25.02.2015 Aufrufe

Nachsorge ist Vorsorge - kinderkrebsinfo.de

Nachsorge ist Vorsorge - kinderkrebsinfo.de

Nachsorge ist Vorsorge - kinderkrebsinfo.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gibt es Spätfolgen einer<br />

Chemotherapie?<br />

LATE EFFECTS<br />

SURVEILLANCE SYSTEM<br />

Bei <strong>de</strong>n Medikamenten, die zur Behandlung<br />

einer Krebserkrankung eingesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um sogenannte Zytostatika.<br />

Das sind Substanzen, die quasi als Zellgift<br />

wirken und über verschie<strong>de</strong>ne Mechanismen<br />

die Tumorzellen zum Absterben<br />

bringen. Lei<strong>de</strong>r gelingt dies noch nicht so<br />

gezielt, dass nur die Tumorzellen zerstört<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Zytostatika können auch gesun<strong>de</strong><br />

Zellen angreifen, was das Auftreten<br />

gesundheitlicher Komplikationen nach sich<br />

ziehen kann. Nicht immer zeigen sich solche<br />

Schädigungen sofort. Me<strong>ist</strong> entwickeln sie<br />

sich langsam und wer<strong>de</strong>n erst nach einer<br />

gewissen Zeit auffällig, weshalb man auch<br />

von Spätfolgen <strong>de</strong>r Chemotherapie spricht.<br />

Die verschie<strong>de</strong>nen Organe <strong>de</strong>s Körpers<br />

sind gegenüber potenziell schädigen<strong>de</strong>n<br />

Wirkungen <strong>de</strong>r Chemotherapie unterschiedlich<br />

empfindlich. Das Risiko, dass<br />

Spätfolgen auftreten, <strong>ist</strong> bei ehemaligen<br />

Knochenkrebspatienten vor allem im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Herzens erhöht, bei <strong>de</strong>n Nieren,<br />

beim Gehör (nur für Osteosarkom-Patienten)<br />

und bei <strong>de</strong>n Keimdrüsen, also <strong>de</strong>n Ho<strong>de</strong>n<br />

bei Jungen und <strong>de</strong>n Eierstöcken bei Mädchen.<br />

Dies sind somit die Organe, auf die<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r <strong>Nachsorge</strong> beson<strong>de</strong>res<br />

Augenmerk zu richten <strong>ist</strong>.<br />

Apropos Spätfolgen: Die in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Kapiteln beschriebenen Komplikationen<br />

können, sie müssen aber nicht unbedingt als<br />

Folge <strong>de</strong>r Krebstherapie auftreten. Lei<strong>de</strong>r<br />

lässt sich im Einzelfall nicht immer zuverlässig<br />

abschätzen, ob ein spezielles Organ<br />

durch die Behandlung in Mitlei<strong>de</strong>nschaft<br />

gezogen wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nicht und man kann<br />

bislang auch nicht vorhersagen, wie hoch<br />

das Risiko im individuellen Fall <strong>ist</strong>. Das erklärt,<br />

warum vorsichtshalber allen Betroffenen<br />

zu regelmäßiger Teilnahme an <strong>de</strong>n<br />

<strong>Nachsorge</strong>untersuchungen geraten wird.<br />

Gibt es Spätfolgen am Herzen?<br />

Die Aufgabe <strong>de</strong>s Herzens besteht vor<br />

allem darin, kontinuierlich Blut durch das<br />

Kreislaufsystem <strong>de</strong>s Körpers zu pumpen<br />

und die Organe und Gewebe so mit Sauerstoff<br />

und Nährstoffen zu versorgen sowie<br />

Kohlendioxid und Stoffwechsel-Schlacken<br />

abzutransportieren.<br />

Das Herz vollbringt dabei eine nahezu<br />

unvorstellbare Le<strong>ist</strong>ung: Im Durchschnitt<br />

schlägt es 60 bis 80 Mal pro Minute und<br />

beför<strong>de</strong>rt dabei vier bis sechs Liter Blut durch<br />

die Gefäße. Das sind rund 7.500 Liter pro<br />

Tag! Das <strong>ist</strong> nur möglich dank einer starken<br />

Muskulatur in <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />

Herzbereichen (linker und rechter Vorhof<br />

sowie linke und rechte Hauptkammer), die<br />

sich in regelmäßigen Abstän<strong>de</strong>n zusammenzieht<br />

und erschlafft und dadurch das Blut<br />

aus <strong>de</strong>n Herzkammern in die Lunge und in<br />

<strong>de</strong>n Körper pumpt.<br />

Bestimmte Medikamente, die bei <strong>de</strong>r<br />

Chemotherapie eingesetzt wer<strong>de</strong>n, wie<br />

etwa das Doxorubicin (Han<strong>de</strong>lsname Adriamycin),<br />

können die Herzmuskelzellen<br />

schädigen und es kommt in seltenen Fällen<br />

zum Krankheitsbild <strong>de</strong>r sogenannten dilatativen<br />

Kardiomyopathie. Charakter<strong>ist</strong>ische<br />

Symptome einer solchen Erkrankung sind<br />

Müdigkeit, Atemnot (insbeson<strong>de</strong>re nach<br />

Anstrengungen) und Wassereinlagerungen<br />

im Gewebe (Ö<strong>de</strong>me). Außer<strong>de</strong>m kann es<br />

zu Herzrhythmusstörungen kommen, was<br />

aber nur sehr selten <strong>de</strong>r Fall <strong>ist</strong>.<br />

Wie hoch das Risiko einer Herzschädigung<br />

als Folge <strong>de</strong>r Krebstherapie <strong>ist</strong>, hängt von<br />

verschie<strong>de</strong>nen Faktoren ab. Ein erhöhtes<br />

Risiko besteht:<br />

• Bei einer Behandlung mit speziellen Zytostatika<br />

wie zum Beispiel Doxorubicin,<br />

Daunorubicin, Epirubicin, Mitoxantron,<br />

Idarubicin und Amsacrin,<br />

• bei einer hohen Dosierung dieser Zytostatika,<br />

• bei einer Strahlentherapie im Brustbereich,<br />

die das Herz miterfasst,<br />

• bei einem Alter von weniger als fünf Jahren<br />

bei <strong>de</strong>r Tumorbehandlung,<br />

• bei Vorliegen eines angeborenen Herzfehlers,<br />

• bei Übergewicht sowie<br />

• bei Rauchern.<br />

<strong>Nachsorge</strong>empfehlungen<br />

Störungen <strong>de</strong>r Herzfunktion zeigen sich<br />

manchmal schon während o<strong>de</strong>r kurz nach<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tumortherapie. Me<strong>ist</strong>ens entwickeln<br />

sie sich jedoch erst eine gewisse Zeit<br />

nach Abschluss <strong>de</strong>r Behandlung. Da sich<br />

die Verän<strong>de</strong>rungen oft langsam schleichend<br />

ergeben, sind regelmäßige Untersuchungen<br />

<strong>de</strong>s Herzens und seiner Funktion im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r <strong>Nachsorge</strong> wichtig. Die Experten<br />

raten, etwa zehn Jahre lang nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Behandlung einmal jährlich ein EKG (Elektrokardiogramm)<br />

schreiben zu lassen und<br />

eine Echokardiographie, also eine Ultraschalluntersuchung<br />

<strong>de</strong>s Herzens (oft auch<br />

Herzecho genannt) vornehmen zu lassen.<br />

Bei<strong>de</strong> Untersuchungen sind nicht schmerzhaft,<br />

belasten <strong>de</strong>n Organismus nicht und<br />

sind ihrerseits nicht mit gesundheitlichen<br />

Risiken verbun<strong>de</strong>n.<br />

Sind die Befun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Untersuchungen<br />

über zehn Jahre lang unauffällig, so reicht<br />

in <strong>de</strong>r Folgezeit eine Routineuntersuchung<br />

alle zwei Jahre. Zeigen sich jedoch Auffälligkeiten,<br />

so sollte je nach Schweregrad<br />

zum Beispiel <strong>de</strong>r jährliche Rhythmus <strong>de</strong>r<br />

Kontrolluntersuchungen beibehalten o<strong>de</strong>r<br />

es sollten entsprechen<strong>de</strong> Maßnahmen ergriffen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

12 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!