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Ärzte in Prävention und Therapie der Tabakabhängigkeit

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Tabakentwöhnung bei<br />

Tumorpatienten?<br />

Mitunter wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wand erhoben,<br />

dass die Mitteilung e<strong>in</strong>er schweren<br />

Diagnose wie Krebs <strong>und</strong> e<strong>in</strong> gleichzeitiger<br />

Nikot<strong>in</strong>entzug zu belastend wären.<br />

Dies mag vielleicht gelten, falls ausschließlich<br />

supportive Maßnahmen <strong>in</strong><br />

Frage kommen. Angesichts ger<strong>in</strong>gerer<br />

Ansprechraten von Chemo- <strong>und</strong> Radiotherapien<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> erhöhten Rate an chirurgischen<br />

Komplikationen bei Rauchern<br />

kann es für Patienten bedeutsam se<strong>in</strong>,<br />

ob sie während e<strong>in</strong>er onkologischen<br />

Behandlung rauchen o<strong>der</strong> nicht. Auch<br />

für e<strong>in</strong>e Chemo- o<strong>der</strong> Radiotherapie <strong>in</strong><br />

palliativer Intention ist e<strong>in</strong>e Abschwächung<br />

<strong>der</strong> Wirkung, wie sie durch das<br />

Rauchen entsteht, nicht unbedeutend.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Überlegungen kann<br />

auch <strong>der</strong> Auffassung, e<strong>in</strong>e Tabakentwöhnung<br />

wäre nicht s<strong>in</strong>nvoll, da <strong>der</strong><br />

Schaden nun schon gesetzt wäre, nicht<br />

zugestimmt werden. Zudem ist bekannt,<br />

dass Patienten mit Bronchialkarz<strong>in</strong>om,<br />

die nach e<strong>in</strong>er Tumortherapie weiter<br />

rauchen, e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko haben, an<br />

e<strong>in</strong>em zweiten primären Lungentumor<br />

zu erkranken 103 .<br />

Lebensqualität <strong>und</strong> Tabakentwöhnung<br />

bei Tumorpatienten<br />

Für <strong>Therapie</strong>entscheidungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Onkologie spielt die Lebensqualität, die<br />

durch e<strong>in</strong>e Tumorbehandlung erreicht<br />

werden kann, e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle;<br />

dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für fortgeschrittene<br />

Tumorerkrankungen. Für Patienten<br />

mit Bronchialkarz<strong>in</strong>om weisen gleich<br />

mehrere Untersuchungen nach, dass<br />

Rauchen die Lebensqualität bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

Zum Beispiel ergab e<strong>in</strong>e Untersuchung<br />

an 1506 Patienten mit Bronchialkarz<strong>in</strong>om,<br />

dass Zigarettenrauchen e<strong>in</strong>en<br />

negativen E<strong>in</strong>fluss auf die Lebensqualität<br />

hat: Wer nach <strong>der</strong> Diagnosestellung<br />

weiter rauchte, war durch Müdigkeit<br />

(„Fatigue“), Appetitmangel, Husten,<br />

Luftnot, Schmerzen <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gere<br />

Aktivität mehr bee<strong>in</strong>trächtigt als diejenigen,<br />

die das Rauchen aufgegeben hatten<br />

129 . Es wird vermutet, dass Rauchen<br />

durch vielfältige <strong>und</strong> negative kardiovaskuläre<br />

<strong>und</strong> pulmonale Effekte die<br />

Komorbidität erheblich steigert <strong>und</strong> so<br />

e<strong>in</strong>e messbare Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong><br />

Lebensqualität herbeiführt 284 .<br />

Wie kann Tabakentwöhnung<br />

bei Tumorpatienten gel<strong>in</strong>gen?<br />

Im Umfeld e<strong>in</strong>er Tumortherapie kann<br />

e<strong>in</strong>e Tabakentwöhnung beson<strong>der</strong>s erfolgreich<br />

se<strong>in</strong>. Der Effekt e<strong>in</strong>er ärztlichen<br />

Beratung, das Rauchen aufzugeben,<br />

wurde an 362 Patienten, die wegen<br />

Bronchialkarz<strong>in</strong>om operiert wurden,<br />

untersucht. Derjenige Chirurg, <strong>der</strong> die<br />

Operation e<strong>in</strong>es Patienten vornahm,<br />

befragte ihn persönlich nach se<strong>in</strong>em<br />

Rauchverhalten <strong>und</strong> motivierte ihn, das<br />

Rauchen aufzugeben. Die Chirurgen hatten<br />

zuvor ke<strong>in</strong>e suchttherapeutische<br />

Ausbildung o<strong>der</strong> Anleitung erhalten <strong>und</strong><br />

unterstützten den Rat, das Rauchen präoperativ<br />

aufzugeben, lediglich mit ihren<br />

ganz persönlichen Argumenten. Von<br />

den Patienten, die das Rauchen zwischen<br />

drei Monaten <strong>und</strong> zwei Wochen<br />

vor <strong>der</strong> Operation aufgaben, blieben<br />

85 Prozent im durchschnittlichen postoperativen<br />

Beobachtungszeitraum von<br />

17 Monaten abst<strong>in</strong>ent. Nur 19 Prozent<br />

<strong>der</strong> Patienten rauchten trotz Beratung<br />

<strong>und</strong> Operation weiter 104 .<br />

E<strong>in</strong>e Tabakentwöhnung kann als Bestandteil<br />

e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tegrierten Gesamtkonzepts<br />

<strong>der</strong> Tumorbehandlung empfohlen<br />

werden 144 . Während e<strong>in</strong>es Gesprächs<br />

über die <strong>der</strong> Tumorerkrankung zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Risikofaktoren <strong>und</strong> darüber,<br />

wie <strong>der</strong> Tabakkonsum e<strong>in</strong>e Behandlung<br />

gefährdet (Störungen <strong>der</strong> W<strong>und</strong>heilung,<br />

Komplikationen <strong>der</strong> Bestrahlungsbehandlung,<br />

e<strong>in</strong>geschränkte Überlebenswahrsche<strong>in</strong>lichkeit)<br />

können Patienten<br />

dazu motiviert werden, das Rauchen<br />

aufzugeben. Der Nutzen e<strong>in</strong>es Rauchverzichts<br />

bezüglich verbesserter kardiopulmonaler<br />

Funktionswerte <strong>und</strong> verbesserter<br />

Durchblutung stellt sich unmittelbar<br />

e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> die Patienten spüren, dass<br />

sie aktiv bei ihrer Behandlung mitwirken<br />

<strong>und</strong> zu ihrer Ges<strong>und</strong>ung beitragen können.<br />

Empfohlen werden dazu stufenweise<br />

Entwöhnungsprogramme, die die<br />

<strong>in</strong>dividuellen Bedürfnisse <strong>der</strong> Patienten<br />

berücksichtigen 144 .<br />

60 <strong>Tabakabhängigkeit</strong> <strong>und</strong> Tabakentwöhnung

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