deshalb für die beiden «Neuen» gleichermassen<br />
Ansporn und Aufmunterung. Der alt-Präsident:<br />
«Recht viel Arbeit, viel Freude, gute Freundschaften,<br />
gute Gespräche.» Die alt- Sekretärin und -Kassiererin:<br />
«Es hat gefägt – und ich werde sicher<br />
gränne an der letzten HV.» Was sie aber dann doch<br />
nicht getan hat. BaBü
4<br />
Der Bärner Bär<br />
geht auf Weltreise<br />
Keine Angst, keiner unserer Bären wird auf eine<br />
Reise geschickt. Nein – so heisst eine musikalische<br />
Collage, die im Rahmen der Serenade des <strong>Bern</strong>er<br />
Musikkollegiums in der Rathaushalle uraufgeführt<br />
wird.<br />
Der Bärner Bär möchte üben. Nicht etwa schwimmen<br />
oder klettern oder nach Rüebli betteln. Er<br />
möchte seinen Marsch üben. Richtig: den Bärner<br />
Marsch. Dieses «Träm träm trä de ri di.» Nicht unbedingt<br />
hochstehende Musik, eher banal, aber gerade<br />
doch richtig für einen Bären. Leider wird er<br />
beim Üben immer wieder gestört. Andere Bären<br />
üben nämlich auch. Jeder für sich. Und das gibt<br />
ein arges Durcheinander, weshalb sich der Bär entschliesst,<br />
zwecks musikalischer Fortbildung eine<br />
Reise zu machen. Wohin die Reise führt und was<br />
er da alles erlebt, verraten wir hier nicht, das könnt<br />
Ihr aber an unserer Serenade erhören und erleben.<br />
Nur soviel: diese Welturaufführung macht Spass!<br />
Also:<br />
Serenade mit dem <strong>Bern</strong>er Musikkollegium<br />
Rathaushalle <strong>Bern</strong><br />
Freitag, 18. Juni 2010, 20 Uhr<br />
Der Bärner Bär geht auf Weltreise<br />
eine musikalische Collage von Beat Schüttel (selber<br />
ein waschechter <strong>Bern</strong>er) und eine Europa-<br />
Tournée mit Haydn, Bizet, Strauss Vater und<br />
Rimskij-Korsakow.<br />
Eintritt frei – Kollekte<br />
Eilmeldung<br />
Die <strong>Brunne</strong><strong>Zytig</strong> wird voraussichtlich ihren<br />
Namen ändern müssen. Die <strong>Bern</strong>er Stadtregierung,<br />
bemüht um einen politisch korrekten Sprachgebrauch,<br />
hat nämlich soeben einen zwölfseitigen –<br />
notabene verbindlichen - Leitfaden für die Stadtverwaltung<br />
herausgegeben. Darin werden alle<br />
Wörter aufgelistet, die künftig, weil sexistisch und<br />
nicht geschlechtergerecht, verpönt sind. Kein<br />
Stadtangestellter wird Ihnen jemals wieder ein Unwort<br />
wie «Fussgängerstreifen» oder «Mannschaft»<br />
ins Gesicht schleudern dürfen, Sie mit dem Ausdruck<br />
«Anfängerkurs» beleidigen oder unflätig<br />
von einem «Führerausweis» sprechen. «Zebrastreifen»,<br />
«Team», «Einstiegskurs» und Fahrausweis<br />
wird das künftig heissen, denn damit wird<br />
die ganze Menschheit mit einbezogen, nicht<br />
nur ihre testosterongebeutelte knappe, aber aufsässige<br />
Hälfte. Noch gilt das alles nur für die Stadtverwaltung,<br />
doch wer weiss, was da noch alles auf<br />
uns zu kommt. Die Tage des «Bärenparks» (Plantigradinnen-Anlage?)<br />
jedenfalls dürften gezählt<br />
sein und <strong>Bern</strong> sich bald nicht mehr «Zähringerstadt»<br />
nennen. «Clementinenstadt» wäre doch viel<br />
hübscher und bestimmt ist es historisch genauso<br />
akkurat, davon auszugehen, dass der Berchtold<br />
ohne seine Clementia von Burgund weder Bären<br />
erlegt noch Städte gegründet hätte. Wie auch<br />
immer, selbst der Name dieser Zeitung wird wohl<br />
geändert werden müssen, schliesslich ist auch «der<br />
<strong>Brunne</strong>n» ein abscheulich männliches Wort. Wundern<br />
Sie sich also bitte nicht, wenn Sie in ein paar<br />
Monaten die erste Nummer der «Gewässer-Zeitung»<br />
in den Händen halten werden: Der Wein ist<br />
der alte. Nur die Schläuche sind neu.<br />
P.S. : Guter Tipp für Stadtväter, die wirklich ernsthaft<br />
etwas für die Gleichberechtigung tun möchten:<br />
Ich würde bei den Löhnen anfangen.<br />
JvJ<br />
LÄBIGI ALTSTADT<br />
«Die <strong>Bern</strong>er sollten mit vor Stolz<br />
geschwellter Brust herumlaufen»<br />
<strong>Bern</strong> freut sich über den neuen Bärenpark. Und der Bärenparkdirektor freut sich über <strong>Bern</strong>.<br />
Ein Interview mit <strong>Bern</strong>d Schildger zur Erklärung einer Idylle.<br />
Sie haben zu Weihnachten zwei Bärchen bekommen.<br />
Wann genau sind Urs und <strong>Bern</strong>a zur Welt<br />
gekommen?<br />
<strong>Bern</strong>d Schildger: Genau wissen wir es nicht.<br />
Björk ist am 15. Dezember das letzte Mal in die<br />
Innenstallungen gekommen. Wir sehen auf unseren<br />
Aufnahmen aus der Höhle, dass die Jungen<br />
vermutlich bereits am 16. da waren.<br />
Warum haben Sie die Öffentlichkeit nicht früher<br />
informiert?<br />
Weil Bärenmütter empfindliche Wesen sind. Wenn<br />
sie sich gestört fühlen, dann fressen sie ihre Jungen.<br />
Im Gegensatz zu einem traditionellen Zoo, hatten<br />
sie keine Möglichkeit, einzugreifen. War das<br />
nicht zu riskant?<br />
Die Frage resultiert aus der grundsätzlichen Fehleinschätzung,<br />
dass wir in der Lage seien, in erheblichen<br />
Mass Einfluss zu nehmen. Wenn etwas<br />
schief geht, hat die Bärenmutter die Kleinen in wenigen<br />
Sekunden tot gebissen. Unsere Einflusssphäre<br />
beschränkt sich darauf, die Rahmenbedingungen<br />
so zu gestalten, dass sie für die Bärin akzeptabel<br />
sind.<br />
Aber im Zoo kann man die Jungen der Mutter im<br />
Notfall wegnehmen?<br />
Das bekannteste Beispiel ist wohl der Eisbär Knut.<br />
Den hat man aber nicht von der Mutter getrennt,<br />
weil sie sich schlecht um ihn kümmerte, sondern<br />
weil sie nicht laktierte. Dass das so war, weist darauf<br />
hin, dass die Rahmenbedingungen nicht adäquat<br />
waren. Man hat also ein vorher geschaffenes<br />
Problem im Nachhinein zu korrigieren versucht.<br />
Können Sie inzwischen aufatmen?<br />
Die Hauptgefahr ist ohne Frage vorbei. Insbesondere<br />
auch deshalb, weil Björk eine sehr ruhige<br />
Bärin ist, die ihre Umgebung gut im Griff hat. Sie<br />
entscheidet, wann sie mit den Jungen rauskommt<br />
und wann sie wieder rein müssen. Sie bringt ihnen<br />
bei, was sie machen dürfen und was sie nicht machen<br />
sollen.<br />
Was sind gefährliche Situationen?<br />
Die grösste Gefahr sind Fremdkörper: Biergläser,<br />
Aschenbecher, Hartgummibälle oder Zigaretten.<br />
Gefährlich wären auch tagtägliche Menschenmengen,<br />
Gejohle und Geschrei. Aber bisher verhalten<br />
sich die meisten Leute seriös und ruhig, kaum<br />
einer wirft etwas ins Gehege. Bleibt das so, dann<br />
wird wahrscheinlich nichts passieren.<br />
Sie sind also mit den <strong>Bern</strong>ern zufrieden?<br />
Mit den Männern sehr, mit den Damen hingegen…<br />
Scherz beiseite, es ist ein Zeichen der Besonderheit<br />
dieser Stadt, dass der überwiegende Teil der<br />
Originelle Mode…<br />
Spezielle Accessoires…<br />
mit Liebe für Sie<br />
ausgewählt<br />
Kramgasse 70<br />
3011 <strong>Bern</strong><br />
Tel. 031 311 58 00<br />
Fax 031 311 19 87<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />
<strong>Bern</strong>d Schildger<br />
Besucher Rücksicht nimmt. In Frankfurt, Berlin<br />
oder New York wäre das undenkbar.<br />
Ist es eine Pionierleistung, dass Bären in Gefangenschaft<br />
unter solchen Umständen geboren<br />
werden?<br />
Das ist heute überwiegend der Fall. Was die Anlage<br />
hier besonders macht, ist die Lokalisation. Es ist<br />
eine Anlage mitten in einer Stadt mit hohem Touristenandrang,<br />
auf einem rund um die Uhr zugänglichen<br />
Areal ohne Eingangs- und Ausgangstor.<br />
Werden Sie bei der nächsten Bärengeburt wieder<br />
gleich vorgehen?<br />
Bei einem Stichprobenumfang von eins davon<br />
reden zu wollen, dass es ein ausgeklügeltes und<br />
bewährtes System ist, davor würde ich mich<br />
hüten. Aber es spricht doch einiges dafür, dass das<br />
Vorgehen so schlecht nicht war. Insbesondere weil<br />
es Björks allererste Geburt war und sie erst seit<br />
dem 9. Oktober in der neuen Anlage ist, in einer<br />
völlig anderen Umgebung. Und trotzdem hat’s geklappt.<br />
Ist die Höhle nicht zu nah an der Treppe mit den<br />
Leuten?<br />
Eine Bärin, die Junge hat, kennt nur eine einzige<br />
Gefahr. Das sind andere Bären, insbesondere vagabundierende<br />
Männchen. Von denen will sie am<br />
meisten Distanz gewahrt sehen. An die Menschen<br />
ist Björk vom Tierpark her gewohnt, sie sind bisher<br />
in ihrem Erfahrungshorizont nicht negativ besetzt,<br />
sind eher Belustigung und ansonsten einfach<br />
Rahmenbedingung.<br />
Fondue in der Krone-Bar:<br />
bei uns auch im Sommer!
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 LÄBIGI ALTSTADT<br />
5<br />
Finn schien am Anfang von den Besuchern aber<br />
ziemlich Angst zu haben.<br />
Es gibt Verhaltensmuster, die jeder Bär an den Tag<br />
legt, aber Bären sind auch Individuen. Während<br />
Björk neuen Eindrücken offen gegenüber tritt, ist<br />
Finn ein sehr vorsichtiger Bär. Am Anfang hat er<br />
drei Tage lang vor dem offenen Schieber gesessen.<br />
Da habe ich im Coop einen Lachs gekauft, ein<br />
Monster für 110 Franken, und ihn vor den Schieber<br />
gelegt. Finn liebt Fisch über alles, er hat sich ein<br />
paar Millimeter raus gewagt, aber die Hinterbeine<br />
mussten immer im Stall bleiben. Schliesslich hat<br />
Björk den Lachs gefressen. Da hat er gebrüllt, dass<br />
das Echo vom Münster zurückgekommen ist.<br />
Der scheue Finn ist aber auch ein Chaot – sein<br />
Gehege sieht schlimm aus.<br />
Das resultiert aus der eigenartigen anatomischphysiologischen<br />
Konstruktion des Bären. Er ist ein<br />
Grosssäugetier und ernährt sich, obgleich er ein<br />
Raubtiergebiss hat, zu gut 80 Prozent von Pflanzen.<br />
Im Gegensatz zu anderen Pflanzenfressern<br />
fehlt in seinem Verdauungstrakt aber ein Kompartiment,<br />
das diese Nahrung aufzuschlüsseln hilft.<br />
Dazu kommt, dass der Bär sehr saisonal ist. Vor<br />
und nach dem Winterschlaf frisst er so viel, dass er<br />
pro Tag ein Kilo zunimmt. Gleichzeitig hat er<br />
einen sehr kleinen Magen. Sein Tagesrhythmus ist<br />
deshalb durch die Nahrungssuche determiniert. Er<br />
frisst, füllt den Magen, sucht sich ein Schlafnest,<br />
verdaut. Steht auf, füllt wieder den Magen, schläft,<br />
verdaut. Es ist tief in der Physiologie des Bären<br />
drin, dass er alles Mögliche auseinanderbaut, um<br />
zu sehen, ob etwas Essbares drin ist.<br />
Ist es nicht Tierquälerei, dass Finn Björk und<br />
ihre Jungen sieht, aber nicht zu ihnen kann?<br />
Die Frage nach dem Leiden ist eine legitime Frage.<br />
Tierquälerei wäre, wenn ich mir sicher sein<br />
müsste, dass das Tier darunter leidet. Aber wenn<br />
Finn sein Gehege umgräbt und versucht, unter der<br />
Schrankung hindurch zu kommen, dann wage ich<br />
zu bezweifeln, dass er dabei leidet. Das Tier kann<br />
sich nicht wie wir in die Zukunft transformieren.<br />
Es lebt nach dem «Try and error”-Prinzip. Versucht<br />
etwas und wenn es gelingt ist es Ok, wenn<br />
nicht, ist es auch gut. Natürlich riecht und sieht er<br />
die Jungtiere. Die wären ein prima Leckerbissen.<br />
Merken Bären nicht, dass sie so ihr eigenes Erbgut<br />
zerstören?<br />
Nein, das wissen Bären eigenartigerweise nicht.<br />
Deshalb ist das Wichtigste, was die Bärin den Jungen<br />
beibringt, auf ihr Kommando hin auf dünne<br />
Bäume zu klettern.<br />
Wie lange bleibt Finn von Björk getrennt?<br />
Solange die Jungen hier sind. Normalerweise kümmert<br />
sich die Bärin zwei Jahre um ihren Nachwuchs.<br />
Dann müssen die Jungen sich ein eigenes<br />
Feld als Nahrungsgrundlage suchen. Sobald wir<br />
ihr Geschlecht mit Bestimmtheit kennen, kommen<br />
sie zur Vermittlung auf internationale Zoolisten.<br />
Sie haben von den besonderen Verhalten der <strong>Bern</strong>er<br />
dem Bären gegenüber gesprochen. Woher<br />
kommt es?<br />
Die nächste Ausgabe der<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong> erscheint am<br />
17. September 2010<br />
Redaktionsschluss:<br />
27. August 2010<br />
Aus der Distanz des Ausländers scheint mir, dass<br />
es hier tatsächlich einen über 500 Jahre tief verankerten<br />
Bezug zum Bären gibt. Er ist nicht wie in<br />
Berlin zu einem Signet auf einem Wappen verkommen,<br />
sondern – das kann man den alten Bärengräben<br />
zugute halten – war als Symbol der<br />
Stadt immer lebend präsent. Dass Bären zu <strong>Bern</strong><br />
gehören ist deshalb mehr als ein Trivialspruch. Das<br />
lässt sich belegen. 88 Prozent der Bevölkerung<br />
haben dem Bau des Bärenparks zugestimmt.<br />
Der viel teurer war, als geplant.<br />
Die Menschen, die hierher kommen, zeigen, ob es<br />
richtig oder falsch war, diese Anlage zu bauen. Seit<br />
der Eröffnung haben wir in fünf Monaten über 300<br />
000 Besucher gehabt. Setzt man das in Relation zu<br />
den Kosten, sieht es nicht mehr so schlimm aus.<br />
Auch die Verweildauer ist länger. Niemand läuft<br />
hier in nur drei Minuten rum. Und wir wissen aus<br />
dem Tourismus: Bleibt jemand länger als sechs<br />
Stunden in einer Stadt, dann übernachtet er auch,<br />
gibt also mehr Geld aus.<br />
Es gibt aber auch einiges zu kritisieren. Die viel<br />
zu enge Treppe zur Aare hinunter zum Beispiel.<br />
Die Treppe ist ein Chaos. Wir wollten, eine 10 000<br />
Quadratmeter grosse Anlage, jetzt sind der Kosten<br />
wegen 5000. Alles hätte im April 2009 fertig sein<br />
sollen, damit das Grün ohne Bären hinreichend<br />
hochwachsen kann, de facto haben wir in der<br />
Nacht vor der Eröffnung noch gebaut. Vieles hätte<br />
man im Detail besser machen können. Aber das<br />
Negative in einer Sache tangiert das Gute in der<br />
gleichen Sache nicht. Ich finde also schon, dass<br />
jede <strong>Bern</strong>erin und jeder <strong>Bern</strong>er jetzt mit ein wenig<br />
mehr vor Stolz geschwellter Brust herumlaufen<br />
sollte. Und all die Diskussionen darüber, ob <strong>Bern</strong><br />
mit Städten wie Zürich oder Berlin mithalten kann,<br />
sind völlig unangebracht.<br />
Die <strong>Bern</strong>er sind zu bescheiden?<br />
Manchmal kommt mir der Verdacht, dass etwas<br />
ganz anderes dahinter steckt. Warum hat es der<br />
Stadtpräsident so schwer, diese Stadt zu verkaufen?<br />
Ich wage zu behaupten, dass es nicht nur daran liegt,<br />
dass man sie nicht verkaufen könnte. Sondern<br />
daran, dass man sie nicht verkaufen will. Bescheidenheit,<br />
heisst es, ist die höchste Form der Arroganz.<br />
Leoluca D’Anna, Gymnasium Kirchenfeld<br />
RARITÄTEN AUS DEM ORIENT<br />
alte und antike flachgewebe<br />
und knüpfkunst<br />
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Buskers <strong>Bern</strong><br />
Zum 7. Mal findet auch diesen Sommer wieder das<br />
Buskers <strong>Bern</strong> Strassenmusik-Festival statt, das<br />
grösste Strassenmusik-Festival der Schweiz. Während<br />
3 Tagen verzaubert es <strong>Bern</strong>s Gassen. Da wird<br />
mit Hingabe musiziert, gesungen, Feuer geschluckt,<br />
gegaukelt und<br />
gelacht, da ist alles ein<br />
bisschen anders, ein<br />
bisschen frecher, lauter,<br />
verrückter und verträumter.<br />
Und mitten<br />
drin, im Erlacherhof,<br />
der natürlich auch eine<br />
Bühne ist, unterhält der<br />
Lus seine kleine, aber<br />
feine Bar, ein paar Tische<br />
und Bänke und<br />
serviert Stärkung für Leib und Seele. Wir freuen<br />
uns auf Ihren Besuch!<br />
Vom 12. bis 14. August 2010<br />
(www.buskersbern.ch)
6<br />
Siebter <strong>Bern</strong>er<br />
Orgelspaziergang<br />
Samstag, 21. August 2010<br />
Verpasst<br />
Letscht Nacht han i im Troum es SMS übercho:<br />
I törf ir Camerata Coeli mitschpile<br />
Der Kreisler sig Schtimmfüehrer vo de Nostalgyge<br />
U der Casals vo de Visioncelli<br />
Morn am Morge törf i de nid lang zmorgele<br />
Di erschti Prob syg scho am Viertu ab Nüni<br />
Schön! han i tänkt: Der Kreisler u der Casals<br />
Scho morn am Morge – u bi erwachet, i Löu<br />
U drum weiss i gäng no nid wie das tönti:<br />
D‘ Nostalgyge u d‘ Visioncelli<br />
Kein Geringerer als Urs Frauchiger konnte für die<br />
7. Auflage des <strong>Bern</strong>er Orgelspaziergangs gewonnen<br />
werden. Seine von ihm selber vorgetragenen<br />
Texte werden die Orgelspielenden zu einem reichhaltigen<br />
musikalischen Programm inspirieren.<br />
Beim <strong>Bern</strong>er Orgelspaziergang darf man mit Fug<br />
und Recht von einer Tradition sprechen. Er gehört<br />
mittlerweile zu den Highlights des kulturellen Lebens<br />
der Stadt. Wollte man ihn absetzen (was übrigens<br />
nicht zur Diskussion steht), würde man sich<br />
zahlreiche Feinde schaffen, denn viele warten jährlich<br />
auf die Neuauflage.<br />
Die Grundstruktur bleibt: 5 Kirchen der <strong>Bern</strong>er Innenstadt,<br />
begleitende Texte, 3 Orgelbeiträge pro<br />
Kirche und das grosse Finale in der Heiliggeistkirche.<br />
Immer wieder werden neue Ideen gesucht, wodurch<br />
der Anlass – äusserlich zwar immer in demselben<br />
Rahmen – neue Inhalte und Akzente erhält.<br />
Zudem ist der Fundus der Orgelliteratur unerschöpflich.<br />
Auch dieses Jahr reicht die Palette vom 17. bis ins<br />
20. Jahrhundert, von Froberger (gespielt auf der<br />
neuen altitalienischen Chororgel der Dreifaltigkeitskirche)<br />
bis Ives (auf der grossartigen Goll-<br />
Orgel der Französischen Kirche). Wiederum<br />
beteiligt sich der Grossteil der <strong>Bern</strong>er Organistinnen<br />
und Organisten.<br />
Schon am Samstagvormittag herrscht Volksfeststimmung:<br />
ein Drehorgelspieler wirbt in der <strong>Altstadt</strong><br />
für den Orgelspaziergang, der 12.00 an der<br />
Chororgel der Dreifaltigkeitskirche beginnt. Es<br />
folgen Münster (13.00), Nydeggkirche (14.00),<br />
Französische Kirche (15.30) und schliesslich Heiliggeistkirche<br />
(16.30) – direkt beim Bahnhof gelegen,<br />
von wo aus man wieder die Heimreise<br />
antreten kann.<br />
Jürg <strong>Brunne</strong>r<br />
LÄBIGI ALTSTADT<br />
<strong>Bern</strong> liest…<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />
<strong>Bern</strong> liest an der Aare, auf der Plattform, in Tram und Bus und während dreieinhalb Wochen<br />
auch in den Lauben und an Schaufenstern. <strong>Bern</strong> city organisierte mit 79 Mitgliedsgeschäften<br />
eine literarische Schnitzeljagd in der Innenstadt. 16 verschiedene Kurzgeschichten wurden<br />
mit Plakaten an den Schaufenstern der Innenstadtgeschäften in Einzelteilen dargestellt und<br />
luden zum lesen ein.<br />
Zwischen unterer Gerechtigkeitsgasse und City<br />
West verführten Geschichten mit Crime und Spannung,<br />
gewürzt mit Sex zu einem Schaufenster-<br />
Spaziergang der andern Art. Die Besucher konnten<br />
die sechzehn Kurzgeschichten vollständig lesen,<br />
wenn sie den Spaziergängen folgten, so ergab sich<br />
eine unterhaltsame Schnitzeljagd von Schaufenster<br />
zu Schaufenster durch die Gassen und Lauben der<br />
<strong>Altstadt</strong>.<br />
Einzelne Textausschnitte führten zu recht interessanten<br />
Diskussionen, ob die entsprechenden Kapitel<br />
nun absichtlich bei den jeweiligen <strong>Geschäfte</strong>n<br />
angebracht wurden, oder ob der Zufall zugeschlagen<br />
hat.<br />
So schweifen beim Möbelgeschäft Utiger beim<br />
Text: «Ein fetter Bonus ist auch ein Statussymbol.»<br />
der Blick vom Text durch die durchsichtige<br />
Folie auf die ausgestellten Möbel und man<br />
wünschte sich auch einen fetten Bonus. »Nur: was<br />
nützt ein Statussymbol, wenn man es geheim halten<br />
muss? 1 » Nun mit den entsprechenden neuen<br />
Möbeln liesse sich auch dies geheim halten und<br />
die neuen Möbel könnten dann mit den statusgerechten<br />
Bildern und Kunstwerken aus dem Kunstreich<br />
bei einer «Gutschrift: 640’000.00. 2 » ergänzt<br />
werden. Aber da keine Boni auf meinem Konto<br />
ihre Spuren hinterlassen, rumpelt etwas. «Zuerst<br />
glaubte ich, es käme aus meinem Körper. 3 » Aber<br />
auch da ist ja die Rathaus-Apotheke gerade die<br />
richtige Adresse. Und für die optischen Probleme:<br />
«Seine Augen schwollen dramatisch an, als füllten<br />
sie sich mit all meiner Bosheit. 4 » bietet hoffentlich<br />
Saulnier Optik eine Lösung.<br />
Nach diesem Spaziergang bietet sich ein erholsamer<br />
Umtrunk und eine kleine Plauderei bei Adrianos<br />
an: «Aber neulich habe ich nach einigen<br />
Gläschen Wein im Familienkreis über diesen geplanten<br />
Auftritt geplaudert. 5 » Der geplante Auftritt<br />
hatte allerdings nichts mit dem nächsten Aare-<br />
schwumm zu tun. Nach den Ausführungen zum<br />
Sexleben der Aarechempe6 <strong>Bern</strong> liest …<br />
wird niemand sich<br />
gleichgültig die Aare hinunter treiben lassen, wenn<br />
im Bachgrund die Steine chlackern und rumpeln.<br />
P:S. Die Besucher konnten im Zusammenhang mit<br />
der Aktion einen Wettbewerb ausfüllen. Die Antworten<br />
und Gewinner sind in der Zwischenzeit auf<br />
der Homepage von <strong>Bern</strong>city bekannt gegen worden.<br />
rlu<br />
1 Martin Suter, Das Bonus-Geheimnis<br />
2 Martin Suter, Das Bonus-Geheimnis<br />
3 Haruki Murakami, Das grüne Monster<br />
4 Haruki Murakami, Das grüne Monster<br />
5 Ingrid Noll, Die Sekretärin<br />
6 Eliette von Siebenthal, das Sexleben der<br />
Aarechempe<br />
vorher nachher
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 LÄBIGI ALTSTADT<br />
7<br />
Hufgeklapper in den Gassen<br />
Sie kamen hoch zu Ross, in Kutschen, Kaleschen<br />
und Fuhrwagen, im Brauereigespann und im Ponywägeli.<br />
Sie zogen den Aargauerstalden hinab,<br />
über die Nydeggbrücke und die Gerechtigkeitsgasse<br />
hoch. Rund 80 Pferde, schön gestriegelt und<br />
herausgeputzt, Braune und Füchse im Sonntagsgeschirr,<br />
mächtige Freiberger mit stämmigen Beinen,<br />
Füllis, die ungelenk neben ihren Müttern her<br />
staksten. Auch Hunde liefen mit, und Menschen,<br />
denn einem Pferd, das im Schritt geht, vermag ein<br />
Zweibeiner, wenn er flott ausschreitet, zu folgen.<br />
Der Huflärm auf den Pflastersteinen, das Wiehern<br />
und Schnauben widerhallte in den Gassen, unter<br />
den Lauben blieben Passanten stehen und winkten,<br />
Touristen fotografierten. Fahnen flatterten.<br />
Doch eigentlich war das Ganze eine traurige Angelegenheit.<br />
Die Pferde und ihre Reiter, Kutscher<br />
und Fuhrhalter waren gekommen, um gegen die<br />
Schliessung des Nationalgestüts in Avenches zu<br />
protestieren. Das ist, hat der Bund beschlossen, der<br />
Erhaltung nicht wert. Es geht, wie immer in dieser<br />
schnöden Welt, um Geld. Das Gestüt und die dort<br />
betriebene Pferdezucht rentieren offenbar nicht<br />
mehr. Nicht genug jedenfalls, um die rund 10 000<br />
Arbeitsplätze zu retten, die direkt und indirekt von<br />
diesem respektierten Ausbildungs- und Forschungszentrum<br />
abhängen. Wer braucht schon<br />
Pferde. Pferde sind nicht zeitgemäss.<br />
Die Pferde und ihre Reiter, Kutscher und Fuhrhalter<br />
zogen bis vors Bundeshaus, wo eine Delegation<br />
der Bundeskanzlei eine Petition mit rund 62 000<br />
Unterschriften übergab. Dann kehrten sie um,<br />
zogen die Bundesgasse wieder hinunter und über<br />
die Münstergasse auf<br />
den Münsterplatz.<br />
Dort stellten sie sich in<br />
feierlicher Formation<br />
auf, ein paar Fahnen<br />
flatterten, die Sonne<br />
brach durch die Wolken,<br />
beim Fasswagen<br />
der Brauerei Egger<br />
von Worb wurde Bier<br />
ausgeschenkt. Wenig<br />
später war der Platz<br />
wieder leer. Noch<br />
hallte durch die Gassen<br />
Hufgeklapper,<br />
dann wurde es still. Es<br />
war, als würde das<br />
letzte Echo einer Welt<br />
verklingen, in der<br />
«Profitmaximierung»<br />
noch nicht alles war.<br />
JvJ<br />
Auf die gesunde Tour durch<br />
den Sommer<br />
TopPharm Apotheken informieren und beraten<br />
vom 3. Juni bis 15. Juli<br />
Unverhofft kommt oft: Während oder nach der<br />
schönsten Zeit des Jahres brauchen fast die Hälfte<br />
aller Ferienreisenden einen Arzt. TopPharm Apotheken<br />
wollen helfen, diese trüben Aussichten zu<br />
umschiffen und informieren während der bevorstehenden<br />
Sommermonate rund um das Thema<br />
Gesundheit, Reisen und Sonne.<br />
Neu: Der TopPharm-Ferienservice<br />
Seit diesem Jahr neu im Angebot ist der Ferienservice<br />
mit Notfallkarte von TopPharm. Per Telefon<br />
oder E-Mail können Kunden ihre Symptome schildern<br />
und erhalten zeitnah Ratschläge oder nützliche<br />
Hinweise. Auch internationale Wirkstoffnamen<br />
können angefragt werden – was den Einkauf von<br />
Medikamenten natürlich besonders dann erleichtert,<br />
wenn man die Sprache des Urlaubslandes nicht ausreichend<br />
beherrscht. Viel ist allerdings gewonnen,<br />
wenn sich Reisende vorzeitig um ihre Reiseapotheke<br />
kümmern. Das TopPharm-Team hilft dabei,<br />
diese nach den individuellen Bedürfnissen zusammenzustellen,<br />
hält Checklisten bereit und kontrolliert<br />
aufgrund des bestehenden Impfpasses und des<br />
Ziellandes auch, ob noch zusätzliche Impfungen<br />
notwendig sind.<br />
Sonnenanbeter gefährden sich selbst<br />
So gut die wärmenden Sonnenstrahlen dem Gemüt<br />
tun – so gefährlich können sie für die Haut leider<br />
auch sein. Ob am Meer, in den Bergen oder in der<br />
Badi: Effektiver Sonnenschutz ist heutzutage ein<br />
Muss. Speziell Gesicht und Lippen wollen gut gecrèmt<br />
sein, Sonnenbrille, Kopfbedeckung und<br />
Nackenschutz gehören ebenfalls immer ins Reisegepäck.<br />
Zu viel Sonne lässt die Haut schneller altern,<br />
begünstigt Hautkrebs und verursacht bei eher<br />
blassen Menschen schon sehr schnell schmerzhaften<br />
Sonnenbrand. Deshalb kann auch ein Mittel<br />
gegen Verbrennungen im Koffer niemals schaden.<br />
TopPharm Apotheken mit Reise-Tipps und<br />
Ratgeber<br />
TopPharm Apotheken beraten weiterhin zu vielen<br />
übergreifenden Themen: Wie verhalte ich mich<br />
richtig bei Flugreisen? Was muss ich als Taucher<br />
beachten? Wie beeinflusst die Zeitverschiebung<br />
meine Einnahme von Medikamenten oder von der<br />
Pille? Was sollte für Babys oder Schwangere bei<br />
Reisen griffbereit sein? Was gebe ich meinen Kindern<br />
ins Ferienlager mit?<br />
Auf jede Frage gibt es eine Antwort: In einer von<br />
über 100 TopPharm Apotheken, ganz in Ihrer<br />
Nähe.<br />
Am Rande notiert<br />
Finn, Björk, <strong>Bern</strong>a und Urs<br />
sind im Gespräch. Sie begeistern<br />
Bärenfans aus dem Inund<br />
Ausland. Da wird gefilmt<br />
und fotografiert, fabuliert<br />
und kommentiert.<br />
Manchmal echt kabarettistisch.<br />
Zum genaueren Mithören<br />
hat mich ausgerechnet<br />
unser Enkel animiert. Der<br />
Knirps kritisierte unlängst: «Die alti Frou näbe üs<br />
het gseit, dr Herr Schildger sigi dr Bärevater – die<br />
weiss nid emal, dass dr Finn dr Vater isch.»<br />
Ich habe zwar sofort versucht, den Begriff «Bärevater»<br />
zu erklären, ohne aber einen echten Erfolg<br />
zu erzielen. Enkelchen schoss munter weitere verbale<br />
Pfeile ab. Und dann, ja dann habe ich die eigenen<br />
Antennen ausgefahren und Erstaunliches<br />
aufgefangen. Vier Beispiele:<br />
Sie zu ihm: «Du, dä Finn isch doch e arme Cheib.<br />
Die löh dä nid emal zu sir Familie». Er: «Dr Tierparkdiräkter<br />
Schildger het gseit, me dörfi nid,<br />
süsch plagi dr Finn die Junge und decki d’Björk».<br />
Sie: «Ungloublich – jitz isch dä Schildger no jalous…»<br />
Eine Grossmutter zu den Enkeln: «Lueget, itz gö<br />
si i d’Aare ga bade. Die wärde de suber…» Protest<br />
vom Nachwuchs: «Stimmt nid. We ds Mammi i<br />
d’Aare isch ga schwümme, seit dr Papi am Abe<br />
immer, du stinksch nach Aarebisu, gang di go dusche…»<br />
Ein Vater zum Jungwuchs: «Nei, mi darf se nid<br />
fuetere, si wärde süsch z’schwär und würde i<br />
d’Aare abetrohle…»<br />
Sie zu ihm: «Du Schatz, gäll, die hei doch früecher<br />
viel meh Bäre gha. Er: «Ja scho, aber mi het dr<br />
Bestand us Haltigsgründ und Gäldmangel sukzessive<br />
müesse verchlinere». Sie: «Aha? Und d’Bänker<br />
hei derbi dänk no fetti Boni kassiert…»<br />
Voilà. Es gäbe noch viel Saftigeres zu rapportieren.<br />
Doch machen Sie doch selber den Test. Gehen<br />
Sie auf Bärentratschtour!<br />
Viel Spass!<br />
Hans Häusler,<br />
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Der 24. April war der erste wirklich heisse Tag des<br />
Jahres – und vielleicht hatten viele Menschen den<br />
unendlich langen Winter dazu genutzt, ihre Wohnungen,<br />
Keller und Estriche aufzuräumen. Hatten<br />
das Nichtmehrbenötigte aussortiert und für den<br />
Vide Grénier bereitgestellt, den jährlichen Gassen-<br />
Flohmarkt zwischen Zytglogge und Nydeggbrücke.<br />
Denn 91 Anmeldungen für Flohmarktstände gin-<br />
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gen bei den <strong>Altstadt</strong>leisten ein – soviel wie nie<br />
zuvor.<br />
Immens war das Angebot an Nippes, Kleider, Büchern,<br />
Möbel, Bildern, (Mode)Schmuck, Gläsern<br />
und Geschirr. Und gross war der Andrang derjenigen,<br />
die im Schatten der Lauben an den Ständen<br />
stöberten, begutachteten, verglichen, feilschten. In<br />
dem Masse, wie sich die Taschen der Vielen, die<br />
ein Schnäppchen gemacht hatten, füllten, rötete<br />
Da schlägt das Herz des Nippesfans höher Da wird genau geprüft<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />
sich die Haut der VerkäuferInnen, denen die Sonne<br />
den ganzen Tag über auf Gesicht und Arme<br />
brannte. Unbeschwerte Heiterkeit durchzog die<br />
Hauptgassen. Die winterkalte Griesgrämigkeit verflog<br />
an diesem sonnenhellen Tag. Überall wurde<br />
geplaudert, gelacht – und geschwitzt. Die «<strong>Brunne</strong><br />
<strong>Zytig</strong>» schaut nochmals zurück auf den Vide Grénier.<br />
Text und Fotos: BaBü<br />
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<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 LÄBIGI ALTSTADT<br />
9<br />
Im Schatten hat er gut lachen Das macht Lust auf einen Ausflug ins Grüne.<br />
Sooo kitschig... ... doch sooo schön!<br />
Ein Herz für Tiere... ... auch für lebende Vierbeiner<br />
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Diese Unnahbarkeit ist nicht gespielt...<br />
Im falschen Film? Oder nur vorausschauend?
10<br />
DIE BUCH-ECKE<br />
Passepartout Band II<br />
Die Vögel der Familie Graviseth<br />
Die zweite Ausgabe des «Passepartout», der<br />
Schriftenreihe der Burgerbibliothek <strong>Bern</strong>, ist<br />
eine Bilderbuchreise der besonderen Art.<br />
Der ornithologisch interessierte<br />
Schlossherr zu Liebegg<br />
im bernischen<br />
Aargau, Jakob Graviseth,<br />
liess um die Mitte des 17.<br />
Jahrhunderts eine Sammlung<br />
von Vogelbildern anlegen.<br />
Mitglieder der<br />
Familie und eine Reihe von<br />
auswärtigen Künstlern<br />
schufen im Laufe der Jahre<br />
fast 200 Vogelbilder. In Farbe porträtiert wurden<br />
die damals heimischen Vogelarten von Yverdon bis<br />
an den Bodensee. Im 18. Jahrhundert vereinigte<br />
man die losen Bilder zu einem Album.<br />
Das Vogelbuch der Familie Graviseth befindet sich<br />
heute in der Burgerbibliothek <strong>Bern</strong>. Das reich illustrierte<br />
Werk ist nicht nur für die Geschichte der<br />
wild lebenden Vögel und die bernische Jagd- und<br />
Marktgeschichte von Interesse, sondern wegen seiner<br />
Zusammenhänge mit der Stilllebenmalerei des<br />
in <strong>Bern</strong> tätigen Strassburger Malers Albrecht<br />
Kauw auch für die Kunstgeschichte.<br />
Die Burgerbibliothek <strong>Bern</strong> ist ein Kulturinstitut<br />
der Burgergemeinde <strong>Bern</strong> und existiert seit 1951.<br />
Sie verfügt über eine grosse Handschriftenabteilung<br />
und ist ein öffentliches wissenschaftliches Archiv.<br />
Die Schriftenreihe «Passepartout» stellt<br />
daraus wertvolle Handschriften und Archivalien,<br />
besondere Objekte oder ausgewählte Sammlungsteile<br />
vor. Für die gegenwärtige Ausgabe zeichnen<br />
der Historiker Dr. Martin Germann, der Kunsthistoriker<br />
Dr. Georges Herzog und der Zoologe Dr.<br />
Peter Lüps verantwortlich.<br />
Burgerbibliothek <strong>Bern</strong> (Hrsg.)<br />
Die Vögel der Familie Graviseth<br />
Ein ornithologisches Bilderbuch aus dem 17. Jahrhundert<br />
120 Seiten, broschiert, zahlreiche Illustrationen und eine CD<br />
mit allen Abbildungen und einer Transkription der handschriftlichen<br />
Kommentare<br />
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ISBN 978-3-7272-1226-0<br />
LÄBIGI ALTSTADT<br />
Herzlich Willkommen<br />
Am 29. Mai 2010 fand der traditionelle Neuzuzüger-Anlass<br />
der Stadt statt. Rund 30 Menschen aus<br />
allen Herren Ländern, versammelten sich an diesem<br />
Samstagmorgen vor dem Zytglogge. Sie wurden<br />
von Vize-Stadtratpräsidentin Vania Kohli und<br />
VAL-Prä- sident Sven Gubler herzlich in der<br />
schönsten Stadt der Welt begrüsst. In ihrer Ansprache<br />
gab Kohli den neuen <strong>Bern</strong>erinnen und <strong>Bern</strong>er<br />
auch den Tipp mit auf den Weg, dass in <strong>Bern</strong> «alles<br />
was man gibt, auch wieder zurückkommt».<br />
Dass das kein leeres Versprechen war, erlebten die<br />
Neuzuzüger noch am selben Morgen: Sie gaben<br />
rund zwei Stunden ihrer Zeit für einen anregenden,<br />
lehrreichen, aber eben doch auch Aufmerksamkeit<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />
und Energie konsumierenden Stadtrundgang. Und<br />
wurden an dessen Ende auf dem Münsterplatz mit<br />
Risotto-Duft belohnt, von einladenden Tischen<br />
und Bänken neben dem Moses-<strong>Brunne</strong>n und von<br />
Wein, Kaffee und Kuchen erwartet. Organisiert<br />
hatte den geselligen Anlass die Kesslergass-Gesellschaft,<br />
den Risotto kochte der patentierte Risotto-Koch<br />
Hans Gurtner, den Kuchen buken<br />
Leistmitglieder, neben den Neubernern waren<br />
auch viele Anwohner und Freunde der <strong>Altstadt</strong><br />
dabei und – ob von der Gewerbepolizei bewilligt<br />
oder nicht, ist der <strong>Brunne</strong><strong>Zytig</strong> nicht bekannt – es<br />
schien sogar die Sonne.<br />
JvJ<br />
Béatrice Lang (Vorstand) und Daniel <strong>Brunne</strong>r<br />
(Präsident) von der Kesslergass-Gesellschaft Risottokoch Hans Gurtner<br />
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Mitten in der <strong>Altstadt</strong><br />
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Ich freue mich, Sie bei mir willkommen zu heissen.
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />
11<br />
Vereinigte <strong>Altstadt</strong>leiste Kontaktadresse: Sekretariat VAL, Postfach, 3000 <strong>Bern</strong> 8<br />
Wohnen – Arbeiten – Vergnügen<br />
Reaktion des Gemeinderates auf die Umfrage in der <strong>Brunne</strong>zytig<br />
In einem Schreiben im Umfang von sieben Seiten<br />
hat Stadtpräsident Alexander Tschäppät und der<br />
Gemeinderat der Stadt <strong>Bern</strong> die Ergebnisse der<br />
Umfrage vom Dezember 2009 mit Interesse zur<br />
Kenntnis genommen.<br />
Dass im Eingangsabschnitt darauf hingewiesen<br />
wird, «…dass die Umfrage aufgrund der Erhebungsmethode<br />
nicht repräsentativ ist…» erstaunt,<br />
denn immerhin wurden die Umfragebögen mit der<br />
<strong>Brunne</strong>zytig in alle Briefkästen der Unteren <strong>Altstadt</strong><br />
verteilt.<br />
Im Folgenden geht das Schreiben umfangreich<br />
auf die Umfrageresultate ein und bestätigt oder<br />
relativiert die Ergebnisse.<br />
– Verkehr: Zustand befriedigend bis gut, Kontrollen<br />
im Rahmen der personellen Möglichkeiten<br />
– Sicherheit: Polizeipräsenz nachts und am Wochenende<br />
erhöhen, Aufstockung PINTO, jedoch<br />
auch hier nur im Rahmen der personellen Möglichkeiten.<br />
– Die Polizei sei jedoch schon jetzt in unserem Perimeter<br />
überdurchschnittlich auf Kontrollein-<br />
satz. Ab 2012 sollte dies jedoch aufgrund der<br />
personellen Verstärkung besser werden.<br />
– Videoüberwachung werde im Rahmen der politischen<br />
Möglichkeiten für neuralgische Orte geprüft.<br />
– Verschmutzung, Littering: Erfreulich, dass sich<br />
das Bild betreffend Kehrichtbereitstellung seit<br />
Einführung der «Ghüderkontrolle» wesentlich<br />
verbessert hat. Die Problematik im Umfeld<br />
nachts geöffneter Betriebe ist bekannt.<br />
– Vandalismus: Hier stellt der Gemeinderat die<br />
Umfrageresultat in Frage: Die Kriminalanalysestelle<br />
der KaPo gebe vom 1.7. bis zum 31.12.09<br />
«nur» 46 angezeigte Sachbeschädigungen an.<br />
– Nachtlärm: Der Gemeinderat bestätigt, dass ihm<br />
das Problem – vor allem im Umfeld von «Problemlokalen»<br />
– bekannt sei. Die Polizei mache,<br />
was in ihren Möglickeiten stehe.<br />
– Wegzug aus <strong>Altstadt</strong>: Der Gemeinderat gibt sich<br />
erstaunt über das Umfrageergebnis. Er signalisiert<br />
als Ziel, «allenfalls divergierende Interessen<br />
so auszugleichen, dass für die ansässige<br />
Bevölkerung die geringst mögliche Beeinträchtigung<br />
entsteht.»<br />
Stellungnahme zu den Lösungsansätzen:<br />
– Massive Erhöhung der Polizeipräsenz: Mit dem<br />
Abstimmungsresultat vom 7.3.10 sei das nicht<br />
möglich und auch nicht angebracht. Die Schwerpunkte<br />
können aber auf die Nächte und Wochenenden<br />
gesetzt werden.<br />
– Videoüberwachung: Die notwendigen Voraussetzungen<br />
werden geschaffen.<br />
– Disziplinierung verursachender Lokale: Die<br />
Stadt kann nicht mehr unternehmen, als das<br />
Gastgewerbegesetz (kantonal) vorgibt.<br />
Schlussbemerkungen<br />
«Der Gemeinderat hofft, mit vorliegender Stellungnahme<br />
aufzeigen zu können, dass in unterschiedlichsten<br />
Bereichen Massnahmen getroffen<br />
werden, um die Sicherheit und Attraktivität in der<br />
Unteren <strong>Altstadt</strong> zu erhalten und zu verbessern.<br />
Auch mit den oben beschriebenen Massnahmen<br />
wird in der Unteren <strong>Altstadt</strong> aber nicht einfach<br />
«Ruhe einkehren». Diesbezüglich hat sich das<br />
Freizeit- und Ausgehverhalten der Bevölkerung<br />
gerade an den Wochenenden zu stark verändert.<br />
Die Ergebnisse dieser Umfrage werden bei den zuständigen<br />
Vollzugsorganen jedoch in ihre Schwerpunktsetzung<br />
und Kontrollen einfliessen….<br />
Der Gemeinderat ist überzeugt, dass sich im weiteren<br />
Dialog die adäquaten Massnahmen umsetzen<br />
lassen und damit die Lebensqualität in der Unteren<br />
<strong>Altstadt</strong> weiter verbessert werden kann.»<br />
Der vollständige Text des gemeinderätlichen<br />
Schreibens kann unter umfrage@bern-altstadt.ch<br />
angefordert werden.<br />
Die Vereinigten <strong>Altstadt</strong>leiste haben beschlossen,<br />
die Umfrage im 2-Jahres-Rhythmus zu wiederholen.<br />
ef
12<br />
Kesslergass-Gesellschaft Kontaktadr.: Daniel <strong>Brunne</strong>r, Schauplatzgasse 23, PF, 3000 <strong>Bern</strong> 7<br />
Hauptversammlung<br />
der Kesslergass-Gesellschaft<br />
Am 22. März konnte Präsident Daniel <strong>Brunne</strong>r<br />
eine stattliche Teilnehmerschar zu ordentlichen<br />
Hauptversammlung der Kesslergass-Gesellschaft<br />
in den stimmungsvollen Räumen der Casino Restaurants<br />
begrüssen. Unter den geladenen Gästen<br />
fanden sich auch der neue Präsident der Vereinigten<br />
<strong>Altstadt</strong>leiste VAL, Sven Gubler, sowie zwei<br />
Vertreter der <strong>Altstadt</strong>leiste, nämlich Ursula Adamek<br />
und Stefan Probst. Der geschäftliche Teil war<br />
relativ rasch erledigt. Jahresbericht, Rechnung und<br />
Budget wurden genehmigt. Unter Traktandum<br />
‚Verschiedenes’ setzte dann jedoch eine rege Diskussion<br />
ein. In erster Linie wurden Sicherheit und<br />
Sauberkeit in der <strong>Altstadt</strong> zur Sprache gebracht.<br />
Mehrere Mitglieder gaben ihren Beschwerden<br />
über Mängel in diesen Bereichen deutlichen Ausdruck.<br />
Klagen wurden laut über den Abfall und<br />
Schmutz in den Lauben, besonders während der<br />
Fasnacht aber auch an Silvester (da sind es dann<br />
vor allem die restlos ungeeigneten Glascontainer<br />
auf dem Münsterplatz, die für berechtigten Unmut<br />
sorgen). Der Präsident versicherte die Anwesenden<br />
der Unterstützung durch den Leist. Bereits hat man<br />
das Gespräch mit Veranstaltern und Behörden gesucht.<br />
Verbesserungen sollen folgen.<br />
Im Anschluss an den geschäftlichen Teil referierte<br />
Silvio Flückiger, Leiter der Sondereinheit PINTO<br />
über seine Tätigkeit, die Aufgaben von PINTO und<br />
den erlebten Alltag in den Gassen und Strassen der<br />
Stadt <strong>Bern</strong>. Von einem interessierten Publikum auf<br />
zahlreiche Probleme hin angesprochen, bot er<br />
taugliche Ratschläge und Hilfestellungen an, die<br />
dazu dienen sollen, eine möglicherweise gefährliche<br />
Situation zu entschärfen und damit eine Eskalation<br />
zu verhindern. Über PINTO hat Silvio<br />
Flückiger bereits in der letzten Ausgabe der <strong>Brunne</strong>zytig<br />
ausführlich berichtet.<br />
Der gelungene Abend klang anschliessend bei<br />
Fondue und Geselligkeit angenehm aus.<br />
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AUS DEN LEISTEN<br />
Der Wasserspeier in der<br />
Münstergasse<br />
Rechtzeitig nach den Eisheiligen wird der Erschaffer,<br />
Luciano Andreani, den Besitzer des Wasserspeiers<br />
daran erinnern, das launige Stück zum<br />
Erstaunen und zur Freude der Flanierenden an der<br />
Münstergasse in Betrieb zu setzen. Im Anschluss<br />
an eine Ausstellung der Objekte von Luciano Andreani<br />
im Garten der Stadt- und Universitätsbibliothek<br />
1993, hat Tinu Mühlethaler den Wasserspeier<br />
käuflich erworben und auf seinem Dach montiert.<br />
Schon so manche Touristengruppe, die nach den<br />
im Boden festgemachten Fünflibern greifen<br />
wollte, hat es mit einem ordentlichen Guss erwischt.<br />
Der Künstler Luciano Andreani lässt alle<br />
seine Objekte – die Füsse auf dem Casinoplatz, das<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />
Gesicht des <strong>Brunne</strong>ns bei der Villa Favorita in der<br />
Länggasse – für sich selber sprechen; er drückt<br />
seine Schaffenskraft durch seine Objekte aus und<br />
überlässt den Zuschauenden die Interpretation und<br />
die Wirkung. Obwohl Andreani auch mit einer Performance<br />
unterwegs ist, spricht er zu seinem Publikum<br />
lieber mittels seiner Werke und hinterlässt<br />
auf diese Weise seine Spuren in der Stadt, stets ein<br />
kleines Schmunzeln provozierend. Man ist versucht,<br />
Luciano Andreani als Stadtoriginal zu bezeichnen,<br />
indes, er ist gewiss ein subtileres als<br />
einst Dällebach Kari.<br />
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<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />
13<br />
Buchhandlung Irene Candinas<br />
«Ich war in deinem Alter (sprich 20-jährig), als ich<br />
1972 hier mit meinem Partner die Buchhandlung<br />
für Soziologie eröffnete», antwortet mir Frau Candinas<br />
auf die Frage, wo und wann genau sie in den<br />
Buchhandel eingestiegen ist. Irena Maria Candinas,<br />
die im bündnerischen Ilanz in vorwiegend<br />
ländlichen und traditionellen Verhältnissen aufwuchs,<br />
schloss in Zürich ihre Lehre zur Buchhändlerin<br />
ab und eröffnete unmittelbar darauf gemeinsam<br />
mit ihrem Partner Ulrich Riklin und<br />
einem enormen Tatendrang die Buchhandlung für<br />
Soziologie (heute Münstergass Buchhandlung) an<br />
der Münstergasse 41, im Herzen der <strong>Bern</strong>er <strong>Altstadt</strong>.<br />
Diese Buchhandlung für Soziologie und die<br />
1978 von Irena Maria Candinas gegründete<br />
Frauenbuchhandlung im ersten Stock dienten<br />
zwar als Verkaufsstellen für Bücher, bildeten aber<br />
auch eine Drehscheibe des kulturellen Austauschs<br />
für Studenten. Der Frauenbuchladen war ein Magnet<br />
für Frauen, die sich mit der damals noch jungen<br />
Emanzipation und deren Darstellung in der<br />
Literatur von Frauen auseinandersetzten.<br />
Im Wandel der Zeit hat sich, was die Stellung der<br />
Frau anbelangt, sowohl gesellschaftspolitisch als<br />
auch kulturell viel verändert. Die Bedeutung einer<br />
Plattform für Frauen, die durch die Literatur und<br />
den kulturellen Austausch auf Verständnis für ihre<br />
Stellung in der Gesellschaft und auf gegenseitiges<br />
Vertrauen hoffen, ist heute wesentlich in den Hintergrund<br />
getreten. Diese Entwicklung hat Frau<br />
Candinas schon vor 15 Jahren, als sie den Laden<br />
zu Buchhandlung Irene Candinas umgetauft hat,<br />
wahrgenommen. Das Füreinander und Miteinander,<br />
das Streben nach einem bestimmten gemeinsamen<br />
gesellschaftlichen Ziel ist zu einer dumpfen<br />
Irene Candinas Buchhandlung an der Münstergasse 41<br />
Teilnahmslosigkeit an der gesellschaftlichen Zielsetzung<br />
verkümmert. Das Ideal der Gegenwart,<br />
das unser Tun bestimmt, ist auf den Einzelnen ausgerichtet<br />
und nicht auf ein Kollektiv. Das Individuum<br />
als Einzelkämpfer und seine Bestimmung<br />
stehen im Mittelpunkt unserer optimierungsfreudigen<br />
Gesellschaft, die sich daran orientiert, wie<br />
die einzelne «Human-Ressource» am besten in das<br />
Drehwerk passt. Platz für Gemeinschaftssinn<br />
bleibt jedoch dank der Bemühungen und des Engagements<br />
von Frauen, die sich für eine verbesserte<br />
Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft einsetzen.<br />
Durch diesen gesellschaftspolitischen Wandel<br />
haben sich für Frau Candinas und ihren Buchladen<br />
neue Inhalte in den Vordergrund gedrängt, Inhalte,<br />
die sich weder aus den sozialen Strukturen noch<br />
aus der Politik herausgebildet haben, es sind Inhalte<br />
persönlicher Art, die sie selber geschaffen<br />
hat.<br />
Um diese Inhalte zu umschreiben, bedarf es der<br />
Erläuterung der Frage, was denn Literatur eigentlich<br />
ist und was sie bewirkt. Ein Buch entfaltet<br />
seine Wirkung erst, wenn es gelesen wird. Das<br />
Eindrucksvolle, das Faszinierende, das Bewegende<br />
eines Buchs entstehen durch die Interpretation<br />
des Gelesenen. Das heisst mit anderen<br />
Worten, das Buch wird erst mit der Lektüre und<br />
der Interpretation zum Leben erweckt, und sobald<br />
das Buch lebt, weckt es Interesse. Wie aber findet<br />
das Lebendige eines Buches den Weg zum potentiellen<br />
Interessenten? Ein neues Buch kann in Magazinen<br />
oder Zeitungen angepriesen werden, wenn<br />
es beispielsweise einen Platz in der Bestsellerliste<br />
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und staunen, dass alle Rosen und Schnittblumen, die wir Ihnen am<br />
Dienstag und Samstag in der Münster- und Gurtengasse anbieten,<br />
tatsächlich ganz in Ihrer Nähe produziert werden!<br />
Irene Candinas<br />
erlangt hat oder ein neues Werk eines bereits bekannten<br />
Autors ist. Das Interesse an einem Buch<br />
kann auch durch eine persönliche Empfehlung geweckt<br />
werden, wenn ein Leser die Erfahrung mit<br />
dem Buch aus subjektiver Sichtweise schildert.<br />
Frau Candinas sieht ihre Aufgabe darin, dieses<br />
Bindeglied zwischen Literatur und Leser zu sein,<br />
sie, die dank jahrelanger Erfahrung mit der Literatur,<br />
dem Buchhandel und einem enormen Reichtum<br />
an gelesenen Büchern, es vermag, ihre<br />
Kundschaft für ganz bestimmte Bücher zu begeistern.<br />
Ferner ist es so sogar möglich, Buchvorschläge<br />
nicht nur generalisierend an bestimmte<br />
Lesergruppen zu richten, die beispielsweise eine<br />
Vorliebe für Kriminalromane oder Belletristik<br />
haben, nein, die Verbindung, die Frau Candinas<br />
zwischen einem spezifischen Buch und einem<br />
Kunden herstellt, ist eine ganz eigene und individuelle.<br />
Diese Verbindung entsteht kraft ihrer Bereitschaft,<br />
zwischen den Büchern, die sie liest, und<br />
den Kunden und Kundinnen, die sie aufsuchen,<br />
eine persönliche Beziehung aufzubauen. Und aus<br />
dieser Bereitschaft entstehen diese ganz spezielle<br />
Atmosphäre, dieses befruchtende gegenseitige<br />
Verständnis, beides verleiht der Buchhandlung an<br />
der Münstergasse 41 ihre Einzigartigkeit.<br />
Maria Ingold
14<br />
AUS DEN LEISTEN<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />
Leist der Untern Stadt Kontaktadresse: Xaver Zach, Gerechtigkeitsgasse 22, 3011 <strong>Bern</strong><br />
138. Hauptversammlung des<br />
Leists der Unteren Stadt <strong>Bern</strong><br />
Am 24. März fand in der Spysi die jährliche<br />
Hauptversammlung – es war die 138igste – des<br />
Leists der Unteren Stadt <strong>Bern</strong> statt. Und alles lief<br />
wie am Schnürchen: Herzlich begrüsste LUS-Co-<br />
Präsidentin Marianne Reich Arn alle Anwesenden<br />
und den Gast des Abends, Silvio Flückiger von<br />
Pinto. Vertreten waren ebenfalls die Präsidentinnen<br />
und Präsidenten der angrenzenden Leiste. Danach<br />
übernahm Stephan Probst die Leitung der Hauptversammlung.<br />
Die zahlreich erschienenen Anwesenden<br />
genehmigten die Traktandenliste und<br />
wählten die Stimmenzähler, sie genehmigten das<br />
Protokoll der 137. Hauptversammlung vom März<br />
2009 und lauschten dem Jahresbericht des Präsidiums<br />
mit Aufmerksamkeit und Wohlwollen.<br />
Einstimmig und mit Applaus wurden mit Stefanie<br />
Anliker (als neues «juristisches Gewissen» des<br />
LUS) und Christine D’Anna-Huber (als Medienverantwortliche<br />
und Mitarbeiterin der <strong>Brunne</strong><strong>Zytig</strong>)<br />
zwei neue Vorstandsmitglieder gewählt (siehe<br />
unten). Ebenfalls einstimmig und mit Applaus<br />
Sandra Biedermann zur 1. Revisorin, Cornelia<br />
Minder zur 2. Revisorin und Jürg Künzle zum Ersatzmitglied<br />
der Revisionsstelle.<br />
Die Jahresrechnung, vorgetragen von Valentin<br />
Baumann, präsentierte für einmal schwarze Zahlen<br />
und einen Gewinn von stolzen 318 Franken. Allerdings<br />
bleibt nichts daran zu rütteln, dass das Leist-<br />
Vermögen zusammen mit der erodierenden<br />
Mitgliederzahl schrumpft (dieses Jahr zählt der<br />
LUS 301 Mitglieder, 8 weniger als im Vorjahr) und<br />
beispielsweise die Weihnachtsbeleuchtung (die<br />
jährlich mit zwischen 16 000 und 20 000 Franken<br />
zu Buche schlägt) im kommenden Dezember zum<br />
letzten Mal die Gassen verzaubern dürfte, wenn es<br />
so weiter geht. Trotzdem beschliesst der LUS die<br />
Mitgliederbeiträge 2010 nicht zu erhöhen. Dafür<br />
sind im Tätigkeitsprogramm 2010 verschiedene<br />
Initiativen vorgesehen, um neue Mitglieder anzuwerben<br />
und den alten ans Herz zu legen, vielleicht<br />
auch einmal etwas mehr als ihre Mitgliedbeiträge<br />
in die Leist-Kasse zu legen: und zwar insbesondere<br />
die <strong>Geschäfte</strong>, für die eine gepflegte, lebendige,<br />
gesellige <strong>Altstadt</strong> schliesslich sozusagen zum<br />
Fonds de commerce gehört. Flüssiges in die Kasse<br />
sollte auch die beliebte LUS-Bar im Erlacherhof<br />
bringen, Geheimtipp am alljährlichen Buskersfestival<br />
(5. – 7. August), andere Anlässe werden ins<br />
Auge gefasst.<br />
Doch zurück zur Hauptversammlung. Nach dem<br />
Erteilen der Décharge an den Vorstand, wurden zurücktretenden<br />
Vorstandsmitglieder geehrt, insbesondere<br />
Janette Jenni und Ruth Gouw, die dem LUS<br />
fehlen werden. Und vier langjährige LUS-Mitglieder<br />
(Eintrittsjahr 1985) erhielten zum Dank für ihre<br />
Treue zum Leist die Veteranenurkunde.<br />
Im Anschluss erklärte Pinto-Leiter Silvio Flückiger<br />
wie Pinto mit rein kommunikativen Mitteln zur<br />
Verbesserung der Sicherheitslage in der Stadt <strong>Bern</strong><br />
beiträgt und ermutigte die Anwesenden dazu ebenfalls<br />
mit Zivilcourage, aber ohne sich zu exponieren,<br />
das konstruktive Gespräch mit störenden<br />
Die neuen LUS-Vorstandsmitglieder<br />
stellen sich vor:<br />
Stefanie Anliker<br />
1978 geboren, mit Blick auf die <strong>Altstadt</strong>. Mit und<br />
in der <strong>Altstadt</strong> aufgewachsen, durfte sie nach schönen<br />
<strong>Altstadt</strong>jahren, welche durch die Kita Matte,<br />
den Kindergarten an der <strong>Postgasse</strong> und der Primarschule<br />
Matte geprägt waren, lange Lehr- und Wanderjahre<br />
ausserhalb der Aarehalbinsel erleben:<br />
Wirtschaftsmittelschule <strong>Bern</strong>, Matura in Biel und<br />
Jurastudium an der Universität <strong>Bern</strong>. Zur Fürsprecherin<br />
patentiert wurde sie dann wieder in der <strong>Altstadt</strong>,<br />
im Rathaus nämlich. Stefanie Anliker ist<br />
verheiratet und werdende Mutter. Sie arbeitet nach<br />
mehrjährigem Schaffen in der Anwaltschaft und<br />
der Justiz heute im Rechtsdienst eines internatio-<br />
nalen Baukonzerns. Und wenn man sie fragt, was<br />
die <strong>Altstadt</strong> für sie bedeute, dann sagt sie: Leben.<br />
Leben in wunderschönen Häusern, an einem<br />
Ort, wo dank gegenseitiger Rücksichtnahme Wohnen,<br />
Arbeiten und Freizeit auf wenig Raum nebeneinander<br />
möglich sind. Neben Spezialgeschäften,<br />
Quartierlädelis, guten Restaurants und Märit gibt<br />
es hinter den schönen Sandsteinfassaden kreative<br />
Ateliers, Büros, Kulturangebote und vom zweiten<br />
Stockwerk an viel Wohnraum mit versteckten Hinterhöfen<br />
und Terrassenlandschaften, oft wunderschöne<br />
grüne Oasen. Ein Ort, wo Menschen über<br />
Generationen verwurzelt sind und man sich kennt<br />
wie in einem Dorf, was umso schöner ist, als dass<br />
die Gassen natürlich auch den Besuchern und Touristen<br />
gehören, welche Austausch und Internationalität<br />
in den alten Kern der Zährigerstadt bringen.<br />
Kurz: ein feiner, kleiner Lebensraum, welcher lebt<br />
und pulsiert und welchem unbedingt Sorge zu tragen<br />
ist.<br />
Christine D’Anna-Huber<br />
1961 in der Elfenau geboren, wo man zwar die <strong>Altstadt</strong><br />
nicht sieht, aber dafür, wenn man an einem<br />
Sonntag zur Welt gekommen ist, die Elfen über den<br />
Auen und in den Laubwäldern. Schulen und Universität<br />
in <strong>Bern</strong>, dann aber eine ausgedehnte <strong>Bern</strong>-<br />
Pause, weil es schliesslich auch die Welt kennenzulernen<br />
gilt. Erst Anfang 2009 kehrt sie in ihre Hei-<br />
Jugendlichen, Drogenkonsumenten usw. zu suchen.<br />
Pinto (www.pinto.bern.ch) bietet dazu kleine<br />
Schulungen an. In der anschliessenden Diskussion<br />
wurden verschiedene wunde Punkte in der<br />
Unteren <strong>Altstadt</strong> benannt. Alt-Burgerratspräsident<br />
Rudolf von Fischer beispielsweise beklagte den<br />
ewigen nächtlichen Lärm auf der Nydeggtreppe<br />
und den Umstand, dass die Polizei hier offenbar<br />
nichts ausrichten könne. Beschwere er sich, so<br />
werde ihm am Telefon jeweils beschieden: «Da<br />
kann man nichts machen guter Mann.» Das stosse<br />
ihm sauer auf, erklärte Rudolf von Fischer: «I bi<br />
nid gärn a Maa, i bi lieber ä Herr.»<br />
Zur festlichen Abrundung des Abends servierte das<br />
Spysi-Team ein schmackhaftes Chili con Carne,<br />
war dann aber ein bisschen sehr flink mit Abräumen,<br />
so dass die Hauptversammlung mit einer<br />
leicht ungemütlichen Note endete. JvJ<br />
Veteranenurkunden<br />
Nicht alle unsere treuen langjährigen Mitglieder<br />
haben ihre Urkunde schon in Empfang genommen.<br />
Die Dokumente können bei Stephan Probst, Gerechtigkeitsgasse<br />
31 in Empfang genommen werden,<br />
zusammen mit einem Gutschein für einen<br />
Rahmen bei der Galerie Kunstreich, Gerechtigkeitsgasse<br />
76<br />
Eine Urkunde zu gut haben:<br />
2010: Ueli Fankhauser, Therese Giger, Georges<br />
und Nelly Häfliger, Ernest Blachnong und<br />
Doris Rychener<br />
2009 Therese und Balz Baer-Spring, Franziska<br />
Schmid-Riedi, Werner Hug, Gerhard und<br />
Eveline Schindler, Regula Genge<br />
2008 Jörg Zoller<br />
2007 Marie-Louise Soldan und Isabelle Müller<br />
matstadt zurück, nach<br />
langen Jahren als<br />
Korrespondentin verschiedenerDeutschschweizer<br />
Medien in<br />
der Westschweiz, in<br />
New York und zuletzt<br />
während fünf Jahren<br />
in Afrika. Hat sich<br />
nach der Rückkehr in<br />
die Heimatstadt mit<br />
Mann, drei Söhnen<br />
und einem afrikanischen<br />
Hund, der inzwischen<br />
Manieren<br />
lernen musste, um<br />
nicht einem helvetischen<br />
Wesenstest unterzogen<br />
zu werden, in der <strong>Altstadt</strong> niedergelassen.<br />
Und festgestellt, dass <strong>Bern</strong> noch viel schöner ist<br />
als in der Erinnerung, vom Schwimmen in der<br />
Aare ganz abgesehen. Sie hat deshalb nicht lange<br />
gezögert, als sie am Lus-Anschlagbrett am Unteren<br />
Gerechtigkeitsgässli las, dass der LUS eine<br />
Medienverantwortliche suche. Denn dass jeder<br />
nach besten Kräften dabei mithelfen sollte, dass<br />
diese Stadt lebendig bleibt, liegt auf der Hand. Aus<br />
der Familie ihres Grossvaters mütterlicherseits<br />
stammt übrigens der erste verbürgte Hochradfahrer<br />
in der Stadt <strong>Bern</strong>, die Grossmutter mütterlicherseits<br />
hingegen konnte so schöne Geschichten erzählen<br />
wie sonst niemand auf der Welt. Ihr zu<br />
Gedenken zeichnet Christine D’Anna-Huber in der<br />
<strong>Brunne</strong>n<strong>Zytig</strong> mit JvJ.
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />
15<br />
Künstlerhaus <strong>Postgasse</strong> 20<br />
Atelierbesuch bei Marie-Françoise Robert<br />
Bis in den dritten Stock zu steigen sei ihr gerade<br />
recht, schon der Weg die Treppen hoch, vorbei an<br />
der grossen Wandplastik von Walter Vögeli und<br />
Plakaten von längst vergangenen Ausstellungen,<br />
gebe ihr eine innere Distanz und wenn sie dann die<br />
Ateliertür aufschliesse, sei sie nicht nur örtlich angekommen.<br />
Sie liebe das Haus, es rieche auch anders<br />
als anderswo, nach der Farbe aus dem<br />
Malatelier im Parterre beispielsweise, und dass sie,<br />
die doch sonst nie mit Holz heizte, hier einfeuern<br />
Aufgefundene Bildelemente zu einer Collage<br />
mehrschichtig kombiniert.<br />
Z A C<br />
EINRAHMUNGEN VERGOLDUNGEN<br />
Anfertigung von Gold, Eisen, Holz- und<br />
Alurahmen sowie Plexikasten nach Mass.<br />
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Mir sorge für Spannig und Strom<br />
könne, geniesse sie. Einige<br />
Scheite und die<br />
Wärme sei doch eine<br />
ganz andere, viel behaglicher<br />
als die von<br />
Radiatoren. Sie spüre<br />
hier drin eine besondere<br />
Kreativität, vielleicht<br />
durch die<br />
künstlerischen Tätigkeiten,<br />
die hier immer<br />
stattgefunden hatten,<br />
mag sein durch die<br />
weite Sicht über die<br />
Bäume an den gegenüberliegendenAarehang,<br />
den beobachtbaren<br />
Wechsel der Jahreszeiten<br />
dadurch.<br />
Stapel von Bilderrahmen<br />
am Boden, deponiert<br />
den Wänden<br />
entlang, aufgeschichtet auf Ablagen, über dem Arbeitstisch<br />
ausgebreitet dann Blatt um Blatt: das<br />
Werk von Marie-Françoise Robert. Ihr Material ist<br />
das Papier, ihr Werkzeug Schere und Leim, ihr<br />
Produkt sind Collagen. Aus Magazinen, Zeitungen,<br />
von Fotos, von überall nimmt sie ihr Ausgangsmaterial,<br />
wählt, schneidet, setzt zusammen,<br />
überlagert und komponiert sich so die eigene Bilderwelt.<br />
Manchmal skurril, surrealistisch, manchmal<br />
verspielt in Mustern und Ornamenten, mal<br />
gespickt mit Zitaten aus der Kunstgeschichte,<br />
einem ironischen Augenzwinkern zu einem Altmeister,<br />
dann mit einem Ausschnitt einer wissenschaftlichen<br />
Zeichnung eines Blattgerippes, einer<br />
Fotografie eines Turbans, mal reliefartig vom Hin-<br />
Marie-Françoise Robert im Reich ihres Papierwerks.<br />
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tergrund abgehoben, mal mit wenigen Pinselstrichen<br />
nachgezogen, Einzelstücke, bisweilen thematisch<br />
zu einer Serie gebündelt.<br />
Marie-Françoise Robert begann 1989 als damals<br />
fünfzig Jährige mit ihrer künstlerischen Tätigkeit.<br />
Seit drei Jahren hat sie nun ihren Raum an der<br />
<strong>Postgasse</strong>, ein fast klischeehaft stimmiges Atelier:<br />
roher Holzboden, die Einrichtung aufs Nötigste reduziert,<br />
aber mit grosser Arbeitsfläche, einer mobilen<br />
Elektroplatte für die Espressomaschine,<br />
ein-zwei Stühlen. Alles andere ist Papier, sind Bilder<br />
und ein leises Hintergrundgeräusch durchs<br />
Knistern des Feuerchens im Ofen. ig<br />
<strong>Postgasse</strong> 23, 3000 <strong>Bern</strong> 8<br />
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16<br />
teo jakob jubiliert<br />
Ein Original wird 60<br />
AUS DEN LEISTEN<br />
1950, nach dem Tod seines Vaters übernahm Theodor Jakob (1923-2000), damals 27-jährig,<br />
das Tapezierergeschäft an der Gerechtigkeitsgasse 23. Und krempelte es total um. Seine Vision<br />
war die Moderne. Dank Hartnäckigkeit und Pioniergeist wurde Teo Jakob schliesslich<br />
zum Wegweiser für eine neue Wohnkultur. Teo Jakob lebte aber auch für, mit und in der<br />
Kunst: Inneneinrichtungen ohne bildende Kunst konnte er sich schlicht nicht vorstellen. Die<br />
von Teo Jakob vorgelebte Konsequenz, Kompromisslosigkeit und Beharrlichkeit prägen das<br />
Unternehmen auch heute, 60 Jahre nach der (Neu-)Gründung.<br />
Die Vielfalt an Designmöbeln ist enorm gewachsen.<br />
Und so hat sich teo jakob eben auch ausgedehnt.<br />
Heute werden ausser in den Ausstellungen<br />
im Stammhaus an der Gerechtigkeitsgasse 25 auch<br />
So sah der Künstler Peter von Wattenwyl seinen<br />
Freund Teo Jakob (den er im Bild auch darstellt):<br />
ideenreich, lebensfroh, mutig und auch ein wenig<br />
skurril.<br />
marianne mi1ani<br />
couture<br />
Gerechtigkeitsgasse 49<br />
CH 3011 <strong>Bern</strong><br />
Fon 031 311 01 06<br />
Fax 031 311 01 47<br />
schräg gegenüber (Gerechtigkeitsgasse 36) Einrichtungen<br />
gezeigt. Im Haus Nummer 23 befindet<br />
sich ein Lampengeschäft mit einer Auswahl, die<br />
ihresgleichen sucht und im Haus Nr. 52 werden exklusiv<br />
in <strong>Bern</strong> USM-Möbelbausysteme angeboten.<br />
Die <strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong> stellte Franziska Martin* einige<br />
Fragen zur Firma<br />
60 Jahre teo jakob – eigentlich gibt es das Geschäft<br />
ja schon viel länger…<br />
Ja seit 1914. Walter Jakob, der Vater von Teo war<br />
Tapezierer. Neben der handwerklichen Tätigkeit<br />
verkaufte er auch Möbel, welche dem sogenannten<br />
Heimatstil entsprachen.<br />
Was hat den jungen T(h)eo Jakob bewogen andere<br />
Möbel zu verkaufen als sein Vater? War das nicht<br />
ein Wagnis?<br />
Risiken scheute der selbstbewusste Tausendsassa<br />
nicht. Sein Interesse galt der Moderne. Bereits<br />
1953 bot er skandinavische Möbel zum Kauf an<br />
und bald folgten Designmöbel aus Italien und<br />
Deutschland. Beeinflusst und unterstützt wurde<br />
Jakob auch durch gleichgesinnte Freunde wie Alfred<br />
Hablützel, Kurt Thut, Hans Eichenberger und<br />
Robert Haussmann – letztere drei waren die Gründer<br />
von «Swiss Design». Als Zeichen für den Philosophie-Wandel<br />
entstand 1955 das noch heute<br />
gültige Firmenlogo in Kleinschreibung; dabei<br />
«verlor» Theo sein «h».<br />
Und wie reagierte das bhäbige <strong>Bern</strong>?<br />
Man schüttelte den Kopf, betrachtete Teo Jakob<br />
gar als «Spinner». Doch es dauerte nicht sehr lange<br />
und teo jakob wurde mit seinen Bauhaus-Klassikern<br />
und den avantgardistischen Kollektionen zum<br />
Synonym für Ästhetik und funktionale Einrichtungen.<br />
Was hat sich im Laufe der Zeit verändert?<br />
Das Angebot an Designmöbeln ist extrem gewachsen,<br />
entsprechend schwierig ist es, den Überblick<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />
60 Jahre teo jakob. Das Jubiläumsfest<br />
Wann: Samstag, 26. Juni, ab 19 Uhr<br />
Wo: in der Gerechtigkeitsgasse (die Gasse wird<br />
ab 16 Uhr für den ÖV gesperrt)<br />
Was: Mitten in der Gasse wird eine Musikbühne<br />
aufgestellt, Tische und Bänke laden zum Verweilen,<br />
Essen und Trinken ein<br />
Musikprogramm:<br />
19 Uhr: Swiss Jazz Orchestra-Quintett mit Daniela<br />
Sarde (Vocals)<br />
21 Uhr: Holle, Coverpopflocken der ultimativen<br />
Partyband<br />
23 Uhr: DJ Raphaël Delan, Jubiläums-Mix von<br />
1950 bis heute<br />
zu behalten. Es ist deshalb unsere Aufgabe, eine<br />
Vorselektion zu treffen und dem Kunden eine Auswahl<br />
zu präsentieren, die unserer Meinung nach<br />
Qualität hat und über den Tag hinaus gültig ist.<br />
Teo Jakob hat «teo jakob» noch zu Lebzeiten verkauft…<br />
Nachdem keines seiner Kinder Interesse zeigte,<br />
verkaufte Teo Jakob die Firma an Kadermitarbeiter.<br />
Das Management-Buy-out erfolgte 1992, acht<br />
Jahre vor seinem Tod.<br />
Und was geschah mit seiner Kunst – Teo Jakob<br />
war doch auch Kunstsammler?<br />
Gerechtigkeitsgasse 25<br />
Burkhard & Co AG<br />
Malerei und Gipserei<br />
Maler- und Tapeziererarbeiten<br />
3073 Gümligen<br />
Morgenstrasse 1<br />
Tel. 031 952 65 85<br />
Fax 031 952 65 86
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />
17<br />
Teo pflegte intensive Kontakte zu Künstlern, welche<br />
wie er zu den Commerce-Stammgästen gehörten.<br />
Viele (z.B. <strong>Bern</strong>hard Luginbühl, Rolf Iseli,<br />
Alfred Hofkunst, Markus Raetz, Otto Tschumi,<br />
Meret Oppenheim) waren damals noch kaum bekannt<br />
und entsprechend knapp bei Kasse. So kam<br />
es manchmal zu Tauschaktionen: ein Bett oder ein<br />
Sofa gegen ein Kunstwerk. Und so begann wohl<br />
auch das Sammelfieber. Die Sammlung umfasst<br />
über 400 Bilder und Skulpturen. Sie bilden den<br />
Grundstock der Stiftung «Kunstsammlung Teo<br />
Jakob». Jetzt wie damals sind einzelne Kunstwerke<br />
in die Wohnausstellungen integriert. Präsidentin<br />
der Kunststiftung ist übrigens Lis<br />
Schüpbach – eine der ersten Mitarbeiterinnen der<br />
Firma.<br />
Was macht eigentlich teo jakob so einmalig?<br />
Die speziellen, ganzheitlichen Einrichtungen:<br />
durch Kombinationen aus verschiedenen Kollektionen<br />
wird eine ganz persönliche Note erreicht.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden ein<br />
zusammengeschweisstes Team. Die meisten gehören<br />
schon viele Jahre dazu – nicht selten 20 Jahre<br />
und mehr. Man spürt ihre Begeisterung und Leidenschaft<br />
für Design, welche nicht zuletzt auf stetiger<br />
Weiterbildung gründet. Die Kunden<br />
profitieren von einem grossen Know-how.<br />
Gibt es Konstanten in der Firma?<br />
Der rote Faden ist vom Firmengründer vorgegeben.<br />
Der Funke ist noch da, die Freude an Design,<br />
«Lampenladen»: Das Geschäft an der Gerechtigkeitsgasse 29 ist dem Thema<br />
Licht gewidmet<br />
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kalchackerstrasse 7<br />
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gestaltung<br />
satz<br />
druck<br />
Augenweide: Die Ausstellungsräume befinden sich<br />
zu einem grossen Teil in Räumen, welche einst vom<br />
Firmengründer Teo Jakob bewohnt worden waren<br />
Architektur, Kunst und Kultur. Wir sind nach wie<br />
vor dem guten Design und der Qualität verpflichtet.<br />
Gibt es die Firma nur in <strong>Bern</strong>?<br />
Bereits 1957 eröffnete Teo Jakob eine Filiale in<br />
Genf. Mittlerweile gibt es<br />
teo jakob auch in Baar-<br />
Sihlbrugg, Kloten, Solothurn,<br />
Visp, Winterthur<br />
und Zürich.<br />
Und nun also ein Fest –<br />
für wen?<br />
Am Samstag, 26. Juni<br />
wollen wir das Jubiläum<br />
feiern und damit vor allem<br />
unseren Kunden, Lieferanten<br />
und Freunden danken.<br />
Selbstverständlich sind<br />
auch alle <strong>Altstadt</strong>bewohner<br />
herzlich willkommen.<br />
Die Gerechtigkeitsgasse<br />
wird zu einem grossen<br />
Festplatz umfunktioniert.<br />
*Franziska Martin ist Leiterin<br />
Kommunikation bei<br />
teo jakob<br />
sb<br />
B A R + W O H N Z I M M E R<br />
R A T H A U S G A S S E 6 3 * 3 0 1 1 B E R N<br />
TEL. 031 311 51 87 * WWW.LESAMIS.CH<br />
OEFFNUNGSZEITEN:<br />
BAR MO-FR 17H - 00:30H<br />
SA 15H - 00:30H<br />
WOHNZIMMER FR-SA 22H - 03:00H<br />
Seit 1907<br />
Rathausgasse 24 • 3011 <strong>Bern</strong><br />
Telefon 031 311 29 92 • Fax 031 312 23 89<br />
Montag geschlossen<br />
Neulich in der Gerechtigkeitsgasse<br />
Fragen Sie Probst!<br />
Es kommt ja manchmal vor, dass man Fragen hat.<br />
Sie können dringend sein, knifflig, bedrückend,<br />
leicht oder ernsthaft. Manche brauchen gar keine<br />
Antwort, die meisten beantworten sich von selbst,<br />
und wenn nicht von selbst, dann wenigstens mit relativ<br />
wenig Aufwand. Aber manchmal will so eine<br />
Frage sich einfach nicht lösen lassen, sie nistet ein,<br />
wird immer dreister und ernährt sich so lange von<br />
Sorgen, Stress und Ungewissheit, bis sie sich zu<br />
einer veritablen existentiellen Bedrohung ausgewachsen<br />
hat. Das ist nicht gut, das ist fatal, der von<br />
der Frage gebeutelte Mensch weiss nicht mehr, wo<br />
ihm der Kopf steht, mit Theodor Storm könnte man<br />
sagen: «So seltsam fremd wird ihm die Welt, und<br />
leis verlässt ihn jedes Hoffen…» Doch nur Mut!<br />
Das alles ist nun nämlich vorbei. Ein für allemal.<br />
Wenigstens in <strong>Bern</strong>, wenigstens in der Unteren <strong>Altstadt</strong>.<br />
Es gibt hier nämlich einen, der weiss alle Antworten<br />
auf alle Fragen und ist selbstlos bereit, sie<br />
mit anderen zu teilen. So wenigstens steht es, auf<br />
ein riesiges Plakat gedruckt, das die halbe Fassade<br />
zudeckt, an einem Haus an der Gerechtigkeitsgasse:<br />
«Fragen Sie Probst! Er weiss es». Daneben ist ein<br />
Herr mit asketischer Frisur abgebildet, der hinter<br />
rahmenlosen Brillengläsern hervor geläuterte Weisheit<br />
ausstrahlt. Wie viel er dafür heuscht, auf alles<br />
eine Antwort zu wissen? Ich weiss es nicht. Ich<br />
werde ihn fragen. JvJ<br />
teo jakob<br />
Teo Jakob AG<br />
Gerechtigkeitsgasse 25<br />
3000 <strong>Bern</strong> 8<br />
info@teojakob.ch<br />
www.teojakob.ch<br />
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OBJEKTMÖBEL<br />
LEUCHTEN<br />
TEXTILIEN<br />
PLANUNG UND<br />
INNENARCHITEKTUR
18<br />
AUS DEN LEISTEN<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />
Kramgassleist Kontaktadresse: Kramgassleist, Postfach 852, 3000 <strong>Bern</strong> 8<br />
HV des Kramgassleists<br />
Generationenwechsel an der Spitze des grössten<br />
Leists der Unteren <strong>Altstadt</strong><br />
Zur 127. Mitgliederversammlung hatte der Kramgassleist<br />
am 26. Mai in die Spysi geladen – und der<br />
Raum war fast zu klein für den grossen Publikumsaufmarsch.<br />
Fast 90 Mitglieder kamen – ein würdiger<br />
Rahmen für die Verabschiedung von Präsident<br />
Nicolas Adamek und seiner Frau Ursula, Sekretärin<br />
und Kassiererin des Leists. Beide traten nach dreijähriger<br />
Amtsführung zurück, mit dem erklärten<br />
Ziel, den Weg frei zu machen für einen Generationenwechsel<br />
an der Spitze des Kramgassleists.<br />
Nach dem obligaten Begrüssungsapéro hiess die<br />
Versammlung aber zunächst Gemeinderätin Regula<br />
Rytz willkommen, als Direktorin für Tiefbau,<br />
Verkehr und Stadtgrün durchaus vertraut mit dem<br />
Kramgassleist. Sie betonte nicht nur, wie wichtig<br />
für die Stadt die Zusammenarbeit mit den Leisten<br />
sei, sie stiess auch die Diskussion für eine – teilweise<br />
– autofreie <strong>Altstadt</strong> wieder an. Es gebe<br />
immer mehr Städte, in denen das Zentrum 12 Stunden<br />
am Tag autofrei sei. Ein solcher Entscheid<br />
werde aber nicht gegen den Willen des Kramgassleists<br />
gefasst, versicherte sie. Wohl allen Anwesenden<br />
aus dem Herzen gesprochen haben dürfte<br />
die Gemeinderätin mit ihrer Kritik an Vandalismus<br />
und Nachtruhestörungen in der Unteren <strong>Altstadt</strong>.<br />
Die Ursachen lägen auch in der heutigen<br />
Konsumgesellschaft mit ihrer Wegwerf-Mentalität<br />
Der alte Präsident Nicolas Adamek .... und der neue Präsident Nicola Schneller<br />
Ursula Adamek vor der Amtsübergabe an ihren<br />
Nachfolger<br />
Kurt Gerber, der neue Sekretär und Kassier des<br />
Kramgassleists<br />
Der «Neue» im Vorstand, der Notar Stephan Aebersold<br />
Der Gast des Abends, Gemeinderätin Regula Rytz<br />
begründet – weshalb es so schwierig sei, die Forderung<br />
nach mehr Rücksichtnahme im öffentlichen<br />
Raum durchzusetzen.<br />
Dass es trotz aller Vorschriften möglich sei, «Vergnügungslokale<br />
zu betreiben, die die Lebensqualität<br />
der Anwohnerschaft massiv beeinträchtigen<br />
und die Regeln des Zusammenlebens ins Lächerliche<br />
ziehen» – das prangerte auch der scheidende<br />
Präsident des Kramgassleists, Nicolas Adamek, in<br />
seiner Jahresbilanz an. Doch das war der einzige<br />
Negativ-Punkt in seiner Bilanz. Ein letztes Mal in<br />
seiner Amtszeit rühmte er nochmals die sichtbare<br />
Arbeit des Leists – von B wie «<strong>Brunne</strong>nschmuck»<br />
bis S wie «Stadtbach» und «Samichlous» – um<br />
dann dem Vorstand und den Anwesenden zu danken<br />
und die nicht-aktiven Mitglieder zu tätigem<br />
Engagement im Leist aufzurufen. Ein letztes Mal<br />
in ihrer Amtszeit präsentierte Ursula Adamek<br />
nochmals einen positiven Jahresabschluss, dann<br />
hiess es Abschiednehmen vom bisherigen Führungsduo<br />
– und die anwesenden Leistmitglieder<br />
sparten nicht mit dankbar-anerkennendem Applaus.<br />
Die Versammlung folgte auch bereitwillig den<br />
Wahlvorschlägen und wählte den 38jährigen Immobilienexperten<br />
und bisherigen Vizepräsidenten<br />
des Leists, Nicola Schneller, zum neuen Präsidenten<br />
und den fast gleichaltrigen Geschäftsstellenleiter<br />
der <strong>Altstadt</strong>filiale der BEKB, Kurt Gerber, zum<br />
neuen Sekretär und Kassier. Neu in den Vorstand<br />
gewählt wurde der Notar Stephan Aebersold.<br />
Auf Antrag des frisch gewählten Präsidenten<br />
zückte die Mitgliederversammlung dann ein letztes<br />
Mal die Stimmkarte – und verlieh Nicolas und<br />
Ursula Adamek für ihre grossen Verdienste für<br />
Leist und Kramgasse die Ehrenmitgliedschaft.<br />
Gutgelaunt tauschte man sodann Stimmkarten<br />
gegen Teller, um sich am Buffet zu laben: wunderbar<br />
währschafte kleine Köstlichkeiten, die Verena<br />
Hänni zauberte, die Stubenmeisterin der Zunftgesellschaft<br />
zum Affen.<br />
BaBü<br />
Siehe auch: Seite 3 «Läbige <strong>Altstadt</strong>»: Eine kurze,<br />
aber reichhaltige Amtszeit: Ein Gespräch mit Ursula<br />
und Nicolas Adamek.<br />
Die ehemalige Präsidentin Ursula Bischof Scherer<br />
bei ihrer Eloge auf Ursula Adamek: «Die Mutter<br />
der Kramgasse.»
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />
19<br />
Nachgefragt<br />
Mit Nicola Schneller hat der Vorstand des<br />
Kramgassleists einen Generationenwechsel<br />
eingeläutet. Der neue Leistpräsident ist 38<br />
Jahre alt und seit kurzem verheiratet. Er studierte<br />
an der Universität <strong>Bern</strong> Wirtschaft sowie<br />
Arbeits- und Organisationspsychologie und arbeitet<br />
seither als Immobilienexperte im gleichnamigen<br />
Geschäft an der Kramgasse 5. Die<br />
<strong>Brunne</strong><strong>Zytig</strong> hat sich mit ihm nach seiner Wahl<br />
unterhalten.<br />
<strong>Brunne</strong><strong>Zytig</strong>: Wie fühlt man sich denn so als<br />
frisch gewählter Präsident des Kramgassleists?<br />
Nicola Schneller: Ich fühle mich geehrt und<br />
freue mich riesig.<br />
Der Leistvorstand hat Sie gebeten, das Präsidentenamt<br />
zu übernehmen. Was hat sie denn<br />
dazu motiviert, Ja zu sagen?<br />
Zum einen das Vertrauen, das der Vorstand in<br />
mich gesetzt hat. Zum anderen liebe ich die<br />
Kramgasse, die Dorfatmosphäre, die hier<br />
herrscht. Und mir gefällt, wie engagiert der<br />
Kramgassleist arbeitet.<br />
Wie gehen sie denn jetzt Ihre neue Aufgabe an?<br />
Ich werde da weitermachen, wo Nicolas Adamek<br />
aufgehört hat. Ich werde die Leist-Aktivitäten<br />
weiterführen, von der «La Tavola<br />
Kramgasse» bis zu den Kulturanlässen. Mit<br />
dem Vorstand möchte ich eng zusammenarbeiten<br />
und Neuerungen diskutieren und aufgleisen.<br />
Ich werde die Anliegen und Interessen des<br />
Leists im VAL, aber auch gegenüber der Stadt<br />
und den Behörden vertreten. Vor allem aber<br />
möchte ich auch Anlaufstelle sein für die Leistmitglieder,<br />
für ihre Anliegen und Probleme.<br />
Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen?<br />
Zwei Dinge sind mir besonders wichtig. Ich<br />
möchte das Miteinander in der Gasse noch intensivieren.<br />
Ich möchte versuchen, die Interessen<br />
der Anwohnerschaft, der Geschäftsleute,<br />
der Praxen usw. unter einen Hut zu bringen.<br />
Dies betrifft zum Beispiel den Autoverkehr,<br />
Fragen der Sicherheit oder der Bewilligungspraxis.<br />
Die Gasse soll noch attraktiver werden!<br />
Das zweite: Ich möchte versuchen, insbesondere<br />
die Zusammenarbeit zwischen den Leisten<br />
der Unteren <strong>Altstadt</strong> zu verbessern. Ich bin<br />
zwar noch ein Neuling im VAL, aber zusammen<br />
mit dem neuen VAL-Präsidenten Sven<br />
Gubler könnte es gelingen, alte Strukturen aufzubrechen.<br />
Sie haben sich viel vorgenommen...<br />
Es sind viele unterschiedlichen Interessen, die<br />
berücksichtigt werden müssen. Ich gehe guten<br />
Mutes, aber mit grossem Respekt an diese Aufgabe<br />
heran.<br />
BaBü<br />
Malerei Gipserei<br />
René Kistler 3006 <strong>Bern</strong><br />
3047 Bremgarten Galgenfeldweg 1<br />
Hohstalenweg 5 Tel. 031 381 64 85<br />
Tel. 031 301 68 79 Fax 031 381 64 09<br />
Das grosse Archiv-Aufräumen<br />
hat begonnen<br />
Präsidentenwechsel bringen gemeinhin etliche<br />
Umtriebe mit sich. Administrativer Art vor allem.<br />
Akten und Unterlagen wechseln vom alten zum<br />
neuen Präsidenten und alles, was mit Zahlen zu tun<br />
hat, zum neuen Kassierer. Um die Neuen damit<br />
nicht über Gebühr zu belasten, entschloss sich der<br />
Kramgassleist, eines schönen Samstagnachmittags<br />
das Archiv zu durchforsten und das Wichtige vom<br />
weniger Wichtigen zu trennen. Aufzuräumen eben.<br />
Der Vorstand beim Sichten der Unterlagen<br />
Durch zwölf bestens sortierte Ordner aus der Zeit<br />
von 1997 bis 2007 wühlte sich der Vorstand. Es<br />
war eine Unmenge von Papier – Protokolle und<br />
Jahresberichte, Tätigkeitsprogramme, Organisatorisches,<br />
Aktivitäten aller Art, Presseartikel und Dokumentationen:<br />
Ein dicker Band allein zur grossen<br />
Gassensanierung, den meisten Anwohnerinnen<br />
Das waren ziemlich aussergewöhnliche Zeiten...<br />
Fleisch vom Steiner –<br />
nur das allerbeste<br />
für Sie und<br />
Ihre Gäste<br />
3011 <strong>Bern</strong><br />
Kramgasse 39<br />
Tel. 031 311 59 70<br />
Fax. 031 311 59 71<br />
und Anwohnern wohl noch in lebhafter Erinnerung.<br />
Dicke Dossiers fanden sich auch zu Themen wie<br />
die neue Parkierverordnung. Die einzelnen Geschäftsleuten<br />
regelmässig Anlass zu Beschwerden<br />
beim Leist gab. So erboste sich ein Geschäftsmann<br />
2006 darüber, dass während des «Einmaligen Objektes»<br />
ungewöhnlich viele Parkbussen ausgeteilt<br />
wurden: «Ist das der Beitrag der <strong>Bern</strong>er Stadtpolizei<br />
an das Einmalige Objekt????????» Die grosse<br />
Zahl der Fragezeichen widerspiegelte wohl die Intensität<br />
seines Ärgers. Überhaupt wandten sich die<br />
<strong>Altstadt</strong>bewohnerinnen und -bewohner häufig<br />
brieflich an den Kramgassleist, sei es um Geschäftseröffnungen<br />
oder eine Vernissage anzukündigen,<br />
sich von der Teilnahme einer Veranstaltung<br />
zu entschuldigen oder um Probleme zu deponieren.<br />
So beklagte 2007 eine 74jährige Dame unter<br />
dem Titel «Gib uns unser tägliches Brot» die<br />
Schliessung der Bäckerei Rizzi an der Kramgasse.<br />
Nun seien alle Bäckereien aus der Unteren <strong>Altstadt</strong><br />
verschwunden und das sei schlimm für die älteren<br />
Menschen, die nicht mehr so weit für ein Brötchen<br />
laufen könnten.<br />
Noch warten etliche weitere Kisten mit Leist-Unterlagen<br />
aus den Jahren vor 1997 aufs Auspacken.<br />
Auch sie wird der Kramgassleist in den nächsten<br />
Monaten sichten und schauen, was davon im<br />
Stadtarchiv gelagert werden soll – als sein Beitrag<br />
zur lebendigen Geschichte der Unteren <strong>Altstadt</strong>.<br />
Text und Fotos: Babü<br />
Die Geschichte des Leists und Geschichten aus<br />
und über die Kramgasse
20<br />
AUS DEN LEISTEN<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />
Ein kleines Sträusschen zur Erinnerung für<br />
Ursula und Nicolas Adamek<br />
Was für ein Schock, als uns Ursula und Nicolas<br />
mitteilten, dass sie aus dem Vorstand austreten<br />
wollen, sind beide doch kaum aus dem Leistalltag<br />
wegzudenken und im Vorstand nur schwer ersetzbar.<br />
Ursula und Nicolas – für mich zwei Urgesteine der<br />
Gasse. Als ich in den Vorstand des Kramgassleists<br />
aufgenommen wurde, waren Adameks schon lange<br />
dabei und für mich ein unverzichtbarer Bestandteil<br />
des Kramgassleists. Die beiden kennen praktisch<br />
jedes Mitglied, organisierten souverän zahlreiche<br />
Anlässe und haben in den letzten Jahren den Zusammenhalt<br />
in der Gasse gestärkt sowie sich stets<br />
für eine gute Gassenatmosphäre eingesetzt.<br />
Neben der Arbeit für den Leist, welche beide mit<br />
voller Hingabe leisteten, kam auch die Geselligkeit<br />
im Vorstand nie zu kurz. Zahleiche feine Tropfen<br />
verbesserten die Kreativität in den Sitzungen, und<br />
um meine (unterdessen im Vorstand bekannten)<br />
Hungerlöcher zu stopfen, standen schon bald<br />
feine Häppchen für die Sitzungen bereit. So<br />
konnten die Sitzungen ohne knurrende Bauchgeräusche<br />
stattfinden und die Traktandenarbeit<br />
wurde dabei sowohl kreativer wie auch<br />
speditiver.<br />
Neben bestehenden Aufgaben und Aktivitäten<br />
brachten Ursula und Nicolas auch immer<br />
wieder neue Ideen in die Gasse. Dank der Initiative<br />
der beiden konnte der Kramgassleist in<br />
den letzten beiden Jahren am Buskers Festival<br />
mit grossem Erfolg einen Stand betreiben. Einerseits<br />
konnten dadurch neue Kontakte unter den<br />
Leistmitglieder entstehen und als schöner Nebeneffekt<br />
durch den realisierten Gewinn neue Aktivitäten<br />
finanziert werden. So wurden z.B. unsere<br />
<strong>Brunne</strong>n zweimal festlich geschmückt, die Elchaktion<br />
organisiert und bereits mehrere Kulturanlässe<br />
konnten dank diesem Gewinn erfolgreich<br />
organisiert werden (ONO, Kellerkino, Narrenpacktheater).<br />
All diese Massnahmen sollen unsere<br />
Gasse attraktiver machen und den Austausch unter<br />
den Leistmitgliedern verstärken.<br />
Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als dem abtretenden<br />
Vorstandspaar von ganzem Herzen für<br />
ihren selbstlosen Einsatz zum Wohl unserer Gasse<br />
ganz herzlich zu danken. Nicolas und Ursula, ich<br />
werde Eure Herzlichkeit, Geselligkeit und das<br />
grosse Engagement im Vorstand vermissen…<br />
Nicola Schneller<br />
* * * * *<br />
Lieber Nicolas, liebe Ursula!<br />
Nun ist es leider soweit: Ihr zieht euch aus dem<br />
Kramgassleist-Vorstand zurück. SCHADE! Sehr<br />
ungern haben wir euren Entscheid akzeptieren<br />
müssen.<br />
Nicolas, du warst ein ausgesprochen symphatischer<br />
Präsi. Immer und auf allen Ebenen aktiv zum<br />
Wohle unserer «schönsten Gasse der Welt». Die<br />
gebunden vom Vorstand des Kramgassleists<br />
Vorstandssitzungen hast du stets souverän und gut<br />
vorbereitet geleitet.<br />
Ursula, das Sekretariat und die Finanzen waren<br />
deine Domäne, du hattest beides bestens im Griff.<br />
Du warst auch unermüdlich unterwegs wenn es<br />
darum ging Flyer und Einladungen zu den diversen<br />
Aktivitäten zu verteilen.<br />
Gemeinsam mit euch haben wir verschiedene<br />
Babys geboren. Nur schon die zwei Jüngsten «La<br />
Tavola Kramgasse» während des Buskers-Festivals,<br />
und die Kulturanlässe entwickeln sich prächtig.<br />
«Zäme geit’s». Das war immer eure Devise, und<br />
mit eurer liebenswürdigen, offenen und freundschaftlichen<br />
Art, ist es euch als Präsidentenpaar gelungen,<br />
einen besonderen Zusammenhalt im<br />
Vorstand zu kreieren. Freundschaft eben. Diese<br />
Freundschaft kam auch bei unseren Sitzungen<br />
immer zur Geltung. Es war nie «trocken» und nur<br />
ein Abarbeiten von Traktanden. Es war stets eine<br />
gute Mischung von Arbeit, Spass und Geselligkeit.<br />
Die schönsten und persönlichsten Sitzungen haben<br />
aber bei euch zu Hause stattgefunden. Vielen Dank<br />
dafür, es war immer sehr schön!<br />
Ich könnte noch so viel Gutes über euch schreiben,<br />
es würde zu lang werden. Nur dies noch: Ich habe<br />
immer bewundert mit wie viel Herzblut und Elan<br />
ihr euch für den Leist eingesetzt habt!<br />
Ihr Lieben, für die Zeit nach der Ära Kramgassleist-Vorstand<br />
wünsche ich euch beiden von Herzen<br />
alles Liebe und Gute. Vielleicht seid ihr ja ab<br />
und zu, wenn auch nur im Geiste, bei einer Vorstandssitzung<br />
dabei?<br />
Es war eine supertolle Zeit mit euch! «Es het gfägt,<br />
wie alles was mir zäme gmacht hei! Dir wärdet üs<br />
fähle!»<br />
Gabriela Hagen<br />
* * * * *<br />
Heute ist Vorstandssitzung…<br />
Es ist jeden Monatsanfang das Gleiche.<br />
Meine Agenda zeigt «19.00 Vorstandsitzung<br />
Kramgassleist»<br />
Oh je. Schon wieder. Eigentlich hätte ich anderes<br />
zu tun, oder könnte bequem zuhause den Abend<br />
geniessen.<br />
Aber wie es so ist, man hat sich entschlossen irgendwo<br />
dabei zu sein, also los, ran an die Sitzung.<br />
Und dann, so etwa um 19.00…<br />
…einer nach dem andern treffen die Vorstandskollegen<br />
ein und siehe da!<br />
Eigentlich bin ich nicht in einem Vorstand im üblichen<br />
Sinn.<br />
Das gute, freundschaftliche und vertraute Verhältnis<br />
im Leist überrascht mich immer von<br />
neuem.<br />
Nicolas und Ursula verstanden es bestens, aus<br />
einer Pflicht eine Lust zu machen.<br />
Es wird geplaudert, diskutiert, gelästert, kritisiert,<br />
beurteilt, geprüft, bestimmt....<br />
Und alles immer in bester freundschaftlicher<br />
Stimmung!<br />
So nach etwa 2 Stunden....<br />
Hoppla, ist die Sitzung schon vorbei?<br />
Gut war ich dabei, es war wieder ein wertvoller<br />
Abend! André Steiger<br />
* * * * *<br />
Liebe Ursula, Lieber Nicolas<br />
Vor nun mehr gut zwei Jahren habe ich mir gedacht,<br />
mach doch mal beim «Fressstand» des<br />
Kramgassleist mit, damit ich die Leute in meinem<br />
«Arbeitsquartier» besser kennen lernen kann und<br />
vielleicht auch ein paar Kunden neu zu meiner<br />
Bank kommen.<br />
Und was ist daraus geworden? Neue Kunden, die<br />
in Massen meine Bank gestürmt hätten, habe ich<br />
nicht gefunden. Ein paar wenige waren es schon,<br />
aber wie gesagt, nicht grad eine Hundertschaft.<br />
Was ist dann geblieben?<br />
Na ja, ich wurde bei meinem ersten Engagement<br />
an der Tavola Kramgasse von motivierten, offenen,<br />
gut gelaunten und einsatzfreudigen Menschen<br />
empfangen. Zwei dieser Menschen seid ihr beiden<br />
gewesen. Ich habe mich sofort wohl gefühlt und<br />
der Einsatz hat einen riesigen Spass gemacht. Klar,<br />
ich war auch müde nachher, wie wir alle. Anscheinend<br />
hat meine Arbeit bei euch einen guten Eindruck<br />
hinterlassen, denn kurz darauf habt ihr mich<br />
angefragt, ob ich nicht den Vorstandsposten von<br />
Jsabelle Hirschi übernehmen möchte.<br />
Kann ich da nein sagen? Wohl eher nicht….Ist es<br />
doch eine Möglichkeit, in dieser wunderbaren Alt-<br />
dipl. Uhrenmacher<br />
Kramgasse 14, 3011 <strong>Bern</strong><br />
Telefon 031 311 12 60
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />
21<br />
stadt mit engagierten Menschen zusammenzuarbeiten.<br />
Also, habe ich den Sprung ins kalte Wasser<br />
gewagt und so wurde ich im Mai 2009 Teil dieses<br />
Vorstandes. In der Zeit seither habe ich euch als<br />
unentwegte Chrampfer für die Anliegen der Kramgasse<br />
und der <strong>Altstadt</strong> erlebt. Mit viel, viel Energie,<br />
noch mehr Ideen und Motivation seid ihr für<br />
die Bewohnerinnen und Bewohner und die Gewerbetreibenden<br />
da gewesen, mit dem Ziel, eine<br />
Gasse für alle zu erhalten und zu verschönern.<br />
Je mehr ich euch kennen lernen durfte, desto mehr<br />
war ich von euch überrascht. Sei es beim Betreten<br />
eurer vorherigen Wohnung. Loft? Adameks? Kann<br />
nicht sein. Soooo cool.<br />
Oder nach dem letztjährigen Samichlaus, als die<br />
Frage kam, kommst du mit zu uns Fondue essen?<br />
Es wurde ein amüsanter Abend mit Fondue auf<br />
dem Balkon und ich durfte dabei euch Beide noch<br />
ein bisschen näher kennen lernen. Die Fische in<br />
der Nespresso Maschine werden mir unvergesslich<br />
bleiben.<br />
Nun wollt ihr wirklich den Leistvorstand verlassen!<br />
Ich wünsche euch nur das Allerbeste. Gott sei<br />
Dank seid ihr immer noch in der Nähe und habt sicher<br />
auch mal Zeit für einen Schwatz unter den<br />
Lauben.<br />
Mit den herzlichsten Wünschen<br />
Kurt Gerber<br />
* * * * *<br />
Liebe Ursula, lieber Nicolas<br />
Vieles hat mich beeindruckt an Euch. Besonders<br />
aber, wie offen und herzlich Ihr auf die Kramgässler<br />
zugegangen seid, immer wissen wolltet, wo der<br />
Schuh drückt. Und dann versucht habt, möglichst<br />
schnell Abhilfe zu schaffen. Den Zusammenhalt in<br />
der Gasse zu stärken und die Gasse im besten Licht<br />
erscheinen zu lassen – das war Euer erklärtes Ziel.<br />
Dafür bist Du, Ursula, unermüdlich von Haus zu<br />
Haus, von Geschäft zu Geschäft gelaufen. Nur eins<br />
konnte Eure gute Laune nachhaltig trüben: Wenn<br />
jemand versucht hat, die Gasse «madig» zu machen.<br />
Den Vorstand habt ihr zu einem Team zusammengeschweisst.<br />
Doch wir haben den Schlitten nur bepackt,<br />
gezogen habt Ihr ihn. Ganz ohne präsidiales<br />
Gehabe. Im Gegenteil: Charmiert habt Ihr uns. Das<br />
fing schon mit der Anrede an. Richteten sich die<br />
mails zunächst noch an die «Lieben Vorständlerinnen<br />
und Vorständler», avancierten wir dann schon<br />
bald zu den «Lieben Vorständigen» – was nicht nur<br />
auch politisch korrekt war, sondern viel besser<br />
klang, liegt doch der Weg von den «Vorständigen»<br />
zu den «Verständigen» nur noch ein Buchstabe<br />
entfernt. Spätestens nach der Anrede «Liebe Voll-<br />
Zu- An- und Vorständige» hattet Ihr uns komplett<br />
im Sack.<br />
Jetzt sollen mal die Jüngeren ran, habt Ihr dann gesagt<br />
– und es war Euch ernst damit. Hut ab vor soviel<br />
Konsequenz. Aber Ihr habt die Latte ganz<br />
schön hochgelegt! Du, Nicolas, hast einmal ein<br />
mail unterschrieben mit «Nicolas, der Dankbare.»<br />
Diesen Dank gebe ich Euch gerne und mit Respekt<br />
zurück.<br />
Barbara Büttner<br />
* * * * *<br />
Danke Nicolas und Ursula! Aus Vorstandskollegialität<br />
ist Freundschaft geworden.<br />
Danke ganz persönlich für euren Einsatz für unsere<br />
geliebte Gasse und für unsere einzigartige <strong>Bern</strong>er<br />
<strong>Altstadt</strong>!<br />
Wie pflegte der damalige IOC-Präsident Juan Antonio<br />
Samaranch jeweils nach den Olympischen<br />
Spielen zu sagen: «The best games ever»!<br />
Pesche Ineichen<br />
25 Jahre Mitgliedschaft im Kramgassleist<br />
150 Jahre Unteroffiziersverein<br />
der Stadt <strong>Bern</strong><br />
Im Jahre 1958 hat sich der UOV im Keller der<br />
Kramgasse 41 sein Vereinslokal im Mietverhältnis<br />
eingerichtet. Vorher tagte ein Fotoclub im Keller,<br />
welcher seine Tätigkeiten einstellte und so konnte<br />
der UOV den Keller übernehmen. «Wir suchten eigentlich<br />
einen Archivraum und fanden diesen per<br />
Zufall an der Kramgasse 41», so Peter Schweizer,<br />
der Kellerverantwortliche des UOV. Zuerst diente<br />
das Kellerlokal nur als Archiv, im Laufe der Zeit<br />
seien dann ein paar Tische, ein Fass und gepolstert<br />
Fässchen als Sitzgelegenheiten dazugekommen,<br />
und der kellertypische Modergeruch sei verschwunden.<br />
Im alten Keller seien, neben der Nutzung als Archiv<br />
und der Aufbewahrung von Ausstellungsobjekten<br />
wie Kränze, Kannen und Trophäen, Sitzung<br />
abgehalten worden.<br />
Im Jahre 1982 kann der UOV den Keller von der<br />
<strong>Bern</strong>ischen Winkelriedstiftung im Stockwerkeigentum<br />
erwerben. Eine Hofunterkellerung und der<br />
Ausbau des Kellers findet in demselben Jahr statt.<br />
So bietet der Keller die nötige Infrastruktur wie<br />
Toiletten und eine kleine Küche.<br />
Während all dieser Jahre bildet der Keller das Zentrum<br />
des UOV für Vereinsanlässe und Sitzungen.<br />
Wobei diese wohl manchmal sehr gesellig werden,<br />
so meint Schweizer: «Mitglieder sagen, man<br />
kommt ring hinunter, aber streng wieder hoch!»<br />
Im Jahre 1985, also vor 25 Jahren, trat der UOV<br />
dem Kramgassleist bei und seit sieben Jahren hält<br />
die Redaktions-Kommission der <strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong> regelmässig<br />
seine Redaktion Sitzungen im Keller ab.<br />
Seit 1990 ist auf dem Keller ein Wirtepatent und<br />
kann gemietet werden. Der Keller bietet 20 Personen<br />
zum Essen, 40 bei einem Apèro und in Extremsituationen<br />
wie dem kalten 2-Tagemarsches<br />
dieses Jahres sogar 60 Personen Platz. rlu<br />
Beim Freitagshöck<br />
Ehrenpreise, Trophäen, Geschenke und wertvolle<br />
alte Waffen werden im Keller aufbewahrt.<br />
Keller- Höck Tafel zur Ehrung fleissiger Kellerbesucher.<br />
Fotos: zvg<br />
Wer ist der Unteroffiziersverein<br />
Der Unteroffiziersverein ist ein Verein von Unteroffizieren<br />
zur Förderung der militärischen<br />
Weiterbildung, der Teilnahme an militärischen<br />
Wettkämpfen, der Pflege des Schiesswesens,<br />
der Stärkung und Stellung des Ansehens, der<br />
Pflege der Staatsbürgerlichen Gesinnung, der<br />
Übernahme von Verantwortung sowie der<br />
Pflege der Kameradschaft.<br />
Im Rahmen des 150-Jahr Jubiläums sind verschiedene<br />
Anlässe vorgesehen wie die Aktualisierung<br />
der Chronik, der Organisation der DV<br />
des Schweizerischen UOV in <strong>Bern</strong>, der Verkauf<br />
eines Weinsortimentes des UOV-Keller<br />
mit einer Jubiläumsetikette und dem Jubiläumsausfluges<br />
ins Festungsmuseum und Parkhotel<br />
nach Vitznau.
22<br />
weiss<br />
druckt schwar z und bunt<br />
druckerei weiss gmbh<br />
kalchackerstrasse 7<br />
3047 bremgarten<br />
tel 031 301 22 79<br />
fax 031 301 14 81<br />
weissdruck@bluewin.ch<br />
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A N G E B O T E<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />
23<br />
Geigenbauatelier<br />
Antonietta Spina<br />
Geigenbauerin ist eigentlich ein zu ungefährer Begriff,<br />
neben Geigen sind genauso Kontrabässe,<br />
Celli, Bratschen, auch die mit ¼, ½ etc. bezeichneten<br />
Kinderviolinen und -celli gemeint, mitsamt all<br />
ihren Bogen und deren Bespannung, dem jeweiligen<br />
Zubehör, der Betreuung und Instandhaltung.<br />
Das tatsächliche Bauen eines neuen Instrumentes<br />
ist bloss ein Teil des vielfältigen Unternehmens.<br />
Restaurationen alter Instrumente, wiederum aller<br />
Streichinstrumente natürlich, gehören ebenso<br />
dazu. Dementsprechend gemischt sieht auch ein<br />
Instrumentenbauatelier aus. Laptop, Handy und<br />
Hobel sind auf dem gleichen Werkbank, Holzlager<br />
mit groben Naturstücken nicht weit von fein geschnitzten<br />
Geigenstegen, ein Kontrabass mit klaffender<br />
Spalte im Resonanzkörper deponiert unter<br />
demselben Tisch, auf dem Papierbögen mit Planzeichnungen<br />
und physikalischen Berechnungen<br />
von Schwingungsverläufen im Holz liegen.<br />
Im Mai ist es nun ein Jahr, dass Antonietta<br />
Spina ihr Atelier für Geigenbau an der Kramgasse<br />
32 im ersten Stock betreibt. Vorher und seit<br />
der Gründung der eigenen Werkstatt arbeitete sie<br />
in der Matte. Ein heller Raum mit Kassettendecke<br />
zur Gasse hin, ein langer Gang, flankiert mit einem<br />
ebenso langen barockgerahmten Spiegel, ein zum<br />
Innenhof gehendes Zimmer, eine Kleinküche, Parkettböden,<br />
weisse Wände; Antonietta Spinas Atelier<br />
braucht genau diese Mischung: einen<br />
staubfreien Ort zur Lagerung der Instrumente und<br />
ihrer Zubehöre, einen Raum mit guter Akustik, in<br />
dem die Musiker die Instrumente vor dem Kauf<br />
oder nach der Restauration probieren und vergleichen<br />
können, aber ebenso Platz, wo Hobelspäne<br />
fliegen können und Staub vom Schleifen und<br />
Sägen entstehen, Leim tropfen kann.<br />
Werkbank mit Ausblick auf die Kramgasse.<br />
Ihre Ausbildung machte Antonietta Spina von<br />
1989-93 an der internationalen Geigenbauschule<br />
in Cremona in Italien, arbeitete danach mehrere<br />
Jahre im Atelier von <strong>Bern</strong>ard Sabatier in Paris,<br />
dann, zurück in der Schweiz einige Zeit in Aarau,<br />
bevor sie sich 2002 selbständig machte und in<br />
<strong>Bern</strong> ihr eigenes Atelier eröffnete. Seit 2005 ist sie<br />
im Vorstand des Berufsverbands der Geigenbauer<br />
und Bogenmacher SVGB.<br />
Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit gilt dem Violabau.<br />
In enger Zusammenarbeit mit dem Konservatorium<br />
betreibt sie das von ihr mitinitiierte Bratschenprojekt,<br />
das darauf abzielt, das Instrument mit seiner<br />
spezifisch eigenen Klangfarbe als eigenständiges<br />
Solo- wie Unterrichtsinstrument zu fördern, was<br />
mitunter bedingt, dass Bratschen auch in für Kinderhände<br />
passenden Grössen erhältlich sein müssen.<br />
Mit dem Neubau solcher Violen hat sich<br />
Antonietta Spina ein Spezialgebiet aufgebaut und<br />
bietet damit, was anderweitig kaum erhältlich ist.<br />
Im Holzlager warten die grossen rohen Stücke auf<br />
ihre Verwandlung in ein neues Instrument. Eine<br />
Geige brauche rund die Arbeitszeit eines Monats,<br />
verteile sich aber auf einen viel längeren Zeitraum,<br />
da Trocknungs- und Härtungsprozesse abgewartet<br />
werden müssten, erklärt Antonietta Spina. Neben<br />
den grossen Holzklötzen verfügt sie über ein reichhaltiges<br />
Sortiment verschiedenster Hölzer, damit,<br />
wenn bei einer Restaurierung ein Ersatzstück in<br />
ein Instrument eingefügt werden muss, Maserung<br />
und Farbe, nebst der Holzart möglichst passend<br />
gewählt werden können.<br />
Ein wertvoller Aspekt ihrer Atelierarbeit sei ihr die<br />
direkte Zusammenarbeit mit Musikern, sagt Antonietta<br />
Spina. Sie kenne die Instrumente ihrer Kunden<br />
und die jeweiligen Spieltechniken, arbeite mit<br />
ihnen an den Instrumenten, regliere die Klangeinstellung,<br />
um ein ausgeglichenes Musizieren in<br />
allen Tonlagen zu ermöglichen, kontrolliere vor<br />
Konzerten, ob alles zum Besten stehe. Über die Instrumente<br />
baue sich ein Vertrauensverhältnis zwischen<br />
den Musikern und ihr auf, was die<br />
wichtigste Voraussetzung neben der instrumentaltechnischen<br />
Berufserfahrung sei. ig<br />
Kulinarische<br />
Ferienerinnerungen<br />
Im Kellergeschäft an der Kramgasse 63 verführt<br />
El Greco seit einiger Zeit zum Schwelgen in Ferienerinnerungen.<br />
Mediterrane Genüsse verlängern<br />
den Sommer und überbrücken die kalte Jahreszeit.<br />
Geschäftsinhaber Nikolaos Tsianakas, ehemals<br />
Santorini in der Matte und Frohsinn in der Münstergasse<br />
wollte mit der Eröffnung des El Greco<br />
gastronomisch neue Wege gehen. «Wir bieten griechische<br />
Lebensmittel an: Weine, Ouzo, Metaxa,<br />
Olivenöl, Oliven und hausgemachte Vorspeisen.»<br />
Die griechischen Naturprodukte stammen aus biologischem<br />
Anbau.<br />
Mit dem Angebot will Tsianakas die Mitglieder<br />
des Vereines Hellasfreunde, die griechische Gemeinde<br />
und alle, welche ihre Ferienerinnerungen<br />
auffrischen wollen, ansprechen.<br />
Zusätzlich zu den kulinarischen Genüssen im Geschäft<br />
bietet El Greco Apèros für Privat- und<br />
Gschäftsanlässe an. rlu<br />
Nikolaos Tsianakas vor der Weinauswahl.
24<br />
AUS DEN LEISTEN<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />
Rathausgass-Brunngass-Leist Kontakt: Edi Franz, Postfach 405, 3000 <strong>Bern</strong> 7<br />
135. Hauptversammlung<br />
RBL<br />
29. März 2010 im Restaurant Union<br />
Gut 40 Personen fanden den Weg in’s Restaurant<br />
Union an der Brunngasse 36 und zeigten durch ihre<br />
Teilnahme ihr Interesse am Leistgeschehen.<br />
Dass verschiedene Gastlokal-Betreiber an der Versammlung<br />
teilgenommen haben, ist als positives Signal<br />
im Sinne eines konstruktiven Dialogs zu<br />
werten.<br />
Herr Pius Caduff stellte in einem kurzen Referat die<br />
philantropische Gesellschaft UNION vor.<br />
Der Mitgliederbestand hat erfreulicherweise leicht<br />
zugenommen.<br />
Auszüge aus dem Jahresbericht des Präsidenten:<br />
Gegen die weitere Ausbreitung der Nachtlokalszene<br />
in der Unteren <strong>Altstadt</strong> hat der Leist bei 2 Baugesuchen<br />
Einsprache erhoben:<br />
Kramgasse 58, Einrichtung eines Striptease-Lokals<br />
und Rathausgasse 64, Einbau eines Kellerlokals mit<br />
interner Treppenverbindung zum Haus.<br />
(In der Zwischenzeit wurde das Erstere zurückge -<br />
zogen, dem Zweiten die Bewilligung erteilt).<br />
Die Internetseite www.bern-altstadt.ch wird nun stetig<br />
erweitert. Sie bietet eine preisgünstige Möglichkeit<br />
für Leistmitglieder im Web präsent zu sein.<br />
Ebenfalls angelaufen ist www.touchtown.ch, wo<br />
sich <strong>Geschäfte</strong> mittels Panoramafotos präsentieren<br />
können. Es ist zu hoffen, dass möglichst viele <strong>Geschäfte</strong><br />
von diesem Angebot profitieren werden.<br />
Die Rechnung konnte mit einem Einnahmenüber -<br />
schuss abgeschlossen werden, Ausgaben für die<br />
Weihnachtsbeleuchtung und den Internetauftritt der<br />
Leiste sind jedoch noch nicht getätigt worden. Die<br />
Mitgliederbeiträge werden nicht verändert.<br />
Die Vorstandsmitglieder Ruedi Rüfenacht, Anita<br />
Schütz und Nico Senn sowie der Präsident Edi<br />
Franz wurden für weitere drei jahre wiedergewählt,<br />
Ivo Bieri wurde als neues Vorstandsmitglied gewählt.<br />
Nach sechs Jahren ist Regina Hofer aus dem<br />
Vorstand ausgetreten, ihre Arbeit wurde herzlich<br />
verdankt.<br />
Die Rechnungsrevisoren Christian Schmocker und<br />
Edi Blaser sowie die Delegierten Spysi Jürg Knecht,<br />
Caro Trebing und Max Grunder wurden ebenfalls<br />
für weitere drei Jahre wiedergewählt.<br />
Unter dem Traktandum «Mitgliederanträge» erklärte<br />
Herr Alexander Wild von den Geruchsemissionen<br />
nach der Sanierung des Ehgrabens. Es wurde<br />
festgestellt, dass dieses Problem auch an anderen<br />
Orten im Leistgebiet vorhanden ist. Offenbar hängt<br />
dies mit dem Verschliessen von unbenutzten Abwasserleitungen<br />
zusammen, durch welche die stinkenden<br />
Gase bisher entweichen konnten. In dieser<br />
Sache muss vom Tiefbauamt eine Lösung gesucht<br />
werden.<br />
Anschliessend an die Sachgeschäfte informierte<br />
Herr Marc Heeb, Chef der Orts- und Gewerbepolizei<br />
der Stadt <strong>Bern</strong>, über die vielfältigen Aufgaben<br />
seiner Abteilung.<br />
Anschliessend an die Versammlung wurde vom<br />
Wirtepaar Blunier das traditionelle Raclette à discrétion<br />
serviert und zu weiteren angeregten Diskussionen<br />
genossen.<br />
ef<br />
Die Brunngasse – Einst und heute<br />
Das Restaurant Zimmermania<br />
Bild: Burgerbibliothek <strong>Bern</strong> - Signatur Mss.h.h.XXIb. 363, S. 19<br />
Bereits im Stadtplan von 1808 ist an der Brunngasse<br />
19, Ecke Schlossergässchen ein Gebäude<br />
eingezeichnet. Bis zur 1881 erfolgten Umnummerierung<br />
der gesamten Stadt lautet die Adresse des<br />
Gebäudes: Metzgergasse 82.<br />
Die Vergangenheit<br />
Das Gebäude wird 1835 Herrn Ed. von Stürler zugeschlagen<br />
und als eine Remise mit Stall, Höfli<br />
und Baugrube (Mistplatz) bezeichnet. 1842 wird<br />
das Gebäude zu einem Wirtshaus umgebaut. Der<br />
erste Wirt wird der bereits dort lebende Lohnkutscher<br />
und Artillerist, Friedrich Zimmermann. Er<br />
gibt dem Lokal den Namen Zimmermannia. Er<br />
selbst erhält bald den Übernamen «CZAAR»<br />
(siehe Zeichnung von H. Meyer von 1851). Es darf<br />
behauptet werden, dass die neue Staatsverfassung<br />
<strong>Bern</strong>s von 1846 mindestens teilweise im Zimmermania<br />
entsteht, da deren Hauptverfasser, Fürsprech<br />
Stämpfli, meistens nicht in seinem Büro,<br />
sondern im Zimmermania anzutreffen ist.<br />
Die Wirtschaft muss zeitweise sehr berüchtigt gewesen<br />
sein. 1848 bezeichnet sie Karl Howald, Inselpfarrer,<br />
als Kneipe mit liederlichem und<br />
ausschweifendem Leben, welche er auch in<br />
seinem Aquarell von 1848 festhält (Bild oben).<br />
1861 ernennt die Studentenverbindung Helveter<br />
die Wirtschaft zu ihrem Stammlokal.<br />
1862 wird die Wirtschaft an die Speisewirtin,<br />
Witwe Zimmermann verkauft. 1864 erfolgt der<br />
Umbau der Liegenschaft. 1868 wird diese an den<br />
Bierbrauer Ludwig Baumeister (früher Brauerei<br />
zum Maulbeerbaum im Hirschengraben) verkauft.<br />
Die frühesten Aufzeichnungen in den Archiven der<br />
Stadt nennen 1864 als Neubau des Gebäudes.<br />
Der neue Pächter von 1869 heisst Karl Ludwig<br />
Schmalz. Nach seinem Tod 1870 übernimmt die<br />
Witwe Schmalz. 1872 erfolgt erneut ein Wirtwechsel.<br />
Der Besitzer L. Baumeister setzt durch, dass<br />
erneut das Beeri-Bier seiner Brauerei verkauft<br />
wird. Dies bewirkt, dass die Helveter wegen<br />
«gänzlicher Abwesenheit von trinkbarem Bier»<br />
das Lokal als Stammlokal aufgeben. Damit verliert<br />
die Zimmermania ihre Bedeutung. 1887 amtet als<br />
Wirt Anton Schmid. 1892 stellt der Wirt Robert<br />
Widmer ein Gesuch an<br />
die Stadt zur Reduktion<br />
der Patentgebühr. Zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
ist damit die Zimmermania<br />
eine einfache<br />
<strong>Altstadt</strong>-Wirtschaft.<br />
Die Neuzeit<br />
In der Neuzeit hat sich<br />
die Zimmermania zu<br />
einer der besseren<br />
Adressen in <strong>Bern</strong> emporgearbeitet.<br />
1972 werden im Restaurant<br />
Szenen aus dem<br />
Dällebach Kari gedreht.<br />
1982 wird das Anwesen<br />
komplet renoviert. Nach<br />
einigen Wirten, welche<br />
mit unterschiedlichem<br />
Erfolg arbeiteten schafft<br />
1990 der amtierende<br />
Wirt, Alfred Schneider<br />
die Basis zum Bistrot und<br />
zum gehobenen Gastro-<br />
Betrieb. 1994 übernimmt das Ehepaar Hans und<br />
Catherine Kunze das Restaurant. Bald einmal wird<br />
klar, dass sich das Lokal zu einem Gourmet Tempel<br />
entwickeln wird (nicht nur wegen des Zusatzes<br />
–Bistrot).<br />
Ein guter Keller mit ausgezeichneten Weinen ergänzen<br />
die ausgewogene Speisekarte mit den exklusiven<br />
Gerichten. Wirte Ehepaar und Bedienung<br />
tragen dazu bei, dass man sich richtig wohl fühlt.<br />
Auf der Höhe des Erfolges verlassen sie 2002 das<br />
mittlerweile zum Gourmetlokal erhobenen Zimmermania<br />
– Bistrot. Das neue, sehr junge Pächterpaar,<br />
Eva Suter und Urs Hirschi geben jedoch<br />
wegen zu hohem Mietzins bereits 2005 die Pacht<br />
erneut ab. Seit 2005 sorgt Frau Janine Mangiantini<br />
für den Erhalt des Gourmet Tempels.<br />
Christian Ed. Schmocker
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />
25<br />
Stoffwechsel im Zibelegässli<br />
Das elf Arkaden lange Zibelegässli, das vom Zytglogge zur Käshütte führt, ist um eine Attraktion<br />
reicher geworden. In ihrer Secondhand Boutique «Stoffwechsel» an- und verkauft Alba<br />
Casanova auserlesene und qualitativ hochstehende Bekleidung, Schuhe, Taschen, Schmuck,<br />
Gürtel, Hüte, Foulards und Accessoires.<br />
28 Stufen gilt es im Zibelegässli 16 zu erklimmen,<br />
um in die Atmosphäre einer Oase ohne Musikbeschallung<br />
und Konsumhektik zu gelangen. Das<br />
Lokal im <strong>Altstadt</strong>haus ist schlicht eingerichtet –<br />
oben Sichtbalken und Lichtobjekte, unten ein<br />
Lichtkanal am Boden entlang, in der Mitte: Kleiderständer<br />
mit einer Gesamtlänge von siebzehn<br />
Metern.<br />
Albas Liebe zu Stoffen und dem dazugehörigen<br />
Handwerk hat sie ihr ganzes Leben lang begleitet.<br />
Nach ihrer Tätigkeit als Schneiderin am Theater,<br />
betreute sie als Assistentin der Kostümbildnerin<br />
viele Theater- und Filmproduktionen sowohl fürs<br />
Kino, als auch etliche Produktionen wie zum Beispiel<br />
«Tatort» für das SF DRS.<br />
Da ich zu Kleiderkäufern gehöre, denen es schwer<br />
fällt, zielsicher den einen oder anderen Kleiderbügel<br />
anzusteuern, liess ich mich gerne von der diplomierten<br />
Gewandmeisterin beraten. Ich war<br />
überrascht, wie viele Kleidungsstücke des Männersortimentes,<br />
im Vergleich zur grossen Damenauswahl,<br />
sowohl meinen Massen als auch meinem<br />
Stil entsprachen.<br />
Der <strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong> Redaktor vor und nach dem Stoffwechsel.<br />
So hat mir Alba Casanova die erdfarbige Lederjacke<br />
empfohlen und einen Ringeljersey Pulli aus<br />
100 % Baumwolle (siehe Foto). Beides passte mir<br />
wie auf den Leib geschnitten<br />
und gefiel mir<br />
sofort. Ich habe gleich<br />
beide Kleidungsstücke<br />
gekauft, zu einem<br />
Bruchteil des Ladenneupreises.<br />
So habe ich mir<br />
selber eine Freude gemacht<br />
und dabei gleich<br />
auch eine engagierte<br />
Kleingewerblerin in unserem<br />
Quartier unterstützt,<br />
statt einen<br />
internationalen Textilbaron<br />
mit seinen fetten<br />
Handelsmargen.<br />
Kurzum, die Boutique<br />
STOFFWECHSEL ist<br />
eine Wohltat für alle, die<br />
sich der Massenabfertigung<br />
im sterilen Neon-<br />
Alba Casanova vor ihrem Laden im Zibelgässli.<br />
17 Meter Kleidergeschichten<br />
Baubewilligung Rathausgasse 64<br />
Das Haus mit unrühmlicher Vergangenheit soll jetzt saniert werden.<br />
Dass das Haus Rathausgasse 64 saniert werden<br />
muss, steht ausser Zweifel. Baugesuchssteller ist<br />
die Firma Vitalis AG, ein an der Rathausgasse<br />
nicht unbekannter Hausbesitzer. Bis vor Kurzem<br />
befand sich im Erdgeschoss dieses Hauses ein<br />
Sexshop. In den Wohnungen wurden über Jahre<br />
Massagesalons betrieben, welche erst nach langem,<br />
bis zum Bundesgericht weitergezogenen Verfahren,<br />
geräumt wurden. Das Bundesgerichtr<br />
entschied seinerzeit, dass Massagesalons als Gewerberäume<br />
zu betrachten sind und demzufolge<br />
über dem 1. OG gemäss Bauordnung nicht Zonenkonform<br />
sind. Die Firma Vitalis AG in Grenchen<br />
hat während des Baubewilligungsverfahrens<br />
Namen und Sitz geändert, neu heisst sie nun aXpel<br />
AG und befindet sich in Roggliswil.<br />
Die Sichtung der Pläne des eingereichten Baubewilligungsgesuchs<br />
ergab allen Grund zur Sorge:<br />
Der Keller soll zu einem Gastgewerbelokal ausgebaut<br />
und durch eine neu zu erstellende Treppe mit<br />
dem Haupt-Treppenhaus im Innern verbunden<br />
werden. Im Hinterhaus werden 3 neue Kleinstwohnungen<br />
eingebaut, welche durch die neue Treppe<br />
direkt mit dem Keller verbunden sein werden.<br />
Neben 22 Parteien aus der direkten Nachbarschaft<br />
hat der Rathausgass- Brunngass- Leist gegen das<br />
Bauvorhaben Einsprache erhoben.<br />
Die einsprechenden Parteien befürchten, dass<br />
damit die bauliche Voraussetzungen für ein Animier-Lokal<br />
geschaffen werden. Als weiteres Argument<br />
wurde angemerkt, dass es im Umfeld des<br />
Hauses bereits genügend Barbetriebe gibt und die<br />
damit verbundenen Immissionen bereits mehr als<br />
störend sind.<br />
In der Stellungnahme des Baugesuchsstellers zu<br />
licht der oberen <strong>Altstadt</strong> entziehen wollen, Wert<br />
auf eine persönliche Beratung mit über 30 Jahren<br />
Textilerfahrung legen und sich auf der Suche nach<br />
einem originellen, gut erhaltenen Einzelstück befinden.<br />
drs<br />
Stoffwechsel Secondhand am Zytglogge, Zibelegässli<br />
16, 3011 <strong>Bern</strong>, Tel 031 311 94 04, Öffnungszeiten:<br />
Di – Fr 11:00 – 18:00, Sa 10:00 – 16:00<br />
den Einsprachen argumentiert aXpel AG, die innere<br />
Treppe diene dem Schallschutz, da die Gäste<br />
nicht durch den Aussenabgang das Lokal betreten<br />
und verlassen müssen. Zudem wird angeführt: «Es<br />
scheint, dass viele Einspracheargumente als<br />
Scheinargumente aufgeführt werden, um das Bauvorhaben<br />
zu verhindern.»<br />
Mit der knappen Formulierung «Die Einsprachen<br />
werden als baupolizeilich unbegründet beurteilt»<br />
geht das Bauinspektorat der Stadt <strong>Bern</strong> auf die<br />
Aussagen und Versprechungen des Baugesuchsstellers<br />
ein, weist die Einsprachen ab und erteilt<br />
am 20. Mai 2010 die Baubewilligung.<br />
Bleibt nur zu hoffen, dass dem Haus und seiner<br />
Umgebung eine bessere Zukunft bevorsteht.<br />
ef
26<br />
AUS DEN LEISTEN<br />
Alexander Wild: «Eine Arche<br />
Noah für antiquarische Bücher»<br />
Alexander Wild ist mehr als ein Motorradkonstrukteur, Buchantiquar, Buchhändler, Verleger,<br />
Sammler und Bauherr mit einer grossen Portion Selbstironie. Er ist für mich einer der faszinierendsten<br />
Persönlichkeiten der Rathausgasse: Ein Erfinder, ein Philosoph, ein Städteplaner<br />
und ein Visionär, der entschlossen an den Plänen für eine Bücherarche arbeitet. Hinter seiner<br />
riesigen Brille steckt mit seinen wachen Augen ein heller Geist, der die Lust am Entdecken nie<br />
verloren hat. Mit kindlicher Freude und Engagement gibt er den Versuch nicht auf, die Rathausgasse<br />
zur pulsierendsten und vielfältigsten Gasse der Schweiz zu machen.<br />
Wer waren Sie gestern und wer sind Sie heute?<br />
Gestern musste ich die Zähne zusammen beissen,<br />
heute beiss ich nur noch sporadisch zu.<br />
Welchen Tieren stehen sie am nächsten?<br />
Wilden Tieren, insbesondere Katzen, da sie eine<br />
ausgesprochene Neigung zur Selbstständigkeit<br />
haben, wenig domestiziert sind und sich nicht unterordnen,<br />
wie auch Vögel und Eidechsen.<br />
Was waren Ihre drei ersten selbständigen Tätigkeiten?<br />
Um zu überleben habe ich als 14-Jähriger am<br />
Ende des 2. Weltkrieges eine Kaninchen- und<br />
Hühnerzucht aufgezogen und damit einen Tauschhandel<br />
betrieben. Ich pflegte und päppelte mit<br />
Kräutern und Gräsern die Tiere in meiner Zucht<br />
auf, um sie später auf den Bauernhöfen gegen<br />
Mehl, Butter, Kartoffeln usw. zu tauschen.<br />
Später an der Kunstakademie stellte ich aus Messing,<br />
Kupfer, Silber und Zinn nachts kunsthandwerkliche<br />
Metallarbeiten (Schalen und Schmuck)<br />
her. Meine mütterlichen Freundinnen verkauften<br />
bei Tag meine Erzeugnisse. Davon lebte ich.<br />
1963 gründete ich im Estrich an der damaligen<br />
Kesslergasse 40 (heute Münstergasse 70) die wohl<br />
höchstgelegene Wissenschaftliche Buchhandlung.<br />
Ich befand mich dazumal sozusagen auf dem<br />
Olymp, bis ich 15 Jahre später in die Niederungen<br />
der Rathausgasse 30 hinab gestiegen bin.<br />
Welches ist Ihr erstes Buch, an das Sie sich erinnern<br />
können?<br />
«Geschichte der Irrenanstalten in Deutschland».<br />
Dieses Buch fiel mir mit zehn Jahren im Waisenhaus<br />
in die Hände. Das Buch war aber noch vom<br />
Ende des 19. Jahrhunderts, da die Bibliothek aus<br />
mangelndem Leseinteresse der Waisenkinder und<br />
Betreuer in den letzten vierzig Jahren nicht durch<br />
neue Bücher ergänzt worden war. Das Buch hatte<br />
eine starke Wirkung auf mich ausgeübt, da mich<br />
die inhumanen Behandlungsmethoden in diesen<br />
Institutionen sehr aufgebracht haben.<br />
Welche Bücher lesen Sie im Moment?<br />
Ich lese mit meiner Frau mehrere Bücher zur gleichen<br />
Zeit: Maimonides, Führer der Unschlüssigen;<br />
Eugen Kusch, Herculaneum; Rudyard Kipling,<br />
Kim; Dorothy Sayers, Die Akte Harrison.<br />
Was sind Ihre Lieblingsfilme?<br />
«La Strada» von Federico Fellini, «Some Like It<br />
Hot» von Billy Wilder mit Marylin Monroe und<br />
Jack Lemmon. Neben Wilders Screwball-Comedies<br />
und Woodys Wortwitz mag ich auch alte<br />
Trickfilme, vor allem tschechische, weil der Film<br />
eine der wenigen Möglichkeiten war, der totalitären<br />
Haltung auszuweichen.<br />
Was sind Ihre drei Lieblingsmedikamente?<br />
Wasser, gütige Menschen, Nichts.<br />
Was sind Ihre Lieblingsbeschäftigungen?<br />
Pläne zu schmieden und für eine theoretische Idee<br />
eine praktische Lösung zu finden. Zur Erholung<br />
sammeln und lesen.<br />
Ich liebe es zu reisen, auch wenn es nur im Traum<br />
ist, oder mit Phantasie im erweiterten Wachzustand<br />
auf Reisen zu gehen. Am liebsten in die Alte Welt.<br />
Ganz besonders gerne bereise ich das Ägypten der<br />
Pharaonen, auch Mesopotamien, Syrien, etc. Ich<br />
bin im Traum den englischen Entdeckern gefolgt,<br />
wie sie den Ursprung des Nils erforschten oder auf<br />
der Suche nach Timbuktu. Inspirationsquelle für<br />
meine Reisen ist meine Bibliothek.<br />
Was würden Sie am liebsten beherrschen?<br />
Das Latein und das Altgriechische. Da aber nach<br />
meiner ersten Lateinstunde im 2. Weltkrieg eine<br />
Luftmine der Alliierten die Schule in Freiburg im<br />
Breisgau zerstörte, war meine Schulzeit abrupt beendet.<br />
Der Vorteil in diesem Unglück bestand<br />
darin, dass ich mich von den Fesseln der Schule<br />
befreien und mir meinen eigenen Lebens- und<br />
Lehrplan schaffen konnte. Leider konnte in meinem<br />
Freundeskreis niemand mir diese Sprachkenntnisse<br />
vermitteln.<br />
Was ist das sicherste Mittel, um Sie auf die Piste zu<br />
hetzen?<br />
Aussagen wie «Das geit nid, das chame nid und<br />
das het me nie so gmacht.» Diese voreingenommenen<br />
Meinungen, die mir wie in Stein gemeisselte<br />
Ausgangs- und Standpunkte vorkommen,<br />
verhindern gangbare Lösungen. Hätte ich auf solche<br />
Sätze gehört, wäre ich nicht da, wo ich heute<br />
bin.<br />
Was ist Ihre Vision für die Rathausgasse?<br />
Dass die Rathausgasse zu einer Arthausgasse wird,<br />
in der auch kleine Dinge zu einer Kunstform werden,<br />
selbst das Strassenfegen. Vor jedem Laden<br />
phantasievolle, dem Gewerbe entsprechende Veranstaltungen:<br />
Dr. Strangelove macht öffentliche<br />
Filmvorführungen, das DracheNäscht veranstaltet<br />
Spielnachmittage und der CMX-Laden stellt seine<br />
farbenprächtigen Gadgets auf der Gasse zur Schau.<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />
Damit erledigen sich auch die leidigen Parkierprobleme.<br />
Was ist Ihr grösster Lebenstraum?<br />
Eine Arche Noah für antiquarische Bücher zu<br />
bauen. Denn ich befürchte, dass in zwanzig Jahren<br />
kaum noch antiquarische Bücher in Läden zu kaufen<br />
sind. Für die Lagerung von ca. 3.5 Millionen<br />
Buchtiteln habe ich auch schon eine bau- und finanztechnische<br />
Lösung gefunden. Zu den bereits<br />
von mir erstellten zwei bestehenden Untergeschossen,<br />
müsste ich noch 12 zusätzliche bauen. Den Kostenpunkt<br />
für die Bücherarche schätze ich auf 14 bis<br />
18 Millionen Schweizer Franken. Mit der Gründung<br />
einer Stiftung liesse sich die finanzielle Planung<br />
so organisieren, dass die Arche auch in<br />
rentabilitätsschwachen Zeiten nicht untergehen<br />
würde. Betrieben würde die Arche von zwei bis drei<br />
Unentwegten, die sich nicht entmutigen lassen und<br />
bereit sind, ihr Leben der Bücherwelt zu widmen.<br />
Das Interview führte Stefan Theiler<br />
Foto: Matthias Depardon<br />
Zeittafel: Gründungs- und<br />
Übernahmedaten<br />
1963: Alexander Wild, Wissenschaftliche Buchhandlung<br />
und Antiquariat, Gründung an der<br />
Kesslergasse 40 (heute Münstergasse 70), 1978<br />
Umzug an die Rathausgasse 30<br />
1968: Bücher-Eule, Modernes Antiquariat (Gute<br />
Bücher für wenig Geld), Gründung an der<br />
Marktgasse 50, 1988 Umzug an die Rathausgasse<br />
32, ab 2002 Führung durch Roman Wild,<br />
Online-Shop: www.buechereule.ch<br />
1975: Karl Maier-Bader & Co., Antiquariat für<br />
Jurisprudenz und Staatswissenschaften, Basel,<br />
Übernahme und Umzug an die Rathausgasse 30<br />
1976: Origo-Verlag, Zürich (Verlag für Östliche<br />
Philosophie), Übernahme und Umzug an die<br />
Rathausgasse 30<br />
1978: Norwegische Holzregale für Bücher,<br />
Schallplatten, CD’s, DVD’s, usw., Generalvertretung<br />
für die Schweiz, Rathausgasse 30<br />
1991: Bücher-Brockenhaus und Kinder-Bücherland<br />
(Preisgünstige gebrauchte Bücher aller Gebiete),<br />
Gründung durch Kaspar Wild an der<br />
Rathausgasse 34<br />
1996: Alibaba’s Bücherhöhle (Jedes Buch Fr.<br />
2.–), Gründung im Keller der Rathausgasse 30<br />
1998: Zsa-Zsa-Bar (kleinste Bar von <strong>Bern</strong>),<br />
Gründung an der Brunngasse 11, jetzt Dominik<br />
Lukacsi<br />
2000: Hans Rohr, Buchhandlung und Antiquariat,<br />
Zürich (Wissenschaft, v. a. Sprachwissenschaft,<br />
Altphilologie, Geschichte usw.), Übernahme<br />
und Umzug an die Rathausgasse 30<br />
2002: Tong Fong, Familie Wong, Chinesisches<br />
Take Away, Gründung an der Brunngasse 9<br />
Leist-Agenda RBL 2010<br />
30. Juni Redaktionssitzung <strong>Brunne</strong>zytig<br />
11. Aug. Vorstand RBL<br />
17. Aug. Redaktionsschluss <strong>Brunne</strong>zytig 3/10<br />
8. Sept. Delegiertenversammlung Spysi<br />
17. Sept. Erscheinung <strong>Brunne</strong>zytig 3/10
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010 AUS DEN LEISTEN<br />
27<br />
Brunngasse am 10. April 2010<br />
Impressionen von Alexander Wild’s Gassenfest<br />
anlässlich seines 80. Geburtstages<br />
Easy Rider Alexander Wild mit 24 Jahren auf seinem<br />
selbst gebauten Motorrad<br />
Herr Dix von Kunst & Kitsch mit seiner Enkelin<br />
Anita mit ihrem Sohn Kaspar vom Nougat-Laden<br />
RBL-Präsident<br />
Edi Franz<br />
Kaspar Wild vom<br />
Bücher-Brockenhaus<br />
Der Botschafter der Dominikanischen Republik<br />
mit Begleitung<br />
Frau Dix mit Frau Wild<br />
Gipsy Band Chèvre Chô. Simone mit Ruedi vom Spielzeugautoladen<br />
Mani Matter Theater Zsa-Zsa-Barfrau<br />
Herr Heugel von der<br />
Käshütte<br />
Hang-Artist Pädu<br />
Herr Spadini, Dr. Strangelove mit dem Geburtstagskind in ihrer Mitte.
28<br />
A N G E B O T E<br />
<strong>Bern</strong>er Münster: Restaurierung Chorfenster<br />
Die Chorfenster aus dem<br />
15. Jahrhundert müssen restauriert<br />
und besser vor Witterungseinflüssen<br />
geschützt werden.<br />
Herzlichen Dank für Ihre dringend<br />
benötigte finanzielle Hilfe!<br />
PC-Konto 30-980-9, Burgerliche Ersparniskasse,<br />
Konto CH87 0638 2042 3103 9390 1<br />
der <strong>Bern</strong>er Münster-Stiftung<br />
Spenden an die <strong>Bern</strong>er Münster-Stiftung sind<br />
steuerabzugsberechtigt.<br />
Kontakt: 031 312 04 64<br />
❑ Beitrittserklärung ❑ Adressänderung<br />
Der/die Unterzeichnende wünscht in einem Ich bin bereits Mitglied des unten<br />
der unten aufgeführten Leiste als Mitglied angekreuzten Leists, habe aber<br />
aufgenommen zu werden (Bitte ankreuzen). eine neue Adresse.<br />
❑ Leist der Untern Stadt <strong>Bern</strong>, Postfach 570, 3000 <strong>Bern</strong> 8<br />
❑ Kesslergass-Gesellschaft, c/o Daniel <strong>Brunne</strong>r, Schauplatzgasse 23, Postfach, 3000 <strong>Bern</strong> 7<br />
❑ Rathausgass-Brunngass-Leist, z. H. Herr Edi Franz, Postfach 405, 3000 <strong>Bern</strong> 7<br />
❑ Kramgassleist, Postfach 852, 3000 <strong>Bern</strong> 8<br />
Name Vorname Beruf<br />
(❑ neue)<br />
Adresse<br />
<strong>Bern</strong>, den Unterschrift<br />
(Bitte an den angekreuzten Leist einsenden.)<br />
GRATIS HAUSLIEFERDIENST<br />
<strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong>, 18. Juni 2010<br />
Abonnements-<br />
Bestellung<br />
Der/die Unterzeichnete bestellt ein Jahres-<br />
Abo nnement der <strong>Brunne</strong> <strong>Zytig</strong> zum Preis<br />
von Fr. 20.–<br />
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Spécialités<br />
de produits d'Italie<br />
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Münstergasse 49 - 3011 <strong>Bern</strong><br />
Tél. 031 311 08 57<br />
Fax 031 312 26 13<br />
Natel 077 52 89 65<br />
Bitte einsenden an <strong>Brunne</strong>-<strong>Zytig</strong>, c/o Xaver Zach,<br />
Postfach 614, 3000 <strong>Bern</strong> 8.