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Frank Dalmer1 Wieslaw Fiebig2 Jozef Rabiega3 - bei GERB

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<strong>Frank</strong> Dalmer 1<br />

<strong>Wieslaw</strong> Fiebig 2<br />

<strong>Jozef</strong> Rabiega 3<br />

1 : Dipl. - Ing. <strong>GERB</strong> Schwingungsisolierungen GmbH & Co. KG, Essen<br />

2 : Dr. hab. inz. Konstruktionsinstitut für Maschinen am Politechnikum Breslau<br />

3 : Dr. hab. inz. Brückenbau, Ing. Institut am Politechnikum Breslau<br />

Schwingungsreduzierung an Fußgängerbrücken durch den Einsatz von<br />

Schwingungstilgern – Projekt<strong>bei</strong>spiel Brücke "Zabia Kladka" in Breslau<br />

1. Einleitung<br />

Charakteristisch für Fußgängerbrücken mit großer Spannweite sind niedrige Eigen-<br />

frequenzen und geringe Eigendämpfung. Daher sind Fußgängerbrücken oft anfällig gegen-<br />

über dynamischen Belastungen, häufig werden resonanzartige Schwingbewegungen be-<br />

obachtet. Die auftretenden Schwingbewegungen beeinträchtigen den Komfort <strong>bei</strong> Nutzung<br />

der Brücke - sie werden als störend empfunden – im schlimmsten Fall kann die Brücke durch<br />

diese Schwingungen geschädigt werden. Durch Einsatz von Schwingungstilgern wird die<br />

Systemdämpfung der Brücke erhöht und somit können resonanzartige Schwingbewegungen,<br />

die in den meisten Fällen im Frequenzbereich unterhalb von 3 Hz auftreten, deutlich<br />

vermindert werden.<br />

Ein Schwingungstilger besteht aus einer auf die Brückenmasse abgestimmten<br />

Schwingmasse, die im einfachsten Fall auf Schraubendruckfedern mit dazu parallel<br />

geschalteten viskosen Dämpfern gelagert ist. Die Eigenfrequenz des Tilgers wird auf die zu<br />

bedämpfende Eigenfrequenz der Brücke abgestimmt. Das Wirkprinzip von Tilgern ist<br />

einfach. Wird die Brücke zu Schwingungen angeregt, schwingen auch die Tilger, jedoch<br />

phasenverschoben zur Brücke. Diese Phasenverschiebung der Bewegungen führt zu einer<br />

Massenkraftkompensation, die Bewegungen der Brücke werden vermindert.<br />

Im nachfolgenden Artikel sind die Ergebnisse der gemeinsam mit der Firma <strong>GERB</strong><br />

Schwingungsisolierungen GmbH & Co. KG für die Fußgängerbrücke "Zabia Kladka" in<br />

Breslau durchgeführten theoretischen Untersuchungen sowie deren praktische Realisierung<br />

dargestellt. Im letzten Abschnitt wird die erzielte Verbesserungswirkung durch Einbau der<br />

nun eingesetzten drei Schwingungstilger vorgestellt.


Obwohl <strong>bei</strong> der nachfolgend beschriebenen Fußgängerbrücke die statischen Anforderungen<br />

erfüllt sind, konnte <strong>bei</strong> Untersuchungen an der Brücke eine deutliche Anfälligkeit gegenüber<br />

dynamischen Belastungen festgestellt werden, Schäden durch das dynamische Verhalten<br />

konnten nicht ausgeschlossen werden. Aus diesem Grund war es notwendig, Maßnahmen<br />

zur Verminderung der auftretenden Schwingungen zu realisieren.<br />

2. Konstruktion der Fußgängerbrücke<br />

Die im Jahr 2002 umgebaute Fußgängerbrücke "Zabia Kladka" über die Oder in Breslau ist<br />

als Hängebrücke in Stahlkonstruktion mit Holzbeplankung im Gehbereich ausgeführt. Der<br />

Gehbereich der Brücke besitzt eine Länge von ca. 50 m, die Brückenmasse beträgt ca. 40 t.<br />

In den nachfolgenden Bildern ist die Brücke dargestellt.<br />

Bild 1 Geometrie der neuen Fußgängerbrücke<br />

Bild 2 Ansicht der Brücke nach Fertigstellung


3. Ergebnisse der Messungen an der Brücke vor Einbau der Tilger<br />

Nach Fertigstellung war die Brücke extrem schwingungsanfällig. Bereits <strong>bei</strong>m üblichen<br />

Fußgängerverkehr waren auf der Brücke deutliche Schwingbewegungen spürbar und<br />

sichtbar. Bei gezielter Anregung der Brücke in der Brückenmitte bzw. in den Viertelspunkten<br />

durch eine oder mehrere Personen wurden schwach gedämpfte Schwingbewegungen mit<br />

Amplituden von bis zu ± 130 mm festgestellt. Weitere Untersuchungen ergaben, dass die<br />

Brücke leicht zu Schwingbewegungen mit der ersten und zweiten Eigenfrequenz, Frequenz<br />

ca. 1,3 bzw. 1,6 Hz, angeregt werden konnte. Der nachfolgende Zeitverlauf zeigt die geringe<br />

Eigendämpfung einer dieser Eigenformen, der Dämpfungsgrad dieser Eigenform ist kleiner<br />

1%.<br />

Bild 3 Vor Einbau der Tilger ermittelter Zeitverlauf – Ausschwingversuch<br />

Bild 4 zeigt die Eigenschwingformen der o.g. dominant feststellbaren Eigenfrequenzen, die<br />

mit Hilfe der Modalanalyse messtechnisch ermittelt wurden. Bei diesen Eigenformen treten<br />

nur Vertikalbewegungen auf. Störende Schwingbewegungen mit Bewegungsanteilen in<br />

Querrichtung der Brücke konnten nicht festgestellt werden.


a)<br />

b)<br />

Bild 4 Ergebnisse der Modalanalyse - gemessene Eigenformen mit einer Eigenfrequenz von<br />

a) 1,33 Hz , b) 1,64 Hz<br />

4. Ergebnisse der FEM-Berechnungen<br />

Es wurden FEM-Berechnungen zur Auslegung geeigneter Schwingungstilger durchgeführt.<br />

Bei diesen Berechnungen wurde die Schwingungsanfälligkeit der Brücke <strong>bei</strong> unterschied-<br />

lichen Lastfällen untersucht. Ziel der Tilgerauslegung war es, die Schwingbewegungen der<br />

Brücke <strong>bei</strong> gleichzeitig geringen Relativwegen zwischen Brücke und Tilger deutlich zu<br />

vermindern.<br />

Für die Tilgerauslegung musste der Vandalismus-Lastfall „mutwillige Anregung der Brücke<br />

durch eine Personengruppe“ berücksichtigt werden.<br />

Das für die Berechnungen genutzte FEM-Modell wurde auf die Ergebnisse der Messung<br />

abgestimmt.<br />

Nachfolgend sind die <strong>bei</strong>den <strong>bei</strong> den FEM-Berechnungen ermittelten Eigenschwingformen<br />

dargestellt, die dominant an der Brücke festgestellt werden konnten. Die hier ermittelten<br />

Eigenformen stimmen gut mit den in Bild 4 gezeigten, messtechnisch ermittelten Eigen-<br />

formen überein.


a)<br />

b)<br />

Bild 5 Berechnete Eigenschwingformen für die Eigenfrequenzen a) 1,3 Hz und b) 1,6 Hz<br />

(in den Bildern ist die Ruhelage des Systems mit dargestellt)<br />

5. Beschreibung der eingesetzten Schwingungstilger<br />

Als Ergebnis der Berechnungen wurde vorgeschlagen, in den Viertelspunkten und in der<br />

Brückenmitte Schwingungstilger anzuordnen. Alle Tilger besitzen prinzipiell den gleichen<br />

Aufbau, sie unterscheiden sich nur in der Größe der Schwingmasse und der<br />

Abstimmfrequenz. Die Schwingungstilger in den Viertelspunkten besitzen eine Masse von je<br />

900 kg und sind auf die Eigenfrequenz 1,3 Hz abgestimmt, der Tilger in der Brückenmitte<br />

besitzt eine Masse von ca. 2.000 kg und ist auf die Eigenfrequenz 1,6 Hz abgestimmt. Die<br />

Tilger sind folgendermaßen aufgebaut:<br />

• Die Schwingmasse besteht aus mehreren Stahlplatten. Durch den Ein- bzw. Ausbau<br />

von Gewichtsplatten kann die Eigenfrequenz nachträglich justiert werden.<br />

• Schraubendruckfedern mit einer erforderlichen Steifigkeit.<br />

• VISCO ® -Dämpfer für die benötigte Dämpfung.


Des Weiteren sind die Tilger mit elastischen Anschlagpuffern ausgerüstet. Diese sollen die<br />

Tilgerbewegungen begrenzen und so im Extremfall Beschädigungen der Brücke durch<br />

übergroße Bewegungen verhindern.<br />

Nachfolgend ist einer der eingesetzten Tilger dargestellt.<br />

Bild 6 Zeichnung der eingesetzten Schwingungstilger<br />

3. Ergebnisse der Messungen an der Brücke nach Einbau der Tilger<br />

Durch den Einbau der Schwingungstilger wie oben beschrieben konnte die Schwingungs-<br />

anfälligkeit der Brücke deutlich vermindert werden. Bei nachträglichen Untersuchungen<br />

konnte selbst <strong>bei</strong>m Vandalismus-Lastfall „mutwillige Anregung der Brücke durch eine<br />

Personengruppe“ kein resonanzartiges Aufschaukeln der Brücke mehr beobachtet werden.<br />

Die nun an der Brücke maximal festgestellten Schwingbewegungen liegen in der<br />

Größenordnung ±10 mm. Wie der nachfolgend dargestellte Zeitverlauf zeigt, wurde durch die<br />

Tilger die Systemdämpfung der Brücke signifikant erhöht.<br />

Bild 7 Nach Einbau der Tilger ermittelter Zeitverlauf – Ausschwingversuch

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