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Aspekt im Handbuch 6Le - Volkmar Lehmann

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gemeint, seien es atomare Funktionen oder Konfigurationen von<br />

Funktionen.<br />

Zwischen dem <strong>Aspekt</strong> und anderen Kategorien, besonders dem<br />

Verballexem und dem Tempus, gibt es sehr enge funktionale<br />

Wechselbeziehungen (Interaktionen, vza<strong>im</strong>odejstviä), die gegenwärtig<br />

ein zentrales Feld linguistischer <strong>Aspekt</strong>forschung darstellen. Voraussetzung<br />

für brauchbare Ergebnisse ist die begriffliche Trennung der interagierenden<br />

Komponenten.<br />

Der <strong>Aspekt</strong> ist das Ergebnis der Grammatikalisierung best<strong>im</strong>mter<br />

aktionaler Funktionen und zeitlicher Lokalisierungsfunktionen. Neben den<br />

<strong>Aspekt</strong>en haben aktionale Funktionen vor allem auch Lexeme und die<br />

Tempora (vremena glagola) zeitliche Funktionen. Die aktionalen<br />

Funktionen verschiedener Formkategorien bilden die Kategorie der<br />

Aktionalität (aspektual´nost´), die entsprechenden zeitlichen Funktionen<br />

verschiedener Formkategorien bilden die Kategorie der zeitlichen<br />

Lokalisierung. Beide gehören zur Kategorie der Zeit (temporal´nost´, dt.<br />

auch: Temporalität): die Aktionalität bezieht sich auf die innere zeitliche<br />

Relationierung von Bestandteilen aktionaler Situationen (s. dazu JACHNOW<br />

1995), und umfaßt die Kategorien der aktionalen Gestalt, der aktionalen<br />

Häufigkeit, der Phasenprofilierung (alle können Lexem-, <strong>Aspekt</strong>- und<br />

Satzfunktionen sein, s. 2.2 und 4.), der Dynamik und der Dauer (beide sind<br />

nur Lexem- oder Satzfunktionen, s. 4.3.). Die zeitliche Lokalisierung<br />

bezieht sich auf die Relationierung der aktionalen Gesamtsituation zu<br />

anderen Entitäten und umfaßt die Kategorien der Episodizität<br />

(<strong>Aspekt</strong>funktionen, s. 2.3.) und der Chronologie (Tempusfunktionen, s.<br />

5.1.).<br />

2.2. Die aktionalen <strong>Aspekt</strong>funktionen<br />

Verben bezeichnen aktionale Situationen. Die Gestalt einer aktionalen<br />

Situation beruht darauf, daß diese eine best<strong>im</strong>mte innere Struktur hat. Je<br />

nach Typ realisiert die Situation ein zeitliches Ablaufschema, sie durchläuft<br />

best<strong>im</strong>mte Stadien. Der Eintritt eines neuen Stadiums besteht in einer<br />

Veränderung des bestehenden „Weltzustandes“. Eine Situation durchläuft<br />

meist mehrere Stadien, sie kann aber auch nur ein Stadium besitzen<br />

(ähnlich s. KLEIN 1995).<br />

Ein Ereignis, z. B. das Öffnen oder das Grüßen, ist eine aktionale<br />

Situation, die aus Vorstadium, Phasenstadium aus einer Phase und<br />

Nachstadium besteht. Ein Verlauf, z. B. das Spazierengehen, das Weinen<br />

oder das Schlafen, ist eine Situation mit Vorstadium, Phasenstadium aus<br />

mehreren Phasen und Nachstadium. Eine stative Situation, z. B. das<br />

Kennen oder Bedeuten, ist eine Situation, die nur aus einem Stadium ohne<br />

Phasen besteht. Im Schema: Ereignis: ---o---, Verlauf: ---ooooo---, stative<br />

Situation: ---. (Über die Beziehung zu den Begriffen ‘homogen’ und<br />

‘heterogen’ s. 4.1.)

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