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Ärzte in Prävention und Therapie der Tabakabhängigkeit

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2 Wirksame Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Tabakkontrolle<br />

Dr. Mart<strong>in</strong>a Pötschke-Langer<br />

Kernaussagen<br />

Verhältnisorientierte Tabakkontrollmaßnahmen stellen die Basis für e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

Verr<strong>in</strong>gerung des Rauchverhaltens <strong>in</strong> allen Bevölkerungsgruppen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen, dar.<br />

E<strong>in</strong>e nachhaltige Verr<strong>in</strong>gerung des Tabakkonsums wird erreicht durch die zeitgleiche<br />

Umsetzung von Tabaksteuererhöhungen, Bekämpfung des Zigarettenschmuggels,<br />

e<strong>in</strong>em umfassenden Tabakwerbeverbot, Abschaffung von Zigarettenautomaten,<br />

Durchsetzung des Nichtraucherschutzes <strong>und</strong> Schaffung rauchfreier<br />

Zonen, Produktregulation von Tabakwaren, umfassenden Verbraucher<strong>in</strong>formationen,<br />

bildgestützten Warnh<strong>in</strong>weisen auf Zigarettenpackungen, Verkaufsbeschränkungen,<br />

gezielter <strong>in</strong>dividueller Ansprache, zielgruppen- <strong>und</strong> sett<strong>in</strong>gspezifischen<br />

Medienkampagnen sowie von Beratungs- <strong>und</strong> Behandlungsmaßnahmen<br />

zur Tabakentwöhnung.<br />

Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO)<br />

<strong>und</strong> die Weltbank haben deutlich gemacht,<br />

dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e f<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong><br />

wirtschaftspolitische Maßnahmen e<strong>in</strong>e<br />

beson<strong>der</strong>e Wirkung auf die Höhe des<br />

Tabakkonsums haben 352,359 . Umfassende<br />

Programme <strong>der</strong> Tabakkontrolle, wenn<br />

sie angemessen <strong>und</strong> langfristig f<strong>in</strong>anziert<br />

werden, können den Tabakkonsum<br />

wirksam senken. Die folgenden Ausführungen<br />

stellen e<strong>in</strong>e Zusammenfassung<br />

<strong>der</strong> Empfehlungen e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

deutscher Experten dar, die vom<br />

Deutschen Krebsforschungszentrum als<br />

„Handlungsempfehlungen für e<strong>in</strong>e wirksame<br />

Tabakkontrollpolitik <strong>in</strong> Deutschland“<br />

im Jahr 2002 veröffentlicht wurden<br />

89 . Da <strong>in</strong> dieser Publikation die<br />

gr<strong>und</strong>legende wissenschaftliche Literatur<br />

ausführlich berücksichtigt wurde,<br />

wird im Folgenden lediglich die aktuelle<br />

Situation <strong>in</strong> Deutschland charakterisiert.<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Tabaksteuern<br />

Es gehört zu den gesicherten Erkenntnissen<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften,<br />

dass Preiserhöhungen von Gütern zu<br />

e<strong>in</strong>em Rückgang <strong>der</strong> Nachfrage führen.<br />

Dies trifft trotz des hohen Suchtpotenzials<br />

auch auf Zigaretten zu, weshalb<br />

die Weltbank <strong>und</strong> die WHO<br />

Tabaksteuererhöhungen e<strong>in</strong>en ganz<br />

beson<strong>der</strong>s hohen Wirkungsgrad zur Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

des Rauchens beimessen.<br />

Tabaksteuererhöhungen eignen sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

dazu, den Zigarettenkonsum<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen sowie<br />

soziale Unterschiede zu verr<strong>in</strong>gern, da<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche sowie ärmere<br />

Bevölkerungsschichten preissensibler<br />

s<strong>in</strong>d als reichere. Nach Schätzungen <strong>der</strong><br />

Weltbank bewirkt e<strong>in</strong>e zehnprozentige<br />

Steuererhöhung e<strong>in</strong>en relativen Rückgang<br />

des Konsumverhaltens bei Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> Personen mit Niedrige<strong>in</strong>kommen<br />

um bis zu 13 Prozent im<br />

Gegensatz zu e<strong>in</strong>er vierprozentigen<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist festzustellen, dass diejenigen<br />

Personen aus e<strong>in</strong>kommensschwachen<br />

Haushalten, die weiter rauchen,<br />

nach <strong>der</strong> Preiserhöhung e<strong>in</strong>er deutlich<br />

stärkeren f<strong>in</strong>anziellen Belastung ausgesetzt<br />

s<strong>in</strong>d. Deshalb sollten flankierend<br />

weitere Maßnahmen ergriffen werden.<br />

In Deutschland wurde die Tabaksteuer<br />

seit 2001 <strong>in</strong> mehreren Stufen erhöht.<br />

Erstmals seit vielen Jahren sank <strong>der</strong><br />

Zigarettenverbrauch von 2002 bis 2006<br />

um gut 51 Milliarden Zigaretten 303,304 .<br />

Erstmals ist auch e<strong>in</strong> Rückgang des<br />

Rauchens bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

80 Wirtschaftliche <strong>und</strong> politische Aspekte des Tabakkonsums

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