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BOLD THE MAGAZINE No.16

AMBITION MIT ANSPRUCH UND EIFER | INTERVIEW: MONSTER-CHEF NOEL LEE | GEFRORENE MUSIK: NORSKE OPERA | NEW FASHION | NORWEGEN: ARCTIC RACE OF NORWAY | FINNLAND: VON LAPPLAND BIS HELSINKI

AMBITION

MIT ANSPRUCH UND EIFER | INTERVIEW: MONSTER-CHEF NOEL LEE | GEFRORENE MUSIK: NORSKE OPERA | NEW FASHION | NORWEGEN: ARCTIC RACE OF NORWAY | FINNLAND: VON LAPPLAND BIS HELSINKI

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42 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> KUNST & KULTUR | SEHENSWERT<br />

<strong>THE</strong> OWN<br />

STYLIZATION<br />

SELBSTAUSLÖSER<br />

AUTOR: H. G. TEINER<br />

Selfies sind der unübersehbare Trend des<br />

modernen Smartphone-Fotografierens.<br />

Mit speziellen Objektiven ausgerüstete<br />

und als explizit für das perfekt kontrollierte<br />

Selbstbildnis ausgewiesene Selfie-<br />

Phones werden gerade auf den Markt<br />

gebracht. Bilder, die die Welt oft nicht<br />

braucht und doch werden sie massenweise<br />

über Facebook, Twitter, Instagram<br />

und Co weltweit präsentiert. Die<br />

Ursprünge von Selbstbildnissen liegen<br />

weit zurück und sind schon bis in die<br />

Kunst der bemalten Leinwand zurückzuverfolgen.<br />

Das Selbstporträt, das jahrhundertelang<br />

als kunsthistorische Kategorie<br />

galt, wurde im Umfeld der Social<br />

Media zum omnipräsenten Phänomen<br />

der Populärkultur.<br />

Die Ausstellung „Selbstauslöser“ erforscht<br />

den performativen Akt der<br />

Selbstaufnahme anhand von Fotografien<br />

wie auch von Filmen, Videos,<br />

Kleinbildprojektionen, Künstlerbüchern<br />

und Performances. 27 Künstler und Künstlerinnen<br />

aus vier Generationen zeigen<br />

mit rund achtzig künstlerischen Arbeiten<br />

ein breites Spektrum des Phänomens auf<br />

und erzählen die Geschichte der fotografischen<br />

Selbstbildnisse. Der Selbst-<br />

auslöser fungiert dabei als operatives<br />

und symbolisches Werkzeug des Aufbegehrens,<br />

das weniger dem Drang nach<br />

Selbstdarstellung als vielmehr dem Akt<br />

der bewussten Selbststilisierung dient.<br />

Die Praxis des Sich-selbst-Fotografierens<br />

steht dabei in Wechselwirkung mit den<br />

technischen Entwicklungen. Dies zeigt<br />

sich beispielsweise in einem im Bild sichtbaren<br />

Auslösekabel, im funkgesteuerten<br />

Fernauslöser in der Hand oder einfach<br />

in dem ausgestreckten Arm, die Hand<br />

drückt offenbar den Auslöseknopf. Der<br />

Blick in die Kamera schafft Distanz zu sich<br />

selbst, dient dabei auch der Überprüfung<br />

des Selbst. Es entwickelt sich ein besonderes<br />

visuelles Verhältnis von Subjekt<br />

und Welt.<br />

Selfies mögen mit ihrer Ähnlichkeit zum<br />

Selbstporträt formal die Geschichte<br />

des fotografischen Selbstporträts fortschreiben.<br />

Anders als die Momentaufnahmen<br />

aus dem aktuellen Medienphänomen,<br />

die in ihrer medialen Verbreitung<br />

auch zum Kontrollverlust über das eigene<br />

Bild führen können, reflektieren die in<br />

der Ausstellung gezeigten Arbeiten<br />

ihre eigene selbstbewusste Medialität.<br />

Das Foto ist hier Teil eines Kunstpro-<br />

zesses, bei dem sich die fotografischen<br />

Objekte in einer Transformation befinden;<br />

die Fotografie wird als Aufzeichnungsinstrument<br />

eines Erkenntnisprozesses<br />

eingesetzt. So wie in „Valie Exports<br />

Körperkonfigurationen“ (1972 - 1982),<br />

hier wird der fotografische Akt zur performativen<br />

Geste der Einschreibung des<br />

eigenen Körpers in die Welt. Renate Bertlmann<br />

setzt die Kamera als Alter Ego ein,<br />

in den Serien „Verwandlungen“ (1969)<br />

und „Renée ou René“ (1977) spielt sie<br />

mit Rollenbildern. Peter Weibel wird in<br />

„Selbstportrait als Frau“ (1967) mithilfe<br />

von weiblichen Versatzstücken für die<br />

Dauer der Aufnahme zum weiblichen<br />

Pendant. In ihren Collagen betreibt<br />

Katrina Daschner eine Maskerade als<br />

Spiel mit sozialen Klischees, und Anja<br />

Manfredi setzt in seriellen Studio-Shootings<br />

wie „Verbeugen & Applaus“ (2006)<br />

den eigenen Körper in Szene.<br />

Selbstauslöser<br />

Bis: 15. März 2015<br />

Museum der Moderne Salzburg<br />

Mönchsberg 32, 5020 Salzburg<br />

www.museumdermoderne.at

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