DIE WIRTSCHAFT April 2015
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Branchen &Betriebe: Armacell<br />
und der Klimaschutz<br />
Seite 9/10<br />
<br />
Ausgabe 2/15<br />
Geld &Geschäft: Für Aktien<br />
ist es nie zu spät<br />
Seite 17<br />
Münster |Münsterland<br />
www.die-wirtschaft-muensterland.de<br />
Leben &Wissen: Der Weg<br />
zum gesunden Unternehmen<br />
Seite 25/26<br />
<strong>DIE</strong> <strong>WIRTSCHAFT</strong><br />
Preis: 2,00 Euro<br />
<br />
Ohne Breitband gehen<br />
Zukunftspläne baden<br />
Um ganz Deutschland bis 2018 ans schnelle Internet anzuschließen, müssten eigentlich 20 Milliarden<br />
Euro investiert werden. Das Münsterland ist mehr und mehr auf die eigene Kreativität angewiesen.<br />
Es sind Geschichten wie die aus Metelen,<br />
Gescher oder Heek,die man in<br />
Düsseldorf gerne erzählt: Wie diese<br />
Gemeindenihr Schicksal selbst in die<br />
Hand genommen und um den Anschluss<br />
an die digitale Entwicklung<br />
gekämpft haben. Inzwischen ist dort<br />
für die meisten Haushalte der komfortable<br />
Zugang zum schnellen<br />
Internet über Glasfaserkabel keine<br />
Zukunftsmusik mehr.<br />
Entscheider und Bürgerhaben<br />
hier nämlich nicht auf Bund<br />
oder Land gewartet, sondern<br />
sie haben sich Partner gesucht.<br />
„Wir möchten, dass<br />
wir die am besten versorgteländliche Region<br />
sind“, formuliert Engelbert Rauen,<br />
Vorsitzender des Regionalrats und Bürgermeister<br />
in Metelen, die Maßgabe.<br />
So klingen Erfolgsgeschichten, und die<br />
sind willkommen in der Landeshauptstadt,<br />
wo Ministerpräsidentin Hannelore<br />
Kraft zum Jahresauftakt den digitalen<br />
Aufb<br />
ruch in den Mittelpunkt gestellt hat.<br />
Das zentrale Werkzeug für die beschworene<br />
Industrie 4.0 ist eine ausreichende<br />
Breitbandversorgung.<br />
Fortsetzung auf Seite 2/3<br />
OFFEN GESAGT<br />
Radikal schnell<br />
Dort, wo man an der vernetzten<br />
Welt von morgen arbeitet, das alles<br />
umfassende „Internet der Dinge“<br />
vordenkt, wird man auf das Münsterland<br />
kaum warten. Die Änderungen erfolgen<br />
im Vergleich zu vergangenen<br />
Entwicklungsschritten in der digitalen<br />
Welt inzwischen rasend schnell und<br />
sind längst von einer ungemeinen Radikalität.<br />
Geschäftsmodelle, die lange<br />
funktioniert und bisher Stürme der<br />
Zeit überstanden haben, werden von<br />
Hochleistungsmaschinen, die unablässig<br />
miteinander kommunizieren und<br />
dazulernen, geradezu weggefegt. Wer<br />
nicht mitkommt, ist draußen. Eine Zukunftsvision,<br />
die durchaus Realität<br />
werden könnte.<br />
Industrie 4.0 –das Projekt der Bundesregierung<br />
aus der Hightech-Welt hat<br />
die „intelligente Fabrik“ zum Ziel. Sie<br />
soll mehr denn je wandlungsfähig sein,<br />
Ressourcen höchst effizient nutzen,<br />
Kunden und Partner in Geschäfts- und<br />
Wertschöpfungsprozesse einbinden.<br />
Doch ohne breitbandige Internetanbindungen<br />
wird das nicht gehen. Der Zugang<br />
zur Datenautobahn ist –sosagen<br />
unisono Fachleute –existenzsichernd.<br />
Fehlt es auf diesem Feld an der Infrastruktur,<br />
wird das Wirtschaftswachstum<br />
empfindlich gebremst.<br />
Das Münsterland ist wachsam geworden,<br />
kämpft immer energischer um<br />
den Anschluss. Wohlwissend, dass man<br />
sich aus einer digitalen Wüste heraus<br />
nicht behaupten kann.<br />
Die Arbeitswelt von heute hat längst<br />
einen digitalen Kern, ohne den Weiterentwicklungen<br />
kaum noch vorstellbar<br />
erscheinen. Vom Markt- und Kundenverhalten<br />
ganz zu schweigen.<br />
Dies alles sollte Grund genug sein, das<br />
Münsterland beim Thema Breitband<br />
dauerhaft und weit nach vorne zu bringen.<br />
wk<br />
Wirtschaft ist in Topform<br />
Experten fordern neben Schuldenabbau jetzt auch niedrigere Steuern für Arbeitnehmer<br />
Die deutsche Wirtschaft ist aktuell in<br />
Topform: Trotz weltweiter Risiken<br />
sagen die führenden Konjunkturforscher<br />
für <strong>2015</strong> und 2016 einen kräftigen<br />
Aufschwung voraus.<br />
Der niedrige Ölpreis lässt<br />
den Deutschen mehr Geld<br />
für den Konsum, der niedrige<br />
Euro schiebt die Exporte<br />
an“, sagte der Konjunkturchef<br />
des Ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser,<br />
jetzt bei der Vorstellung des<br />
neuen Frühjahrsgutachtens in Berlin.<br />
Die Institute, die im Herbst noch düster<br />
in die Zukunft geschaut hatten, hoben<br />
4 198869 002009<br />
2 0 0 1 8<br />
ihre Prognose für das Wachstum im laufenden<br />
Jahr von1,2 auf 2,1 Prozent deutlich<br />
an. Weil der Staat bis 2016 voraussichtlich<br />
über 50 Milliarden Euro an<br />
Überschüssen erwirtschaftet, fordern die<br />
Experten neben dem Schuldenabbau<br />
nunmehr auch Steuersenkungen für<br />
Arbeitnehmer.<br />
Im nächsten Jahr soll die deutsche Wirtschaftsleistung<br />
den Prognosen zufolge<br />
um 1,8 Prozent anziehen. Womöglich ist<br />
sogar noch weit mehr drin, weil der Absturz<br />
der Ölpreise und die Geldschwemme<br />
der Notenbanken die Konjunktur<br />
stärker als zunächst kalkuliert befeuern<br />
könnten. Laut den Forschern gibt es ausnahmsweise<br />
einmal ein „Aufwärtsrisiko“<br />
–obwohl umgekehrt der Russland-Ukraine-Konflikt,<br />
die Nahost-Lage oder das<br />
griechische Schuldendrama die Stimmung<br />
rasch wieder eintrüben könnten.<br />
Um die Kaufkraft der Verbraucher weiter<br />
zu stärken, wünschen sich die Institute<br />
eine rasche Reform der Lohn- und Einkommensteuer.<br />
Der Arbeitsmarkt eilt weiter von Rekord<br />
zu Rekord –obwohl der vonSchwarz-Rot<br />
zum Jahresbeginn eingeführte Mindestlohn<br />
von 8,50 Euro pro Stunde nach Ansicht<br />
der Institutebis zu 220 000 Minijobs<br />
vernichten könnte, besonders in Ostdeutschland.<br />
Die Arbeitslosenquote soll laut dem Gutachten<br />
von 6,7 Prozent (2014) auf 6,3<br />
Prozent und 2016 dann auf 5,9 Prozent<br />
sinken. Bald dürften über 43 Millionen<br />
Deutsche erwerbstätig sein.<br />
Der Ifo-Index stieg im <strong>April</strong> zum sechsten<br />
Mal in Folge und verbesserte sich von<br />
107,9auf 108,6 Punkte, wie das Ifo-Institut<br />
mitteilte. Vorallem ihreLagebeurteilten<br />
die Firmen erneut besser.<br />
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2 MACHER &MÄRKTE<br />
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WESTMÜNSTERLAND<br />
Lange galten sie als Schlusslichter:<br />
In den beiden Münsterland-<br />
Kreisen Borken und Coesfeld wies<br />
der Breitbandatlas für Nordrhein-<br />
Westfalen die geringste Verbreitung<br />
von Breitbandanschlüssen<br />
aus.<br />
Die Wirtschaftsförderung im Kreis<br />
Borken hat nachgeholfen und<br />
überall, wo ohnehin an Versorgungsleitungen<br />
gearbeitet wurde,<br />
Leerrohre verlegen lassen. 81 Kilometer<br />
liegen nun, sie verbinden<br />
mehrere Orte. Der Kreis habe so<br />
einen der größten Kostenfaktoren<br />
selbst geschultert, sagt Katharina<br />
Höing, Sprecherin der Wirtschaftsförderung.<br />
Zwei Drittel<br />
sind bereits vermietet an große<br />
und kleinere Kommunikationsanbieter.<br />
79Prozent aller Haushalte<br />
sind inzwischen erschlossen.<br />
Auch die Wirtschaftsförderer im<br />
benachbarten Kreis Coesfeld haben<br />
sich 2013 auf diesen Weg gemacht,<br />
weil sie nicht mehr ertragen<br />
konnten, dass der Datentransport<br />
mit dem Auto schneller<br />
wäre als per Datenleitung. Mit<br />
wachsendem Erfolg.<br />
hir<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>DIE</strong> <strong>WIRTSCHAFT</strong> Münster |Münsterland<br />
Verlag und Herausgeber:<br />
Aschendorff Verlag GmbH &Co. KG<br />
Geschäftsbereich: Media &Sales<br />
Soester Str. 13, 48155 Münster<br />
Telefon: 0251.690-0<br />
Telefax: 0251.690-804801<br />
Redaktion:<br />
Claudia Bakker (verantw.)<br />
Anzeigen:<br />
Anzeigenleitung: Herbert Eick<br />
E-Mail: anzeigen@die-wirtschaft-muensterland.de<br />
www.die-wirtschaft-muensterland.de<br />
Objektleitung:<br />
Katharina Heidmann<br />
Telefon: 0251.690-4701<br />
Telefax: 0251.690-804801<br />
Gestaltung/Layout:<br />
Lisa Stetzkamp<br />
Druck:<br />
Aschendorff Druckzentrum GmbH &Co. KG<br />
An der Hansalinie 1, 48163 Münster<br />
Telefon: 0251.690-0<br />
Telefax: 0251.690-215<br />
Auflage:<br />
17.000 Exemplare<br />
Hinweis: Dieser Ausgabe liegen Beilagen der Göbel Archiv<br />
GmbH &Co. KG,Ennigerloh, und der SchultzKG, Wiesbaden,<br />
bei. Wir bitten unsere Leser um freundliche Beachtung.<br />
Von UMTS und WiMAX –<br />
Hilfe imBegriffsdschungel<br />
Damit die Welt der Telekommunikation<br />
kein Buch mit<br />
sieben Siegeln bleibt, muss<br />
man sich mit der Fachterminologie<br />
vertraut machen.<br />
Beim Bundesministerium für Verkehr<br />
und digitale Infrastruktur werden<br />
einige sehr gebräuchliche Abkürzungen<br />
folgendermaßen erläutert:<br />
– UMTS steht für Universal Mobile Telecommunications<br />
System. Dabei handelt<br />
es sich um einen zum dritten Mal verbesserten<br />
Mobilfunkstandard, der nun deutlich<br />
höhere Datenübertragungsraten erlaubt.<br />
– HSDPA steht für High Speed Downlink<br />
Packet Access und ist eine Weiterentwicklung<br />
des UMTS, die es dem Mobilfunknutzer<br />
erlaubt, Daten mit DSL-ähnlicher<br />
Download-Geschwindigkeit zu<br />
übertragen. Es sind je nach Anbieter und<br />
individuellem Kundenvertrag Geschwindigkeiten<br />
von 3,6, 7,2, 21,6 und 42,2<br />
Mbit/s möglich.<br />
– LTE steht für Long Term Evolution. Bei<br />
der LTE-Technologie handelt es sich um<br />
ein mobiles Datenübertragungsverfahren<br />
als Weiterentwicklung der UMTS-<br />
HSDPA Übertragungstechnik in den Frequenzbändern<br />
bei 800 MHz, 1,8 und 2,6<br />
GHz. Es sind je nach Anbieter und individuellem<br />
Kundenvertrag Geschwindigkeitenbei<br />
Optimalbedingungen von3,6, 7,2,<br />
21,6, 42,2, 50 oder 100 Mbit/s möglich.<br />
– WLAN steht für Wireless Local Area<br />
Networks. Beim WLAN handelt es sich<br />
um ein lokales drahtloses Netzwerk, das<br />
im 2,4 oder 5GHz Frequenzbereich verbunden<br />
ist.<br />
–Die Bezeichnung FTTx steht für verschiedene<br />
Datenübertragungswege mittels<br />
Glasfaser, d. h. Datenübertragung<br />
mit Hilfeeines Lichtsignals. Das „F“ in der<br />
Abkürzungsteht für den englischsprachigen<br />
Begriff „Fiber“ und bedeutet Glasfaser.<br />
Weil die Glasfaserkabel (GFK) nicht<br />
bis zum Teilnehmer verlegt sind und die<br />
„letzte Meile“ aus Kupferkabel besteht<br />
unterscheidet man mehrere Varianten.<br />
–Kabel bzw. CATV bezeichnet die Breitbanddatenübertragung<br />
über das Fernsehkabel.<br />
–Bei PLC handelt es sich um die Datenübertragung<br />
mittels eines Stromkabels<br />
zwischen der Steckdose und der Trafostation.<br />
– DSL steht für Digital Subscriber Line.<br />
Die DSL-Technik nutzt die Tatsache, dass<br />
der herkömmliche analoge Telefonverkehr<br />
im Kupferkabel nur Frequenzen bis<br />
4kHz belegt. Mit Hilfe eines Modems<br />
wird die Bandbreite des Kupferkabels in<br />
unterschiedliche Kanäle gesplittet<br />
(Sprach- und Dateninformationen) und<br />
somit werden die höheren Frequenzen<br />
für die DSL-Technologie verfügbar. Die<br />
am häufigsten vorkommenden Techniken<br />
sind das ADSL und das SDSL.<br />
–VDSL (VeryHigh Speed Digital Subscriber<br />
Line) bzw.VDSL2-Standardwirdseit<br />
2006 in Deutschland angeboten. Es sind<br />
je nach Anbieter und individuellem Kundenvertrag<br />
Geschwindigkeiten von größer/gleich<br />
25 Mbit/s sowie größer/gleich<br />
50 Mbit/s möglich.<br />
Es sind dabei jedoch für DSL/VDSL die<br />
Einflüsse auf die Kupfer-Anschlussteilnehmerleitung(TAL)<br />
mittels Adernquerschnitt<br />
oder Korrosion etc. zu berücksichtigen.<br />
– WiMAX steht für Worldwide Interoperability<br />
for Microwave Access. Beim Wi-<br />
MAX handelt es sich um eine drahtlose<br />
Breitbandanbindung, die im 3,4-bis-3,6-<br />
GHz-Frequenzband arbeitet. Anders als<br />
die WLAN-Standards der Familie 802.11<br />
überbrückt WiMAX größere Reichweiten,<br />
was eine bessere Breitbandversorgung<br />
in ländlichen Regionen ermöglicht.<br />
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MACHER &MÄRKTE 3<br />
Die Denkweise verändern<br />
Bei der Breitbandversorgung warten viele Kommunen schon heute nicht mehr auf Land und Bund.<br />
Mit der Deutschen Glasfaser kommt niederländischer Pragmatismus ins Spiel.<br />
Fortsetzung von Seite 1/2<br />
Bis 2018 will Rot-Grün ganz<br />
NRW, insbesondere sämtliche<br />
Gewerbegebiete, versorgt<br />
haben. „Der Strukturwandel<br />
dieser Tage ist digital“,<br />
sagt Kraft. In einer Regierungserklärung<br />
Ende Januar hat sie ein Maßnahmenbündel<br />
angekündigt. 640 Millionen<br />
Eurowill Rot-Grün bis 2020 dafür einsetzen,<br />
dass NRW Vorreiter beim digitalen<br />
Wandel wird.<br />
Die Opposition kauft der NRW-Regierung<br />
den Kurs nicht ab. Seitdem befinden<br />
sich beide Seiten im Wettrennen um die<br />
richtigen Konzepte. Dem Land kann das<br />
nützen, wenn die Grundvoraussetzung<br />
stimmt: Zugang zum schnellen Internet.<br />
Derzeit liegt die Versorgungsquote mit<br />
einer Datenrate von mindestens 50<br />
Megabit je Sekunde (mbit/s) landesweit<br />
bei gerade 73,3 Prozent (2013: 70,5;<br />
2012: 69,1). „Wir sind Tabellenführer“,<br />
hält Wirtschaftsminister Garrelt Duin Kritikern<br />
entgegen. Allerdings nur in den<br />
Städten: 82,1 Prozent aller Haushalte<br />
können dort ins schnelle Internet, in städtischen<br />
Randlagen sind es nur noch 48,2<br />
Prozent. Die ländlichen Regionen dümpeln<br />
bei 39,8 Prozent. Die Zahlen hat<br />
Duin eben erst dem Landtag überreicht.<br />
„Wenn die Landesregierung<br />
das Wirtschaftswachstum<br />
beschleunigen<br />
will, muss sie die<br />
Fördermittel aus<br />
den Ballungsräumen<br />
in die<br />
wirtschaftlich<br />
starken Regionen<br />
des Landes<br />
verlagern“, betont<br />
Hendrik<br />
„Man muss beim Thema Breitband<br />
kreativ unterwegs sein. Der Weg Wüst, Landeschef<br />
der CDUins<br />
Ziel rechtfertigt fast alles.“<br />
Mittelstandsvereinigung.<br />
„Es<br />
Jens von Lengerke, IHK Nord Westfalen<br />
passiert zu wenig<br />
bei der Förderung<br />
der digitalen Wirtschaft.“ Aus<br />
Sicht vonCDU und FDP handelt die Landesregierung<br />
viel zu verhalten. FDP-<br />
Fraktionschef Christian Lindner wirft<br />
Rot-Grün vor, kein positives Klima für<br />
Gründer zu schaffen. Die Rahmenbedingungen<br />
stimmten nicht. Und dazu gehört<br />
auch die Breitbandversorgung.<br />
Um ganz Deutschland bis 2018 ans<br />
schnelle Internet anzuschließen, müssten20Milliarden<br />
Euroinvestiert werden,<br />
hat der TÜV Rheinland errechnet. Welche<br />
Kosten das Vorhaben zwischen Rhein<br />
und Weser auslöst, untersucht derzeit die<br />
NRW-Bank für die Landesregierung. Ergebnisse<br />
sollen am 4. Mai bei einem Run-<br />
Verteilerpunkt: Hier laufen Glasfaserkabel unter anderem zur Übertragung von Hochgeschwindigkeitsinternet zusammen.<br />
den Tisch bekanntgegeben werden. Es<br />
gibt bislang nur eine Orientierungsgröße,<br />
die Telekom-Experten nennen: Danach<br />
liegt die Wirtschaftlichkeitslücke<br />
für die restliche Erschließung des Landes<br />
mit Breitbandzugang bei etwa 600 Millionen<br />
Euro, wenn man zunächst die verfügbaren<br />
Kupferkabel mit moderner<br />
Technologie nutzt. Wenn überall Glasfaser<br />
gelegt werden soll, liegt die Lückebei<br />
zwei Milliarden Euro. Geld, das die Konzerne<br />
nicht ausgeben wollen, weil sie<br />
dann kein Geschäft machen. Also müssten<br />
das Land und der Bund zahlen.<br />
Jens vonLengerke, Breitbandexpertebei<br />
der IHK Nord Westfalen, erwartet den 4.<br />
Mai mit Spannung. Vor Jahr und Tag<br />
schon hat er gefordert, die Breitbandversorgung<br />
speziell der Gewerbe- und Industriegebiete<br />
exakt zu ermitteln. Gerade<br />
dort tun sich mit Blick auf die Zukunftsvision<br />
Industrie 4.0 nach seinem<br />
Kenntnisstand noch erhebliche Lücken<br />
auf. Eine Gefahr vorallem für kleine Mittelständler,<br />
die technisch ins Hintertreffengeraten<br />
können. VonLengerke: „Man<br />
muss beim Thema Breitband kreativ<br />
unterwegs sein. Der Weg ins Ziel rechtfertigt<br />
fast alles.“<br />
Viele Kommunen im Münsterland wollen<br />
auf Land und Bund nicht mehr warten.<br />
Sie haben sich einen Partner gesucht, der<br />
sie schneller auf den Weg indie Zukunft<br />
bringt. So lernen sie vom Pragmatismus<br />
der Niederländer.Nicht tief unter der Erde,<br />
sondern in leicht verlegbaren Schächten20Zentimeter<br />
unter Bordsteinniveau<br />
verläuft das Glasfaserkabel dort, wo Bor-<br />
Netsich um das Geschäft kümmert. es ist<br />
eine Tochter der Deutschen Glasfaser.<br />
Das zur niederländischen Reggeborgh-<br />
Gruppe gehörende Unternehmen legt<br />
Glasfaser in alle Straßen, wenn mindestens<br />
40 Prozent der Haushalteeinen Vertrag<br />
abschließen.<br />
Mit dieser Praxis hat das Unternehmen<br />
den Markt aufgemischt. Das muss man<br />
auch, um 2018 die meisten Haushaltemit<br />
Breitband zu erreichen, meint Gerda<br />
Meppelink, Vorstandsmitglied und Sprecherin<br />
der Deutsche Glasfaser Holding.<br />
„Wir müssen neue Lösungen finden. Das<br />
Ziel erreichen wir nicht, wenn wir die<br />
Denkweise nicht verändern.“ Viele Bürgermeister<br />
sind den Weg mitgegangen –<br />
erfolgreich. 100 000 Haushalte hat die<br />
Deutsche Glasfaser schon an ihr Netz angeschlossen,<br />
jetzt verkündet Meppelink<br />
die frisch gesetzte nächste Zielmarke:<br />
„Wir werden jetzt das Investitionsvolumen<br />
vervierfachen, wir planen die 400<br />
000.“ Sie meint dabei Glasfaser und nicht<br />
die in vielen Orten vonden anderen Telekom-Konzernen<br />
genutzte VDSL-Technologie,<br />
die die bestehenden Kupferkabel<br />
nutzt. Diese Technik werde schnell veralten,<br />
weil die Kapazität nicht reicht:<br />
„Das sind die weißen Flecken der Zukunft“,<br />
sagt Meppelink.<br />
In Ahaus hat die Zukunft schon vorvielen<br />
Jahren begonnen. Dort haben Software-<br />
Unternehmen, allen voran die 1986 gegründete<br />
„Tobit Software“ und später<br />
„d.velop“, mit einem rasanten Wachstum<br />
die Entwicklung beschleunigt. Am Anfanghabe<br />
Tobit für die ersten Internetzugänge<br />
auch für Privathaushalte gesorgt,<br />
erinnert sich Unternehmenssprecher Dietervan<br />
Acken. Probleme mit Datenleitungen<br />
hatten die Software-Entwickler<br />
selbst nicht –Voraussetzung für ihren<br />
Aufstieg, der sie zu einer Art Inkubator<br />
für die Branche in Ahaus macht. „Daraus<br />
hat sich ein kleines Silicon Valley entwickelt“,<br />
meint vanAcken und erzählt noch<br />
so eine Geschichte, die man in Düsseldorf<br />
fasziniert hört.<br />
hir/wk<br />
Foto: dpa<br />
WACHSTUMSMOTOR<br />
Beim Wirtschaftswachstum hinkt NRW imLändervergleich<br />
hinterher –insbesondere hinter Primus Bayern. Hier aufzuschließen,<br />
würde mehr Steuern in die marode Landeskasse<br />
bringen und viele neue Jobs schaffen. Der Schlüssel:<br />
Digitalisierung. Allein der Wandel zur Industrie 4.0<br />
beschleunigt das Wachstum nach einer Studie des Branchenverbandes<br />
Bitkom um 1,7 Prozent.<br />
Das Ifo-Institut hat die Auswirkungen des weiteren Breitbandausbaus<br />
berechnet. Wenn weitere zehn Prozent der<br />
Bevölkerung Zugang zum schnellen Internet bekommen,<br />
bewirke das ein zusätzliches Wirtschaftswachstum zwischen<br />
0,9 und 1,5 Prozent. In ländlichen Regionen beobachteten<br />
die Forscher, dass sich der flächendeckende<br />
Breitbandausbau auf die finanziellen Verhältnisse der<br />
Menschen ausgewirkt hat: Die Pro-Kopf-Einkommen lägen<br />
um 2,7 bis 3,9 Prozent höher als vor der Einführung. hir<br />
Lauscher Schürmann<br />
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Die Südstrecke des Dortmund-Ems-Kanals bildet ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Rhein und den Stromgebieten vo<br />
den Berliner Wasserstraßen. Das Ende der Baumaßnahme wird erst Ende 2023 erwartet.<br />
Zwischen Rheine und Datteln wird<br />
nicht nur massig Erdreich bewegt,<br />
sondern werden mehr als tausend<br />
Millionen Euro gestemmt: Leinenlos<br />
für 40 bis 50Binnenschiffe täglich<br />
auf dem Kanal statt 4000 bis 5000<br />
Brummis auf der Autobahn.<br />
„Eine Anhebung dieser relevanten<br />
Brücken ist in den nächsten zehn<br />
bis 15 Jahren nicht zu erwarten.“<br />
Renate Schäfer, Pressesprecherin der Wasser- und<br />
Schifffahrtsdirektion Münster<br />
Nach Ende der Baumaßnahme,<br />
das erst 2023 erwartet<br />
wird und 200 Millionen<br />
Euro mehr verschlingt als<br />
veranschlagt, soll nicht die<br />
Zahl der Frachtschiffe eklatant steigen,<br />
sondern ihre Größe. Und damit auch die<br />
Menge des Gütertransportes, den die<br />
Wasserschifffahrtsdirektion Münster für<br />
2014 mit 12,2 Millionen Tonnen beziffert,<br />
ohne bereits eine Prognose über die<br />
zukünftige Tonnage zuliefern.<br />
Die Haupthindernisse liegen dort, wo<br />
sich Auto-und Wasserstraßen begegnen:<br />
Allein 73 Brücken ersetzt der Bund als<br />
Geldgeber auf der Südstrecke des Dortmund-Ems-Kanals<br />
und erhöht<br />
sie auf die Standard-Durchfahrtshöhe<br />
von<br />
5,25 Metern; acht<br />
davon allein im<br />
Nadelöhr Münster.<br />
Meilenstein<br />
wardie Eröffnung<br />
der Zwillingsschleuse<br />
Münster voreinem Jahr.Zusammen<br />
mit der Brückenerneuerung auf der<br />
Stadtstreckeein Mammutprojekt, das das<br />
Naherholungsgebiet am Ufer auch noch<br />
die nächsten acht Jahreineine Großbaustelle<br />
verwandelt.<br />
Zudem ein Kraftakt, der bei Bürgern oftmals<br />
wenig Akzeptanz findet. Das Ergebnis<br />
gerät zur bloßen Etappe –zumindest<br />
mit Blick auf den anvisierten zweistöckigen<br />
Containerverkehr: „Der ist dann von<br />
Norden her nur bis Datteln möglich, dort<br />
müssen die Schiffe wieder umdrehen<br />
oder teilweise entladen“, erklärt Ulrich<br />
Wieching, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes<br />
Rheine. Die niedrigen Brücken<br />
an Rhein-Herne-Kanal und Weser-<br />
Datteln-Kanal verhindern die Entwicklung<br />
wirtschaftlicherer Containertransporte<br />
auf dem Wasserweg. „Eine Anhebung<br />
dieser relevanten Brücken ist in den<br />
nächsten zehn bis 15 Jahren nicht zu erwarten“,<br />
schlägt Renate Schäfer, Pressesprecherin<br />
der Wasser- und Schifffahrtsdirektion<br />
Münster, einen weiteren zeitlichen<br />
Bogen.<br />
Aber immerhin, nach Abschluss der laufenden<br />
Baumaßnahmen können die<br />
Dauerbaustelle Kanal: Wie hier in Höhe von Senden wird der Dortmund-Ems-Kanal auf vielen Kilometern ausgebaggert.<br />
Großmotorgüterschiffe mit 110 Metern<br />
Länge und Schubverbände mit 185 Metern<br />
Länge, einer Breitevon jeweils 11,45<br />
Metern und einer Abladetiefevon jeweils<br />
2,80 Metern (zuvor 2,50 Meter) zwischen<br />
Datteln und dem Abzweig des Mittellandkanals<br />
durchgängig fahren.<br />
„Schlappe“ 30 Zentimeter mehr Tiefgang<br />
OFFEN GESAGT<br />
Von der Entdeckung der Langsamkeit<br />
Die Millionen versickern flott im<br />
Ausbau, während das Verkehrsaufkommen<br />
auf der Wasserstraße nur so<br />
dahintröpfelt. Klafft zwischen Aufwand<br />
und Nutzen deshalb eine riesige Lücke,<br />
droht gar ein finanzieller Dammbruch?<br />
Nein! Denn dazu, den Kanal fit für moderne<br />
Binnenschiffe zumachen, besteht<br />
gar keine Alternative.<br />
Daran ändert auch die täglich zu beobachtende<br />
Tatsache nichts, dass Logistikunternehmen<br />
und ihre Auftraggeber<br />
bisher dem Straßenverkehr den Vorzug<br />
geben. Die Flexibilität und das Tempo<br />
der Brummis auf dem Asphalt stößt<br />
aber mehr und mehr an Grenzen –<br />
denn die Kosten pro Volumen galoppieren<br />
und die Autobahnen kollabieren.<br />
Zumindest für viele Transportgüter<br />
ist der Wasserweg also zuverlässiger<br />
bedeutet für das Großmotorgüterschiff<br />
eine Steigerung bei der Ladung von 16<br />
Prozent.<br />
Der Ausbau der Wasserstraßen gleicht<br />
der Entdeckung der Langsamkeit: Schon<br />
1993 hat der Bund als Kostenträger im<br />
Verkehrsprojekt zur Deutschen Einheit<br />
über den DEK-Südstreckenausbau entschieden<br />
und im Wasserstraßenausbau<br />
die West-Ost-Verkehrsachse priorisiert.<br />
Die DEK-Südstrecke bildet dabei ein<br />
wichtiges Bindeglied zwischen dem<br />
Rhein und den Stromgebieten vonWeser,<br />
Elbe und den Berliner Wasserstraßen.<br />
Allerdings ist sie eine sogenannteDurchgangswasserstraße<br />
mit im Vergleich zum<br />
und billiger. Diesen Trend gilt es zu<br />
fördern. Was klarer Job der Bundesschifffahrtsverwaltung<br />
ist. Nicht ihr<br />
Konzept verdient Kritik, sondern die<br />
Geschwindigkeit beim Planen und Finanzieren,<br />
was ungleich länger dauert<br />
als das tatsächliche Bauen.<br />
Die Entdeckung der Langsamkeit –auf<br />
der Wasserstraße erwünscht, in Amtsstuben<br />
überflüssig. Maike Harhues<br />
Ruhrgebiet eher geringem<br />
schlag. Kaum überraschen<br />
weise wurden in Duisburg 2<br />
Mal so viele Güter umgesch<br />
Münster.<br />
Auf dem Schiff befördern lä<br />
was nicht „just in time“ geli<br />
muss: etwaFuttermittel, Sch<br />
mittel, Erd- und Mineralöl.<br />
über den DEK erheblich m<br />
Berg–also ins Ruhrgebiet –<br />
als zu Tal. Besonders krass i<br />
schied bei land- und fors<br />
chen Produkten: Via Schiff g<br />
1,5Millionen Tonnen ins Ru<br />
300 000 Tonnen begaben<br />
fahrt. Die Zahlen ließen si<br />
gern, macht die Lobby der<br />
Spediteure“ geltend.<br />
Der Bundesverband der De<br />
nenschifffahrt (BDB) –imme<br />
ten 52Prozent der Binnen<br />
deutscher Flagge (Anteil de<br />
der 36 Prozent) die Schleu<br />
ist deshalb mit seiner Geduld<br />
Arbeitsrecht<br />
Betriebsverfassungsrecht<br />
Handelsvertreterrecht<br />
Forderungseinzug<br />
Verkehrsrecht<br />
Seniorenrecht<br />
Uta-Maria Gaubitz<br />
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MÄRKTE<br />
5<br />
ng<br />
nWeser, Elbe und<br />
Foto: D.Harhues<br />
Hafenumd:<br />
Beispiels-<br />
013 rund 79<br />
lagen wie in<br />
SteverLippe<br />
Rheine<br />
sst sich alles,<br />
efert werden<br />
rott, Dünge-<br />
2014 wurden<br />
ehr Güter zu<br />
transportiert<br />
st der Untertwirtschaftlielangtengut<br />
hrgebiet, nur<br />
sich auf Talh<br />
noch stei-<br />
„Wasserwegutschen<br />
Binrhin<br />
passierschiffe<br />
unter<br />
rNiederlänse<br />
Münster –<br />
bald am Ende.<br />
Denn er sieht im Ausbau der<br />
Stadtstrecke Münster den letzten<br />
Mosaikstein in der großen Verbindung<br />
vomRhein nach Berlin: „Die zahlreichen<br />
Querbauwerke über den Kanal, unterschiedliche<br />
Baulastträger bei den Brücken<br />
und eine komplexe Planung im<br />
Stadtbereich verzögern die Planungen<br />
enorm –jetzt schon um mehr als fünf Jahre“,<br />
moniert Jörg Rusche. Für den Geschäftsführer<br />
des Verbandes spiele dabei<br />
eine zentrale Rolle, dass zu wenigeIngenieure<br />
für die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />
tätig seien, was die Planungen<br />
ebenfalls verlangsamt habe.<br />
So haben hingegen die umliegenden<br />
Kreise und Städte für den Ausbau der<br />
DEK-Nordstrecke von Papenburg bis Bevergern<br />
acht Ingenieursstellen geschaffen,<br />
um aufs Tempo zu drücken.<br />
„Trotzdem stehen hier keine Unternehmer<br />
auf der Matte, die händeringend darauf<br />
warten, ihreContainer per Schiff zu<br />
transportieren“, gibt Joachim Brendel,<br />
Geschäftsbereichsleiter Handel und Verkehr<br />
der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) Nord Westfalen, zu bedenken. Mit<br />
dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft<br />
Binnenhäfen NRW Dr. Arndt Glowacki,<br />
dem der Brücken- und Schleusenausbau<br />
–„die Bauwerke sind teilweise<br />
fast 100 Jahre alt“ –nicht in der gebotenen<br />
Konsequenz vorangetrieben wird, erarbeitet<br />
Brendel Verbesserungen des<br />
Wasserwegenetzes und Güterumschlags.<br />
Glowacki ist Leiter der Hafenbetriebe im<br />
Chemiepark Marl und hält seinen IHK-<br />
Kollegen für den „Logistik-Papst Münsters“,<br />
denn Brendel entwickelt seitfast 30<br />
Jahren Verkehrskonzepte für<br />
kjhkh<br />
das Münsterland.<br />
Seinen Schwerpunkt legt er nicht<br />
auf politische Vorgaben, sondern bleibt<br />
nahdran an den Unternehmen, denen bei<br />
der Logistik vorallem die<br />
punktgenaue Taktung<br />
im Nacken sitze.<br />
Den Firmen sei ein<br />
Standort am Autobahnzubringer<br />
zurzeit<br />
Olfen<br />
deshalb wesentlich wichtiger<br />
als einer in der Nähe<br />
des Dortmund-Ems-Kanals.<br />
Joachim Brendels Fazit<br />
lautet deshalb: „Wenn<br />
20<br />
eine Logistik funktioniert<br />
–und das tut sie zur-<br />
Datteln<br />
zeit im Münsterland hauptsächlich<br />
per Lkw –werde<br />
ich sie nicht mit missionarischem<br />
Eifer auf die Schiene Henrichenburg<br />
oder das Binnenschiff prügeln.“<br />
Maike Harhues<br />
Aktuelle Ausbaumaßnahmen<br />
Dortmund-Ems -Kanal (Südstrecke)<br />
120<br />
40<br />
(Nordstrecke)<br />
Hebewerk<br />
Schleuse<br />
Sicherheitstor<br />
Kanalbrücke<br />
30<br />
Dortmund -Ems -Kanal<br />
Stever<br />
50<br />
Lüdinghausen<br />
10<br />
Selm<br />
110<br />
Ems<br />
Saerbeck<br />
Greven<br />
Münster<br />
20<br />
Bergeshövede<br />
80<br />
Dortmund-Ems-Kanal<br />
70<br />
60<br />
90<br />
Ems<br />
Schleuse Münster<br />
fertig<br />
Ladbergen<br />
Stand der Baumaßnahmen:<br />
im Bau<br />
in Vorbereitung *<br />
*(Planfeststellungs- oder Ausschreibungsoder<br />
Vergabeverfahren)<br />
30<br />
Hamm<br />
Stand: 03/<strong>2015</strong><br />
„Die Straße wird<br />
immer teurer“<br />
Logistiker Oelrich setzt stärker auf den Wasserweg<br />
Die Zeit drängt: Der Zement für<br />
Ägypten auf der 105 Meter langen<br />
Antalya wird im Seehafen Antwerpen<br />
erwartet. Noch zehnmal<br />
schwenkt Kranführer Shefzet Jefkaj<br />
den Portal-Drehkran mit den grellweißen<br />
Big-Bags am Arm, dann kann<br />
das Binnenschiff unter belgischer<br />
Flagge die Leinen losmachen von der<br />
Westladbergener Spundwand des<br />
Dortmund-Ems-Kanals.<br />
Leider können wir das Großmotorgüterschiff<br />
mit 1400 Tonnen<br />
nur zu zwei Dritteln beladen<br />
–bis zum Ende der Kanal-<br />
Baumaßnahme ist bei einem<br />
Tiefgang von 2,50 Metern Schluss“, bedauert<br />
Rudi Oelrich.<br />
Schichtschluss für die Arbeiter auf dem<br />
privaten Hafengelände ist erst gegenMitternacht,<br />
wenn das dritte Zement-Schiff<br />
abgelegt hat. Bis dahin verladen sie die<br />
Big-Bags unter Flutlicht. Denn der Seniorchef<br />
des Logistikunternehmens und<br />
sein Sohn Markus Oelrich als Geschäftsführer<br />
müssen drei nur teilweise ausgelasteteBinnenschiffeüber<br />
das Wasserwegenetz<br />
schicken, weil die Ladbergener<br />
Unternehmer die Schiffe nicht voll beladen<br />
können. Und das auch nach Ende der<br />
Ausbaumaßnahmen nicht. Eigentlich<br />
könnte die Antalya mit einem Tiefgang<br />
von drei Metern schippern, wird aber<br />
auch in Zukunft auf der Kanal-Strecke<br />
nur mit einer Abladetiefe von 2,80 Metern<br />
in Ladbergenstarten können. „Trotzdem<br />
ist es günstiger,ein Schiff loszuschicken<br />
statt 50 Lkw“, resümiert Oelrich.<br />
Und das, obwohl er eben diese Anzahl<br />
von Brummis auf dem Hof stehen hat:<br />
Das Logistikunternehmen mit knapp 400<br />
Angestellten, das die Söhne Matthias,<br />
Martin und Markus Oelrich gemeinsam<br />
mit ihrem Vater Rudi in dritter Generation<br />
führen, will noch stärker auf den<br />
Wasserwegsetzen. „Die Straße wird,was<br />
Energie- und Ökobilanz betrifft, plus<br />
Manpowerimmer teurer,zudem sind die<br />
Autobahnen meistens verstopft“, beobachtet<br />
Diplom-Ingenieur Rudi Oelrich<br />
seit Langem.<br />
Der 75-Jährige und Betriebswirt Markus<br />
Oelrich schicken nicht nur das eigene<br />
Schubschiff MS Martin auf die Reise zwischen<br />
Baustelle und Baustelle in der Nähe<br />
von Magdeburg und entwickelten ein<br />
ausgeklügeltes System der Lager- und<br />
Abfülllogistik: Der Dyckerhoff- Spezialzement<br />
wirdauf dem Hafengelände nicht<br />
nur zusammengemischt, sondern auch<br />
direkt in die überdimensionalen Säcke<br />
mit Fassungsvermögen vonrund 1,5Tonnen,<br />
die Big-Bags, gefüllt.<br />
„Mit einem Umschlag von 700 000 Ton-<br />
Geballte Stapler-Kraft zwischen zerlegter<br />
Windkraft: Seniorchef Rudi Oelrich (l.) und<br />
Markus Oelrich investieren mit dem Reach-<br />
Staker weiter in die Hafenlogistik.<br />
nen jährlich sind wir an der Kapazitätsgrenze“,<br />
ist Markus Oelrich sich sicher.<br />
Deshalb nimmt das Unternehmen zwei<br />
Millionen Euro indie Hand, um die Hafenstrecke<br />
um275 Meter neue, besonders<br />
verstärkte Spundwand auf 720 Metern<br />
zu verlängern. Zugleich soll das Hafengelände,<br />
auf dem 50 Mitarbeiter beschäftigt<br />
sind, im an das Wasser grenzenden<br />
Gewerbegebiet um einen Hektar erweitertwerden.<br />
„Aber auch, um mehr zu<br />
können, um bereit für neue Güterarten<br />
zu sein“, erklärt der Betriebswirt.<br />
Er will sich den Herausforderungen des<br />
Containerumschlags stellen und hat in<br />
einen Reach-Staker investiert. Das ist<br />
eine Art 100Tonnen schwerer Greifstapler<br />
mit Teleskoparm, der bis zu 50 Tonnen<br />
schwereContainer auch über bereits<br />
gestapelteBehälter hinweg greifen kann.<br />
Und perfekt geeignet ist, um riesige,<br />
empfindliche Güter zu verladen. Zwischen<br />
den halbrunden Einzelteilen von<br />
15 Windkrafttürmen, die als Betonschale<br />
in den Kran gehängt werden, wartet der<br />
Stapelkran auf seinen nächsten Einsatz.<br />
„Die Windradtürme kommen in rund 30<br />
Teilen zerlegt per Schiff aus Rendsburg<br />
und rollen hier nachts via Schwertransport<br />
vomGelände zum neuen Windkraftpark<br />
nach Neuenkirchen“, berichtet Markus<br />
Oelrich.<br />
Der Logistiker wartet händeringend auf<br />
das Ende der DEK-Baumaßnahmen und<br />
ersehnt den zweilagigen Containertransport:<br />
Denn er hat für die Zukunft ganz<br />
konkrete Ideen, welche Güter von der<br />
Straße aufs Wasser verlagert werden<br />
könnten: „Die Discounter-Aktionsware<br />
aus China, die wir jetzt über die Straße<br />
transportieren und monatelang zwischenlagern,<br />
könntevom Seeschiff direkt<br />
aufs Binnenschiff, hier wiederum zwischengelagert<br />
und dann punktgenau per<br />
Lkw zum Aldi- bzw.Lidl-Zentrallager gebracht<br />
werden.“<br />
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6 MACHER &MÄRKTE<br />
Er brennt für seinen Job<br />
Der Drensteinfurter Hufschmied Sebastian Schmidt wirbt als „Mr. Handwerk <strong>2015</strong>“ für seine Branche<br />
Die Wahl des Drensteinfurters Sebastian<br />
Schmidt zum Mr. Handwerk<br />
<strong>2015</strong> ist ein Glücksgriff.Soein Mann,<br />
hat das Talent dazu, junge Menschen<br />
von den Vorzügen handwerklicher<br />
Berufe zu überzeugen.<br />
„Mr. Handwerk muss ja nicht<br />
immer aus Hamburg oder Berlin<br />
kommen.“<br />
Udo Bußmann<br />
Ach, könnten ihn die Jury<br />
und die Menschen, die für<br />
ihn als Handwerker des Jahres<br />
gestimmt haben, jetzt<br />
Aur n hören. Sebastian<br />
Schmidt sitzt auf einem der lederbezogenen<br />
Stühle im Büro der Hufschmiede.<br />
Seinen Chef Udo Bußmann zur Linken,<br />
Stitch, den handzahmen Jack Russel, zu<br />
seinen Füßen und sagt Sätze wie diesen:<br />
„Der Huf ist immer ein Spiegelbild der<br />
derzeitigen Belastungsverhältnisse des<br />
Pferdes“. Und während er spricht, spannt<br />
der 27-Jährige seinen Körper und beugt<br />
sich vor, um zu unterstreichen, dass ein<br />
Hufschmied viel mehr können muss, als<br />
ein gutes von einem schlechten Eisen zu<br />
unterscheiden.<br />
Ein Jahr lang ist Schmidt das Gesicht des<br />
Handwerks in Deutschland. Er wird bei<br />
feierlichen Lossprechungen<br />
auftreten,<br />
auf Handwerksmessen<br />
reden<br />
und dabei für<br />
Berufsfelder werben,<br />
die bei<br />
Schulabsolventen<br />
immer unbeliebter<br />
werden. Dass<br />
der 27-Jährigemit seinem schmalen Körper<br />
und seinen Augen, die immer blitzen,<br />
wenn er vonseinem Beruf erzählt, selbst<br />
wie ein junger Mensch auf der Suche<br />
nach dem richtigen Ausbildungsplatz<br />
aussieht, macht ihn noch ein bisschen<br />
glaubwürdiger. Schmidt hat das Zeug zu<br />
einem überzeugenden Botschafter.<br />
Der Kalender,für den zwölf Männer und<br />
zwölf Frauen während der Bewerbungsphase<br />
gemodelt haben, hat einen Ehrenplatz<br />
gleich neben dem Schreibtisch im<br />
Büro bekommen. Der 27-Jährige ist darauf<br />
mit einem glühenden Eisen zu sehen,<br />
über einen Amboss gebeugt und bereit,<br />
das Material gleich mit kräftigen<br />
Schlägen zu formen.<br />
Schmidt mag dieses Foto, das Shooting<br />
hat ihm, der hin und wieder gern an Modelwettbewerben<br />
teilnimmt, viel Spaß<br />
gemacht. Und dass er der Sieger unter ursprünglich<br />
100 Bewerbern um den Titel<br />
geworden ist, freut auch seinen Chef.<br />
„Mr. Handwerk muss ja nicht immer aus<br />
Hamburg oder Berlin kommen. Drensteinfurt<br />
klingt doch auch mal ganz gut“,<br />
findet Bußmann, für den seit der Wahl<br />
kaum ein Tag vergeht, an dem er nicht<br />
auf seinen Gesellen angesprochen wird.<br />
Die meisten seiner Kunden haben die<br />
Wahl ohnehin unterstützt und in der<br />
Mr. Handwerk <strong>2015</strong>: Sebastian Schmidt lässt die Muskeln spielen. Foto: Werbefotografie Weiss Bei der Arbeit: Schmidt und sein Chef Udo Bußmann Fotos: pp<br />
Schlussphase online für ihren jungen<br />
Hufschmied gestimmt.<br />
70 000 Stimmen hat Schmidt bekommen,<br />
der Nächstplatzierte musste sich<br />
mit 20 000 begnügen. Auf die Treue der<br />
Reiterszene ist Verlass.<br />
Überhaupt, die Reiterszene. Man kennt<br />
einander,auch über große Distanzen hinweg.<br />
Und der Schmied nimmt in ihr eine<br />
besondere Stellung ein. „Als Schmied“,<br />
findet der neue Mr. Handwerk, „ist man<br />
so etwas wie der Friseur der Pferdeleute,<br />
der alles mitkriegt.“ Die neuesten Nachrichten<br />
aus Sport und Zucht, reiterliche<br />
Erfolge, zerstörte Hoffnungen, neue Titelträume.<br />
Bußmann und sein Geselle beschlagen<br />
und pflegen die Hufevon Pferden in ganz<br />
Deutschland, vor allen Dingen aber auf<br />
Höfen im Umkreis von 100 Kilometern.<br />
Nach der Hufpflegeeines Pferdes vereinbaren<br />
sie immer gleich einen neuen Termin,<br />
der sieben bis acht Wochen später<br />
stattfindet. „Bei Hufen ist das wie bei Fingernägeln<br />
–sie wachsen stetig“, erklärt<br />
Schmidt. Die „Fingernägel“ des Pferdes<br />
sind allerdings empfindlicher als die des<br />
Menschen. Wenn ein Bein zu stark belastet<br />
wird, drohen dem Pferd auf Dauer<br />
schmerzhafte Folgeschäden. Das Team<br />
aus Drensteinfurt hat sich deshalb auch<br />
auf Orthopädietechnik für Pferde spezialisiert.<br />
Mr. Handwerk bereitet den Wagen gerade<br />
für den nächsten Einsatz auf einem Isländerhof<br />
vorund zeigt, wasunter Orthopädietechnik<br />
zu verstehen ist. In den<br />
Schubladen der Werkbank lagern Bußmann<br />
und er Einlagen aus Leder und<br />
Kunststoff, mit denen Fehlstellungen und<br />
Größenunterschiede ausgeglichen werden<br />
können.<br />
Wenn irgend möglich arbeiten der Chef<br />
und sein Geselle zusammen. „Die<br />
Schmiedearbeit geht auf den Rücken“,<br />
sagt Schmidt und bindet die Lederschürze<br />
um, die Hüften und Beine bei der<br />
Arbeit schont. Keinem Schmied bekommt<br />
es auf Dauer,wenn er täglich ein Pferdebein<br />
auf seinen Oberschenkel legt, um<br />
die Hufe auszukratzen. Die Teamarbeit<br />
zahlt sich gesundheitlich aus: Der eine<br />
stabilisiert das Bein, der andere bearbeitet<br />
den Huf, der Schmidt immer wieder<br />
geradezu geschwätzig vorkommt: „Ein<br />
Huf erzählt die ganze Geschichte eines<br />
Pferdes.“<br />
Bußmann und sein Mitarbeiter,der in einigen<br />
Jahren den Betrieb übernehmen<br />
soll, haben es sich angewöhnt, zu Beginn<br />
ihrer Arbeit das Pferdvon allen Seiten anzusehen.<br />
„Ein Pferd“ –Schmidt liebt es,<br />
die Besonderheiten seines Berufes so präzise<br />
wie möglich zu schildern – „geht<br />
automatisch in eine Schonhaltung, wenn<br />
es ihm nicht gut geht. Und da es sich uns<br />
nur über Bewegungen mitteilen kann,<br />
müssen wir genau hinsehen.“ Bewegen<br />
sich die Hüften im Gang gleichmäßig und<br />
gesund? Hat ein Huf einen unnatürlichen<br />
Winkel, der auf Dauer die Gesundheit der<br />
Sehnen und Gelenke gefährdet? Ein guter<br />
Schmied sollte inder Lage sein, auch<br />
minimale Signale im Gang richtig zu deuten.<br />
Dafür muss er die Eisen nicht mehr<br />
selber herstellen. „Die werden maschinell<br />
produziert“, erklärt Bußmann und legt<br />
eines der Eisen in die geöffnete Hand.<br />
Passen wird estrotzdem keinem Pferd,<br />
weil kein Huf wie der andere ist. Im<br />
Schmiedefeuer,das heutenicht mehr offen<br />
brennt, sondern ein gasbetriebener<br />
Ofen ist, wird das Eisen erhitzt, immer<br />
wieder angepasst und auf dem Amboss in<br />
die passende Form geschlagen. 30 Kilo<br />
wiegt der Amboss. Wer ihn täglich zehnmal<br />
aus dem Wagen nimmt und später<br />
wieder hineinwuchtet, absolviert sein<br />
ganz persönliches Krafttraining.<br />
Die Schmiede haben es aber auch mit<br />
Leichtgewichten zu tun. Die Hufe von<br />
Rennpferden werden mit Beschläge aus<br />
Aluminium oder Stahl geschützt. Traber<br />
bekommen ebenso spezifische Eisen wie<br />
Isländer und Galopper. „Ein Schmied“,<br />
sagt Schmidt, „muss sich gründlich mit<br />
der Anatomie eines Pferdes auskennen<br />
und seinen Beruf mit Leidenschaft betreiben.“<br />
Annegret Schwegmann<br />
STARKE MÄNNER –STARKE FRAUEN<br />
Das Deutsche Handwerksblatt hat unterstützt von Signal<br />
Iduna, IKK Classic und CEWE Miss und Mister Handwerk<br />
gesucht und auf der Handwerksmesse in München<br />
gekürt. Die Friseurmeisterin Karolina Schmidt und Sebastian<br />
Schmidt erhielten die meisten Stimmen.<br />
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MACHER &MÄRKTE 7<br />
„Anregungen dankbar<br />
entgegennehmen ...“<br />
Von Alfred Krupp bis zum heutigen Ideenmanagement: Kulturwandel erfasst auch kleine Unternehmen.<br />
Hannover-Messe <strong>2015</strong>:Industrie4.0,<br />
Roboter und intelligente Energiesysteme<br />
locken die Fachwelt. 220 000<br />
Besucher tauchen in die industrielle<br />
Zukunft ein, die ein erstes Gastspiel<br />
in der Gegenwart gibt. Ein Ort, wie<br />
geschaffen für Ideen- und Innovationsmanager,<br />
von denen es auch in<br />
Deutschland immer mehr gibt. Ihr<br />
inzwischen vierter praxisnaher Veranstaltungstag<br />
auf der Hannover-<br />
Messe ist vollkommen ausgebucht.<br />
Nicht einmal mehr Stehplätze sind<br />
verfügbar.Für Beobachter ein erneuter<br />
Beleg dafür, dass sich in den<br />
Unternehmen ein Kulturwandel vollzieht:<br />
KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess)<br />
und das altbekannte<br />
„betriebliche Vorschlagswesen“<br />
mausern sich zum branchenübergreifenden<br />
Managementthema.<br />
Alfred Krupp trägt die<br />
Schuld. Der Industrielle aus<br />
Essen brachte 1872 in seinem<br />
„General-Regulativ“<br />
Aedanken G zu Papier, die<br />
manch einen Vorgesetzen in seinem Firmenimperium<br />
schaudern ließen. „Anregungen<br />
und Vorschläge zuVerbesserungen“,<br />
so hieß dort eine Anordnung an die<br />
Führungskräfte, „sind aus allen Kreisen<br />
der Mitarbeiter dankbar entgegenzunehmen.“<br />
Dankbar entgegennehmen? In der streng<br />
hierarchisch aufgebauten Welt der Montanindustrie<br />
war soein Satz des Patriarchen<br />
allemal bemerkenswert –und eine<br />
Einladung an die ansonsten auf Respekt<br />
und Gehorsam getrimmten Mitarbeiter,<br />
mit Ideen und Verbesserungsvorschlägen<br />
nicht hinterm Berg zuhalten.<br />
Der heutige Industriekonzern Thyssen-<br />
Krupp, für den technischer Fortschritt<br />
und Innovationen die Schlüsselfaktoren<br />
sind, gestaltet seinen Umbau auch mithilfe<br />
der Mitarbeiter und betreibt konzentriert<br />
Ideenmanagement –und dies weltweit<br />
mit dem Ziel, von Kenntnissen und<br />
Erfahrungenzuprofitieren. Alfred Krupp<br />
wäre wohl zufrieden.<br />
In Deutschland hat Ideenmanagement<br />
seit Langem ein Zuhause. In Frankfurt<br />
schufen die dortige IHK, die Universität<br />
sowie Unternehmen 1954 mit einem Verein<br />
die Basis für die spätere Gründung<br />
des Deutschen Instituts für Ideen- und Innovationsmanagement.<br />
Heute besteht<br />
dort das „Zentrum Ideenmanagement“<br />
(ZI), dem sich bisher 125Unternehmungen<br />
angeschlossen haben –Firmen genauso<br />
wie Verwaltungen.<br />
Hans-Rüdiger Munzke, der in Lengerich<br />
das Ingenieurbüro „IdeenNetz“ als Kompetenzzentrum<br />
und Wissensportal be-<br />
Zündende Ideen gehen oft verloren. Ein zum Unternehmen passendes Ideenmanagement kann Abhilfe schaffen.<br />
treibt, gehört seit Jahren mit zum Team<br />
des Zentrums. Auch ihm geht es bei der<br />
Arbeit stets darum, Menschen zu befähigen,<br />
ihre Kreativität zu nutzen und Veränderungsprozesse<br />
systematisch anzugehen.<br />
Aus seiner beruflichen Praxis kennt<br />
Munzke viele kleinere und mittlere<br />
Unternehmen, die sich im Grundsatz wie<br />
ThyssenKrupp, aber in einer auf Branche<br />
und Firmengröße abgestimmten Art und<br />
Weise mit Ideen- und Innovationsmanagement<br />
befassen. „Vom Meckern zum<br />
Handeln“, beschreibt Munzke den Entwicklungsprozess<br />
in vielen Häusern.<br />
„Gib mal her! Ich mach das schon.“ Lange<br />
hat dieser Satz von Vorgesetzen verhindert,<br />
dass Unternehmen vom Wissen<br />
ihrer Mitarbeiter optimal profitieren<br />
konnten. Heute hängen in Gemeinschaftsräumen<br />
Ideenlisten, treffen sich<br />
Mitarbeiter freitags in großer Runde, um<br />
über Verbesserungen zu sprechen.<br />
Größere Unternehmen experimentieren<br />
mit kreativ ausgestatteten Ideenräumen<br />
oder Ideengärten. Stets gehe es darum,<br />
abseits von Hierarchien und Tagesgeschäft<br />
das Feld für Ideen und Innovationen<br />
zu bereiten, schildert Gudrun Richter<br />
von „IdeenMarketing“ in Drensteinfurt.<br />
Sie unterstützt das Zentrum Ideenmanagement<br />
als Kompetenzpartner.<br />
Mit Preisverleihungen und Auszeichnungen<br />
lenkt das Zentrum den Blick der<br />
Unternehmenimmer wieder auf Erfolgsgeschichten.<br />
In Hannover wurde zum<br />
Beispiel die Chocolaterie Hubert Klodt<br />
aus Emsdetten mit einem Preis bedacht,<br />
weil hier ein Bäckermeister auf sehr moderne<br />
Weise traditionelle Florentiner vermarktet.<br />
Auf der mehrtägigen ZI-Frühjahrskonferenz<br />
in Essen, wo sich Experten<br />
aus ganze Deutschland trafen, wurden<br />
die „Ideenmanagement-Awards<br />
<strong>2015</strong>“ vergeben.<br />
Angeführt wurde die Riege der Preisträger<br />
von Wincor Nixdorf International in<br />
Paderborn. Der erste Preis für die beste<br />
Idee zur Arbeitssicherheit und zum Gesundheitsschutz<br />
ging an den Winterdienstleister<br />
Dornseif e.Kfr. inMünster.<br />
Dort wird nach Regeln der Kaizen-Philosophie<br />
darauf hingewirkt, dass durch optimierteSauberkeit<br />
und Ordnung Unfälle<br />
oder Mängel möglichst vermieden werden.<br />
Wieder eine innovative Idee –diesmal<br />
verwurzelt im japanischen Streben<br />
nach dem Besseren.<br />
wk<br />
Foto: Fotolia<br />
KRUPPSCHES „GENERAL-REGULATIV“<br />
Paragraf 13: „Anregungen und Vorschläge zu Verbesserungen,<br />
auf solche abzielende Neuerungen, Erweiterung,<br />
Vorstellung über und Bedenken gegen die Zweckmäßigkeit<br />
getroffener Anordnungen, sind aus allen Kreisen der<br />
Mitarbeiter dankbar entgegenzunehmen und durch Vermittlung<br />
des nächsten Vorgesetzten an das Direktorium<br />
zu befördern, damit dieses die Prüfung veranlasse. Eine<br />
Abweisung der gemachten Vorschläge, ohne eine vorangehende<br />
Prüfung derselben, soll nicht stattfinden, wohingegen<br />
denn auch erwartet werden muss, dass eine erfolgte<br />
Ablehnung dem Betreffenden, auch wenn ihm ausnahmsweise<br />
nicht alle Gründe dafür mitgeteilt werden<br />
können, genüge, und ihm keineswegs Grund zu Empfindlichkeit<br />
und Beschwerde gebe. Die Wiederaufnahme eines<br />
schon abgelehnten Vorschlages unter veränderten tatsächlichen<br />
Verhältnissen oder in verbesserter Gestalt ist<br />
selbstredend nicht nur zulässig, sondern empfehlenswert.“<br />
–verfasst von Alfred Krupp, 1872<br />
Stolze –Dr. Diers –Beermann GmbH<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ·Steuerberatungsgesellschaft<br />
Unser Angebot umfasst eine breite Spanne von Dienstleistungen insbesondere<br />
für mittelständische Unternehmen und deren Gesellschafter von der Einkommensteuererklärung<br />
über die Abschlusserstellung bis zur Jahresabschluss- und Konzernabschlussprüfung.<br />
Weiterhin beraten wir in Fragen des Steuerrechts –insbesondere<br />
im Bereich des Umwandlungsteuerrechts, des internationalen Steuerrechts<br />
und der Unternehmensnachfolge. Zu unserem Dienstleistungsspektrum<br />
Geschäftsführer:<br />
Prof. Dr. Fritz-Ulrich Diers<br />
Dr. Philipp Diers<br />
Dr. Marie-Theres Stolze<br />
Heinz Stolze<br />
Wilfried Beermann<br />
Johannes Fink<br />
zählt auch die betriebswirtschaftliche Beratung. Jeder Mandant hat bei uns einen<br />
persönlichen Ansprechpartner, der das Unternehmen langjährig betreut. Über<br />
unsere örtlichen Niederlassungen in Emsdetten und Rheine hinaus kooperieren<br />
wir im Rahmen der CW &Smit anderen Praxen und sind Mitglied des internationalen<br />
Netzwerks von Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern „AGN“, um auch<br />
überregional und grenzüberschreitend unsere Mandanten betreuen zu können.<br />
CW&S<br />
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Wirtschaftsprüfern &Steuerberatern<br />
www.cw-s.de<br />
Neubrückenstraße 5<br />
48282 Emsdetten<br />
Telefon (0 2572) 40 85<br />
Telefax (0 2572) 85647<br />
Stolze-Diers@stodibe.de<br />
Timmermanufer 142<br />
48429 Rheine<br />
Telefon (0 59 71) 80822-6<br />
Telefax (0 59 71) 80822-75<br />
info@stodibe.de
8 MACHER &MÄRKTE<br />
„Jede noch sokleine<br />
Idee ist wichtig“<br />
LVM-Vorstand Werner Schmidt engagiert sich seit vielen Jahren als<br />
Präsident für das „Zentrum Ideenmanagement“<br />
Netzwerker: „Verwalten und Gestalten mit Vision“ –unter diesem Motto stand kürzlich in<br />
Essen die Konferenz <strong>2015</strong> des Zentrums Ideenmanagement.<br />
ZENTRUM IDEENMANAGEMENT<br />
1990 wurde das Deutsche Institut für Ideen- und Innovationsmanagement<br />
in Frankfurt von namhaften Unternehmen<br />
ins Leben gerufen. Seitdem leistet es praktische und<br />
forschende Arbeit auf dem Gebiet des Ideen- und Innovationsmanagements.<br />
Die 2006 gestartete Initiative „Ideen<br />
machen Zukunft“ ist im Institut beheimatet. Seit 2010 besteht<br />
dort außerdem das Zentrum Ideenmanagement (ZI)<br />
als internationale Interessengemeinschaft der Ideenmanager.<br />
Esversteht sich als Plattform und Netzwerk zur Förderung<br />
und Verbreitung des Ideen- und Innovationsmanagements.<br />
Verfolgt wird die Vision, dass es in jedem<br />
Unternehmen ein lebendiges Ideenmanagement gibt, das<br />
treibende Kraft für Veränderungen ist. Expertenkreise befassen<br />
sich mit Themen wie Ergebniswirksamkeit, Best<br />
Practice, Führungskräfte-Motivation, „Technologie, Software<br />
&Benchmark (TSB)“. Zum Team des Zentrums gehören<br />
Betriebswirtschaftler, Consultant, Projektmanager<br />
und Prozessspezialisten. Geschäftsführerin ist Christiane<br />
Kersting. Werner Schmidt, Vorstand der LVMVersicherung,<br />
fungiert als Präsident.<br />
wk<br />
Für ihn gehört das Ideenmanagement<br />
zur Personalstrategie<br />
eines Unternehmens. „Wir<br />
wollen keine angepassten,<br />
sondern innovative Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter,die sich so weit<br />
mit dem Unternehmen identifizieren,<br />
dass sie aufgrund von entsprechenden<br />
Instrumenten, hier Ideenmanagement,<br />
die Unternehmensentwicklung, die Optimierung<br />
der Prozesse auch in ihrem Fokus<br />
haben“, betontevor einiger Zeit Werner<br />
Schmidt, Vorstand der LVMVersicherungen,<br />
bei einem Kamingespräch in<br />
Münster.<br />
Der Daten- und Organisationsexperte<br />
weiß genau, worüber er spricht. Seit 2011<br />
ist Schmidt neben seinen anderen Funktionen<br />
ehrenamtlich Präsident des „Zentrums<br />
Ideenmanagement“. Erst kürzlich<br />
wurde er für weiterezweiJahreindiesem<br />
Amt bestätigt. Thorsten Gänsch, Konzernideenmanager<br />
der Deutschen Bahn<br />
AG,ist Vizepräsident. Werner Schmidt ist<br />
überzeugt davon, dass der professionelle<br />
Umgang mit Ideen einen entscheidenden<br />
unternehmerischen Beitrag leistet.<br />
Werner Schmidt, Vorstand der LVMVersicherung<br />
Münster, ist seit 2011 Präsident des<br />
Zentrums Ideenmanagement<br />
Herr Schmidt, der LVM ist mit seinem<br />
Ideenmanagement als Best-<br />
Practice-Beispiel bekannt. Was motiviert<br />
eine Versicherung, das Ideenmanagement<br />
so nachhaltig weiterzuentwickeln?<br />
Werner Schmidt: Unternehmen der<br />
Dienstleistungsbranchewie Versicherungenoder<br />
Banken fällt es oft schwer,Ideen<br />
ihrer Mitarbeiter einfach umzusetzen.<br />
Wie befassen uns mit virtuellen Produkten,<br />
unsereProzesse laufen anders ab als<br />
in Produktionsunternehmen. Wir versichern<br />
zwar schöne Autos für den Schadensfall,<br />
aber wir bauen sie nicht. Fest<br />
steht jedoch: Auch Versicherungen und<br />
Banken können es sich heute ineinem<br />
immer enger werdenden Markt nicht leisten,<br />
auf brillante Ideen ihrer Mitarbeiter<br />
zu verzichten. Jede noch so kleine Idee ist<br />
wichtig für jedes Unternehmen.<br />
Warum engagieren Sie sich für das<br />
Zentrum Ideenmanagement?<br />
Schmidt: Um das eigene Ideenmanagement<br />
kontinuierlich zu verbessern und<br />
attraktiv zu halten, ist es wichtig, sich<br />
auch mit anderen Netzwerkpartnern auszutauschen<br />
und sich auch zum Beispiel<br />
einem Benchmark zu stellen. Unser<br />
Ideenmanager Thomas Korves ist zum<br />
Beispiel aktives Mitglied der regionalen<br />
Ideenmanagement-Arbeitsgruppe Nordwestfalen<br />
und Koordinator sowie Sprecher<br />
des branchenbezogenen bundesweit<br />
tätigen Arbeitskreises Banken und Versicherungen.<br />
Ich selbst war zwei Jahre<br />
Schirmherr der von„Deutschland –Land<br />
der Ideen“ ausgezeichneten Initiative<br />
„Ideen machen Zukunft“. Und da war<br />
mein Engagement in der agilen Interessengemeinschaft<br />
„Zentrum Ideenmanagement“<br />
eine Ehre.
9 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
Der Klimaschutz beginnt<br />
mitten im Münsterland<br />
Spezialmaterialien von Armacell finden sich in vielen Vorzeigeprojekten: Ob Empire State Building oder<br />
Aida –weltweit setzen Unternehmen auf die Dämm- und Isolierstoffe der Münsteraner.<br />
Weltweit wird versucht, den Klimawandel<br />
in den Griff zu bekommen,<br />
Primärenergie einzusparen und<br />
CO ²<br />
-Emissionen zu senken. Einen<br />
stattlichen Beitrag zur Energieeinsparung<br />
leistet das Unternehmen<br />
Armacell aus Münster, das mit 22<br />
Standorten in 15 Ländern vertreten<br />
ist und weltweit seine flexiblen technischen<br />
Dämmstoffe und Schäume<br />
vertreibt.<br />
„Wir sind ein Wachstumsunternehmen.<br />
Wir wollen unsere geografischen<br />
Reichweiten in zukunftsweisende<br />
Märkte weiter ausdehnen.“<br />
Malte Witt, Geschäftsführer<br />
Die Materialen isolieren<br />
überwiegend kältetechnische<br />
Anlagen in großen<br />
Bürogebäuden, Hotels und<br />
Krankenhäusern ebenso<br />
wie Industrieanlagen der Öl- und Gasindustrie<br />
und Kühlaggregatevon Lebensmitteltransportern.<br />
Spezialmaterialien<br />
finden sich in vielen Vorzeigeprojekten:<br />
im EmpireStateBuilding, im Kreuzfahrtschiff<br />
Aida, am Erdbebenmesser in der<br />
Antarktis und in den Arenen für die Fußballweltmeisterschaft<br />
in Brasilien. „Und<br />
für die Bauprojekte künftiger großer<br />
Sportarenen wird man sicherlich auch<br />
unsereProdukteverwenden“, sagt Malte<br />
Witt, Geschäftsführer am europäischen<br />
Stammsitz in<br />
Münster.<br />
Er macht das Wirkungsvermögen<br />
der hoch entwickelten<br />
Isoliermaterialien<br />
und<br />
Schäume mit<br />
einem spektakulären<br />
Vergleich<br />
deutlich: „Durch<br />
Armacells Jahresproduktion elas-tomerer<br />
Dämmstoffe wird genügend Energie<br />
eingespart, um die 200 000 Haushalte<br />
vonLas Vegasfür ein ganzes Jahr zu versorgen.“<br />
Der Dämmstoffmarkt ist ein Wachstumsmarkt.<br />
Seit der Entwicklung des seinerzeit<br />
patentierten Produktes Armaflex in<br />
den 50er Jahren unter dem Dach der<br />
Armstrong World Industries haben sich<br />
die Einsatzfelder stetig erweitert. Zunächst,<br />
erklärt Witt, „wurden Isoliermaterialien<br />
für Gebäude, für Heizungs- und<br />
Lüftungs- und Klimaanlagen hergestellt.<br />
Die Produkte wurden weiterentwickelt<br />
für das Transportgewerbe und industrielle<br />
Anwendungen. Jüngster Spross sind<br />
Erdgasleitungen in Australien erhielten Armacell-Dämmungen.<br />
Dämmstoffe amlaufenden Band: Geschäftsführer Malte Witt und Werksleiter Christian Krauss sowie Patrick Banna (v.l.) vor einer Produktionslinie in Münster,<br />
einem der drei größten Produktionsstandorte weltweit.<br />
Foto: Matthias Ahlke<br />
Anwendungen für die Öl- und Gasindustrie.<br />
Vonden größten Gasfeldern in Australien<br />
beispielsweise wird das Gas nicht<br />
mehr über Pipelines weitergeleitet, sondern<br />
über Tankschiffe. Dazu wird esso<br />
weit heruntergekühlt, dass es in flüssiger<br />
Form transportiert werden kann. Witt:<br />
„Eine Spezialisolierung dieser Tankschiffe<br />
hat Armacell entwickelt.“<br />
Die technischen Dämmstoffe, für die<br />
Armacell nach eigenen Angaben Weltmarktführer<br />
ist, werden laut Witt im Wesentlichen<br />
für drei Anwendungsgebiete<br />
entwickelt: Energieeinsparung, sichere<br />
Isolierung und den Schall-, Brand- und<br />
Rauchschutz.<br />
Beispiel Aida: Bei der Dämmung von<br />
Kühlwasser-, Kälte- und Gefrierleitungen<br />
seien von der Meyer Werft Produkte von<br />
Armacell eingebaut worden, um Energieverluste<br />
und Tauwasserbildung zu verhindern<br />
und beim Brand Rauchentwicklung<br />
von Isolationen zu unterbinden.<br />
Fortsetzung auf Seite 10<br />
ARMACELL<br />
Armacell ist ein führender Hersteller<br />
von flexiblen Dämmstoffen im<br />
Bereich der Anlagenisolierung sowie<br />
für technische Schäume. Weltweit<br />
werden 2400 Mitarbeiter beschäftigt,<br />
rund 500 in der europäischen<br />
Zentrale inMünster, wosich auch<br />
die Forschungsabteilung befindet.<br />
Produktionsstätten wurden weltweit<br />
in 15 Ländern auf vier Kontinenten<br />
aufgebaut.<br />
Im Jahr 2013 verzeichnete das<br />
Unternehmen, das im Jahre 2000 im<br />
Rahmen der Auslagerung der<br />
Dämmstoff-Sparte aus dem Konzern<br />
Armstrong World Industries hervorgegangen<br />
ist, einen Nettoumsatz<br />
von 415,7 Millionen Euro.<br />
Im Jahre 1959 begann die Expansion<br />
von Armstrong World Industries<br />
nach Europa. 1960 erfolgte die<br />
Grundsteinlegung für die erste Produktionsstätte<br />
in Münster.<br />
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Wirtschaft<br />
und Verwaltung<br />
übernehmen<br />
gemeinsam auf außergewöhnliche<br />
Weise Verantwortung.<br />
Insbesondere<br />
der vielfältige<br />
Branchenmix verleiht<br />
Emsdettens<br />
Wirtschaft eine besondere<br />
Stärke,<br />
die sich bereits in<br />
Krisenzeiten bewährt<br />
hat. Durch<br />
Spezialisierung auf<br />
Nischenprodukte<br />
konnte sich die<br />
Textilbranche hervorheben.<br />
Auch die metall- und kunststoffverarbeitende<br />
Industrie schafft sich durch herausragende,<br />
kundenorientierte Produkte einen Namen,<br />
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zeugt vom „Wohnort zum Wohlfühlen“,<br />
das soziale Engagement ist entsprechend<br />
hoch. Emsdetten überzeugt gerne!
10 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
Fortsetzung von Seite 9<br />
Auch bei extremen Anforderungen sind<br />
die Entwickler im Forschungslabor in<br />
Münster gefragt. So wurde der Erdbebenmesser<br />
des norwegischen seismologischen<br />
Instituts Norsar mit einem Armacell-Produkt<br />
gedämmt. „Denn die extremen<br />
Witterungsbedingungen und das<br />
große Temperaturgefälle zwischen Tag<br />
und Nacht hatten zuvor zu Kondensationsproblemen<br />
und verfälschten<br />
Messergebnissen<br />
geführt“, so Witt.<br />
Nicht nur für solche<br />
Extremanwendungen<br />
werden<br />
die Dämmstoffe<br />
kontinuierlich<br />
weiterentwickelt<br />
und optimiert,<br />
betont<br />
Witt. Die im Forschungslabor<br />
in Münster entwickelten<br />
Materialien werden auf einer eignen Produktionsstraße<br />
hergestellt und vielen<br />
Tests unterzogen, bevor sie in Serie gehen.<br />
Rund 200 Patente hält Armacell. „Viele<br />
davon beziehen sich auf eine Weiterentwicklung<br />
von Schäumen für einen verbesserten<br />
Brandschutz“, erläutert Witt.<br />
Im Brandfall dürfenIsolierungen in Bahnen,<br />
auf Flughäfen und Schiffen und insgesamt<br />
auf Flucht- und Rettungswegen<br />
kaum Rauchentwicklung zulassen.<br />
Die Erfolge der Armacell-Dämmstoff-Experten<br />
haben die Expansion des Unternehmens<br />
beflügelt. In diesem Jahr wurde<br />
„Die extremen Witterungsbedingungen<br />
hatten zuvor zu Kondensationsproblemen<br />
und verfälschten<br />
Messergebnissen geführt.“<br />
Malte Witt zur erfolgreichen Entwicklung eines<br />
Dämmstoffs für das norwegische seismologische<br />
Instituts Norsar<br />
ein türkischer Dämmstoffhersteller übernommen,<br />
„um Absatzmärkte inSüdosteuropa,<br />
in Vorderasien und Nordafrika<br />
zu erschließen“, erklärt Witt. Von der<br />
Übernahme eines führenden kanadischen<br />
Produzenten von Polyethylen-<br />
Dämmstoffen im März diesen Jahres verspricht<br />
sich Armacell die Marktführerschaft<br />
in Kanada und die Stärkung seiner<br />
Marktposition in Nordamerika. Insgesamt,<br />
so Pressesprecherin Susan Krambo,<br />
werde die Internationalisierung<br />
sowie die Expansion<br />
in zukunftsweisenden<br />
Märkten<br />
konsequent<br />
vorangetrieben.<br />
Der Erfolg ist im<br />
Wesentlichen von<br />
gut qualifizierten<br />
Mitarbeitern abhängig,<br />
weshalb<br />
Armacell intensiv<br />
in Aus- und Weiterbildung investiert.<br />
Durch die Kooperation mit den Hochschulen<br />
in Münster und Steinfurt können<br />
laut Witt „auch Inhalte von Bachelorarbeiten<br />
direkt für das Unternehmen weiterentwickelt<br />
werden“.<br />
Um motivierte Nachwuchskräfte für<br />
kaufmännische und technische Ausbildungen<br />
zu begeistern, hat Armacell Anfang<br />
des Jahres als erstes Unternehmen<br />
der neuen Initiative von Industrie- und<br />
Handelskammer Nord Westfalen und<br />
Handwerkskammer Münster einen jungen<br />
Ausbildungsbotschafter in weiterführende<br />
Schulen geschickt.<br />
Karin Höller<br />
Dämmmaterialien von Armacell finden sich auch im Kreuzfahrtschiff Aida. Foto: Franz Knittel<br />
Der Betonbereich der Unterflur-Container wird inden Boden eingelassen, nur die Einwurfs-Möglichkeit aus Edelstahl bleibt sichtbar.<br />
Zur Entleerung zieht ein Lkw die inneren Behältnisse am Haken heraus.<br />
Fotos: Susanne Menzel<br />
Bauer gegen<br />
Nachbauer<br />
Container-Experte aus Südlohn ist mit eigenen<br />
Entwicklungen weltweit erfolgreich<br />
Sie prägen das Stadtbild mit einer<br />
Selbstverständlichkeit, dass man<br />
ihre Existenz kaum noch bewusst<br />
wahrnimmt: die Altglas-, Papier-und<br />
Restmüll-Behälter.Der Gang dorthin<br />
ist Alltagsroutine. Dass sich hinter<br />
der Herstellung dieser Container allerdings<br />
eine Menge Know-how verbirgt,<br />
dass Form und Funktion einer<br />
ständigen Entwicklung unterliegen,<br />
das wird erst klar,wenn man die Hallen<br />
der Bauer GmbH in Südlohn betritt.Unmengen<br />
von Blechen,<br />
eine Vielzahl von Arbeitsplätzen,<br />
modernste Fertigungstechnologien,<br />
aber<br />
auch noch kleinteilige<br />
Handarbeit finden sich dort. In vielen<br />
einzelnen Schritten werden die Container<br />
zusammengesetzt, immer wieder<br />
kontrolliert, immer wieder Arbeitsschritte<br />
hinterfragt und auf Verbesserungen<br />
getestet.<br />
Der „Kopf und Motor“ hinter dem 1966<br />
gegründeten und inzwischen weltweit<br />
agierenden Unternehmen ist Heinz Dieter<br />
Bauer. Der 76-jährige geschäftsführende<br />
Gesellschafter,der inzwischen seine<br />
Söhne Patrick (46) und Pascal (36)<br />
mit ins Boot geholt hat, ist noch täglich<br />
nicht nur im Büro, sondern auch im Betrieb<br />
zu finden. „Ruhe ist trotz meines Alters<br />
nicht mein Ding. Dafür habe ich noch<br />
zu viele Ziele“, lacht der Senior.„Schließlich<br />
ist die Firma mein fünftes Kind: Ich<br />
habe sie erschaffen und großgezogen.“<br />
Neben Südlohn (70 000 Quadratmeter<br />
Werksgelände; 230 Mitarbeiter) gibt es<br />
seit 1993 auch noch ein Werk in Halberstadt<br />
(20 000 Quadratmeter Werksgelände;<br />
70 Mitarbeiter). Auf vier Produktionsbereiche<br />
hat sich die Bauer GmbH<br />
spezialisiert: neben den Wertstoff- und<br />
Gefahrgut-Containern sind das noch die<br />
Umwelt-Lagertechnik sowie Stapler-Anbaugeräte.<br />
8000 Tonnen Bleche werden<br />
dafür pro Jahr verarbeitet.<br />
„Viele Dinge, die wir hier entwickelt und<br />
auf den Markt gebracht haben, etwa die<br />
Sonderabfall-Behälter oder die mechanische<br />
Schaufel für Gabelstapler, sind heute<br />
europaweit im Einsatz. Und werden oft<br />
kopiert. Deshalb lautet mein Spruch immer:<br />
Wir sind Bauer, die anderen die<br />
Nachbauer“, sagt der Firmenchef. Hauptabnehmer<br />
sind neben Unternehmen und<br />
Kommunen in Europa auch Firmen aus<br />
Israel, Korea oder Tunesien<br />
Dabei ist die Entwicklung seiner Produkte<br />
für Bauer ein Spannungsfeld, das ihn<br />
täglich vor neue Herausforderungen<br />
stellt: „Die Frage ‚Wie kann ich bei dem<br />
Wettbewerb neue Produkte günstiger<br />
herstellen?´ ist dabei sicher wesentlich.<br />
Andere machen sich diese Gedanken gar<br />
nicht, sondern produzieren direkt im<br />
Ausland. Ich dagegen bin der Meinung:<br />
Wirliefern Qualität und Service, deshalb<br />
sind wir in der<br />
Herstellung etwas<br />
teurer. Aber<br />
der Unterschied<br />
zu Billigkopien ist<br />
sichtbar.“<br />
Bestes Beispiel sei<br />
für ihn eine Reaktion<br />
2012 aus Tri-<br />
Heinz Dieter Bauer<br />
nidad: „Dorthin<br />
haben wir 1982<br />
Drahtspulen geliefert, die wir noch bis in<br />
die 90er Jahre hergestellt haben. Nach<br />
drei Jahrzehnten kam eine Anfrage, ob<br />
wir die Spulen noch bauen und liefern<br />
können. Man benötige jetzt neue. Der<br />
Auftraggeber hatte sogar noch die Originalrechnung<br />
von der ersten Lieferung.<br />
Das ist doch eine klareAussagefür Wertarbeit.“<br />
Fortsetzung auf Seite 11<br />
„Viele Dinge, die wir hier entwickelt<br />
und auf den Markt gebracht<br />
haben, sind heute europaweit im<br />
Einsatz.“<br />
Der erste „Roboter“ kam bei Bauer 1989 zum Einsatz. Die Maschine<br />
(rechts im Bild) tut bis heute ihre Dienste, wird bald gegen eine<br />
moderne Version ausgetauscht.
BRANCHEN &BETRIEBE 11<br />
„Niemand ist<br />
zweite Garnitur“<br />
Heinz Dieter Bauer schrieb seine Lebensgeschichte<br />
Über 70 000 Quadratmeter erstreckt sich heute das Werksgelände der Bauer GmbH am Standort inSüdlohn.<br />
Fortsetzung von Seite 9<br />
Drahtspulen sind es inzwischen nicht<br />
mehr, die die Firma Bauer produziert,<br />
das Hauptaugenmerk liegt auf Anbaugeräten<br />
für den Gabelstaplermarkt (50 Prozent<br />
des Gesamtumsatzes). Und auf der<br />
Entwicklung neuer Produkte imContainerbereich.<br />
Hier liegt Senior Heinz Dieter Bauer besonders<br />
die barrierefreie Entsorgung am<br />
Herzen: „Wer einmal im Rollstuhl gesessen<br />
hat, weiß, wie mühevoll und fast unmöglich<br />
es ist, beispielsweise an einen<br />
Altglascontainer heranzukommen. Auch<br />
mit Blick auf den demografischen Wandel<br />
sind hier Innovationen gefragt. Da<br />
haben wir uns halt etwas einfallen lassen.“<br />
Und zwar Behälter, die in den Boden<br />
eingelassen werden, versehen mit<br />
einer Technik, die die Abfallbehältnisse<br />
automatisch für eine Entleerung nach<br />
oben fahren kann.<br />
„Diese Möglichkeiten sind in Wohngebieten,<br />
aber auch an Autobahnen in der<br />
Zukunft unabdingbar“, ist Bauer überzeugt.<br />
Auf entsprechenden Messen wurden<br />
die Produkteinzwischen vorgestellt,<br />
die Produktion wurde entsprechend ausgebaut<br />
sowie rationalisiert. Und so sind<br />
es kleine Mosaiksteinchen, die immer<br />
wieder zusammengefügt werden. „Beim<br />
Gang durch die Werkshallen gibt es stets<br />
etwas, was mir als verbesserungswürdig<br />
ins Auge fällt“, schmunzelt der Chef. Und<br />
da er täglich dort unterwegs ist, dürften<br />
ihm die Ideen noch lange nicht ausgehen.<br />
Susanne Menzel<br />
Luftbild: Bauer GmbH<br />
Es gibt Personen –und Persönlichkeiten.<br />
Zu den letzteren zählt Heinz<br />
Dieter Bauer.<br />
Der Mann ist Chef eines<br />
weltweit agierenden<br />
Unternehmens. Er ist aber<br />
auch Mensch. Einer, der<br />
aus kleinen Verhältnissen<br />
kommend, den Wegnach oben geschafft<br />
hat. Ohne dabei seine Herkunft zu vergessen.<br />
„Ich bin Püttrologe“, stellt sich<br />
der 76-Jährige mit einem Schmunzeln<br />
gerne selbst vor. Übersetzt heißt das: Er<br />
wurde im Ruhrgebiet,<br />
auf Schalke, geboren.<br />
Im Kriegsjahr 1939<br />
kam erzur Welt, der<br />
Erfolg war ihm dabei<br />
nicht in die Wiege gelegt<br />
worden. Aufge-<br />
Heinz Dieter Bauer<br />
wachsen mit zwei<br />
Schwestern in armen Verhältnissen, eine<br />
Kindheit –geprägt vomKrieg. Heinz DieterBauer<br />
musstenach der Volksschule ins<br />
Berufsleben einsteigen, um sich und die<br />
Mutter zu ernähren. „Als ich 19 war, habe<br />
ich mir gesagt: Mit 30 bin ich entweder<br />
selbstständig oder ich habe so einen Job,<br />
dass ich mich nicht mehr selbstständig<br />
machen muss. Meine Kinder sollten es<br />
später einmal besser haben als ich“, hat<br />
Bauer für sich schon früh hohe Ziele gesteckt.<br />
Er hat es sogar früher geschafft,<br />
sein eigenes Unternehmen zu gründen:<br />
1966 entstand in Stadtlohn die Bauer<br />
GmbH. Ohne finanzielle Unterstützung<br />
„Meine Motivation, als<br />
Autor aufzutreten, war es,<br />
Mut zu machen.“<br />
vonSeiten der Familie, ohne Startkapital<br />
aus staatlicher Hand. Der Chef warnicht<br />
nur Unternehmer,sondern Mädchen für<br />
alles. Berufliche Hürden wie auch private<br />
Schicksalsschläge begleiteten Heinz Dieter<br />
Bauer auf seinem Lebensweg. Von<br />
fünf Kindern ist eins verstorben. Seine<br />
eigene Krebserkrankung hat Bauer besiegt.<br />
Aber resignieren, das kam für den<br />
energiegeladenen Mann nie infrage. Im<br />
Gegenteil: Er schmiedeteneue Pläne und<br />
arbeitet an deren Umsetzung. Er gründete<br />
die Dieter-Bauer-Stiftung, die seit 2003<br />
die Krebs- und die MPS-Forschung (MPS<br />
= Mukopolysaccharidose/<br />
seltene genetische<br />
Erkrankung)<br />
unterstützt.<br />
Und er schrieb seine<br />
Lebensgeschichte„Aus<br />
dem Nichts“. Die Einnahmen<br />
aus dem<br />
Buchverkauf fließen ausschließlich der<br />
Stiftung zu. „Meine Motivation, als Autor<br />
aufzutreten, wares, Mut zu machen“, erklärt<br />
Heinz Dieter Bauer im Nachwort<br />
seines 2014 erschienen Werkes. „Ich<br />
möchte alle Menschen, die aus welchen<br />
Gründen auch immer kein Studium absolvieren<br />
konnten, ermutigen: Man kann<br />
trotzdem sein Leben gestalten, etwas aus<br />
sich machen, erfolgreich sein. Niemand<br />
ist Gottes zweite Garnitur.“<br />
„Aus dem Nichts“ ist direkt über Heinz<br />
Dieter Bauer zu beziehen. E-Mail: info@dieterbauer-stiftung.de<br />
oder Tel.<br />
02862/709-140 Susanne Menzel<br />
FOCUS Spezial »Die besten Arbeitgeber <strong>2015</strong>«<br />
Kräftige Farben, glänzende Lacke<br />
Sehr gute Stimmung<br />
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<strong>2015</strong> wurde Brillux von dem Magazin FOCUS als »Top Nationaler Arbeitgeber« ausgezeichnet und erzielte beim<br />
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von Werk- und Baustoffen. Weitere Informationen zuder Ausbildung bei Brillux, Interviews mit Auszubildenden<br />
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12 BRANCHEN<br />
Größter Arbeitgeber in Tecklenburg: Die Ledder Werkstätten haben 1250 Beschäftigte mit Behinderungen sowie weitere 450 Mitarbeiter. An17Standorten sind die Ledder vertreten.<br />
Hier geht es nicht nur ums Geld<br />
Doch auch die Ledder Werkstätten als Arbeitgeber für 1250 Menschen mit Behinderungen müssen<br />
rechnen. Hersteller innovativer Produkte, Händler, Dienstleister und Zulieferer unter einem Dach.<br />
Das Streichholz flammt auf. Kerzenduft<br />
verbreitet sich, als beide Seiten<br />
desDochts brennen. Schnell daskleine<br />
Bündel zwischen das Holz schieben,<br />
die Ofentür schließen –und auf<br />
die wohlige Wärme warten. Das<br />
Holzbündelchen mit dem Docht ist<br />
einer der Renner im Angebot der<br />
Ledder Werkstätten: K-Lumet®, der<br />
Recycling-Feueranzünder.<br />
K-LUMET®<br />
K-LUMET® kommt vom französischen „Y a<br />
qu‘à allumer“ (Man muss es nur anzünden)<br />
und beschreibt damit den<br />
pfiffigen Anzünder sehr gut. Ein<br />
Bündel Hölzchen mit einem Docht<br />
in der Mitte steckt in einem<br />
Pappröhrchen und ist mit dem Wachs alter<br />
Kerzen ummantelt. Erfunden wurde der Anzünder<br />
in der Schweiz, die deutsche Lizenz<br />
haben seit zehn Jahren die Ledder Werkstätten.<br />
In 130 Werkstattstandorten bundesweit<br />
stellen inzwischen in Hoch-Zeiten über 2000<br />
Menschen den Kaminanzünder K-LUMET® her.<br />
Wer bei Behindertenwerkstätten<br />
nur an<br />
Wäscheklammern<br />
und Putzlappen<br />
denkt, erliegt einem<br />
Klischee. Mit den traditionellen Holzdübeln<br />
allein wären die LedderWerkstätten<br />
–mit 1250 Beschäftigten mit Behinderungen<br />
an 17 Standorten sowie 450 weiteren<br />
Mitarbeitern der größte Arbeitgeber<br />
der Stadt Tecklenburg–trotzaller Zuschüsse<br />
auch längst nicht mehr wirtschaftlich<br />
zu betreiben. Intelligente Produkte<br />
sind gefragt, Flexibilität und Innovation<br />
–denn unter dem Strich muss sich<br />
auch eine Behindertenwerkstatt rechnen.<br />
Auch dann, wenn es hier am Ende nicht<br />
ums Geld geht...<br />
„Natürlich könnteman K-Lumet® billiger<br />
herstellen –industriell“, sagt Jörg Birgoleit,<br />
Sprecher der Ledder Werkstätten.<br />
„Aber bei uns geht es nichtumGewinnoptimierung,<br />
sondern darum, für jeden einzelnen<br />
Menschen mit geistiger,<br />
psychischer und/oder körperlicher<br />
Behinderungdie passende Arbeit zu<br />
finden“, beschreibt er das Geschäftsmodell.<br />
„Bei uns geht es um Teilhabe durch<br />
Arbeit.“<br />
Deshalb ist die K-Lumet®-Produktion in<br />
zwölf bis 15 Schrittezerlegt: vomSpalten<br />
des Holzes über<br />
das Zusammenstecken<br />
der Hölzchen<br />
in Pappringen<br />
bis zum anschließenden<br />
Bad<br />
in heißem Wachs.<br />
Viele kleine Tätigkeiten,<br />
bei<br />
„Die Werkstatt ist ein ganz wichtiges<br />
Standbein.“<br />
Frank Tafertshofer, LWL<br />
denenauch ein Schwerstbehinderter seine<br />
angemessene Arbeit findet –mehr als<br />
das: seine Aufgabe.<br />
„Geld, Spaß, Verantwortung, das Gefühl,<br />
gebraucht zu werden, Selbstverwirklichung,<br />
Kollegen, Vorsorge für das Alter,<br />
Normalität, Tagesstruktur“, beschreibt<br />
Ludger Große Vogelsang, was Arbeit für<br />
behinderte Menschen bedeutet. Der Förderschullehrer<br />
ander Don-Bosco-Schule<br />
in Recke könnte esauch kürzer fassen:<br />
Arbeit hat für behinderteMenschen denselben<br />
Stellenwert wie für nicht Behinderte.<br />
Nur, dass es für Behinderte weit schwerer<br />
ist, einen angemessenen Job zu finden.<br />
Auch wenn man eine Unterbringung<br />
der Menschen<br />
mit Behinderungen im ersten<br />
Arbeitsmarkt anstrebe, könne man sie<br />
mit viel Hilfeund Geld nichtimmer integrieren,<br />
erklärt Frank Tafertshofer, Leiter<br />
der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
beim Landschaftsverband<br />
Westfalen-Lippe<br />
(LWL). Er erinnert<br />
daran, dass<br />
die Arbeitswelt<br />
sich in den letzten<br />
Jahren stark verändert<br />
habe. „Den<br />
blinden Telefonisten<br />
und den<br />
Mann, der den ganzen Tagden Hof fegt,<br />
gibt es heutenicht mehr“, machtTafertshofer<br />
deutlich.<br />
Vor diesem Hintergrund sind die Ledder<br />
Werkstätten noch viel wichtiger, als es<br />
die blanke Zahl der 1250 Beschäftigten<br />
erahnen lässt.<br />
Wie schafft man Arbeit für Behinderte?<br />
Indem man sich auf vielen Feldern seine<br />
Nische sucht –ausgehend davon, wasdie<br />
Mitarbeiter können. Deshalb sind die<br />
Ledder Werkstätten Hersteller, Händler,<br />
Dienstleister und Zulieferer zugleich:<br />
Hier werden Bierkisten für eine Emsdettener<br />
Privatbrauerei gezimmert.<br />
Hier wird<br />
K-Lumet, Recycling-Feueranzünder<br />
Pfiffige Idee: Der Anzünder aus den Ledder<br />
Werkstätten<br />
für den Badhersteller Kaldewei produziert.<br />
In den beiden „Samocca“-Cafés in Lengerich<br />
und Saerbeck sorgen –natürlich –<br />
behinderte Menschen für den Service.<br />
Zum frisch gerösteten Kaffee und zu<br />
den Bagels gibt’s die freundlich-familiäre<br />
Atmosphäre gratis dazu. Und als<br />
Dienstleister für die Logistik spielen die<br />
Ledder Werkstätten Vorteile aus, die<br />
hochautomatisierte Logistikzentren<br />
nicht mehr bieten können –etwa<br />
beim Abpacken. „Flexibilität und<br />
Manpower“,<br />
sagt<br />
Birgoleit.<br />
„Wir können<br />
zum<br />
Beispiel garantieren,<br />
dass wir eine sechsstellige<br />
Zahl von Flaschen fristgerecht<br />
abpacken“.<br />
Ein ganzer Bauchladen unterschiedlicher<br />
Tätigkeiten. Birgoleit<br />
spricht lieber von „Vollsortimenter“<br />
und kann auch auf eine<br />
beeindruckende Auftraggeberlistevon<br />
Aldi bis Kaldeweiverweisen<br />
sowie auf einen Umsatz von über 40<br />
Millionen Euro imJahr. „Über Aufträge,<br />
Steuern usw. geht vieles, das hier rein-<br />
34 000 ARBEITSPLÄT<br />
Nach Angaben des Landsc<br />
bandes arbeiten in Westfa<br />
rund 41 500 Menschen mi<br />
rungen auf insgesamt kna<br />
Plätzen in 60 anerkannten<br />
stätten. Für 35100 von ih<br />
der LWL rund 535 Millione<br />
im Jahr für Werkstattmaß<br />
inklusive Nebenkosten (So<br />
cherung) und Fahrtkosten<br />
fließt, zurück indie Region<br />
goleit. „Wir sind hier ein W<br />
tor.“ Aber: „In der Privatwi<br />
vieles undenkbar, was wir<br />
sich Birgoleit bewusst, dass<br />
land mit der Unterhaltung d<br />
2500 Werkstattstandortemi<br />
zen für 300 000 Menschen<br />
rung viel leistet.<br />
Die Ledder bleiben ständig a<br />
nach neuen Aufgaben und<br />
„Über Aufträge, Steuern<br />
vieles, das hier reinfließ<br />
in die Region. Wir sind<br />
Wirtschaftsfaktor.“<br />
Jörg Birgoleit, Sprecher der Ledder<br />
wird mit einem Designer e<br />
grill entwickelt: klein zusa<br />
bar.Aber dieses Projekt sche<br />
viele Arbeiten wie das Zus<br />
Metalls nicht in den Werkst<br />
werden konnten.<br />
Die Idee für K-Lumet® hat ü<br />
LeWe-Geschäftsführer Ral<br />
aus der Schweiz mitgebrach<br />
der Sozialpädagoge Ruedi<br />
die Grundidee für die zum A<br />
bündelten Holzstäbchen en<br />
zündende Idee kambeim Es<br />
blick vonBohnen im Speckm<br />
schen haben die Ledder d<br />
Deutschland. Dietl
&BETRIEBE<br />
13<br />
„Sonst wäre es noch<br />
schlimmer ausgegangen“<br />
Für Heiner Kartlüke sind die Ledder Werkstätten ein Glücksfall<br />
Fotos: Dietlind Ellerich<br />
Es geschah ausheiteremHimmel, am<br />
3. Februar 1999, währendder Arbeit.<br />
Heiner Kartlüke fiel nach vorne, lag<br />
bewusstlos auf dem Boden. Der damals<br />
41-jährige selbstständige<br />
Handwerksmeisterhatte Glück,dass<br />
er nicht alleine im Keller des Supermarkteswar,ein<br />
Monteursofort den<br />
Rettungsdienst verständigte. „Sonst<br />
wäre es noch schlimmer ausgegangen“,<br />
sind sich Heiner Kartlüke, seine<br />
Ehefrau Conny und seine Mutter<br />
Herta bewusst. Ein Aortenaneurysma,<br />
eine Ausbuchtung der Hauptschlagader,<br />
war geplatzt.<br />
Vi Vele Wochen lag Heiner Kartlüke<br />
imkünstlichen Koma,<br />
Monate war er in der Reha<br />
und Anschlussheilbehandlung.<br />
Das volle Programm<br />
mit Logopädie, Ergotherapie, fast ein<br />
ganzes Jahr in Kliniken, laufen, sprechen,<br />
schreiben lernen. Und immer in der Gewissheit,<br />
dass fast nichts mehr so sein<br />
wird, wie es einmal war.<br />
Seine beiden Meisterbriefe imFlur erinnern<br />
an die Zeit, als alles noch in Ordnung<br />
war. Heuteist der Westerkappelner<br />
Frührentner. Seinen Beruf als Gas- und<br />
Wasser-Installateur und als Zentralheizungs-<br />
und Lüftungsbauer kann er nicht<br />
mehr ausüben.<br />
Schmerzhaft für Heiner Kartlüke: Auch<br />
die unmittelbar bevorstehende Beförderung<br />
zum Wehrführer der Freiwilligen<br />
Feuerwehr im Ort muss er ad acta legen.<br />
Zu Hause in Westerkappeln sorgen sich<br />
die Frauen nicht nur um den Ehemann<br />
und den Sohn, sie bringen die Baustelle<br />
an einer Grundschule zu Ende, wickeln<br />
die Werkstatt ab, die Heiner KartlükeAnfang<br />
der 1980er Jahre von seinem Vater<br />
übernommen hat.<br />
Als er Ende des Jahres wieder zu Hause<br />
ist, versuchen alle, das Besteaus der Situation<br />
zu machen. KartlükehilftimHaushaltswarengeschäft,<br />
das die Familie seit<br />
Generationen führt. Er mischt mit, ist immer<br />
dabei und dennoch unzufrieden.<br />
Ihm fällt die Decke auf den Kopf, er will<br />
raus, arbeiten, unter Menschen.<br />
Der erste Kontakt mit den Ledder Werkstätten<br />
erfolgt erst ein paar Jahre später<br />
und zu Hause. Conny Kartlüke will zunächst<br />
nicht recht, hat das Gefühl, sie<br />
schiebe ihren Mann ab. Heuteist sie froh,<br />
dass sie gemeinsam den Schritt gewagt<br />
haben. Denn der heute 57-Jährige fühlt<br />
sich in seinem Job in Ibbenbüren pudelwohl<br />
und ist sogar im Metier geblieben.<br />
Er packt Ausläufefür Boiler um, montiert<br />
Gelenkrohrschellen und Schrauben, faltet<br />
Kartons und trennt Müll. Vor allem<br />
freut er sich, dass er gebraucht wird.<br />
„Wir sind froh, dass wir Heiner haben. Er<br />
hat Spaß an der Arbeit, immer einen netten<br />
Spruch auf Lager und ist immer gut<br />
gelaunt“, beschreibt Konrad Licher,Fachkraft<br />
zur Arbeits- und Berufsförderung<br />
Bei der Arbeit: Heiner Kartlüke ist froh darüber, dass erwieder<br />
einer Tätigkeit nachgehen kann.<br />
Foto: Dietlind Ellerich<br />
bei den Ledder Werkstätten, die Winwin-Situation.<br />
Am späten Nachmittagbringt der Werksverkehr<br />
Heiner Kartlüke wieder nach<br />
Hause. Seine Ankunft kündigt er durch<br />
einen Pfiff an, er schaut die Post durch,<br />
fragt nach Neuigkeiten, hilft ein wenig im<br />
Geschäft. Wie ein ganz normaler Arbeitnehmer<br />
nach Feierabend.<br />
Dietlind Ellerich<br />
ZE<br />
haftsverlen-Lippe<br />
tBehindepp<br />
34 000<br />
Werken<br />
zahlt<br />
nEuro<br />
nahmen<br />
zialversi-<br />
.<br />
“, betont Birirtschaftsfakrtschaft<br />
wäre<br />
machen“, ist<br />
sich Deutscher<br />
insgesamt<br />
tArbeitsplätmit<br />
Behindeuf<br />
der Suche<br />
Arbeiten. Da<br />
usw. geht<br />
t, zurück<br />
ier ein<br />
Werkstätten<br />
in Campingmmenklappitert,<br />
weil zu<br />
chneiden des<br />
ätten erledigt<br />
brigens einst<br />
f Hagemeier<br />
t. Dort hatte<br />
Rettenmund<br />
nzünder getwickelt.<br />
Die<br />
sen, beim Anantel.<br />
Inzwiie<br />
Lizenz für<br />
ind Ellerich<br />
„Passgenau“<br />
Wie ein Förderschullehrer die Ledder Werkstätten sieht<br />
Förderschüler auf den allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt zu vermitteln,<br />
gelingt eher selten.<br />
Wirsprachen mit LudgerGroße<br />
Vogelsang, Förderschullehrer<br />
und Studien- und Berufsorientierungskoordinator<br />
an der Don-Bosco-<br />
Schule in Recke.<br />
Welche Bedeutung haben die Ledder<br />
Werkstätten und andere gemeinnützige<br />
Einrichtungen für diese Menschen?<br />
Große Vogelsang: Nach der UN-Konvention<br />
von 2009 hat jeder Mensch das<br />
Recht, im Rahmen seiner eigenen Bedürfnisse,<br />
Fähigkeiten und Begabungen<br />
am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.<br />
Das beinhaltet auch die Teilnahme<br />
am Arbeitsleben. Die Ledder Werkstätten<br />
Ludger Große Vogelsang, Förderschullehrer<br />
und Studien- und Berufsorientierungskoordinator<br />
ander Don-Bosco-Schule in<br />
Recke.<br />
Foto: Dietlind Ellerich<br />
bietet allen Förderschülern der Don-Bosco-Schule<br />
einen Arbeitsplatz an, der<br />
passgenau auf sie zugeschnitten wird.<br />
Durch die gute Zusammenarbeit zwischen<br />
den Ledder Werkstätten und der<br />
Don-Bosco-Schule werden unsere Schüler<br />
sehr gut auf ihren späteren Arbeitsplatz<br />
vorbereitet, sodass die Ledder<br />
Werkstätten von unseren Schülern und<br />
deren Eltern als guter, verlässlicher und<br />
sicherer Arbeitgeber angesehen werden.<br />
Welchen Stellenwert hat ein Job für<br />
einen Menschen mit einer Behinderung?<br />
Große Vogelsang: Meiner Meinung<br />
nach den gleichen Stellenwert wie für<br />
einen Menschenohne Behinderung. Woran<br />
denken wir,wenn wir an unseren Job<br />
denken? Geld, Spaß, Verantwortung, das<br />
Gefühl, gebraucht zu werden, Selbstverwirklichung,<br />
Kollegen, Vorsorge fürs Alter,<br />
Normalität, Tagesstruktur.<br />
Rechtfertigt das die hohen Subventionen,<br />
mitdenen diese Arbeitsplätze<br />
bezuschusst werden?<br />
Große Vogelsang: Auf jeden Fall. Anders<br />
lässt sich ein Arbeitsplatz, der passgenau<br />
auf die besonderen Bedürfnisse<br />
zugeschnitten ist, nicht realisieren.<br />
Wie viele Jugendliche werden <strong>2015</strong><br />
aus Ihrer Schule entlassen und treten<br />
einen Job bei den Ledder Werkstätten<br />
an?<br />
Große Vogelsang: Die Don-Bosco-<br />
Schule wird imSommer voraussichtlich<br />
elf Schüler entlassen. Sieben werden eine<br />
Arbeit bei den Ledder Werkstätten oder<br />
in einer anderen gemeinnützigen Einrichtung<br />
aufnehmen. Die anderen vier<br />
werden voraussichtlich einen Arbeitsplatz<br />
auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
bekommen.<br />
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14 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
Mit Business-Tourismus auf<br />
dem Weg indie Zukunft<br />
Warum Grothues-Potthoff nach fast 800-jähriger Hof- und Familiengeschichte auf<br />
das Tagungsgeschäft setzt: Hotelpläne für Senden schlummerten lange in der Schublade.<br />
Barocke Wucht auf Erdbeer-Acker:<br />
Was von außen anmutet wie kleines<br />
Schloss Nordkirchen in modern, ragt<br />
in ein ausgedehntes Sendener Wohngebiet.<br />
Ein Hotel, geschaffen auf<br />
einemHof, dessen Familientradition<br />
sich fast 800 Jahre zurückverfolgen<br />
lässt. Eine Großinvestition –und ein<br />
unternehmerisches Wagnis.<br />
„Wir rechnen mit einer Einführungsphase<br />
von zwei Jahren.“<br />
Die Bauarbeiter setzen für<br />
das neue Grothues-Potthoff-Hotel<br />
zum Endspurt<br />
an, denn noch sind erst 30<br />
der 60 Zimmer fertig: „Am<br />
ersten Maiwochenende sind wir komplett<br />
ausgebucht“, berichtet Geschäftsführer<br />
Elmar Grothues. Für die gerade angelaufene<br />
Bankentagung reichten so gerade<br />
die Zimmer im ersten Stock. „Und wenn<br />
die Technik noch Anfangsschwierigkeiten<br />
macht und das WLAN ausfällt, sind<br />
zum Glück die Experten noch im Haus<br />
und können das beheben“, erzählt Grothues<br />
von den ersten<br />
Hoteltagen<br />
unter Betriebstemperatur.<br />
Ab Mai dann auf<br />
5555 Quadratme-<br />
Elmar Grothues, Geschäftsführer<br />
tern Nettogeschossfläche<br />
dominiert<br />
moderne<br />
Schlichtheit den Innenbereich. „Die Farben<br />
der Region sollen sich im Raumkonzept<br />
widerspiegeln“, erklärt Elmar Grothues.<br />
An den Architekten stellte der Juniorchef<br />
des Familienunternehmen vor<br />
allem die Bedingung: „Das Hotel muss<br />
sich architektonisch trotz der Größe in<br />
den Rest des Hofes mit Hofcafé und -laden<br />
einfügen und dessen Strukturen aufnehmen.“<br />
Hier konnte Architekt Eckhard Scholz<br />
Ideen seines Vaters Adolf Scholz aufnehmen,<br />
der schon 2006 am Hotelkonzept<br />
mitarbeitete: Als Abschlussarbeit vonPia<br />
Tekaat, Schwester des Juniorchefs, zur<br />
Hotelfach-Betriebswirtin konzipiert,<br />
schlummerten die Pläne über Jahreinder<br />
Schublade. Und wurden nicht nur vor<br />
In der Startphase: Von außen mutet das Hofhotel ein wenig wie ein barockes Schloss an.<br />
Baubeginn,sondern auch seit dem ersten<br />
Spatenstich oft durch den Familienrat –<br />
die Eltern Grothues und die vier erwachsenen<br />
Kinder mit Ehepartnern –über den<br />
Haufen geworfen.<br />
Die größte Steigerungsrate und damit<br />
unternehmerische Chancen sehen die<br />
Sendener im Business-Tourismus: Die<br />
Ausrichtung änderte sich während der<br />
Bauzeit vom Tourismus-/Wellness- zum<br />
Tagungshotel: „80 Prozent der Anfragen<br />
sind von Firmen, die hier tagen wollen“,<br />
bilanziert der 31-jährige Elmar Grothues<br />
die erste Buchungswelle. 350 Quadratmeter<br />
ist der Tagungs- und Bankettsaal<br />
groß, lässt sich in drei Räume trennen mit<br />
einer Maximalbestuhlung von 200 Plätzen.<br />
Auch das gastronomische Konzept hat<br />
die Familie während der 19-monatigen<br />
Bauphase neu überdacht und das Restaurant<br />
ins Hotel integriert. „Der Wellnessbereich<br />
ist auch noch nicht fertig, aber<br />
wir sind zuversichtlich, im Herbst das<br />
ganze Hotel nutzen zu können“, blickt<br />
Grothues in die nahe Zukunft.<br />
Zehn Vollzeitkräfte und etliche Aushilfskräftesollen<br />
sich um das Wohl der Gäste<br />
kümmern. Am Wochenende setzt das<br />
Haus auf Radtouristen und Wochenendurlauber.<br />
Laut Einschätzung des Juniorchefs<br />
liegt der Beherbergungsbetrieb im<br />
Vier-Sterne-Bereich; auf eine Zertifizierung<br />
durch die Dehoga(Deutscher Hotelund<br />
Gaststättenverband) legt Grothues<br />
keinen Wert.<br />
Darüber, wie stark das Haus ausgelastet<br />
sein wird, will er nicht spekulieren: „Wir<br />
rechnen mit einer Einführungsphase von<br />
zwei Jahren.“ Ob sich das Unternehmen<br />
Grothues-Potthoff, dessen Hof- und Familiengeschichte<br />
sich bis 1253 zurückverfolgen<br />
lässt, mit der Millionen-Entscheidung<br />
wohlfühlt, hängt von der Akzeptanz<br />
ab. Die mit Abstand größte Investition<br />
in der Firmengeschichte bleibt<br />
für Elmar Grothues deshalb „ein unternehmerisches<br />
Wagnis“.Maike Harhues<br />
Foto: Maike Harhues<br />
Marketingpaket im Gepäck<br />
Münster bemüht sich aus vielen Gründen intensiv um Tagungs- und Kongress-Gäste.<br />
Tagungen und Kongresse sind gefragt.<br />
Städte wetteifern darum. Foto: dpa<br />
GHat sie die Sekretärin auf ihrer Seite,<br />
hat sie praktisch schon gewonnen:<br />
Petra Panske weiß, wer die Fäden<br />
in der Hand hat, wenn es um<br />
Kongressorganisation geht. „Die offizielle<br />
und fachliche Gastgeberrolle<br />
füllt natürlich der Chef aus, aber den<br />
eigentlichen Hauptjob hinter den<br />
Kulissen macht doch die persönliche<br />
Assistentin“, ist sich die Bereichsleiterin<br />
Touristik und Kongressmarketing<br />
der Stadt sicher.<br />
Deshalb sind sie ein Klientel,<br />
das besonders gepflegt<br />
und mit Wertschätzung<br />
verwöhnt wird: Regelmäßig<br />
veranstaltet Panske<br />
kleinere Events, bei denen nicht nur die<br />
neuesten Tagungsideen vorgestellt werden,<br />
sondern auch Kontaktpflege betrieben<br />
wird: „Bei einer Tagung von Sportwissenschaftlern<br />
war inden Pausenzeiten<br />
Sight-Jogging der Renner. Auch<br />
unser Angebot, Grün zu tagen, steht hoch<br />
im Kurs“, weiß Panske. Es stehe Firmen<br />
wie Wissenschaftlern einfach gut zu Gesicht,<br />
großen Wert auf Nachhaltigkeit<br />
und Umweltschutz zu legen. Das betrifft<br />
nicht nur die umweltfreundlichereAnreise<br />
mit der Bahn statt dem Flieger, sondern<br />
zieht sich durch alle Bereiche der<br />
Veranstaltung: Gekocht wird aus regionalen<br />
Zutaten, die Teilnehmer bekommen<br />
ein Busticket, um vom Veranstaltungsort<br />
zum Hotel oder den Freizeitevents<br />
zu kommen und selbst der<br />
Schreibblock im Hotel ist aus recyceltem<br />
Papier. Zusammen mit ihren drei Mitarbeiterinnen<br />
trimmt Panske viele der<br />
rund 200 Events auf Nachhaltigkeit, Tendenz<br />
steigend.<br />
Knapp 35 000 Teilnehmer gilt es bei<br />
mehrtägigen Tagungen im Jahr unterzubringen:<br />
„Wir können die Hotels in Münsterdirekt<br />
online abfragen. Wenn alles belegt<br />
ist, buchen wir rund um Münster,<br />
aber wir sind auch schon bis Osnabrück<br />
und Dortmund gegangen“, berichtet die<br />
Kongressexpertin.<br />
Müssen also weitereHotelneubauten her,<br />
um diese Spitzen abzufangen? „Der<br />
Markt ist gesättigt. Jedes neue Hotel verschärft<br />
den Verdrängungswettbewerb“,<br />
ist Hendrik Eggert, Dehoga-Kreisversitzender<br />
in Münster,sich sicher.Unabhängig<br />
vom Engagement der Kongressinitiative<br />
gilt für seinen eigenen Betrieb als<br />
Unternehmens-Tagungsstätte: „Die persönliche<br />
Betreuung der Gäste, immer<br />
wieder Investitionen in modernstes technische<br />
Equipment und die Garantie von<br />
Störungsfreiheit und Ruhe sind sehr<br />
wichtige Voraussetzungen, dass die Firma<br />
die nächsteVeranstaltung wieder mit<br />
uns plant.“<br />
Etwa20Prozent des Jahresumsatzes des<br />
Ringhotels Landhaus Eggert in Münster-<br />
Handorf macht das Tagesgeschäft aus.<br />
Als neuer Trend gefragt sind Teambuilding-Aktivitäten<br />
für die Pausenzeiten,<br />
die das Hotel für die Tagungsteilnehmer<br />
organisiert wie Bogenschießen oder Paddeln<br />
auf der Werse. Teilweise planen die<br />
Veranstalter ein Jahr im Voraus, manchmal<br />
aber auch nur wenige Wochen.<br />
Im Kongressbüro werden Termine bis zu<br />
fünf Jahre vorher angefragt. Als einen<br />
Grund für den Erfolg sieht Panske die<br />
ausgeprägte Willkommenskultur der<br />
Westfalenmetropole: „In Münster ist der<br />
Kongress die Münster-Tagung mit Bürgermeisterempfang<br />
im Friedenssaal –in<br />
Hamburg oder München wäre der Kongress<br />
vielleicht nur einer von vielen.“<br />
Hauptsache, es wirdMünster.Und wenn<br />
nicht Münster,dann zumindest Münsterland:<br />
„Wie eine Art Drückerkolonne reisen<br />
wir mit einem Marketingpaket inklusiveMünster-Film<br />
im Gepäck vonTagung<br />
zu Tagung, um im nächsten oder übernächsten<br />
Jahr Gastgeber zu sein“, berichtet<br />
Petra Panske.<br />
Sie ist sich nicht nur der Strahlkraft der<br />
vielen meist internationalen Kongresse,<br />
sondern auch des Wirtschaftsfaktors bewusst.<br />
Petra Panskelässt die Zahlen sprechen:<br />
Laut Untersuchung des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Institutes für<br />
Fremdenverkehr der Universität München<br />
lässt jeder Tagesgast etwa 37,80<br />
Euro inMünster, jeder Übernachtungsgast<br />
166 Euro. Bedeutet für die von<br />
Münster Marketing in 2013 betreuten<br />
Kongresse eine Summe von gut zwölf<br />
Millionen Euro, 800 000 Euro mehr als<br />
im Vorjahr.<br />
ma
BRANCHEN &BETRIEBE 15<br />
„Wir sind Bosch –wir<br />
sind nicht nur Bosch“<br />
Starke Marken fallen nicht vom Himmel. BVMW gibt beim Marketing- und Media-Meeting Tipps.<br />
Frontalunterricht, Zahlen, Diagramme?<br />
Von wegen. Enzo Vincenzo Prisco<br />
brennt ein Feuerwerk ab, rennt<br />
im Raum auf und ab, hält Blickkontakt<br />
mit dem Publikum, ruft den<br />
Menschen zu: „Wer kenntmich? Wer<br />
kennt mich nicht? – Wer hat jetzt<br />
schon keinen Bock mehr?“ Gelächter.<br />
Aber: Kontaktaufnahme gelungen.<br />
Prisco, orange von der Brille bis<br />
zu den Schuhen, hat sich gerade<br />
selbst als „Marke“ platziert.<br />
„Seien Sie anders, seien<br />
Sie konkret.“<br />
Christoph Sauerland<br />
Mehr als 100Teilnehmer<br />
erreicht Prisco damit<br />
beim 4. Marketing- und<br />
Media-Meeting. Der<br />
Bundesverband mittelständische<br />
Wirtschaft (BVMW) Kreis<br />
Steinfurt und Nordwestmünsterland und<br />
mehrere Partner, die ins Kommunikationszentrum<br />
der Kreissparkasse Steinfurt<br />
geladen haben, können zufrieden<br />
sein. Schließlich will man zeigen, was<br />
„Identitätsmarketing“<br />
ist, wie gutes<br />
Image eine<br />
starke Marke befördert.<br />
Fünf Referenten<br />
beschreiben auf<br />
individuelle Art,<br />
wie die Identitätsfindung<br />
eines Unternehmens funktionieren<br />
und sich eine starkeMarkeentwickeln<br />
kann. „Sparkasse –eine Marke, die<br />
lebt“ ist zum Beispiel der Vortrag von<br />
Markus Bischoff-Wittrock, Leiter Unternehmenskommunikation<br />
im Vorstandsstab<br />
der Kreissparkasse Steinfurt, überschrieben.<br />
Für Prisco emotionalisiert die Sparkasse.<br />
Generationen kennen den Jingle, können<br />
einen Satz vervollständigen: „Wenn´s<br />
um Geld geht ... Das ist das Pfund, mit<br />
dem die Sparkasse wuchern kann.“<br />
Werkzeuge für den Alltag sind gefragt.<br />
Wiekann man das Vertrauen bei Kunden,<br />
Lieferanten, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit<br />
gewinnen oder wiedererlangen?<br />
Nach einer kurzen Begrüßung durch<br />
Günter Rohlmann vom BVMW befasst<br />
sich Christoph Sauerland, kreativer Kopf<br />
der Werbeagentur „Husare“ aus Emsdetten,<br />
mit „Dem guten Ruf...“. Das Fremdbild<br />
kann Fluch und Segen sein.<br />
Viele Firmen, so Sauerland, seien dem<br />
Irrtum erlegen, das Drucken einer guten<br />
Imagebroschüre allein würde zu einem<br />
guten Imageverhelfen: „Wenn das so wäre,<br />
würde ich heute noch Drucker werden.“<br />
Sein Credo: „Vertrauen ist hartnäckig,<br />
seien Sie anders, seien Sie konkret“.<br />
Nach ihm spinnen Markus Weber, Geschäftsführer<br />
der Agentur „W+Die Markenpflanzer“aus<br />
Stadtlohn, sowie Fabian<br />
Roberg, Geschäftsführer der Coler GmbH<br />
&CoKGaus Münster, mit ihren Vorträgen<br />
zum Thema „Vom guten Namen zur<br />
Orange waren nicht nur Brille und Jacke, selbst beim Laptop setzte<br />
Enzo V.Prisco den Farbakzent der eigenen Marke.<br />
Marken-Kenner: (v.l.). Enzo V.Prisco, Christoph Sauerland, Günter Rohlmann (BVMW), Markus Weber und Markus Bischoff-Wittrock.<br />
starken Marke“ den Faden weiter.Weber<br />
spricht von„Marke“ („Von Marken haben<br />
wir ein bestimmtes Bild im Kopf, bei Audi<br />
z.B. arbeiten Geruchsingenieure nur daran,<br />
wie ein neues Auto riechen soll“) und<br />
„gutem Namen“ („Wer einen guten Namen<br />
hat, braucht nicht unbedingt viel in<br />
ein Logo zu investieren“). Hierbei unterscheidet<br />
Weber zwischen großen Marken<br />
mit hohem Bekanntheitsgrad und dem<br />
kleinen, gut geführten Betrieb, wie beispielsweise<br />
dem „Friseursalon von<br />
nebenan“. Bei den „großen“ Marken erzeuge<br />
allein das Logo eine „bestimmtes<br />
Vorstellungsbild“ in den Köpfen der Kunden<br />
und beeinflusse so das Wahlverhalten.<br />
Fabian Roberg zeigt am Beispiel der Firma<br />
Coler wie die Verknüpfung mit einem<br />
Markennamen, in diesem Fall Bosch,<br />
Fluch und Segen sein kann. Wasseit Entstehung<br />
des Betriebes 1924 in den Köpfender<br />
Kunden verankert und langeZeit<br />
„eine Erfolgsstory“ war, wurde irgendwann<br />
zur Fußfessel. Robergs Erkenntnis:<br />
„Die Reduktion vonColer auf Bosch schadet.“<br />
Doch die neue Markenaussage „Wir sind<br />
Bosch“ neben „Wir sind nicht nur Bosch“,<br />
zu etablieren, wareine Herausforderung.<br />
Roberg: „Ein Drahtseilakt. Bosch fragte,<br />
wie könnt ihr sagen, ihr seid Bosch. Die<br />
Kunden fragten, wie könnt ihr sagen, ihr<br />
seid nicht mehr Bosch?“ Eine neue<br />
Image-Broschüre musste her, neue Niederlassungen<br />
trugen den Schriftzug „Coler“<br />
deutlicher als vorher, doch dem ursprünglichen<br />
Schriftzug von 1924 mit<br />
dem Blitz als Symbol blieb man treu.<br />
Die Metamorphose dauert an. Roberg:<br />
„Das ist für alle ein großes Experiment.<br />
Bis Sie das zu ihren Kunden transportiert<br />
haben, das dauert.“<br />
Als Prisco mit dem Beamer Animationen<br />
mit Comic-Held „Bart Simpson“ zeigt,<br />
tauschen manche im Raum verstohlene<br />
Blickeund fragten sich womöglich, ob sie<br />
noch auf der richtigen Veranstaltung seien.<br />
Doch mit den dann eingeblendeten<br />
Sätzen „Ideen für das Auge. Ideen mit<br />
durchbrechender Wirkung. Ideen für den<br />
Bauch“ wird die Sache klar. Prisco zeigt<br />
die „Die Kraft der Marke“.<br />
„Ich weiß, dass mein Name für Sex und<br />
Kreativität steht. Da habe ich Vorsprung<br />
einem Norbert gegenüber.“ Frage ans<br />
Publikum: „Haben Sie den richtigen Namen<br />
für Ihr Unternehmen? Hinter einem<br />
Namen stehen Menschen.“<br />
Bei allem Spaß bläut er dem Publikum<br />
immer wieder ein, worum es geht. Die Erfolgreichen<br />
am Markt „penetrieren und<br />
emotionalisieren“. Denn: „Es gibt kein Alleinstellungsmerkmal,<br />
das ein anderer<br />
nicht hat.“ Nicole Degutsch<br />
ENZO V.PRISCO<br />
Enzo Vincenzo Prisco ist Honorarprofessor für Kommunikationsdesign und Designmanager.<br />
Erberät große wie auch mittelständische, Werbung treibende<br />
Unternehmen bei ihrer Markenkommunikation. Seit 2000 erstellt er Kreativ-<br />
Konzeptionen. Geschätzt für seine Kreativität und Kommunikationskenntnis leitete<br />
er bei diversen Unternehmen Kreativ-Trainings zur Ideen-, Kampagnenund<br />
Markenentwicklung. Darüber hinaus referiert erfür die Direkt Marketing<br />
Center der Deutschen Post.<br />
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16 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
Farbenspiel: Das Entwicklungs- und Schulungszentrum der DEOS AG in Rheine wird dank moderner Haus- und LED-Technik abends in ein rötliches Licht getaucht<br />
Viel mehr als eine Spielerei<br />
Bei der DEOS AG in Rheine sucht man das Optimum für die Energie- und Haustechnik.<br />
Gebäude-Automation ist heute vor allem intelligente Vernetzung.<br />
„Bei der Energiewende ist die<br />
Gebäudeautomation eine Schlüsseltechnologie“<br />
Stefan Plüth, Geschäftsführer der DEOS AG<br />
Das Gespräch mit Stefan Plüth beginnt<br />
still. Denn der Vorstandsvorsitzende<br />
der DEOS AG zieht erst einmal<br />
sein Smartphone aus dem Jackett.<br />
Sekunden später ändert sich die Atmosphäre<br />
im Raum –und dies liegt<br />
am Licht: Das angenehme Rot ist<br />
plötzlich einem kalten Blau gewichen.<br />
Stefan Plüth stellt die Lichtsteuerung<br />
über sein Telefon wieder<br />
auf Automatik. Dann kann das Gespräch<br />
beginnen.<br />
Die DEOS AG mit Sitz in<br />
Rheine entwickelt und<br />
produziert Technik zur Gebäudeautomatisierung.<br />
Im<br />
Gespräch wirdesumintelligente<br />
Gebäude gehen und darum, was<br />
die Technik heutezuleisten imstande ist.<br />
Die Demonstration der Lichtsteuerung –<br />
in diesem Fall eine „Spielerei“ –hat einen<br />
sehr ernsthaften<br />
Hintergrund.<br />
Die steuerbaren<br />
LED-Leuchten<br />
finden sich im<br />
gesamten Gebäude<br />
und sie<br />
bilden das Temperaturspektrum<br />
des Lichts<br />
über den Tagab<br />
–automatisch ist<br />
die Beleuchtung<br />
morgens rötlicher,<br />
mittags<br />
eher ins Blaue<br />
gehend, abends<br />
wird sie wieder<br />
rötlich, an jedem<br />
Arbeitsplatz.<br />
„Wie das Sonnenlicht im Tagesverlauf“,<br />
sagt StefanPlüth. Diese Anpassung<br />
des Lichts an die Außenwelt wirke sich<br />
positiv auf das Wohlbefinden und die<br />
Leistung der Mitarbeiter aus. Ein erster<br />
Eindruck dessen, wasdie Technik am Firmensitz<br />
der DEOS AG, eines der nach<br />
Unternehmensangaben „energieeffizientesten<br />
Gebäude Europas“, leisten kann.<br />
70 Mitarbeiter arbeiten in dem 2500<br />
Quadratmeter großen Büro- und Schulungszentrum,<br />
das im August 2014 eröffnet<br />
wurde. Kälte, Wärme, Strom und<br />
Gläsern ist der Haustechnikraum in der DEOS-Zentrale. Im Bild<br />
sind Kältegeräte zusehen.<br />
Fotos: DEOS AG<br />
Licht –all dies regelt das Haus weitgehend<br />
selbstständig. Die Technik dahinter<br />
kann jeder Besucher im gläsernen Haustechnikraum<br />
betrachten. Direkt neben<br />
dem Haupteingang stehen die Kältegeräte<br />
und die Pelletheizung hinter Glas, Lüftungsrohre<br />
laufen dort entlang – nichts<br />
davon ist eine Sonderanfertigung. Aber<br />
die handelsübliche Technik ist intelligent<br />
vernetzt. Denn neben Sicherheit und<br />
Komfort geht es bei der Gebäudeautomation<br />
um das intelligenteEnergie-Management.<br />
Der Technikeinsatz soll Kosten sparen<br />
und die Umwelt schonen. „Bei der<br />
Energiewende ist die Gebäudeautomation<br />
eine Schlüsseltechnologie“, sagt Stefan<br />
Plüth.<br />
Gebäudetechnik hat in seiner Familie<br />
schon eine lange Tradition. Klaus Plüth<br />
gründete die Firma 1967 als Handelsunternehmen<br />
im Bereich Heizungsausrüstung.<br />
2002 wurde es in DEOS AG umbenannt<br />
und als Innovations- und Technologieunternehmen<br />
der Gebäudeautomation<br />
neu aufgestellt. 2003 übernahm<br />
Stefan Plüth die Leitung. „Die Energieverbräuche<br />
zu steuern, ist heute unsere<br />
primäre Aufgabe“, sagt Plüth.<br />
An einem Tablet neben der Tür demonstriert<br />
er,wie ein intelligentes Lüftungssystem<br />
funktioniert. Die Geräte hängen in<br />
der Firmenzentrale in jedem Raum. Eine<br />
Grafik zeigt den Ist-Zustand an: die Temperatur<br />
im Raum, die relative Luftfeuchte,<br />
den CO ²<br />
-Gehalt in ppm (= parts per<br />
million) und das Luftvolumen, das stündlich<br />
aus der Wand rauscht. Über die Decke<br />
wird die Luft wieder abgesaugt.<br />
Mindestens 25 Kubikmeter Frischluft pro<br />
Stunde und Person im Raum sollen es<br />
sein, damit der CO ²<br />
-Gehalt unter 1000<br />
ppm bleibt und die vonden Menschen im<br />
Raum abgegebenen Stoffe, die Müdigkeit<br />
und Befindlichkeitsstörungen verursachen<br />
können, abgeführt werden. „Wir<br />
fahrenaktuell Versuche im Haus und peilen<br />
500 ppm im Raum an. Das ist aber<br />
heute fast unmöglich aufgrund des Klimawandels.<br />
Da haben wir schon draußen<br />
in der Luft um 500 ppm“, erläutert der<br />
DEOS-Geschäftsführer.<br />
Die intelligente Gebäudetechnik, die in<br />
Rheine entwickelt und produziert wird,<br />
steckt unter anderem im Tower des<br />
Frankfurter Flughafens, im Roten Rathaus<br />
in Berlin und im Rock-und-Pop-Museum<br />
in Gronau. Bedingt durch den Klimawandel<br />
und die hohen Energiepreise<br />
werden immer mehr Gebäude automatisiert,<br />
nicht nur Neubauten.<br />
Für Stefan Plüth, dessen Unternehmen<br />
fast ausschließlich größere Liegenschaften<br />
ausrüstet, ist dieser Schritt nur logisch.<br />
Schließlich sei die Haustechnik inzwischen<br />
reichlich komplex, da hielten<br />
sich die Zusatzkosten für die Automatisierung<br />
in Grenzen. „Für größereGebäude<br />
gibt es immer mindestens einen Elektroplaner<br />
und einen Planer für Heizung<br />
und Sanitär.Indem Moment ist dann die<br />
Mess-, Steuer- und Regelungstechnik<br />
nicht mehr deutlich teurer.Denn die heutigen<br />
Anlagen laufen nicht mehr ohne“,<br />
sagt Plüth. So könne man erhebliche<br />
Mengen Energie einsparen.<br />
Zum Beispiel, indem Räume nur dann geheizt<br />
oder gekühlt werden, wenn sie benutzt<br />
werden. „Es sind immer mindestens<br />
30 Prozent, die eingespart werden können<br />
–und es geht hoch bis über 70 Prozent“,<br />
berichtet Plüth.<br />
Gebäudeautomation ist heute vor allem<br />
Vernetzung. Das sogenannte Bussystem<br />
lässt sich an fastjede Schnittstelle anbinden.<br />
Bei der DEOS AG kennt die Haustechnik<br />
zum Beispiel alle Terminkalender.<br />
Wenn ein Mitarbeiter zwei Wochen<br />
im Urlaub ist, wird die Energieversorgung<br />
an dessen Arbeitsplatz automatisch<br />
auf ein Minimum heruntergefahren.<br />
In vielen Gebäuden ist dies noch anders.<br />
Jahrzehntelang wurde Haustechnik<br />
überdimensioniert geplant. „Vieles ist<br />
dort noch heute für Extremfälle ausgelegt,<br />
zum Beispiel Heizungen für Temperaturen<br />
bis minus 30 Grad“, sagt Plüth.<br />
„Dies ist so, als wenn man mit einem Auto<br />
mit 1000 PS herumfährt.“<br />
Mit der Gebäudeautomation wird diese<br />
Leistung intelligent gedrosselt. Ohne<br />
dass der Fahrer davon etwas merkt.<br />
Engelbert Hagemeyer<br />
DEOS AG –EINE CHRONIK<br />
1967 –Klaus Plüth gründet das Unternehmen Plüth Energietechnik GmbH als<br />
reines Handelsunternehmen im Bereich Heizungsausrüstung.<br />
1986 –Beginn der Entwicklung des ersten frei programmierbaren, modular aufgebauten<br />
Systems.<br />
1996 –Einführung der ersten vorprogrammierten Kompaktregler.<br />
2002 –Übergabe der Firma an Stefan Plüth. Fokussierung auf Innovation und<br />
die Technologieführerschaft.<br />
2003 –Einführung der Automationsstationen der Open-Reihe.<br />
2007 –Gründung der Holding DEOS AG und Umfirmierung der Plüth Regelsysteme<br />
GmbH zu DEOS control systems GmbH.<br />
2008 –Gründung der DEOS AG Schweiz sowie DEOS Australien.<br />
2010 –Einweihung der SMD/SMT-Fertigung, eine der modernsten Fertigungsstraßen<br />
ihrer Art inEuropa.<br />
2012 –Fortsetzung der Internationalisierung der Firmengruppe durch die Gründung<br />
der DEOS control systems Nederland B.V..<br />
2014 –Vereinigung aller Unternehmen der Firmengruppe unter dem Dach der<br />
DEOS AG. Einweihung des neuen Entwicklungs- und Schulungsgebäudes.
17 GELD &GESCHÄFT<br />
Foto: Fotolia<br />
FürAktien ist es nie zu spät<br />
Auch bei Rekordkursen an der Frankfurter Börse lohnt es sich für Kleinanleger, über einen Einstieg<br />
in Dividendenpapiere nachzudenken<br />
OFFEN GESAGT<br />
Neue Wege gehen<br />
Zinsen auf Tages- und Festgeld zahlen<br />
Banken derzeit kaum. Real, also<br />
abzüglich der –wenn auch geringen<br />
–Preissteigerung, verlieren Sparer jeden<br />
TagGeld. Da liegt es nahe, nach<br />
lukrativeren Anlageformen Ausschau<br />
zu halten. Aktien könnten eine Alternative<br />
sein, sie bringen meist eine Dividende<br />
–und zusätzlich die Chance auf<br />
Kursgewinne. Aber sie bergen auch die<br />
Gefahr von Wertverlusten in sich.<br />
Dieses Risiko scheuen die Kleinsparer<br />
hierzulande. Weniger als 14 Prozent<br />
der Bundesbürger haben ihr Geld in<br />
Aktien oder Aktienfonds angelegt –im<br />
internationalen Vergleich eine geringe<br />
Quote. In Schweden beispielsweise besitzen<br />
38 Prozent der Anleger Anteile<br />
an Aktiengesellschaften.<br />
Auch Finanzprofis sind stark an den<br />
Gewinnchancen der Börsen interessiert.<br />
Vor allem Papiere deutscher Unternehmen<br />
sind gefragt, weil unter diesen<br />
viele Konzerne sind, die auf dem Weltmarkt<br />
hohe Erträge einfahren. So winken<br />
den Aktionären mehr Dividende<br />
und weitere Kurssteigerungen.<br />
Doch bei 12 000 Punkten ist der Dax<br />
bereits auf einem enormen Höhenflug.<br />
Bei der Frage, ob bald noch weitere<br />
Kursanstiege anstehen, sind sich die<br />
Experten der Banken uneins. Gewaltige<br />
Bewegungen in die eine oder andere<br />
Richtung, so die einhellige Meinung,<br />
sind kurzfristig eher unwahrscheinlich.<br />
Zeit genug also, grundsätzlich über die<br />
Aktie als Sparalternative nachzudenken.<br />
Jürgen Stilling<br />
Der Dax steht bei 12 000Punkten. Da<br />
heißt es: Schnell aussteigen! Oder<br />
etwa doch nicht? Vielleicht sogar<br />
jetzt gerade die Aktie als neue Anlageform<br />
entdecken?<br />
Eine pauschale Antwort darauf<br />
gibt es nicht. „Es kommt<br />
darauf an“, sagt Gerrit Fey,<br />
Leiter Kapitalmarktpolitik<br />
des Deutschen Aktieninstituts<br />
(DAI) in Frankfurt. Drei Voraussetzungen<br />
müssen Fey zufolge erfüllt sein,<br />
damit sich ein Einstieg auch bei vergleichsweise<br />
hohem Kursniveau noch<br />
lohnt:<br />
Lange Perspektive: Das DAI empfiehlt<br />
15 Jahre und mehr als Anlagehorizont<br />
Breite Streuung: „Nicht alle Eier in<br />
einen Korb legen“ –diese immer wieder<br />
zu hörende Devise favorisiert auch<br />
das Aktieninstitut. Gemeint ist eine<br />
möglich breiteStreuung des Aktienengagements.<br />
Kontinuität: Feyrät, den Einstieg in die<br />
Aktie nicht abrupt zu vollziehen,sondern<br />
das für das Börseninvestment vorgesehene<br />
Kapital in mehreren Paketen–zeitlich<br />
gestreckt –anzulegen. Bedeutet das umgekehrt<br />
auch, dass sich trotz hoher Kurse<br />
Gewinnmitnahmen<br />
verbieten?<br />
„Das hängt von<br />
der Vermögensstruktur<br />
ab“, sagt<br />
Fey. Wenn der Aktienanteil<br />
hoch<br />
ist, könnten Teilverkäufe<br />
sinnvoll<br />
sein. „An Gewinnmitnahmen ist noch keiner<br />
gestorben“, weiß der Kapitalmarktexperte.<br />
Doch die Fragesei immer: Wo kann<br />
ich das Geld alternativ anlegen?<br />
Für ein Börseninvestment spricht nicht<br />
nur, dass die Aktienkurse in den letzten<br />
Monaten kräftig zugelegt haben. Auch<br />
die Ausschüttungen –zumindest der 30<br />
Dax-Unternehmen – hat ein Rekordniveau<br />
erreicht. „Auf jeden Fall ist die Dividendenrendite<br />
deutlich höher als die<br />
Zinsen“, so Fey.<br />
Doch Deutschlands Sparer halten sich<br />
beim Aktienkauf traditionell zurück.<br />
„An Gewinnmitnahmen ist<br />
noch keiner gestorben.“<br />
Gerrit Fey, Leiter Kapitalmarktpolitik<br />
des Deutschen Aktieninstituts in Frankfurt<br />
Nach einem kurzen Boom um die Jahrtausendwende,<br />
als Schauspieler Manfred<br />
Krug für die Telekom-Aktie warb, hat das<br />
Dividendenpapier massiv an Beliebtheit<br />
verloren. „Lediglich rund zehn Prozent<br />
des gesamten privaten Geldvermögens<br />
besteht hierzulande aus Aktien“, rechnete<br />
jüngst DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan<br />
Bielmeier vor. Im Jahr 2000, dem Jahr<br />
des Telekom-Booms, gab esden Zahlen<br />
des DAIzufolgeinDeutschland mehr als<br />
6,2 Millionen Aktionäre (inklusive Inhabern<br />
von Belegschaftsanteilen), im vergangenen<br />
Jahr waren eslediglich noch<br />
gut 4,1 Milliarden. „Das ist ein herber<br />
Rückschlag für die Aktienkultur in<br />
Deutschland“, wertete Christine Bortenlänger,<br />
geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
beim DAI, die jüngste Vermögensstatistik.<br />
Roland Klose, Aktienexperte der Deutschen<br />
Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz<br />
(DSW), ist überzeugt: „Würde in<br />
der Statistik nach Vermögensgröße der<br />
einzelnen Haushalte unterschieden, wäre<br />
ein Ergebnis mit Sicherheit, dass es insbesonderedie<br />
großen Vermögen sind, die<br />
ihr Geld an der Börse anlegen und damit<br />
überproportional von Kurssteigerungen<br />
und natürlich auch von Dividendenausschüttungen<br />
profitieren.“ Und: Rund 64<br />
Prozent der Anteile<br />
an den Bör-<br />
senschwerge-<br />
wichten im Leitindex<br />
Dax gehören<br />
inzwischen ausländischen<br />
Investoren.<br />
Vorsichtige<br />
Sparer gehen hingegenleer<br />
aus –viele müssten wegender<br />
Mini-Zinsen sogar reale Verlusteverkraften,<br />
betont Klose.<br />
Hinzu kommt: Eine Überhitzung des<br />
deutschen Akteinmarkts gibt es trotz der<br />
12 000 Dax-Punktenoch nicht. Das aktuelle<br />
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der<br />
Dax-Aktien liegt bei rund 14.Das heißt<br />
die Wertpapiere werde mit dem 14-Fachen<br />
ihres für das Jahr <strong>2015</strong> erwarteten<br />
Netto-Gewinns bewertet. Im langjährigenDurchschnitt<br />
–also bei Berücksichtigung<br />
der vergangenen 30 Jahre–lag das<br />
KGV bei 19.<br />
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18 GELD &GESCHÄFT<br />
Wie kann<br />
man flüssig<br />
bleiben?<br />
Interne Liquiditätsreserven inder Firma<br />
lassen sich auf verschiedene Art heben.<br />
Firmen sollten ihre Prozesse so optimieren,<br />
dass sich in Vorräten oder<br />
Forderungen gebundenes Kapital<br />
minimiert und sie jederzeit liquide<br />
sind. Dadurch sichern sich Unternehmen<br />
alternativ zum Bankkredit<br />
die nötige Flexibilität für Investitionen<br />
und Wachstum.<br />
Um beweglich zu bleiben,<br />
brauchen Unternehmen<br />
Liquidität –sowie Fische<br />
das Wasser oder Menschen<br />
die Luft zum Atmen. Liquidität<br />
ist nichts anderes als verfügbares<br />
Kapital, mit dem investiert werden kann<br />
oder Lieferanten bezahlt werden können.<br />
Wer sie nicht hat, dem droht die Pleite.<br />
„Um auf Dauer bestehen zu können, ist<br />
eine guteLiquiditätsplanung überlebenswichtig“,<br />
sagt Peter Schnieders, Geschäftsführer<br />
der Unternehmensberatung<br />
CPEM Consulting GmbH aus Lingen.<br />
Schließlich nützen die tollste Geschäftsidee<br />
oder das beste Produkt<br />
nichts, wenn gar kein oder nur schleppend<br />
Geld hereinkommt –oder das Kapital<br />
im Lager oder in Forderungen gegenüber<br />
Dritten gebunden ist, und damit zumindest<br />
kurzfristig nicht zur Verfügung<br />
steht. „Zum Beispiel im Metallbau ist das<br />
Geschäft sehr schwankungsanfällig. Viele<br />
Unternehmen verdienen beispielsweise<br />
nur sieben bis acht MonateimJahr gut<br />
Geld. Das muss dann reichen, um auch in<br />
den restlichen Monaten kostendeckend<br />
arbeiten zu können“, verdeutlicht<br />
Schnieders. Nurwer seine Kosten und Bestände<br />
unter Berücksichtigungder Saisonalität<br />
ständig im Blick behalte könne<br />
auch dann zahlungsfähig bleiben, wenn<br />
es mal eng wird.<br />
„Vordergründig geht es immer um Liquidität<br />
und wie man diese gewinnt“, sagt<br />
Professor Birgit Felden vomLehrstuhl für<br />
Management KMU und Unternehmensnachfolge<br />
der Hochschule für Wirtschaft<br />
und Recht in Berlin, die als Vorstand der<br />
TMS Unternehmensberatung AGinKöln<br />
ihre Kunden auch über Tricks und Kniffs<br />
berät, um liquide zu bleiben. „Das eigentliche<br />
Thema aber sind Organisationsprozesse<br />
in einem Unternehmen, die analysiert<br />
und optimiert werden können“, sagt<br />
sie. Da hätten viele Mittelständler noch<br />
einen großen Beratungsbedarf.<br />
Wenn Bestände, Forderungen und Verbindlichkeiten<br />
effizient gesteuert werden<br />
sollen, um Liquiditätslücken zu schließen,<br />
sprechen Fachleute vom sogenannten<br />
Working Capital Management. Die<br />
betriebswirtschaftliche Kennzahl „Working<br />
Capital“ beschreibt dabei die Differenz<br />
zwischen kurzfristigem Vermögen<br />
wie Lagerbeständen oder Forderungen<br />
gegenüber Kunden –und kurzfristigen<br />
Verbindlichkeiten –also etwa Forderungen,<br />
die Lieferanten gegendas Unternehmen<br />
haben. Diese Kennzahl gibt Aufschluss<br />
über die Kapitalbindung eines<br />
Unternehmens, aber auch über die Effizienz<br />
seiner Betriebsabläufe. Ist sie jedoch<br />
zu groß, setzt das Unternehmen<br />
sein Kapital ineffizient ein. Denn zu viel<br />
Kapital in Warenbeständen, Forderungen<br />
und liquiden Mitteln erzielt nur geringe<br />
Renditen, im Anlagevermögen könnte es<br />
gegebenenfalls weitaus rentabler angelegt<br />
sein.<br />
„Working Capital Management ist eine<br />
der wichtigsten Finanzierungsquellen für<br />
Unternehmen, genauso wichtig wie eine<br />
Bankfinanzierung“, betont Enno Kähler,<br />
Experte für Existenzgründungen und<br />
Unternehmensförderung. „Denn besser<br />
kann eine Firma keine Liquidität schöpfen,<br />
als wenn sie ihreProzesse optimiert.“<br />
In der Tatist das Potenzial enorm: Einer<br />
Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
PricewaterhouseCoopers zufolge<br />
führt eine Optimierung des Working Capitals<br />
im Schnitt zur Freisetzung von 20<br />
bis 30 Prozent des gebundenen Kapitals.<br />
Um interne Liquiditätsreserven zu heben,<br />
setzt Working Capital Management<br />
grundsätzlich an drei Stellen an: Erstens<br />
wird das Volumen der Forderungen<br />
gegenüber Dritten reduziert, zweitens<br />
werden die Lagerbestände und damit die<br />
notwendigen Kosten für die Lagerhaltung<br />
heruntergefahren und drittens die<br />
Lieferantenverbindlichkeiten erhöht. Das<br />
heißt, dass das Unternehmen seinerseits<br />
selbst Rechnungen erst so spät wie möglich<br />
bezahlt.<br />
Um vonseinen Kunden möglichst schnell<br />
Geld zu bekommen, raten Experten wie<br />
Schnieders dazu, zügig Rechnungen zu<br />
schreiben und bereits nach kurzer Zeit zu<br />
mahnen, sollteder Kunde mit seiner Zahlung<br />
in Verzug geraten.<br />
Ihr Lager können Unternehmen reduzieren,<br />
indem sie nur so viel Material bevorraten,<br />
wie sie für ihren Produktionsprozess<br />
unbedingt brauchen. „Dazu gehört<br />
auch der effiziente Einsatz von Material.<br />
Also die Frage, wie viel Material im Vergleich<br />
zum Branchendurchschnitt in der<br />
Produktion verbraucht wird“, sagt<br />
Schnieders. „Durch unrealistische Fertigungsplanung<br />
sollten Unternehmen keine<br />
unnötigen Bestände aufbauen, die sie<br />
nicht zeitnah für die Produktion oder den<br />
Verkauf benötigen“, rät er.<br />
In der Automobilbranche beispielsweise<br />
ist die so genannte Just-in-time-Lieferung<br />
üblich. Dabei bestellt das Unternehmen<br />
erforderliche Komponenten exakt<br />
zu dem Zeitpunkt, zu dem sie in der Produktion<br />
benötigt werden. „In diesem<br />
Schritt steckt zweifellos das größte Optimierungspotenzial,<br />
denn viele Unternehmen<br />
haben zu viele Vorräte imLager liegen“,<br />
sagt Professor Felden.<br />
Allerdings müsse das Unternehmen darauf<br />
achten, jederzeit lieferfähig zu sein.<br />
Das Lager dürfe nicht so klein sein, dass<br />
es im schlimmsten Fall zu Produktionsausfällen<br />
komme. Das sei der Spagat, wie<br />
flexibel ein Lager mindestens sein müsse<br />
und aus betriebswirtschaftlicher Sicht<br />
höchstens sein dürfe, ergänzt Schnieders.<br />
Wer seine Lieferantenverbindlichkeiten<br />
erhöhen möchte –also selbst Rechnungen<br />
sospät wie möglich bezahlt –sollte<br />
die Möglichkeiten mit seinen Lieferanten<br />
aushandeln. „Um optimal einkaufen zu<br />
können, sollte ein Unternehmen außerdem<br />
verschiedene Bezugsquellen ins Auge<br />
fassen“, sagt Schnieders. „Vom Einkauf<br />
um die Kirchturmspitzeherum –also<br />
immer beim Gleichen und Bekannten<br />
–kann ich nur abraten.“<br />
ph<br />
Foto: colourbox.de<br />
FINANZIERUNGSQUELLEN<br />
–Leasing: Beim Leasing gehört dem Unternehmer eine<br />
Fahrzeugflotte, Maschine oder Produktionshalle nicht<br />
selbst, sondern er zahlt dem Eigentümer für die Nutzung<br />
eine monatliche Gebühr.<br />
–Factoring. Beim Factoring macht ein Unternehmen seine<br />
Forderungen zu Geld, indem es sie an einen Dienstleister<br />
verkauft. Dafür erhält essofort 80bis 90 Prozent des<br />
ausstehenden Betrags. Damit kann es eigene Rechnungen<br />
pünktlich begleichen, um Skonto zuziehen. Wenn der<br />
Schuldner bezahlt hat, kommt der Rest abzüglich einer<br />
Gebühr für den Dienstleister.<br />
–Finetrading. Beim Finetrading übernimmt ein Dienstleister<br />
für ein Unternehmen den Einkauf von Vorprodukten.<br />
Der Dienstleister bezahlt fristgerecht, das Unternehmen<br />
kann sich gegen eine Gebühr bis zu 120 Tage Zeit lassen,<br />
ehe es seinerseits die Rechnung über die eingekauften<br />
Vorprodukte beim Finetrader begleicht.<br />
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GELD &GESCHÄFT 19<br />
Im Zweifel für das Strafverfahren?<br />
Steuerberaterkammer und -verband in Westfalen-Lippe wünschen sich von manchen Prüfern mehr Augenmaß:<br />
Nicht beim kleinsten Verdacht schon den Vorsatz unterstellen. –Der Dialog hat begonnen.<br />
Das Klima wird rauer, sagen Experten.<br />
Sobald sich in Unterlagen oder<br />
bei einer Außenprüfung ein Hinweis<br />
findet, dass jemand seiner Pflicht als<br />
Steuerzahler nicht zu 100 Prozent<br />
nachkommt, droht Ungemach. Weil<br />
der Erfolgsdruck groß ist und Prüfer<br />
den Begriff des Anfangsverdachts<br />
mitunter weit auslegen, leiten Finanzämter<br />
vorschnell Steuerstrafverfahren<br />
ein, die ausgehen wie das<br />
sprichwörtliche Hornberger Schießen.<br />
Dabei, so wissen Steuerberater,<br />
ließen sich manche Fälle mit einer<br />
Nachfrage klären.<br />
Der Grat von der Steuererklärung<br />
zum Steuerstrafverfahren<br />
ist schmal –ein<br />
provokanter Satz, der aus<br />
Sicht der Steuerberaterkammer<br />
und des Steuerberaterverbandes<br />
Westfalen-Lippe aber die Realität beschreibt.<br />
Denn immer wieder geraten Betriebe<br />
und Privatleute unversehens ins<br />
Visier der Finanzverwaltung. Fehlerhafte<br />
Unterlagen, fehlende Dokumente– häufig<br />
wird vorschnell Vorsatz unterstellt:<br />
Da will jemand aktiv Steuern hinterziehen.<br />
Der Anfangsverdacht reicht dann aus, um<br />
ein Strafverfahren einzuleiten, selbst<br />
wenn der ersteSchritt auf Vermutungen<br />
und vagenAnhaltspunkten beruht. Kammer<br />
und Verband kennen aus der<br />
täglichen Praxis eine Fülle<br />
von Beispielen. Immer<br />
wieder hören sie von<br />
Fällen, bei denen zwar<br />
viel, aber im Ergebnis unnütz<br />
gearbeitet wurde.<br />
Beim betroffenen Steuerzahler<br />
bleibt das Gefühl,<br />
dass man ihn ungerechtfertigt<br />
unter Druck gesetzt<br />
hat.<br />
„Wir wünschen uns<br />
mehr Augenmaß. Mit<br />
wenigen Nachfragen<br />
wäre oft schon eine<br />
Klärung des Sachverhalts<br />
möglich“, sagt<br />
Gottfried Wacker, Geschäftsführer<br />
der<br />
Steuerberaterkammer<br />
Westfalen-Lippe.<br />
Erst kürzlich luden<br />
die Kammer und der<br />
regionale Steuerberaterverband<br />
gemeinsam<br />
in die Halle<br />
Münsterland ein, umeinmal offen die<br />
Anforderungen an die Annahme eines<br />
Anfangsverdachts zu diskutieren.<br />
Die Steuerberater tagten aber nicht unter<br />
sich. Vertreter der Oberfinanzdirektion<br />
Prüfer nehmen es genau –doch manchmal wird der Bogen überspannt.<br />
NRW und des Finanzgerichts Münster<br />
warenganz Ohr,als Holger F. Högemann,<br />
Rechtsanwalt und Fachanwalt für Steuerstrafrecht,<br />
aus der Praxis berichtete. TrätenUnklarheiten<br />
auf, werdeseiner Erfahrung<br />
nach von Seiten der Finanzverwaltung<br />
zu rasch ein Steuerstrafverfahren<br />
eingeleitet. „Das Vorgehen der Finanzämter<br />
ist hier regional durchaus unterschiedlich<br />
– mancher Mandat hat Glück<br />
und kann nach Rückfrage seines Finanzamtes<br />
einen Verdacht rasch aus der Welt<br />
schaffen. Ein anderer wird jedoch sofort<br />
unter einen strafrechtlichen Verdacht gestellt.“<br />
Und die Folgen so eines Verfahrens sind<br />
nicht ohne, weiß Gottfried Wacker und<br />
erinnert an den Reputationsverlust des<br />
Betroffenen. „Hier müsste mehr die Unschuldsvermutung<br />
gelten.“<br />
Kammer und Verband riefen in Münster<br />
alle Beteiligten zum Dialog auf. Finanzpräsident<br />
Andreas Schmitz vonHülst betonte<br />
allerdings: „Einzig und allein die<br />
Strafprozessordnung und die bindenden<br />
rechtsstaatlichen Grundsätze entscheiden<br />
darüber, obein Strafverfahren von<br />
der Finanzverwaltung einzuleiten ist<br />
Foto: colourbox.de<br />
oder nicht.“ Da so ein Verfahren für die<br />
Betroffenen einschneidend sei, arbeite<br />
die Finanzverwaltung in diesen Fällen<br />
mit größtmöglicher Sorgfalt.<br />
Dass die Verfolgungspflicht im Interesse<br />
des Allgemeinwohls nachvollziehbar ist,<br />
sieht auch Volker Kaiser, Präsident der<br />
Steuerberaterkammer Westfalen-Lippe.<br />
Inwieweit tatsächlich ein Anfangsverdacht<br />
vorliege, sei im Einzelfall jedoch<br />
nur schwer festzustellen: Nur wenn der<br />
jeweilige Sachverhalt nach steuerkriminalistischer<br />
Erfahrung auf eine Steuerhinterziehung<br />
schließen lasse und andere<br />
nachvollziehbareund rechtmäßigeErklärungen<br />
mindestens unwahrscheinlich<br />
seien oder generell nicht vorlägen, sei<br />
voneinem Anfangsverdacht auszugehen.<br />
Marcus Tuschen, Präsidentdes Steuerberaterverbandes<br />
Westfalen-Lippe, empfiehlt<br />
Steuerpflichtigen und Steuerberatern,<br />
das Finanzamt aufgefordert und unaufgefordert<br />
mit nachvollziehbaren Informationen<br />
versorgen, die den konkretenSachverhalt<br />
zweifelsfrei klären. Es sei<br />
von erheblicher Bedeutung, frühzeitig<br />
einem unbegründeten Anfangsverdacht<br />
entgegenzuwirken.<br />
wk<br />
FALLBEISPIELE<br />
1. Eine unbescholtene Unternehmerin im Raum Dortmund<br />
macht Betriebsausgaben für ein vermietetes Objekt<br />
steuerlich geltend. Dort waren Reparaturarbeiten nach<br />
einem nicht durch die Versicherung abgedeckten Wasserschaden<br />
sowie weitere Handwerkerarbeiten an Balkon<br />
und Loggia notwendig geworden. Nur: Die Frau fügte der<br />
Einkommenssteuererklärung keine Originalrechnungen<br />
bei. Außerdem war auf einer Kopie von einem Architekten<br />
die Adresse handschriftlich geändert worden –imBaubereich<br />
durchaus üblich. Eine Firma hatte irrtümlich die<br />
Privatanschrift angegeben. Diese Mängel reichten aus,<br />
dass das Finanzamt für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung<br />
Bochum eingeschaltet wurde und ein steuerstrafrechtliches<br />
Ermittlungsverfahren gegen die Frau einleitete:<br />
Täuschungs- und Betrugsverdacht. Die Frau wandte<br />
sich an einen Rechtsanwalt und Steuerberater, der in<br />
einem Brief alle Vorwürfe entkräften konnte. Die Originalrechnungen<br />
wurden per Boten nachgereicht. Das Verfahren<br />
wurde eingestellt.<br />
2. Ein glücklich verheiratetes Paar hat ein Kind, das seit<br />
Jahren unter einem Tourette-Syndrom leidet. Damit der<br />
Vater seine Arbeit ausüben kann, übernachtet er regelmäßig<br />
in einer anderen Wohnung, um etwas Ruhe zu bekommen.<br />
In ihrer Einkommenssteuererklärung beantragen die<br />
Eheleute die Zusammenveranlagung (Splittingtarif). Ohne<br />
weitere Nachfrage erkannte das Finanzamt dies nicht an<br />
und leitete, weil es vermutete, dass die Eheleute getrennt<br />
leben, ein Strafverfahren nach §397 der Abgabenordnung<br />
gegen den Familienvater ein –wegen Abgabe einer falschen<br />
Steuererklärung. Eine direkte Nachfrage erfolgte<br />
nicht, obwohl die Eheleute seit Jahren für die Behandlung<br />
des Kindes außergewöhnliche Belastungen geltend machten<br />
und das Krankheitsbild bekannt war. Als ein Steuerberater<br />
den Sachverhalt erklärte, wurde das Verfahren<br />
eingestellt. Stress, Berater- und Gerichtskosten waren unnötig.<br />
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20 GELD &<br />
Laborarbeit: Für die medizinische Diagnostik wird eine Polymerase-Kettenreaktion mit der Pipette angelegt.<br />
Möglichst immer am Puls der Ze<br />
Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V. zählt inzwischen 34 Mitglieder –vom Krankenhaus bis zum Hautpflegesp<br />
Austausch und Bündelung der Kompetenzen soll auch den Patienten und Kunden dienen.<br />
GESUNDHEITS<strong>WIRTSCHAFT</strong><br />
„Mit 92 000 Beschäftigten inrund 3500 Unternehmen ist<br />
die Gesundheitswirtschaft hinter dem Maschinenbau einer<br />
der Innovations- und Wachstumsmotoren im Münsterland“,<br />
erläutert Dr. Thomas Robbers, Geschäftsführer der<br />
Wirtschaftsförderung Münster GmbH. Das Spektrum<br />
reicht von der Grundlagenforschung über leistungsfähige<br />
und innovative stationäre und ambulante Versorgungsstrukturen<br />
bis hin zu innovativen Medizin-, Bio- und Nanotechnologie-Unternehmen.<br />
In den Münsterlandkreisen<br />
und der Stadt Münster gibt es alleine imKrankenhauspflegedienst<br />
über 8500 Arbeitsplätze. Hinzu kommen fast<br />
5000 Ärzte inden 38 münsterländischen Kliniken. So können<br />
beinahe 350 000 Patienten jährlich klinisch versorgt<br />
werden.<br />
Ein wichtiges Leitthema für die Zukunft ist die Stärkung<br />
der medizinischen Prävention in der Region. Seit 2009<br />
zählt das Münsterland zueiner von sechs durch das Land<br />
NRW ausgewählten und geförderten Gesundheitsregionen.<br />
Stellvertretend für die Kreise des Münsterlandes und die<br />
Stadt Münster hat die Technologieförderung Münster die<br />
Aufgabe übernommen, die regionale Gesundheitswirtschaft<br />
zu vernetzen und weiterzuentwickeln. pesa<br />
„Einer für alle, alle für einen.“ Das<br />
Motto der Drei Musketiere prägt<br />
auch dieArbeit desMünsterland e.V.,<br />
einer der stärksten RegionalinitiativeninDeutschland.<br />
Alle Wirtschaftsförderungsgesellschaften<br />
der vier<br />
Münsterlandkreise und der Stadt<br />
Münster arbeiten dort in Sachen<br />
Wirtschaft Hand inHand. Jeder von<br />
ihnenspezialisiert sich aufbestimmte<br />
Themen und bearbeitet sie stellvertretend<br />
für die anderen. Gemeinsam<br />
mit hiesigen Unternehmen will<br />
Münsterland e.V. die Marke Münsterland<br />
bekannt(er) machen, inder Region<br />
selbst und über die Region hinaus.<br />
Dies soll über verschiedene<br />
Netzwerke gelingen. Welche Netzwerke<br />
das sind und wie diese funktionieren,<br />
was ihre Stärken und ihre<br />
Schwächen, was ihre bisherigen Ergebnisse<br />
undnochoffenen Ziele sind<br />
–diesen Fragen gehen wir in unserer<br />
Serie nach.<br />
„Wir schaffen zwischen den einzelnen<br />
Akteuren im Gesundheitswesen<br />
dort eine Autobahn, wo früher<br />
noch Bundes- oder Landstraßen<br />
waren oder im schlechtesten Falle<br />
Sackgassen.“<br />
Auch wenn es derzeit einigen<br />
Wirbel um die Zukunft der<br />
Krankenhäuser in Greven,<br />
Borghorst und Emsdetten<br />
Ag Aibt, sieht Münsters oberster<br />
Wirtschaftsförderer Dr. Thomas Robbers<br />
(Geschäftsführer der WFM) in der<br />
Gesundheitswirtschaft einen der sechs<br />
großen Wirtschaftsbereiche im Münsterland.<br />
Auch deshalb ist er ehrenamtlicher<br />
Vorsitzender des Netzwerkes Gesundheitswirtschaft<br />
Münsterland e.V., das auf<br />
dem TechnologiehofinMünster angesiedelt<br />
ist. Kräfte bündeln, Wissen nutzen,<br />
Vernetzung fördern,<br />
um die Gesundheits-<br />
und<br />
Medizinwirtschaft<br />
regional<br />
und überregional<br />
weiter zu stärken.<br />
Unter diesem<br />
Leitgedanken<br />
ging das Netzwerk<br />
Gesundheitswirtschaft<br />
Geschäftsführer Kolja Tobias Heckes<br />
Münsterland am<br />
21. September<br />
2009 an den Start. Mit 16 Mitgliedern.<br />
Fünfeinhalb Jahre später sind es 34 Mitglieder.<br />
Müssten das nicht mehr sein?<br />
„Nein“, meintKolja Tobias Heckes, Leiter<br />
der Geschäftsstelle des Netzwerkes, „es<br />
geht bei uns nicht um Quantität, sondern<br />
um Qualität.“ Denn das Netzwerk Gesundheitswirtschaft<br />
nimmt nicht jeden<br />
auf. Besondere Qualitätskriterien müssen<br />
erfüllt sein. Vor allem die Grundphilosophie<br />
muss stimmen: „Geben für das<br />
Netzwerk und Nehmen nur als Folge –<br />
und nicht umgekehrt“, formuliert Robbers<br />
im Gespräch mit dieser Zeitung.<br />
Die Mitglieder, ganz gleich ob Krankenhaus,<br />
Wissenschaftseinrichtung, Gründer<br />
oder KMU,sehen, so die Leitlinie, im<br />
Netzwerk nicht die reine Vertriebsschiene<br />
eines schnellen Geschäfts oder Neukundengewinnung.<br />
Man hat langfristige<br />
Ziele. Es geht um den Aufbau eines Kompetenznetzes,<br />
das den Mitgliedern und<br />
gleichermaßen Patienten und Kunden<br />
einen Mehrwert bietet. Dr. Thomas Robbers:<br />
„Wenn sich dann daraus in einem<br />
späteren zweiten Schritt ein Auftrag entwickelt,<br />
ist dies auch nicht schlimm.“ Als<br />
angenehmer Begleiteffekt.<br />
Das Netzwerk will produktiv, kommunikativ<br />
und transparent sein. Die Macher<br />
setzen auf langfristige<br />
Stabilität<br />
mit größtmöglichem<br />
Mehrwert.<br />
Es geht darum,<br />
Unternehmen,<br />
Versorgungs- und<br />
Forschungseinrichtungen<br />
zu vernetzen,<br />
Innovationen<br />
in der Gesundheitswirtschaft<br />
von der<br />
Projektentwicklung<br />
und Koordination bis zur Marktreife<br />
umzusetzenund regional und überregional<br />
Hand in Hand zusammenzuarbeiten.<br />
Weiterhin unterstützt das Netzwerk bei<br />
der Identifikation von Förderprogrammen<br />
und der Akquise von Fördermitteln<br />
für Forschungs-, Versorgungs- und Entwicklungsprojekte.<br />
Das Netzwerk denkt auch global, ist auf<br />
Kontaktpflege: Auch auf Messen und Kongressen ist das Netzwerk Gesundh<br />
Kongressen und Messen präsent, wie auf<br />
dem Hauptstadtkongress in Berlin und<br />
auf der internationalen Fachmesse „Medica“<br />
in Düsseldorf.<br />
Ein Erfolgsbaustein des Netzwerkes Gesundheitswirtschaft<br />
Münsterland ist,<br />
dass es, und das versichern Heckes und<br />
Robbers unisono, keine Konkurrenz zwischen<br />
den Mitgliedern gibt, zum Beispiel<br />
zwischen den verschiedenen Krankenhausträgern.<br />
Im Zentrum der Arbeit stehe<br />
der gemeinsame Gewinnfür die Branche<br />
und die Region. Stets auf der Höhe<br />
der Zeit und am Puls der Menschen zu<br />
sein ist, sind weitere Ziele, wie Kolja Tobias<br />
Heckes erläutert. „Wir achten darauf,<br />
was unsere Mitglieder bewegt.“<br />
Das Netzwerk Gesundheitswirtschaft<br />
Münsterland finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge,<br />
Spenden, projektbezogene<br />
Umlagen und Zuwendun<br />
delt ist das Netzwerk Gesu<br />
schaft Münsterland bei der<br />
förderung Münster GmbH.<br />
kompetenz liegt im Angebot<br />
und der Unternehmensbet<br />
„Bei einigen Dingen fehl<br />
Der kommt von uns.“<br />
Vorsitzender Dr. Thomas Robbers<br />
sätzlich fördert die Gesells<br />
wählte Kompetenzfelder, w<br />
weise das der Gesundheitsw<br />
Grundsätzlich unterstützt d<br />
Gesundheitswirtschaft Mün
GESCHÄFT<br />
21<br />
Bei der Prävention geht das<br />
regionale Netzwerk voran<br />
Zentrale Rolle beim Aufbau einer landesweiten Innovationsplattform zum Thema „Hygiene/Infektionsprävention“<br />
Besonderes Entwicklungspotenzial<br />
weist das Münsterland<br />
bei der Prävention auf.<br />
Ein wichtiges Beispiel:<br />
Screening und Register als<br />
Grundlage der Prävention und Früherkennung,<br />
etwa bei der Schädel-Hirn-<br />
Trauma-Versorgung.<br />
Beim Schädel-Hirn-Trauma-Register<br />
wirken sechs medizinische Versorgungseinrichtungen<br />
aus dem Netzwerk Gesundheitswirtschaft<br />
Münsterland mit.<br />
Das Register soll es ermöglichen, Schädelhirn-Verletzungen<br />
zu erfassen und Behandlungsmethoden<br />
zu verbessern. Thomas<br />
Robbers erläutert dies konkret an<br />
einem typischen Verkehrsunfall: Ein Radler<br />
stürzt ohne Helm auf die Kühlerhaube<br />
eines Autos, kommt in die Erstaufnahme<br />
des Universitätsklinikums Münster.<br />
Die Diagnose: starke Kopfverletzung im<br />
Schädel-Hirn-Bereich.<br />
Robbers: „Das Schädel-Hirn-Trauma-Register<br />
zeigt auf, welchen Versorgungsverlauf<br />
der Patient nimmtund versucht, dies<br />
zu optimieren.“ So gilt es Effizienzverluste<br />
an den vielen Schnittstellen, etwa<br />
durch mangelnde Absprache, zu vermeiden.<br />
„Früher wurde der Patient in ein und<br />
demselben Krankenhaus erst-, zweit- und<br />
drittversorgt. Heute schauen wir, was es<br />
sonst für medizinische Kompetenzen und<br />
Anbieter gibt und wählen den besten<br />
Weg für den Patienten“, erläutert Rob-<br />
Fotos: Netzwerk Gesundheitswirtschaft<br />
bers. Bei der Erarbeitung von Präventionspotenzialen<br />
geht es auch darum,<br />
den Dialog der Fachkräftemit den Patienten<br />
zufördern, und zwar bereits beginnend<br />
mit der Ausbildung.<br />
Bis zum Jahr 2016 wirdauch das interdisziplinäre<br />
Thema „Hygiene“ (insbesondere<br />
Infektionsprävention) die Fachdiskussionen<br />
und Aktivitäten im Netzwerk mitbestimmen.<br />
Durch die Stärkung der Patientensicherheit<br />
im Bereich der Arzneimitteltherapie,<br />
der Hygiene und der ambulanten<br />
undstationären Versorgung soll<br />
diese Innovationsplattform auch der Leitmarktstrategie<br />
des Dachclusters Gesundheitswirtschaft.NRW<br />
entsprechen. Das<br />
Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland<br />
arbeitet in einem Modellprojekt<br />
an einer konsequenten Patientenorientierung<br />
beim Zusammenwirken von<br />
Krankenhäusern, Pflegeinstitutionen,<br />
Kassenärztlichen Vereinigungen, KMU<br />
und Wissenschaft. Es soll die landesweite<br />
Innovationsplattform „Hygiene/Infektionsprävention“<br />
aufbauen und schauen,<br />
was geschehen muss, damit neue Erkenntnisse<br />
und innovative Lösungen<br />
wirklich in der Praxis der Kliniken und<br />
Ärzte genutzt werden (können). Es geht<br />
um Ideen und Produkte, die Patienten<br />
und Angehörigeaktiv in die Prozesse mit<br />
„Es ist schwierig, in großen Kliniken<br />
mit solchen Ideen den Fuß in<br />
die Tür zubekommen.“<br />
Geschäftsstellenleiter Heckes<br />
einbinden. „Es ist schwierig, in großen<br />
Kliniken mit solchen Ideen den Fußindie<br />
Tür zu bekommen. Deswegen gehen wir<br />
in die Breite, arbeiten additiv mit zahlreichen<br />
Experten aus dem Netzwerk“, erläutert<br />
Geschäftsstellenleiter Heckes. Beteiligt<br />
sind das Max-Planck-Institut für molekulare<br />
Biomedizin, das Referenzzentrum<br />
Mammografie,das Zentrum für Molekularbiologie<br />
der Entzündung, das Interdisziplinäre<br />
Zentrum für Klinische<br />
Forschung, das Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung,<br />
das European Institute<br />
for Molecular Imaging, Centrum<br />
für Krankenhausmanagement, das Exzellenzcluster<br />
„Cells in Motion“ und dasInstitut<br />
für Hygiene.<br />
pesa<br />
it<br />
ezialisten.<br />
itswirtschaft präsent.<br />
tder Kitt.<br />
gen. Angesie-<br />
ndheitswirt-<br />
Technologie-<br />
Deren KernvonFlächen<br />
reuung. Zuchaft<br />
ausgeie<br />
beispielsirtschaft.<br />
as Netzwerk<br />
sterland seine<br />
Mitglieder organisatorisch und thematisch,<br />
ganz gleich ob sie nun Labore<br />
bauen, Kosmetik- und Arzneimittel produzieren,<br />
forschen oder Patienten versorgen.<br />
Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle<br />
des Netzwerks Gesundheitswirtschaft<br />
Münsterland e.V. konzentrieren sich auf<br />
fünf Aufgaben:<br />
1. Vernetzung und Wissenstransfer;<br />
2. Veranstaltungsorganisation, Konzeption<br />
und Durchführung zur Information<br />
und zur Vernetzung der Mitglieder untereinander;<br />
3. Fördermittelakquise, Information zu<br />
Wettbewerben und Ausschreibungen,<br />
Hilfe bei Konzeptentwicklung und Antragstellung;<br />
4. Unterstützung bei Projekten in der Gesundheitswirtschaft<br />
(Initiierung, Entwicklung,<br />
Koordination, Partnerakquise,<br />
Innovationsförderung);<br />
5. Öffentlichkeitsarbeit/Standortentwicklung,<br />
Präsenz auf Messen.<br />
Große Arbeitgeber bekommen injenen<br />
Bereichen Tipps, die im Tagesgeschäft<br />
selbst nicht effizient zu schultern sind.<br />
„Wir sind oftmals Tür-Öffner“, sagt Heckes,<br />
„wir können schneller reagieren,<br />
unmittelbarer, regionaler vor Ort.“ Und<br />
Dr.Robbers ergänzt: „Bei einigen Dingen<br />
fehlt der Kitt. Der kommt von uns.“<br />
Nach rund sechs Jahren zieht der Vorsitzende<br />
des Netzwerk Gesundheitswirtschaft<br />
Münsterland eine positive Bilanz:<br />
„Die Gesundheitswirtschaft ist ein wichtiger<br />
Zukunftsmarkt. Die enge Vernetzung<br />
und Kooperation von Unternehmen,<br />
Forschungs- und Gesundheitseinrichtungen<br />
in der Region ermöglichen<br />
es, das Profil der Gesundheitswirtschaft<br />
im Münsterland zu schärfen und einen<br />
Wettbewerbsvorteil in einem sich ständig<br />
weiterentwickelnden Markt zu erreichen.“<br />
Kolja Tobias Heckes bereitet die Arbeit<br />
im Netzwerk viel Spaß. „Weil ich ständig<br />
mit neuen Impulsen zu tun habe. Ich<br />
kann viele Themen auf den Weg und<br />
Partner zusammenbringen.“<br />
Bestimmt keine einfache Arbeit. Was ist<br />
die Motivation des 28-Jährigen? „Ich bin<br />
sehr neugierig. Und meine Arbeit ist unheimlich<br />
spannend.“<br />
Heckes besucht täglich Mitglieder vor<br />
Ort oder berät sie am Telefon oder im<br />
Netz. Dass er gelernter Sozialarbeiter ist,<br />
kommt ihm dabei zugute. „Soziale Kommunikation<br />
ist in der Gesundheitswirtschaft<br />
sehr wichtig.“ Denn: „Dieses Netzwerk<br />
kann man nicht nur betriebswirtschaftlich<br />
bewerkstelligen. Wir haben<br />
höchst gesunde Akteurehier vorOrt, die<br />
nur dann noch gesünder werden können,<br />
also noch mehr Potenzialausschöpfen<br />
können, wenn sie nicht nur in ihren<br />
berufsbezogenen Bereichen verbleiben,<br />
sondern branchenübergreifende Beziehungen<br />
intensivieren.“<br />
Der Blick über den eigenen Tellerrand<br />
verheißt im Netzwerk Innovationspotenzial.<br />
Heckes versteht sich auch als „Wegbereiter“:<br />
„Wir schaffen zwischen den<br />
einzelnen Akteuren im Gesundheitswesen<br />
dort eine Autobahn, wo früher noch<br />
Bundes– oder Landstraßen waren oder<br />
im schlechtesten Falle Sackgassen.“<br />
Peter Sauer<br />
TERMINE<br />
27. Mai: Speedvortragsabend zur Gesundheitswirtschaft,<br />
im St.-Franziskus-Hospital Münster<br />
10. bis 12. Juni: Hauptstadtkongress inBerlin<br />
19. August: 6. Forum Gesundheitswirtschaft<br />
Münsterland, Burg Vischering Lüdinghausen. Im<br />
Mittelpunkt steht die wirtschaftliche Bedeutung<br />
der Krankenhäuser.<br />
Im Oktober: Dialog im Netzwerk, Zentrum für<br />
ambulante Rehabilitation (ZAR)<br />
16. bis 19. November: Internationale Fachmesse<br />
MEDICA in Düsseldorf<br />
Kontakt für Informationen und Anmeldung: Netzwerk<br />
Gesundheitswirtschaft Münsterland, Nadia<br />
Elhami, Telefon 0251/9801124<br />
Schulterschluss: Dr. Thomas Robbers (l.) und der Leiter der Geschäftsstelle, Kolja Tobias Heckes, arbeiten<br />
imNetzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland daran, Unternehmen, Versorgungs- und Forschungseinrichtungen<br />
besser zusammenzubringen, Innovationen umzusetzen und den (Gesundheits-)Wirtschaftsstandort<br />
zustärken.<br />
Foto: Peter Sauer
22 GELD &GESCHÄFT<br />
STIFTUNG VON A–Z<br />
-Anstaltsträgerstiftungen: Sie<br />
verwirklichen ihren Zweck in der<br />
Regel vornehmlich durch von ihnen<br />
betriebene Einrichtungen wie<br />
Krankenhäuser, Museen oder Forschungszentren.<br />
-Bürgerstiftungen: Sie sind gemeinnützige<br />
Stiftungen von Bürgern<br />
für Bürger, deren Stiftungszweck<br />
möglichst breit gefasst ist<br />
und dessen Verwirklichung in<br />
einem geografisch begrenzten<br />
Raum erfolgt. Es gibt über 200<br />
Bürgerstiftungen.<br />
-Rechtsfähige Stiftung bürgerlichen<br />
Rechts: Sie ist das klassische<br />
Instrument zur Verwirklichung<br />
eines auf Dauer angelegten<br />
Zwecks und untersteht der staatlichen<br />
Stiftungsaufsicht. Ihre Entstehungsvoraussetzungen<br />
regelt<br />
das Bürgerliche Gesetzbuch in<br />
den §§ 80 ff.<br />
-Unternehmensverbundene Stiftung:<br />
Sie halten wesentliche Anteile<br />
anUnternehmen oder betreiben<br />
selbst ein Unternehmen. Als<br />
Instrument zur Regelung der<br />
Unternehmensnachfolge gefragt.<br />
-Treuhandstiftungen: Eine Treuhandstiftung<br />
wird durch einen<br />
Vertrag zwischen dem Stifter und<br />
dem Treuhänder als Träger der<br />
Stiftung errichtet. Der Bundesverband<br />
Deutscher Stiftungen schätzt<br />
die Zahl der in Deutschland bestehenden<br />
Treuhandstiftungen auf<br />
etwa 20000.<br />
-Zustiftung: Unter einer Zustiftung<br />
versteht man eine Zuwendung<br />
in den Vermögensstock<br />
einer bereits bestehenden Stiftung.<br />
ph<br />
Wirklich Gutes bewirken<br />
Stiftungsgründungen können auch für Mittelständler ein sinnvolles Instrument sein.<br />
Stiftungen helfen, den Fortbestand<br />
eines Unternehmens langfristig zu<br />
sichern. Für Mittelständler sind sie<br />
außerdem eine attraktive Möglichkeit,<br />
ihre Nachfolge zu regeln und<br />
sich gemeinnützig zu engagieren.<br />
Um steuergünstig die Nachfolge<br />
zu regeln und die<br />
Kontinuität im Unternehmen<br />
zu sichern, brachte<br />
Peter Pohlmann seine<br />
1989 in Bergkamen gegründete Möbelhauskette<br />
Poco-Domäne in eine Stiftung<br />
ein. Das war 2008. Seine drei Kinder erklärten<br />
den Erbverzicht auf das Firmenvermögen<br />
–sie hatten andere Berufe gewählt.<br />
Pohlmann hatte sich für das Modell<br />
einer Doppelstiftung entschieden: 95<br />
Prozent der Unternehmensanteile übergab<br />
erandie gemeinnützige Peter-Pohlmann-Stiftung.<br />
Die verbleibenden fünf<br />
Prozent brachteerindie Tripos Familienstiftung<br />
ein. Dieser stehen die Kinder vor,<br />
gemeinsam haben sie in der Familienstiftung<br />
die Stimmrechte für das Unternehmen.<br />
So wie Pohlmann entscheiden sich viele<br />
mittelständische Unternehmer, die keinen<br />
Nachfolger finden, aber dennoch das<br />
Familienvermögen als Ganzes erhalten<br />
wollen: Nach Angaben des Bonner Instituts<br />
für Mittelstandsforschung (IfM)<br />
stand bis 2014 jährlich in 22 000 Familienunternehmen<br />
die Übergabe an. Experten<br />
schätzen, dass 86 Prozent der<br />
Übergaben altersbedingt und damit planbar<br />
sind. „Wer in den kommenden fünf<br />
Jahren die Nachfolgethematik angehen<br />
DAMIT IHRE KUNDEN<br />
IMMER AN SIE DENKEN!<br />
Hand in Hand: Deutschland steht bei den Stiftungen weltweit an der Spitze.<br />
muss, solltejetzt das Gespräch mit seiner<br />
Bank, seinem Steuerberater und seinem<br />
Rechtsanwalt suchen, um zu prüfen, ob<br />
eine Stiftungsgründung eine sinnvolle<br />
Lösung sein könnte“, empfiehlt Mirjam<br />
Schwink, Leiterin Stiftungsmanagement<br />
bei der Baden-Württembergischen Bank.<br />
Stiftungen sind Einrichtungen, denen ein<br />
Vermögen bestehend aus Kapital, Aktien,<br />
Kunstsammlungen, Immobilien oder Firmenanteilen<br />
für einen bestimmten<br />
Zweck dauerhaft und unwiderruflich gewidmet<br />
ist. Die Erträge des Stiftungsvermögens<br />
in Form vonZinsen, Dividenden,<br />
Pacht oder Mieten finanzieren die Stiftungsziele.<br />
Ein Unternehmen, das in eine<br />
Stiftung eingebracht ist, kann also weder<br />
verkauft noch zerschlagen werden.<br />
Erben und Mitarbeiter sind versorgt. Allerdings<br />
kann einmal in eine Stiftung eingebrachtes<br />
Vermögen auch nicht mehr<br />
entnommen werden, die Stiftung gehört<br />
nur noch sich selbst. Aktuell gibt es knapp<br />
über 20 000 rechtlich selbstständigeund<br />
damit vom Bundesverband Deutsche<br />
Stiftungen erfasste Stiftungen. Münster<br />
rangiert unter den deutschen Städten auf<br />
Rang elf. Das Deutsche Stiftungszentrum<br />
(DSZ) schätzt die<br />
Zahl der Stiftungen<br />
mit Unternehmensbezug<br />
–<br />
sei es, weil sie<br />
Unternehmenseigner<br />
sind oder<br />
von einem Unternehmen<br />
gegrün-<br />
„Der Stifter sollte für den Zweck<br />
der Stiftung brennen.“<br />
Stiftungsmanager Horst-Walter Görgen<br />
det wurden –bundesweit auf bis zu 2000.<br />
„In unserer individualistisch geprägten<br />
Gesellschaft wollen die Menschen selbst<br />
bestimmen, wo und wie ihr Vermögen<br />
wirkt –insbesonderewenn sie keine eigenen<br />
Kinder haben oder Streit im Erbfall<br />
verhindern wollen“, erklärt Professorin<br />
Annette Zimmer, Stiftungsexpertin am<br />
Institut für Politikwissenschaft der Universität<br />
Münster, den Trend zur Stiftungsgründung.<br />
Begünstigt hätten diese<br />
Entwicklung drei Faktoren: Das starke<br />
Anwachsen vonVermögenswerten in privater<br />
Hand, die Idee des Bürgerengagements<br />
und zwei Stiftungsreformgesetze.<br />
Letztere hätten dafür gesorgt, dass Stiftungen<br />
leichter gegründet würden und<br />
steuerlich attraktiver seien.<br />
Damit sich ein solcher Schritt für Mittelständler<br />
rechnet, sollteein Unternehmen<br />
Foto: Fotolia<br />
laut Schwink ein dreistelliges Umsatzvolumen<br />
haben. „Sonst steht der Verwaltungsaufwand<br />
in keinem Verhältnis zu<br />
den Erträgen, denn die Stiftungsgründung<br />
und die laufenden Arbeiten verursachen<br />
auch Kosten“, sagt sie. Außerdem<br />
brauche der Unternehmer bei einem solchen<br />
weitreichenden Schritt den Konsens<br />
in der Familie. Schließlich müssten die<br />
Erben notariell unterschreiben, dass sie<br />
auf ihren Pflichtteil verzichten und dem<br />
Unternehmen keine Liquidität entziehen.<br />
Im Gegenzug könnten sie den Anspruch<br />
auf regelmäßigeAusschüttungen bekommen.<br />
„Der Stifter solltefür den Zweck der Stiftung<br />
brennen“, rät Stiftungsmanager<br />
Horst-Walter Görgen. Diesen kann er im<br />
Rahmen der Satzung selbst bestimmen.<br />
Allerdings sollte sich ein Stiftungsgründer<br />
mit zu konkreten Vorgaben zurückhalten,<br />
denn ein<br />
gewisser Ent-<br />
scheidungsspiel-<br />
raum sei für die<br />
Arbeit der Stiftungsorgane<br />
notwendig,<br />
sagt<br />
Ralph van Kerkomvon<br />
der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
PKF Fasselt<br />
Schlage. Da eine Änderung des Stiftungszwecks<br />
nachträglich nur schwer möglich<br />
ist, wählen viele Stifter einen weitgefassten<br />
Zweck, wofür die Erträge des Stiftungsvermögens<br />
verwendet werden.<br />
Pohlmann entschied sich für einen Dreiklang<br />
aus Kultur, Forschung und Bildung:<br />
Seine Stiftung schüttet jährlich etwa<br />
100 000 Euro aus. Damit fördert sie<br />
einmal im Jahr eine große Veranstaltung<br />
im Konzerthaus in Dortmund, zeichnet<br />
Diplomarbeiten aus, die sich mit den Veränderungen<br />
der Gesellschaft und deren<br />
Auswirkungen auf den Handel befassen<br />
und unterstützt das Chancenwerk des<br />
Interkulturellen Bildungs- und Fördervereins<br />
für Schüler und Studenten IBFS<br />
e.V., in dem Migranten Nachhilfeunterricht<br />
bekommen.<br />
ph<br />
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20 784 STIFTUNGEN<br />
Ungeachtet der Niedrigzinsphase hält<br />
das Stiftungswachstum in Deutschland<br />
an: Mit 691 neu gegründeten<br />
Stiftungen im Jahr 2014 sind sogar<br />
deutlich mehr Stiftungen hinzugekommen<br />
als im Vorjahr (638). Dies<br />
gab der Bundesverband Deutscher<br />
Stiftungen in Berlin bekannt.<br />
Zum Ende des Jahres 2014 zählt der<br />
Dachverband insgesamt 20 784<br />
rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen<br />
Rechts. Deutschland behauptet sich<br />
damit weiter als stiftungsreichstes<br />
Land in Europa. Die Stiftungsdichte<br />
ist gestiegen: Auf 100 000 Bundesbürger<br />
kommen nun 26 Stiftungen.<br />
Quelle: www.stiftungen.org /Bundesverband<br />
Deutscher Stiftungen
Anzeigen-Sonderveröffentlichung<br />
STANDORTPORTRÄT LENGERICH/WESTERKAPPELN 23<br />
Drehscheibe im<br />
Warenverkehr<br />
Westerkappeln punktet mit Verkehrsanbindung<br />
Einen Steinwurf von der A1 entfernt, befindet sich der Lengericher Teutopark.<br />
Von Lengerich in<br />
die weite Welt<br />
Unternehmen profitieren von optimaler Infrastruktur<br />
Als die Stadt mit den meisten Unternehmen<br />
und Arbeitgebern der Region<br />
bietet Lengerich für Industrie<br />
und Gewerbe eine ideale Kombination:<br />
nämlich optimale Verkehrsanbindungen<br />
und eine gut ausgebaute<br />
Infrastruktur.<br />
Es kommt nicht vonungefähr,dass mit<br />
dem Verpackungsunternehmen Bischof +<br />
Klein, dem Maschinenbauer Windmöller<br />
&Hölscher,dem Zementwerk Dyckerhoff<br />
und dem pharmazeutischen Unternehmen<br />
Wagener gleich mehrereFirmen von<br />
Lengerich aus ihre Geschäfte inder ganzen<br />
Welt abwickeln. Schließlich verfügt<br />
die Stadt am Südhang des Teutoburger<br />
Waldes mit ihren 22500 Einwohnern<br />
über eine hervorragende marktstrategische<br />
Lage zwischen den wichtigsten<br />
deutschen und niederländischen Verdichtungszentren.<br />
Und die Autobahn A1,<br />
über die das Lotter Kreuz, das Kreuz<br />
Münster-Süd, der Flughafen Münster/Osnabrück<br />
sowie der Dortmund-<br />
Ems-Kanal in nur wenigen Minuten erreichbar<br />
sind, befindet sich direkt vorder<br />
Tür.<br />
Mit dem Teutopark, Antrup A1und Lohesch<br />
verfügt das Mittelzentrum über drei<br />
attraktive Gewerbegebiete und ist damit<br />
laut Bürgermeister Friedrich Prigge „insgesamt<br />
gut aufgestellt“. Wenngleich er<br />
einräumen muss, dass diese an ihre<br />
räumlichen Grenzen stoßen und einige<br />
Gewerbeanfragen unlängst bereits abgelehnt<br />
werden mussten. Nicht umsonst<br />
diskutiert die Politik vor Ort aktuell die<br />
Frage, eine Erweiterung des Gewerbegebiets<br />
Lohesch östlich der Poststraße voranzutreiben.<br />
In jenem Gebiet südöstlich des Stadtzentrums<br />
haben mittlerweile rund 50 Unternehmen<br />
ihre Heimat gefunden und sorgen<br />
zugleich für einen guten Branchenmix<br />
auf einer Gesamtfläche von 64Hektar.<br />
Verpackung, Pharmazie, Transport,<br />
Bau, Maschinen- und Metallbau, Schallschutz,<br />
Automobil, Türen- und Fensterbau,<br />
Sanitär-und Elektrosind nur einige<br />
der vorhandenen Unternehmensbranchen.<br />
Über die Südumgehung, mit der<br />
der Standort 1993 verbunden wurde, gibt<br />
es sehr guteVerkehrsanbindungen an die<br />
nahe gelegene A1.Dorthin, wo der Teutopark<br />
und Antrup A1 bereits sind.<br />
Direkt an der Autobahnauffahrt ist auf<br />
einer Fläche von rund 60000 Quadratmetern<br />
der Gewerbepark Teutopark entstanden,<br />
der Tanken und Rasten mit attraktiven<br />
Einkaufsmöglichkeiten verbindet,<br />
die den Einzelhandel laut Wirtschaftsförderer<br />
Jürgen Kohne „stark bereichern<br />
und sich längst etabliert haben“.<br />
Vis-á-vis des Teutoparks hat die Stadt mit<br />
dem Gewerbepark Antrup A1 weitere<br />
75000 Quadratmeter erschlossen, auf<br />
der Windmöller &Hölscher 2012 ein Versandzentrum<br />
errichtet hat. In einem später<br />
zuentwickelnden zweiten Abschnitt<br />
sind weitere 70000 Quadratmeter verfügbar.<br />
Foto: msm<br />
„Lage, Lage, Lage“ gilt als eine der<br />
wichtigsten Regeln in der Immobilienwelt.<br />
Und in diesem Punkt hat<br />
Westerkappeln durchaus einiges zu<br />
bieten. Durch die gute infrastrukturelle<br />
Anbindung ist die Gemeinde als<br />
Standort für Industrie und Gewerbe<br />
besonders interessant. Allerdings<br />
sind die meisten kommunalen Gewerbeflächen<br />
bereits vergeben.<br />
Egal, in welche Himmelsrichtung es<br />
gehen soll: Die infrastrukturelle Anbindung<br />
Westerkappelns ist nahezu optimal<br />
–die Gemeinde liegt verkehrstechnisch<br />
gesehen an einem wichtigen internationalen<br />
Knotenpunkt. VomIndustriegebiet<br />
in Velpe ist die Anschlussstelle Westerkappeln/Lotte<br />
der Autobahn A30nur<br />
einen Steinwurfentfernt. Über das Autobahnkreuz<br />
Lotte-Osnabrück können Waren<br />
und Produkte innerhalb kurzer Zeit<br />
die A1erreichen und damit alle deutschen<br />
und europäischen Wirtschaftszentren.<br />
Die Verbindung zum Hafen in Hamburg<br />
und damit zum sprichwörtlichen<br />
„Tor zur Welt“ ist gut. Und bis zum Flughafen<br />
Münster/Osnabrück sind es lediglich<br />
28 Kilometer.<br />
Vermutlich waren esdiese Vorzüge, die<br />
das dänische Transportunternehmen<br />
DSV vor kurzem dazu veranlassten, in<br />
Westerkappeln-Velpe ein rund fünf Hektar<br />
großes modernes Logistikzentrum in<br />
Betrieb zu nehmen. Mit der Ansiedlung<br />
des großen Logistikers hat die Gemeinde<br />
Das Gewerbegebiet Gartenkamp zeichnet sich durch einen bunten Branchenmix aus.<br />
die letzten freien Flächen des insgesamt<br />
94 Hektar großen Industriegebiets verkauft.<br />
Lidl und Hagebau betreiben dort<br />
bereits ihre Zentrallager. Außerdem haben<br />
unter anderem Betriebe aus der Bauindustrie<br />
und dem Stahl- und Maschinenbau<br />
den Standort für sich entdeckt und<br />
agieren bundesweit vonVelpe aus. Damit<br />
ist das Industriegebiet voll.<br />
Im ortsnahem Gewerbegebiet Gartenkamp<br />
gibt es dagegen noch drei Freiflächen,<br />
die die Kommune bislang nicht verkauft<br />
hat. Insgesamt sind es 1,23 Hektar,<br />
die für die Ansiedlung neuer Unternehmen<br />
zur Verfügung stehen, wie Alisa<br />
Prinz von der Wirtschaftsförderung der<br />
Gemeinde berichtet. Da sich diese Fläche<br />
auf drei Grundstücke verteilen, sind sie<br />
für kleine Betriebe geeignet. Den Gartenkamp<br />
haben bislang Unternehmen verschiedener<br />
Größe und aller Couleur für<br />
sich entdeckt. Ein besonders bunter Branchenmix<br />
kennzeichnet das insgesamt 38<br />
Hektar große Gewerbegebiet, das östlich<br />
des Ortskerns liegt. Bislang haben sich<br />
hier unter anderem ein Verlagshaus, ein<br />
Papiergroßhandel, eine Confiserie und<br />
verschiedene Kfz-Betriebe niedergelassen.<br />
Außerdem sind eine viele unterschiedliche<br />
Dienstleistungsbetriebe hier<br />
aktiv.<br />
Das Gewerbegebiet Gartenkamp punktet<br />
mit seiner guten infrastrukturellen Anbindung:<br />
Bis zur Anschlussstelle Osnabrück<br />
Hafen/Westerkappeln der A1 sind<br />
es nur 3,6 Kilometer.<br />
Foto: msm<br />
Kluge Köpfe für pfiffige Produkte<br />
Verpackungshersteller Bischof +Klein aus macht sich für Ausbildung und duale Studiengänge stark<br />
Azubis und Studierende arbeiten mit moderner<br />
Technik. Foto: Bischof +Klein<br />
Produkte von Bischof +Klein (B+K)<br />
hat jeder schon mal in der Hand gehalten<br />
–vielleicht ein Päckchen Kaffee,<br />
eine Nachfüllpackung mit Seife<br />
oder einen Beutel mit Hundefutter.<br />
Mit moderner Technologie und kreativen<br />
Köpfen produziert Bischof + Klein<br />
(B+K) maßgeschneiderte Verpackungsund<br />
Folienlösungen für alle Industriezweige,<br />
von Industrieverpackungen über<br />
Konsumverpackungen bis zu Spezialfolien<br />
für technische Anwendungen. Dabei<br />
legt das Familienunternehmen mit<br />
Stammsitz in Lengerich/Westfalen nach<br />
eigenen Angaben großen Wert auf nachhaltiges<br />
Wirtschaften: Für sein ökonomisch,<br />
ökologisch und sozial verantwortliches<br />
Handeln (Corporate Social Responsibility)<br />
erhielt B+K 2014 den CSR-<br />
Preis der Bundesregierung für Unternehmen<br />
mit 500 bis 4999 Mitarbeitern.<br />
Bischof +Klein engagiert sich, wie es in<br />
einer Mitteilung des Unternehmens heißt,<br />
besonders in der Aus- und Weiterbildung.<br />
In Lengerich durchlaufen derzeit rund 80<br />
jungeMenschen elf meist technischeAusbildungsgänge,<br />
vom Packmitteltechnologen<br />
über die Industriekauffrau bis zum<br />
Kunststoffingenieur und Wirtschaftsinformatiker.<br />
In den vergangenen Jahren wurden laut<br />
Mitteilung zehn B+K-Azubis von der Industrie-<br />
und Handelskammer für hervorragende<br />
Leistungen ausgezeichnet. Vier<br />
freigestellte Ausbilder und viele weitere<br />
Mitarbeiter mit Ausbilderqualifikation<br />
begleiten die Auszubildenden und Studierenden.<br />
Nach der Ausbildung gehe das Lernen<br />
weiter, schreibt das Unternehmen: Mit<br />
Seminaren, Schulungen und Weiterbildungen<br />
unterstütze B+K die berufliche<br />
Entwicklung seiner Mitarbeiter und biete<br />
berufliche Perspektiven im In- und Ausland.<br />
Viele Führungspositionen würden<br />
mit Nachwuchs aus dem eigenen Haus besetzt.<br />
Der Verpackungshersteller beschäftigt an<br />
sechs Produktionsstandorten inDeutschland,<br />
Frankreich, Großbritannien, Polen<br />
und Saudi-Arabien rund 2500 Mitarbeiter.<br />
Im Stammwerk Lengerich/Westfalen<br />
arbeiten 1300 Beschäftigte, im Werk Konzell<br />
in Bayern sind es circa 700.<br />
Das Familienunternehmen möchtenacheigenen<br />
Angaben junge Leute für MINT-<br />
Fächer begeistern. Deshalb habe der Verpackungshersteller<br />
unter anderem die<br />
Kooperation Wirtschaft und Schule in<br />
Lengerich initiiert. Ziel sei eine bessere<br />
Zusammenarbeit zwischen Schulen und<br />
Wirtschaftsbetrieben, eine Hinführung<br />
der Schüler an wirtschaftliche und technische<br />
Themen und eine Unterstützung<br />
bei der Berufsorientierung. Im Hintergrund<br />
stehe der demografische Wandel<br />
und das Wissen, dass junge Menschen<br />
mit ihren Fähigkeiten gebraucht würden.<br />
Das Unternehmen profitiert nach eigenen<br />
Angaben vom engen Kontakt zu Wissenschaft<br />
und Forschung und biete Studierenden<br />
die Möglichkeit, Projekte durchzuführen<br />
und Abschlussarbeiten zu<br />
schreiben. In der Offensive„zdi –Zukunft<br />
durch Innovation“ des Landes NRW zur<br />
Förderung des naturwissenschaftlichen<br />
und technischen Nachwuchs sieht der B+K<br />
eine zusätzliche Möglichkeit, seine Aktivitäten<br />
auszuweiten.
24 GELD &GESCHÄFT<br />
Der Chef braucht<br />
einen „Notfallkoffer“<br />
Bei Schicksalsschlägen leistet ein Ordner, indem sich Maßnahmenpläne sowie Kopien wichtiger<br />
Dokumente befinden, große Dienste. Westfälische Notarkammer empfiehlt sechs Kategorien.<br />
„Der Unternehmer muss sich<br />
in die Situation seines Vertreters<br />
hineindenken.“<br />
Klaus-Peter Hohenner<br />
Auch Familienunternehmen sind<br />
nicht vor Schicksalsschlägen wie<br />
Krankheit, Unfall oder Tod des<br />
Unternehmers gefeit. Schon kurze<br />
Zwangspausen des Entscheidungsträgers<br />
können sich für dieFirma zu<br />
einer Krise auswachsen, wenn es<br />
nicht gelingt, die Handlungsfähigkeit<br />
aufrechtzuerhalten.<br />
Hat der Unternehmer<br />
zum<br />
Beispiel keine<br />
Bank- oder<br />
Kontovollmacht<br />
erteilt,<br />
können Zahlungen<br />
unter<br />
Umständen<br />
nicht geleistet<br />
werden. Der<br />
verantwortungsbewusste<br />
Unternehmer<br />
trifft deshalb<br />
Vorsorge. Die<br />
Kernfrage lautet: „Was<br />
geschieht, wenn ich plötzlich<br />
meinen Betrieb – eventuell sogar für<br />
einen längeren Zeitraum – nicht<br />
mehr leiten kann?“<br />
Um Schaden von dem Unternehmen<br />
abzuwenden, sollte<br />
der Unternehmer einen<br />
„Notfallkoffer“ packen.<br />
Gemeint ist ein Ordner, in<br />
dem Maßnahmenpläne sowie Kopien<br />
wichtiger Dokumente und Hinweise zu<br />
dem Aufb<br />
ewahrungsort der Originale<br />
systematisch für den Ernstfall zusammengestellt<br />
sind. Hierbei sollte der<br />
Unternehmer die Hilfe der Rechtsanwälte,<br />
Notare und<br />
Steuerberater seines<br />
Vertrauens in<br />
Anspruch nehmen.<br />
Mit dem Packen<br />
des „Notfallkoffers“<br />
ist es aber<br />
nicht getan.<br />
Ebenso wichtig ist<br />
es, Vertrauenspersonen über diese Vorsorgemaßnahme<br />
zu unterrichten und ihnen<br />
die Möglichkeit zu geben, diese<br />
Unterlagen bei Bedarfansich zu nehmen<br />
und seinen Inhalt zu nutzen. Außerdem<br />
sollteder „Notfallkoffer“ in regelmäßigen<br />
Abständen kontrolliert und bei Bedarf<br />
aktualisiert werden.<br />
Der Inhalt hängt vonden Gegebenheiten<br />
des Unternehmens ab. Der Unternehmer<br />
muss sich in die Situation seines Vertreters<br />
hineindenken: Was würde ich selbst<br />
suchen, wenn ich morgen das Unternehmen<br />
verantwortlich leiten müsste?<br />
Es hat sich als sinnvoll herausgestellt, die<br />
folgenden Kategorien zu bilden:<br />
1. Vertretungsplan<br />
Bei erzwungener Abwesenheit des Unternehmers<br />
muss allen klar sein, wer ihn<br />
vertritt. Die Vertretung sollte auf der<br />
Grundlage eines Vertretungsplans geregelt<br />
werden. Verantwortungsträgern wie<br />
Prokuristen, Projektleitern oder Abteilungsleitern<br />
sollten die konkret von ihnen<br />
zu erledigenden Aufgaben zugewiesen<br />
werden.<br />
2. Vollmachten<br />
Eine Vorsorgevollmacht in der Form<br />
einer Generalvollmacht ist das entscheidende<br />
Instrument, um die Handlungsfähigkeit<br />
des Unternehmens im Notfall aufrecht<br />
zu erhalten.<br />
Eine Generalvollmacht<br />
muss durch die Person(en) erteilt<br />
werden, die das Unternehmen<br />
rechtswirksam vertreten. Wenn das<br />
Unternehmen im Handelsregister eingetragen<br />
ist, kann alternativ zur Erteilung<br />
von Vollmachten auch eine Prokura erteilt<br />
werden. Hierbei handelt es sich um<br />
eine gesetzlich geregelte Form der Vollmacht.<br />
Eine unternehmerische Generalvollmacht<br />
muss die Person des Vollmachtgebers<br />
bzw. Unternehmens ebenso klar bezeichnen<br />
wie die Person des oder der Bevollmächtigten.<br />
Besonderer Wert ist darauf<br />
zu legen, dass die Befugnisse des Bevollmächtigten<br />
klar umrissen werden.<br />
Die Vollmacht sollte gegebenenfalls die<br />
Befugnis zur Erteilung von Untervollmachten<br />
enthalten, wenn absehbar ist,<br />
dass der Bevollmächtigte Ersatzpersonen<br />
zu seiner Entlastung einschalten muss.<br />
Weiter solltedie Vollmacht über den Tod<br />
des Vollmachtgebers hinaus Geltung behalten.<br />
Andererseits solltesie aus wichtigem<br />
Grund jederzeit widerruflich sein.<br />
Ganz besonders wichtig ist, dass die Generalvollmacht<br />
keine Bedingungen enthalten<br />
darf, die für den Geschäftspartner<br />
nicht prüfbar sind. Eine Vollmacht, wonach<br />
„der Bevollmächtigte nur für mich<br />
handeln darf, wenn ich erkrankt oder<br />
verhindert bin…“, ist im Geschäftsleben<br />
völlig unbrauchbar.<br />
Vor diesen Fallstricken bewahrt die<br />
rechtskundige Beratung. Die Verwendung<br />
von Mustern aus dem Internet ist<br />
keine gute Art der Vorsorge. Wenn nämlich<br />
Korrekturbedarf besteht, ist es meistens<br />
schon zu spät.<br />
Eine unternehmerische Generalvollmacht<br />
sollte aus Nachweisgründen zumindest<br />
schriftlich erteilt werden. Die<br />
notarielle Beurkundung ist indes schon<br />
deshalb zu empfehlen, weil sie dem<br />
Unternehmer zusätzlich Rechtssicherheit<br />
bietet. Zwingend erforderlich ist die notarielle<br />
Form, wenn der Bevollmächtigte<br />
Verfügungen über Grundbesitz oder Verfügungen<br />
über GmbH-Anteile treffen<br />
soll, wenn er mit der Stimmrechtsausübung<br />
betraut wirdoder wenn er Vertretungsmacht<br />
gegenüber dem Handelsregister<br />
erhalten soll.<br />
Gegebenenfalls sollte neben der (notariell<br />
beurkundeten) Generalvollmacht<br />
eine gesonderte Bankvollmacht in der<br />
von dem Institut gewünschten Form erteilt<br />
werden.<br />
Wird der<br />
Unternehmer<br />
handlungsunfähig, ohne<br />
Vorsorge getroffen zu haben,<br />
bleibt nur die Einrichtung einer<br />
gesetzlichen Betreuung. Diese<br />
nimmt mehrere Wochen Zeit in<br />
Anspruch, die das Unternehmen oftmals<br />
nicht hat, und ist nicht die geeignete<br />
Form der Ersetzung des Unternehmers.<br />
3. Software, Lizenzen, Passwörter<br />
Der Unternehmer muss sicherstellen,<br />
dass die Personen, die ihn in der Krise<br />
vertreten, denZugriff auf die für die Fortführung<br />
des Betriebes benötigte Software<br />
und auf die elektronische Kommunikation<br />
haben. Dazu sollten alle Programme<br />
mit Lizenzen und Passwörtern<br />
wie auch –falls vorhanden –den Zugangsdaten<br />
für das Online-Banking und<br />
andere wichtige Passwörter, Codes und<br />
PINs dokumentiert werden. Diese sensiblen<br />
Daten sollten in einem verschlossenen<br />
Umschlag in dem „Notfallkoffer“ aufbewahrt<br />
werden.<br />
4. Bankverbindungen, Versicherungen,<br />
Berater<br />
Um eine rasche Fortführung des Unternehmens<br />
zu gewährleisten ist es erforderlich,<br />
dass die handelnden Personen<br />
sich anhand der relevanten Unterlagen<br />
einen Überblick über alle Bankverbindungen,<br />
über vorhandene Versicherungen<br />
und über die Berater des Unternehmers<br />
verschaffen können. Ansprechpartner<br />
insbesondere bei Banken sollten notiert<br />
werden. Die beratenden Notare, Anwälte,<br />
Steuerberater und Wirtschaftsprüfer<br />
sollten aufgelistet werden. Ansprechpartner<br />
insbesondere bei Banken sollten<br />
notiert werden.<br />
5. Wichtige Unternehmensdaten<br />
Sofern erforderlich, sollten in dem „Notfallkoffer“<br />
die wichtigsten Unternehmensverträge,<br />
aber auch Produktionsgeheimnisse,<br />
Auftragsbestände, Kalkulationsdaten<br />
etc. hinterlegt sein. Ebenso<br />
wichtig kann es sein, wichtige Lieferanten<br />
und deren Ansprechpartner zu benennen<br />
und die notwendigen Informationen<br />
zur „Kundenpflege“ zu dokumentieren.<br />
Weiter kann es vonNutzen sein, Verträge<br />
in den<br />
„Notfallkoffer“<br />
einzustellen, die für die Fortführung des<br />
Unternehmens wichtig sind. Dies können<br />
Mietverträge, Kooperationsverträge, Gesellschaftsverträge<br />
oder auch Kreditverträge<br />
sein. Hilfreich können von Fall zu<br />
Fall Handelsregisterauszüge, Grundbuchauszüge<br />
oder Jahresabschlüsse sein.<br />
6. Unternehmensnachfolge<br />
Wenn der Unternehmer keine Vorsorge<br />
trifft, tritt im Falle seines Todes die gesetzliche<br />
Erbfolge ein. Danach erben<br />
grundsätzlich die nächsten Verwandten<br />
bzw. der Ehepartner des Unternehmers.<br />
Sind mehrere Personen erbberechtigt,<br />
bilden sie eine Erbengemeinschaft, die<br />
über das gesamte Vermögen einschließlich<br />
des Unternehmens verfügt. Die Zuordnung<br />
des Unternehmens zu einer bestimmten<br />
Person kann in diesem Fall erst<br />
nach vorheriger Erbauseinandersetzung<br />
erfolgen, wasdie Handlungsfähigkeit des<br />
Unternehmens stark gefährdet.<br />
Ein verantwortungsbewusster Unternehmer<br />
sollte deshalb die Unternehmensnachfolge<br />
durch ein Unternehmertestament<br />
oder einen Erbvertrag regeln. Nur<br />
so kann er bewusst darüber entscheiden,<br />
wer bei seinem Todsein Vermögen, also<br />
insbesonderedas Unternehmen, erhalten<br />
soll. Bei der Gestaltung des letzten Willens<br />
hilft nur die qualifizierte erbrechtliche<br />
Beratung durch einen Notar. Dringend<br />
zu empfehlen ist die Beurkundung<br />
eines Testamentes, denn dadurch wird<br />
im Todesfall häufig auch der Erbschein<br />
unnötig, der ansonsten weitere Kosten<br />
auslösen würde. Ein Erbvertrag ist stets<br />
beurkundungspflichtig. Eine Kopie des<br />
Testamentes gehört –gegebenenfalls im<br />
verschlossenen Umschlag –inden „Notfallkoffer“.<br />
Klaus-Peter Hohenner,Westfälische Notarkammer<br />
Foto: colourbox.de
25 LEBEN &WISSEN<br />
Der lange Weg zum<br />
gesunden Unternehmen<br />
Immer mehr Firmen erkennen den hohen Nutzen des „Betrieblichen Gesundheitsmanagements“.<br />
Wettbewerbsdruck, demografischer<br />
Wandel, alternde Belegschaften und<br />
Nachwuchssorgen: Unternehmen<br />
müssen sich vielfältigen Herausforderungen<br />
stellen. Das geht nur mit<br />
Hilfe ihrer gesunden, qualifizierten,<br />
motivierten und leistungsstarken<br />
Beschäftigten. Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
(BGM) ist<br />
eine Möglichkeit, die Gesundheit der<br />
Mitarbeiter zu unterstützen und so<br />
den Weg hin zum gesunden Unternehmen<br />
zu ebnen. BGM ist schon lange<br />
kein „karitatives Zuschussgeschäft“<br />
mehr. Wer in die Gesundheit<br />
seiner Mitarbeiter investiert, sichert<br />
sich langfristig Wettbewerbsvorteile.<br />
Ein Patentrezeptfür betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement gibt es<br />
nicht –jedes Unternehmen braucht<br />
ein maßgeschneidertes Konzept.<br />
„Die moderne Arbeitswelt setzt<br />
Beschäftigte und Unternehmen inhaltlich<br />
und zeitlich unter einen<br />
enormen Anpassungsdruck.“<br />
Initiative Neue Qualität der Arbeit<br />
Inden vergangenen Jahren hat sich<br />
das Verständnis des Begriffs Gesundheit<br />
grundlegend geändert.<br />
Gesundheit ist nicht mehr nur die<br />
Abwesenheit von Krankheit, sondern<br />
umfasst sowohl physisches als auch<br />
psychisches Wohlbefinden und Lebensqualität.<br />
„Gesundheit ist also kein Zustand,<br />
sondern ein Prozess, bei dem der<br />
Mensch als Ganzes in seiner Entwicklung<br />
und mit all seinen Potenzialen gesehen<br />
wird“, wie der Bundesverband der Betriebskrankenkassen<br />
schreibt. Und Gesundheit<br />
ist keine<br />
Privatsache, denn<br />
Unternehmen<br />
sind direkt betroffen,<br />
wenn Mit-<br />
<strong>DIE</strong> VIER PRINZIPIEN DES BGM<br />
1. Ganzheitlichkeit: Wer Gesundheit fördern will, muss sowohl<br />
bei den Personen (Verhalten) als auch bei den<br />
Arbeitsbedingungen (Verhältnissen) ansetzen.<br />
2. Partizipation: Betroffene müssen zu Beteiligten gemacht<br />
werden, die Beschäftigten sind „Experten ineigener<br />
Sache“. Erst ihre Ideen, Bedürfnisse und Wünsche lassen<br />
das betriebliche Gesundheitsmanagement zu einem Erfolg<br />
werden.<br />
3. Integration: Die Gesundheitsförderung wird inallen<br />
wichtigen Entscheidungen und allen Bereichen des Unternehmens<br />
systematisch und zielorientiert berücksichtigt.<br />
4. Projektmanagement: Alle Fördermaßnahmen sind auf<br />
die spezifischen Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten,<br />
wobei der Managementprozess ebenso wie die Ergebnisse<br />
einer kontinuierlichen erfolgssichernden Kontrolle<br />
und Bewertung unterliegt.<br />
Quelle: BKK –Auf dem Weg zum gesunden Unternehmen<br />
Wenn Anforderung zur Belastung wird: Firmen tun gut daran, auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu achten.<br />
arbeiter krank<br />
oder eingeschränkt<br />
leistungsfähig<br />
sind.<br />
Was kann am<br />
Arbeitsplatz getan<br />
werden, um die Gesundheit zu fördern?<br />
Ein wichtiger Faktor für das allgemeine<br />
Wohlbefinden ist die Zufriedenheit<br />
am und mit dem Arbeitsplatz. Was<br />
sich Arbeitnehmer hier wünschen, sind<br />
an erster Stelle Sinnhaftigkeit und Ganzheitlichkeit<br />
der Arbeit. Anforderungsvielfalt<br />
ermöglicht den Einsatz unterschiedlicher<br />
Fertigkeiten und vermeidet einseitige<br />
Beanspruchung. Arbeitnehmer wollen<br />
kooperieren und kommunizieren. Ein<br />
positives Sozialklima ist die Basis für vertrauensvolle<br />
Arbeitsbeziehungen und<br />
Teamfähigkeit, es hilft, Belastungen zu<br />
stemmen. Handlungsspielräume stärken<br />
das Selbstbewusstsein, Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
sowie eine Leistungsbewertung<br />
und -anerkennung und<br />
ein partizipativer Führungsstil runden<br />
das Bild ab. Wenn diese Anforderungen<br />
erfüllt sind, ist ein großer Schritt wegvon<br />
innerer Kündigung, hin zu Mitarbeiterzufriedenheit,<br />
Motivation und Leistungsbereitschaft<br />
getan. Dies kann sich auch auf<br />
betriebliche Fehlzeiten auswirken.<br />
Hohe Arbeitnehmer-Fehlzeiten können<br />
ein Indiz sein, dass in Unternehmen etwas<br />
imArgen liegt. Wie eine Studie der<br />
Initiative Gesundheit und Arbeit aus<br />
März <strong>2015</strong> belegt, wächst die Anzahl der<br />
Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland<br />
seit einem Jahrzehnt kontinuierlich.<br />
Zwar haben körperliche Arbeitsbelastungen<br />
durch Technisierung und Automation<br />
im Arbeitsalltag abgenommen,dafür<br />
haben aber vor allem die psychischen<br />
und sozialen Belastungen an Bedeutung<br />
gewonnen. Die großen Volkskrankheiten<br />
wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen,<br />
Rückenschmerzen, Typ-2 Diabetes<br />
und Übergewicht sind ebenfalls weiter<br />
auf dem Vormarsch. Die Kosten sind<br />
immens: Rund 400 Euro kostet im Bundesdurchschnitt<br />
ein krankheitsbedingter<br />
Fehltag eines Arbeitnehmers im Unternehmen.<br />
Im Umkehrschluss bedeutet es aber<br />
nicht, dass bei geringen Fehlzeiten die<br />
Belegschaft eines Unternehmens auch<br />
gesund ist. Im Gegenteil: Beschwerden<br />
halten viele Beschäftigtenicht ab, weiter<br />
zur Arbeit zu gehen, sei es aus Angst um<br />
den Arbeitsplatz oder aus falschem Übereifer.Die<br />
Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />
und Arbeitsmedizin hat festgestellt:<br />
Wenn Mitarbeiter krank ins Büro kommen,<br />
kann das für Unternehmen teuer<br />
werden. Denn durch diesen „Präsentismus“<br />
entstehen Produktivitätsverluste,<br />
weil die Mitarbeiter in ihrer Arbeits- und<br />
Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind<br />
und sich Fehler und Arbeitsunfälle häufen.<br />
Doch es geht noch weiter: Wer sich<br />
nicht auskuriert, riskiert eine spätere,<br />
dann eventuell umso längere Krankschreibung<br />
oder im schlimmsten Fall sogar<br />
eine dauerhafte Arbeitsunfähigkeit.<br />
Auch die Ansteckungsgefahr anderer<br />
Mitarbeiter ist nicht zu unterschätzen.<br />
Fortsetzung auf Seite 26<br />
Norbert Meyer<br />
Bioland-landwirt<br />
OrganischesWachstumist die<br />
Grundlagedes Unternehmenserfolges<br />
derSuperBioMärkte.<br />
Dies gilt fürunsere Produkte,<br />
denenunsereregionalenPartnerdie<br />
notwendigeZeitgeben,<br />
um ihrenGeschmack undihre<br />
gesunden Inhaltsstoffezuentfalten.Und es gilt<br />
auch fürdas Unternehmen SuperBioMarkt, das<br />
sich voneinem kleinen Bioladen zum ersten<br />
Bio-Anbietermit einemVollsortiment in<br />
Nordrhein-Westfalenentwickelt hat.<br />
1973 eröffnete in Münster das Makrohaus, einer<br />
der ersten drei Bioläden in Deutschland. Heute<br />
ist daraus der SuperBioMarkt mit mehr als 600<br />
Mitarbeitern in 23 Filialen in Nordrhein-Westfalenund<br />
Niedersachsen geworden. Von Anfang<br />
an haben wir dabei eine kompromisslose<br />
Qualitätsstrategie verfolgt, in der das Thema<br />
Regionalität immer eine zentraleRolle spielte.<br />
Wir wollen die außergewöhnliche Qualität und<br />
Foto: Lehtikuva/Sari Gustafsson, dpa<br />
NAtüRlIchGeWAchSeN.<br />
eINe eRfOlGSStORyAUS DeRReGION.<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
Herkunft unserer Produkte für unsere Kunden<br />
nachvollziehbar machen: Wenn es die Jahreszeit<br />
ermöglicht, beziehen wir unser Obst und<br />
Gemüse vonBio-Landwirten aus Regionen, in<br />
denen wir mit SuperBioMärkten vertreten sind,<br />
also aus Nordrhein-Westfalen undNiedersachsen.<br />
Dabei arbeiten wir mit festen Partnernzusammen,<br />
die sich einem ökologischen Anbauverband wie<br />
Bioland oder Demeter angeschlossen haben.<br />
Wie der SuperBioMarkt stehen diese Landwirte<br />
zu hundert Prozent hinter demBio-Gedanken.<br />
In unseren Märkten kennzeichnen wir unsere<br />
Obst- und Gemüseprodukte mit der Region, aus<br />
der sie stammen, zum Beispiel aus dem Münsterland<br />
oder dem Rheinland. Durch die langjährigen<br />
Partnerschaften unterstützen unsere Kunden<br />
und wir die ökologische Landwirtschaft hier bei<br />
uns in der Region. Viele Landwirte beliefern uns<br />
seit Jahrzehnten und sind mit unsgewachsen. Mit<br />
der Zeit kamen weitere Partnerdazu. So entstehen<br />
dank unserer Kunden viele Erfolgsgeschichten in<br />
der Region.<br />
23 xinNRW undNiedersachsen.<br />
Mehr zu unseren Partnern aus der Region finden Sie unter: www.SuperBioMarkt.com<br />
SabrinaDartmann<br />
Marktleitung
26 LEBEN &WISSEN<br />
WER MACHT WAS?<br />
ARBEITGEBER<br />
gesunde Kantinenkost<br />
gesundheitsfördernde Arbeitsplatzgestaltung<br />
gesundheitsgerechte Mitarbeiterführung<br />
Rauchfreier Betrieb, Verbesserung<br />
des Betriebsklimas (Mobbing, Mitarbeiterführung)<br />
ARBEITNEHMER<br />
Ernährungskurse, -beratung<br />
Rückenkurse, Walking<br />
Kurse zur Entspannung, Stressmanagement,<br />
Weiterbildung<br />
Kurse zur Tabakentwöhnung, Hilfsund<br />
Beratungsangebote<br />
Etablierung von Gesundheitszirkeln,<br />
bauliche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung<br />
Arbeitsplatzwechsel, flexible Arbeitszeiten<br />
Leitbild, transparente Kommunikation,<br />
Führungskompetenz<br />
Foto:Fotolia<br />
Warum nicht? Ein Mann macht während eines Telefonats im Büro<br />
eine Fitnessübung.<br />
Foto: Techniker Krankenkasse<br />
Fortsetzung von Seite 25<br />
Ein Weg für Unternehmen, ihre krankheitsbedingten<br />
Fehlzeiten zu senken,<br />
gleichzeitig wirksam das Phänomen des<br />
Präsentismus zu bekämpfen und sich so<br />
im Endeffekt Wettbewerbsvorteile zu sichern,<br />
ist das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />
(BGM). „Die moderne<br />
Arbeitswelt setzt Beschäftigteund Unternehmen<br />
inhaltlich und zeitlich unter<br />
einen enormen Anpassungsdruck. Gesunde,<br />
qualifizierte, motivierte und leistungsstarke<br />
Mitarbeiter sind der entscheidende<br />
Faktor,umdie aktuellen und<br />
zukünftigen Herausforderungen in einer<br />
globalisierten Weltwirtschaft zu meistern“,<br />
so die Initiative Neue Qualität der<br />
Arbeit, INQA.<br />
Das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />
ist eine moderne Unternehmensstrategie,<br />
die Antwort<br />
auf die zunehmenden Herausforderungen<br />
der<br />
Arbeitswelt gibt. Es ist<br />
ein ganzheitlicher und<br />
nachhaltiger Prozess<br />
und vereint klassischen<br />
Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
mit betrieblicher<br />
Gesundheitsförderung,<br />
Eingliederungs-<br />
und Personalmanagementstrategien.<br />
Natürlich ist betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement<br />
kein Allheilmittel:<br />
Schlechte Geschäftsmodelle<br />
oder Produkte<br />
werden auch durch gesunde Mitarbeiter<br />
nicht besser. Aber: Mitarbeiter<br />
sind das wichtigste Kapital eines Unternehmens.<br />
Die Investition in die Mitarbeiter<br />
und ihre Gesundheit ist damit immer<br />
auch eine Investition in die betriebliche<br />
Zukunft.<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
lohnt sich aber nicht nur für das einzelne<br />
Unternehmen, das laut Studien mit jedem<br />
investierten Euro imErgebnis 2,70<br />
Eurodurch reduzierteFehlzeiten einsparenkann.<br />
Auch aus volkswirtschaftlicher<br />
Sicht ist BGM positiv: Ein Mehr an Gesundheit<br />
im Betrieb entlastet nämlich<br />
auch die Sozialkassen. Laut einer Studie<br />
der Strategieberatung Booz &Company<br />
zahlt sich jeder in betriebliche Prävention<br />
investierte Euro für die deutsche Volkswirtschaft<br />
mit fünf bis 16 Euro aus. Der<br />
Effekt dabei beruht auf der reinen Verringerung<br />
vonKrankheitstagen und den damit<br />
verbundenen direkten Kosten für Medikamente<br />
und medizinische Behandlung.<br />
Besonders profitieren die Hauptpersonen,<br />
die Beschäftigten. Sie verbessern<br />
ihre körperliche und psychische Verfassung,<br />
ändern ihr Verhalten und tragen im<br />
Unternehmen ein gesundheitsförderndes<br />
Umfeld mit. Im besten Fall übertragen sie<br />
das Erlernteauch ins Private. So wirddas<br />
Unternehmen ein Lernort für gesundheitsgerechtes<br />
Verhalten. Die Wirkung<br />
des BGM geht damit weit über den betrieblichen<br />
Rahmen hinaus. Das kann<br />
langfristig helfen, die Gesamtkosten im<br />
Gesundheitswesen zu senken –eine Winwin-Situation<br />
für alle Beteiligten.<br />
Zur Einführung des BGM in Unternehmen<br />
werden verschiedene Anreize geboten:<br />
Jedes Unternehmen kann bis zu 500<br />
Europro Jahr und Mitarbeiter in Gesundheitsförderung<br />
investieren -<br />
und das lohnsteuer- und abgabenfrei.<br />
Auch Unfallversicherungsträger<br />
und<br />
Krankenkassen geben<br />
mit Prämien oder Boni<br />
attraktive Anreize.<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
ist<br />
umfassend,<br />
ganzheitlich<br />
und vor allem eins –individuell. Es<br />
gibt nicht das betriebliche Gesundheitsmanagement,<br />
denn jedes Unternehmen<br />
ist anders. Wichtig ist, wasdie jeweiligen<br />
Mitarbeiter brauchen und wünschen.<br />
Werdas nicht weiß, kann den Bedürfnissen<br />
seiner Beschäftigten auch nicht gerecht<br />
werden.<br />
BGM ist nicht allein auf die Behebung aktueller<br />
Probleme ausgerichtet, wie beispielsweise<br />
den Abbau eines hohen Krankenstands.<br />
Es ist zukunftsweisend, getreu<br />
dem Motto: „Gesund arbeiten bis ins<br />
Alter“. Betriebliche Rahmenbedingungenwerden<br />
gemeinsam mit den Beschäftigten<br />
so geschaffen, dass ihre physische<br />
und psychische Gesundheit gestärkt und<br />
ihre Arbeitsfähigkeit erhalten bleibt.<br />
Die Unternehmenskultur hat erheblichen<br />
Einfluss auf die Umsetzung und Verankerung<br />
des Gesundheitsmanagements. Gesundheitsmanagement<br />
ist eine interdisziplinäre<br />
Aufgabe für alle Unternehmensbereiche,<br />
wobei den Führungskräften<br />
eine besondere Verantwortung zukommt.<br />
Sie sichern die Information und Kooperation,<br />
die Einbeziehung aller Betroffenen<br />
und die Zielerreichung. Maßnahmen<br />
nach dem „Gießkannenprinzip“ werden<br />
so vermieden. Denn der beste Rückenkurs<br />
nützt nichts, wenn der Arbeitsplatz<br />
nicht ergonomisch gestaltet ist. Und<br />
wenn es in der Kantine abwechselnd<br />
Pommes/Currywurst und Spaghetti Bolognese<br />
gibt, kann auch keine Ernährungsberatung<br />
nachhaltig greifen.<br />
Der BGM-Prozess selbst ist ein stetiger<br />
Lernkreislauf, von der Bedarfsanalyse<br />
und Zieldefinition über die Planung und<br />
Ausführung geeigneter Maßnahmen bis<br />
hin zur kontinuierlichen Kontrolle und<br />
Bewertung der Ergebnisse.<br />
Die wichtigsten Punkte jedoch für jedes<br />
Unternehmen, bei jeder individuellen<br />
Form des betrieblichen Gesundheitsmanagements:<br />
1. Fragen, fragen, fragen. Was wollen,<br />
waswünschen die Mitarbeiter? Wiekönnen<br />
sie sich beteiligen? Nur sowird Gesundheitsmanagement<br />
im Unternehmen<br />
fest verankert.<br />
2. Die Antworten aushalten und annehmen<br />
können. Wer nach dem Üben von<br />
Kritik schief angesehen wird, wird sie<br />
wahrscheinlich in Zukunft nicht mehr offen<br />
äußern.<br />
3. Kommunizieren, getreu dem Motto<br />
„Tue Gutes und rede darüber“. Denn ohne<br />
richtige und regelmäßige Kommunikation<br />
an die Belegschaft stellt sich der<br />
gewünschte Erfolg nur schwer ein. Außerdem<br />
entsteht „Gesundheit“ nicht von<br />
heuteauf morgen. Geduld und ein langer<br />
Atem sind erforderlich, es geht nicht alles<br />
auf einmal.<br />
Besonders in kleinen und mittleren<br />
Unternehmen ist die Einführung des betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagements<br />
derzeit noch nicht flächendeckend. Das<br />
ist oft auf Schwierigkeiten bei der Umsetzung<br />
zurückzuführen. Unterstützung bei<br />
der Einführung oder Verbesserung eines<br />
bestehenden betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />
finden Unternehmen<br />
unter anderem bei Krankenkassen, den<br />
Unfallversicherungsträgern und der<br />
Deutschen Rentenversicherung oder<br />
auch bei kommerziellen Anbietern wie<br />
Gesundheitszentren, Ernährungsberatern<br />
oder Instituten für betriebliche Gesundheitsförderung.<br />
Best-Practice-Beispiele, gerade auch aus<br />
kleinen und mittleren Unternehmen, finden<br />
sich online unter www.inqa.de sowie<br />
www.bmg.bund.de.<br />
Beate Schräder<br />
ERFOLGE DES BGM<br />
•Verringerung der Arbeitsbelastung<br />
•Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens<br />
der Mitarbeiter und Erhalt der Arbeits- und Leistungsfähigkeit<br />
•Steigerung der Arbeitszufriedenheit und Motivation<br />
•Senkung des Krankenstands<br />
•Verbesserung des Arbeitsklimas<br />
•Erhöhung der Mitarbeiterbindung und -loyalität<br />
•Verringerung der Fluktuation<br />
•Verbesserung der Produkt- bzw. Dienstleistungsqualität<br />
•Verbesserung der innerbetrieblichen Kooperation<br />
•Erhöhung der Kundenzufriedenheit und Kundenbindung<br />
•Verbesserung der Flexibilität und Innovationsfähigkeit<br />
•Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Produktivität<br />
•Förderung der Corporate Identity<br />
•Verbesserung des Unternehmensimages und der<br />
Beschäftigungsattraktivität<br />
•Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
Quelle: BKK -Auf dem Weg zum gesunden Unternehmen<br />
Foto: www.colourbox.com
LEBEN &WISSEN 27<br />
Ran andie Wissenschaft<br />
Universität Münster eröffnet am 4. Juni auf dem Leonardo-Campus das „Q.UNI CAMP“ <strong>2015</strong><br />
Das „Explorado“-Gastspiel im vergangenen<br />
Sommer war erst der Anfang.<br />
Jetzt erweitert die Universität<br />
Münster ihr breites Angebot für Kinder<br />
und Jugendliche um das „Q.UNI<br />
CAMP“. Das erste Camp findet ab<br />
dem 4. Juni auf dem Leonardo-Campus<br />
in Münster statt. Es bietet sechs<br />
Wochen lang den unmittelbaren<br />
Kontakt zu Natur und Wissenschaft.<br />
„Unter dem Oberbegriff Q.UNI<br />
werden wir das gesamte Angebot<br />
auf diesem Gebiet künftig<br />
bündeln.“<br />
Kinder sind die Studierenden<br />
von morgen. Die Universität<br />
Münster hat dies wie andere<br />
Hochschulen längst erkannt.<br />
Kie S kümmert sich an vielen<br />
Stellen um die künftigeZielgruppe. „Kinder-Uni“,<br />
„MExLab“, „Klasse(n)kisten“ –<br />
die Liste der Angebote<br />
ist bereits<br />
lang. Das Camp<br />
kommt als Dauereinrichtung<br />
in<br />
den Sommermonaten<br />
neu hinzu.<br />
„Unter dem Ober-<br />
Norbert Robers, Uni-Pressesprecher<br />
begriff Q.UNI<br />
werden wir das<br />
gesamte Angebot<br />
auf diesem Gebiet künftig bündeln“, erläutert<br />
Norbert Robers, Pressesprecher<br />
der Universität, das Konzept.<br />
Das erste „Q.UNI CAMP“ öffnet vom 4.<br />
Juni bis zum 19.Juli. Kinder ab vier und<br />
Jugendliche bis 15/16 Jahren können<br />
hier ungezwungen Natur und Naturwissenschaften<br />
kennenlernen und erfahren.<br />
Exponatezum Anfassen, zum Mitmachen<br />
und sogenannteBewegungsinseln bilden<br />
Mehr als eine farbenfrohe Show: Bei verschiedenen Experimenten können auch Kinder schon lernen, wie chemische Reaktionen ablaufen.<br />
einen Teil des Camps. Gleich nebenan<br />
lockt ein „Erlebnisgarten“ mit Barfußpfad,<br />
Riechgarten, einem grünen Klassenzimmer<br />
und dem Picknickplatz. Wer<br />
möchte, kann sich in einem Workshop als<br />
Naturdetektiv auf die Spurensuche begeben.<br />
Baustelle und Sandkasten bilden den<br />
dritten „Q.UNI CAMP“-Bereich. Wege<br />
pflastern, Mauern bauen und Dach decken<br />
–welches Kind träumt nicht davon.<br />
Es gibt sogar eine „Ausgrabungsstätte“.<br />
Das „Q.UNI CAMP“ ist täglich von 9bis<br />
18 Uhr (in den Ferien ab 10 Uhr) geöffnet.<br />
Während der gesamten Zeit betreuen<br />
Studenten die Kinder und Jugendlichen<br />
an den verschiedenen Stationen.<br />
Die Exponate sind in Zelten untergebracht,<br />
damit die jungen Besucher auch<br />
bei Regenkeine Pause einlegen müssen.<br />
Schulklassen können an zweistündigen<br />
speziellen Workshops teilnehmen. Feriengruppen<br />
haben die Möglichkeit, sich<br />
von morgens bis zum Nachmittag im<br />
Camp aufzuhalten. Die Tage stehen dann<br />
jeweils unter einem neuen Thema.<br />
Bei Gruppenbesuchen zahlen Kinder und<br />
Jugendliche drei EuroEintritt. Ansonsten<br />
kostet der Camp-Besuch (auch ermäßigt)<br />
vier Euro. Erwachsene sind mit sechs<br />
Euro dabei.<br />
Anfragen an: quni@uni-muenster.de<br />
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28 LEBEN &<br />
Farbenfrohe<br />
Tischrunden laden ein<br />
Münsterische Künstlerin Regine Schmidt-Morsbach stattet zwei Kreuzfahrtschiffe mit ihren Bildern aus<br />
„Wenn man mich einladen würde,<br />
würde ich schon gern selbst sehen<br />
wollen, wo meine Bilder gelandet<br />
sind.“<br />
Regine Schmidt-Morsbach<br />
Ob sie schon mal eine Kreuzfahrt<br />
unternommen hat? Regine Schmidt-<br />
Morsbach lacht: „Ach, das ist nichts<br />
für mich.“ Sie ist passionierte Radfahrerin,<br />
muss „Kilometer machen“<br />
– und das ist auf Luxuslinern bekanntlich<br />
schwierig. Aber wenn man<br />
sie demnächst mal einladen würde,<br />
damit sie sehen kann, wo ihre zwölf<br />
Bilder gelandet sind, dann würde die<br />
Künstlerin aus Münster wohl nicht<br />
nein sagen.<br />
Esist zwei Jahreher,dass Regine<br />
Schmidt-Morsbach die<br />
Mail erreichte, die alles in<br />
Fahrt brachte. Im März 2013<br />
fragte eine Galerie aus Bielefeld,<br />
zugleich spezialisiert auf Art-Consulting,per<br />
E-Mail an, ob sie Interesse an<br />
der künstlerischen Gestaltung eines Restaurants<br />
habe. Die Münsteranerinzögerte,<br />
vermutete sogar einen „Scherz“. Aber<br />
die Anfrage<br />
schwirrte in<br />
ihrem Kopf herum.<br />
Und dann<br />
waren dajanoch<br />
ihre „Tischbilder“,<br />
die Figuren<br />
mit Gesten und<br />
Blicken auf spannende,<br />
überraschende<br />
Weise zu<br />
Gruppenporträts zusammenführte –<br />
„ideal eigentlich für eine Restaurant-Atmosphäre“,<br />
so Schmidt-Morsbach. Also<br />
schickte sie doch mal ein paar Fotosihrer<br />
Bilder an die Mail-Adresse zurück.<br />
Danachpassiertelange nichts. Also doch<br />
nur ein Scherz? Und plötzlich lag eines<br />
Tagesdie Antwort im Briefkasten. Inhalt:<br />
Die Auftraggeber seien angetan,sie werde<br />
in die Reihe der Mitbewerber aufgenommen,<br />
schrieb die Galerie als Mittelsmann.Wochenspäter<br />
eine neueBenachrichtigung:<br />
Sie sei zur Favoritin aufgestiegen.<br />
Um welches ominöse Restaurant<br />
es sich handelt –kein Wort davon.<br />
Im Januar 2014 dann endlich Klarheit:<br />
Regine Schmidt-Morsbach erhielt den<br />
Zuschlag, die Restaurants zweier Kreuzfahrtschiffe<br />
des Aida-Konzerns, die erst<br />
<strong>2015</strong> und 2016 in Nagasaki in Japan vom<br />
Stapel laufen werden, künstlerisch zu gestalten.<br />
„Ich war sprachlos, aufgeregt“,<br />
erzählt die Künstlerin rückblickend.<br />
Und dann ging die Arbeit erst richtig los.<br />
Zwölf Entwürfe der endgültigen Acrylbilder<br />
galt es anzufertigen, die dann zwecks<br />
Absegnung beim Aida-Unternehmen in<br />
Rostock auf dem Konferenztisch landeten.<br />
Schmidt-Morsbach machte sich sofort<br />
an die Arbeit, setzte die geforderten<br />
Entwürfe im Format 30 mal 40 Zentimeterzunächst<br />
als Aquarell um, um die „Lebendigkeit<br />
Leichtigkeit<br />
und<br />
der<br />
BEST OF<br />
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Das erfolgreiche Wirtschaftsportal<br />
„Herzlich Willkommen“ heißt dieses Werk von Regine Schmidt-Morsbach, dass seine Heimat auf einem Kreuzfahrtschiff gefunden hat.<br />
Szenen zu erhalten“. Seither steht die<br />
Umsetzung der Motive,die Menschen gesellig<br />
miteinander am Tisch zeigen, in<br />
großformatige Acryl-auf Leinwand-Werke<br />
bei Schmidt-<br />
Morsbach auf<br />
dem Plan.<br />
„Mein Ziel ist es,<br />
das aquarelltypische<br />
auch in der<br />
anderen Technik<br />
„Ich war sprachlos und aufgeregt.“<br />
Regine Schmidt-Morsbach über ihre Gefühle, als sie<br />
vom Großauftrag für den Aida-Konzern erfuhr.<br />
„Die Herrenrunde“ bedient sich der Gesellschaft eines Chamäleons..<br />
zu erhalten“,<br />
schildert die<br />
Künstlerin. Über ein Jahr ist seither vergangen<br />
–und inzwischen arbeitet sie in<br />
ihrem Atelier an der Sternstraße am letzten<br />
von zwölf Bildern.<br />
Die ersten sechs sind bereits im Februar<br />
dieses Jahres von einer Spedition begutachtet,<br />
verpackt<br />
und nach Nagasaki verschifft worden.<br />
DiezweiteSerie ist, wie gesagt, fast<br />
fertig. Das zwölfte Bild steht halbfertig<br />
auf der Staffelei, während Regine<br />
Schmidt-Morsbach<br />
unserer Zeitung<br />
diese unglaubliche<br />
Geschichte<br />
erzählt.<br />
„Die skizzierten<br />
Entwürfe werden<br />
in Acryl indifferenzierten<br />
Strukturen<br />
und changierenden Farbflächen<br />
umgesetzt.“ Der Tisch, an dem die teils<br />
üppigen Figureninihren Bildernhocken,<br />
bildet jeweils die Basis der Bilder.Mal gesellt<br />
sich ein Chamäleon zu einer Runde<br />
distinguiert wirkender Herren, mal wird<br />
ganz offensichtlich dem Alkohol<br />
zugesprochen –entsprechend<br />
dem Titel eines<br />
der Werke: „Leben soll sich<br />
wieder lohnen.“<br />
„Die Arbeit macht immer<br />
noch viel Spaß. Es ist spannend,<br />
wie sich auf der<br />
Leinwand trotz klarer Vorlage<br />
überraschende Komposition<br />
entwickeln“,<br />
schildert die Künstlerin,<br />
die sich nun sputen will,<br />
das Projekt in diesem Monat<br />
zum Abschluss zu<br />
bringen. Denn eine Ausstellung<br />
in der Schweiz<br />
2016 wirft bereits ihre<br />
Schatten voraus. Ob es<br />
ihr leicht fällt, ihre Werke<br />
künftig auf den Weltmeeren<br />
unterwegs zu wissen? Regine<br />
Schmidt-Morsbach zögert. „Wenn man<br />
mich einladen würde, würde ich schon<br />
gern selbstsehenwollen, wo sie gelandet<br />
sind.“<br />
Undwenn schon Schiffsreise<br />
de ich gern wohlhabende, ält<br />
nische Touristinnen begleit<br />
dienzwecken“. Mal sehen,<br />
kommt.<br />
Petra<br />
Neulich imAtelier der Künstlerin in Münster: Gemeinsam mit einem Mitarb<br />
dition verpackt Regine Schmidt-Morsbach eines ihrer Bilder für den Transpor
WISSEN<br />
29<br />
Aus dem Privatbesitz des schwedischen Königs stammt dieses Kabinett, das kurz vor 1700 in der Berliner Hofwerkstatt entstand. Museumsdirektorin Dr. Monika Kopplin lenkt den<br />
Blick auf die kostbar verzierten Innenfächer.<br />
Foto:Jürgen Peperhowe<br />
Erlesenes Mobiliar<br />
für Fürsten und Könige<br />
Das Museum für Lackkunst in Münster widmet dem Künstler Gérard Dagly eine sehenswerte Schau<br />
,„dann würereamerikaen<br />
–zuStuob<br />
es soweit<br />
Noppeney<br />
iter der Spet.<br />
Fotos: Ralf Emmerich<br />
Ein aus Spa im heutigen Belgien<br />
stammender Lackkünstler sorgte vor<br />
über 300 Jahren am Hof des Großen<br />
Kurfürsten in Berlin mit seinen Möbelarbeiten<br />
für Furore. Und Berlin<br />
avancierte in jener Zeit zur Keimzelle<br />
der Sinologie, der Chinakunde.<br />
Das sind nur zwei Aspekte einer sehenswerten<br />
Schau im Museum für<br />
Lackkunst: „Die Dagly-Ausstellung<br />
setzt in der Fülle der Ausstellung, die<br />
ich für das Museum vorbereitet und<br />
durchgeführt habe, einen Meilenstein“,<br />
so freut sich Dr. Monika Kopplin,<br />
die Direktorin des Museums.<br />
Allein das 300. Todesjahr<br />
Daglys ist Anlass genug, das<br />
Werk des bedeutendsten<br />
europäischen Lackkünstlers<br />
As Aeiner Zeit zu würdigen. Es<br />
handelt sich zudem in Münster um die<br />
erste Ausstellung über die Berliner Hofwerkstatt.<br />
Unter den 40 Exponaten befindet<br />
sich sogar eine Leihgabe aus dem Privatbesitz<br />
des schwedischen Königs, nämlich<br />
eines von zahlreichen mit Lackkunst<br />
Kabinett mit Wandtisch aus der Berliner Hofwerkstatt,<br />
um 1700<br />
Gérard Dagly (1660-1715) und die Berliner Hofwerkstatt<br />
Vor 300 Jahren starb der aus Spa stammende Lackkünstler Gérard Dagly. Er<br />
wurde schon im Alter von 26 Jahren vom Großen Kurfürsten nach Berlin gerufen<br />
und bereits ein Jahr später, 1687, zum Kammerkünstler ernannt. Meister<br />
Dagly gründete die Berliner Hoflackwerkstatt, die es in der Adaptation fernöstlicher<br />
Motive und Techniken zu grandioser Meisterschaft brachte. Die Hofwerkstatt<br />
fertigte überwiegend Mobiliar und Vertäfelungen für verschiedene preußische<br />
Residenzen, besonders aber für das Berliner Schloss sowie Schloss Oranienburg<br />
an. Kurfürst Friedrich III., der spätere König Friedrich I., honorierte<br />
Daglys Kunstfertigkeit, in dem er ihn 1696 zum „Intendant der Ornamenten“ ernannte.<br />
In dieser Position war erGesamtaufseher über die Ausstattung der königlichen<br />
Schlösser. Nach der Thronbesteigung König Friedrich Wilhelms I.<br />
wurde die Hofwerkstatt 1713 geschlossen. Dagly fand noch eine Anstellung<br />
beim Kurfürsten Johann Wilhelm II. von der Pfalz, starb jedoch kurze Zeit später<br />
inBensberg. loy Wackelpagode, Berlin, Hofwerkstatt, vor<br />
1706<br />
geschmückten Kabinetten, in denen zum<br />
Beispiel Münzen aufbewahrt wurde.<br />
Der 1660 geborene Gérard Dagly wurde<br />
schon im Alter von 26Jahren vom Großen<br />
Kurfürsten nach Berlin gerufen und<br />
bereits ein Jahr später, 1687, zum Kammerkünstler<br />
ernannt. Meister Dagly<br />
gründete sogleich die Berliner Hoflackwerkstatt.<br />
Eswar die erste ihrer Art in<br />
Europa und sie entwickelte, wie<br />
die Ausstellung zeigt,<br />
eine wahre Meisterschaft.<br />
Um dies zu zeigen,<br />
rückt Museumsdirektorin<br />
Dr. Monika<br />
Kopplin Mobiliar sowohl<br />
aus der Berliner<br />
Hofw<br />
fwerkstatt, das heute<br />
zum Beispiel der Stiftung<br />
Preußische<br />
Schlösser gehört, wie<br />
auch herausragende Exponate<br />
aus China und Japan, die sich in<br />
Privatbesitz befinden, in einen spannenden<br />
Kontrast.<br />
„Meine besondereBewunderung gilt hier<br />
einem Paar japanischer Lackkabinette,<br />
die zu den schönsten Exportlacken gehören,<br />
die ich kenne“, unterstreicht Kopplin,<br />
„und sie gilt dem Weilburger Kabinett<br />
Daglys, in dem die japanische Lackästhetik<br />
vollkommen umgesetzt ist.“ Die<br />
in der Regelschwarz lackierten Kabinette<br />
wurdenmitMotiven aus Floraund Fauna<br />
verziert, und es zählt, wie Kopplin begeistert<br />
erzählt, zuden auch intellektuellen<br />
Glanzleistungen Daglys, wie er sich Motive<br />
und Applikationstechniken aus Fernost<br />
aneignete und in Europa hoffähig<br />
machte. Während hier nämlich noch die<br />
Fülle des Barock als künstlerisches Ideal<br />
„Der Mann war sich seiner<br />
Fähigkeiten voll bewusst.“<br />
Dr. Monika Kopplin über den Ausnahmekünstler<br />
Gérard Dagly am preußischen Hof<br />
galt und die Bildmotive überquollen, galt<br />
in Fernost ein ganz anderes Ideal, das bei<br />
der Gestaltung eben auch freie Flächen<br />
und eine meditativeBalance favorisierte.<br />
Ein Blick auf feine Pflanzenornamentik<br />
oder die immer wiederkehrenden Phoenix-Vögel<br />
zeigen sowohl die Meisterschaft<br />
der Vorbilder wie die des Meisters<br />
Dagly und seiner Werkstatt in Berlin. Die<br />
Ausstellung umfasst neben Kabinettschränken<br />
auch Tische für verschiedene<br />
Zwecke mit polychromer Bemalung und<br />
Wackelpagoden.<br />
Es zählt zu den Stärken der Schau, dass<br />
siedie künstlerischen FähigkeitenDaglys<br />
einbettet in die Fernostbegeisterung zum<br />
Ende der europäischen Barockzeit. So<br />
stand Dagly auch im Kontakt mit dem<br />
Universalgelehrten Gottfried Wilhelm<br />
Leibniz (1646-1716), der sich fünf Jahrzehnte<br />
lang immer wieder mit China beschäftigte<br />
und, wie Monika Kopplin erläutert,<br />
einer der ersten Vordenker eines<br />
Wissenstransfers zwischen Europa und<br />
Fernost war. Der üppigeKatalog aus dem<br />
Hirmer-Verlag, herausgegeben von Dr.<br />
MonikaKopplin, ist auchdiesmal wieder<br />
ein Stück wissenschaftlicher Pionierarbeit<br />
über den herausragendeneuropäischen<br />
Lackkünstler Gérard Dagly.<br />
Gérard Dagly (1660-1715) und die Berliner<br />
Hofwerkstatt. Bis 26. Juli <strong>2015</strong> im<br />
Museum für Lackkunst, Münster.Geöffnet<br />
Mi bis So sowie an Feiertagen von12<br />
bis 18 Uhr, Divon 12 bis 20 Uhr.<br />
Johannes Loy<br />
|www.museum-fuer-lackkunst.de<br />
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30 LEBEN &WISSEN<br />
Temporeiches Geschäft: Bis zu einhundert Mal in einer Stunde besiegelt Daniel Meyer den Kaufabschluss mit dem Hammer.<br />
AUKTIONATOR<br />
Auktionator ist kein anerkannter Ausbildungsberuf. Esist<br />
ein Betätigungsfeld, auf dem sich prinzipiell jeder tummeln<br />
kann. Launige Sprüche, mit denen der Versteigerer<br />
interessierte Bieter in Kauflaune bringt, und der Zuschlag<br />
mit dem Hammer –imFachjargon „Gavel“ genannt –sind<br />
nur Beiwerk: Für den Beruf des Auktionators ist viel kaufmännisches<br />
Gespür erforderlich. Für Auktionen gibt es<br />
gesetzliche Vorschriften, die strikt einzuhalten sind. Zwei<br />
Wochen vor der Versteigerung muss diese bei den zuständigen<br />
Behörden und Handelskammern angemeldet sein.<br />
Die erforderliche Genehmigung des Ordnungsamtes bekommt<br />
nur, wer ein blütenweißes polizeiliches Führungszeugnis<br />
und geordnete finanzielle Verhältnisse vorzuweisen<br />
hat.<br />
Karrierestufe zwei: Nur fünf öffentlich bestellte und von<br />
der IHK Nord Westfalen vereidigte Auktionatoren und<br />
Sachverständige sind im Bezirk der Kammer zugelassen,<br />
einige davon spezialisiert auf Grundstücke oder technische<br />
Anlagen. Wer vereidigt werden will, wird von der<br />
IHK auf Herz und Nieren und vor allem die fachliche Eignung<br />
geprüft –mit einer Durchfallquote von über 50 Prozent:<br />
„Unternehmen und Gerichte greifen bei schwierigen<br />
Fragen gerne auf IHK-Sachverständige zurück. Sie müssen<br />
sich hundertprozentig auf diese verlassen können“,<br />
erklärt Dr. Jochen Grütters, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs<br />
Recht und Organisation.<br />
Wer richtig viel Geld ausgeben und in Kunst von Immendorf,<br />
Richter oder Polke investieren oder diese veräußern<br />
will, wende sich an die großen Auktionshäuser, dies<br />
jedenfalls rät Dieter Löhr, der Geschäftsstellenleiter des<br />
Bundesverbandes der deutschen Kunstversteigerer. „Bei<br />
Kunst oder Wertvollem ab1000 €sollte der Kunde sich<br />
auf die Provenienz-Gutachten eines Experten verlassen.<br />
Und von denen sind bei größeren Auktionshäusern wie in<br />
Köln und Berlin für jedes Spezialgebiet welche beschäftigt“,<br />
empfiehlt der Rechtsanwalt aus Wiesbaden. ma<br />
Wenn ein Holzhammer<br />
den Takt angibt<br />
Kunstauktionatoren wie Daniel Meyer müssen nicht nur besonders eloquent sein. Ohne ein<br />
fundiertes Expertenwissen und große Erfahrung stellt sich der Erfolg nicht ein.<br />
„... und zum Dritten“: Bis zu hundert<br />
Mal pro Stunde schnellt der Hammer<br />
auf den Tisch und besiegelt Kaufabschlüsse<br />
wie am Fließband. Trotzdem<br />
sind das Holzwerkzeug und die<br />
temporeiche Eloquenz nicht die<br />
wichtigsten Handwerkszeuge des<br />
münsterischen Kunstauktionators:<br />
„Fundiertes Fachwissen und langjährige<br />
Erfahrung im Kunsthandel<br />
sind ein absolutes Muss“, ist Daniel<br />
Meyer sich sicher.<br />
Der studierte Kunsthistoriker<br />
kann überdies auf die<br />
Erfahrung von Eric Wilbois,<br />
Urgestein im münsterischen<br />
Auktionshandel,<br />
zurückgreifen. Wilbois ist einer der wenigen<br />
öffentlich bestellten und vereidigten<br />
Versteigerer und hat sich mit<br />
seinem Auktionshaus an der Buddenstraße<br />
seit 40 Jahren auf dem<br />
Markt behauptet.<br />
Für alle in der Branche gilt, dass die<br />
Auktionstageden Takt beschleu-<br />
Edles Porzellan aus China weckt auch verstärkt das Interesse chinesischer<br />
Sammler.<br />
Foto: colourbox.de<br />
nigen. Angespannt und nervös ist der 42-<br />
jährigeMeyer trotzdem nicht das kleinste<br />
Bisschen an so einem Tag, an dem ihm bis<br />
zu 70 kaufgeneigte<br />
Kunstliebhaber<br />
bis zu zehn Stunden<br />
ihre volle<br />
Aufmerksamkeit<br />
schenken. Die Atmosphäre<br />
knistert,<br />
wer esnicht<br />
mehr aushält,<br />
kann bei Kaffee<br />
und Mettbrötchen in der Kneipe nebenan<br />
pausieren und den Kopf kühlen.<br />
Viele Akademiker der „Generation 40+“<br />
besuchen die reale Auktion, über diejenigen<br />
hinaus, die per Telefon oder online<br />
mitbieten. Für MeyerStress, aber im positiven<br />
Sinne: „Ganz im Gegenteil bin ich<br />
bin froh und voller Tatendrang –immerhin<br />
fahre ich heute sozusagen die Ernte<br />
ein der letzten sechs arbeitsintensiven<br />
Monate.“ In Zahlen: Auf den Zuschlagpreis<br />
muss der Käufer noch 23,5 Prozent<br />
sogenanntes Aufgeld, die Verkaufsprovision,<br />
zahlen.<br />
Dafür bringt Meyernicht nur die Ware an<br />
den Mann: In akribischer Recherchearbeit<br />
hat der Fachmann mehr als 800<br />
Exponate katalogisiert: ob die grausepiafarbene<br />
Mariendarstellung<br />
als Miniaturmalerei aus<br />
dem 19. Jahrhundert auf<br />
Porzellanoder die Rokoko-Vitrine<br />
aus Nussbaum.<br />
In den Katalog<br />
hat er nicht nur Fotos<br />
gestellt, sondern jeden<br />
Auktionsgegenstand detailliert<br />
beschrieben.<br />
Den verschickt er nur an seinen gut gepfl<br />
egte Kundenstamm auf der ganzen<br />
Welt. Nach der Auktion verpackt Meyer<br />
einen Großteil der Warenfür den Export:<br />
„Das Kunstwerk muss den Kunden<br />
emotional ansprechen, bloße Geldanlagen<br />
sind hier nicht gesucht.“<br />
Daniel Meyer<br />
„Antikes chinesisches Porzellan wird oft<br />
nach China versteigert, syrische Teppiche<br />
gehen zurück nach Syrien, und für Antiquitäten<br />
wächst<br />
der Markt in<br />
Russland immer<br />
stärker“, berichtetMeyer.Wichtiges<br />
Kaufkriterium:<br />
„Das Kunstwerk<br />
muss den<br />
Kunden emotional<br />
ansprechen,<br />
bloße Geldanlagen sind hier nicht gesucht.“<br />
Der Experte selbst muss auf den ersten<br />
Blick erkennen, was erinden Händen<br />
hält: wertvolle Kunst und Antiquitäten<br />
oder Trödel für den Flohmarkt.<br />
Perfekt, wenn ein Museums-Gutachten<br />
aus Recklinghausen die Echtheit untermauert<br />
wie bei einer Marien-Ikone aus<br />
dem 16./17. Jahrhundert aus dem Beitz-<br />
Nachlass. Auf der zwölften<br />
Auktion des Hauses Meyer<br />
erzielte dieses Sakralkunstwerk<br />
19 000Euro, der Glanz<br />
der internationalen Kunsthandelsszene<br />
erstrahlte in<br />
Münster.SoteureExponate<br />
–„das Meistewirdzwischen<br />
500 und 4000 Euro versteigert“<br />
–sind aber eher die<br />
Ausnahme für den Auktionator<br />
mit Sitz an der Hörsterstraße.<br />
„Viele Kunden<br />
kommen ins Geschäft, um<br />
zu erfahren, ob ihr Silberbesteck<br />
oder Ölgemälde die<br />
Chance auf eine Versteigerung<br />
hat oder schicken per<br />
Mail ein Foto.“ Zu zahlreichen<br />
privaten Anbietern<br />
macht sich Meyeraber auch<br />
selbst auf den Weg, um<br />
Wertgegenstände zu begutachten. „Einige<br />
Verkäufer sind in so hohem Alter,dass<br />
sie nicht mal eben das Handy zücken und<br />
ein Foto machen“, berichtet der 42-Jährige.<br />
Er erlangte bundesweite Bekanntheit<br />
durch seine Bildschirm-Präsenz. Für das<br />
ZDF kommen die Anbieter zu ihm ins Studio<br />
nach Köln: Für die Sendung „Bares<br />
für Rares“ mit Fernsehkoch und ModeratorHorst<br />
Lichter steht Meyerals Händler<br />
seit 2013 an 35 Drehtagen pro Jahr vor<br />
der Kamera. Zusammen mit vier Kollegenbegutachtet<br />
und taxiert er Kunst und<br />
Wertvolles für eine kleine Gage –und<br />
wenn ihn ein Exponat wirklich berührt,<br />
kauft der Münsteraner auch für seine<br />
Auktionen. Das Portemonnaie füllt er vor<br />
jeder Sendung auf. Selbstverständlich<br />
mit seinem eigenen Geld: „Hier ist alles<br />
echt, ganz ohne Drehbuch, darauf legt<br />
das öffentlich-rechtliche Fernsehen sehr<br />
viel Wert.“<br />
Maike Harhues<br />
Mit Moderator Horst Lichter (Bild) steht Meyer als Händler seit 2013 an 35<br />
Drehtagen pro Jahr vor der Kamera.<br />
Foto: ZDF
LEBEN &WISSEN 31<br />
In Asien warten Fans<br />
und frische Millionen<br />
Borussia Dortmund intensiviert seine Marketing-Aktivitäten imAusland. Ligen in Südostasien sind<br />
unattraktiv –deshalb schauen die Fußballbegeisterten vermehrt nach Europa.<br />
Borussia Dortmund streckt seine<br />
Fühler nach Asien, insbesondere<br />
Südostasien aus. Zunächst in Japan,<br />
Singapur und Malaysia, später auch<br />
in Thailand, Indonesien, Vietnam<br />
und China will der börsennotierte<br />
Fußballclub neue Fans gewinnen<br />
und frisches Geld generieren.<br />
„Wir setzen vor Ort auf Herz und<br />
Nachhaltigkeit.“<br />
BVB-Marketing-Direktor Carsten Kramer<br />
Die englische Premier<br />
League mit Manchester<br />
United an der Spitze ist<br />
dort schon lange vor Ort.<br />
BVB-Marketing-Direktor<br />
Carsten Cramer scheut die Konkurrenz<br />
weiterer Vereine nicht. „Wir machen das<br />
anders als alle anderen. Wir setzen vor<br />
Ort auf Herz und Nachhaltigkeit.“<br />
Die vergangenen Jahremit zwei Meisterschaften,<br />
einem<br />
Pokalsieg und<br />
der Teilnahme<br />
am Champions-<br />
League-Finale<br />
2013 haben<br />
Dortmund in<br />
Fernost bekannt<br />
und populär gemacht.<br />
Umfrageergebnisse,<br />
deutlich zunehmende<br />
Medienanfragen<br />
aus der<br />
Region und steigende<br />
Zugriffszahlen<br />
in sozialen<br />
Netzwerken<br />
belegen dies. Bereits<br />
im vergangenen Jahr hat der BVB<br />
eine Dependance in Singapur eröffnet.<br />
Nunsollen die nächsten Schrittegemacht<br />
werden.<br />
Im März warCramer zusammen mit Karl-<br />
Heinz Riedle und Lars Ricken, Torschützen<br />
aus dem Champions-League-Endspiel<br />
1997 gegen Juventus Turin (3:1),<br />
vor Ort. Im Sommer geht die aktuelle<br />
Mannschaft auf eine mehrtägige Asienreise.<br />
„Die Fans dort wollen Stars zum<br />
Anfassen. Dem tragen wir Rechnung“, erklärt<br />
Cramer.<br />
Flagge zeigen im Ausland: Borussia Dortmund geht im Sommer mit den Bundesliga-Stars auf eine Asienreise.<br />
Manchester United hat schon vor drei<br />
Jahrzehnten erkannt, dass im fernen Osten<br />
viel Geld zu verdienen ist. Die Ligen<br />
dort sind unattraktiv, Fußball-Anhänger<br />
schauen nach Europa und identifizieren<br />
sich mit den großen Clubs. ManU ist in<br />
vielerlei Hinsicht Marktführer,angeblich<br />
bis zu 50 Millionen Eurojährlich schöpft<br />
der Verein dort ab. Dortmund ist da eine<br />
Nummer kleiner unterwegs. Geschäftsführer<br />
Watzke bezifferte das Umsatz-<br />
Potenzial im Herbst 2014 „mittelfristig<br />
auf zehn bis 20 Millionen, wenn der<br />
sportliche Erfolg nachhaltig ist.“<br />
Zurzeit ist er das nicht. Der BVB wird in<br />
der kommenden Saison nicht in der<br />
Champions League vertreten sein. Cramer<br />
verhehlt nicht, „dass das die Sache<br />
schwieriger macht“. Aber: „Die Präsenz<br />
der Bundesliga auf den asiatischen TV-<br />
Märkten steigt. Das wird uns helfen, bekannter<br />
und sichtbarer zu werden.“<br />
Dortmund plant mittelfristig. Ein langer<br />
Atem und Detailverliebtheit seien nötig.<br />
„Wir müssen darauf achten, dass unsere<br />
Trikots in jedem Sportgeschäft zu sehen<br />
sind. Es geht nicht nur um den Verkaufserlös,<br />
jedes Trikot ist ein Botschafter<br />
mehr“, erklärt Cramer.<br />
Aufden neuen Zielmärkten wirdder BVB<br />
Menschen aus der jeweiligen Region beschäftigen.<br />
Cramer: „Das ist glaubwürdiger.“ImZweifel<br />
auch überzeugender und<br />
sympathischer.<br />
Sympathie-Werte sind für den erfahrenen<br />
Marketing-Strategen aus Münster<br />
besonders wichtig: „Wenn die Fußball-<br />
Fans uns mögen, haben sie auch Freude<br />
daran, für dieses Thema Geld auszugeben.“<br />
Irgendwann sollen sich die BVB-Aktivitäten<br />
in barer Münze auszahlen.“<br />
Wilfried Sprenger<br />
Foto: dpa<br />
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TECHNOLOGIEPARK BOCHOLT 32<br />
Beste Bedingungen zum Durchstarten<br />
Direkt neben der Westfälischen Hochschule gelegen bietet der zehn Hektar große Technologiepark Bocholt Gewerbegrundstücke ab einer Größe von<br />
700 bis hin zu 4000 Quadratmetern. Die Grundstücke sind voll erschlossen und sofort verfügbar.<br />
Der Technologiepark Bocholt wird<br />
stark nachgefragt. Der südliche Teil<br />
ist nahezu vollständig besiedelt. Daher<br />
wurde Ende 2014 der nördliche<br />
Teil erschlossen. Die Flächen stehen<br />
ab sofort zur Verfügung.<br />
Im zehn Hektar großen Areal direkt<br />
neben der Westfälischen Hochschule finden<br />
dienstleistungs- und technologieorientierte<br />
Unternehmen beste Voraussetzungen,<br />
um sich weiter zu entwickeln.<br />
Aber auch Existenzgründer und Jungunternehmen<br />
wie beispielsweise IT-<br />
Dienstleister sowie Marketing- und Kommunikationsfirmen,<br />
die lediglich Büromöbel,<br />
PC und Telefon benötigen, finden<br />
hier optimale Bedingungen vor, um<br />
durchzustarten.<br />
Das Innovationszentrum inmitten des<br />
Technologieparks –die InnoCent Bocholt<br />
GmbH –stellt für den Unternehmensstart<br />
Büroräume zu günstigen Konditionen in<br />
ihrem Gebäude zur Verfügung. Die benachbarte<br />
Westfälische Hochschule bietet<br />
nicht nur den jungen Leuten der Region<br />
gute Ausbildungsmöglichkeiten,<br />
sondern ist zunehmendAnsprechpartner<br />
der heimischen Wirtschaft im Rahmen<br />
des immer notwendiger werdenden<br />
Technologietransfers.<br />
Moderne Infrastruktur<br />
Zu den Vorzügen der modernen technischen<br />
Infrastruktur des Technologieparks<br />
gehört auch eine Anbindung an das<br />
schnelle Glasfasernetz. Das gilt in Bocholt<br />
übrigens nicht nur für den Technologiepark,<br />
sondern für alle Gewerbegebiete.<br />
Für den südlich liegenden Technologiepark<br />
laufen zurzeit bezüglich des letzten<br />
freien, rund 2000 Quadratmeter großen<br />
Grundstücks die Verhandlungen mit<br />
einem Unternehmen aus der IT/Medien-<br />
Branche, das hier möglichst noch im<br />
Herbst mit seinem Neubau beginnen<br />
möchte.<br />
Der Endausbau des Technologieparks ist<br />
für 2016 vorgesehen. Dann wird der von<br />
Anfang an geplante parkähnliche Charakter<br />
des Areals sichtbar mit seiner besonderen<br />
Straßenführung, den teilweise<br />
zwischen den Grundstücken zu findenden<br />
Grünflächen wie auch einer Baumallee<br />
mit öffentlichen Parkbuchten.<br />
Die Bauplätze zeichnen sich durch ihre<br />
exponierteLage, flexiblen Zuschnitte, effiziente<br />
Nutzbarkeit und attraktive<br />
Grundstückspreise aus. Möglich sind<br />
kleinerezweigeschossigeEinheiten, aber<br />
auch so genanntePunkthäuser als Türme<br />
mit 14 Meter Höhe, um so bereits von<br />
weitem besondere Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit<br />
zu erzeugen und gleichzeitig<br />
flächenintensiv in die Höhe zu gehen.<br />
Wettbewerbsvorteile<br />
Ob Existenzgründer, junge wie auch ältere<br />
Unternehmen aus dem Dienstleistungs-<br />
und Technologiebereich: die Mitnutzung<br />
von Hochschul-Angeboten und<br />
die Teilnahme am Wissenstransfer zwischen<br />
Fachhochschule und kooperierenden<br />
Unternehmen können entscheidende<br />
Wettbewerbsvorteile verschaffen, die<br />
sich langfristig auszahlen.<br />
Besonders die IT-Branche ist im Technologie-Park<br />
stark vertreten. Derzeit sind<br />
hier sieben IT-Unternehmenangesiedelt,<br />
unter ihnen auch die NETGO GmbH und<br />
TIS Technische Informationssysteme<br />
GmbH.<br />
Diese größtenteils noch jungen Unternehmen<br />
profitieren von der direkten<br />
Nachbarschaft zur Westfälischen Hochschule,<br />
Campus Bocholt und kooperieren<br />
bereits seit vielen Jahren erfolgreich mit<br />
der benachbarten Hochschule. Hierdurch<br />
bieten sich Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />
über Bachelor-, Masterarbeiten,<br />
Praktika und Projekte an.<br />
Gewinnung von Fachkräften<br />
Starthilfe: Das Innovationszentrum inmitten des Technologieparks –die InnoCent Bocholt GmbH –stellt für den Unternehmensstart Büroräume<br />
zu günstigen Konditionen in ihrem Gebäude zur Verfügung.<br />
Foto: PD<br />
Auch was die Akquise von Fachkräften<br />
angeht, ist ein Standort im Technologiepark<br />
besonders nützlich, stellt man sich<br />
dort doch in besonders attraktiver Lage<br />
und Umgebung gemeinsam mit anderen<br />
technologieorientierten Betrieben dar.<br />
So haben zum Beispiel vonder Firma TIS<br />
GmbH zehn der derzeitigen Mitarbeiter<br />
ihr Studium an der benachbarten Hochschule<br />
abgeschlossen –die meisten als<br />
Technische Informatiker.<br />
Zehn weitere hatten zuvor im Unternehmen<br />
ein Praxissemester gemacht, und<br />
rund 20 Diplomarbeiten wurden bereits<br />
in Kooperation mit dem Bocholter Unternehmen<br />
geschrieben. Zurzeit werden<br />
zwei Studierende betreut (Bachelor und<br />
Master).<br />
Offenbar findet sich in der Region ein optimaler<br />
Nährboden für Neugründungen<br />
und Aktivitäten vondienstleistungs- und<br />
technologieorientierten Unternehmen:<br />
ausreichend junge und bodenständige<br />
Kräfte, tolle Bildungsmöglichkeiten, dazu<br />
gehört auch die Westfälische Hochschule,<br />
Campus Bocholt nebst einem weiterenStudienort<br />
in Ahaus sowie familienfreundliche<br />
Rahmenbedingungen wie<br />
zum Beispiel bestens ausgebauteKindertageseinrichtungen,<br />
Breitbandanbindungen<br />
für schnelle Internetverbindungen,<br />
aber auch die Ruhe und den lebenswertenRaum,<br />
um zu arbeiten, zu entwickeln<br />
und kreativ zu sein –und das alles mit<br />
einem gesunden Abstand zu den großen<br />
Ballungsgebieten und Metropolen der<br />
Welt.<br />
TIS Technische Informationssysteme GmBH<br />
EXZELLENTE<br />
KARRIERECHANCEN<br />
für technikbegeisterte, kluge Köpfe im Technologiepark Bocholt<br />
Softwareentwicklung<br />
Hardwarenentwicklung<br />
Müller-Armack-Str.8•46397Bocholt<br />
Kundenservice<br />
Projektarbeit<br />
www.tis-gmbh.de<br />
Die Firma TIS nutzt die Nähe zur Westfälischen Hochschule, um junge Nachwuchskräfte<br />
zu gewinnen.<br />
Foto: PD<br />
Server | Storage | Netzwerke | IT-Security | IP-Telefonie<br />
AHAUS – BOCHOLT – BORKEN<br />
BOTTROP – COESFELD – GIESSEN<br />
www.netgo.de