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Aspekt im Handbuch 6Le - Volkmar Lehmann

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14<br />

Drei ergänzende Bemerkungen:<br />

1. Die mit der Derivation herbeigeführte Veränderung der Gestalt-<br />

Funktion ist ein typischer Fall der Rekategorisierung (s. 1.; LEHMANN<br />

1996; 1995), wie sie auch mit Partizipien, Verbalabstrakta oder Metaphern<br />

vorliegen: Die Situation des progressiv gebrauchten otkryvat´ gehört mit<br />

seiner von der lexikalischen telischen Funktion <strong>im</strong>plizierten E-Funktion der<br />

Kategorie der Ereignisse an, mit seiner derivationalen V-Funktion der<br />

Kategorie der Verläufe, so wie die Situation von çtenie mit seiner<br />

lexikalischen Funktion der Kategorie der aktionalen Situationen, durch die<br />

Derivation aber der Kategorie der Gegenstände angehört.<br />

2. Wenn wir als heterogen eine Situation ansehen, deren Teile nicht<br />

derselben Kategorie angehören, wie die ganze Situation, und als homogen<br />

eine Situation, deren Teile derselben Kategorie angehören, wie die ganze<br />

Situation, dann lassen sich diese Begriffe sowohl auf Telizität, als auch auf<br />

die aktionale Gestalt beziehen (‘heterogen’ auch auf Zeitadverbiale wie in 5<br />

Minuten und 5 Minuten lang). Die <strong>im</strong>plikativen Zusammenhänge wie<br />

‘telisch -> Ereignis(-Default)’ gelten dann auch für die Heterogenitätssorten<br />

und es wäre dementsprechend eine telische Heterogenität von einer<br />

Ereignis-Heterogenität zu unterscheiden, eine atelische von einer<br />

Verlaufshomogenität. Homogenität/ Heterogenität wären dann Oberbegriffe<br />

und dies der Grund für die fälschliche Annahme, daß die genannten<br />

Begriffe austauschbar seien (vgl. etwa HERWEG 1990, 53; <strong>Lehmann</strong> 1995,<br />

114).<br />

3. Ein best<strong>im</strong>mter Lexemtyp (EV-Lexeme, s. u.), ist hinsichtlich der<br />

Telizität diffus, damit auch die Gestalt-Implikationen. Die diffusen<br />

aktionalen Gestalten können und werden meist durch heterogene<br />

(„gequantelte“, s. KRIFKA 1989, 39-41) Aktanten konturiert (zur Operation<br />

der Konturierung s. LEHMANN 1996), bei den Derivaten ist die Kontuierung<br />

in der Regel durch ein best<strong>im</strong>mtes Affix markiert, vgl. z. B. çitat´ lozung<br />

> proçitat´ lozung: ‘telisch -> E’; çitat´ (ohne oder mit homogenem<br />

Aktant) > poçitat´, (dito): ‘atelisch -> V’. Wenn der Aktant keine<br />

Konturierung bringt, bleibt die Diffusität der lexikalischen Funktion<br />

erhalten, vgl. ona çitala knigu/ gazetu ‘sie hat das Buch/ die Zeitung - <strong>im</strong><br />

Buch/ in der Zeitung gelesen’: ‘telisch-atelisch -> EV’, mit<br />

unterschiedlicher Tendenz zu telischer oder atelischer Interpretation.<br />

(Allgemein zur Beziehung zwischen aktionalen Funktionen und Aktanten s.<br />

BULYGINA/ SµMELEV 1989; KRIFKA 1989; HANSEN 1996; MEHLIG 1996.)<br />

4. Die telische Funktion <strong>im</strong>pliziert <strong>im</strong> Russ. per Default auch die<br />

episodische Funktion (die atelische Funktion hat keinen<br />

Episodizitätsdefault). Diese Default-Funktion kann, so wie der <strong>im</strong>plizierte<br />

Ereignis-Default, mit dem <strong>Aspekt</strong>partner aufgehoben werden, vgl.<br />

otkryt´ > otkryvat´ (iterative, allgemeinfaktische Funktion),<br />

poprosit´ < prosit´ (dito, zur Ableitungsrichtung s. 4.2.).<br />

Fassen wir zusammen: Die grammatische Derivation erlaubt es, aus<br />

lexikalischen Konfigurationen neue Konfigurationen herzustellen, z. B.

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