Nachsorge ist Vorsorge - kinderkrebsinfo.de
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Gibt es Spätfolgen einer<br />
Chemotherapie?<br />
LATE EFFECTS<br />
SURVEILLANCE SYSTEM<br />
Bei <strong>de</strong>n Medikamenten, die zur Behandlung<br />
einer Krebserkrankung eingesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />
han<strong>de</strong>lt es sich um sogenannte Zytostatika.<br />
Das sind Substanzen, die quasi als Zellgift<br />
wirken und über verschie<strong>de</strong>ne Mechanismen<br />
die Tumorzellen zum Absterben<br />
bringen. Lei<strong>de</strong>r gelingt dies noch nicht so<br />
gezielt, dass nur die Tumorzellen zerstört<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Zytostatika können auch gesun<strong>de</strong><br />
Zellen angreifen, was das Auftreten<br />
gesundheitlicher Komplikationen nach sich<br />
ziehen kann. Nicht immer zeigen sich solche<br />
Schädigungen sofort. Me<strong>ist</strong> entwickeln sie<br />
sich langsam und wer<strong>de</strong>n erst nach einer<br />
gewissen Zeit auffällig, weshalb man auch<br />
von Spätfolgen <strong>de</strong>r Chemotherapie spricht.<br />
Die verschie<strong>de</strong>nen Organe <strong>de</strong>s Körpers<br />
sind gegenüber potenziell schädigen<strong>de</strong>n<br />
Wirkungen <strong>de</strong>r Chemotherapie unterschiedlich<br />
empfindlich. Das Risiko, dass<br />
Spätfolgen auftreten, <strong>ist</strong> bei ehemaligen<br />
Knochenkrebspatienten vor allem im Bereich<br />
<strong>de</strong>s Herzens erhöht, bei <strong>de</strong>n Nieren,<br />
beim Gehör (nur für Osteosarkom-Patienten)<br />
und bei <strong>de</strong>n Keimdrüsen, also <strong>de</strong>n Ho<strong>de</strong>n<br />
bei Jungen und <strong>de</strong>n Eierstöcken bei Mädchen.<br />
Dies sind somit die Organe, auf die<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r <strong>Nachsorge</strong> beson<strong>de</strong>res<br />
Augenmerk zu richten <strong>ist</strong>.<br />
Apropos Spätfolgen: Die in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n<br />
Kapiteln beschriebenen Komplikationen<br />
können, sie müssen aber nicht unbedingt als<br />
Folge <strong>de</strong>r Krebstherapie auftreten. Lei<strong>de</strong>r<br />
lässt sich im Einzelfall nicht immer zuverlässig<br />
abschätzen, ob ein spezielles Organ<br />
durch die Behandlung in Mitlei<strong>de</strong>nschaft<br />
gezogen wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nicht und man kann<br />
bislang auch nicht vorhersagen, wie hoch<br />
das Risiko im individuellen Fall <strong>ist</strong>. Das erklärt,<br />
warum vorsichtshalber allen Betroffenen<br />
zu regelmäßiger Teilnahme an <strong>de</strong>n<br />
<strong>Nachsorge</strong>untersuchungen geraten wird.<br />
Gibt es Spätfolgen am Herzen?<br />
Die Aufgabe <strong>de</strong>s Herzens besteht vor<br />
allem darin, kontinuierlich Blut durch das<br />
Kreislaufsystem <strong>de</strong>s Körpers zu pumpen<br />
und die Organe und Gewebe so mit Sauerstoff<br />
und Nährstoffen zu versorgen sowie<br />
Kohlendioxid und Stoffwechsel-Schlacken<br />
abzutransportieren.<br />
Das Herz vollbringt dabei eine nahezu<br />
unvorstellbare Le<strong>ist</strong>ung: Im Durchschnitt<br />
schlägt es 60 bis 80 Mal pro Minute und<br />
beför<strong>de</strong>rt dabei vier bis sechs Liter Blut durch<br />
die Gefäße. Das sind rund 7.500 Liter pro<br />
Tag! Das <strong>ist</strong> nur möglich dank einer starken<br />
Muskulatur in <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />
Herzbereichen (linker und rechter Vorhof<br />
sowie linke und rechte Hauptkammer), die<br />
sich in regelmäßigen Abstän<strong>de</strong>n zusammenzieht<br />
und erschlafft und dadurch das Blut<br />
aus <strong>de</strong>n Herzkammern in die Lunge und in<br />
<strong>de</strong>n Körper pumpt.<br />
Bestimmte Medikamente, die bei <strong>de</strong>r<br />
Chemotherapie eingesetzt wer<strong>de</strong>n, wie<br />
etwa das Doxorubicin (Han<strong>de</strong>lsname Adriamycin),<br />
können die Herzmuskelzellen<br />
schädigen und es kommt in seltenen Fällen<br />
zum Krankheitsbild <strong>de</strong>r sogenannten dilatativen<br />
Kardiomyopathie. Charakter<strong>ist</strong>ische<br />
Symptome einer solchen Erkrankung sind<br />
Müdigkeit, Atemnot (insbeson<strong>de</strong>re nach<br />
Anstrengungen) und Wassereinlagerungen<br />
im Gewebe (Ö<strong>de</strong>me). Außer<strong>de</strong>m kann es<br />
zu Herzrhythmusstörungen kommen, was<br />
aber nur sehr selten <strong>de</strong>r Fall <strong>ist</strong>.<br />
Wie hoch das Risiko einer Herzschädigung<br />
als Folge <strong>de</strong>r Krebstherapie <strong>ist</strong>, hängt von<br />
verschie<strong>de</strong>nen Faktoren ab. Ein erhöhtes<br />
Risiko besteht:<br />
• Bei einer Behandlung mit speziellen Zytostatika<br />
wie zum Beispiel Doxorubicin,<br />
Daunorubicin, Epirubicin, Mitoxantron,<br />
Idarubicin und Amsacrin,<br />
• bei einer hohen Dosierung dieser Zytostatika,<br />
• bei einer Strahlentherapie im Brustbereich,<br />
die das Herz miterfasst,<br />
• bei einem Alter von weniger als fünf Jahren<br />
bei <strong>de</strong>r Tumorbehandlung,<br />
• bei Vorliegen eines angeborenen Herzfehlers,<br />
• bei Übergewicht sowie<br />
• bei Rauchern.<br />
<strong>Nachsorge</strong>empfehlungen<br />
Störungen <strong>de</strong>r Herzfunktion zeigen sich<br />
manchmal schon während o<strong>de</strong>r kurz nach<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tumortherapie. Me<strong>ist</strong>ens entwickeln<br />
sie sich jedoch erst eine gewisse Zeit<br />
nach Abschluss <strong>de</strong>r Behandlung. Da sich<br />
die Verän<strong>de</strong>rungen oft langsam schleichend<br />
ergeben, sind regelmäßige Untersuchungen<br />
<strong>de</strong>s Herzens und seiner Funktion im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r <strong>Nachsorge</strong> wichtig. Die Experten<br />
raten, etwa zehn Jahre lang nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Behandlung einmal jährlich ein EKG (Elektrokardiogramm)<br />
schreiben zu lassen und<br />
eine Echokardiographie, also eine Ultraschalluntersuchung<br />
<strong>de</strong>s Herzens (oft auch<br />
Herzecho genannt) vornehmen zu lassen.<br />
Bei<strong>de</strong> Untersuchungen sind nicht schmerzhaft,<br />
belasten <strong>de</strong>n Organismus nicht und<br />
sind ihrerseits nicht mit gesundheitlichen<br />
Risiken verbun<strong>de</strong>n.<br />
Sind die Befun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Untersuchungen<br />
über zehn Jahre lang unauffällig, so reicht<br />
in <strong>de</strong>r Folgezeit eine Routineuntersuchung<br />
alle zwei Jahre. Zeigen sich jedoch Auffälligkeiten,<br />
so sollte je nach Schweregrad<br />
zum Beispiel <strong>de</strong>r jährliche Rhythmus <strong>de</strong>r<br />
Kontrolluntersuchungen beibehalten o<strong>de</strong>r<br />
es sollten entsprechen<strong>de</strong> Maßnahmen ergriffen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
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