Der Untergeher - Schauspielhaus Graz
Der Untergeher - Schauspielhaus Graz
Der Untergeher - Schauspielhaus Graz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2. Biografisches: Glenn Gould<br />
Glenn Herbert Gould wurde am 25. September 1932 als Sohn eines Pelzhändlers und einer<br />
Klavierlehrerin in Toronto geboren. Bereits im Alter von drei Jahren begann er mit dem<br />
Klavierunterricht, zuerst bei seiner Mutter, später bei Alberto Guerrero. Mit sieben trat er in<br />
das Royal College of Music ein. Im Mai 1946 trat er zum ersten Mal öffentlich als Pianist auf.<br />
Als Glenn Gould zwanzig Jahre alt war, hatte er bereits landesweiten Ruhm erreicht und<br />
überall in Kanada Konzerte gegeben.<br />
Sein Debüt in den USA gab er am 2. Januar 1955 in der Philipps Gallery in Washington D.C.<br />
und erregte dort hohes Aufsehen. In der daurauffolgenden Woche gab er sein New Yorker<br />
Debüt in der Town Hall. David Oppenheim, der Direktor von Columbia Masterworks (später<br />
Sony Classical), nahm ihn kurzer Hand gleich am Morgen nach dem Konzert unter<br />
Exklusivvertrag. Damit begann die internationale Karriere von Glenn Gould mit weiteren<br />
Konzerten in den Vereinigten Staaten, Europa und Russland.<br />
Aufsehenerregend waren diese frühen Auftritte jedoch hauptsächlich wegen Glenn Goulds<br />
künstlerischer Darbietung. Sie begründeten seinen Ruf als einer der herausragendsten und<br />
ungewöhnlichsten Pianisten seiner Generation. Die Musikkritiker der ganzen Welt überboten<br />
sich in neuen Superlativen und ergingen sich in Abhandlungen über seine außergewöhnliche<br />
Musikalität und zugleich haarsträubende Technik. Viele zeigten sich erstaunt über seine<br />
unorthodoxen Bach-Interpretationen. Die „Goldberg-Variationen“ fanden starke<br />
internationale Beachtung und wurde zu einem Meilenstein in Goulds Laufbahn.<br />
1964, auf dem Höhepunkt seines Erfolgs, zog sich Glenn Gould vom Konzertgeschehen<br />
zurück, um sich Studioaufnahmen sowie zahlreichen anderen Interessen zu widmen. So<br />
widersprüchlich die Gründe für seinen Rückzug auch waren, er blieb bei seiner Entscheidung<br />
und verschwand gänzlich von der öffentlichen Bühne. Kein berühmter Musiker hatte je<br />
etwas <strong>Der</strong>artiges getan und gewagt. Doch dieser scheinbar nicht sehr geschäftstüchtige<br />
Schritt tat seiner Popularität keineswegs Abbruch; seine Platten verkauften sich weiterhin.<br />
Goulds Studioeinspielungen sind inzwischen Legende geworden - nicht nur wegen seiner<br />
inzwischen vielzitierten Extravaganzen: Neben Stapeln von Handtüchern (Gould tauchte<br />
seine Hände vorher zwanzig Minuten lang bis zu den Ellbogen in warmes Wasser) benötigte<br />
der Pianist zwei große Flaschen Mineralwasser, fünf verschiedene Sorten Pillen mit diversen<br />
Indikationen sowie einen speziell angefertigten Stuhl, dessen unverwechselbares Knarren zu<br />
Goulds musikalischem Markenzeichen wurde. Auch musste die Innentemperatur unbedingt<br />
konstant bleiben; jede Temperaturschwankung wurde ungnädig registriert. Kein Wunder,<br />
war doch Gould zur Überraschung der Toningenieure zur ersten Aufnahme mitten im milden<br />
New Yorker Juniwetter eingemummelt in einen dicken Mantel, mit Baskenmütze, Schal und<br />
Handschuhen erschienen.<br />
11