<strong>Weihnachts</strong>- <strong>und</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2008</strong> Ausstecherle Von Manfred Eichhorn Kaum ein <strong>Weihnachts</strong>buch, in dem nicht vom Bretla backa die Rede ist. Vom Geruch, der durchs Haus zieht wie ein aus den Kindertagen entsprungener <strong>Weihnachts</strong>geist. Auch ich will deshalb mit meiner Geschichte übers Bretla backa nicht hinterm Berg halten, sondern schütte sie, mit allen Ingredienzen, auf den Gutslesteller meiner Erinnerung: Meine Oma saß auf dem Sofa <strong>und</strong> rührte den Teig für die Ausstecherle. Sie konnte st<strong>und</strong>enlang Teig rühren, stoisch, als wären ihre Arme eigens dazu geschaffen worden. Wie ein Uhrwerk funktionierten die. Da war es für uns Kinder einfach, aus dem fertigen Teig, den meine Mutter uns ausgewellt hatte, Monde, Sterne <strong>und</strong> kleine Engel auszustechen, die wir dann mit Eigelb bepinselten <strong>und</strong> mit Liebesperlen verzierten, ehe meine Mutter das Heft wieder in die Hand nahm <strong>und</strong> das volle Blech in die Küche trug, um es in den Backofen zu schieben. Da saß dann meine Oma noch immer oder schon wieder in der hintersten Sofaecke der Stube - die wir fürs Bretla backa annektiert hatten, da die Küche nicht ausreichte - mit einer frischen Teigschüssel, in der sie rührte <strong>und</strong> rührte, wortlos wie immer. Nur einmal, als mir beim Einsortieren der Bretla in die <strong>Weihnachts</strong>dose ein Engelflügel abbrach <strong>und</strong> ich den Flügel ratlos in den Händen hielt, ehe ich ihn als Versucherle in den M<strong>und</strong> schob, da sagte sie: »Flügel, die bräucht i jetzt ao!« Die hat sie dann auch bekommen, im nächsten Jahr, mitten im Sommer, als sie sich nach dem Nachmittagskaffee noch ein wenig hingelegt hat, aber nicht mehr aufgestanden ist. Richtig vermisst aber habe ich meine Oma erst, als es wieder Advent wurde <strong>und</strong> in der Sofaecke niemand mehr saß, der stillschweigend den Teig rührte. Damals habe ich mir vorgestellt, meine Oma sitzt jetzt mit den Flügeln, die sie sich gewünscht hatte, in der himmlischen Backstube in irgendeiner äußeren Ecke eines himmlischen Sofas <strong>und</strong> rührt <strong>und</strong> rührt. Und so kommt es, dass wenn ich ans Bretla backa denke, nicht wie die meisten Menschen, Gerüche auferstehen lassen muss; ich brauche meine Oma dazu, die in der Sofaecke sitzt <strong>und</strong> in der Teigschüssel rührt <strong>und</strong> rührt. Eine rührselige Geschichte, ich weiß, im wahrsten Sinne des Wortes! Aber so isch‘s halt, wenn ma vom Bretla backa vrzählt. Gedanken zur Weihnacht Vier Kerzen stehen traut zusammen, Die Dunkelheit weicht ihrem Schein, Verheißung liegt in ihren Flammen, Sie leuchten still die Weihnacht ein. Das <strong>Weihnachts</strong>licht erquickt die Herzen, Gibt Hoffnung, Mut <strong>und</strong> Zuversicht, Trotz aller Trübsal, Not <strong>und</strong> Schmerzen, Die <strong>Weihnachts</strong>botschaft Heil verspricht. Für alle, die im Finstern wandeln, Wird strahlend nun der Weg erhellt. Ein jeder soll im Glauben handeln, Der Retter kommt als Licht der Welt. G. A. Ulmer 8
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