das magazin von Schwarzenburg | no 5 | mai 2012
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perspektive<br />
ANDREAS MESSERLI, NAUMBURG (D)<br />
ein <strong>Schwarzenburg</strong>er<br />
als ostdeutscher<br />
(Strassen-)Bahndirektor<br />
Andreas Messerli, Fachmann für öffentlichen<br />
Verkehr (öV), geb. 1971, ist in<br />
<strong>Schwarzenburg</strong> aufgewachsen und ausgebildeter<br />
Sekundarlehrer. Nach über<br />
zehn Jahren bei BERNMOBIL als MOON-<br />
LINER-Geschäftsführer ist er seit 2007 in<br />
Sachsen-Anhalt als Co-Geschäftsführer<br />
bei der Naumburger Strassenbahn<br />
GmbH tätig. Seit fast zwanzig Jahren ist<br />
er auch Präsident des Vereins Dampflok<br />
51 <strong>Schwarzenburg</strong>.<br />
Kannst du dich zurück erinnern, wie<br />
dein grosses Interesse für Eisenbahnen<br />
begonnen hat?<br />
Das Interesse ist seit jüngster Kindheit<br />
bezeugt. Es muss sich um eine Art Virus<br />
handeln. Von dem sind übrigens einige<br />
tausend Menschen in der Schweiz befallen...<br />
Was macht für dich die Faszination <strong>von</strong><br />
Eisenbahnen und öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
aus?<br />
Ich finde die Eisenbahn eine der besten<br />
Erfindungen der Menschheit. Die Technik<br />
ist über 150 Jahre alt und bewährt<br />
sich <strong>no</strong>ch immer. Sie ist in der Lage,<br />
grosse Mengen an Fahrgästen mit sehr<br />
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wenig Aufwand <strong>von</strong> A nach B zu bringen,<br />
also mit relativ wenig Antriebsenergie<br />
und theoretisch mit einem einzigen<br />
Mitarbeiter (vorn in der Lok).<br />
Du bist Präsident des «Verein Dampflok<br />
51», der die Erhaltung und Wiederinbetriebnahme<br />
der Dampflok BSB 51 zum<br />
Ziel hatte. 1998 ist die Dampflok 51<br />
vom Denkmal-Sockel am Bahnhof<br />
<strong>Schwarzenburg</strong> gehoben und zur Re<strong>no</strong>vation<br />
zum Verein Dampfbahn Bern gegangen.<br />
War es damals ein schwieriger<br />
Entscheid für den Verein, die Dampflok<br />
aus <strong>Schwarzenburg</strong> wegzubringen und<br />
abzutreten?<br />
Die Idee, die Dampflok 51 aus <strong>Schwarzenburg</strong><br />
wegzubringen, hat natürlich zu<br />
Diskussionen innerhalb und auch ausserhalb<br />
des Vereins geführt. Doch die<br />
damit verbundene Wiederinbetriebnahme<br />
hat eine grosse Mehrheit der Mitglieder<br />
überzeugt. Die Dauerleihgabe an die<br />
Dampfbahn Bern war die Voraussetzung,<br />
um <strong>das</strong> Projekt überhaupt starten<br />
zu können. Unser Verein hätte die<br />
Dampflok 51 nicht selber aufarbeiten<br />
und in Betrieb nehmen können, dazu<br />
hätten die Fachleute gefehlt. Und auch<br />
mit einer betriebsfähigen Dampflok<br />
könnten wir selber nicht so viel anfangen:<br />
Sie darf nur <strong>von</strong> entsprechend ausgebildeten<br />
Personen gefahren werden.<br />
Zudem gibt es verschiedenste Voraussetzungen<br />
und Vorschriften für den Betrieb.<br />
Deshalb ist die Dampfbahn Bern<br />
auch für den Betrieb der ideale Partner.<br />
Aktuell ist ihr Standort übrigens <strong>das</strong> alte<br />
EBT-Depot Ko<strong>no</strong>lfingen.<br />
Der Verein Dampflok 51 betreibt die<br />
LGB-Gartenbahn im Bernaville. Wieviele<br />
Leute sind in den Unterhalt der Anlage<br />
involviert? Kannst du den jährlichen<br />
Aufwand dafür beziffern?<br />
Zurzeit sind es rund sieben Aktive, die<br />
jedes Jahr in der warmen Jahreshälfte<br />
fast jede Woche an der Anlage arbeiten.<br />
Wir haben grad letztes Jahr einen Betriebsstundenzähler<br />
eingebaut: 2011<br />
stand die Anlage 150 Stunden in Betrieb.<br />
Pro Jahr gibt es zwei bis drei öffentliche<br />
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WEITERE INFORMATIONEN<br />
zu Andreas Messerli und dem Verein<br />
Dampflok 51:<br />
www.dampflok51.ch<br />
www.dbb.ch<br />
www.naumburger-strassenbahn.de<br />
www.moonliner.ch<br />
Betriebstage, dieses Jahr am 12. Mai<br />
(Frühlingsfest in der Stiftung Bernaville)<br />
und am 27. und 28. Oktober (Hobby-<br />
Ausstellung). Besonders freue ich mich<br />
über die seit über 30 Jahren hervorragende<br />
Zusammenarbeit mit der Stiftung<br />
Bernaville.<br />
Heute arbeitest du als Geschäftsführer<br />
bei der Naumburger Strassenbahn<br />
GmbH. Welches sind die grössten beruflichen<br />
Herausforderungen in deinem<br />
Alltag?<br />
In Deutschland fällt vor allem die höhere<br />
Bürokratie und der respektvolle Umgang<br />
damit auf. Wo in der Schweiz ab<br />
und zu <strong>no</strong>ch ein Auge zugedrückt wird,<br />
gelten in Deutschland in fast jedem<br />
möglichen Bereich sehr ausführliche<br />
Vorschriften, die exakt beachtet werden<br />
müssen. Die Naumburger Strassenbahn<br />
ist eine 120 Jahre alte Kleinstadt-Tramlinie<br />
mit einer Länge <strong>von</strong> 2.5 km, die eigentlich<br />
seit 1991 stillgelegt war. Eine<br />
Gruppe einheimischer «Fans» hat sich<br />
aber dem Abbau der Anlagen entgegengestellt<br />
und später erreicht, <strong>das</strong>s die<br />
Hälfte der einstigen 5 km-Strecke wieder<br />
aufgebaut wurde. Der Betrieb lief <strong>von</strong><br />
1994 bis 2005 einmal im Monat, auf ehrenamtlicher<br />
Basis. Das Ziel meiner Kollegen<br />
war aber der tägliche Betrieb, und<br />
den haben wir 2007 fast auf eigenes Risiko<br />
für sieben Monate eingeführt, mit<br />
sechs Angestellten und historischen<br />
Fahrzeugen aus DDR-Zeiten. Das war<br />
ein gewisses Wagnis, weil ja jeder Trambetrieb<br />
ein Defizit produziert, <strong>das</strong> irgend<br />
jemand tragen muss – meistens die öffentliche<br />
Hand. Und tatsächlich: Dank<br />
der Unterstützung des Bundeslands<br />
Sachsen-Anhalt läuft der Betrieb heute<br />
<strong>no</strong>ch täglich, obschon es dazu immer<br />
wieder viele (unter anderem bürokratische)<br />
Hindernisse zu nehmen gibt. Denn