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Ärzte in Prävention und Therapie der Tabakabhängigkeit

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2 Medikamentöse <strong>Therapie</strong> <strong>der</strong> <strong>Tabakabhängigkeit</strong> –<br />

Empfehlungen <strong>der</strong> Arzneimittelkommission<br />

Prof. Dr. Lutz G. Schmidt<br />

Kernaussagen<br />

Die Entwöhnungsbehandlung des Zigarettenrauchers ist vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitspolitischer Konsequenzen (Morbidität <strong>und</strong> Mortalität) e<strong>in</strong>e vorrangige<br />

ärztliche Aufgabe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis. Der E<strong>in</strong>satz von Arzneitherapeutika soll <strong>in</strong><br />

die Beratung durch den Arzt e<strong>in</strong>gebettet se<strong>in</strong>, beide Maßnahmen s<strong>in</strong>d nachgewiesenermaßen<br />

effektiv <strong>und</strong> wirken synergistisch.<br />

Ab e<strong>in</strong>em Konsum von zehn Zigaretten pro Tag wird gemäß <strong>in</strong>ternationaler<br />

Leitl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Arzneitherapeutika empfohlen, womit die Erfolgschance<br />

zur Tabakentwöhnung verdoppelt wird. Diese Empfehlung gilt auch für<br />

Risikogruppen wie Herzkranke o<strong>der</strong> Schwangere. Die Anwendung sollte sich<br />

bis zu e<strong>in</strong>er Dauer von acht Wochen erstrecken; e<strong>in</strong>e darüber h<strong>in</strong>aus gehende<br />

rezidivprophylaktische Wirkung konnte bislang nicht nachgewiesen werden.<br />

Für schwer abhängige Raucher o<strong>der</strong> psychiatrische Patienten ist e<strong>in</strong>e<br />

Langzeitbehandlung zur Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Rauchens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schäden („harm<br />

reduction“) allerd<strong>in</strong>gs empfehlenswert.<br />

Die Nikot<strong>in</strong>ersatztherapie ist rezeptfrei für Pflaster, Kaugummi <strong>und</strong> Lutschbeziehungsweise<br />

Subl<strong>in</strong>gualtabletten <strong>in</strong> verschiedenen Stärken. Nikot<strong>in</strong>-Nasal-<br />

Spray ist rezeptpflichtig <strong>und</strong> <strong>in</strong> Deutschland nicht auf dem Markt.<br />

Zwei rezeptpflichtige Medikamente s<strong>in</strong>d für die Raucherentwöhnung zugelassen:<br />

bei strenger Indikationsstellung unter beson<strong>der</strong>er Beachtung <strong>der</strong> Kontra<strong>in</strong>dikationen<br />

können Bupropion <strong>und</strong> das seit März 2007 verfügbare Varenicl<strong>in</strong><br />

verordnet werden.<br />

Indikation<br />

Das oberste Ziel <strong>der</strong> Tabakentwöhnung<br />

ist die kont<strong>in</strong>uierliche, dauerhafte Abst<strong>in</strong>enz<br />

des Rauchers. Als Alternativen gelten<br />

temporäre Abst<strong>in</strong>enz o<strong>der</strong> reduziertes<br />

Rauchen („harm reduction“) zur<br />

Schadensbegrenzung im Fall e<strong>in</strong>er<br />

Unfähigkeit zur Abst<strong>in</strong>enz o<strong>der</strong> bei mangeln<strong>der</strong><br />

Abst<strong>in</strong>enzmotivation.<br />

Die medikamentösen Behandlungen<br />

sollen die Entzugssymptomatik <strong>und</strong> das<br />

Rauchverlangen m<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> somit<br />

Ressourcen für die Verhaltensumstellung<br />

freisetzen. Die Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>er<br />

medikamentösen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er psychotherapeutischen<br />

Maßnahme ist deshalb<br />

am effektivsten 121 . E<strong>in</strong>e <strong>Therapie</strong> sollte<br />

sowohl die körperliche als auch die psychische<br />

Abhängigkeit berücksichtigen<br />

<strong>und</strong> sowohl akut- als auch langwirksame<br />

<strong>Therapie</strong>elemente be<strong>in</strong>halten.<br />

Nikot<strong>in</strong>ersatzstofftherapie<br />

Therapeutisches Pr<strong>in</strong>zip<br />

Nikot<strong>in</strong> gilt als die wichtigste suchterzeugende<br />

<strong>und</strong> konsumerhaltende Substanz<br />

im Tabakrauch. Das Alkaloid Nikot<strong>in</strong> vermittelt<br />

über die Acetylchol<strong>in</strong>rezeptoren<br />

sowohl anregende als auch beruhigende<br />

psychotrope Wirkungen (Stimulation,<br />

Verbesserung von Konzentration <strong>und</strong><br />

Aufmerksamkeit, Beruhigung). Das Pr<strong>in</strong>zip<br />

<strong>der</strong> therapeutischen Nikot<strong>in</strong>gabe liegt<br />

dar<strong>in</strong>, nach dem Rauchstopp durch e<strong>in</strong>e<br />

vorübergehende, ausreichend hoch<br />

dosierte Nikot<strong>in</strong>substitution <strong>in</strong>itiale, oft<br />

massiv erlebte Entzugssymptome wie<br />

Verstimmung, Nervosität, Konzentrationsstörungen<br />

<strong>und</strong> das Rauchverlangen<br />

o<strong>der</strong> auch gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Symptome<br />

zu verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n, ohne dass die übrigen<br />

Schadstoffe <strong>der</strong> Zigarette zugeführt werden<br />

289 . Nach vielfältigen kontrollierten<br />

50 <strong>Tabakabhängigkeit</strong> <strong>und</strong> Tabakentwöhnung

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