GESUNDHEITSmagazin
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38 Gesundheitsmagazin<br />
Essstörungen<br />
ÜBERGEWICHTIG UND<br />
ALLEIN AM TISCH?<br />
Was ist los mit den heutigen Kindern und Teenager<br />
und ihrem Essverhalten, das soproblematisch<br />
zu sein scheint? Und wie können Eltern<br />
und Experten das Essverhalten des Nachwuchses<br />
ingesündere Bahnen lenken?<br />
Viele Kinder und Jugendliche sind übergewichtigoder<br />
haben sogarEssstörungen.Manche mögen<br />
kein Gemüse und auch keinen Salat. Wollen<br />
nicht das essen,was ihreEltern kochen. Sind<br />
Ursache von Machtkämpfen am Familientisch.<br />
Harte Fakten –oder ist alles doch nur halb so<br />
schlimm wie vermutet? Scheint esnur so, oder<br />
ist es heute tatsächlich viel schwieriger als vor<br />
40 Jahren, Kinder gesund zu ernähren?<br />
«Ja, esist schwieriger geworden!», sagt Dr. Robert<br />
Sempach, Ernährungspsychologe und Projektleiter<br />
Gesundheit beim Migros-Kulturprozent.<br />
In seinen Auswertungen von Befragungen<br />
der Eltern übergewichtiger Kinder im Rahmen<br />
des Projektes club minu stellte er oft fest,<br />
dass Eltern es als schwierig erachteten, ihre<br />
Kinder zueinem gesunden Essverhalten zu motivieren.<br />
Schwieriger, als sie dies in ihrer eigenen<br />
Jugendzeit empfanden. «Damals war alles<br />
rund um den Esstisch stärker strukturiert,<br />
heute müssen Eltern und Kinder aus einer Vielzahl<br />
von Möglichkeiten undAngeboten auswählen.»,<br />
so Sempach. Eltern müssen sich also der<br />
Frage stellen, was für ein Ernährungsverhalten<br />
ihnen am Familientisch wichtig ist. Denn, so<br />
Sempach: «Ernährungserziehung wirktdannam<br />
nachhaltigsten, wenn Eltern ein gesundes Essverhalten<br />
vorleben. Das Fundament sind deshalb<br />
die gemeinsamen Mahlzeiten inder Familie.»<br />
Ein ausgewogenes Essverhalten kann also<br />
weder durch Ermahnungen noch durch viele<br />
Worte erzielt werden.<br />
Doch mit den gemeinsamen Mahlzeiten hapert<br />
esgewaltig. Während sich die Familie früher<br />
zwei bis dreimal täglich um den Esstisch<br />
versammelte, finden die gemeinsamen Mahlzeiten<br />
in vielen Familien überwiegend am Wochenende<br />
statt. Sarah Zanoni, Pädagogin und<br />
Jugendcoach aus Aarau, beobachtet diese Entwicklung<br />
ebenfalls: „Den Kindern und Jugendlichen<br />
fehlt so die ganze soziale Komponente des<br />
gemeinsamen Essens: die gemeinsame Zeit.“<br />
Diese gilt als einer der wichtigsten Faktoren für<br />
eine positive Eltern-Kind-Beziehung und beinhaltetneben<br />
demgemeinsamenEssen denAustausch<br />
von Erlebnissen, Gefühlen und Gedanken<br />
der einzelnen Familienmitglieder. Studien<br />
zeigten zudem auf, so Zanoni, dass das Ritual<br />
des gemeinsamen Familientischs hoch wirksam<br />
sei, etwa zur Suchtprävention. Fehlt das<br />
gemeinsame Essen, nehmen es die Kinder zwar<br />
als Nahrungsaufnahme wahr, nicht aber als so-