Der Untergeher - Schauspielhaus Graz
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Inhalt<br />
Ein namenloser Erzähler betritt das Gasthaus Dichtelmühle in Wankham. Von der Wirtin ist<br />
hinter dem schmutzigen Fenster zum Küchenraum nichts zu sehen. <strong>Der</strong> Erzähler stellt seine<br />
Reisetasche im Gastraum ab, und seine Gedanken beginnen zu kreisen. Er ist der<br />
Überlebende. Warum? In seinem Kopf reist er fast drei Jahrzehnte zurück nach Salzburg:<br />
Drei Pianisten, drei Freunde, eine Leidenschaft. Nur das Höchste gilt den hochbegabten<br />
Klavierstudenten am Mozarteum als wahre Kunst. Aber nur einer von ihnen ist das Genie,<br />
dem die Welt zu Füßen liegen wird. Als Glenn Gould die Goldberg-Variationen spielt,<br />
erkennen die beiden anderen, dass Goulds Genialität einzigartig ist und dass sie das<br />
selbstgesteckte Ziel nie werden erreichen können. <strong>Der</strong> eine verschenkt seinen Steinway an<br />
ein Lehrerkind und entschließt sich, „Weltanschauungskünstler“ und Autor zu werden, der<br />
andere, Wertheimer, lässt sein Klavier im Dorotheum versteigern. Gould selbst<br />
perfektioniert sein Spiel Tag für Tag, wird zum Weltstar und flieht gleichzeitig in die<br />
Einsamkeit. Zurück in der Gegenwart: Nachdem Gould mit 51 Jahren plötzlich am Klavier tot<br />
umfällt, nimmt Wertheimer sich das Leben. Jetzt stellt sich dem übriggebliebenen Freund die<br />
Frage nach einem Lebensziel zwischen Mittelmaß und Vollkommenheit neu. Er, der<br />
Überlebende, beschließt, noch einmal zum Haus Wertheimers zu gehen.<br />
Bernhards Roman vom Klavierspieler Glenn Gould ist ein faszinierendes literarisches Spiel, in<br />
dem Authentisches und Erdichtetes ineinander fließen. Die virtuos erzählte Geschichte vom<br />
Virtuosen, der sich immer tiefer in die Einsamkeit spielt, wird von Christiane Pohle für die<br />
Bühne bearbeitet. Damit setzt die Regisseurin ihre erfolgreiche Arbeit mit Prosadichtungen<br />
von Thomas Bernhard im Theater fort.<br />
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