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Der Untergeher - Schauspielhaus Graz

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Eine Art Labor, aber auch ein Erinnerungsraum, ein Kopfraum eigentlich.<br />

Thomas Bernhard sagt über seine Prosa: „In meinen Büchern ist alles künstlich, das heißt,<br />

alle Figuren, Ereignisse, Vorkommnisse spielen sich auf einer Bühne ab, und der<br />

Bühnenraum ist total finster. [...] In der Finsternis wird alles deutlich [...] Es ist auch mit der<br />

Sprache so. Man muss sich die Seiten der Bücher vollkommen finster vorstellen: das Wort<br />

leuchtet auf, dadurch bekommt es seine Deutlichkeit oder Überdeutlichkeit.“ Das finde ich<br />

sehr besonders. Jemand schreibt Prosa und sagt: Das muss man sich vorstellen wie Theater.<br />

Daraus hat sich für uns das Raumkonzept entwickelt.<br />

Dieses Ausgestellte.<br />

Das Künstliche. Denn das ist immer eine Behauptung. Also diese Künstlichkeit, die dadurch<br />

entsteht, dass jemand auf der Bühne etwas spielt, was er ja nicht ist.<br />

Dadurch wird es auch leicht.<br />

Ja, genau. Dadurch kann man Abstand nehmen, übertreiben, dadurch kann man in die<br />

Karikatur gehen und in die Groteske.<br />

Und das Schrecklichste benennen.<br />

Die Welten, die Bernhard in seinen Romanen erschafft, sind künstlich. Das sind künstliche<br />

Figuren. Es gibt Formen von Übertreibung, Übersteigerung. Keine nachvollziehbaren<br />

Psychologien oder offen ausgetragenen Konflikte. Das, was passiert, passiert allein dadurch,<br />

dass die Figuren permanent über sich selber reflektieren. Sie sprechen ja ständig über sich.<br />

Und meistens auch noch in der Vergangenheit. „Dachte ich.“ „Sagte ich.“ Also befinden<br />

Tonstudio Finsternis sie sich nie jetzt akut in einem Konflikt, sondern reflektieren über den<br />

Konflikt. Und reflektieren noch einmal und noch einmal und geraten durch dieses<br />

permanente Insistieren in eine Emotionalität. Die wird aber nicht durch eine Geschichte<br />

hergestellt, sondern die Emotion entsteht in dem Moment auf der Bühne, in dem sich der<br />

Schauspieler – aber auch der Zuschauer – mit dem Text auseinandersetzt.<br />

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