Wissenswertes über Multi-Tools und Haushaltmesser
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Während des Zweiten Weltkrieges (1939–<br />
1945) konnten die reduzierten Exporte durch<br />
vermehrte Aufträge der Inland-K<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong><br />
speziell der Schweizer Armee (Soldatenmesser,<br />
Bajonette <strong>und</strong> Offiziersdolche) wettgemacht<br />
werden. Der Personalbestand erhöhte sich von<br />
117 bei Kriegsbeginn auf 199 bei Kriegsende.<br />
In den ersten Kriegsjahren begann mit den beiden<br />
Söhnen Carl (1939) <strong>und</strong> Eduard (1942) die<br />
dritte Generation sich in den Betrieb einzufügen<br />
<strong>und</strong> sich auf ihre verantwortungsvolle<br />
Aufgabe vorzubereiten. Die vielen kleinen, in<br />
neun alten Gebäulichkeiten untergebrachten<br />
Werkstätten erschwerten eine rationelle Fabrikation<br />
immer stärker.<br />
Die geräumigen Hallen des Fabrikneubaus<br />
1943 erlaubten eine rasche Erweiterung der<br />
Produktionskapazität.<br />
Dieser Fabrikneubau verursachte eine schwer<br />
drückende Schuldenlast. Glücklicherweise stellte<br />
sich aber nach Kriegsende nicht der allgemein<br />
befürchtete wirtschaftliche Rückschlag<br />
ein wie 1918, sondern im Gegenteil eine nie<br />
geahnte Hochkonjunktur.<br />
1946 musste eine neue Härterei <strong>und</strong> Flächenschleiferei<br />
gebaut werden.<br />
Vater Carl Elsener hatte während all dieser<br />
Jahre seine ganze Arbeitskraft von morgens<br />
A4<br />
Das Wohn- <strong>und</strong> Geschäftshaus bis 1934.<br />
Büro, Versand <strong>und</strong> Verkaufslokal im<br />
1. Stock <strong>und</strong> Fabrikation im Erdgeschoss.<br />
Dieses Gebäude ist <strong>über</strong> 500 Jahre alt.<br />
früh bis abends spät für den Ausbau des<br />
Betriebes eingesetzt <strong>und</strong> sich die notwendige<br />
Schonung nicht gegönnt.<br />
Am 22. Mai 1950 ereilte den unermüdlichen<br />
Schaffer, erst 64-jährig, ein allzu früher Tod.<br />
Mutter Elise Elsener, die sich schon bisher als<br />
rechte Hand ihres Gatten ganz in den Dienst<br />
des Unternehmens gestellt hatte, <strong>über</strong>nahm nun<br />
zusammen mit ihren Söhnen Carl <strong>und</strong> Eduard<br />
die schwere Bürde der Betriebsleitung.<br />
Die ständigen Bemühungen, die Fabrikation zu<br />
rationalisieren <strong>und</strong> durch modernste Fabrikationsmethoden<br />
die Produktionskapazitäten<br />
der wachsenden Nachfrage anzupassen, ermöglichten<br />
es, die jährlichen Lohnerhöhungen<br />
wenigstens teilweise zu kompensieren <strong>und</strong> die<br />
Preise tiefzuhalten. Das erhöhte die Konkurrenzfähigkeit<br />
<strong>und</strong> war für die von Jahr zu<br />
Jahr zunehmenden Exporte ausschlaggebend.<br />
Mehr <strong>und</strong> mehr meldeten sich auch Interessenten<br />
aus dem Ausland. Nach dem 2. Weltkrieg<br />
verkauften die PX-Läden der US-Armee,<br />
Marine <strong>und</strong> Luftwaffe das «Swiss Army Knife»<br />
in grossen Mengen an ihre Offiziere <strong>und</strong><br />
Soldaten. Der USD galt dazumal CHF 4.31.<br />
Im Laufe der Jahre wurden in das praktische<br />
<strong>Multi</strong>-Tool noch weitere nützliche Werkzeuge<br />
eingebaut <strong>und</strong> deren Funktionstüchtigkeit laufend<br />
verbessert. Heute ist das «Offiziersmesser»<br />
in <strong>über</strong> 100 verschiedenen Variationen<br />
<strong>und</strong> Kombinationen ab Lager lieferbar.<br />
1953 besuchte uns Herr Hartkopf aus<br />
Solingen, der in Süddeutschland <strong>und</strong> der<br />
Schweiz die «Windmühle»-Gemüsemesser aus<br />
Solingen verkaufte. Er war beeindruckt von der<br />
Qualität unserer Taschenmesser <strong>und</strong> wünschte<br />
diese für uns in Deutschland zu verkaufen. Der<br />
Anfang war mühsam. So verkaufte er z.B. sei-<br />
nem Fre<strong>und</strong> Maurer, Messerschmied in Heilbronn,<br />
der die Werkstatt führte <strong>und</strong> seine Frau<br />
das Verkaufslokal, einige Offiziersmesser. Sie<br />
schickte die Messer postwendend zurück mit<br />
der Bemerkung: «Solche Messer sind in<br />
Deutschland unverkäuflich».<br />
Bis 1969 hat der Schweizer Souvenirhandel<br />
nur minderwertige ausländische Taschenmesser<br />
mit roten Schalen <strong>und</strong> Schweizerwappen<br />
angeboten. Es ist uns nicht gelungen,<br />
den ausländischen Fabrikanten davon abzuhalten,<br />
die Taschenmesser mit dem Schweizerwappen<br />
zu versehen. Nach dem Gerichtsentscheid<br />
konnte er aber dazu gezwungen<br />
werden. Der Souvenirhandel war sich an billige<br />
Souvenirartikel gewohnt <strong>und</strong> darum schufen<br />
wir die Elinox-Serie (heute EcoLine). Zu unserer<br />
Überraschung wurden später auch im Souvenir-<br />
Sektor die teuren VICTORINOX-Taschenmesser<br />
besser verkauft als die preisgünstigeren<br />
Elinox.<br />
Am 2. Januar 1979 erfolgte die Umwandlung<br />
der Einzelfirma «Messerfabrik Carl Elsener» in<br />
die Familien-Aktiengesellschaft «Victorinox AG».<br />
1979 bis 1994 produzierten wir die EcoLine-<br />
Taschenmesser für einen Schweizer Grossverteiler<br />
mit einer anderen Wappenform <strong>und</strong> mit<br />
hellroten Schalen aus Rücksicht auf den Fachhandel,<br />
insbesondere den Verband der Schweizer<br />
Messerschmiedmeister.<br />
Bis 1991 hat sich die VICTORINOX sehr erfreulich<br />
entwickelt, aber der Konkurrenzdruck aus<br />
dem Fernen Osten machte der westlichen<br />
Messerindustrie <strong>und</strong> auch dem grössten Arbeitgeber<br />
im Kanton Schwyz immer mehr zu<br />
schaffen.<br />
Ziel von VICTORINOX war es seit jeher, Arbeitsplätze<br />
zu schaffen <strong>und</strong> zu erhalten. Jeder<br />
Mensch braucht eine nützliche Arbeit, muss die<br />
Möglichkeit zu einer sinnvollen Lebensgestaltung<br />
haben. Arbeitsplätze zu bieten ist ein<br />
Beitrag zum Volkswohl.<br />
VICTORINOX suchte nach dem besten Weg,<br />
das Unternehmen auch in Zukunft stark <strong>und</strong><br />
ges<strong>und</strong> zu erhalten <strong>und</strong> zu verhüten, dass es<br />
später durch Erbteilungen geschwächt werden<br />
könnte. Zu diesem Zwecke wurde am 27. Okto-<br />
ber 2000 die VICTORINOX-Unternehmensstiftung<br />
mit 78,4 % des VICTORINOX-Kapitals<br />
errichtet. Weitere 15 % sind in einer am 26. Oktober<br />
1994 gegründeten gemeinnützigen<br />
Stiftung. Die Familie Elsener fühlt sich aber,<br />
zusammen mit dem Kader, weiterhin voll verantwortlich<br />
für das Unternehmen.<br />
Punkto Umweltschutz <strong>und</strong> Recycling ist die<br />
VICTORINOX vorbildlich <strong>und</strong> hat sogar Pionierarbeit<br />
geleistet. So wird für die Heizung der<br />
Fabrik <strong>und</strong> der 120 umliegenden Wohnungen<br />
dank grossen Investitionen für eine weitgehende<br />
Wärmerückgewinnung praktisch kein Heizöl<br />
benötigt. Durch gezielte Überdimensionierung<br />
der Lüftungsrohre, Filter-, Heiz- <strong>und</strong> Kühlflächen<br />
konnte der Energieverbrauch für die<br />
Lüftung bei gleicher Leistung von 150 auf 70<br />
kWh reduziert werden. Auf unsere Veranlassung<br />
<strong>und</strong> dank unserer Mithilfe wurden<br />
Anlagen für das Recycling von jährlich 600<br />
Tonnen Schleifschlamm entwickelt.<br />
Für viele ist das «Swiss Army Knife» von VIC-<br />
TORINOX zum unentbehrlichen <strong>und</strong> nützlichen<br />
Begleiter sowie zum Symbol für Schweizer<br />
Qualität geworden.<br />
Die Schweizer Souvenir-Händler bestätigen,<br />
dass «Swiss Army Knives» die bestverkauften<br />
Souvenir-Artikel sind.<br />
Bei verschiedensten Expeditionen, im arktischen<br />
Eis des Nordpols, auf dem höchsten<br />
Gipfel der Erde, dem Mount Everest, in den tropischen<br />
Urwäldern des Amazonas usw. wurde<br />
es erfolgreich erprobt <strong>und</strong> hat sich in<br />
Situationen äusserster Gefahr <strong>und</strong> höchster<br />
Not sogar als «Lebensretter» erwiesen.<br />
In einer kleinen Taschenbroschüre, welche in<br />
Deutsch, Englisch, Französisch <strong>und</strong> Spanisch<br />
gedruckt wurde, sind Tatsachenberichte aus<br />
aller Welt, in denen das Taschenmesser aus<br />
dem Swiss Knife Valley eine wichtige Rolle<br />
gespielt hat, zusammengetragen.<br />
Als offizieller Ausrüstungsbestandteil der Space-<br />
Shuttle-Crew umkreist das «Swiss Army Knife»<br />
die Erde. Seit Lyndon B. Johnson verschenken<br />
US-Präsidenten VICTORINOX-Taschenmesser<br />
an ihre Gäste im Weissen Haus. Einen speziellen<br />
Glanzpunkt setzten Präsident George Bush<br />
<strong>und</strong> seine Frau Barbara, als sie im Oktober 1997<br />
die Fabrik in Ibach mit ihrem Besuch beehrten.<br />
A5