3000 Jahre staunen - Württembergische Landesbibliothek

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BJblia beyder Allt vnd Newen Testaments Teutsch. Zum Christenlichen leser. Seitmal der allmechtig Gott durch sein gute verlihen hat... Wormbs : bei Peter Schöfern, 1529. – [1], CCLXXXVII, LXXVI, [12] Bl.: kolorierte Holzschnitte. 2° VD 16 B 2681. Sog. Kombinierte Bibel aus der Lutherübersetzung sowie den Propheten und den Apokryphen aus der Zürcher Bibel. Aufgeschlagen: Johannes Offenbarung 6–8. Württembergische Landesbibliothek Stuttgart Bb deutsch 1529 06
10. BJblia beyder Allt vnd Newen Testaments Teutsch. 1529 Die Geschichte der Lutherbibel ist langwierig und teilweise verworren bis in das letzte Jahrhundert hinein. Es kam immer wieder zu angeblichen Verbesserungen, Angleichung an die Gegenwartssprache, Korrektur vermeintlicher Fehlübersetzungen, Austilgung veralteter Begriffe, ja teilweise – wie 1975 – zur Aufgabe des genialen Sprachrhythmus, was 1984 wieder „zurückrevidiert“ wurde. Vorgezeichnet war die Situation späterer Jahrhunderte schon zu Lebzeiten Luthers. Das Tempo und die Souveränität, die Luther mit der Übersetzung des Neuen Testaments an den Tag gelegt hatte, konnten noch einigermaßen bei der Arbeit mit dem Alten Testament beibehalten werden. Im Jahr 1523 erschienen zum ersten Mal die aus dem Hebräischen übertragenen Bücher Erster Mose bis Hohes Lied. Allein mit der Psalmenübersetzung war ein literarisches und theologisches Glanzstück gelungen. Es muss immer wieder betont werden, dass Luther nicht alleine und selbstherrlich übersetzt hat, sondern sich stets des Rates und der Hilfe seiner theologischen und philologischen Fachgenossen in Wittenberg versicherte: Philipp Melanchthon, Johannes Bugenhagen, Caspar Cruciger, Justus Jonas, Matthäus Aurogallus u.a. Dennoch geriet das Übersetzungsunternehmen nach 1524 ins Stocken. Man druckte zwar die vorhandenen Bibelbücher nach, aber zu einer Vollbibel mit den Großen und Kleinen Propheten sowie den Apokryphen reichte es erst zehn Jahre später! Andere traten auf den Plan. 1524 veröffentlichte noch der Nürnberger Drucker Friedrich Peypus eine scheinbare Vollbibel Luthers, die aber eben im Alten Testament nur bis zum Hohen Lied ging. Wegen politischer und persönlicher Belange konnte in Wittenberg die Prophetenübersetzung erst 1532 fertig werden. In Zürich am Großmünster hatte sich ebenfalls eine Gruppe sehr versierter Bibelphilologen unter der Leitung von Ulrich Zwingli zusammengefunden, die sog. Prophezei. Dazu gehörten Heinrich Bullinger, Jacob Ceporin, Oswald Myconius, Konrad Pellikan, Leo Jud u.a. Aus ihrer Feder entstand in gewisser Selbständigkeit die eigene Zürcher Übersetzung, die Zürcher Bibel. Gewiss erschienen zunächst wie in Wittenberg einzelne größerer Teile in Lieferungen, aber eben konsequenter. So kam im Jahr 1529 die Zürcher Prophetenübersetzung ans Licht. Sie hatte aber auch schon einen Vorläufer: 1527 hatten die beiden Täufer Ludwig Hätzer und Hans Denck in Worms Alle Propheten nach Hebräischer sprach verteutscht erscheinen lassen. Drucker war in Worms Peter Schöffer d. J., der dem Täuferlager wohl gesinnt war. Er gehörte zusammen mit dem Straßburger Wolfgang Köpfel zu denen, die der Nachfrage nach einer vollständigen Lutherbibel dadurch gerecht wurden, dass sie den 1529 vorhandenen Luthertexten eine der fertigen süddeutschen Prophetenübersetzungen einfügten und so den Typus der „Kombinierten Bibel“ schufen. Köpfel in Straßburg war der erste und musste sich mit der etwas holprigen Übertragung von Hätzer und Denck begnügen. Peter Schöffer hingegen bediente sich der eleganteren Übersetzung der Zürcher, wiewohl er die Täufer-Propheten selbst gedruckt hatte. Hinzu kamen hier die von Leo Jud in Zürich übersetzten Apokryphen. Die Illustrationen zur Urgeschichte und zur Wüstenwanderung mit der Stiftshütte, sowie zur Offenbarung stammen von dem Holzschnittkünstler Anton Woensam, teilweise nach Vorlagen von Georg Lemberger. Sie sind in dem Exemplar aus Stuttgart, dem zweiten in der Bibelsammlung, kunstvoll koloriert und mit Goldaderung verziert. 31
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