Wissenswertes über Multi-Tools und Haushaltmesser
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Der «rostfreie» Stahl<br />
für VICTORINOX-Messer<br />
Löffel, Gabel <strong>und</strong> Metallwaren wie Krüge, Spülbecken<br />
<strong>und</strong> Abdeckungen sind aus hoch legierten<br />
18/8er- beziehungsweise 18/10er-Chrom-<br />
Nickelstählen hergestellt, die nicht magnetisch<br />
sind. Sie enthalten neben 18 Prozent Chrom 8<br />
bis 10 Prozent Nickel. Solche Stähle sind gegen<br />
Korrosion, die besonders durch Kochsalz aus<br />
Speiseresten <strong>und</strong> Regeneriersalz verursacht<br />
werden kann, in sehr hohem Mass beständig.<br />
Sie sind eher hell <strong>und</strong> silberfarbig.<br />
Die Legierung mit einem Kohlenstoffanteil von<br />
0.1% sowie 13 % Chrom ist bedeutend billiger.<br />
Sie ist ebenfalls nicht härtbar jedoch magnetisch,<br />
<strong>und</strong> die Farbtönung ist etwas dunkler.<br />
Durch den relativ niedrigen Chromgehalt ist der<br />
Korrosions-Widerstand z.B. unter atmosphärischen<br />
Bedingungen oder in wässrigen Substanzen<br />
begrenzt, womit diese Stähle auch als<br />
«korrosionsträge» eingestuft werden.<br />
Die Messerklingen wurden früher aus härtbarem<br />
Kohlenstoffstahl angefertigt, welcher<br />
nicht rostbeständig war. Deshalb verwendete<br />
man in Hotels spezielle Messerputzmaschinen<br />
mit Polierpaste zum Blankreinigen der Messerklingen.<br />
Um sich diese Arbeit zu ersparen, wurden<br />
die Messerklingen auf der Oberfläche verchromt.<br />
Eine Pionierleistung der VICTORINOX<br />
Carl Elsener, der älteste Sohn des Firmengründers,<br />
drängte im Jahre 1920 ein renommiertes<br />
Stahlwerk, rostfreien Stahl zu entwikkeln,<br />
der gehärtet werden kann. Nach zahlreichen<br />
Versuchen fabrizierte er in Ibach die<br />
ersten rostfreien Messer. Da die Resultate<br />
anfänglich nicht seinen Vorstellungen entsprachen,<br />
unternahm er in den folgenden Jahren<br />
grosse Anstrengungen, die Qualität der rostfreien<br />
Messer weiter zu verbessern. Weil nicht<br />
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nur die richtige Legierung sondern auch die<br />
präzise Härte- <strong>und</strong> Anlasstemperatur für die<br />
Qualität der Messer erforderlich sind, erhielt im<br />
Jahre 1931 die heutige ABB den Auftrag, in<br />
Ibach die erste vollelektrische Stahl-Härterei<br />
einzurichten.<br />
Im Anschluss daran eroberten sich die<br />
Metzgermesser von VICTORINOX einen ausgezeichneten<br />
Ruf, zuerst in der Schweiz, in<br />
Frankreich <strong>und</strong> den USA, später weltweit.<br />
Einfluss der Legierungsbestandteile<br />
Das Härten macht die Klingen hart, elastisch<br />
<strong>und</strong> schnitthaltig. Je mehr Kohlenstoff dieser<br />
Stahl enthält, desto härter <strong>und</strong> schnitthaltiger<br />
kann er gehärtet werden, aber umso weniger<br />
rostbeständig ist er. Umgekehrt ist bei weniger<br />
Kohlenstoff die Rostbeständigkeit besser, dafür<br />
die Schnitthaltigkeit schlechter. Rostfrei wird<br />
ein Stahl, wenn er mit mindestens 12 Prozent<br />
Chrom legiert wird, welcher in der Gr<strong>und</strong>masse<br />
gelöst sein muss. Durch eine schützende «passive»<br />
Oberflächenschicht aus Chromoxid wird<br />
Korrosion, zum Beispiel durch Feuchtigkeit,<br />
vermieden. Bei höherem Kohlenstoffgehalt wird<br />
die zu geringe Rostbeständigkeit durch Zulegieren<br />
von Molybdän erhöht.<br />
Ein hoher Chromgehalt ergibt ebenfalls eine<br />
bessere Korrosionsbeständigkeit, reduziert<br />
jedoch die Härte des Stahls, während das<br />
Molybdän ihn härter macht. Messerklingen aus<br />
Chromnickelstahl wären in sehr hohem Masse<br />
rost- <strong>und</strong> säurebeständig, liessen sich aber<br />
leicht verbiegen <strong>und</strong> würden schnell stumpf.<br />
Das Härten<br />
Die martensitischen rostfreien Stähle bieten<br />
eine gute Korrosionsbeständigkeit, die sich in<br />
der Praxis als ausreichend erweist. Das richtige<br />
Härten ist für eine bestmögliche Schneidfähigkeit<br />
<strong>und</strong> genügende Korrosionsbeständigkeit<br />
des Messers jedoch sehr wichtig. Die Klinge<br />
wird bei dieser Wärmebehandlung in einer<br />
Schutzgas-Atmosphäre auf 1020 bis 1060° erhitzt.<br />
Die Härtetemperatur ist von der Stahlqualität<br />
abhängig <strong>und</strong> muss exakt eingehalten<br />
werden. Nach einer Haltezeit von 5 bis 10<br />
Minuten werden die Teile möglichst schnell im<br />
Schutzgas abgekühlt.<br />
Das «Anlassen»<br />
Da der gehärtete Stahl spröd <strong>und</strong> unelastisch<br />
ist, muss er angelassen werden. Bei dieser<br />
zusätzlichen Behandlung erhitzt man ihn erneut<br />
während 2 bis 3 St<strong>und</strong>en auf 160 bis 250° <strong>und</strong><br />
lässt ihn dann langsam abkühlen. Damit nimmt<br />
man dem Stahl die grösste Spannung <strong>und</strong> gibt<br />
ihm die gewünschte Elastizität <strong>und</strong> Zähigkeit.<br />
Die Härtekontrolle erfolgt mit einem Prüfgerät<br />
nach Rockwell. Nach dem Härten <strong>und</strong> Anlassen<br />
hat die Klinge eine Härte von 56 HRC.<br />
Prinzipiell lässt sich sagen, je höher die Härte<br />
eines Stahls, desto besser auch seine Schnitthaltigkeit.<br />
Allerdings hängt dies natürlich auch<br />
von der verwendeten Geometrie der Schneide<br />
ab. Mit zunehmender Rockwell-Härte wird der<br />
Stahl aber auch spröder <strong>und</strong> bruchanfälliger.<br />
Schleifen – Polieren – «Abziehen»<br />
Nach dem Härten wird die Oberfläche bearbeitet,<br />
was in der Messer-Herstellung als<br />
Schleifen bezeichnet wird. Bei diesem Prozess<br />
muss ausgiebig mit Wasser gekühlt werden,<br />
damit die Klingen nicht <strong>über</strong>hitzt werden. Durch<br />
die Überhitzung entsteht eine Veränderung des<br />
Gefüges <strong>und</strong> dadurch eine Verminderung der<br />
Rostbeständigkeit, Härte <strong>und</strong> Schnitthaltigkeit.<br />
(Wenn bei einem späteren Nachschleifen die<br />
Klinge stellenweise <strong>über</strong>hitzt wird, erfolgt nur<br />
an diesen Stellen eine Ausdehnung des<br />
Stahles. Beim Erkalten <strong>und</strong> Zurückdehnen der<br />
<strong>über</strong>hitzten Stellen entstehen dort Risse, die<br />
dann beim Gebrauch zum Bruch der Klinge<br />
führen können.)<br />
Anschliessend werden die Oberflächen fein<br />
poliert. Dies setzt ein homogenes Gefüge <strong>und</strong><br />
einen exzellenten Reinheitsgrad voraus. Zum<br />
Schluss wird den Messern die Schneide abgezogen,<br />
d.h. das Schneidwerkzeug erhält erst<br />
jetzt seine Schärfe <strong>und</strong> Funktionstüchtigkeit.<br />
Das «Abziehen» erfolgt entweder auf einem<br />
Schleifstein oder auf einer Polierscheibe. Der<br />
Schnittwinkel wird mit einem Laser-Messgerät<br />
kontrolliert.<br />
Dank allergrösster Präzision der Automaten ist<br />
es heute möglich, qualitativ sehr gute Messer<br />
zu einem erschwinglichen Preis herzustellen.<br />
Die VICTORINOX-Legierungen<br />
für Messerklingen<br />
Für die Schneideklingen der Taschen<strong>Tools</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Haushaltmesser</strong> wird ein rostfreier chrom<strong>und</strong><br />
molybdänlegierter Spezialmesserstahl verwendet.<br />
Norm C Cr Mo V<br />
1.4110 0.48–0.60 13.0–15.0 0.50–0.80 0.15<br />
für andere Messer<br />
1.4034 0.43–0.50 12.5–14.5<br />
Nachfolgend sind die Einflüsse der wichtigsten<br />
Legierungselemente aufgeführt:<br />
Kohlenstoff (C)<br />
Der Kohlenstoff ist das einflussreichste Legierungselement<br />
im Stahl. Der Kohlenstoffgehalt<br />
liegt zwischen 0.3 <strong>und</strong> 1.0 Prozent; er<br />
bestimmt die Härte sowie Zugfestigkeit, verringert<br />
aber die Korrosionsbeständigkeit. Je höher<br />
der Gehalt an Kohlenstoff, desto höher ist die<br />
erreichbare Härte. Die Zähigkeit nimmt im<br />
Gegenzug ab, der Stahl wird spröde.<br />
Chrom (Cr)<br />
Der Chromgehalt liegt zwischen 12 <strong>und</strong> 17 Prozent<br />
<strong>und</strong> stellt den Hauptlegierungsbestandteil<br />
der martensitischen rostfreien Stähle dar. Ihm<br />
ist die Korrosionsbeständigkeit zu verdanken.<br />
Cr ist ein Karbidbildner. Seine Karbide steigern<br />
die Schnitthaltigkeit <strong>und</strong> Verschleissfestigkeit.<br />
Molybdän (Mo)<br />
Der Molybdängehalt liegt zwischen 0.2 <strong>und</strong> 1<br />
Prozent. Das Molybdän ist ein wichtiges<br />
Zusatzelement, welches mithilft, die Korrosions-<br />
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