25.02.2015 Aufrufe

Nachsorge ist Vorsorge - kinderkrebsinfo.de

Nachsorge ist Vorsorge - kinderkrebsinfo.de

Nachsorge ist Vorsorge - kinderkrebsinfo.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gibt es<br />

Spätfolgen <strong>de</strong>r<br />

Strahlentherapie?<br />

LATE EFFECTS<br />

SURVEILLANCE SYSTEM<br />

Gibt es Spätfolgen<br />

für das Gehör?<br />

Bei <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>s Osteosarkoms<br />

kommen Medikamente zum Einsatz, die<br />

Platin enthalten wie zum Beispiel das Zytostatikum<br />

Cisplatin. Diese Medikamente<br />

können bei manchen Patienten dazu führen,<br />

dass die Haarzellen im Innenohr, also die<br />

eigentlichen Sinneszellen, die das Hören<br />

ermöglichen, geschädigt wer<strong>de</strong>n. Die Betreffen<strong>de</strong>n<br />

lei<strong>de</strong>n dann an einer Schwerhörigkeit,<br />

die vor allem das Hören hoher<br />

Töne betrifft (Hochtonschwerhörigkeit).<br />

Die Behandlung mit platinhaltigen Medikamenten<br />

kann unter Umstän<strong>de</strong>n auch zum<br />

Auftreten stören<strong>de</strong>r Ohrgeräusche führen,<br />

<strong>de</strong>r Mediziner spricht von einem Tinnitus.<br />

Diese gesundheitlich nicht gefährliche,<br />

wohl aber als sehr störend empfun<strong>de</strong>ne<br />

Komplikation kann vorübergehend sein<br />

o<strong>de</strong>r anhaltend.<br />

Ein erhöhtes Risiko für eine Störung <strong>de</strong>s<br />

Gehörs besteht<br />

• bei einer Chemotherapie mit <strong>de</strong>n Wirkstoffen<br />

Cisplatin o<strong>de</strong>r Carboplatin,<br />

• bei einer hohen Dosierung dieser Zytostatika,<br />

• bei einer Strahlentherapie im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Kopfes, die die Innenohren miterfasst,<br />

• bei einem Alter von weniger als fünf Jahren<br />

bei <strong>de</strong>r Tumorbehandlung,<br />

• bei einer hohen Lärmbelästigung vor und<br />

während <strong>de</strong>r Therapie,<br />

• wenn Nierenfunktionsstörungen bestehen,<br />

• bei Patienten, <strong>de</strong>ren Gehör schon vor <strong>de</strong>r<br />

Therapie beeinträchtigt war.<br />

<strong>Nachsorge</strong>empfehlungen<br />

Ein gutes Gehör <strong>ist</strong> insbeson<strong>de</strong>re für Kin<strong>de</strong>r<br />

wichtig, damit sie sich normal entwickeln<br />

können und richtig sprechen lernen.<br />

Hörstörungen müssen <strong>de</strong>shalb so früh wie<br />

möglich erkannt wer<strong>de</strong>n, um die betroffenen<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen gegebenenfalls<br />

mit einem Hörgerät versorgen zu<br />

können. Deshalb wer<strong>de</strong>n bereits während<br />

<strong>de</strong>r Krebsbehandlung Untersuchungen <strong>de</strong>s<br />

Gehörs durchgeführt.<br />

Unabhängig davon sollte ein Hörtest unbedingt<br />

Bestandteil <strong>de</strong>r Therapieabschlussuntersuchung<br />

sein. Bei <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>s<br />

sogenannten Audiogramms wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m<br />

Patienten über einen Kopfhörer einzelne<br />

Töne vorgespielt, die sich in ihrer Frequenz,<br />

also in <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s Tones, unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Dabei wird die Lautstärke <strong>de</strong>s Tons verän<strong>de</strong>rt<br />

und <strong>de</strong>r Patient erklärt jeweils, ob er<br />

<strong>de</strong>n Ton hört o<strong>de</strong>r nicht. Die Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />

Untersuchung wer<strong>de</strong>n in einem Diagramm<br />

festgehalten.<br />

Gibt es beim Hörtest keine Hinweise auf<br />

eine Schwerhörigkeit, so kann in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />

Jahren auf weitere Untersuchungen<br />

<strong>de</strong>s Gehörs weitestgehend verzichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Es sind dann keine therapiebedingten<br />

Hörstörungen mehr zu erwarten.<br />

Ein Blick in die Forschung<br />

Die Auswirkungen von platinhaltigen Medikamenten<br />

auf das Hörvermögen wur<strong>de</strong>n<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Studien untersucht. Auch<br />

idas LESS-Projekt <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendklinik<br />

<strong>de</strong>s Universitätsklinikums Erlangen<br />

hat eine entsprechen<strong>de</strong> Untersuchung mit<br />

74 Osteosarkom-Patienten, die mit Cisplatin<br />

und/o<strong>de</strong>r Carboplatin behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n,<br />

durchgeführt. Dabei wies rund je<strong>de</strong>r zweite<br />

Patient Beeinträchtigungen <strong>de</strong>s Hörvermögens<br />

auf. Allerdings lagen diese zum<br />

Großteil in einem tolerierbaren Bereich.<br />

Eine Versorgung mit einem Hörgerät war<br />

nur in einigen sehr wenigen Fällen nötig.<br />

Ähnlich wie bei <strong>de</strong>r Chemotherapie besteht<br />

auch bei <strong>de</strong>r Strahlenbehandlung das Ziel<br />

darin, im Körper vorhan<strong>de</strong>ne Tumoren o<strong>de</strong>r<br />

Tumorzellen zu zerstören. Die Strahlenbehandlung<br />

<strong>ist</strong> heutzutage sehr zielgenau auf<br />

<strong>de</strong>n Tumor gerichtet, doch es kann trotz<strong>de</strong>m<br />

geschehen, dass normales Gewebe in<br />

<strong>de</strong>r Umgebung in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen<br />

wird, was langfr<strong>ist</strong>ige Folgen für die betreffen<strong>de</strong>n<br />

Organe haben kann.<br />

Problembereich Skelettsystem<br />

Da bei Knochentumoren (zum Beispiel<br />

beim Ewing-Sarkom) zwangsläufig das<br />

Skelett betroffen <strong>ist</strong> und somit auch die<br />

Bestrahlung auf die jeweilige Skelettregion<br />

trifft, kann es in <strong>de</strong>r Folgezeit zu einer<br />

Wachstumsverzögerung kommen. Me<strong>ist</strong><br />

sind diese Wachstumsstörungen nicht sehr<br />

be<strong>de</strong>utend und beeinträchtigen die endgültige<br />

Größe <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r Jugendlichen<br />

kaum. Ein Problem aber kann entstehen,<br />

wenn <strong>de</strong>r Tumor zum Beispiel in einem Bein<br />

lokalisiert <strong>ist</strong> und bestrahlt wer<strong>de</strong>n muss. Es<br />

kann dann zu einer Wachstumsverzögerung<br />

im bestrahlten Bein kommen, was zur Folge<br />

haben kann, dass ein Bein etwas kürzer als<br />

das an<strong>de</strong>re <strong>ist</strong>. Der Unterschied <strong>ist</strong> oftmals<br />

kaum spürbar, sollte aber festgestellt und<br />

auch behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Denn sonst drohen<br />

eine Fehlhaltung und eine Fehlbelastung,<br />

was nach Jahren in schmerzhafte Gelenkverän<strong>de</strong>rungen<br />

(Arthrosen) mün<strong>de</strong>n kann.<br />

16 17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!