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Gemeindebrief - Ev. Kirchengemeinde Lauffen

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Das <strong>Ev</strong>angelium nach Matthäus<br />

6<br />

Das Matthäusevangelium ist vermutlich<br />

in der Zeit zwischen 80<br />

und 90 n. Chr. im syrischen Raum<br />

entstanden. Die Verfasserschaft<br />

wird schon um 100 n. Chr. dem<br />

Apostel Matthäus (Mt 10,3) zugeschrieben.<br />

Da aber der Verfasser<br />

das Markus-evangelium und die<br />

Logienquelle Q beim Verfassen<br />

seines <strong>Ev</strong>angeliums benutzt hat,<br />

ist dies eher unwahrscheinlich. Die<br />

Verfasserschaft muss also letztlich<br />

offen bleiben. Seinen „ersten Platz“<br />

in der Reihenfolge der biblischen<br />

Bücher erhielt das Matthäusevangelium<br />

aufgrund seiner Bedeutung.<br />

Der Verfasser des Matthäusevangeliums<br />

hat das Markusevangelium<br />

als Vorlage benutzt und sie mit<br />

Texten aus einer weiteren Quelle,<br />

der sogenannten Logienquelle Q,<br />

ergänzt und erweitert. Diese<br />

Logienquelle Q ist eine Sammlung<br />

von Reden Jesu, die zu dieser Zeit<br />

bekannt sein mussten und vermutlich<br />

auch schriftlich vorlagen. Auch<br />

der <strong>Ev</strong>angelist Lukas benutzte sie.<br />

Diese Quelle ist aber als eigenständige<br />

Sammlung nicht erhalten.<br />

Vor allem hat der Verfasser des<br />

Matthäusevangeliums dem Markusevanelium<br />

die Geburtsgeschichte<br />

Jesu vorangestellt und den Schluss<br />

mit der Erzählung von der Erscheinung<br />

des Auferstandenen erweitert.<br />

Eine weitere Leistung des Matthäus<br />

ist, dass er die verschiedenen wörtlichen<br />

Überlieferungen von Jesus<br />

systematisch geordnet hat und zu<br />

6 großen Reden komponiert hat:<br />

die Bergpredigt in Mt 5-7, Aussendungsrede<br />

in Mt 10, die Gleichnisrede<br />

in Mt 13, die Gemeinderegel<br />

Mt 18, die Rede gegen die Pharisäer<br />

und Schriftgelehrten Mt 23, die<br />

Rede über die Endzeit und das Weltgericht<br />

Mt 24-24). Er kennzeichnet<br />

diese Redekompositionen selbst<br />

durch die stereotype Schlussformel:<br />

„Und es geschah, als Jesus diese<br />

Reden vollendet hatte…“<br />

Sehr charakteristisch ist die literarische<br />

Bearbeitung der Wundergeschichten<br />

des Markusevangeliums.<br />

Matthäus hat diese oft sehr stark<br />

gekürzt und sie dann mit Worten<br />

Jesu versehen und sie so zu Lehrgesprächen<br />

umstilisiert. Dadurch<br />

hat er die besondere Verbindung<br />

von Glaube und Wundern hervorgehoben<br />

und so auch die Gegenwartsbedeutung<br />

für den heutigen Leser<br />

hervorgehoben.<br />

Das theologische Hauptanliegen<br />

des Matthäusevangeliums ist es,<br />

Jesus als den im Alten Testament<br />

verheißenen und sehnlichst erwarteten<br />

Sohn Davids bzw. Messias<br />

zu erweisen. Das wird deutlich an<br />

den zahlreichen Erfüllungszitaten<br />

(z.B. Mt 2, 23: „… damit erfüllt würde,<br />

was gesagt ist durch die Pro-<br />

pheten …“). Als Messias ist Jesus<br />

im Matthäusevangelium aber auch<br />

der endzeitliche Lehrer, der in der<br />

Bergpredigt nicht ein neues Gesetz<br />

verkündet, sondern das alte Gesetz<br />

vom Sinai endgültig deutet und zur<br />

Geltung bringt (Mt 5, 17-19).<br />

Nach Matthäus bietet Jesus das<br />

Heil nur Israel an (Mt 10,5+6;<br />

15,24). Indem aber der Großteil des<br />

Volkes dieses Heil und den Messias<br />

ablehnt, ja ausdrücklich die Verantwortung<br />

für seinen Tod am Kreuz<br />

auf sich nimmt (Mt 27,25), spricht<br />

sich Israel selbst das Urteil. Das<br />

Reich Gottes wird ihm daher genommen<br />

und einem Volk gegeben,<br />

das „seine Früchte hervorbringt“<br />

(Mt 21, 43). Mit diesem Volk ist die<br />

aus Israel hervorgegangene, aber<br />

nun nicht mehr auf sie beschränkte,<br />

christliche Kirche gemeint.<br />

Sie wird zum wahren Israel, das<br />

alte Israel wird zu „den Juden“ (Mt<br />

28,15). Darin wird deutlich, dass<br />

die Gemeinde, in der das Matthäusevangelium<br />

entstand, zwar eine<br />

judenchristliche Gemeinde war,<br />

aber nicht mehr zum Synagogenverband<br />

dazugehörte. Dazu passt<br />

auch der universale Horizont des<br />

Matthäusevangeliums, das mit der<br />

Sendung der Jünger zu „allen Völkern“<br />

schließt.<br />

In der Auseinandersetzung mit<br />

dem Judentum und in den Juden-

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