Nachsorge ist Vorsorge - kinderkrebsinfo.de
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Gibt es Spätfolgen<br />
für die Fruchtbarkeit?<br />
LATE EFFECTS<br />
SURVEILLANCE SYSTEM<br />
Sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen<br />
kann die Krebsbehandlung – und zwar die<br />
Chemo- wie die Strahlentherapie – möglicherweise<br />
die Keimdrüsen (Gona<strong>de</strong>n), also<br />
die Eierstöcke und die Ho<strong>de</strong>n, schädigen.<br />
Darüber hinaus kann die übergeordnete<br />
Schaltzentrale <strong>de</strong>r Keimdrüsen, die Hypophyse,<br />
geschädigt wer<strong>de</strong>n. Das kann<br />
zur Folge haben, dass die Fruchtbarkeit<br />
beeinträchtigt <strong>ist</strong> o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Betreffen<strong>de</strong><br />
generell keine Kin<strong>de</strong>r mehr zeugen o<strong>de</strong>r<br />
bekommen kann.<br />
Situation bei Jungen<br />
Sowohl die Chemo- wie auch die Strahlentherapie<br />
kann je nach Art und Ausmaß<br />
<strong>de</strong>r Behandlung eine Beeinträchtigung <strong>de</strong>r<br />
Spermienbildung (Spermatogenese) bewirken.<br />
Das <strong>ist</strong> selten <strong>de</strong>r Fall, kann aber zur<br />
Folge haben, dass sich im Ejakulat weniger<br />
Samenzellen als normal befin<strong>de</strong>n, man<br />
spricht dann von einer Oligozoospermie. Im<br />
Extremfall liegt eine sogenannte Azoospermie<br />
vor, es sind dann keine Samenzellen<br />
im Ejakulat enthalten. Außer<strong>de</strong>m können<br />
Form und Beweglichkeit <strong>de</strong>r Samenzellen<br />
beeinträchtigt sein. Solche Störungen<br />
müssen jedoch nicht von Dauer sein. Auch<br />
Monate o<strong>de</strong>r Jahre nach Therapieen<strong>de</strong><br />
kann das Ho<strong>de</strong>ngewebe wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r<br />
Samenzellproduktion beginnen und die<br />
Fruchtbarkeit kann somit wie<strong>de</strong>r hergestellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Wenn die Gefahr besteht, dass sich<br />
die Samenzellproduktion als Folge einer<br />
Krebsbehandlung nicht mehr erholt, kann<br />
es <strong>de</strong>shalb sinnvoll sein, vor <strong>de</strong>ren Beginn<br />
Samenzellen zu gewinnen und einzufrieren<br />
(Kryokonservierung).<br />
Situation bei Mädchen<br />
Bei Mädchen kann die Krebsbehandlung<br />
dazu führen, dass <strong>de</strong>r Menstruationszyklus<br />
gestört wird. Kommt es dabei zum Ausbleiben<br />
<strong>de</strong>r Monatsblutung (Amenorrhoe),<br />
so <strong>ist</strong> dies in <strong>de</strong>n me<strong>ist</strong>en Fällen nur vorübergehend<br />
<strong>de</strong>r Fall. Nur in sehr seltenen<br />
Fällen bleibt die Regelblutung dauerhaft<br />
aus und es kommt zur Unfruchtbarkeit. In<br />
Einzelfällen kann sich außer<strong>de</strong>m durch die<br />
Krebsbehandlung und ihren Einfluss auf die<br />
Produktion <strong>de</strong>r Sexualhormone <strong>de</strong>r Beginn<br />
<strong>de</strong>r Pubertät verzögern.<br />
Risikofaktoren für eine Beeinträchtigung<br />
<strong>de</strong>r Fruchtbarkeit<br />
Ein erhöhtes Risiko für eine Schädigung<br />
<strong>de</strong>r Keimdrüsen besteht:<br />
• bei einer Chemotherapie mit <strong>de</strong>n Zytostatika<br />
Cyclophosphamid, Ifosfamid, Lomustin<br />
(CCNU), Melphalan, Carboplatin, Cisplatin<br />
und Dacarbazin,<br />
• bei einer hohen Dosierung dieser Zytostatika,<br />
• bei einer Bestrahlung von Becken und<br />
Schä<strong>de</strong>l (Hypophyse).<br />
<strong>Vorsorge</strong>empfehlungen<br />
Bei Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen, die an<br />
einem bösartigen Knochentumor erkranken<br />
und bei <strong>de</strong>nen infolge <strong>de</strong>r geplanten<br />
Therapie das Risiko einer Schädigung <strong>de</strong>r<br />
Gona<strong>de</strong>n besteht, kann bereits im Vorfeld<br />
durch entsprechen<strong>de</strong> Maßnahmen wie etwa<br />
das Einfrieren von Samen- o<strong>de</strong>r Eizellen auf<br />
eine mögliche Beeinträchtigung <strong>de</strong>r späteren<br />
Fruchtbarkeit reagiert wer<strong>de</strong>n. Im Falle<br />
einer geplanten Strahlentherapie kommt bei<br />
Mädchen auch das operative Verlagern <strong>de</strong>r<br />
Eierstöcke aus <strong>de</strong>m Bestrahlungsgebiet heraus<br />
als vorsorgliche und vorübergehen<strong>de</strong><br />
Maßnahme in Betracht.<br />
<strong>Nachsorge</strong>empfehlungen<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r <strong>Nachsorge</strong>untersuchungen<br />
wird stets auch die körperliche<br />
Entwicklung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s respektive <strong>de</strong>s<br />
Jugendlichen sowie <strong>de</strong>r Pubertätsverlauf<br />
dokumentiert. Ärzte sprechen dabei von<br />
<strong>de</strong>n Tanner-Stadien. Üblicherweise wird<br />
zur Erfassung <strong>de</strong>r Tanner-Stadien die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Geschlechtsorgane sowie <strong>de</strong>r<br />
Schambehaarung untersucht.<br />
Bei männlichen Jugendlichen empfiehlt<br />
es sich im Hinblick auf die Fruchtbarkeit,<br />
das Ho<strong>de</strong>nvolumen zu kontrollieren und die<br />
Konzentration <strong>de</strong>r Sexualhormone im Blut<br />
zu bestimmen. Eine Analyse <strong>de</strong>r Spermien<br />
<strong>ist</strong> im Rahmen <strong>de</strong>r <strong>Nachsorge</strong> nicht routinemäßig<br />
vorgesehen, kann aber im Einzelfall<br />
sinnvoll sein. Dazu wird Ejakulat im Labor<br />
unter <strong>de</strong>m Mikroskop im Hinblick auf die<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Samenzellen, ihre Beweglichkeit<br />
und Form untersucht. Anhand <strong>de</strong>r Untersuchungsergebnisse<br />
können Aussagen<br />
über die Fruchtbarkeit getroffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Ist das Ergebnis <strong>de</strong>r Untersuchung auffällig,<br />
so sollte die Testung nach etwa zehn<br />
Wochen wie<strong>de</strong>rholt wer<strong>de</strong>n, da in dieser<br />
Zeit ein neuer Zyklus <strong>de</strong>r Spermienreifung<br />
begonnen hat und sich die Störung eventuell<br />
gebessert hat o<strong>de</strong>r sogar ganz behoben<br />
<strong>ist</strong>. Bei anhalten<strong>de</strong>r Vermin<strong>de</strong>rung<br />
gesun<strong>de</strong>r Samenzellen im Ejakulat besteht<br />
im Falle eines aktuellen Kin<strong>de</strong>rwunschs die<br />
Möglichkeit, durch eine Ho<strong>de</strong>npunktion<br />
gesun<strong>de</strong> Samenzellen für eine Befruchtung<br />
zu gewinnen.<br />
Bei weiblichen Jugendlichen wird im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r <strong>Nachsorge</strong>untersuchungen<br />
das Auftreten sowie <strong>de</strong>r Verlauf <strong>de</strong>r Zyklusblutungen<br />
(Zyklusanamnese) erfragt.<br />
Daher sollten die monatlichen Regelblutungen<br />
dokumentiert wer<strong>de</strong>n. Dazu empfiehlt<br />
sich das Führen eines Zykluskalen<strong>de</strong>rs,<br />
in <strong>de</strong>m festgehalten wird, wann es zur<br />
Menstruationsblutung kommt, wie lange<br />
sie anhält und ob es dabei Auffälligkeiten<br />
gibt. Dieser Kalen<strong>de</strong>r kann bei <strong>de</strong>n <strong>Nachsorge</strong>untersuchungen<br />
<strong>de</strong>m behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />
Arzt vorgelegt wer<strong>de</strong>n. Auch bei Mädchen<br />
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