Nachsorge ist Vorsorge - kinderkrebsinfo.de
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Gibt es<br />
Spätfolgen <strong>de</strong>r<br />
Strahlentherapie?<br />
LATE EFFECTS<br />
SURVEILLANCE SYSTEM<br />
Gibt es Spätfolgen<br />
für das Gehör?<br />
Bei <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>s Osteosarkoms<br />
kommen Medikamente zum Einsatz, die<br />
Platin enthalten wie zum Beispiel das Zytostatikum<br />
Cisplatin. Diese Medikamente<br />
können bei manchen Patienten dazu führen,<br />
dass die Haarzellen im Innenohr, also die<br />
eigentlichen Sinneszellen, die das Hören<br />
ermöglichen, geschädigt wer<strong>de</strong>n. Die Betreffen<strong>de</strong>n<br />
lei<strong>de</strong>n dann an einer Schwerhörigkeit,<br />
die vor allem das Hören hoher<br />
Töne betrifft (Hochtonschwerhörigkeit).<br />
Die Behandlung mit platinhaltigen Medikamenten<br />
kann unter Umstän<strong>de</strong>n auch zum<br />
Auftreten stören<strong>de</strong>r Ohrgeräusche führen,<br />
<strong>de</strong>r Mediziner spricht von einem Tinnitus.<br />
Diese gesundheitlich nicht gefährliche,<br />
wohl aber als sehr störend empfun<strong>de</strong>ne<br />
Komplikation kann vorübergehend sein<br />
o<strong>de</strong>r anhaltend.<br />
Ein erhöhtes Risiko für eine Störung <strong>de</strong>s<br />
Gehörs besteht<br />
• bei einer Chemotherapie mit <strong>de</strong>n Wirkstoffen<br />
Cisplatin o<strong>de</strong>r Carboplatin,<br />
• bei einer hohen Dosierung dieser Zytostatika,<br />
• bei einer Strahlentherapie im Bereich<br />
<strong>de</strong>s Kopfes, die die Innenohren miterfasst,<br />
• bei einem Alter von weniger als fünf Jahren<br />
bei <strong>de</strong>r Tumorbehandlung,<br />
• bei einer hohen Lärmbelästigung vor und<br />
während <strong>de</strong>r Therapie,<br />
• wenn Nierenfunktionsstörungen bestehen,<br />
• bei Patienten, <strong>de</strong>ren Gehör schon vor <strong>de</strong>r<br />
Therapie beeinträchtigt war.<br />
<strong>Nachsorge</strong>empfehlungen<br />
Ein gutes Gehör <strong>ist</strong> insbeson<strong>de</strong>re für Kin<strong>de</strong>r<br />
wichtig, damit sie sich normal entwickeln<br />
können und richtig sprechen lernen.<br />
Hörstörungen müssen <strong>de</strong>shalb so früh wie<br />
möglich erkannt wer<strong>de</strong>n, um die betroffenen<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen gegebenenfalls<br />
mit einem Hörgerät versorgen zu<br />
können. Deshalb wer<strong>de</strong>n bereits während<br />
<strong>de</strong>r Krebsbehandlung Untersuchungen <strong>de</strong>s<br />
Gehörs durchgeführt.<br />
Unabhängig davon sollte ein Hörtest unbedingt<br />
Bestandteil <strong>de</strong>r Therapieabschlussuntersuchung<br />
sein. Bei <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>s<br />
sogenannten Audiogramms wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m<br />
Patienten über einen Kopfhörer einzelne<br />
Töne vorgespielt, die sich in ihrer Frequenz,<br />
also in <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s Tones, unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Dabei wird die Lautstärke <strong>de</strong>s Tons verän<strong>de</strong>rt<br />
und <strong>de</strong>r Patient erklärt jeweils, ob er<br />
<strong>de</strong>n Ton hört o<strong>de</strong>r nicht. Die Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />
Untersuchung wer<strong>de</strong>n in einem Diagramm<br />
festgehalten.<br />
Gibt es beim Hörtest keine Hinweise auf<br />
eine Schwerhörigkeit, so kann in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Jahren auf weitere Untersuchungen<br />
<strong>de</strong>s Gehörs weitestgehend verzichtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Es sind dann keine therapiebedingten<br />
Hörstörungen mehr zu erwarten.<br />
Ein Blick in die Forschung<br />
Die Auswirkungen von platinhaltigen Medikamenten<br />
auf das Hörvermögen wur<strong>de</strong>n<br />
in verschie<strong>de</strong>nen Studien untersucht. Auch<br />
idas LESS-Projekt <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendklinik<br />
<strong>de</strong>s Universitätsklinikums Erlangen<br />
hat eine entsprechen<strong>de</strong> Untersuchung mit<br />
74 Osteosarkom-Patienten, die mit Cisplatin<br />
und/o<strong>de</strong>r Carboplatin behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n,<br />
durchgeführt. Dabei wies rund je<strong>de</strong>r zweite<br />
Patient Beeinträchtigungen <strong>de</strong>s Hörvermögens<br />
auf. Allerdings lagen diese zum<br />
Großteil in einem tolerierbaren Bereich.<br />
Eine Versorgung mit einem Hörgerät war<br />
nur in einigen sehr wenigen Fällen nötig.<br />
Ähnlich wie bei <strong>de</strong>r Chemotherapie besteht<br />
auch bei <strong>de</strong>r Strahlenbehandlung das Ziel<br />
darin, im Körper vorhan<strong>de</strong>ne Tumoren o<strong>de</strong>r<br />
Tumorzellen zu zerstören. Die Strahlenbehandlung<br />
<strong>ist</strong> heutzutage sehr zielgenau auf<br />
<strong>de</strong>n Tumor gerichtet, doch es kann trotz<strong>de</strong>m<br />
geschehen, dass normales Gewebe in<br />
<strong>de</strong>r Umgebung in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen<br />
wird, was langfr<strong>ist</strong>ige Folgen für die betreffen<strong>de</strong>n<br />
Organe haben kann.<br />
Problembereich Skelettsystem<br />
Da bei Knochentumoren (zum Beispiel<br />
beim Ewing-Sarkom) zwangsläufig das<br />
Skelett betroffen <strong>ist</strong> und somit auch die<br />
Bestrahlung auf die jeweilige Skelettregion<br />
trifft, kann es in <strong>de</strong>r Folgezeit zu einer<br />
Wachstumsverzögerung kommen. Me<strong>ist</strong><br />
sind diese Wachstumsstörungen nicht sehr<br />
be<strong>de</strong>utend und beeinträchtigen die endgültige<br />
Größe <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r Jugendlichen<br />
kaum. Ein Problem aber kann entstehen,<br />
wenn <strong>de</strong>r Tumor zum Beispiel in einem Bein<br />
lokalisiert <strong>ist</strong> und bestrahlt wer<strong>de</strong>n muss. Es<br />
kann dann zu einer Wachstumsverzögerung<br />
im bestrahlten Bein kommen, was zur Folge<br />
haben kann, dass ein Bein etwas kürzer als<br />
das an<strong>de</strong>re <strong>ist</strong>. Der Unterschied <strong>ist</strong> oftmals<br />
kaum spürbar, sollte aber festgestellt und<br />
auch behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Denn sonst drohen<br />
eine Fehlhaltung und eine Fehlbelastung,<br />
was nach Jahren in schmerzhafte Gelenkverän<strong>de</strong>rungen<br />
(Arthrosen) mün<strong>de</strong>n kann.<br />
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