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Gemeindebrief - Ev. Kirchengemeinde Lauffen

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verfolgungen hat das Matthäusevangelium<br />

durch Missbrauch oft<br />

eine verhängnisvolle Rolle gespielt,<br />

insbesondere der Satz in Mt 27,25:<br />

„Da antwortete das ganze Volk: Sein<br />

Blut komme über uns und unsere<br />

Kinder.“ Für die christliche Kirche<br />

wurde das Matthäusevangelium die<br />

am meisten gelesene und kommentierte<br />

Schrift des Neuen Testaments.<br />

Vor allem zwei Texte daraus<br />

haben das Leben und Denken der<br />

Christenheit bewegt und geprägt:<br />

Zum einen die Bergpredigt (Mt 5-7)<br />

mit ihrer Betonung der Notwendigkeit<br />

des Tuns (Mt 7,15-27) und<br />

zum anderen die Schilderung des<br />

Weltgerichts (Mt 25, 31-46). Dieser<br />

Schilderung wurden die sogenannten<br />

„Werke der Barmherzigkeit“<br />

entnommen. Sie wurden zur Richtschnur<br />

der christlichen Nächstenliebe.<br />

Das Vaterunser wurde in der Fassung<br />

des Matthäusevangeliums<br />

zum Hauptgebet der Christenheit.<br />

Und die Kindheitsgeschichte des<br />

Matthäus ist ein zentraler Text im<br />

Weihnachtsfestkreis. Die Verheißung<br />

an Petrus in Mt 16,18+19<br />

wurde zum entscheidenden Schriftbeleg<br />

für eine Stiftung der Kirche<br />

durch den irdischen Jesus und die<br />

katholische Kirche hat hieraus das<br />

Primat des Papstes abgeleitet. Der<br />

Begriff „Kirche“ (ekklesia) erscheint<br />

in den <strong>Ev</strong>angelien nur hier und in<br />

Mt 18,17.<br />

Für das Sakrament der Taufe wurde<br />

der Taufbefehl in Mt 28, 16-20 zum<br />

zentralen Text, der zum Kernbestand<br />

des christlichen Katechismus<br />

zählt.<br />

Dieser besondere „kirchliche“<br />

Charakter des Matthäusevangeliums<br />

hat dazu beigetragen, dass<br />

es schon in frühchristlicher Zeit<br />

zum führenden <strong>Ev</strong>angelium und<br />

zur einflussreichsten Schrift des<br />

Neuen Testaments überhaupt<br />

wurde. Aufgrund dieser Bedeutung<br />

hat es auch den „ersten Platz“ im<br />

neutestamentlichen Kanon erhalten.<br />

Annette Winckler-Mann<br />

Aus der katholischen <strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Ökumenische Ehrung der<br />

„Lübecker Märtyrer“<br />

Am Samstag, den 25. Juni, fand<br />

in Lübeck die Ehrung von vier<br />

Geistlichen statt, die wegen ihres<br />

Widerstands gegen das nationalsozialistische<br />

Regime in einem Schauprozess<br />

vor dem Volksgerichtshof<br />

zum Tode verurteilt und am 10. November<br />

1943 in Hamburg gemeinsam<br />

hingerichtet worden waren.<br />

Es handelt sich um drei katholische<br />

Kapläne und einen evangelischen<br />

Pastor, alle aus Lübeck, die in ihren<br />

Predigten Kritik am Unrechtsstaat<br />

geübt und von Spitzeln an die Gestapo<br />

verraten worden waren. Die<br />

vier galten seit langem als „Lübecker<br />

Märtyrer“ und als Zeugen eines<br />

ökumenischen Widerstandskampfes.<br />

Anlass dieser öffentlichen Ehrung<br />

war die Seligsprechung der Kapläne,<br />

die Papst Benedikt XVI. im Juli<br />

2010 bestätigt hatte. Obwohl die<br />

evangelische Kirche keine Seligsprechung<br />

kennt, wurde die Feier,<br />

bei der auch des evangelischen<br />

Pfarrers gedacht wurde, ökumenisch<br />

gestaltet. Es war ein Großereignis<br />

unter freiem Himmel,<br />

das 8000 katholische und evangelische<br />

Christen miterleben wollten.<br />

An der Feier nahmen neben Kardinal<br />

Kasper, der den Gottesdienst<br />

hielt, und neben den katholischen<br />

Bischöfen von Hamburg und Osnabrück<br />

auch der Leiter der evangelischen<br />

Kirche Nordelbiens, Bischof<br />

Gerhard Ulrich, teil.<br />

Kardinal Kasper würdigte die Hingerichteten<br />

als Zeugen des Glaubens.<br />

Dass ihr Blut an der Hinrichtungsstätte<br />

ineinander geflossen ist, sei<br />

ein Symbol dafür, dass die Ökumene<br />

aufgebaut sei auf der Ökumene<br />

der Märtyrer. Bischof Ulrich sagte<br />

in einem evangelischen Gedenkgottesdienst<br />

tags zuvor, die durchlebte<br />

und durchlittene Ökumene unter<br />

dem Kreuz sei ein deutlicher Auftrag<br />

für Christen unterschiedlicher<br />

Konfessionen heute.<br />

Franz Kosel<br />

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