Cross Bones gegen Street Bob - ZWEIRAD-online

FAHRBERICHT 15
zieht ihm die Arme lang, auf
dass man sich ganz freiwillig
wieder dem Cruisen und Genießen
hingibt, denn das können
die Harleys mit Abstand am
besten vermitteln
Mathias:
Die Cross Bones besitzt kein
Zentralschloss. Erst den Lenker
entriegeln, dann auf dem
Tank den Knubbel entsperren,
danach kann der Schlüssel
wieder in der Jackentasche
verschwinden. Die Blinkerbetätigung
geschieht harleylogisch
und gefiel mir gut.
Dort, wo geblinkt werden soll,
wird am jeweiligen Lenkerende
gedrückt. Wie die Elektronik
weiß, wann sie den
Blinker zurückschalten muss,
habe ich bis heute nicht begriffen.
Jedenfalls funktioniert es.
Warnblinken geht auch, wenn
man gleichzeitig beide Schalter
drückt. Man muss sie aber
wirklich gleichzeitig drücken.
Übrigens auch zum Ausschalten.
Daran bin ich fast verzweifelt.
Die Springergabel begreift
man erst, wenn man sich davor
hockt und sie beobachtet, während
ein anderer kräftig einfedert.
Im Prinzip handelt es
sich um eine kurze geschobene
Schwinge, aber was da mit den
Federn samt Dämpfer passiert,
ist faszinierend.
Ob die Springergabel nun
besser funktioniert als die
in der Street Bob eingebaute
Telegabel Irgendwie schon,
manchmal nicht, schwer zu
vergleichen. Aber allein der
Nostalgielook ist klasse.
Gregor:
Lenker entriegeln, Knubbel
entsperren, Zündung einschalten,
Schlüssel verstauen
– nein, da lobe ich mir doch das
praktischere Zentralschloss
der Dyna. Die herkömmliche
Telegabel der Street Bob ist
tatsächlich besser als die Springergabel,
die Ihrem Namen hin
und wieder alle Ehre macht. Im
Zweifelsfall kommen leichte
Schläge bei der Dyna eher von
den hinteren Stereofederbeinen,
hier scheint mir wiederum
die Cross Bones mit ihrem Zentralfederbein
leicht im Vorteil.
Das mir die Street Bob besser
taugt, liegt vor allem daran, dass
sie in meinen Augen wesentlich
entspannter zu Fahren ist. Auf
der Cross-Bones ist der Lenker
höher und auch noch breiter, da
hat man einfach nicht mehr die
Kraft, so locker um die Kurven
zu schwingen. Je langsamer
man fährt, desto mehr Arbeit
macht die Softail CB. Oder muß
ich einfach mal wieder in die
Muckibude
Die Street Bob im klassischen Retrostyle. Der Fahrradsattel gefiel Gregor nicht.
Beide Tester konnten sich nicht mit
der an der Street Bob montierten
Schaltwippe anfreunden. Die Trittbretter
dagegen sind auf längere
Strecken bequem.
Eine Springergabel begreift man am
Besten, wenn sie sich bewegt.
Die Street Bob sparte mit Chrom,
dafür gab es zahlreiche gut gelungene
und nicht aufdringliche Ornamente
auf Tank und Schutzblech.
Ohne Ausgleichswelle, dafür in Gummi
gelagert: Der Street Bob-Motor.
Das fahraktivere Modell ist zweifelsohne die Street Bob, allerdings steht sie
auf Drehzahlen.
Mathias:
Nicht zurecht gekommen bin
ich mit der Schaltwippe. Ich
bin Zieher und Drücker, kein
Spitze-Absatz-Trampler. Wäre
die Cross Bones die Meinige,
würde ich den hinteren Teil der
Wippe sofort demontieren.
Höllisch erschrocken habe
ich mich beim ersten Anlassen:
Oh Gott, sind irgendwelche
Teile unten aus dem Motor
gestürzt Blutet sie Nein, der
Anlasser wütet nur dermaßen
vehement im einen perfekten
Klangkörper abgebenden
Gehäuse, dass man sich erst
daran gewöhnen muss.
Gewöhnungsbedürftig trotz
Hochlenker und Trittbrettern
ist nach wie vor die Sitzposition.
Auf der Street Bob mit
der perfekten Jockey-Haltung
mag es vielleicht dem Gregor
gefallen, ich hatte permanenten
Zwerchfellhochstand und
entsprechende Kurzatmigkeit.
Aber niemand behauptet, dass
eine Harley nach ergonomischen
Gesichtspunkten gebaut
wird.
Gregor:
Das mit den Schaltwippen
ist ein nettes Gimmick, doch
wenn man ständig am nachdenken
ist, wo man jetzt treten
muß um rauf- oder runterzuschalten,
dann bleibe auch
ich lieber ein konservativer
Zieher und Drücker. Ist aber
sicher Gewöhnungssache. Wie
Mathias schon sagte, akustisch
haben alle Harleys einiges zu
bieten. Das metallische „Klonk“
beim Einlegen der Gänge flößt
Respekt ein, der Sound aus den
Auspufftöpfen besitzt definitiv
Suchtpotential und dürfte ein
Kaufargument für sich sein.
Sitzen kann man im Prinzip
auf beiden ganz ordentlich, was
ich aber überhaupt nicht mag,
ist dieser aufgeblasene Fahrradsattel
an der Cross Bones,
der noch dazu gefedert ist. Legt
man sich in die Kurve, gibt der
Sattel einseitig nach, das ist
sehr verwirrend für mein Popometer.
Mathias:
Optisch finde ich das Bike
mit dem unter dem Motor liegenden
Federbein sehr ansprechend.
Die wenigen, aber
stylistisch gelungenen Verzierungen
passen perfekt zum
komplett schwarzen Look der
Testmaschine, es muss ja nicht
immer und überall Chrom sein.
Und schwarz zu putzen ist
nicht minder aufwändig.
Ein vorschriftswidrig
die Fahrbahn überquerendes
Pferd in der Hersbrucker
Schweiz zwang mich zu einer
Gefahrenbremsung. Ergeb-