Ausgabe 1/12 Download - RegJo Hannover
Ausgabe 1/12 Download - RegJo Hannover
Ausgabe 1/12 Download - RegJo Hannover
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14 inteRvieW RegJO hAnnOVeR RegJO hAnnOVeR inteRvieW 15<br />
Das globalisierungsdrama „Der goldene Drache“ von Roland Schimmelpfennig<br />
wurde in der Regie von Lars-Ole Walburg zur „besten Inszenierung hannovers“<br />
des Jahres 2011 gewählt. nächste Vorstellung: 24. April.<br />
„Ich bIn ja selbst norddeutscher und<br />
genIesse es, nach all den jahren wIeder<br />
hIer zu seIn. MeIne herkunft erleIchtert<br />
eInfach das VerständnIs und Ich habe auch<br />
das gefühl, theater hIer anders erzählen<br />
zu können als IM ausland.“ Lars-Ole Walburg<br />
Mit 5,5 Mio. euro jährlich subventioniert das Land niedersachsen<br />
das Schauspiel hannover. Diese Angelegenheit zur Ländersache<br />
zu machen, stammt aus der Zeit von gerhard Schröder Anfang der<br />
90er Jahre. Was bedeutet das für Sie und Ihre Arbeit?<br />
Subventionen, egal ob sie vom Land, dem Bund oder den Kommunen<br />
getragen werden, bedeuten einen Auftrag: Wie können wir<br />
dieses ja immerhin vom Steuerzahler inverstierte Geld am nützlichsten<br />
zu Kunst machen? Diese Frage stellt sich jeden Tag und<br />
die Antwort darauf ist nicht immer einfach. Es muss darum gehen,<br />
Produktionen zu ermöglichen, die es aus rein marktwirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten sonst vielleicht nicht geben könnte. Dann<br />
ist es gut investiertes Geld und hilft der geistigen Beweglichkeit<br />
unserer Gesellschaft.<br />
Sie haben einmal gesagt, Sie werden dafür bezahlt, auf eine sehr<br />
kreative Art und Weise Steuergelder zu verschleudern…<br />
Schiller hat in seinem Aufsatz „Die Schaubühne als eine moralische<br />
Anstalt betrachtet“ von der Bildung des Herzens und des<br />
Geistes gesprochen. Bertolt Brecht griff diesen Ansatz auf und<br />
forderte, dass Theater immer bildend und unterhaltend zugleich<br />
sein müsse. Dem stimme ich voll zu. Davon abgesehen möchte<br />
ich natürlich, dass jeden Abend das Haus voll ist. Es ist der Spagat<br />
zwischen Verantwortung und künstlerischer Freiheit, den wir<br />
dauerhaft leisten müssen.<br />
Sie inszenieren als Intendant selbst, was keinesfalls eine Selbstverständlichkeit<br />
in der Szene ist. Aktuell arbeiten Sie an „nora“ von<br />
Ibsen. Wie würden Sie Ihre Arbeit und die Ausstrahlung des Schauspiel<br />
hannover in wenigen Schlagworten beschreiben?<br />
Wir verhandeln gesellschaftsrelevante Themen, wollen aber<br />
auch emotional berühren. Wir möchten ein Grundvertrauen<br />
bei unserem Publikum erzeugen, das besagt: Dieses Theater hat<br />
jeden Tag etwas zu bieten – es lohnt sich immer vorbeizuschauen,<br />
auch wenn vielleicht mal ein Abend nicht den persönlichen<br />
Geschmack trifft.<br />
Werden Stücke und Inszenierungen aus dem Schauspiel hannover<br />
auf Festivals eingeladen?<br />
Viele unserer Inszenierungen wurden und werden zu Festivals<br />
eingeladen, zum Beispiel nach Indien, Budapest oder Venedig. Im<br />
Mai gastieren wir unter anderem mit „Seymour oder Ich bin nur<br />
aus Versehen hier“ von Anne Lepper bei den Autorentheatertagen<br />
Berlin und mit „Fatima“ von Atiha Sen Gupta beim Heidelberger<br />
Stückemarkt. Beide Arbeiten sind aber auch weiterhin bei uns in<br />
der Cumberlandschen Bühne und im Ballhof zu sehen.<br />
Auch die regionale Wirtschaft macht sich ja in der Theaterlandschaft<br />
hannovers stark – wie kommt das?<br />
Mein Vorgänger Wilfried Schulz hat hier in <strong>Hannover</strong> das Junge<br />
Schauspiel gegründet. Die Idee ist so gut – wenn es das nicht<br />
bereits gäbe, würde ich es gern noch einmal erfinden. Einen<br />
Extraetat dafür hat es aber nie gegeben, also muss man es aus<br />
eigener Kraft stemmen und zusätzlich Sponsoren finden. Ein Plan,<br />
bei dem ich mich zunächst gefragt habe: Kann ich das eigentlich?<br />
Ich bin ja Theatermacher und kein Verkäufer. Aber es funktioniert.<br />
Hauptsponsor für das Junge Schauspiel ist mittlerweile enercity,<br />
unser langfristiger und zuverlässiger Kooperationspartner. Darüber<br />
bin ich sehr froh.