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26. März 1925. Entschw efelung#-, Entgasungs- und D esoxydationsverfahren. Stahl und Eisen. 451<br />

alkalien gebunden wird. Diese Vorgänge waren schon<br />

vor den Walterschen Versuchen bekannt und besonders<br />

bei der Herstellung von Stahl angewendet.<br />

Walter hat aber in erster Linie die Einwirkung der<br />

Kieselsäure auf die Erdalkalien, die Oxyde und Oxydhydrate<br />

der Metalle Kalzium, Barium und der Alkalien,<br />

besonders des Kaliums und Natriums, die sich<br />

mit Silizium viel schneller verbinden als mit Schwefel,<br />

erkannt und berücksichtigt. Er hat deshalb die<br />

schädlich wirkende Kieselsäure, hier also die saure<br />

Ofenschlacke, bei Anwendung des Verfahrens ferngehalten.<br />

Dabei war zu beachten, daß eine geeignete<br />

Auswahl der Zusätze an Alkalien und Erdalkalien<br />

getroffen wurde, um bei der Entfernung des Schwefels<br />

nicht auch Silizium und Kohlenstoff anzugreifen.<br />

Die flüssige Ofenschlacke, auch wenn<br />

sie keine freie Kieselsäure enthält, wirkt<br />

störend auf den Entschwefelungsvorgang,<br />

weil das Alkali sehr leicht die<br />

Silikatverbindung zerlegt, die Kieselsäure<br />

an sich reißt und den bereits<br />

in der Ofenschlacke als Sulfid gebundenen<br />

Schwefel wieder an das flüssige<br />

Eisen abstößt.<br />

Aehnlich verhält sich auch die Entschwefelungsschlacke<br />

selbst. Deshalb<br />

darf auf das Eisenbad in der Gießpfanne,<br />

wenn die Entschwefelungsschlacke<br />

bereits Schwefel gebunden hat,<br />

kein Form- oder Streusand aufgeworfen<br />

werden, weil dadurch eine Rückschwefelung<br />

eintritt. Es sei an dieser<br />

Stelle auf die bemerkenswerten Versuche<br />

von E m m el, die in der Gießerei-Zeitung<br />

19 (1922), S. 47, Tafel 3, veröffentlicht<br />

wurden, hingewiesen.<br />

Walter und dessen Mitarbeiter haben<br />

die Versuche zunächst in einfachen Gießpfannen<br />

verschiedener Größe, mit über<br />

500 kg Inhalt, ausgeführt. Die Ergebnissein<br />

den Gießereien von Thyssen, Mülheim<br />

und Pegnitzhütte bestätigen, daß<br />

bei einiger Achtsamkeit der Gießer in<br />

bezug auf die Entschwefelung ein voller<br />

Erfolg gesichert werden kann.<br />

Die Beseitigung der Schwefelschlacke<br />

vom Eisenbade in der Gießpfanne<br />

machte in vielen Gießereien Schwierigkeiten.<br />

Die ergänzte Bauart mit Schlackenabschäumer<br />

(Abb. 1: Kranpfanne von Senssenbrenner; Abb. 2:<br />

Trommelpfanne der Ardeltwerke) und die ähnliche<br />

Bauart nach Dech sne machte die Belästigung<br />

durch die dünnflüssige Schlacke wesentlich geringer,<br />

doch wurde sie immer noch bemerkbar. Daneben beklagten<br />

sich die Arbeiter über die Entschwefelungsdämpfe,<br />

die zeitweise das Gießen behindern, wenn<br />

nicht entsprechende Vorkehrungen für den Abzug<br />

der Gase an einer bestimmten Stelle in der Gießerei<br />

getroffen wurden.<br />

Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, hat<br />

Scharlibbe einen besonderen Eisensammler mit Einfiihrunsrsöffnung<br />

und Abzugsrohr vor dem Schmelzofen<br />

(ohne Vorherd) angeordnet (Abb. 3). Am Ofen<br />

selbst wurde nichts geändert. Der Eisensammler<br />

ist nur mit einer kurzen Abstichrinne angeschlossen.<br />

Die saure Ofenschlacke wird, wie bei jedem einfachen<br />

Schachtofen, durch einen Schlackenablauf<br />

von Zeit zu Zeit abgelassen; in den Eisensammler<br />

läuft also nur schlackenfreies Eisen, dem das Entschwefelungsmittel<br />

zugegeben wird.<br />

Um eine genügende Vorwärmung des Sammlers<br />

zu erreichen oder eine Abkühlung in bestimmten<br />

Fällen und Wartezeiten zu vermeiden, wird zweckmäßig<br />

zeitweise ein Oelbrenner verwendet.<br />

Es ergab sich, daß, je heißer das Eisen aus dem<br />

Ofen kam, und je länger es der Wirkung der Entschwefelungsschlacke<br />

ausgesetzt wurde, um so mehr<br />

Abbildung 3.<br />

Eisenreiniger nach Scharlibbe.<br />

auch die Entschwefelung stieg; ferner zeigte es sich,<br />

daß ein hochbasisches Futter im Entschwefelungsvorherd<br />

nicht notwendig ist, daß aber ein saures<br />

Futter aus Klebsand den Entschwefelungsvorgang<br />

nachteilig beeinflußt. Wie Scharlibbe in seinem Vortrage<br />

im Verein deutscher Gießereifachleute 1921<br />

berichtet und Emmel bestätigt, sind sämtliche Gußstücke,<br />

die aus dem entschwefelten Eisen gegossen<br />

wurden, einwandfrei gewesen. Die Stücke zeigten<br />

keine Poren und Lunker, womit der Beweis erbracht<br />

war, daß gleichzeitig mit der Entschwefelung auch<br />

eine weitgehende Entgasung und Desoxydation des<br />

Eisens eintrat.<br />

Nicht allein in der Vermeidung des Ausschusses,<br />

sondern auch in der leichteren Bearbeitbarkeit des

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