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Mitarbeitergespräche - lexxun.de

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Lexxun.<strong>de</strong> 12-01- 2004<br />

Materialien zur Personalentwicklung<br />

Mitarbeitergespräche<br />

DEFINITION UND ZIEL VON MITARBEITERGESPRÄCHEN<br />

Bei Mitarbeitergesprächen - oft auch Jahresgespräche o<strong>de</strong>r KMP für "kooperative Mitarbeitergespräche"<br />

genannt - han<strong>de</strong>lt es sich um normierte Gespräche zwischen Mitarbeitern<br />

und direkten Vorgesetzten, die turnusmäßig stattfin<strong>de</strong>n, dokumentiert wer<strong>de</strong>n und<br />

<strong>de</strong>ren Ergebnisse üblicherweise schriftlich zu fixieren sind. Ziel <strong>de</strong>r Gespräche ist die För<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Zusammenarbeit, <strong>de</strong>r offene Austausch und gelegentlich auch die Formulierung<br />

von -> Zielvereinbarungen. Das Mitarbeitergespräch kann als Bestandteil eine kooperativen<br />

-> Führung angesehen wer<strong>de</strong>n. Es dient i.w.S. <strong>de</strong>r -> Personalbeurteilung<br />

und kann darüber hinaus als grundlegend für künftige Weiter- und Höherqualifikation,<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Tätigkeitsfel<strong>de</strong>s etc. angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

THEMEN DES MITARBEITERGESPRÄCHS<br />

Das Mitarbeitergespräch ist von <strong>de</strong>r üblichen Kommunikation zwischen Vorgesetztem und<br />

Mitarbeiter klar abgegrenzt. Es wird explizit nicht die aktuelle Arbeit erörtert - vielmehr<br />

stehen die folgen<strong>de</strong>n Aspekte im Mittelpunkt:<br />

- Arbeits- und Rahmenbedingungen<br />

- Kooperation zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter<br />

- Umgang mit Kollegen<br />

- Persönliche Neigungen und Perspektiven hinsichtlich <strong>de</strong>r eigenen Entwicklung<br />

- Fragen <strong>de</strong>s Gehalts<br />

- Fragen <strong>de</strong>r Arbeitsqualität<br />

- Häufig auch Zielvereinbarungen und Gespräche über erreichte o<strong>de</strong>r verfehlte Ziele<br />

REGELN<br />

Das Mitarbeitergespräch folgt normalerweise gewissen, vor <strong>de</strong>r Einführung festzulegen<strong>de</strong>n<br />

Regeln. Dazu zählen die Dokumentation <strong>de</strong>s Gesprächsverlaufs und die schriftliche<br />

Fixierung <strong>de</strong>r Ergebnisse, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Zielvereinbarungen (sofern vorhan<strong>de</strong>n). Mitarbeitergespräche<br />

sollten regelmäßig in einem festgelegten Turnus erfolgen - häufig anzutreffen<br />

sind Halbjahres- o<strong>de</strong>r Jahresgespräche.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich um Zwei-Personengespräche zwischen Mitarbeiter und direktem Vorgesetzten.<br />

Den Gesprächspartnern sollte eine gewisse Zeitspanne zur Vorbereitung auf das<br />

Gespräch eingeräumt wer<strong>de</strong>n. Der thematische Ablauf <strong>de</strong>s Gesprächs ist üblicherweise<br />

grob (z.B. anhand eines Leitfa<strong>de</strong>ns) festgelegt.<br />

Als Dauer eines MA-Gesprächs wer<strong>de</strong>n zwischen 30 Minuten und zwei Stun<strong>de</strong>n angegeben.<br />

Es sollte während dieser Zeit sichergestellt sein, dass das Gespräch nicht unterbrochen<br />

wird - auch nicht von Telefonanrufen etc.<br />

Das BILDUNGSWERK VERDI weist zu<strong>de</strong>m darauf hin, dass alle geplanten Themenbereiche<br />

angesprochen wer<strong>de</strong>n sollten, und dass die einzelnen besprochenen Bereiche grundsätzlich<br />

mit einer Vereinbarung für die kommen<strong>de</strong> Arbeitsperio<strong>de</strong> abgeschlossen wer<strong>de</strong>n<br />

sollten. Dabei ist wichtig, dass die Gesprächspartner sich gemeinsam auf Ziele verständigen.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei nicht um Zielvorgaben. Diese For<strong>de</strong>rung be<strong>de</strong>utet in <strong>de</strong>r<br />

Konsequenz, dass das Gespräch im echten Dialog geführt wird. Ein MA-Gespräch dient<br />

zwar <strong>de</strong>r Personalbeurteilung und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zielvereinbarung, es ist jedoch keineswegs<br />

ein "Aburteilen", genauso wenig han<strong>de</strong>lt es sich um ein "Frage-Antwort-Spiel", das eine<br />

Prüfungssituation erzeugt.<br />

Die Führung von Mitarbeitergesprächen kann in Unternehmen verpflichtend eingeführt<br />

wer<strong>de</strong>n - wobei diese Verpflichtung dann sowohl für die Vorgesetzten als auch für die<br />

Mitarbeiter gilt. Es kann aber davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass ein freiwilliges Gespräch<br />

produktiver sein wird, als ein erzwungenes, das von bei<strong>de</strong>n Seiten als lästige Pflicht<br />

empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Gelegentlich wird die Relevanz <strong>de</strong>r psychologischen Gesprächsführung für MA-Gespräche<br />

hervorgehoben (vgl. BECKER, 2002, S. 346 ff.). Meiner Ansicht nach ist eine bewusste<br />

Psychologisierung <strong>de</strong>r Gesprächsführung hier eher hin<strong>de</strong>rlich. Die wenigsten Vorgesetzten<br />

sind in dieser Form <strong>de</strong>r Gesprächsführung gut geschult - <strong>de</strong>r Versuch, ganz bewusst ei-<br />

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Lexxun.<strong>de</strong> 12-01- 2004<br />

Materialien zur Personalentwicklung<br />

nige aus <strong>de</strong>r Psychologie bekannte Regeln einzuhalten, kann vom eigentlichen Gesprächsinhalt<br />

ablenken und sehr irritierend wirken. Eine bei<strong>de</strong>rseitige Wahrung <strong>de</strong>r Umgangsformen<br />

und eine Konzentration auf die eigenen Ziele wie auch auf die<br />

Organisationsziele wird vermutlich ausreichend sein, um akzeptable Ergebnisse zu erzielen.<br />

KONSEQUENZEN VON MITARBEITERGESPRÄCHEN<br />

Mitarbeitergespräche gelten als Instrument <strong>de</strong>r Personalbeurteilung. Wie aus je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Form <strong>de</strong>r Beurteilung auch, können sich aus <strong>de</strong>n Gesprächen bestimmte Konsequenzen<br />

ergeben - Beurteilungen wirken generell verhaltensmodifizierend. Fraglich bleibt<br />

dabei, ob die Modifikationen <strong>de</strong>n Unternehmenszielen entsprechen. Sie können sich auch<br />

konträr entwickeln, z.B. wenn <strong>de</strong>r Mitarbeiter sich ungerecht bewertet fühlt. Mögliche<br />

Konsequenzen sind (vgl. ROSENSTIEL, 2003, S. 204 f.):<br />

- Die Dokumentation kommt in die Personalakte und beeinflusst die Karriere,<br />

- die Gespräche gelten bei <strong>de</strong>n Vorgesetzten als unbeliebte Führungsaufgabe,<br />

- das Führen <strong>de</strong>r Gespräche ist zu trainieren.<br />

Latente Folgen können sein:<br />

- Es kann sich um ein Herrschaftsritual ohne Karriere-Folgen han<strong>de</strong>ln,<br />

Manifeste Folgen können sein:<br />

- Leistungsverbesserung,<br />

- Planung, Auswahl, Gestaltung von För<strong>de</strong>rung,<br />

- PE-Planung,<br />

- personelle Entscheidungen,<br />

- Umgestaltung von Arbeitsbedingungen (OE),<br />

- Gehaltsbestimmung,<br />

- individuelle Beratung und För<strong>de</strong>rung von Mitarbeitern,<br />

- Verbesserung <strong>de</strong>r Führungskompetenz (<strong>de</strong>s Vorgesetzten),<br />

- Evaluation von Selektionskonzepten zur Personalauswahl,<br />

- Evaluation von Anreizkonzepten und OE-Programmen,<br />

- Artikulation von Anfor<strong>de</strong>rungen (Leistungsanfor<strong>de</strong>rungen und soziale Anfor<strong>de</strong>rungen),<br />

- Hervorhebung <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung leistungsorientierter Personalentwicklung.<br />

Mögliche Nachteile <strong>de</strong>r Gespräche sind:<br />

- Belastung <strong>de</strong>r Vorgesetzten-Mitarbeiter-Beziehung,<br />

- Beunruhigung <strong>de</strong>r Mitarbeiter,<br />

- zeitliche Überlastung <strong>de</strong>r Vorgesetzten,<br />

- Hierarchieaspekte wer<strong>de</strong>n u.U. überpointiert,<br />

- Zentralisierung durch Machtanhäufung in <strong>de</strong>r Personalabteilung,<br />

- die Bereitschaft zu Konsequenzen fehlt häufig.<br />

Möglichkeiten zur Mitarbeit <strong>de</strong>r Personalentwicklung bestehen bei folgen<strong>de</strong>n Aufgaben:<br />

- Mitwirkung bei <strong>de</strong>r Entwicklung und Evaluation <strong>de</strong>r Verfahren,<br />

- Training <strong>de</strong>r Beurteiler,<br />

- Führen <strong>de</strong>r Beurteilungsgespräche (eher selten).<br />

EXEMPLARISCHER LEITFADEN FÜR DAS FÜHREN VON MITARBEITERGESPRÄCHEN<br />

Nachfolgend ist ein exemplarischer Leitfa<strong>de</strong>n für das Führen von Mitarbeitergesprächen<br />

abgebil<strong>de</strong>t. Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um eine vergleichsweise kurze Version mit <strong>de</strong>r Möglichkeit<br />

zu Zielvereinbarungen. An<strong>de</strong>re Beispiele sind wesentlich umfangreicher.<br />

1. Aufgaben/Aufgabenschwerpunkte<br />

... <strong>de</strong>s zurückliegen<strong>de</strong>n Jahres<br />

• Was waren Ihre Aufgabenschwerpunkte?<br />

• Hat Ihnen Ihre Arbeit gefallen?<br />

• Was war für Sie beson<strong>de</strong>rs interessant, was weniger?<br />

• Fühlten Sie sich Ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt?<br />

• Wie zufrie<strong>de</strong>n sind Sie mit Ihrer Leistung?<br />

• Gab es Motivationshemmnisse o. Ä.?<br />

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Materialien zur Personalentwicklung<br />

... <strong>de</strong>s kommen<strong>de</strong>n Jahres<br />

• Sachziele<br />

• Verfahrensziele<br />

• Verhaltensziele<br />

2. Arbeitsbedingungen<br />

• Arbeitsplatz<br />

• Arbeitsmittel<br />

• Arbeitszeit<br />

• Arbeitsbelastung<br />

• Arbeitsorganisation<br />

... Qualität <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit<br />

• <strong>de</strong>m/<strong>de</strong>r direkten Vorgesetzten<br />

• <strong>de</strong>n Kolleginnen/Kollegen<br />

• an<strong>de</strong>ren Organisationseinheiten<br />

3. Entwicklungswünsche<br />

... Neue Aufgaben<br />

• innerhalb <strong>de</strong>r Organisationseinheit Es bestehen zur Zeit keine<br />

• außerhalb <strong>de</strong>r Organisationseinheit Verän<strong>de</strong>rungswünsche<br />

• notwendige/ergänzen<strong>de</strong> Entwicklungsmaßnahmen<br />

4. Fort- und Weiterbildungswünsche<br />

5. Vereinbarte Entwicklungs-/Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

Name, Vorname <strong>de</strong>r Mitarbeiterin/<strong>de</strong>s Mitarbeiter:<br />

_____________________________________________<br />

Organisationseinheit:<br />

_____________________________________________<br />

Funktion:<br />

_____________________________________________<br />

Vorgesetzte/r:<br />

_____________________________________________<br />

Unterschrift Vorgesetzte/r:<br />

Geb.-Datum:<br />

__.__.______<br />

Einsatz seit:<br />

__.__.______<br />

Datum:<br />

__.__.______<br />

Unterschrift Mitarbeiter/in:<br />

__________________________<br />

__________________________<br />

Der abgebil<strong>de</strong>te Leitfa<strong>de</strong>n kann zugleich als Protokoll dienen. Er enthält weiterhin in geringem<br />

Umfang die Möglichkeit, -> Zielvereinbarungen zu formulieren. Dabei wer<strong>de</strong>n<br />

nicht nur Leistungsziele, son<strong>de</strong>rn auch Entwicklungs- und Qualifikationsziele berücksichtigt<br />

(vgl. hierzu: -> "Balanced Scorecard" unter <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Quellen).<br />

http://www.bscol.com/<br />

http://www.balancedscorecard.org/<br />

http://www.balanced-scorecard.<strong>de</strong>/<br />

LITERATUR<br />

BECKER, M.: Personalentwicklung. 3. Aufl., Stuttgart, 2002.<br />

FRIEDAG, H. R./SCHMIDT, W.: Balanced Scorecard. Freiburg i. B., 2002.<br />

ROSENSTIEL, L.V.: Grundlagen <strong>de</strong>r Organisationspsychologie. 5. Aufl., Stuttgart, 2003.<br />

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