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Aspekt im Handbuch 6Le - Volkmar Lehmann

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dominiert die taxische Chronologie), oder daß er durch taxische<br />

Chronologie ersetzt wird (s. o. die atemporalen Lokalisierungen).<br />

Neben der deiktischen und taxischen zeitlichen Lokalisierung gibt es<br />

die relative Lokalisierung, bei der die Situation nicht bezüglich der<br />

aktuellen Sprechzeit, sondern bezüglich des vom syntaktisch regierenden<br />

Verb genannten Sprechakts, Denkakts, Meinungszustands, der Einstellung<br />

usw. lokalisiert wird, vgl. B. skazala/ dumala, çto A. pri‚la ‘[B sagte,<br />

daß] A gekommen ist/ sei’ (ausführlich s. BONDARKO 1971, 112ff). Hier<br />

bezieht sich die Vor-, Gleich- oder Nachzeitigkeit einer aktionalen<br />

Situation auf eine Situation mit propositionalem Partizipanten. Letztere<br />

wird typischerweise explizit von einem anderen, syntaktisch<br />

übergeordneten Verb mit propositionalem Aktanten genannt, einem<br />

Sprechaktverb, einem Verbum putandi, sentiendi usw. Im Russ.<br />

unterscheidet sich die Rede mit relativer Chronologie allenfalls syntaktisch,<br />

nicht aber, wie z. B. <strong>im</strong> Deutschen, morphologisch von der Rede <strong>im</strong> D-<br />

Register. Neben der absoluten oder relativen Sprechzeit und anderen<br />

aktionalen Situationen können als zeitliche Lokalisiatoren weiterhin<br />

nichtaktionale Entitäten oder kalendarische Perioden oder Daten fungieren.<br />

Die geläufigen Tempusfunktionen und damit der temporale Anteil der<br />

AT-Funktionen können somit beschrieben werden als Konfigurationen aus<br />

‘(D-/ N-) Register & chronologische Relation (C) vor-/ gleich-/ nachzeitig’,<br />

d. h. C (AS, L) mit AS für die lokalisierte aktionale Situation und mit L für<br />

den zeitlichen Lokalisator, also die Entität, vor-, gleich- oder nachzeitig zu<br />

der die aktionale Situation AS lokalisiert wird. Be<strong>im</strong> D-Register steht für L<br />

die Sprechzeit, be<strong>im</strong> N-Register typischerweise eine best<strong>im</strong>mte, von einem<br />

kontextuellen Verb genannte aktionale Situation.<br />

Zum D-Register gehören die Standardfunktionen des ipf. und pf.<br />

Präsens, vgl. A. prixodit ‘präsentisch = D-gleichzeitig’, A. pridet<br />

‘futurisch = D-nachzeitig’ und des ipf. Futurs A. budet spat´ ‘dito’ mit<br />

ihren aktionalen bzw. aspektuellen Varianten, sowie das D-Präteritum, vgl.<br />

A. pri‚la / prixodila ‘A. ist gekommen’‘D-präterital = D-vorzeitig’.<br />

Zum N-Register gehören das N-Präteritum (‘N-gleichzeitig’) mit N-<br />

Sequenz, N-Parallelismus und N-Inzidenz, und das ihm äquivalente<br />

historische Präsens, vgl. vçera A. vxodit ..., D. sidit ..., das<br />

plusquamperfektische Präteritum (‘N-vorzeitig’) und das erwähnte N-Futur<br />

(‘N-nachzeitig’).<br />

<strong>Aspekt</strong>oppositionen unterscheiden bei Vor- und Nachzeitigkeit, sei<br />

sie deiktisch oder taxisch, per Default episodische und nichtepisodische<br />

Situationen, vgl. mit allgemeinfaktischer Funktion des ipf. <strong>Aspekt</strong>s: A.<br />

pri‚la - prixodila 1. deiktisch: pf. ‘A. ist gekommen = A. ist hier’ - ipf.<br />

‘A. war hier’; 2. taxisch: pf. ‘A. war gekommen (als ...) = A. war da (als<br />

...)’ - ipf. ‘A. war da gewesen (als ...)’.<br />

Die beste und aktuellste Darstellung der aspektuellen AT-Funktionen<br />

findet sich bei GLOVINSKAJA 1989; umfassende Darstellungen dieser wie<br />

auch aktionaler Funktionen weiterhin in BONDARKO 1971; 1989;

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