28.04.2015 Aufrufe

DIE WIRTSCHAFT April 2015

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Branchen &Betriebe: Armacell<br />

und der Klimaschutz<br />

Seite 9/10<br />

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Ausgabe 2/15<br />

Geld &Geschäft: Für Aktien<br />

ist es nie zu spät<br />

Seite 17<br />

Münster |Münsterland<br />

www.die-wirtschaft-muensterland.de<br />

Leben &Wissen: Der Weg<br />

zum gesunden Unternehmen<br />

Seite 25/26<br />

<strong>DIE</strong> <strong>WIRTSCHAFT</strong><br />

Preis: 2,00 Euro<br />

<br />

Ohne Breitband gehen<br />

Zukunftspläne baden<br />

Um ganz Deutschland bis 2018 ans schnelle Internet anzuschließen, müssten eigentlich 20 Milliarden<br />

Euro investiert werden. Das Münsterland ist mehr und mehr auf die eigene Kreativität angewiesen.<br />

Es sind Geschichten wie die aus Metelen,<br />

Gescher oder Heek,die man in<br />

Düsseldorf gerne erzählt: Wie diese<br />

Gemeindenihr Schicksal selbst in die<br />

Hand genommen und um den Anschluss<br />

an die digitale Entwicklung<br />

gekämpft haben. Inzwischen ist dort<br />

für die meisten Haushalte der komfortable<br />

Zugang zum schnellen<br />

Internet über Glasfaserkabel keine<br />

Zukunftsmusik mehr.<br />

Entscheider und Bürgerhaben<br />

hier nämlich nicht auf Bund<br />

oder Land gewartet, sondern<br />

sie haben sich Partner gesucht.<br />

„Wir möchten, dass<br />

wir die am besten versorgteländliche Region<br />

sind“, formuliert Engelbert Rauen,<br />

Vorsitzender des Regionalrats und Bürgermeister<br />

in Metelen, die Maßgabe.<br />

So klingen Erfolgsgeschichten, und die<br />

sind willkommen in der Landeshauptstadt,<br />

wo Ministerpräsidentin Hannelore<br />

Kraft zum Jahresauftakt den digitalen<br />

Aufb<br />

ruch in den Mittelpunkt gestellt hat.<br />

Das zentrale Werkzeug für die beschworene<br />

Industrie 4.0 ist eine ausreichende<br />

Breitbandversorgung.<br />

Fortsetzung auf Seite 2/3<br />

OFFEN GESAGT<br />

Radikal schnell<br />

Dort, wo man an der vernetzten<br />

Welt von morgen arbeitet, das alles<br />

umfassende „Internet der Dinge“<br />

vordenkt, wird man auf das Münsterland<br />

kaum warten. Die Änderungen erfolgen<br />

im Vergleich zu vergangenen<br />

Entwicklungsschritten in der digitalen<br />

Welt inzwischen rasend schnell und<br />

sind längst von einer ungemeinen Radikalität.<br />

Geschäftsmodelle, die lange<br />

funktioniert und bisher Stürme der<br />

Zeit überstanden haben, werden von<br />

Hochleistungsmaschinen, die unablässig<br />

miteinander kommunizieren und<br />

dazulernen, geradezu weggefegt. Wer<br />

nicht mitkommt, ist draußen. Eine Zukunftsvision,<br />

die durchaus Realität<br />

werden könnte.<br />

Industrie 4.0 –das Projekt der Bundesregierung<br />

aus der Hightech-Welt hat<br />

die „intelligente Fabrik“ zum Ziel. Sie<br />

soll mehr denn je wandlungsfähig sein,<br />

Ressourcen höchst effizient nutzen,<br />

Kunden und Partner in Geschäfts- und<br />

Wertschöpfungsprozesse einbinden.<br />

Doch ohne breitbandige Internetanbindungen<br />

wird das nicht gehen. Der Zugang<br />

zur Datenautobahn ist –sosagen<br />

unisono Fachleute –existenzsichernd.<br />

Fehlt es auf diesem Feld an der Infrastruktur,<br />

wird das Wirtschaftswachstum<br />

empfindlich gebremst.<br />

Das Münsterland ist wachsam geworden,<br />

kämpft immer energischer um<br />

den Anschluss. Wohlwissend, dass man<br />

sich aus einer digitalen Wüste heraus<br />

nicht behaupten kann.<br />

Die Arbeitswelt von heute hat längst<br />

einen digitalen Kern, ohne den Weiterentwicklungen<br />

kaum noch vorstellbar<br />

erscheinen. Vom Markt- und Kundenverhalten<br />

ganz zu schweigen.<br />

Dies alles sollte Grund genug sein, das<br />

Münsterland beim Thema Breitband<br />

dauerhaft und weit nach vorne zu bringen.<br />

wk<br />

Wirtschaft ist in Topform<br />

Experten fordern neben Schuldenabbau jetzt auch niedrigere Steuern für Arbeitnehmer<br />

Die deutsche Wirtschaft ist aktuell in<br />

Topform: Trotz weltweiter Risiken<br />

sagen die führenden Konjunkturforscher<br />

für <strong>2015</strong> und 2016 einen kräftigen<br />

Aufschwung voraus.<br />

Der niedrige Ölpreis lässt<br />

den Deutschen mehr Geld<br />

für den Konsum, der niedrige<br />

Euro schiebt die Exporte<br />

an“, sagte der Konjunkturchef<br />

des Ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser,<br />

jetzt bei der Vorstellung des<br />

neuen Frühjahrsgutachtens in Berlin.<br />

Die Institute, die im Herbst noch düster<br />

in die Zukunft geschaut hatten, hoben<br />

4 198869 002009<br />

2 0 0 1 8<br />

ihre Prognose für das Wachstum im laufenden<br />

Jahr von1,2 auf 2,1 Prozent deutlich<br />

an. Weil der Staat bis 2016 voraussichtlich<br />

über 50 Milliarden Euro an<br />

Überschüssen erwirtschaftet, fordern die<br />

Experten neben dem Schuldenabbau<br />

nunmehr auch Steuersenkungen für<br />

Arbeitnehmer.<br />

Im nächsten Jahr soll die deutsche Wirtschaftsleistung<br />

den Prognosen zufolge<br />

um 1,8 Prozent anziehen. Womöglich ist<br />

sogar noch weit mehr drin, weil der Absturz<br />

der Ölpreise und die Geldschwemme<br />

der Notenbanken die Konjunktur<br />

stärker als zunächst kalkuliert befeuern<br />

könnten. Laut den Forschern gibt es ausnahmsweise<br />

einmal ein „Aufwärtsrisiko“<br />

–obwohl umgekehrt der Russland-Ukraine-Konflikt,<br />

die Nahost-Lage oder das<br />

griechische Schuldendrama die Stimmung<br />

rasch wieder eintrüben könnten.<br />

Um die Kaufkraft der Verbraucher weiter<br />

zu stärken, wünschen sich die Institute<br />

eine rasche Reform der Lohn- und Einkommensteuer.<br />

Der Arbeitsmarkt eilt weiter von Rekord<br />

zu Rekord –obwohl der vonSchwarz-Rot<br />

zum Jahresbeginn eingeführte Mindestlohn<br />

von 8,50 Euro pro Stunde nach Ansicht<br />

der Institutebis zu 220 000 Minijobs<br />

vernichten könnte, besonders in Ostdeutschland.<br />

Die Arbeitslosenquote soll laut dem Gutachten<br />

von 6,7 Prozent (2014) auf 6,3<br />

Prozent und 2016 dann auf 5,9 Prozent<br />

sinken. Bald dürften über 43 Millionen<br />

Deutsche erwerbstätig sein.<br />

Der Ifo-Index stieg im <strong>April</strong> zum sechsten<br />

Mal in Folge und verbesserte sich von<br />

107,9auf 108,6 Punkte, wie das Ifo-Institut<br />

mitteilte. Vorallem ihreLagebeurteilten<br />

die Firmen erneut besser.<br />

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2 MACHER &MÄRKTE<br />

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WESTMÜNSTERLAND<br />

Lange galten sie als Schlusslichter:<br />

In den beiden Münsterland-<br />

Kreisen Borken und Coesfeld wies<br />

der Breitbandatlas für Nordrhein-<br />

Westfalen die geringste Verbreitung<br />

von Breitbandanschlüssen<br />

aus.<br />

Die Wirtschaftsförderung im Kreis<br />

Borken hat nachgeholfen und<br />

überall, wo ohnehin an Versorgungsleitungen<br />

gearbeitet wurde,<br />

Leerrohre verlegen lassen. 81 Kilometer<br />

liegen nun, sie verbinden<br />

mehrere Orte. Der Kreis habe so<br />

einen der größten Kostenfaktoren<br />

selbst geschultert, sagt Katharina<br />

Höing, Sprecherin der Wirtschaftsförderung.<br />

Zwei Drittel<br />

sind bereits vermietet an große<br />

und kleinere Kommunikationsanbieter.<br />

79Prozent aller Haushalte<br />

sind inzwischen erschlossen.<br />

Auch die Wirtschaftsförderer im<br />

benachbarten Kreis Coesfeld haben<br />

sich 2013 auf diesen Weg gemacht,<br />

weil sie nicht mehr ertragen<br />

konnten, dass der Datentransport<br />

mit dem Auto schneller<br />

wäre als per Datenleitung. Mit<br />

wachsendem Erfolg.<br />

hir<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>DIE</strong> <strong>WIRTSCHAFT</strong> Münster |Münsterland<br />

Verlag und Herausgeber:<br />

Aschendorff Verlag GmbH &Co. KG<br />

Geschäftsbereich: Media &Sales<br />

Soester Str. 13, 48155 Münster<br />

Telefon: 0251.690-0<br />

Telefax: 0251.690-804801<br />

Redaktion:<br />

Claudia Bakker (verantw.)<br />

Anzeigen:<br />

Anzeigenleitung: Herbert Eick<br />

E-Mail: anzeigen@die-wirtschaft-muensterland.de<br />

www.die-wirtschaft-muensterland.de<br />

Objektleitung:<br />

Katharina Heidmann<br />

Telefon: 0251.690-4701<br />

Telefax: 0251.690-804801<br />

Gestaltung/Layout:<br />

Lisa Stetzkamp<br />

Druck:<br />

Aschendorff Druckzentrum GmbH &Co. KG<br />

An der Hansalinie 1, 48163 Münster<br />

Telefon: 0251.690-0<br />

Telefax: 0251.690-215<br />

Auflage:<br />

17.000 Exemplare<br />

Hinweis: Dieser Ausgabe liegen Beilagen der Göbel Archiv<br />

GmbH &Co. KG,Ennigerloh, und der SchultzKG, Wiesbaden,<br />

bei. Wir bitten unsere Leser um freundliche Beachtung.<br />

Von UMTS und WiMAX –<br />

Hilfe imBegriffsdschungel<br />

Damit die Welt der Telekommunikation<br />

kein Buch mit<br />

sieben Siegeln bleibt, muss<br />

man sich mit der Fachterminologie<br />

vertraut machen.<br />

Beim Bundesministerium für Verkehr<br />

und digitale Infrastruktur werden<br />

einige sehr gebräuchliche Abkürzungen<br />

folgendermaßen erläutert:<br />

– UMTS steht für Universal Mobile Telecommunications<br />

System. Dabei handelt<br />

es sich um einen zum dritten Mal verbesserten<br />

Mobilfunkstandard, der nun deutlich<br />

höhere Datenübertragungsraten erlaubt.<br />

– HSDPA steht für High Speed Downlink<br />

Packet Access und ist eine Weiterentwicklung<br />

des UMTS, die es dem Mobilfunknutzer<br />

erlaubt, Daten mit DSL-ähnlicher<br />

Download-Geschwindigkeit zu<br />

übertragen. Es sind je nach Anbieter und<br />

individuellem Kundenvertrag Geschwindigkeiten<br />

von 3,6, 7,2, 21,6 und 42,2<br />

Mbit/s möglich.<br />

– LTE steht für Long Term Evolution. Bei<br />

der LTE-Technologie handelt es sich um<br />

ein mobiles Datenübertragungsverfahren<br />

als Weiterentwicklung der UMTS-<br />

HSDPA Übertragungstechnik in den Frequenzbändern<br />

bei 800 MHz, 1,8 und 2,6<br />

GHz. Es sind je nach Anbieter und individuellem<br />

Kundenvertrag Geschwindigkeitenbei<br />

Optimalbedingungen von3,6, 7,2,<br />

21,6, 42,2, 50 oder 100 Mbit/s möglich.<br />

– WLAN steht für Wireless Local Area<br />

Networks. Beim WLAN handelt es sich<br />

um ein lokales drahtloses Netzwerk, das<br />

im 2,4 oder 5GHz Frequenzbereich verbunden<br />

ist.<br />

–Die Bezeichnung FTTx steht für verschiedene<br />

Datenübertragungswege mittels<br />

Glasfaser, d. h. Datenübertragung<br />

mit Hilfeeines Lichtsignals. Das „F“ in der<br />

Abkürzungsteht für den englischsprachigen<br />

Begriff „Fiber“ und bedeutet Glasfaser.<br />

Weil die Glasfaserkabel (GFK) nicht<br />

bis zum Teilnehmer verlegt sind und die<br />

„letzte Meile“ aus Kupferkabel besteht<br />

unterscheidet man mehrere Varianten.<br />

–Kabel bzw. CATV bezeichnet die Breitbanddatenübertragung<br />

über das Fernsehkabel.<br />

–Bei PLC handelt es sich um die Datenübertragung<br />

mittels eines Stromkabels<br />

zwischen der Steckdose und der Trafostation.<br />

– DSL steht für Digital Subscriber Line.<br />

Die DSL-Technik nutzt die Tatsache, dass<br />

der herkömmliche analoge Telefonverkehr<br />

im Kupferkabel nur Frequenzen bis<br />

4kHz belegt. Mit Hilfe eines Modems<br />

wird die Bandbreite des Kupferkabels in<br />

unterschiedliche Kanäle gesplittet<br />

(Sprach- und Dateninformationen) und<br />

somit werden die höheren Frequenzen<br />

für die DSL-Technologie verfügbar. Die<br />

am häufigsten vorkommenden Techniken<br />

sind das ADSL und das SDSL.<br />

–VDSL (VeryHigh Speed Digital Subscriber<br />

Line) bzw.VDSL2-Standardwirdseit<br />

2006 in Deutschland angeboten. Es sind<br />

je nach Anbieter und individuellem Kundenvertrag<br />

Geschwindigkeiten von größer/gleich<br />

25 Mbit/s sowie größer/gleich<br />

50 Mbit/s möglich.<br />

Es sind dabei jedoch für DSL/VDSL die<br />

Einflüsse auf die Kupfer-Anschlussteilnehmerleitung(TAL)<br />

mittels Adernquerschnitt<br />

oder Korrosion etc. zu berücksichtigen.<br />

– WiMAX steht für Worldwide Interoperability<br />

for Microwave Access. Beim Wi-<br />

MAX handelt es sich um eine drahtlose<br />

Breitbandanbindung, die im 3,4-bis-3,6-<br />

GHz-Frequenzband arbeitet. Anders als<br />

die WLAN-Standards der Familie 802.11<br />

überbrückt WiMAX größere Reichweiten,<br />

was eine bessere Breitbandversorgung<br />

in ländlichen Regionen ermöglicht.<br />

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im Arbeitsalltag aus.


MACHER &MÄRKTE 3<br />

Die Denkweise verändern<br />

Bei der Breitbandversorgung warten viele Kommunen schon heute nicht mehr auf Land und Bund.<br />

Mit der Deutschen Glasfaser kommt niederländischer Pragmatismus ins Spiel.<br />

Fortsetzung von Seite 1/2<br />

Bis 2018 will Rot-Grün ganz<br />

NRW, insbesondere sämtliche<br />

Gewerbegebiete, versorgt<br />

haben. „Der Strukturwandel<br />

dieser Tage ist digital“,<br />

sagt Kraft. In einer Regierungserklärung<br />

Ende Januar hat sie ein Maßnahmenbündel<br />

angekündigt. 640 Millionen<br />

Eurowill Rot-Grün bis 2020 dafür einsetzen,<br />

dass NRW Vorreiter beim digitalen<br />

Wandel wird.<br />

Die Opposition kauft der NRW-Regierung<br />

den Kurs nicht ab. Seitdem befinden<br />

sich beide Seiten im Wettrennen um die<br />

richtigen Konzepte. Dem Land kann das<br />

nützen, wenn die Grundvoraussetzung<br />

stimmt: Zugang zum schnellen Internet.<br />

Derzeit liegt die Versorgungsquote mit<br />

einer Datenrate von mindestens 50<br />

Megabit je Sekunde (mbit/s) landesweit<br />

bei gerade 73,3 Prozent (2013: 70,5;<br />

2012: 69,1). „Wir sind Tabellenführer“,<br />

hält Wirtschaftsminister Garrelt Duin Kritikern<br />

entgegen. Allerdings nur in den<br />

Städten: 82,1 Prozent aller Haushalte<br />

können dort ins schnelle Internet, in städtischen<br />

Randlagen sind es nur noch 48,2<br />

Prozent. Die ländlichen Regionen dümpeln<br />

bei 39,8 Prozent. Die Zahlen hat<br />

Duin eben erst dem Landtag überreicht.<br />

„Wenn die Landesregierung<br />

das Wirtschaftswachstum<br />

beschleunigen<br />

will, muss sie die<br />

Fördermittel aus<br />

den Ballungsräumen<br />

in die<br />

wirtschaftlich<br />

starken Regionen<br />

des Landes<br />

verlagern“, betont<br />

Hendrik<br />

„Man muss beim Thema Breitband<br />

kreativ unterwegs sein. Der Weg Wüst, Landeschef<br />

der CDUins<br />

Ziel rechtfertigt fast alles.“<br />

Mittelstandsvereinigung.<br />

„Es<br />

Jens von Lengerke, IHK Nord Westfalen<br />

passiert zu wenig<br />

bei der Förderung<br />

der digitalen Wirtschaft.“ Aus<br />

Sicht vonCDU und FDP handelt die Landesregierung<br />

viel zu verhalten. FDP-<br />

Fraktionschef Christian Lindner wirft<br />

Rot-Grün vor, kein positives Klima für<br />

Gründer zu schaffen. Die Rahmenbedingungen<br />

stimmten nicht. Und dazu gehört<br />

auch die Breitbandversorgung.<br />

Um ganz Deutschland bis 2018 ans<br />

schnelle Internet anzuschließen, müssten20Milliarden<br />

Euroinvestiert werden,<br />

hat der TÜV Rheinland errechnet. Welche<br />

Kosten das Vorhaben zwischen Rhein<br />

und Weser auslöst, untersucht derzeit die<br />

NRW-Bank für die Landesregierung. Ergebnisse<br />

sollen am 4. Mai bei einem Run-<br />

Verteilerpunkt: Hier laufen Glasfaserkabel unter anderem zur Übertragung von Hochgeschwindigkeitsinternet zusammen.<br />

den Tisch bekanntgegeben werden. Es<br />

gibt bislang nur eine Orientierungsgröße,<br />

die Telekom-Experten nennen: Danach<br />

liegt die Wirtschaftlichkeitslücke<br />

für die restliche Erschließung des Landes<br />

mit Breitbandzugang bei etwa 600 Millionen<br />

Euro, wenn man zunächst die verfügbaren<br />

Kupferkabel mit moderner<br />

Technologie nutzt. Wenn überall Glasfaser<br />

gelegt werden soll, liegt die Lückebei<br />

zwei Milliarden Euro. Geld, das die Konzerne<br />

nicht ausgeben wollen, weil sie<br />

dann kein Geschäft machen. Also müssten<br />

das Land und der Bund zahlen.<br />

Jens vonLengerke, Breitbandexpertebei<br />

der IHK Nord Westfalen, erwartet den 4.<br />

Mai mit Spannung. Vor Jahr und Tag<br />

schon hat er gefordert, die Breitbandversorgung<br />

speziell der Gewerbe- und Industriegebiete<br />

exakt zu ermitteln. Gerade<br />

dort tun sich mit Blick auf die Zukunftsvision<br />

Industrie 4.0 nach seinem<br />

Kenntnisstand noch erhebliche Lücken<br />

auf. Eine Gefahr vorallem für kleine Mittelständler,<br />

die technisch ins Hintertreffengeraten<br />

können. VonLengerke: „Man<br />

muss beim Thema Breitband kreativ<br />

unterwegs sein. Der Weg ins Ziel rechtfertigt<br />

fast alles.“<br />

Viele Kommunen im Münsterland wollen<br />

auf Land und Bund nicht mehr warten.<br />

Sie haben sich einen Partner gesucht, der<br />

sie schneller auf den Weg indie Zukunft<br />

bringt. So lernen sie vom Pragmatismus<br />

der Niederländer.Nicht tief unter der Erde,<br />

sondern in leicht verlegbaren Schächten20Zentimeter<br />

unter Bordsteinniveau<br />

verläuft das Glasfaserkabel dort, wo Bor-<br />

Netsich um das Geschäft kümmert. es ist<br />

eine Tochter der Deutschen Glasfaser.<br />

Das zur niederländischen Reggeborgh-<br />

Gruppe gehörende Unternehmen legt<br />

Glasfaser in alle Straßen, wenn mindestens<br />

40 Prozent der Haushalteeinen Vertrag<br />

abschließen.<br />

Mit dieser Praxis hat das Unternehmen<br />

den Markt aufgemischt. Das muss man<br />

auch, um 2018 die meisten Haushaltemit<br />

Breitband zu erreichen, meint Gerda<br />

Meppelink, Vorstandsmitglied und Sprecherin<br />

der Deutsche Glasfaser Holding.<br />

„Wir müssen neue Lösungen finden. Das<br />

Ziel erreichen wir nicht, wenn wir die<br />

Denkweise nicht verändern.“ Viele Bürgermeister<br />

sind den Weg mitgegangen –<br />

erfolgreich. 100 000 Haushalte hat die<br />

Deutsche Glasfaser schon an ihr Netz angeschlossen,<br />

jetzt verkündet Meppelink<br />

die frisch gesetzte nächste Zielmarke:<br />

„Wir werden jetzt das Investitionsvolumen<br />

vervierfachen, wir planen die 400<br />

000.“ Sie meint dabei Glasfaser und nicht<br />

die in vielen Orten vonden anderen Telekom-Konzernen<br />

genutzte VDSL-Technologie,<br />

die die bestehenden Kupferkabel<br />

nutzt. Diese Technik werde schnell veralten,<br />

weil die Kapazität nicht reicht:<br />

„Das sind die weißen Flecken der Zukunft“,<br />

sagt Meppelink.<br />

In Ahaus hat die Zukunft schon vorvielen<br />

Jahren begonnen. Dort haben Software-<br />

Unternehmen, allen voran die 1986 gegründete<br />

„Tobit Software“ und später<br />

„d.velop“, mit einem rasanten Wachstum<br />

die Entwicklung beschleunigt. Am Anfanghabe<br />

Tobit für die ersten Internetzugänge<br />

auch für Privathaushalte gesorgt,<br />

erinnert sich Unternehmenssprecher Dietervan<br />

Acken. Probleme mit Datenleitungen<br />

hatten die Software-Entwickler<br />

selbst nicht –Voraussetzung für ihren<br />

Aufstieg, der sie zu einer Art Inkubator<br />

für die Branche in Ahaus macht. „Daraus<br />

hat sich ein kleines Silicon Valley entwickelt“,<br />

meint vanAcken und erzählt noch<br />

so eine Geschichte, die man in Düsseldorf<br />

fasziniert hört.<br />

hir/wk<br />

Foto: dpa<br />

WACHSTUMSMOTOR<br />

Beim Wirtschaftswachstum hinkt NRW imLändervergleich<br />

hinterher –insbesondere hinter Primus Bayern. Hier aufzuschließen,<br />

würde mehr Steuern in die marode Landeskasse<br />

bringen und viele neue Jobs schaffen. Der Schlüssel:<br />

Digitalisierung. Allein der Wandel zur Industrie 4.0<br />

beschleunigt das Wachstum nach einer Studie des Branchenverbandes<br />

Bitkom um 1,7 Prozent.<br />

Das Ifo-Institut hat die Auswirkungen des weiteren Breitbandausbaus<br />

berechnet. Wenn weitere zehn Prozent der<br />

Bevölkerung Zugang zum schnellen Internet bekommen,<br />

bewirke das ein zusätzliches Wirtschaftswachstum zwischen<br />

0,9 und 1,5 Prozent. In ländlichen Regionen beobachteten<br />

die Forscher, dass sich der flächendeckende<br />

Breitbandausbau auf die finanziellen Verhältnisse der<br />

Menschen ausgewirkt hat: Die Pro-Kopf-Einkommen lägen<br />

um 2,7 bis 3,9 Prozent höher als vor der Einführung. hir<br />

Lauscher Schürmann<br />

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4 MACHER &<br />

Millionen-Projekt mit Tiefga<br />

Die Südstrecke des Dortmund-Ems-Kanals bildet ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Rhein und den Stromgebieten vo<br />

den Berliner Wasserstraßen. Das Ende der Baumaßnahme wird erst Ende 2023 erwartet.<br />

Zwischen Rheine und Datteln wird<br />

nicht nur massig Erdreich bewegt,<br />

sondern werden mehr als tausend<br />

Millionen Euro gestemmt: Leinenlos<br />

für 40 bis 50Binnenschiffe täglich<br />

auf dem Kanal statt 4000 bis 5000<br />

Brummis auf der Autobahn.<br />

„Eine Anhebung dieser relevanten<br />

Brücken ist in den nächsten zehn<br />

bis 15 Jahren nicht zu erwarten.“<br />

Renate Schäfer, Pressesprecherin der Wasser- und<br />

Schifffahrtsdirektion Münster<br />

Nach Ende der Baumaßnahme,<br />

das erst 2023 erwartet<br />

wird und 200 Millionen<br />

Euro mehr verschlingt als<br />

veranschlagt, soll nicht die<br />

Zahl der Frachtschiffe eklatant steigen,<br />

sondern ihre Größe. Und damit auch die<br />

Menge des Gütertransportes, den die<br />

Wasserschifffahrtsdirektion Münster für<br />

2014 mit 12,2 Millionen Tonnen beziffert,<br />

ohne bereits eine Prognose über die<br />

zukünftige Tonnage zuliefern.<br />

Die Haupthindernisse liegen dort, wo<br />

sich Auto-und Wasserstraßen begegnen:<br />

Allein 73 Brücken ersetzt der Bund als<br />

Geldgeber auf der Südstrecke des Dortmund-Ems-Kanals<br />

und erhöht<br />

sie auf die Standard-Durchfahrtshöhe<br />

von<br />

5,25 Metern; acht<br />

davon allein im<br />

Nadelöhr Münster.<br />

Meilenstein<br />

wardie Eröffnung<br />

der Zwillingsschleuse<br />

Münster voreinem Jahr.Zusammen<br />

mit der Brückenerneuerung auf der<br />

Stadtstreckeein Mammutprojekt, das das<br />

Naherholungsgebiet am Ufer auch noch<br />

die nächsten acht Jahreineine Großbaustelle<br />

verwandelt.<br />

Zudem ein Kraftakt, der bei Bürgern oftmals<br />

wenig Akzeptanz findet. Das Ergebnis<br />

gerät zur bloßen Etappe –zumindest<br />

mit Blick auf den anvisierten zweistöckigen<br />

Containerverkehr: „Der ist dann von<br />

Norden her nur bis Datteln möglich, dort<br />

müssen die Schiffe wieder umdrehen<br />

oder teilweise entladen“, erklärt Ulrich<br />

Wieching, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes<br />

Rheine. Die niedrigen Brücken<br />

an Rhein-Herne-Kanal und Weser-<br />

Datteln-Kanal verhindern die Entwicklung<br />

wirtschaftlicherer Containertransporte<br />

auf dem Wasserweg. „Eine Anhebung<br />

dieser relevanten Brücken ist in den<br />

nächsten zehn bis 15 Jahren nicht zu erwarten“,<br />

schlägt Renate Schäfer, Pressesprecherin<br />

der Wasser- und Schifffahrtsdirektion<br />

Münster, einen weiteren zeitlichen<br />

Bogen.<br />

Aber immerhin, nach Abschluss der laufenden<br />

Baumaßnahmen können die<br />

Dauerbaustelle Kanal: Wie hier in Höhe von Senden wird der Dortmund-Ems-Kanal auf vielen Kilometern ausgebaggert.<br />

Großmotorgüterschiffe mit 110 Metern<br />

Länge und Schubverbände mit 185 Metern<br />

Länge, einer Breitevon jeweils 11,45<br />

Metern und einer Abladetiefevon jeweils<br />

2,80 Metern (zuvor 2,50 Meter) zwischen<br />

Datteln und dem Abzweig des Mittellandkanals<br />

durchgängig fahren.<br />

„Schlappe“ 30 Zentimeter mehr Tiefgang<br />

OFFEN GESAGT<br />

Von der Entdeckung der Langsamkeit<br />

Die Millionen versickern flott im<br />

Ausbau, während das Verkehrsaufkommen<br />

auf der Wasserstraße nur so<br />

dahintröpfelt. Klafft zwischen Aufwand<br />

und Nutzen deshalb eine riesige Lücke,<br />

droht gar ein finanzieller Dammbruch?<br />

Nein! Denn dazu, den Kanal fit für moderne<br />

Binnenschiffe zumachen, besteht<br />

gar keine Alternative.<br />

Daran ändert auch die täglich zu beobachtende<br />

Tatsache nichts, dass Logistikunternehmen<br />

und ihre Auftraggeber<br />

bisher dem Straßenverkehr den Vorzug<br />

geben. Die Flexibilität und das Tempo<br />

der Brummis auf dem Asphalt stößt<br />

aber mehr und mehr an Grenzen –<br />

denn die Kosten pro Volumen galoppieren<br />

und die Autobahnen kollabieren.<br />

Zumindest für viele Transportgüter<br />

ist der Wasserweg also zuverlässiger<br />

bedeutet für das Großmotorgüterschiff<br />

eine Steigerung bei der Ladung von 16<br />

Prozent.<br />

Der Ausbau der Wasserstraßen gleicht<br />

der Entdeckung der Langsamkeit: Schon<br />

1993 hat der Bund als Kostenträger im<br />

Verkehrsprojekt zur Deutschen Einheit<br />

über den DEK-Südstreckenausbau entschieden<br />

und im Wasserstraßenausbau<br />

die West-Ost-Verkehrsachse priorisiert.<br />

Die DEK-Südstrecke bildet dabei ein<br />

wichtiges Bindeglied zwischen dem<br />

Rhein und den Stromgebieten vonWeser,<br />

Elbe und den Berliner Wasserstraßen.<br />

Allerdings ist sie eine sogenannteDurchgangswasserstraße<br />

mit im Vergleich zum<br />

und billiger. Diesen Trend gilt es zu<br />

fördern. Was klarer Job der Bundesschifffahrtsverwaltung<br />

ist. Nicht ihr<br />

Konzept verdient Kritik, sondern die<br />

Geschwindigkeit beim Planen und Finanzieren,<br />

was ungleich länger dauert<br />

als das tatsächliche Bauen.<br />

Die Entdeckung der Langsamkeit –auf<br />

der Wasserstraße erwünscht, in Amtsstuben<br />

überflüssig. Maike Harhues<br />

Ruhrgebiet eher geringem<br />

schlag. Kaum überraschen<br />

weise wurden in Duisburg 2<br />

Mal so viele Güter umgesch<br />

Münster.<br />

Auf dem Schiff befördern lä<br />

was nicht „just in time“ geli<br />

muss: etwaFuttermittel, Sch<br />

mittel, Erd- und Mineralöl.<br />

über den DEK erheblich m<br />

Berg–also ins Ruhrgebiet –<br />

als zu Tal. Besonders krass i<br />

schied bei land- und fors<br />

chen Produkten: Via Schiff g<br />

1,5Millionen Tonnen ins Ru<br />

300 000 Tonnen begaben<br />

fahrt. Die Zahlen ließen si<br />

gern, macht die Lobby der<br />

Spediteure“ geltend.<br />

Der Bundesverband der De<br />

nenschifffahrt (BDB) –imme<br />

ten 52Prozent der Binnen<br />

deutscher Flagge (Anteil de<br />

der 36 Prozent) die Schleu<br />

ist deshalb mit seiner Geduld<br />

Arbeitsrecht<br />

Betriebsverfassungsrecht<br />

Handelsvertreterrecht<br />

Forderungseinzug<br />

Verkehrsrecht<br />

Seniorenrecht<br />

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MÄRKTE<br />

5<br />

ng<br />

nWeser, Elbe und<br />

Foto: D.Harhues<br />

Hafenumd:<br />

Beispiels-<br />

013 rund 79<br />

lagen wie in<br />

SteverLippe<br />

Rheine<br />

sst sich alles,<br />

efert werden<br />

rott, Dünge-<br />

2014 wurden<br />

ehr Güter zu<br />

transportiert<br />

st der Untertwirtschaftlielangtengut<br />

hrgebiet, nur<br />

sich auf Talh<br />

noch stei-<br />

„Wasserwegutschen<br />

Binrhin<br />

passierschiffe<br />

unter<br />

rNiederlänse<br />

Münster –<br />

bald am Ende.<br />

Denn er sieht im Ausbau der<br />

Stadtstrecke Münster den letzten<br />

Mosaikstein in der großen Verbindung<br />

vomRhein nach Berlin: „Die zahlreichen<br />

Querbauwerke über den Kanal, unterschiedliche<br />

Baulastträger bei den Brücken<br />

und eine komplexe Planung im<br />

Stadtbereich verzögern die Planungen<br />

enorm –jetzt schon um mehr als fünf Jahre“,<br />

moniert Jörg Rusche. Für den Geschäftsführer<br />

des Verbandes spiele dabei<br />

eine zentrale Rolle, dass zu wenigeIngenieure<br />

für die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />

tätig seien, was die Planungen<br />

ebenfalls verlangsamt habe.<br />

So haben hingegen die umliegenden<br />

Kreise und Städte für den Ausbau der<br />

DEK-Nordstrecke von Papenburg bis Bevergern<br />

acht Ingenieursstellen geschaffen,<br />

um aufs Tempo zu drücken.<br />

„Trotzdem stehen hier keine Unternehmer<br />

auf der Matte, die händeringend darauf<br />

warten, ihreContainer per Schiff zu<br />

transportieren“, gibt Joachim Brendel,<br />

Geschäftsbereichsleiter Handel und Verkehr<br />

der Industrie- und Handelskammer<br />

(IHK) Nord Westfalen, zu bedenken. Mit<br />

dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft<br />

Binnenhäfen NRW Dr. Arndt Glowacki,<br />

dem der Brücken- und Schleusenausbau<br />

–„die Bauwerke sind teilweise<br />

fast 100 Jahre alt“ –nicht in der gebotenen<br />

Konsequenz vorangetrieben wird, erarbeitet<br />

Brendel Verbesserungen des<br />

Wasserwegenetzes und Güterumschlags.<br />

Glowacki ist Leiter der Hafenbetriebe im<br />

Chemiepark Marl und hält seinen IHK-<br />

Kollegen für den „Logistik-Papst Münsters“,<br />

denn Brendel entwickelt seitfast 30<br />

Jahren Verkehrskonzepte für<br />

kjhkh<br />

das Münsterland.<br />

Seinen Schwerpunkt legt er nicht<br />

auf politische Vorgaben, sondern bleibt<br />

nahdran an den Unternehmen, denen bei<br />

der Logistik vorallem die<br />

punktgenaue Taktung<br />

im Nacken sitze.<br />

Den Firmen sei ein<br />

Standort am Autobahnzubringer<br />

zurzeit<br />

Olfen<br />

deshalb wesentlich wichtiger<br />

als einer in der Nähe<br />

des Dortmund-Ems-Kanals.<br />

Joachim Brendels Fazit<br />

lautet deshalb: „Wenn<br />

20<br />

eine Logistik funktioniert<br />

–und das tut sie zur-<br />

Datteln<br />

zeit im Münsterland hauptsächlich<br />

per Lkw –werde<br />

ich sie nicht mit missionarischem<br />

Eifer auf die Schiene Henrichenburg<br />

oder das Binnenschiff prügeln.“<br />

Maike Harhues<br />

Aktuelle Ausbaumaßnahmen<br />

Dortmund-Ems -Kanal (Südstrecke)<br />

120<br />

40<br />

(Nordstrecke)<br />

Hebewerk<br />

Schleuse<br />

Sicherheitstor<br />

Kanalbrücke<br />

30<br />

Dortmund -Ems -Kanal<br />

Stever<br />

50<br />

Lüdinghausen<br />

10<br />

Selm<br />

110<br />

Ems<br />

Saerbeck<br />

Greven<br />

Münster<br />

20<br />

Bergeshövede<br />

80<br />

Dortmund-Ems-Kanal<br />

70<br />

60<br />

90<br />

Ems<br />

Schleuse Münster<br />

fertig<br />

Ladbergen<br />

Stand der Baumaßnahmen:<br />

im Bau<br />

in Vorbereitung *<br />

*(Planfeststellungs- oder Ausschreibungsoder<br />

Vergabeverfahren)<br />

30<br />

Hamm<br />

Stand: 03/<strong>2015</strong><br />

„Die Straße wird<br />

immer teurer“<br />

Logistiker Oelrich setzt stärker auf den Wasserweg<br />

Die Zeit drängt: Der Zement für<br />

Ägypten auf der 105 Meter langen<br />

Antalya wird im Seehafen Antwerpen<br />

erwartet. Noch zehnmal<br />

schwenkt Kranführer Shefzet Jefkaj<br />

den Portal-Drehkran mit den grellweißen<br />

Big-Bags am Arm, dann kann<br />

das Binnenschiff unter belgischer<br />

Flagge die Leinen losmachen von der<br />

Westladbergener Spundwand des<br />

Dortmund-Ems-Kanals.<br />

Leider können wir das Großmotorgüterschiff<br />

mit 1400 Tonnen<br />

nur zu zwei Dritteln beladen<br />

–bis zum Ende der Kanal-<br />

Baumaßnahme ist bei einem<br />

Tiefgang von 2,50 Metern Schluss“, bedauert<br />

Rudi Oelrich.<br />

Schichtschluss für die Arbeiter auf dem<br />

privaten Hafengelände ist erst gegenMitternacht,<br />

wenn das dritte Zement-Schiff<br />

abgelegt hat. Bis dahin verladen sie die<br />

Big-Bags unter Flutlicht. Denn der Seniorchef<br />

des Logistikunternehmens und<br />

sein Sohn Markus Oelrich als Geschäftsführer<br />

müssen drei nur teilweise ausgelasteteBinnenschiffeüber<br />

das Wasserwegenetz<br />

schicken, weil die Ladbergener<br />

Unternehmer die Schiffe nicht voll beladen<br />

können. Und das auch nach Ende der<br />

Ausbaumaßnahmen nicht. Eigentlich<br />

könnte die Antalya mit einem Tiefgang<br />

von drei Metern schippern, wird aber<br />

auch in Zukunft auf der Kanal-Strecke<br />

nur mit einer Abladetiefe von 2,80 Metern<br />

in Ladbergenstarten können. „Trotzdem<br />

ist es günstiger,ein Schiff loszuschicken<br />

statt 50 Lkw“, resümiert Oelrich.<br />

Und das, obwohl er eben diese Anzahl<br />

von Brummis auf dem Hof stehen hat:<br />

Das Logistikunternehmen mit knapp 400<br />

Angestellten, das die Söhne Matthias,<br />

Martin und Markus Oelrich gemeinsam<br />

mit ihrem Vater Rudi in dritter Generation<br />

führen, will noch stärker auf den<br />

Wasserwegsetzen. „Die Straße wird,was<br />

Energie- und Ökobilanz betrifft, plus<br />

Manpowerimmer teurer,zudem sind die<br />

Autobahnen meistens verstopft“, beobachtet<br />

Diplom-Ingenieur Rudi Oelrich<br />

seit Langem.<br />

Der 75-Jährige und Betriebswirt Markus<br />

Oelrich schicken nicht nur das eigene<br />

Schubschiff MS Martin auf die Reise zwischen<br />

Baustelle und Baustelle in der Nähe<br />

von Magdeburg und entwickelten ein<br />

ausgeklügeltes System der Lager- und<br />

Abfülllogistik: Der Dyckerhoff- Spezialzement<br />

wirdauf dem Hafengelände nicht<br />

nur zusammengemischt, sondern auch<br />

direkt in die überdimensionalen Säcke<br />

mit Fassungsvermögen vonrund 1,5Tonnen,<br />

die Big-Bags, gefüllt.<br />

„Mit einem Umschlag von 700 000 Ton-<br />

Geballte Stapler-Kraft zwischen zerlegter<br />

Windkraft: Seniorchef Rudi Oelrich (l.) und<br />

Markus Oelrich investieren mit dem Reach-<br />

Staker weiter in die Hafenlogistik.<br />

nen jährlich sind wir an der Kapazitätsgrenze“,<br />

ist Markus Oelrich sich sicher.<br />

Deshalb nimmt das Unternehmen zwei<br />

Millionen Euro indie Hand, um die Hafenstrecke<br />

um275 Meter neue, besonders<br />

verstärkte Spundwand auf 720 Metern<br />

zu verlängern. Zugleich soll das Hafengelände,<br />

auf dem 50 Mitarbeiter beschäftigt<br />

sind, im an das Wasser grenzenden<br />

Gewerbegebiet um einen Hektar erweitertwerden.<br />

„Aber auch, um mehr zu<br />

können, um bereit für neue Güterarten<br />

zu sein“, erklärt der Betriebswirt.<br />

Er will sich den Herausforderungen des<br />

Containerumschlags stellen und hat in<br />

einen Reach-Staker investiert. Das ist<br />

eine Art 100Tonnen schwerer Greifstapler<br />

mit Teleskoparm, der bis zu 50 Tonnen<br />

schwereContainer auch über bereits<br />

gestapelteBehälter hinweg greifen kann.<br />

Und perfekt geeignet ist, um riesige,<br />

empfindliche Güter zu verladen. Zwischen<br />

den halbrunden Einzelteilen von<br />

15 Windkrafttürmen, die als Betonschale<br />

in den Kran gehängt werden, wartet der<br />

Stapelkran auf seinen nächsten Einsatz.<br />

„Die Windradtürme kommen in rund 30<br />

Teilen zerlegt per Schiff aus Rendsburg<br />

und rollen hier nachts via Schwertransport<br />

vomGelände zum neuen Windkraftpark<br />

nach Neuenkirchen“, berichtet Markus<br />

Oelrich.<br />

Der Logistiker wartet händeringend auf<br />

das Ende der DEK-Baumaßnahmen und<br />

ersehnt den zweilagigen Containertransport:<br />

Denn er hat für die Zukunft ganz<br />

konkrete Ideen, welche Güter von der<br />

Straße aufs Wasser verlagert werden<br />

könnten: „Die Discounter-Aktionsware<br />

aus China, die wir jetzt über die Straße<br />

transportieren und monatelang zwischenlagern,<br />

könntevom Seeschiff direkt<br />

aufs Binnenschiff, hier wiederum zwischengelagert<br />

und dann punktgenau per<br />

Lkw zum Aldi- bzw.Lidl-Zentrallager gebracht<br />

werden.“<br />

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6 MACHER &MÄRKTE<br />

Er brennt für seinen Job<br />

Der Drensteinfurter Hufschmied Sebastian Schmidt wirbt als „Mr. Handwerk <strong>2015</strong>“ für seine Branche<br />

Die Wahl des Drensteinfurters Sebastian<br />

Schmidt zum Mr. Handwerk<br />

<strong>2015</strong> ist ein Glücksgriff.Soein Mann,<br />

hat das Talent dazu, junge Menschen<br />

von den Vorzügen handwerklicher<br />

Berufe zu überzeugen.<br />

„Mr. Handwerk muss ja nicht<br />

immer aus Hamburg oder Berlin<br />

kommen.“<br />

Udo Bußmann<br />

Ach, könnten ihn die Jury<br />

und die Menschen, die für<br />

ihn als Handwerker des Jahres<br />

gestimmt haben, jetzt<br />

Aur n hören. Sebastian<br />

Schmidt sitzt auf einem der lederbezogenen<br />

Stühle im Büro der Hufschmiede.<br />

Seinen Chef Udo Bußmann zur Linken,<br />

Stitch, den handzahmen Jack Russel, zu<br />

seinen Füßen und sagt Sätze wie diesen:<br />

„Der Huf ist immer ein Spiegelbild der<br />

derzeitigen Belastungsverhältnisse des<br />

Pferdes“. Und während er spricht, spannt<br />

der 27-Jährige seinen Körper und beugt<br />

sich vor, um zu unterstreichen, dass ein<br />

Hufschmied viel mehr können muss, als<br />

ein gutes von einem schlechten Eisen zu<br />

unterscheiden.<br />

Ein Jahr lang ist Schmidt das Gesicht des<br />

Handwerks in Deutschland. Er wird bei<br />

feierlichen Lossprechungen<br />

auftreten,<br />

auf Handwerksmessen<br />

reden<br />

und dabei für<br />

Berufsfelder werben,<br />

die bei<br />

Schulabsolventen<br />

immer unbeliebter<br />

werden. Dass<br />

der 27-Jährigemit seinem schmalen Körper<br />

und seinen Augen, die immer blitzen,<br />

wenn er vonseinem Beruf erzählt, selbst<br />

wie ein junger Mensch auf der Suche<br />

nach dem richtigen Ausbildungsplatz<br />

aussieht, macht ihn noch ein bisschen<br />

glaubwürdiger. Schmidt hat das Zeug zu<br />

einem überzeugenden Botschafter.<br />

Der Kalender,für den zwölf Männer und<br />

zwölf Frauen während der Bewerbungsphase<br />

gemodelt haben, hat einen Ehrenplatz<br />

gleich neben dem Schreibtisch im<br />

Büro bekommen. Der 27-Jährige ist darauf<br />

mit einem glühenden Eisen zu sehen,<br />

über einen Amboss gebeugt und bereit,<br />

das Material gleich mit kräftigen<br />

Schlägen zu formen.<br />

Schmidt mag dieses Foto, das Shooting<br />

hat ihm, der hin und wieder gern an Modelwettbewerben<br />

teilnimmt, viel Spaß<br />

gemacht. Und dass er der Sieger unter ursprünglich<br />

100 Bewerbern um den Titel<br />

geworden ist, freut auch seinen Chef.<br />

„Mr. Handwerk muss ja nicht immer aus<br />

Hamburg oder Berlin kommen. Drensteinfurt<br />

klingt doch auch mal ganz gut“,<br />

findet Bußmann, für den seit der Wahl<br />

kaum ein Tag vergeht, an dem er nicht<br />

auf seinen Gesellen angesprochen wird.<br />

Die meisten seiner Kunden haben die<br />

Wahl ohnehin unterstützt und in der<br />

Mr. Handwerk <strong>2015</strong>: Sebastian Schmidt lässt die Muskeln spielen. Foto: Werbefotografie Weiss Bei der Arbeit: Schmidt und sein Chef Udo Bußmann Fotos: pp<br />

Schlussphase online für ihren jungen<br />

Hufschmied gestimmt.<br />

70 000 Stimmen hat Schmidt bekommen,<br />

der Nächstplatzierte musste sich<br />

mit 20 000 begnügen. Auf die Treue der<br />

Reiterszene ist Verlass.<br />

Überhaupt, die Reiterszene. Man kennt<br />

einander,auch über große Distanzen hinweg.<br />

Und der Schmied nimmt in ihr eine<br />

besondere Stellung ein. „Als Schmied“,<br />

findet der neue Mr. Handwerk, „ist man<br />

so etwas wie der Friseur der Pferdeleute,<br />

der alles mitkriegt.“ Die neuesten Nachrichten<br />

aus Sport und Zucht, reiterliche<br />

Erfolge, zerstörte Hoffnungen, neue Titelträume.<br />

Bußmann und sein Geselle beschlagen<br />

und pflegen die Hufevon Pferden in ganz<br />

Deutschland, vor allen Dingen aber auf<br />

Höfen im Umkreis von 100 Kilometern.<br />

Nach der Hufpflegeeines Pferdes vereinbaren<br />

sie immer gleich einen neuen Termin,<br />

der sieben bis acht Wochen später<br />

stattfindet. „Bei Hufen ist das wie bei Fingernägeln<br />

–sie wachsen stetig“, erklärt<br />

Schmidt. Die „Fingernägel“ des Pferdes<br />

sind allerdings empfindlicher als die des<br />

Menschen. Wenn ein Bein zu stark belastet<br />

wird, drohen dem Pferd auf Dauer<br />

schmerzhafte Folgeschäden. Das Team<br />

aus Drensteinfurt hat sich deshalb auch<br />

auf Orthopädietechnik für Pferde spezialisiert.<br />

Mr. Handwerk bereitet den Wagen gerade<br />

für den nächsten Einsatz auf einem Isländerhof<br />

vorund zeigt, wasunter Orthopädietechnik<br />

zu verstehen ist. In den<br />

Schubladen der Werkbank lagern Bußmann<br />

und er Einlagen aus Leder und<br />

Kunststoff, mit denen Fehlstellungen und<br />

Größenunterschiede ausgeglichen werden<br />

können.<br />

Wenn irgend möglich arbeiten der Chef<br />

und sein Geselle zusammen. „Die<br />

Schmiedearbeit geht auf den Rücken“,<br />

sagt Schmidt und bindet die Lederschürze<br />

um, die Hüften und Beine bei der<br />

Arbeit schont. Keinem Schmied bekommt<br />

es auf Dauer,wenn er täglich ein Pferdebein<br />

auf seinen Oberschenkel legt, um<br />

die Hufe auszukratzen. Die Teamarbeit<br />

zahlt sich gesundheitlich aus: Der eine<br />

stabilisiert das Bein, der andere bearbeitet<br />

den Huf, der Schmidt immer wieder<br />

geradezu geschwätzig vorkommt: „Ein<br />

Huf erzählt die ganze Geschichte eines<br />

Pferdes.“<br />

Bußmann und sein Mitarbeiter,der in einigen<br />

Jahren den Betrieb übernehmen<br />

soll, haben es sich angewöhnt, zu Beginn<br />

ihrer Arbeit das Pferdvon allen Seiten anzusehen.<br />

„Ein Pferd“ –Schmidt liebt es,<br />

die Besonderheiten seines Berufes so präzise<br />

wie möglich zu schildern – „geht<br />

automatisch in eine Schonhaltung, wenn<br />

es ihm nicht gut geht. Und da es sich uns<br />

nur über Bewegungen mitteilen kann,<br />

müssen wir genau hinsehen.“ Bewegen<br />

sich die Hüften im Gang gleichmäßig und<br />

gesund? Hat ein Huf einen unnatürlichen<br />

Winkel, der auf Dauer die Gesundheit der<br />

Sehnen und Gelenke gefährdet? Ein guter<br />

Schmied sollte inder Lage sein, auch<br />

minimale Signale im Gang richtig zu deuten.<br />

Dafür muss er die Eisen nicht mehr<br />

selber herstellen. „Die werden maschinell<br />

produziert“, erklärt Bußmann und legt<br />

eines der Eisen in die geöffnete Hand.<br />

Passen wird estrotzdem keinem Pferd,<br />

weil kein Huf wie der andere ist. Im<br />

Schmiedefeuer,das heutenicht mehr offen<br />

brennt, sondern ein gasbetriebener<br />

Ofen ist, wird das Eisen erhitzt, immer<br />

wieder angepasst und auf dem Amboss in<br />

die passende Form geschlagen. 30 Kilo<br />

wiegt der Amboss. Wer ihn täglich zehnmal<br />

aus dem Wagen nimmt und später<br />

wieder hineinwuchtet, absolviert sein<br />

ganz persönliches Krafttraining.<br />

Die Schmiede haben es aber auch mit<br />

Leichtgewichten zu tun. Die Hufe von<br />

Rennpferden werden mit Beschläge aus<br />

Aluminium oder Stahl geschützt. Traber<br />

bekommen ebenso spezifische Eisen wie<br />

Isländer und Galopper. „Ein Schmied“,<br />

sagt Schmidt, „muss sich gründlich mit<br />

der Anatomie eines Pferdes auskennen<br />

und seinen Beruf mit Leidenschaft betreiben.“<br />

Annegret Schwegmann<br />

STARKE MÄNNER –STARKE FRAUEN<br />

Das Deutsche Handwerksblatt hat unterstützt von Signal<br />

Iduna, IKK Classic und CEWE Miss und Mister Handwerk<br />

gesucht und auf der Handwerksmesse in München<br />

gekürt. Die Friseurmeisterin Karolina Schmidt und Sebastian<br />

Schmidt erhielten die meisten Stimmen.<br />

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Instandsetzung.<br />

Werk 2<br />

Hydraulik · Automation


MACHER &MÄRKTE 7<br />

„Anregungen dankbar<br />

entgegennehmen ...“<br />

Von Alfred Krupp bis zum heutigen Ideenmanagement: Kulturwandel erfasst auch kleine Unternehmen.<br />

Hannover-Messe <strong>2015</strong>:Industrie4.0,<br />

Roboter und intelligente Energiesysteme<br />

locken die Fachwelt. 220 000<br />

Besucher tauchen in die industrielle<br />

Zukunft ein, die ein erstes Gastspiel<br />

in der Gegenwart gibt. Ein Ort, wie<br />

geschaffen für Ideen- und Innovationsmanager,<br />

von denen es auch in<br />

Deutschland immer mehr gibt. Ihr<br />

inzwischen vierter praxisnaher Veranstaltungstag<br />

auf der Hannover-<br />

Messe ist vollkommen ausgebucht.<br />

Nicht einmal mehr Stehplätze sind<br />

verfügbar.Für Beobachter ein erneuter<br />

Beleg dafür, dass sich in den<br />

Unternehmen ein Kulturwandel vollzieht:<br />

KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess)<br />

und das altbekannte<br />

„betriebliche Vorschlagswesen“<br />

mausern sich zum branchenübergreifenden<br />

Managementthema.<br />

Alfred Krupp trägt die<br />

Schuld. Der Industrielle aus<br />

Essen brachte 1872 in seinem<br />

„General-Regulativ“<br />

Aedanken G zu Papier, die<br />

manch einen Vorgesetzen in seinem Firmenimperium<br />

schaudern ließen. „Anregungen<br />

und Vorschläge zuVerbesserungen“,<br />

so hieß dort eine Anordnung an die<br />

Führungskräfte, „sind aus allen Kreisen<br />

der Mitarbeiter dankbar entgegenzunehmen.“<br />

Dankbar entgegennehmen? In der streng<br />

hierarchisch aufgebauten Welt der Montanindustrie<br />

war soein Satz des Patriarchen<br />

allemal bemerkenswert –und eine<br />

Einladung an die ansonsten auf Respekt<br />

und Gehorsam getrimmten Mitarbeiter,<br />

mit Ideen und Verbesserungsvorschlägen<br />

nicht hinterm Berg zuhalten.<br />

Der heutige Industriekonzern Thyssen-<br />

Krupp, für den technischer Fortschritt<br />

und Innovationen die Schlüsselfaktoren<br />

sind, gestaltet seinen Umbau auch mithilfe<br />

der Mitarbeiter und betreibt konzentriert<br />

Ideenmanagement –und dies weltweit<br />

mit dem Ziel, von Kenntnissen und<br />

Erfahrungenzuprofitieren. Alfred Krupp<br />

wäre wohl zufrieden.<br />

In Deutschland hat Ideenmanagement<br />

seit Langem ein Zuhause. In Frankfurt<br />

schufen die dortige IHK, die Universität<br />

sowie Unternehmen 1954 mit einem Verein<br />

die Basis für die spätere Gründung<br />

des Deutschen Instituts für Ideen- und Innovationsmanagement.<br />

Heute besteht<br />

dort das „Zentrum Ideenmanagement“<br />

(ZI), dem sich bisher 125Unternehmungen<br />

angeschlossen haben –Firmen genauso<br />

wie Verwaltungen.<br />

Hans-Rüdiger Munzke, der in Lengerich<br />

das Ingenieurbüro „IdeenNetz“ als Kompetenzzentrum<br />

und Wissensportal be-<br />

Zündende Ideen gehen oft verloren. Ein zum Unternehmen passendes Ideenmanagement kann Abhilfe schaffen.<br />

treibt, gehört seit Jahren mit zum Team<br />

des Zentrums. Auch ihm geht es bei der<br />

Arbeit stets darum, Menschen zu befähigen,<br />

ihre Kreativität zu nutzen und Veränderungsprozesse<br />

systematisch anzugehen.<br />

Aus seiner beruflichen Praxis kennt<br />

Munzke viele kleinere und mittlere<br />

Unternehmen, die sich im Grundsatz wie<br />

ThyssenKrupp, aber in einer auf Branche<br />

und Firmengröße abgestimmten Art und<br />

Weise mit Ideen- und Innovationsmanagement<br />

befassen. „Vom Meckern zum<br />

Handeln“, beschreibt Munzke den Entwicklungsprozess<br />

in vielen Häusern.<br />

„Gib mal her! Ich mach das schon.“ Lange<br />

hat dieser Satz von Vorgesetzen verhindert,<br />

dass Unternehmen vom Wissen<br />

ihrer Mitarbeiter optimal profitieren<br />

konnten. Heute hängen in Gemeinschaftsräumen<br />

Ideenlisten, treffen sich<br />

Mitarbeiter freitags in großer Runde, um<br />

über Verbesserungen zu sprechen.<br />

Größere Unternehmen experimentieren<br />

mit kreativ ausgestatteten Ideenräumen<br />

oder Ideengärten. Stets gehe es darum,<br />

abseits von Hierarchien und Tagesgeschäft<br />

das Feld für Ideen und Innovationen<br />

zu bereiten, schildert Gudrun Richter<br />

von „IdeenMarketing“ in Drensteinfurt.<br />

Sie unterstützt das Zentrum Ideenmanagement<br />

als Kompetenzpartner.<br />

Mit Preisverleihungen und Auszeichnungen<br />

lenkt das Zentrum den Blick der<br />

Unternehmenimmer wieder auf Erfolgsgeschichten.<br />

In Hannover wurde zum<br />

Beispiel die Chocolaterie Hubert Klodt<br />

aus Emsdetten mit einem Preis bedacht,<br />

weil hier ein Bäckermeister auf sehr moderne<br />

Weise traditionelle Florentiner vermarktet.<br />

Auf der mehrtägigen ZI-Frühjahrskonferenz<br />

in Essen, wo sich Experten<br />

aus ganze Deutschland trafen, wurden<br />

die „Ideenmanagement-Awards<br />

<strong>2015</strong>“ vergeben.<br />

Angeführt wurde die Riege der Preisträger<br />

von Wincor Nixdorf International in<br />

Paderborn. Der erste Preis für die beste<br />

Idee zur Arbeitssicherheit und zum Gesundheitsschutz<br />

ging an den Winterdienstleister<br />

Dornseif e.Kfr. inMünster.<br />

Dort wird nach Regeln der Kaizen-Philosophie<br />

darauf hingewirkt, dass durch optimierteSauberkeit<br />

und Ordnung Unfälle<br />

oder Mängel möglichst vermieden werden.<br />

Wieder eine innovative Idee –diesmal<br />

verwurzelt im japanischen Streben<br />

nach dem Besseren.<br />

wk<br />

Foto: Fotolia<br />

KRUPPSCHES „GENERAL-REGULATIV“<br />

Paragraf 13: „Anregungen und Vorschläge zu Verbesserungen,<br />

auf solche abzielende Neuerungen, Erweiterung,<br />

Vorstellung über und Bedenken gegen die Zweckmäßigkeit<br />

getroffener Anordnungen, sind aus allen Kreisen der<br />

Mitarbeiter dankbar entgegenzunehmen und durch Vermittlung<br />

des nächsten Vorgesetzten an das Direktorium<br />

zu befördern, damit dieses die Prüfung veranlasse. Eine<br />

Abweisung der gemachten Vorschläge, ohne eine vorangehende<br />

Prüfung derselben, soll nicht stattfinden, wohingegen<br />

denn auch erwartet werden muss, dass eine erfolgte<br />

Ablehnung dem Betreffenden, auch wenn ihm ausnahmsweise<br />

nicht alle Gründe dafür mitgeteilt werden<br />

können, genüge, und ihm keineswegs Grund zu Empfindlichkeit<br />

und Beschwerde gebe. Die Wiederaufnahme eines<br />

schon abgelehnten Vorschlages unter veränderten tatsächlichen<br />

Verhältnissen oder in verbesserter Gestalt ist<br />

selbstredend nicht nur zulässig, sondern empfehlenswert.“<br />

–verfasst von Alfred Krupp, 1872<br />

Stolze –Dr. Diers –Beermann GmbH<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ·Steuerberatungsgesellschaft<br />

Unser Angebot umfasst eine breite Spanne von Dienstleistungen insbesondere<br />

für mittelständische Unternehmen und deren Gesellschafter von der Einkommensteuererklärung<br />

über die Abschlusserstellung bis zur Jahresabschluss- und Konzernabschlussprüfung.<br />

Weiterhin beraten wir in Fragen des Steuerrechts –insbesondere<br />

im Bereich des Umwandlungsteuerrechts, des internationalen Steuerrechts<br />

und der Unternehmensnachfolge. Zu unserem Dienstleistungsspektrum<br />

Geschäftsführer:<br />

Prof. Dr. Fritz-Ulrich Diers<br />

Dr. Philipp Diers<br />

Dr. Marie-Theres Stolze<br />

Heinz Stolze<br />

Wilfried Beermann<br />

Johannes Fink<br />

zählt auch die betriebswirtschaftliche Beratung. Jeder Mandant hat bei uns einen<br />

persönlichen Ansprechpartner, der das Unternehmen langjährig betreut. Über<br />

unsere örtlichen Niederlassungen in Emsdetten und Rheine hinaus kooperieren<br />

wir im Rahmen der CW &Smit anderen Praxen und sind Mitglied des internationalen<br />

Netzwerks von Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern „AGN“, um auch<br />

überregional und grenzüberschreitend unsere Mandanten betreuen zu können.<br />

CW&S<br />

Cooperation von<br />

Wirtschaftsprüfern &Steuerberatern<br />

www.cw-s.de<br />

Neubrückenstraße 5<br />

48282 Emsdetten<br />

Telefon (0 2572) 40 85<br />

Telefax (0 2572) 85647<br />

Stolze-Diers@stodibe.de<br />

Timmermanufer 142<br />

48429 Rheine<br />

Telefon (0 59 71) 80822-6<br />

Telefax (0 59 71) 80822-75<br />

info@stodibe.de


8 MACHER &MÄRKTE<br />

„Jede noch sokleine<br />

Idee ist wichtig“<br />

LVM-Vorstand Werner Schmidt engagiert sich seit vielen Jahren als<br />

Präsident für das „Zentrum Ideenmanagement“<br />

Netzwerker: „Verwalten und Gestalten mit Vision“ –unter diesem Motto stand kürzlich in<br />

Essen die Konferenz <strong>2015</strong> des Zentrums Ideenmanagement.<br />

ZENTRUM IDEENMANAGEMENT<br />

1990 wurde das Deutsche Institut für Ideen- und Innovationsmanagement<br />

in Frankfurt von namhaften Unternehmen<br />

ins Leben gerufen. Seitdem leistet es praktische und<br />

forschende Arbeit auf dem Gebiet des Ideen- und Innovationsmanagements.<br />

Die 2006 gestartete Initiative „Ideen<br />

machen Zukunft“ ist im Institut beheimatet. Seit 2010 besteht<br />

dort außerdem das Zentrum Ideenmanagement (ZI)<br />

als internationale Interessengemeinschaft der Ideenmanager.<br />

Esversteht sich als Plattform und Netzwerk zur Förderung<br />

und Verbreitung des Ideen- und Innovationsmanagements.<br />

Verfolgt wird die Vision, dass es in jedem<br />

Unternehmen ein lebendiges Ideenmanagement gibt, das<br />

treibende Kraft für Veränderungen ist. Expertenkreise befassen<br />

sich mit Themen wie Ergebniswirksamkeit, Best<br />

Practice, Führungskräfte-Motivation, „Technologie, Software<br />

&Benchmark (TSB)“. Zum Team des Zentrums gehören<br />

Betriebswirtschaftler, Consultant, Projektmanager<br />

und Prozessspezialisten. Geschäftsführerin ist Christiane<br />

Kersting. Werner Schmidt, Vorstand der LVMVersicherung,<br />

fungiert als Präsident.<br />

wk<br />

Für ihn gehört das Ideenmanagement<br />

zur Personalstrategie<br />

eines Unternehmens. „Wir<br />

wollen keine angepassten,<br />

sondern innovative Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter,die sich so weit<br />

mit dem Unternehmen identifizieren,<br />

dass sie aufgrund von entsprechenden<br />

Instrumenten, hier Ideenmanagement,<br />

die Unternehmensentwicklung, die Optimierung<br />

der Prozesse auch in ihrem Fokus<br />

haben“, betontevor einiger Zeit Werner<br />

Schmidt, Vorstand der LVMVersicherungen,<br />

bei einem Kamingespräch in<br />

Münster.<br />

Der Daten- und Organisationsexperte<br />

weiß genau, worüber er spricht. Seit 2011<br />

ist Schmidt neben seinen anderen Funktionen<br />

ehrenamtlich Präsident des „Zentrums<br />

Ideenmanagement“. Erst kürzlich<br />

wurde er für weiterezweiJahreindiesem<br />

Amt bestätigt. Thorsten Gänsch, Konzernideenmanager<br />

der Deutschen Bahn<br />

AG,ist Vizepräsident. Werner Schmidt ist<br />

überzeugt davon, dass der professionelle<br />

Umgang mit Ideen einen entscheidenden<br />

unternehmerischen Beitrag leistet.<br />

Werner Schmidt, Vorstand der LVMVersicherung<br />

Münster, ist seit 2011 Präsident des<br />

Zentrums Ideenmanagement<br />

Herr Schmidt, der LVM ist mit seinem<br />

Ideenmanagement als Best-<br />

Practice-Beispiel bekannt. Was motiviert<br />

eine Versicherung, das Ideenmanagement<br />

so nachhaltig weiterzuentwickeln?<br />

Werner Schmidt: Unternehmen der<br />

Dienstleistungsbranchewie Versicherungenoder<br />

Banken fällt es oft schwer,Ideen<br />

ihrer Mitarbeiter einfach umzusetzen.<br />

Wie befassen uns mit virtuellen Produkten,<br />

unsereProzesse laufen anders ab als<br />

in Produktionsunternehmen. Wir versichern<br />

zwar schöne Autos für den Schadensfall,<br />

aber wir bauen sie nicht. Fest<br />

steht jedoch: Auch Versicherungen und<br />

Banken können es sich heute ineinem<br />

immer enger werdenden Markt nicht leisten,<br />

auf brillante Ideen ihrer Mitarbeiter<br />

zu verzichten. Jede noch so kleine Idee ist<br />

wichtig für jedes Unternehmen.<br />

Warum engagieren Sie sich für das<br />

Zentrum Ideenmanagement?<br />

Schmidt: Um das eigene Ideenmanagement<br />

kontinuierlich zu verbessern und<br />

attraktiv zu halten, ist es wichtig, sich<br />

auch mit anderen Netzwerkpartnern auszutauschen<br />

und sich auch zum Beispiel<br />

einem Benchmark zu stellen. Unser<br />

Ideenmanager Thomas Korves ist zum<br />

Beispiel aktives Mitglied der regionalen<br />

Ideenmanagement-Arbeitsgruppe Nordwestfalen<br />

und Koordinator sowie Sprecher<br />

des branchenbezogenen bundesweit<br />

tätigen Arbeitskreises Banken und Versicherungen.<br />

Ich selbst war zwei Jahre<br />

Schirmherr der von„Deutschland –Land<br />

der Ideen“ ausgezeichneten Initiative<br />

„Ideen machen Zukunft“. Und da war<br />

mein Engagement in der agilen Interessengemeinschaft<br />

„Zentrum Ideenmanagement“<br />

eine Ehre.


9 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Der Klimaschutz beginnt<br />

mitten im Münsterland<br />

Spezialmaterialien von Armacell finden sich in vielen Vorzeigeprojekten: Ob Empire State Building oder<br />

Aida –weltweit setzen Unternehmen auf die Dämm- und Isolierstoffe der Münsteraner.<br />

Weltweit wird versucht, den Klimawandel<br />

in den Griff zu bekommen,<br />

Primärenergie einzusparen und<br />

CO ²<br />

-Emissionen zu senken. Einen<br />

stattlichen Beitrag zur Energieeinsparung<br />

leistet das Unternehmen<br />

Armacell aus Münster, das mit 22<br />

Standorten in 15 Ländern vertreten<br />

ist und weltweit seine flexiblen technischen<br />

Dämmstoffe und Schäume<br />

vertreibt.<br />

„Wir sind ein Wachstumsunternehmen.<br />

Wir wollen unsere geografischen<br />

Reichweiten in zukunftsweisende<br />

Märkte weiter ausdehnen.“<br />

Malte Witt, Geschäftsführer<br />

Die Materialen isolieren<br />

überwiegend kältetechnische<br />

Anlagen in großen<br />

Bürogebäuden, Hotels und<br />

Krankenhäusern ebenso<br />

wie Industrieanlagen der Öl- und Gasindustrie<br />

und Kühlaggregatevon Lebensmitteltransportern.<br />

Spezialmaterialien<br />

finden sich in vielen Vorzeigeprojekten:<br />

im EmpireStateBuilding, im Kreuzfahrtschiff<br />

Aida, am Erdbebenmesser in der<br />

Antarktis und in den Arenen für die Fußballweltmeisterschaft<br />

in Brasilien. „Und<br />

für die Bauprojekte künftiger großer<br />

Sportarenen wird man sicherlich auch<br />

unsereProdukteverwenden“, sagt Malte<br />

Witt, Geschäftsführer am europäischen<br />

Stammsitz in<br />

Münster.<br />

Er macht das Wirkungsvermögen<br />

der hoch entwickelten<br />

Isoliermaterialien<br />

und<br />

Schäume mit<br />

einem spektakulären<br />

Vergleich<br />

deutlich: „Durch<br />

Armacells Jahresproduktion elas-tomerer<br />

Dämmstoffe wird genügend Energie<br />

eingespart, um die 200 000 Haushalte<br />

vonLas Vegasfür ein ganzes Jahr zu versorgen.“<br />

Der Dämmstoffmarkt ist ein Wachstumsmarkt.<br />

Seit der Entwicklung des seinerzeit<br />

patentierten Produktes Armaflex in<br />

den 50er Jahren unter dem Dach der<br />

Armstrong World Industries haben sich<br />

die Einsatzfelder stetig erweitert. Zunächst,<br />

erklärt Witt, „wurden Isoliermaterialien<br />

für Gebäude, für Heizungs- und<br />

Lüftungs- und Klimaanlagen hergestellt.<br />

Die Produkte wurden weiterentwickelt<br />

für das Transportgewerbe und industrielle<br />

Anwendungen. Jüngster Spross sind<br />

Erdgasleitungen in Australien erhielten Armacell-Dämmungen.<br />

Dämmstoffe amlaufenden Band: Geschäftsführer Malte Witt und Werksleiter Christian Krauss sowie Patrick Banna (v.l.) vor einer Produktionslinie in Münster,<br />

einem der drei größten Produktionsstandorte weltweit.<br />

Foto: Matthias Ahlke<br />

Anwendungen für die Öl- und Gasindustrie.<br />

Vonden größten Gasfeldern in Australien<br />

beispielsweise wird das Gas nicht<br />

mehr über Pipelines weitergeleitet, sondern<br />

über Tankschiffe. Dazu wird esso<br />

weit heruntergekühlt, dass es in flüssiger<br />

Form transportiert werden kann. Witt:<br />

„Eine Spezialisolierung dieser Tankschiffe<br />

hat Armacell entwickelt.“<br />

Die technischen Dämmstoffe, für die<br />

Armacell nach eigenen Angaben Weltmarktführer<br />

ist, werden laut Witt im Wesentlichen<br />

für drei Anwendungsgebiete<br />

entwickelt: Energieeinsparung, sichere<br />

Isolierung und den Schall-, Brand- und<br />

Rauchschutz.<br />

Beispiel Aida: Bei der Dämmung von<br />

Kühlwasser-, Kälte- und Gefrierleitungen<br />

seien von der Meyer Werft Produkte von<br />

Armacell eingebaut worden, um Energieverluste<br />

und Tauwasserbildung zu verhindern<br />

und beim Brand Rauchentwicklung<br />

von Isolationen zu unterbinden.<br />

Fortsetzung auf Seite 10<br />

ARMACELL<br />

Armacell ist ein führender Hersteller<br />

von flexiblen Dämmstoffen im<br />

Bereich der Anlagenisolierung sowie<br />

für technische Schäume. Weltweit<br />

werden 2400 Mitarbeiter beschäftigt,<br />

rund 500 in der europäischen<br />

Zentrale inMünster, wosich auch<br />

die Forschungsabteilung befindet.<br />

Produktionsstätten wurden weltweit<br />

in 15 Ländern auf vier Kontinenten<br />

aufgebaut.<br />

Im Jahr 2013 verzeichnete das<br />

Unternehmen, das im Jahre 2000 im<br />

Rahmen der Auslagerung der<br />

Dämmstoff-Sparte aus dem Konzern<br />

Armstrong World Industries hervorgegangen<br />

ist, einen Nettoumsatz<br />

von 415,7 Millionen Euro.<br />

Im Jahre 1959 begann die Expansion<br />

von Armstrong World Industries<br />

nach Europa. 1960 erfolgte die<br />

Grundsteinlegung für die erste Produktionsstätte<br />

in Münster.<br />

EMSDETTEN<br />

Attraktive Angebote<br />

zu Gewerbeflächen<br />

Sie suchen einen Standort<br />

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Emsdetten bietet Ihnen<br />

das Gewerbegrundstück,<br />

das Ihren Wünschen<br />

entspricht!<br />

Unser Markenzeichen<br />

ist die Flexibilität hinsichtlich<br />

Grundstücksgröße und -zuschnitt:<br />

Fordern Sie uns und wir fördern Sie!<br />

Emsdetten —<br />

ein Wirtschaftsstandort mit Visionen!<br />

In Emsdetten ziehen Stadt und Unternehmen an<br />

einem Strang und arbeiten unter dem Motto<br />

„Emsdetten.einfach.machen“ eng zusammen am<br />

weltoffenen Wirtschaftsstandort mit höchster Lebensqualität.<br />

Wirtschaft<br />

und Verwaltung<br />

übernehmen<br />

gemeinsam auf außergewöhnliche<br />

Weise Verantwortung.<br />

Insbesondere<br />

der vielfältige<br />

Branchenmix verleiht<br />

Emsdettens<br />

Wirtschaft eine besondere<br />

Stärke,<br />

die sich bereits in<br />

Krisenzeiten bewährt<br />

hat. Durch<br />

Spezialisierung auf<br />

Nischenprodukte<br />

konnte sich die<br />

Textilbranche hervorheben.<br />

Auch die metall- und kunststoffverarbeitende<br />

Industrie schafft sich durch herausragende,<br />

kundenorientierte Produkte einen Namen,<br />

weit über Landesgrenzen hinaus. Die Liste<br />

der „Hidden Champions“ aus Emsdetten mit Produkten<br />

von Welt ist lang!<br />

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wirtschaft@emsdetten.de<br />

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2<br />

Flächen ab ca. 1.000 m<br />

2<br />

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Handwerker- und Gewerbepark:<br />

2<br />

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Raum zum Wachsen bietet Emsdetten auch als<br />

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Wohnen, Bildung, Kultur und Freizeit punktet<br />

„Emsdetten.einfach.machen“ —ein einzigartiges Miteinander von Wirtschaft<br />

und Verwaltung.<br />

Emsdetten mit zahlreichen hochwertigenAngeboten.<br />

In Emsdetten wohnen heißt zentrumsnah und<br />

doch im Grünen zu leben. Die große Standortverbundenheit<br />

zeugt vom „Wohnort zum Wohlfühlen“,<br />

das soziale Engagement ist entsprechend<br />

hoch. Emsdetten überzeugt gerne!


10 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Fortsetzung von Seite 9<br />

Auch bei extremen Anforderungen sind<br />

die Entwickler im Forschungslabor in<br />

Münster gefragt. So wurde der Erdbebenmesser<br />

des norwegischen seismologischen<br />

Instituts Norsar mit einem Armacell-Produkt<br />

gedämmt. „Denn die extremen<br />

Witterungsbedingungen und das<br />

große Temperaturgefälle zwischen Tag<br />

und Nacht hatten zuvor zu Kondensationsproblemen<br />

und verfälschten<br />

Messergebnissen<br />

geführt“, so Witt.<br />

Nicht nur für solche<br />

Extremanwendungen<br />

werden<br />

die Dämmstoffe<br />

kontinuierlich<br />

weiterentwickelt<br />

und optimiert,<br />

betont<br />

Witt. Die im Forschungslabor<br />

in Münster entwickelten<br />

Materialien werden auf einer eignen Produktionsstraße<br />

hergestellt und vielen<br />

Tests unterzogen, bevor sie in Serie gehen.<br />

Rund 200 Patente hält Armacell. „Viele<br />

davon beziehen sich auf eine Weiterentwicklung<br />

von Schäumen für einen verbesserten<br />

Brandschutz“, erläutert Witt.<br />

Im Brandfall dürfenIsolierungen in Bahnen,<br />

auf Flughäfen und Schiffen und insgesamt<br />

auf Flucht- und Rettungswegen<br />

kaum Rauchentwicklung zulassen.<br />

Die Erfolge der Armacell-Dämmstoff-Experten<br />

haben die Expansion des Unternehmens<br />

beflügelt. In diesem Jahr wurde<br />

„Die extremen Witterungsbedingungen<br />

hatten zuvor zu Kondensationsproblemen<br />

und verfälschten<br />

Messergebnissen geführt.“<br />

Malte Witt zur erfolgreichen Entwicklung eines<br />

Dämmstoffs für das norwegische seismologische<br />

Instituts Norsar<br />

ein türkischer Dämmstoffhersteller übernommen,<br />

„um Absatzmärkte inSüdosteuropa,<br />

in Vorderasien und Nordafrika<br />

zu erschließen“, erklärt Witt. Von der<br />

Übernahme eines führenden kanadischen<br />

Produzenten von Polyethylen-<br />

Dämmstoffen im März diesen Jahres verspricht<br />

sich Armacell die Marktführerschaft<br />

in Kanada und die Stärkung seiner<br />

Marktposition in Nordamerika. Insgesamt,<br />

so Pressesprecherin Susan Krambo,<br />

werde die Internationalisierung<br />

sowie die Expansion<br />

in zukunftsweisenden<br />

Märkten<br />

konsequent<br />

vorangetrieben.<br />

Der Erfolg ist im<br />

Wesentlichen von<br />

gut qualifizierten<br />

Mitarbeitern abhängig,<br />

weshalb<br />

Armacell intensiv<br />

in Aus- und Weiterbildung investiert.<br />

Durch die Kooperation mit den Hochschulen<br />

in Münster und Steinfurt können<br />

laut Witt „auch Inhalte von Bachelorarbeiten<br />

direkt für das Unternehmen weiterentwickelt<br />

werden“.<br />

Um motivierte Nachwuchskräfte für<br />

kaufmännische und technische Ausbildungen<br />

zu begeistern, hat Armacell Anfang<br />

des Jahres als erstes Unternehmen<br />

der neuen Initiative von Industrie- und<br />

Handelskammer Nord Westfalen und<br />

Handwerkskammer Münster einen jungen<br />

Ausbildungsbotschafter in weiterführende<br />

Schulen geschickt.<br />

Karin Höller<br />

Dämmmaterialien von Armacell finden sich auch im Kreuzfahrtschiff Aida. Foto: Franz Knittel<br />

Der Betonbereich der Unterflur-Container wird inden Boden eingelassen, nur die Einwurfs-Möglichkeit aus Edelstahl bleibt sichtbar.<br />

Zur Entleerung zieht ein Lkw die inneren Behältnisse am Haken heraus.<br />

Fotos: Susanne Menzel<br />

Bauer gegen<br />

Nachbauer<br />

Container-Experte aus Südlohn ist mit eigenen<br />

Entwicklungen weltweit erfolgreich<br />

Sie prägen das Stadtbild mit einer<br />

Selbstverständlichkeit, dass man<br />

ihre Existenz kaum noch bewusst<br />

wahrnimmt: die Altglas-, Papier-und<br />

Restmüll-Behälter.Der Gang dorthin<br />

ist Alltagsroutine. Dass sich hinter<br />

der Herstellung dieser Container allerdings<br />

eine Menge Know-how verbirgt,<br />

dass Form und Funktion einer<br />

ständigen Entwicklung unterliegen,<br />

das wird erst klar,wenn man die Hallen<br />

der Bauer GmbH in Südlohn betritt.Unmengen<br />

von Blechen,<br />

eine Vielzahl von Arbeitsplätzen,<br />

modernste Fertigungstechnologien,<br />

aber<br />

auch noch kleinteilige<br />

Handarbeit finden sich dort. In vielen<br />

einzelnen Schritten werden die Container<br />

zusammengesetzt, immer wieder<br />

kontrolliert, immer wieder Arbeitsschritte<br />

hinterfragt und auf Verbesserungen<br />

getestet.<br />

Der „Kopf und Motor“ hinter dem 1966<br />

gegründeten und inzwischen weltweit<br />

agierenden Unternehmen ist Heinz Dieter<br />

Bauer. Der 76-jährige geschäftsführende<br />

Gesellschafter,der inzwischen seine<br />

Söhne Patrick (46) und Pascal (36)<br />

mit ins Boot geholt hat, ist noch täglich<br />

nicht nur im Büro, sondern auch im Betrieb<br />

zu finden. „Ruhe ist trotz meines Alters<br />

nicht mein Ding. Dafür habe ich noch<br />

zu viele Ziele“, lacht der Senior.„Schließlich<br />

ist die Firma mein fünftes Kind: Ich<br />

habe sie erschaffen und großgezogen.“<br />

Neben Südlohn (70 000 Quadratmeter<br />

Werksgelände; 230 Mitarbeiter) gibt es<br />

seit 1993 auch noch ein Werk in Halberstadt<br />

(20 000 Quadratmeter Werksgelände;<br />

70 Mitarbeiter). Auf vier Produktionsbereiche<br />

hat sich die Bauer GmbH<br />

spezialisiert: neben den Wertstoff- und<br />

Gefahrgut-Containern sind das noch die<br />

Umwelt-Lagertechnik sowie Stapler-Anbaugeräte.<br />

8000 Tonnen Bleche werden<br />

dafür pro Jahr verarbeitet.<br />

„Viele Dinge, die wir hier entwickelt und<br />

auf den Markt gebracht haben, etwa die<br />

Sonderabfall-Behälter oder die mechanische<br />

Schaufel für Gabelstapler, sind heute<br />

europaweit im Einsatz. Und werden oft<br />

kopiert. Deshalb lautet mein Spruch immer:<br />

Wir sind Bauer, die anderen die<br />

Nachbauer“, sagt der Firmenchef. Hauptabnehmer<br />

sind neben Unternehmen und<br />

Kommunen in Europa auch Firmen aus<br />

Israel, Korea oder Tunesien<br />

Dabei ist die Entwicklung seiner Produkte<br />

für Bauer ein Spannungsfeld, das ihn<br />

täglich vor neue Herausforderungen<br />

stellt: „Die Frage ‚Wie kann ich bei dem<br />

Wettbewerb neue Produkte günstiger<br />

herstellen?´ ist dabei sicher wesentlich.<br />

Andere machen sich diese Gedanken gar<br />

nicht, sondern produzieren direkt im<br />

Ausland. Ich dagegen bin der Meinung:<br />

Wirliefern Qualität und Service, deshalb<br />

sind wir in der<br />

Herstellung etwas<br />

teurer. Aber<br />

der Unterschied<br />

zu Billigkopien ist<br />

sichtbar.“<br />

Bestes Beispiel sei<br />

für ihn eine Reaktion<br />

2012 aus Tri-<br />

Heinz Dieter Bauer<br />

nidad: „Dorthin<br />

haben wir 1982<br />

Drahtspulen geliefert, die wir noch bis in<br />

die 90er Jahre hergestellt haben. Nach<br />

drei Jahrzehnten kam eine Anfrage, ob<br />

wir die Spulen noch bauen und liefern<br />

können. Man benötige jetzt neue. Der<br />

Auftraggeber hatte sogar noch die Originalrechnung<br />

von der ersten Lieferung.<br />

Das ist doch eine klareAussagefür Wertarbeit.“<br />

Fortsetzung auf Seite 11<br />

„Viele Dinge, die wir hier entwickelt<br />

und auf den Markt gebracht<br />

haben, sind heute europaweit im<br />

Einsatz.“<br />

Der erste „Roboter“ kam bei Bauer 1989 zum Einsatz. Die Maschine<br />

(rechts im Bild) tut bis heute ihre Dienste, wird bald gegen eine<br />

moderne Version ausgetauscht.


BRANCHEN &BETRIEBE 11<br />

„Niemand ist<br />

zweite Garnitur“<br />

Heinz Dieter Bauer schrieb seine Lebensgeschichte<br />

Über 70 000 Quadratmeter erstreckt sich heute das Werksgelände der Bauer GmbH am Standort inSüdlohn.<br />

Fortsetzung von Seite 9<br />

Drahtspulen sind es inzwischen nicht<br />

mehr, die die Firma Bauer produziert,<br />

das Hauptaugenmerk liegt auf Anbaugeräten<br />

für den Gabelstaplermarkt (50 Prozent<br />

des Gesamtumsatzes). Und auf der<br />

Entwicklung neuer Produkte imContainerbereich.<br />

Hier liegt Senior Heinz Dieter Bauer besonders<br />

die barrierefreie Entsorgung am<br />

Herzen: „Wer einmal im Rollstuhl gesessen<br />

hat, weiß, wie mühevoll und fast unmöglich<br />

es ist, beispielsweise an einen<br />

Altglascontainer heranzukommen. Auch<br />

mit Blick auf den demografischen Wandel<br />

sind hier Innovationen gefragt. Da<br />

haben wir uns halt etwas einfallen lassen.“<br />

Und zwar Behälter, die in den Boden<br />

eingelassen werden, versehen mit<br />

einer Technik, die die Abfallbehältnisse<br />

automatisch für eine Entleerung nach<br />

oben fahren kann.<br />

„Diese Möglichkeiten sind in Wohngebieten,<br />

aber auch an Autobahnen in der<br />

Zukunft unabdingbar“, ist Bauer überzeugt.<br />

Auf entsprechenden Messen wurden<br />

die Produkteinzwischen vorgestellt,<br />

die Produktion wurde entsprechend ausgebaut<br />

sowie rationalisiert. Und so sind<br />

es kleine Mosaiksteinchen, die immer<br />

wieder zusammengefügt werden. „Beim<br />

Gang durch die Werkshallen gibt es stets<br />

etwas, was mir als verbesserungswürdig<br />

ins Auge fällt“, schmunzelt der Chef. Und<br />

da er täglich dort unterwegs ist, dürften<br />

ihm die Ideen noch lange nicht ausgehen.<br />

Susanne Menzel<br />

Luftbild: Bauer GmbH<br />

Es gibt Personen –und Persönlichkeiten.<br />

Zu den letzteren zählt Heinz<br />

Dieter Bauer.<br />

Der Mann ist Chef eines<br />

weltweit agierenden<br />

Unternehmens. Er ist aber<br />

auch Mensch. Einer, der<br />

aus kleinen Verhältnissen<br />

kommend, den Wegnach oben geschafft<br />

hat. Ohne dabei seine Herkunft zu vergessen.<br />

„Ich bin Püttrologe“, stellt sich<br />

der 76-Jährige mit einem Schmunzeln<br />

gerne selbst vor. Übersetzt heißt das: Er<br />

wurde im Ruhrgebiet,<br />

auf Schalke, geboren.<br />

Im Kriegsjahr 1939<br />

kam erzur Welt, der<br />

Erfolg war ihm dabei<br />

nicht in die Wiege gelegt<br />

worden. Aufge-<br />

Heinz Dieter Bauer<br />

wachsen mit zwei<br />

Schwestern in armen Verhältnissen, eine<br />

Kindheit –geprägt vomKrieg. Heinz DieterBauer<br />

musstenach der Volksschule ins<br />

Berufsleben einsteigen, um sich und die<br />

Mutter zu ernähren. „Als ich 19 war, habe<br />

ich mir gesagt: Mit 30 bin ich entweder<br />

selbstständig oder ich habe so einen Job,<br />

dass ich mich nicht mehr selbstständig<br />

machen muss. Meine Kinder sollten es<br />

später einmal besser haben als ich“, hat<br />

Bauer für sich schon früh hohe Ziele gesteckt.<br />

Er hat es sogar früher geschafft,<br />

sein eigenes Unternehmen zu gründen:<br />

1966 entstand in Stadtlohn die Bauer<br />

GmbH. Ohne finanzielle Unterstützung<br />

„Meine Motivation, als<br />

Autor aufzutreten, war es,<br />

Mut zu machen.“<br />

vonSeiten der Familie, ohne Startkapital<br />

aus staatlicher Hand. Der Chef warnicht<br />

nur Unternehmer,sondern Mädchen für<br />

alles. Berufliche Hürden wie auch private<br />

Schicksalsschläge begleiteten Heinz Dieter<br />

Bauer auf seinem Lebensweg. Von<br />

fünf Kindern ist eins verstorben. Seine<br />

eigene Krebserkrankung hat Bauer besiegt.<br />

Aber resignieren, das kam für den<br />

energiegeladenen Mann nie infrage. Im<br />

Gegenteil: Er schmiedeteneue Pläne und<br />

arbeitet an deren Umsetzung. Er gründete<br />

die Dieter-Bauer-Stiftung, die seit 2003<br />

die Krebs- und die MPS-Forschung (MPS<br />

= Mukopolysaccharidose/<br />

seltene genetische<br />

Erkrankung)<br />

unterstützt.<br />

Und er schrieb seine<br />

Lebensgeschichte„Aus<br />

dem Nichts“. Die Einnahmen<br />

aus dem<br />

Buchverkauf fließen ausschließlich der<br />

Stiftung zu. „Meine Motivation, als Autor<br />

aufzutreten, wares, Mut zu machen“, erklärt<br />

Heinz Dieter Bauer im Nachwort<br />

seines 2014 erschienen Werkes. „Ich<br />

möchte alle Menschen, die aus welchen<br />

Gründen auch immer kein Studium absolvieren<br />

konnten, ermutigen: Man kann<br />

trotzdem sein Leben gestalten, etwas aus<br />

sich machen, erfolgreich sein. Niemand<br />

ist Gottes zweite Garnitur.“<br />

„Aus dem Nichts“ ist direkt über Heinz<br />

Dieter Bauer zu beziehen. E-Mail: info@dieterbauer-stiftung.de<br />

oder Tel.<br />

02862/709-140 Susanne Menzel<br />

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12 BRANCHEN<br />

Größter Arbeitgeber in Tecklenburg: Die Ledder Werkstätten haben 1250 Beschäftigte mit Behinderungen sowie weitere 450 Mitarbeiter. An17Standorten sind die Ledder vertreten.<br />

Hier geht es nicht nur ums Geld<br />

Doch auch die Ledder Werkstätten als Arbeitgeber für 1250 Menschen mit Behinderungen müssen<br />

rechnen. Hersteller innovativer Produkte, Händler, Dienstleister und Zulieferer unter einem Dach.<br />

Das Streichholz flammt auf. Kerzenduft<br />

verbreitet sich, als beide Seiten<br />

desDochts brennen. Schnell daskleine<br />

Bündel zwischen das Holz schieben,<br />

die Ofentür schließen –und auf<br />

die wohlige Wärme warten. Das<br />

Holzbündelchen mit dem Docht ist<br />

einer der Renner im Angebot der<br />

Ledder Werkstätten: K-Lumet®, der<br />

Recycling-Feueranzünder.<br />

K-LUMET®<br />

K-LUMET® kommt vom französischen „Y a<br />

qu‘à allumer“ (Man muss es nur anzünden)<br />

und beschreibt damit den<br />

pfiffigen Anzünder sehr gut. Ein<br />

Bündel Hölzchen mit einem Docht<br />

in der Mitte steckt in einem<br />

Pappröhrchen und ist mit dem Wachs alter<br />

Kerzen ummantelt. Erfunden wurde der Anzünder<br />

in der Schweiz, die deutsche Lizenz<br />

haben seit zehn Jahren die Ledder Werkstätten.<br />

In 130 Werkstattstandorten bundesweit<br />

stellen inzwischen in Hoch-Zeiten über 2000<br />

Menschen den Kaminanzünder K-LUMET® her.<br />

Wer bei Behindertenwerkstätten<br />

nur an<br />

Wäscheklammern<br />

und Putzlappen<br />

denkt, erliegt einem<br />

Klischee. Mit den traditionellen Holzdübeln<br />

allein wären die LedderWerkstätten<br />

–mit 1250 Beschäftigten mit Behinderungen<br />

an 17 Standorten sowie 450 weiteren<br />

Mitarbeitern der größte Arbeitgeber<br />

der Stadt Tecklenburg–trotzaller Zuschüsse<br />

auch längst nicht mehr wirtschaftlich<br />

zu betreiben. Intelligente Produkte<br />

sind gefragt, Flexibilität und Innovation<br />

–denn unter dem Strich muss sich<br />

auch eine Behindertenwerkstatt rechnen.<br />

Auch dann, wenn es hier am Ende nicht<br />

ums Geld geht...<br />

„Natürlich könnteman K-Lumet® billiger<br />

herstellen –industriell“, sagt Jörg Birgoleit,<br />

Sprecher der Ledder Werkstätten.<br />

„Aber bei uns geht es nichtumGewinnoptimierung,<br />

sondern darum, für jeden einzelnen<br />

Menschen mit geistiger,<br />

psychischer und/oder körperlicher<br />

Behinderungdie passende Arbeit zu<br />

finden“, beschreibt er das Geschäftsmodell.<br />

„Bei uns geht es um Teilhabe durch<br />

Arbeit.“<br />

Deshalb ist die K-Lumet®-Produktion in<br />

zwölf bis 15 Schrittezerlegt: vomSpalten<br />

des Holzes über<br />

das Zusammenstecken<br />

der Hölzchen<br />

in Pappringen<br />

bis zum anschließenden<br />

Bad<br />

in heißem Wachs.<br />

Viele kleine Tätigkeiten,<br />

bei<br />

„Die Werkstatt ist ein ganz wichtiges<br />

Standbein.“<br />

Frank Tafertshofer, LWL<br />

denenauch ein Schwerstbehinderter seine<br />

angemessene Arbeit findet –mehr als<br />

das: seine Aufgabe.<br />

„Geld, Spaß, Verantwortung, das Gefühl,<br />

gebraucht zu werden, Selbstverwirklichung,<br />

Kollegen, Vorsorge für das Alter,<br />

Normalität, Tagesstruktur“, beschreibt<br />

Ludger Große Vogelsang, was Arbeit für<br />

behinderte Menschen bedeutet. Der Förderschullehrer<br />

ander Don-Bosco-Schule<br />

in Recke könnte esauch kürzer fassen:<br />

Arbeit hat für behinderteMenschen denselben<br />

Stellenwert wie für nicht Behinderte.<br />

Nur, dass es für Behinderte weit schwerer<br />

ist, einen angemessenen Job zu finden.<br />

Auch wenn man eine Unterbringung<br />

der Menschen<br />

mit Behinderungen im ersten<br />

Arbeitsmarkt anstrebe, könne man sie<br />

mit viel Hilfeund Geld nichtimmer integrieren,<br />

erklärt Frank Tafertshofer, Leiter<br />

der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

beim Landschaftsverband<br />

Westfalen-Lippe<br />

(LWL). Er erinnert<br />

daran, dass<br />

die Arbeitswelt<br />

sich in den letzten<br />

Jahren stark verändert<br />

habe. „Den<br />

blinden Telefonisten<br />

und den<br />

Mann, der den ganzen Tagden Hof fegt,<br />

gibt es heutenicht mehr“, machtTafertshofer<br />

deutlich.<br />

Vor diesem Hintergrund sind die Ledder<br />

Werkstätten noch viel wichtiger, als es<br />

die blanke Zahl der 1250 Beschäftigten<br />

erahnen lässt.<br />

Wie schafft man Arbeit für Behinderte?<br />

Indem man sich auf vielen Feldern seine<br />

Nische sucht –ausgehend davon, wasdie<br />

Mitarbeiter können. Deshalb sind die<br />

Ledder Werkstätten Hersteller, Händler,<br />

Dienstleister und Zulieferer zugleich:<br />

Hier werden Bierkisten für eine Emsdettener<br />

Privatbrauerei gezimmert.<br />

Hier wird<br />

K-Lumet, Recycling-Feueranzünder<br />

Pfiffige Idee: Der Anzünder aus den Ledder<br />

Werkstätten<br />

für den Badhersteller Kaldewei produziert.<br />

In den beiden „Samocca“-Cafés in Lengerich<br />

und Saerbeck sorgen –natürlich –<br />

behinderte Menschen für den Service.<br />

Zum frisch gerösteten Kaffee und zu<br />

den Bagels gibt’s die freundlich-familiäre<br />

Atmosphäre gratis dazu. Und als<br />

Dienstleister für die Logistik spielen die<br />

Ledder Werkstätten Vorteile aus, die<br />

hochautomatisierte Logistikzentren<br />

nicht mehr bieten können –etwa<br />

beim Abpacken. „Flexibilität und<br />

Manpower“,<br />

sagt<br />

Birgoleit.<br />

„Wir können<br />

zum<br />

Beispiel garantieren,<br />

dass wir eine sechsstellige<br />

Zahl von Flaschen fristgerecht<br />

abpacken“.<br />

Ein ganzer Bauchladen unterschiedlicher<br />

Tätigkeiten. Birgoleit<br />

spricht lieber von „Vollsortimenter“<br />

und kann auch auf eine<br />

beeindruckende Auftraggeberlistevon<br />

Aldi bis Kaldeweiverweisen<br />

sowie auf einen Umsatz von über 40<br />

Millionen Euro imJahr. „Über Aufträge,<br />

Steuern usw. geht vieles, das hier rein-<br />

34 000 ARBEITSPLÄT<br />

Nach Angaben des Landsc<br />

bandes arbeiten in Westfa<br />

rund 41 500 Menschen mi<br />

rungen auf insgesamt kna<br />

Plätzen in 60 anerkannten<br />

stätten. Für 35100 von ih<br />

der LWL rund 535 Millione<br />

im Jahr für Werkstattmaß<br />

inklusive Nebenkosten (So<br />

cherung) und Fahrtkosten<br />

fließt, zurück indie Region<br />

goleit. „Wir sind hier ein W<br />

tor.“ Aber: „In der Privatwi<br />

vieles undenkbar, was wir<br />

sich Birgoleit bewusst, dass<br />

land mit der Unterhaltung d<br />

2500 Werkstattstandortemi<br />

zen für 300 000 Menschen<br />

rung viel leistet.<br />

Die Ledder bleiben ständig a<br />

nach neuen Aufgaben und<br />

„Über Aufträge, Steuern<br />

vieles, das hier reinfließ<br />

in die Region. Wir sind<br />

Wirtschaftsfaktor.“<br />

Jörg Birgoleit, Sprecher der Ledder<br />

wird mit einem Designer e<br />

grill entwickelt: klein zusa<br />

bar.Aber dieses Projekt sche<br />

viele Arbeiten wie das Zus<br />

Metalls nicht in den Werkst<br />

werden konnten.<br />

Die Idee für K-Lumet® hat ü<br />

LeWe-Geschäftsführer Ral<br />

aus der Schweiz mitgebrach<br />

der Sozialpädagoge Ruedi<br />

die Grundidee für die zum A<br />

bündelten Holzstäbchen en<br />

zündende Idee kambeim Es<br />

blick vonBohnen im Speckm<br />

schen haben die Ledder d<br />

Deutschland. Dietl


&BETRIEBE<br />

13<br />

„Sonst wäre es noch<br />

schlimmer ausgegangen“<br />

Für Heiner Kartlüke sind die Ledder Werkstätten ein Glücksfall<br />

Fotos: Dietlind Ellerich<br />

Es geschah ausheiteremHimmel, am<br />

3. Februar 1999, währendder Arbeit.<br />

Heiner Kartlüke fiel nach vorne, lag<br />

bewusstlos auf dem Boden. Der damals<br />

41-jährige selbstständige<br />

Handwerksmeisterhatte Glück,dass<br />

er nicht alleine im Keller des Supermarkteswar,ein<br />

Monteursofort den<br />

Rettungsdienst verständigte. „Sonst<br />

wäre es noch schlimmer ausgegangen“,<br />

sind sich Heiner Kartlüke, seine<br />

Ehefrau Conny und seine Mutter<br />

Herta bewusst. Ein Aortenaneurysma,<br />

eine Ausbuchtung der Hauptschlagader,<br />

war geplatzt.<br />

Vi Vele Wochen lag Heiner Kartlüke<br />

imkünstlichen Koma,<br />

Monate war er in der Reha<br />

und Anschlussheilbehandlung.<br />

Das volle Programm<br />

mit Logopädie, Ergotherapie, fast ein<br />

ganzes Jahr in Kliniken, laufen, sprechen,<br />

schreiben lernen. Und immer in der Gewissheit,<br />

dass fast nichts mehr so sein<br />

wird, wie es einmal war.<br />

Seine beiden Meisterbriefe imFlur erinnern<br />

an die Zeit, als alles noch in Ordnung<br />

war. Heuteist der Westerkappelner<br />

Frührentner. Seinen Beruf als Gas- und<br />

Wasser-Installateur und als Zentralheizungs-<br />

und Lüftungsbauer kann er nicht<br />

mehr ausüben.<br />

Schmerzhaft für Heiner Kartlüke: Auch<br />

die unmittelbar bevorstehende Beförderung<br />

zum Wehrführer der Freiwilligen<br />

Feuerwehr im Ort muss er ad acta legen.<br />

Zu Hause in Westerkappeln sorgen sich<br />

die Frauen nicht nur um den Ehemann<br />

und den Sohn, sie bringen die Baustelle<br />

an einer Grundschule zu Ende, wickeln<br />

die Werkstatt ab, die Heiner KartlükeAnfang<br />

der 1980er Jahre von seinem Vater<br />

übernommen hat.<br />

Als er Ende des Jahres wieder zu Hause<br />

ist, versuchen alle, das Besteaus der Situation<br />

zu machen. KartlükehilftimHaushaltswarengeschäft,<br />

das die Familie seit<br />

Generationen führt. Er mischt mit, ist immer<br />

dabei und dennoch unzufrieden.<br />

Ihm fällt die Decke auf den Kopf, er will<br />

raus, arbeiten, unter Menschen.<br />

Der erste Kontakt mit den Ledder Werkstätten<br />

erfolgt erst ein paar Jahre später<br />

und zu Hause. Conny Kartlüke will zunächst<br />

nicht recht, hat das Gefühl, sie<br />

schiebe ihren Mann ab. Heuteist sie froh,<br />

dass sie gemeinsam den Schritt gewagt<br />

haben. Denn der heute 57-Jährige fühlt<br />

sich in seinem Job in Ibbenbüren pudelwohl<br />

und ist sogar im Metier geblieben.<br />

Er packt Ausläufefür Boiler um, montiert<br />

Gelenkrohrschellen und Schrauben, faltet<br />

Kartons und trennt Müll. Vor allem<br />

freut er sich, dass er gebraucht wird.<br />

„Wir sind froh, dass wir Heiner haben. Er<br />

hat Spaß an der Arbeit, immer einen netten<br />

Spruch auf Lager und ist immer gut<br />

gelaunt“, beschreibt Konrad Licher,Fachkraft<br />

zur Arbeits- und Berufsförderung<br />

Bei der Arbeit: Heiner Kartlüke ist froh darüber, dass erwieder<br />

einer Tätigkeit nachgehen kann.<br />

Foto: Dietlind Ellerich<br />

bei den Ledder Werkstätten, die Winwin-Situation.<br />

Am späten Nachmittagbringt der Werksverkehr<br />

Heiner Kartlüke wieder nach<br />

Hause. Seine Ankunft kündigt er durch<br />

einen Pfiff an, er schaut die Post durch,<br />

fragt nach Neuigkeiten, hilft ein wenig im<br />

Geschäft. Wie ein ganz normaler Arbeitnehmer<br />

nach Feierabend.<br />

Dietlind Ellerich<br />

ZE<br />

haftsverlen-Lippe<br />

tBehindepp<br />

34 000<br />

Werken<br />

zahlt<br />

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insgesamt<br />

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Behindeuf<br />

der Suche<br />

Arbeiten. Da<br />

usw. geht<br />

t, zurück<br />

ier ein<br />

Werkstätten<br />

in Campingmmenklappitert,<br />

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brigens einst<br />

f Hagemeier<br />

t. Dort hatte<br />

Rettenmund<br />

nzünder getwickelt.<br />

Die<br />

sen, beim Anantel.<br />

Inzwiie<br />

Lizenz für<br />

ind Ellerich<br />

„Passgenau“<br />

Wie ein Förderschullehrer die Ledder Werkstätten sieht<br />

Förderschüler auf den allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt zu vermitteln,<br />

gelingt eher selten.<br />

Wirsprachen mit LudgerGroße<br />

Vogelsang, Förderschullehrer<br />

und Studien- und Berufsorientierungskoordinator<br />

an der Don-Bosco-<br />

Schule in Recke.<br />

Welche Bedeutung haben die Ledder<br />

Werkstätten und andere gemeinnützige<br />

Einrichtungen für diese Menschen?<br />

Große Vogelsang: Nach der UN-Konvention<br />

von 2009 hat jeder Mensch das<br />

Recht, im Rahmen seiner eigenen Bedürfnisse,<br />

Fähigkeiten und Begabungen<br />

am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.<br />

Das beinhaltet auch die Teilnahme<br />

am Arbeitsleben. Die Ledder Werkstätten<br />

Ludger Große Vogelsang, Förderschullehrer<br />

und Studien- und Berufsorientierungskoordinator<br />

ander Don-Bosco-Schule in<br />

Recke.<br />

Foto: Dietlind Ellerich<br />

bietet allen Förderschülern der Don-Bosco-Schule<br />

einen Arbeitsplatz an, der<br />

passgenau auf sie zugeschnitten wird.<br />

Durch die gute Zusammenarbeit zwischen<br />

den Ledder Werkstätten und der<br />

Don-Bosco-Schule werden unsere Schüler<br />

sehr gut auf ihren späteren Arbeitsplatz<br />

vorbereitet, sodass die Ledder<br />

Werkstätten von unseren Schülern und<br />

deren Eltern als guter, verlässlicher und<br />

sicherer Arbeitgeber angesehen werden.<br />

Welchen Stellenwert hat ein Job für<br />

einen Menschen mit einer Behinderung?<br />

Große Vogelsang: Meiner Meinung<br />

nach den gleichen Stellenwert wie für<br />

einen Menschenohne Behinderung. Woran<br />

denken wir,wenn wir an unseren Job<br />

denken? Geld, Spaß, Verantwortung, das<br />

Gefühl, gebraucht zu werden, Selbstverwirklichung,<br />

Kollegen, Vorsorge fürs Alter,<br />

Normalität, Tagesstruktur.<br />

Rechtfertigt das die hohen Subventionen,<br />

mitdenen diese Arbeitsplätze<br />

bezuschusst werden?<br />

Große Vogelsang: Auf jeden Fall. Anders<br />

lässt sich ein Arbeitsplatz, der passgenau<br />

auf die besonderen Bedürfnisse<br />

zugeschnitten ist, nicht realisieren.<br />

Wie viele Jugendliche werden <strong>2015</strong><br />

aus Ihrer Schule entlassen und treten<br />

einen Job bei den Ledder Werkstätten<br />

an?<br />

Große Vogelsang: Die Don-Bosco-<br />

Schule wird imSommer voraussichtlich<br />

elf Schüler entlassen. Sieben werden eine<br />

Arbeit bei den Ledder Werkstätten oder<br />

in einer anderen gemeinnützigen Einrichtung<br />

aufnehmen. Die anderen vier<br />

werden voraussichtlich einen Arbeitsplatz<br />

auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />

bekommen.<br />

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14 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Mit Business-Tourismus auf<br />

dem Weg indie Zukunft<br />

Warum Grothues-Potthoff nach fast 800-jähriger Hof- und Familiengeschichte auf<br />

das Tagungsgeschäft setzt: Hotelpläne für Senden schlummerten lange in der Schublade.<br />

Barocke Wucht auf Erdbeer-Acker:<br />

Was von außen anmutet wie kleines<br />

Schloss Nordkirchen in modern, ragt<br />

in ein ausgedehntes Sendener Wohngebiet.<br />

Ein Hotel, geschaffen auf<br />

einemHof, dessen Familientradition<br />

sich fast 800 Jahre zurückverfolgen<br />

lässt. Eine Großinvestition –und ein<br />

unternehmerisches Wagnis.<br />

„Wir rechnen mit einer Einführungsphase<br />

von zwei Jahren.“<br />

Die Bauarbeiter setzen für<br />

das neue Grothues-Potthoff-Hotel<br />

zum Endspurt<br />

an, denn noch sind erst 30<br />

der 60 Zimmer fertig: „Am<br />

ersten Maiwochenende sind wir komplett<br />

ausgebucht“, berichtet Geschäftsführer<br />

Elmar Grothues. Für die gerade angelaufene<br />

Bankentagung reichten so gerade<br />

die Zimmer im ersten Stock. „Und wenn<br />

die Technik noch Anfangsschwierigkeiten<br />

macht und das WLAN ausfällt, sind<br />

zum Glück die Experten noch im Haus<br />

und können das beheben“, erzählt Grothues<br />

von den ersten<br />

Hoteltagen<br />

unter Betriebstemperatur.<br />

Ab Mai dann auf<br />

5555 Quadratme-<br />

Elmar Grothues, Geschäftsführer<br />

tern Nettogeschossfläche<br />

dominiert<br />

moderne<br />

Schlichtheit den Innenbereich. „Die Farben<br />

der Region sollen sich im Raumkonzept<br />

widerspiegeln“, erklärt Elmar Grothues.<br />

An den Architekten stellte der Juniorchef<br />

des Familienunternehmen vor<br />

allem die Bedingung: „Das Hotel muss<br />

sich architektonisch trotz der Größe in<br />

den Rest des Hofes mit Hofcafé und -laden<br />

einfügen und dessen Strukturen aufnehmen.“<br />

Hier konnte Architekt Eckhard Scholz<br />

Ideen seines Vaters Adolf Scholz aufnehmen,<br />

der schon 2006 am Hotelkonzept<br />

mitarbeitete: Als Abschlussarbeit vonPia<br />

Tekaat, Schwester des Juniorchefs, zur<br />

Hotelfach-Betriebswirtin konzipiert,<br />

schlummerten die Pläne über Jahreinder<br />

Schublade. Und wurden nicht nur vor<br />

In der Startphase: Von außen mutet das Hofhotel ein wenig wie ein barockes Schloss an.<br />

Baubeginn,sondern auch seit dem ersten<br />

Spatenstich oft durch den Familienrat –<br />

die Eltern Grothues und die vier erwachsenen<br />

Kinder mit Ehepartnern –über den<br />

Haufen geworfen.<br />

Die größte Steigerungsrate und damit<br />

unternehmerische Chancen sehen die<br />

Sendener im Business-Tourismus: Die<br />

Ausrichtung änderte sich während der<br />

Bauzeit vom Tourismus-/Wellness- zum<br />

Tagungshotel: „80 Prozent der Anfragen<br />

sind von Firmen, die hier tagen wollen“,<br />

bilanziert der 31-jährige Elmar Grothues<br />

die erste Buchungswelle. 350 Quadratmeter<br />

ist der Tagungs- und Bankettsaal<br />

groß, lässt sich in drei Räume trennen mit<br />

einer Maximalbestuhlung von 200 Plätzen.<br />

Auch das gastronomische Konzept hat<br />

die Familie während der 19-monatigen<br />

Bauphase neu überdacht und das Restaurant<br />

ins Hotel integriert. „Der Wellnessbereich<br />

ist auch noch nicht fertig, aber<br />

wir sind zuversichtlich, im Herbst das<br />

ganze Hotel nutzen zu können“, blickt<br />

Grothues in die nahe Zukunft.<br />

Zehn Vollzeitkräfte und etliche Aushilfskräftesollen<br />

sich um das Wohl der Gäste<br />

kümmern. Am Wochenende setzt das<br />

Haus auf Radtouristen und Wochenendurlauber.<br />

Laut Einschätzung des Juniorchefs<br />

liegt der Beherbergungsbetrieb im<br />

Vier-Sterne-Bereich; auf eine Zertifizierung<br />

durch die Dehoga(Deutscher Hotelund<br />

Gaststättenverband) legt Grothues<br />

keinen Wert.<br />

Darüber, wie stark das Haus ausgelastet<br />

sein wird, will er nicht spekulieren: „Wir<br />

rechnen mit einer Einführungsphase von<br />

zwei Jahren.“ Ob sich das Unternehmen<br />

Grothues-Potthoff, dessen Hof- und Familiengeschichte<br />

sich bis 1253 zurückverfolgen<br />

lässt, mit der Millionen-Entscheidung<br />

wohlfühlt, hängt von der Akzeptanz<br />

ab. Die mit Abstand größte Investition<br />

in der Firmengeschichte bleibt<br />

für Elmar Grothues deshalb „ein unternehmerisches<br />

Wagnis“.Maike Harhues<br />

Foto: Maike Harhues<br />

Marketingpaket im Gepäck<br />

Münster bemüht sich aus vielen Gründen intensiv um Tagungs- und Kongress-Gäste.<br />

Tagungen und Kongresse sind gefragt.<br />

Städte wetteifern darum. Foto: dpa<br />

GHat sie die Sekretärin auf ihrer Seite,<br />

hat sie praktisch schon gewonnen:<br />

Petra Panske weiß, wer die Fäden<br />

in der Hand hat, wenn es um<br />

Kongressorganisation geht. „Die offizielle<br />

und fachliche Gastgeberrolle<br />

füllt natürlich der Chef aus, aber den<br />

eigentlichen Hauptjob hinter den<br />

Kulissen macht doch die persönliche<br />

Assistentin“, ist sich die Bereichsleiterin<br />

Touristik und Kongressmarketing<br />

der Stadt sicher.<br />

Deshalb sind sie ein Klientel,<br />

das besonders gepflegt<br />

und mit Wertschätzung<br />

verwöhnt wird: Regelmäßig<br />

veranstaltet Panske<br />

kleinere Events, bei denen nicht nur die<br />

neuesten Tagungsideen vorgestellt werden,<br />

sondern auch Kontaktpflege betrieben<br />

wird: „Bei einer Tagung von Sportwissenschaftlern<br />

war inden Pausenzeiten<br />

Sight-Jogging der Renner. Auch<br />

unser Angebot, Grün zu tagen, steht hoch<br />

im Kurs“, weiß Panske. Es stehe Firmen<br />

wie Wissenschaftlern einfach gut zu Gesicht,<br />

großen Wert auf Nachhaltigkeit<br />

und Umweltschutz zu legen. Das betrifft<br />

nicht nur die umweltfreundlichereAnreise<br />

mit der Bahn statt dem Flieger, sondern<br />

zieht sich durch alle Bereiche der<br />

Veranstaltung: Gekocht wird aus regionalen<br />

Zutaten, die Teilnehmer bekommen<br />

ein Busticket, um vom Veranstaltungsort<br />

zum Hotel oder den Freizeitevents<br />

zu kommen und selbst der<br />

Schreibblock im Hotel ist aus recyceltem<br />

Papier. Zusammen mit ihren drei Mitarbeiterinnen<br />

trimmt Panske viele der<br />

rund 200 Events auf Nachhaltigkeit, Tendenz<br />

steigend.<br />

Knapp 35 000 Teilnehmer gilt es bei<br />

mehrtägigen Tagungen im Jahr unterzubringen:<br />

„Wir können die Hotels in Münsterdirekt<br />

online abfragen. Wenn alles belegt<br />

ist, buchen wir rund um Münster,<br />

aber wir sind auch schon bis Osnabrück<br />

und Dortmund gegangen“, berichtet die<br />

Kongressexpertin.<br />

Müssen also weitereHotelneubauten her,<br />

um diese Spitzen abzufangen? „Der<br />

Markt ist gesättigt. Jedes neue Hotel verschärft<br />

den Verdrängungswettbewerb“,<br />

ist Hendrik Eggert, Dehoga-Kreisversitzender<br />

in Münster,sich sicher.Unabhängig<br />

vom Engagement der Kongressinitiative<br />

gilt für seinen eigenen Betrieb als<br />

Unternehmens-Tagungsstätte: „Die persönliche<br />

Betreuung der Gäste, immer<br />

wieder Investitionen in modernstes technische<br />

Equipment und die Garantie von<br />

Störungsfreiheit und Ruhe sind sehr<br />

wichtige Voraussetzungen, dass die Firma<br />

die nächsteVeranstaltung wieder mit<br />

uns plant.“<br />

Etwa20Prozent des Jahresumsatzes des<br />

Ringhotels Landhaus Eggert in Münster-<br />

Handorf macht das Tagesgeschäft aus.<br />

Als neuer Trend gefragt sind Teambuilding-Aktivitäten<br />

für die Pausenzeiten,<br />

die das Hotel für die Tagungsteilnehmer<br />

organisiert wie Bogenschießen oder Paddeln<br />

auf der Werse. Teilweise planen die<br />

Veranstalter ein Jahr im Voraus, manchmal<br />

aber auch nur wenige Wochen.<br />

Im Kongressbüro werden Termine bis zu<br />

fünf Jahre vorher angefragt. Als einen<br />

Grund für den Erfolg sieht Panske die<br />

ausgeprägte Willkommenskultur der<br />

Westfalenmetropole: „In Münster ist der<br />

Kongress die Münster-Tagung mit Bürgermeisterempfang<br />

im Friedenssaal –in<br />

Hamburg oder München wäre der Kongress<br />

vielleicht nur einer von vielen.“<br />

Hauptsache, es wirdMünster.Und wenn<br />

nicht Münster,dann zumindest Münsterland:<br />

„Wie eine Art Drückerkolonne reisen<br />

wir mit einem Marketingpaket inklusiveMünster-Film<br />

im Gepäck vonTagung<br />

zu Tagung, um im nächsten oder übernächsten<br />

Jahr Gastgeber zu sein“, berichtet<br />

Petra Panske.<br />

Sie ist sich nicht nur der Strahlkraft der<br />

vielen meist internationalen Kongresse,<br />

sondern auch des Wirtschaftsfaktors bewusst.<br />

Petra Panskelässt die Zahlen sprechen:<br />

Laut Untersuchung des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Institutes für<br />

Fremdenverkehr der Universität München<br />

lässt jeder Tagesgast etwa 37,80<br />

Euro inMünster, jeder Übernachtungsgast<br />

166 Euro. Bedeutet für die von<br />

Münster Marketing in 2013 betreuten<br />

Kongresse eine Summe von gut zwölf<br />

Millionen Euro, 800 000 Euro mehr als<br />

im Vorjahr.<br />

ma


BRANCHEN &BETRIEBE 15<br />

„Wir sind Bosch –wir<br />

sind nicht nur Bosch“<br />

Starke Marken fallen nicht vom Himmel. BVMW gibt beim Marketing- und Media-Meeting Tipps.<br />

Frontalunterricht, Zahlen, Diagramme?<br />

Von wegen. Enzo Vincenzo Prisco<br />

brennt ein Feuerwerk ab, rennt<br />

im Raum auf und ab, hält Blickkontakt<br />

mit dem Publikum, ruft den<br />

Menschen zu: „Wer kenntmich? Wer<br />

kennt mich nicht? – Wer hat jetzt<br />

schon keinen Bock mehr?“ Gelächter.<br />

Aber: Kontaktaufnahme gelungen.<br />

Prisco, orange von der Brille bis<br />

zu den Schuhen, hat sich gerade<br />

selbst als „Marke“ platziert.<br />

„Seien Sie anders, seien<br />

Sie konkret.“<br />

Christoph Sauerland<br />

Mehr als 100Teilnehmer<br />

erreicht Prisco damit<br />

beim 4. Marketing- und<br />

Media-Meeting. Der<br />

Bundesverband mittelständische<br />

Wirtschaft (BVMW) Kreis<br />

Steinfurt und Nordwestmünsterland und<br />

mehrere Partner, die ins Kommunikationszentrum<br />

der Kreissparkasse Steinfurt<br />

geladen haben, können zufrieden<br />

sein. Schließlich will man zeigen, was<br />

„Identitätsmarketing“<br />

ist, wie gutes<br />

Image eine<br />

starke Marke befördert.<br />

Fünf Referenten<br />

beschreiben auf<br />

individuelle Art,<br />

wie die Identitätsfindung<br />

eines Unternehmens funktionieren<br />

und sich eine starkeMarkeentwickeln<br />

kann. „Sparkasse –eine Marke, die<br />

lebt“ ist zum Beispiel der Vortrag von<br />

Markus Bischoff-Wittrock, Leiter Unternehmenskommunikation<br />

im Vorstandsstab<br />

der Kreissparkasse Steinfurt, überschrieben.<br />

Für Prisco emotionalisiert die Sparkasse.<br />

Generationen kennen den Jingle, können<br />

einen Satz vervollständigen: „Wenn´s<br />

um Geld geht ... Das ist das Pfund, mit<br />

dem die Sparkasse wuchern kann.“<br />

Werkzeuge für den Alltag sind gefragt.<br />

Wiekann man das Vertrauen bei Kunden,<br />

Lieferanten, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit<br />

gewinnen oder wiedererlangen?<br />

Nach einer kurzen Begrüßung durch<br />

Günter Rohlmann vom BVMW befasst<br />

sich Christoph Sauerland, kreativer Kopf<br />

der Werbeagentur „Husare“ aus Emsdetten,<br />

mit „Dem guten Ruf...“. Das Fremdbild<br />

kann Fluch und Segen sein.<br />

Viele Firmen, so Sauerland, seien dem<br />

Irrtum erlegen, das Drucken einer guten<br />

Imagebroschüre allein würde zu einem<br />

guten Imageverhelfen: „Wenn das so wäre,<br />

würde ich heute noch Drucker werden.“<br />

Sein Credo: „Vertrauen ist hartnäckig,<br />

seien Sie anders, seien Sie konkret“.<br />

Nach ihm spinnen Markus Weber, Geschäftsführer<br />

der Agentur „W+Die Markenpflanzer“aus<br />

Stadtlohn, sowie Fabian<br />

Roberg, Geschäftsführer der Coler GmbH<br />

&CoKGaus Münster, mit ihren Vorträgen<br />

zum Thema „Vom guten Namen zur<br />

Orange waren nicht nur Brille und Jacke, selbst beim Laptop setzte<br />

Enzo V.Prisco den Farbakzent der eigenen Marke.<br />

Marken-Kenner: (v.l.). Enzo V.Prisco, Christoph Sauerland, Günter Rohlmann (BVMW), Markus Weber und Markus Bischoff-Wittrock.<br />

starken Marke“ den Faden weiter.Weber<br />

spricht von„Marke“ („Von Marken haben<br />

wir ein bestimmtes Bild im Kopf, bei Audi<br />

z.B. arbeiten Geruchsingenieure nur daran,<br />

wie ein neues Auto riechen soll“) und<br />

„gutem Namen“ („Wer einen guten Namen<br />

hat, braucht nicht unbedingt viel in<br />

ein Logo zu investieren“). Hierbei unterscheidet<br />

Weber zwischen großen Marken<br />

mit hohem Bekanntheitsgrad und dem<br />

kleinen, gut geführten Betrieb, wie beispielsweise<br />

dem „Friseursalon von<br />

nebenan“. Bei den „großen“ Marken erzeuge<br />

allein das Logo eine „bestimmtes<br />

Vorstellungsbild“ in den Köpfen der Kunden<br />

und beeinflusse so das Wahlverhalten.<br />

Fabian Roberg zeigt am Beispiel der Firma<br />

Coler wie die Verknüpfung mit einem<br />

Markennamen, in diesem Fall Bosch,<br />

Fluch und Segen sein kann. Wasseit Entstehung<br />

des Betriebes 1924 in den Köpfender<br />

Kunden verankert und langeZeit<br />

„eine Erfolgsstory“ war, wurde irgendwann<br />

zur Fußfessel. Robergs Erkenntnis:<br />

„Die Reduktion vonColer auf Bosch schadet.“<br />

Doch die neue Markenaussage „Wir sind<br />

Bosch“ neben „Wir sind nicht nur Bosch“,<br />

zu etablieren, wareine Herausforderung.<br />

Roberg: „Ein Drahtseilakt. Bosch fragte,<br />

wie könnt ihr sagen, ihr seid Bosch. Die<br />

Kunden fragten, wie könnt ihr sagen, ihr<br />

seid nicht mehr Bosch?“ Eine neue<br />

Image-Broschüre musste her, neue Niederlassungen<br />

trugen den Schriftzug „Coler“<br />

deutlicher als vorher, doch dem ursprünglichen<br />

Schriftzug von 1924 mit<br />

dem Blitz als Symbol blieb man treu.<br />

Die Metamorphose dauert an. Roberg:<br />

„Das ist für alle ein großes Experiment.<br />

Bis Sie das zu ihren Kunden transportiert<br />

haben, das dauert.“<br />

Als Prisco mit dem Beamer Animationen<br />

mit Comic-Held „Bart Simpson“ zeigt,<br />

tauschen manche im Raum verstohlene<br />

Blickeund fragten sich womöglich, ob sie<br />

noch auf der richtigen Veranstaltung seien.<br />

Doch mit den dann eingeblendeten<br />

Sätzen „Ideen für das Auge. Ideen mit<br />

durchbrechender Wirkung. Ideen für den<br />

Bauch“ wird die Sache klar. Prisco zeigt<br />

die „Die Kraft der Marke“.<br />

„Ich weiß, dass mein Name für Sex und<br />

Kreativität steht. Da habe ich Vorsprung<br />

einem Norbert gegenüber.“ Frage ans<br />

Publikum: „Haben Sie den richtigen Namen<br />

für Ihr Unternehmen? Hinter einem<br />

Namen stehen Menschen.“<br />

Bei allem Spaß bläut er dem Publikum<br />

immer wieder ein, worum es geht. Die Erfolgreichen<br />

am Markt „penetrieren und<br />

emotionalisieren“. Denn: „Es gibt kein Alleinstellungsmerkmal,<br />

das ein anderer<br />

nicht hat.“ Nicole Degutsch<br />

ENZO V.PRISCO<br />

Enzo Vincenzo Prisco ist Honorarprofessor für Kommunikationsdesign und Designmanager.<br />

Erberät große wie auch mittelständische, Werbung treibende<br />

Unternehmen bei ihrer Markenkommunikation. Seit 2000 erstellt er Kreativ-<br />

Konzeptionen. Geschätzt für seine Kreativität und Kommunikationskenntnis leitete<br />

er bei diversen Unternehmen Kreativ-Trainings zur Ideen-, Kampagnenund<br />

Markenentwicklung. Darüber hinaus referiert erfür die Direkt Marketing<br />

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16 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Farbenspiel: Das Entwicklungs- und Schulungszentrum der DEOS AG in Rheine wird dank moderner Haus- und LED-Technik abends in ein rötliches Licht getaucht<br />

Viel mehr als eine Spielerei<br />

Bei der DEOS AG in Rheine sucht man das Optimum für die Energie- und Haustechnik.<br />

Gebäude-Automation ist heute vor allem intelligente Vernetzung.<br />

„Bei der Energiewende ist die<br />

Gebäudeautomation eine Schlüsseltechnologie“<br />

Stefan Plüth, Geschäftsführer der DEOS AG<br />

Das Gespräch mit Stefan Plüth beginnt<br />

still. Denn der Vorstandsvorsitzende<br />

der DEOS AG zieht erst einmal<br />

sein Smartphone aus dem Jackett.<br />

Sekunden später ändert sich die Atmosphäre<br />

im Raum –und dies liegt<br />

am Licht: Das angenehme Rot ist<br />

plötzlich einem kalten Blau gewichen.<br />

Stefan Plüth stellt die Lichtsteuerung<br />

über sein Telefon wieder<br />

auf Automatik. Dann kann das Gespräch<br />

beginnen.<br />

Die DEOS AG mit Sitz in<br />

Rheine entwickelt und<br />

produziert Technik zur Gebäudeautomatisierung.<br />

Im<br />

Gespräch wirdesumintelligente<br />

Gebäude gehen und darum, was<br />

die Technik heutezuleisten imstande ist.<br />

Die Demonstration der Lichtsteuerung –<br />

in diesem Fall eine „Spielerei“ –hat einen<br />

sehr ernsthaften<br />

Hintergrund.<br />

Die steuerbaren<br />

LED-Leuchten<br />

finden sich im<br />

gesamten Gebäude<br />

und sie<br />

bilden das Temperaturspektrum<br />

des Lichts<br />

über den Tagab<br />

–automatisch ist<br />

die Beleuchtung<br />

morgens rötlicher,<br />

mittags<br />

eher ins Blaue<br />

gehend, abends<br />

wird sie wieder<br />

rötlich, an jedem<br />

Arbeitsplatz.<br />

„Wie das Sonnenlicht im Tagesverlauf“,<br />

sagt StefanPlüth. Diese Anpassung<br />

des Lichts an die Außenwelt wirke sich<br />

positiv auf das Wohlbefinden und die<br />

Leistung der Mitarbeiter aus. Ein erster<br />

Eindruck dessen, wasdie Technik am Firmensitz<br />

der DEOS AG, eines der nach<br />

Unternehmensangaben „energieeffizientesten<br />

Gebäude Europas“, leisten kann.<br />

70 Mitarbeiter arbeiten in dem 2500<br />

Quadratmeter großen Büro- und Schulungszentrum,<br />

das im August 2014 eröffnet<br />

wurde. Kälte, Wärme, Strom und<br />

Gläsern ist der Haustechnikraum in der DEOS-Zentrale. Im Bild<br />

sind Kältegeräte zusehen.<br />

Fotos: DEOS AG<br />

Licht –all dies regelt das Haus weitgehend<br />

selbstständig. Die Technik dahinter<br />

kann jeder Besucher im gläsernen Haustechnikraum<br />

betrachten. Direkt neben<br />

dem Haupteingang stehen die Kältegeräte<br />

und die Pelletheizung hinter Glas, Lüftungsrohre<br />

laufen dort entlang – nichts<br />

davon ist eine Sonderanfertigung. Aber<br />

die handelsübliche Technik ist intelligent<br />

vernetzt. Denn neben Sicherheit und<br />

Komfort geht es bei der Gebäudeautomation<br />

um das intelligenteEnergie-Management.<br />

Der Technikeinsatz soll Kosten sparen<br />

und die Umwelt schonen. „Bei der<br />

Energiewende ist die Gebäudeautomation<br />

eine Schlüsseltechnologie“, sagt Stefan<br />

Plüth.<br />

Gebäudetechnik hat in seiner Familie<br />

schon eine lange Tradition. Klaus Plüth<br />

gründete die Firma 1967 als Handelsunternehmen<br />

im Bereich Heizungsausrüstung.<br />

2002 wurde es in DEOS AG umbenannt<br />

und als Innovations- und Technologieunternehmen<br />

der Gebäudeautomation<br />

neu aufgestellt. 2003 übernahm<br />

Stefan Plüth die Leitung. „Die Energieverbräuche<br />

zu steuern, ist heute unsere<br />

primäre Aufgabe“, sagt Plüth.<br />

An einem Tablet neben der Tür demonstriert<br />

er,wie ein intelligentes Lüftungssystem<br />

funktioniert. Die Geräte hängen in<br />

der Firmenzentrale in jedem Raum. Eine<br />

Grafik zeigt den Ist-Zustand an: die Temperatur<br />

im Raum, die relative Luftfeuchte,<br />

den CO ²<br />

-Gehalt in ppm (= parts per<br />

million) und das Luftvolumen, das stündlich<br />

aus der Wand rauscht. Über die Decke<br />

wird die Luft wieder abgesaugt.<br />

Mindestens 25 Kubikmeter Frischluft pro<br />

Stunde und Person im Raum sollen es<br />

sein, damit der CO ²<br />

-Gehalt unter 1000<br />

ppm bleibt und die vonden Menschen im<br />

Raum abgegebenen Stoffe, die Müdigkeit<br />

und Befindlichkeitsstörungen verursachen<br />

können, abgeführt werden. „Wir<br />

fahrenaktuell Versuche im Haus und peilen<br />

500 ppm im Raum an. Das ist aber<br />

heute fast unmöglich aufgrund des Klimawandels.<br />

Da haben wir schon draußen<br />

in der Luft um 500 ppm“, erläutert der<br />

DEOS-Geschäftsführer.<br />

Die intelligente Gebäudetechnik, die in<br />

Rheine entwickelt und produziert wird,<br />

steckt unter anderem im Tower des<br />

Frankfurter Flughafens, im Roten Rathaus<br />

in Berlin und im Rock-und-Pop-Museum<br />

in Gronau. Bedingt durch den Klimawandel<br />

und die hohen Energiepreise<br />

werden immer mehr Gebäude automatisiert,<br />

nicht nur Neubauten.<br />

Für Stefan Plüth, dessen Unternehmen<br />

fast ausschließlich größere Liegenschaften<br />

ausrüstet, ist dieser Schritt nur logisch.<br />

Schließlich sei die Haustechnik inzwischen<br />

reichlich komplex, da hielten<br />

sich die Zusatzkosten für die Automatisierung<br />

in Grenzen. „Für größereGebäude<br />

gibt es immer mindestens einen Elektroplaner<br />

und einen Planer für Heizung<br />

und Sanitär.Indem Moment ist dann die<br />

Mess-, Steuer- und Regelungstechnik<br />

nicht mehr deutlich teurer.Denn die heutigen<br />

Anlagen laufen nicht mehr ohne“,<br />

sagt Plüth. So könne man erhebliche<br />

Mengen Energie einsparen.<br />

Zum Beispiel, indem Räume nur dann geheizt<br />

oder gekühlt werden, wenn sie benutzt<br />

werden. „Es sind immer mindestens<br />

30 Prozent, die eingespart werden können<br />

–und es geht hoch bis über 70 Prozent“,<br />

berichtet Plüth.<br />

Gebäudeautomation ist heute vor allem<br />

Vernetzung. Das sogenannte Bussystem<br />

lässt sich an fastjede Schnittstelle anbinden.<br />

Bei der DEOS AG kennt die Haustechnik<br />

zum Beispiel alle Terminkalender.<br />

Wenn ein Mitarbeiter zwei Wochen<br />

im Urlaub ist, wird die Energieversorgung<br />

an dessen Arbeitsplatz automatisch<br />

auf ein Minimum heruntergefahren.<br />

In vielen Gebäuden ist dies noch anders.<br />

Jahrzehntelang wurde Haustechnik<br />

überdimensioniert geplant. „Vieles ist<br />

dort noch heute für Extremfälle ausgelegt,<br />

zum Beispiel Heizungen für Temperaturen<br />

bis minus 30 Grad“, sagt Plüth.<br />

„Dies ist so, als wenn man mit einem Auto<br />

mit 1000 PS herumfährt.“<br />

Mit der Gebäudeautomation wird diese<br />

Leistung intelligent gedrosselt. Ohne<br />

dass der Fahrer davon etwas merkt.<br />

Engelbert Hagemeyer<br />

DEOS AG –EINE CHRONIK<br />

1967 –Klaus Plüth gründet das Unternehmen Plüth Energietechnik GmbH als<br />

reines Handelsunternehmen im Bereich Heizungsausrüstung.<br />

1986 –Beginn der Entwicklung des ersten frei programmierbaren, modular aufgebauten<br />

Systems.<br />

1996 –Einführung der ersten vorprogrammierten Kompaktregler.<br />

2002 –Übergabe der Firma an Stefan Plüth. Fokussierung auf Innovation und<br />

die Technologieführerschaft.<br />

2003 –Einführung der Automationsstationen der Open-Reihe.<br />

2007 –Gründung der Holding DEOS AG und Umfirmierung der Plüth Regelsysteme<br />

GmbH zu DEOS control systems GmbH.<br />

2008 –Gründung der DEOS AG Schweiz sowie DEOS Australien.<br />

2010 –Einweihung der SMD/SMT-Fertigung, eine der modernsten Fertigungsstraßen<br />

ihrer Art inEuropa.<br />

2012 –Fortsetzung der Internationalisierung der Firmengruppe durch die Gründung<br />

der DEOS control systems Nederland B.V..<br />

2014 –Vereinigung aller Unternehmen der Firmengruppe unter dem Dach der<br />

DEOS AG. Einweihung des neuen Entwicklungs- und Schulungsgebäudes.


17 GELD &GESCHÄFT<br />

Foto: Fotolia<br />

FürAktien ist es nie zu spät<br />

Auch bei Rekordkursen an der Frankfurter Börse lohnt es sich für Kleinanleger, über einen Einstieg<br />

in Dividendenpapiere nachzudenken<br />

OFFEN GESAGT<br />

Neue Wege gehen<br />

Zinsen auf Tages- und Festgeld zahlen<br />

Banken derzeit kaum. Real, also<br />

abzüglich der –wenn auch geringen<br />

–Preissteigerung, verlieren Sparer jeden<br />

TagGeld. Da liegt es nahe, nach<br />

lukrativeren Anlageformen Ausschau<br />

zu halten. Aktien könnten eine Alternative<br />

sein, sie bringen meist eine Dividende<br />

–und zusätzlich die Chance auf<br />

Kursgewinne. Aber sie bergen auch die<br />

Gefahr von Wertverlusten in sich.<br />

Dieses Risiko scheuen die Kleinsparer<br />

hierzulande. Weniger als 14 Prozent<br />

der Bundesbürger haben ihr Geld in<br />

Aktien oder Aktienfonds angelegt –im<br />

internationalen Vergleich eine geringe<br />

Quote. In Schweden beispielsweise besitzen<br />

38 Prozent der Anleger Anteile<br />

an Aktiengesellschaften.<br />

Auch Finanzprofis sind stark an den<br />

Gewinnchancen der Börsen interessiert.<br />

Vor allem Papiere deutscher Unternehmen<br />

sind gefragt, weil unter diesen<br />

viele Konzerne sind, die auf dem Weltmarkt<br />

hohe Erträge einfahren. So winken<br />

den Aktionären mehr Dividende<br />

und weitere Kurssteigerungen.<br />

Doch bei 12 000 Punkten ist der Dax<br />

bereits auf einem enormen Höhenflug.<br />

Bei der Frage, ob bald noch weitere<br />

Kursanstiege anstehen, sind sich die<br />

Experten der Banken uneins. Gewaltige<br />

Bewegungen in die eine oder andere<br />

Richtung, so die einhellige Meinung,<br />

sind kurzfristig eher unwahrscheinlich.<br />

Zeit genug also, grundsätzlich über die<br />

Aktie als Sparalternative nachzudenken.<br />

Jürgen Stilling<br />

Der Dax steht bei 12 000Punkten. Da<br />

heißt es: Schnell aussteigen! Oder<br />

etwa doch nicht? Vielleicht sogar<br />

jetzt gerade die Aktie als neue Anlageform<br />

entdecken?<br />

Eine pauschale Antwort darauf<br />

gibt es nicht. „Es kommt<br />

darauf an“, sagt Gerrit Fey,<br />

Leiter Kapitalmarktpolitik<br />

des Deutschen Aktieninstituts<br />

(DAI) in Frankfurt. Drei Voraussetzungen<br />

müssen Fey zufolge erfüllt sein,<br />

damit sich ein Einstieg auch bei vergleichsweise<br />

hohem Kursniveau noch<br />

lohnt:<br />

Lange Perspektive: Das DAI empfiehlt<br />

15 Jahre und mehr als Anlagehorizont<br />

Breite Streuung: „Nicht alle Eier in<br />

einen Korb legen“ –diese immer wieder<br />

zu hörende Devise favorisiert auch<br />

das Aktieninstitut. Gemeint ist eine<br />

möglich breiteStreuung des Aktienengagements.<br />

Kontinuität: Feyrät, den Einstieg in die<br />

Aktie nicht abrupt zu vollziehen,sondern<br />

das für das Börseninvestment vorgesehene<br />

Kapital in mehreren Paketen–zeitlich<br />

gestreckt –anzulegen. Bedeutet das umgekehrt<br />

auch, dass sich trotz hoher Kurse<br />

Gewinnmitnahmen<br />

verbieten?<br />

„Das hängt von<br />

der Vermögensstruktur<br />

ab“, sagt<br />

Fey. Wenn der Aktienanteil<br />

hoch<br />

ist, könnten Teilverkäufe<br />

sinnvoll<br />

sein. „An Gewinnmitnahmen ist noch keiner<br />

gestorben“, weiß der Kapitalmarktexperte.<br />

Doch die Fragesei immer: Wo kann<br />

ich das Geld alternativ anlegen?<br />

Für ein Börseninvestment spricht nicht<br />

nur, dass die Aktienkurse in den letzten<br />

Monaten kräftig zugelegt haben. Auch<br />

die Ausschüttungen –zumindest der 30<br />

Dax-Unternehmen – hat ein Rekordniveau<br />

erreicht. „Auf jeden Fall ist die Dividendenrendite<br />

deutlich höher als die<br />

Zinsen“, so Fey.<br />

Doch Deutschlands Sparer halten sich<br />

beim Aktienkauf traditionell zurück.<br />

„An Gewinnmitnahmen ist<br />

noch keiner gestorben.“<br />

Gerrit Fey, Leiter Kapitalmarktpolitik<br />

des Deutschen Aktieninstituts in Frankfurt<br />

Nach einem kurzen Boom um die Jahrtausendwende,<br />

als Schauspieler Manfred<br />

Krug für die Telekom-Aktie warb, hat das<br />

Dividendenpapier massiv an Beliebtheit<br />

verloren. „Lediglich rund zehn Prozent<br />

des gesamten privaten Geldvermögens<br />

besteht hierzulande aus Aktien“, rechnete<br />

jüngst DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan<br />

Bielmeier vor. Im Jahr 2000, dem Jahr<br />

des Telekom-Booms, gab esden Zahlen<br />

des DAIzufolgeinDeutschland mehr als<br />

6,2 Millionen Aktionäre (inklusive Inhabern<br />

von Belegschaftsanteilen), im vergangenen<br />

Jahr waren eslediglich noch<br />

gut 4,1 Milliarden. „Das ist ein herber<br />

Rückschlag für die Aktienkultur in<br />

Deutschland“, wertete Christine Bortenlänger,<br />

geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />

beim DAI, die jüngste Vermögensstatistik.<br />

Roland Klose, Aktienexperte der Deutschen<br />

Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz<br />

(DSW), ist überzeugt: „Würde in<br />

der Statistik nach Vermögensgröße der<br />

einzelnen Haushalte unterschieden, wäre<br />

ein Ergebnis mit Sicherheit, dass es insbesonderedie<br />

großen Vermögen sind, die<br />

ihr Geld an der Börse anlegen und damit<br />

überproportional von Kurssteigerungen<br />

und natürlich auch von Dividendenausschüttungen<br />

profitieren.“ Und: Rund 64<br />

Prozent der Anteile<br />

an den Bör-<br />

senschwerge-<br />

wichten im Leitindex<br />

Dax gehören<br />

inzwischen ausländischen<br />

Investoren.<br />

Vorsichtige<br />

Sparer gehen hingegenleer<br />

aus –viele müssten wegender<br />

Mini-Zinsen sogar reale Verlusteverkraften,<br />

betont Klose.<br />

Hinzu kommt: Eine Überhitzung des<br />

deutschen Akteinmarkts gibt es trotz der<br />

12 000 Dax-Punktenoch nicht. Das aktuelle<br />

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der<br />

Dax-Aktien liegt bei rund 14.Das heißt<br />

die Wertpapiere werde mit dem 14-Fachen<br />

ihres für das Jahr <strong>2015</strong> erwarteten<br />

Netto-Gewinns bewertet. Im langjährigenDurchschnitt<br />

–also bei Berücksichtigung<br />

der vergangenen 30 Jahre–lag das<br />

KGV bei 19.<br />

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18 GELD &GESCHÄFT<br />

Wie kann<br />

man flüssig<br />

bleiben?<br />

Interne Liquiditätsreserven inder Firma<br />

lassen sich auf verschiedene Art heben.<br />

Firmen sollten ihre Prozesse so optimieren,<br />

dass sich in Vorräten oder<br />

Forderungen gebundenes Kapital<br />

minimiert und sie jederzeit liquide<br />

sind. Dadurch sichern sich Unternehmen<br />

alternativ zum Bankkredit<br />

die nötige Flexibilität für Investitionen<br />

und Wachstum.<br />

Um beweglich zu bleiben,<br />

brauchen Unternehmen<br />

Liquidität –sowie Fische<br />

das Wasser oder Menschen<br />

die Luft zum Atmen. Liquidität<br />

ist nichts anderes als verfügbares<br />

Kapital, mit dem investiert werden kann<br />

oder Lieferanten bezahlt werden können.<br />

Wer sie nicht hat, dem droht die Pleite.<br />

„Um auf Dauer bestehen zu können, ist<br />

eine guteLiquiditätsplanung überlebenswichtig“,<br />

sagt Peter Schnieders, Geschäftsführer<br />

der Unternehmensberatung<br />

CPEM Consulting GmbH aus Lingen.<br />

Schließlich nützen die tollste Geschäftsidee<br />

oder das beste Produkt<br />

nichts, wenn gar kein oder nur schleppend<br />

Geld hereinkommt –oder das Kapital<br />

im Lager oder in Forderungen gegenüber<br />

Dritten gebunden ist, und damit zumindest<br />

kurzfristig nicht zur Verfügung<br />

steht. „Zum Beispiel im Metallbau ist das<br />

Geschäft sehr schwankungsanfällig. Viele<br />

Unternehmen verdienen beispielsweise<br />

nur sieben bis acht MonateimJahr gut<br />

Geld. Das muss dann reichen, um auch in<br />

den restlichen Monaten kostendeckend<br />

arbeiten zu können“, verdeutlicht<br />

Schnieders. Nurwer seine Kosten und Bestände<br />

unter Berücksichtigungder Saisonalität<br />

ständig im Blick behalte könne<br />

auch dann zahlungsfähig bleiben, wenn<br />

es mal eng wird.<br />

„Vordergründig geht es immer um Liquidität<br />

und wie man diese gewinnt“, sagt<br />

Professor Birgit Felden vomLehrstuhl für<br />

Management KMU und Unternehmensnachfolge<br />

der Hochschule für Wirtschaft<br />

und Recht in Berlin, die als Vorstand der<br />

TMS Unternehmensberatung AGinKöln<br />

ihre Kunden auch über Tricks und Kniffs<br />

berät, um liquide zu bleiben. „Das eigentliche<br />

Thema aber sind Organisationsprozesse<br />

in einem Unternehmen, die analysiert<br />

und optimiert werden können“, sagt<br />

sie. Da hätten viele Mittelständler noch<br />

einen großen Beratungsbedarf.<br />

Wenn Bestände, Forderungen und Verbindlichkeiten<br />

effizient gesteuert werden<br />

sollen, um Liquiditätslücken zu schließen,<br />

sprechen Fachleute vom sogenannten<br />

Working Capital Management. Die<br />

betriebswirtschaftliche Kennzahl „Working<br />

Capital“ beschreibt dabei die Differenz<br />

zwischen kurzfristigem Vermögen<br />

wie Lagerbeständen oder Forderungen<br />

gegenüber Kunden –und kurzfristigen<br />

Verbindlichkeiten –also etwa Forderungen,<br />

die Lieferanten gegendas Unternehmen<br />

haben. Diese Kennzahl gibt Aufschluss<br />

über die Kapitalbindung eines<br />

Unternehmens, aber auch über die Effizienz<br />

seiner Betriebsabläufe. Ist sie jedoch<br />

zu groß, setzt das Unternehmen<br />

sein Kapital ineffizient ein. Denn zu viel<br />

Kapital in Warenbeständen, Forderungen<br />

und liquiden Mitteln erzielt nur geringe<br />

Renditen, im Anlagevermögen könnte es<br />

gegebenenfalls weitaus rentabler angelegt<br />

sein.<br />

„Working Capital Management ist eine<br />

der wichtigsten Finanzierungsquellen für<br />

Unternehmen, genauso wichtig wie eine<br />

Bankfinanzierung“, betont Enno Kähler,<br />

Experte für Existenzgründungen und<br />

Unternehmensförderung. „Denn besser<br />

kann eine Firma keine Liquidität schöpfen,<br />

als wenn sie ihreProzesse optimiert.“<br />

In der Tatist das Potenzial enorm: Einer<br />

Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

PricewaterhouseCoopers zufolge<br />

führt eine Optimierung des Working Capitals<br />

im Schnitt zur Freisetzung von 20<br />

bis 30 Prozent des gebundenen Kapitals.<br />

Um interne Liquiditätsreserven zu heben,<br />

setzt Working Capital Management<br />

grundsätzlich an drei Stellen an: Erstens<br />

wird das Volumen der Forderungen<br />

gegenüber Dritten reduziert, zweitens<br />

werden die Lagerbestände und damit die<br />

notwendigen Kosten für die Lagerhaltung<br />

heruntergefahren und drittens die<br />

Lieferantenverbindlichkeiten erhöht. Das<br />

heißt, dass das Unternehmen seinerseits<br />

selbst Rechnungen erst so spät wie möglich<br />

bezahlt.<br />

Um vonseinen Kunden möglichst schnell<br />

Geld zu bekommen, raten Experten wie<br />

Schnieders dazu, zügig Rechnungen zu<br />

schreiben und bereits nach kurzer Zeit zu<br />

mahnen, sollteder Kunde mit seiner Zahlung<br />

in Verzug geraten.<br />

Ihr Lager können Unternehmen reduzieren,<br />

indem sie nur so viel Material bevorraten,<br />

wie sie für ihren Produktionsprozess<br />

unbedingt brauchen. „Dazu gehört<br />

auch der effiziente Einsatz von Material.<br />

Also die Frage, wie viel Material im Vergleich<br />

zum Branchendurchschnitt in der<br />

Produktion verbraucht wird“, sagt<br />

Schnieders. „Durch unrealistische Fertigungsplanung<br />

sollten Unternehmen keine<br />

unnötigen Bestände aufbauen, die sie<br />

nicht zeitnah für die Produktion oder den<br />

Verkauf benötigen“, rät er.<br />

In der Automobilbranche beispielsweise<br />

ist die so genannte Just-in-time-Lieferung<br />

üblich. Dabei bestellt das Unternehmen<br />

erforderliche Komponenten exakt<br />

zu dem Zeitpunkt, zu dem sie in der Produktion<br />

benötigt werden. „In diesem<br />

Schritt steckt zweifellos das größte Optimierungspotenzial,<br />

denn viele Unternehmen<br />

haben zu viele Vorräte imLager liegen“,<br />

sagt Professor Felden.<br />

Allerdings müsse das Unternehmen darauf<br />

achten, jederzeit lieferfähig zu sein.<br />

Das Lager dürfe nicht so klein sein, dass<br />

es im schlimmsten Fall zu Produktionsausfällen<br />

komme. Das sei der Spagat, wie<br />

flexibel ein Lager mindestens sein müsse<br />

und aus betriebswirtschaftlicher Sicht<br />

höchstens sein dürfe, ergänzt Schnieders.<br />

Wer seine Lieferantenverbindlichkeiten<br />

erhöhen möchte –also selbst Rechnungen<br />

sospät wie möglich bezahlt –sollte<br />

die Möglichkeiten mit seinen Lieferanten<br />

aushandeln. „Um optimal einkaufen zu<br />

können, sollte ein Unternehmen außerdem<br />

verschiedene Bezugsquellen ins Auge<br />

fassen“, sagt Schnieders. „Vom Einkauf<br />

um die Kirchturmspitzeherum –also<br />

immer beim Gleichen und Bekannten<br />

–kann ich nur abraten.“<br />

ph<br />

Foto: colourbox.de<br />

FINANZIERUNGSQUELLEN<br />

–Leasing: Beim Leasing gehört dem Unternehmer eine<br />

Fahrzeugflotte, Maschine oder Produktionshalle nicht<br />

selbst, sondern er zahlt dem Eigentümer für die Nutzung<br />

eine monatliche Gebühr.<br />

–Factoring. Beim Factoring macht ein Unternehmen seine<br />

Forderungen zu Geld, indem es sie an einen Dienstleister<br />

verkauft. Dafür erhält essofort 80bis 90 Prozent des<br />

ausstehenden Betrags. Damit kann es eigene Rechnungen<br />

pünktlich begleichen, um Skonto zuziehen. Wenn der<br />

Schuldner bezahlt hat, kommt der Rest abzüglich einer<br />

Gebühr für den Dienstleister.<br />

–Finetrading. Beim Finetrading übernimmt ein Dienstleister<br />

für ein Unternehmen den Einkauf von Vorprodukten.<br />

Der Dienstleister bezahlt fristgerecht, das Unternehmen<br />

kann sich gegen eine Gebühr bis zu 120 Tage Zeit lassen,<br />

ehe es seinerseits die Rechnung über die eingekauften<br />

Vorprodukte beim Finetrader begleicht.<br />

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GELD &GESCHÄFT 19<br />

Im Zweifel für das Strafverfahren?<br />

Steuerberaterkammer und -verband in Westfalen-Lippe wünschen sich von manchen Prüfern mehr Augenmaß:<br />

Nicht beim kleinsten Verdacht schon den Vorsatz unterstellen. –Der Dialog hat begonnen.<br />

Das Klima wird rauer, sagen Experten.<br />

Sobald sich in Unterlagen oder<br />

bei einer Außenprüfung ein Hinweis<br />

findet, dass jemand seiner Pflicht als<br />

Steuerzahler nicht zu 100 Prozent<br />

nachkommt, droht Ungemach. Weil<br />

der Erfolgsdruck groß ist und Prüfer<br />

den Begriff des Anfangsverdachts<br />

mitunter weit auslegen, leiten Finanzämter<br />

vorschnell Steuerstrafverfahren<br />

ein, die ausgehen wie das<br />

sprichwörtliche Hornberger Schießen.<br />

Dabei, so wissen Steuerberater,<br />

ließen sich manche Fälle mit einer<br />

Nachfrage klären.<br />

Der Grat von der Steuererklärung<br />

zum Steuerstrafverfahren<br />

ist schmal –ein<br />

provokanter Satz, der aus<br />

Sicht der Steuerberaterkammer<br />

und des Steuerberaterverbandes<br />

Westfalen-Lippe aber die Realität beschreibt.<br />

Denn immer wieder geraten Betriebe<br />

und Privatleute unversehens ins<br />

Visier der Finanzverwaltung. Fehlerhafte<br />

Unterlagen, fehlende Dokumente– häufig<br />

wird vorschnell Vorsatz unterstellt:<br />

Da will jemand aktiv Steuern hinterziehen.<br />

Der Anfangsverdacht reicht dann aus, um<br />

ein Strafverfahren einzuleiten, selbst<br />

wenn der ersteSchritt auf Vermutungen<br />

und vagenAnhaltspunkten beruht. Kammer<br />

und Verband kennen aus der<br />

täglichen Praxis eine Fülle<br />

von Beispielen. Immer<br />

wieder hören sie von<br />

Fällen, bei denen zwar<br />

viel, aber im Ergebnis unnütz<br />

gearbeitet wurde.<br />

Beim betroffenen Steuerzahler<br />

bleibt das Gefühl,<br />

dass man ihn ungerechtfertigt<br />

unter Druck gesetzt<br />

hat.<br />

„Wir wünschen uns<br />

mehr Augenmaß. Mit<br />

wenigen Nachfragen<br />

wäre oft schon eine<br />

Klärung des Sachverhalts<br />

möglich“, sagt<br />

Gottfried Wacker, Geschäftsführer<br />

der<br />

Steuerberaterkammer<br />

Westfalen-Lippe.<br />

Erst kürzlich luden<br />

die Kammer und der<br />

regionale Steuerberaterverband<br />

gemeinsam<br />

in die Halle<br />

Münsterland ein, umeinmal offen die<br />

Anforderungen an die Annahme eines<br />

Anfangsverdachts zu diskutieren.<br />

Die Steuerberater tagten aber nicht unter<br />

sich. Vertreter der Oberfinanzdirektion<br />

Prüfer nehmen es genau –doch manchmal wird der Bogen überspannt.<br />

NRW und des Finanzgerichts Münster<br />

warenganz Ohr,als Holger F. Högemann,<br />

Rechtsanwalt und Fachanwalt für Steuerstrafrecht,<br />

aus der Praxis berichtete. TrätenUnklarheiten<br />

auf, werdeseiner Erfahrung<br />

nach von Seiten der Finanzverwaltung<br />

zu rasch ein Steuerstrafverfahren<br />

eingeleitet. „Das Vorgehen der Finanzämter<br />

ist hier regional durchaus unterschiedlich<br />

– mancher Mandat hat Glück<br />

und kann nach Rückfrage seines Finanzamtes<br />

einen Verdacht rasch aus der Welt<br />

schaffen. Ein anderer wird jedoch sofort<br />

unter einen strafrechtlichen Verdacht gestellt.“<br />

Und die Folgen so eines Verfahrens sind<br />

nicht ohne, weiß Gottfried Wacker und<br />

erinnert an den Reputationsverlust des<br />

Betroffenen. „Hier müsste mehr die Unschuldsvermutung<br />

gelten.“<br />

Kammer und Verband riefen in Münster<br />

alle Beteiligten zum Dialog auf. Finanzpräsident<br />

Andreas Schmitz vonHülst betonte<br />

allerdings: „Einzig und allein die<br />

Strafprozessordnung und die bindenden<br />

rechtsstaatlichen Grundsätze entscheiden<br />

darüber, obein Strafverfahren von<br />

der Finanzverwaltung einzuleiten ist<br />

Foto: colourbox.de<br />

oder nicht.“ Da so ein Verfahren für die<br />

Betroffenen einschneidend sei, arbeite<br />

die Finanzverwaltung in diesen Fällen<br />

mit größtmöglicher Sorgfalt.<br />

Dass die Verfolgungspflicht im Interesse<br />

des Allgemeinwohls nachvollziehbar ist,<br />

sieht auch Volker Kaiser, Präsident der<br />

Steuerberaterkammer Westfalen-Lippe.<br />

Inwieweit tatsächlich ein Anfangsverdacht<br />

vorliege, sei im Einzelfall jedoch<br />

nur schwer festzustellen: Nur wenn der<br />

jeweilige Sachverhalt nach steuerkriminalistischer<br />

Erfahrung auf eine Steuerhinterziehung<br />

schließen lasse und andere<br />

nachvollziehbareund rechtmäßigeErklärungen<br />

mindestens unwahrscheinlich<br />

seien oder generell nicht vorlägen, sei<br />

voneinem Anfangsverdacht auszugehen.<br />

Marcus Tuschen, Präsidentdes Steuerberaterverbandes<br />

Westfalen-Lippe, empfiehlt<br />

Steuerpflichtigen und Steuerberatern,<br />

das Finanzamt aufgefordert und unaufgefordert<br />

mit nachvollziehbaren Informationen<br />

versorgen, die den konkretenSachverhalt<br />

zweifelsfrei klären. Es sei<br />

von erheblicher Bedeutung, frühzeitig<br />

einem unbegründeten Anfangsverdacht<br />

entgegenzuwirken.<br />

wk<br />

FALLBEISPIELE<br />

1. Eine unbescholtene Unternehmerin im Raum Dortmund<br />

macht Betriebsausgaben für ein vermietetes Objekt<br />

steuerlich geltend. Dort waren Reparaturarbeiten nach<br />

einem nicht durch die Versicherung abgedeckten Wasserschaden<br />

sowie weitere Handwerkerarbeiten an Balkon<br />

und Loggia notwendig geworden. Nur: Die Frau fügte der<br />

Einkommenssteuererklärung keine Originalrechnungen<br />

bei. Außerdem war auf einer Kopie von einem Architekten<br />

die Adresse handschriftlich geändert worden –imBaubereich<br />

durchaus üblich. Eine Firma hatte irrtümlich die<br />

Privatanschrift angegeben. Diese Mängel reichten aus,<br />

dass das Finanzamt für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung<br />

Bochum eingeschaltet wurde und ein steuerstrafrechtliches<br />

Ermittlungsverfahren gegen die Frau einleitete:<br />

Täuschungs- und Betrugsverdacht. Die Frau wandte<br />

sich an einen Rechtsanwalt und Steuerberater, der in<br />

einem Brief alle Vorwürfe entkräften konnte. Die Originalrechnungen<br />

wurden per Boten nachgereicht. Das Verfahren<br />

wurde eingestellt.<br />

2. Ein glücklich verheiratetes Paar hat ein Kind, das seit<br />

Jahren unter einem Tourette-Syndrom leidet. Damit der<br />

Vater seine Arbeit ausüben kann, übernachtet er regelmäßig<br />

in einer anderen Wohnung, um etwas Ruhe zu bekommen.<br />

In ihrer Einkommenssteuererklärung beantragen die<br />

Eheleute die Zusammenveranlagung (Splittingtarif). Ohne<br />

weitere Nachfrage erkannte das Finanzamt dies nicht an<br />

und leitete, weil es vermutete, dass die Eheleute getrennt<br />

leben, ein Strafverfahren nach §397 der Abgabenordnung<br />

gegen den Familienvater ein –wegen Abgabe einer falschen<br />

Steuererklärung. Eine direkte Nachfrage erfolgte<br />

nicht, obwohl die Eheleute seit Jahren für die Behandlung<br />

des Kindes außergewöhnliche Belastungen geltend machten<br />

und das Krankheitsbild bekannt war. Als ein Steuerberater<br />

den Sachverhalt erklärte, wurde das Verfahren<br />

eingestellt. Stress, Berater- und Gerichtskosten waren unnötig.<br />

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20 GELD &<br />

Laborarbeit: Für die medizinische Diagnostik wird eine Polymerase-Kettenreaktion mit der Pipette angelegt.<br />

Möglichst immer am Puls der Ze<br />

Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V. zählt inzwischen 34 Mitglieder –vom Krankenhaus bis zum Hautpflegesp<br />

Austausch und Bündelung der Kompetenzen soll auch den Patienten und Kunden dienen.<br />

GESUNDHEITS<strong>WIRTSCHAFT</strong><br />

„Mit 92 000 Beschäftigten inrund 3500 Unternehmen ist<br />

die Gesundheitswirtschaft hinter dem Maschinenbau einer<br />

der Innovations- und Wachstumsmotoren im Münsterland“,<br />

erläutert Dr. Thomas Robbers, Geschäftsführer der<br />

Wirtschaftsförderung Münster GmbH. Das Spektrum<br />

reicht von der Grundlagenforschung über leistungsfähige<br />

und innovative stationäre und ambulante Versorgungsstrukturen<br />

bis hin zu innovativen Medizin-, Bio- und Nanotechnologie-Unternehmen.<br />

In den Münsterlandkreisen<br />

und der Stadt Münster gibt es alleine imKrankenhauspflegedienst<br />

über 8500 Arbeitsplätze. Hinzu kommen fast<br />

5000 Ärzte inden 38 münsterländischen Kliniken. So können<br />

beinahe 350 000 Patienten jährlich klinisch versorgt<br />

werden.<br />

Ein wichtiges Leitthema für die Zukunft ist die Stärkung<br />

der medizinischen Prävention in der Region. Seit 2009<br />

zählt das Münsterland zueiner von sechs durch das Land<br />

NRW ausgewählten und geförderten Gesundheitsregionen.<br />

Stellvertretend für die Kreise des Münsterlandes und die<br />

Stadt Münster hat die Technologieförderung Münster die<br />

Aufgabe übernommen, die regionale Gesundheitswirtschaft<br />

zu vernetzen und weiterzuentwickeln. pesa<br />

„Einer für alle, alle für einen.“ Das<br />

Motto der Drei Musketiere prägt<br />

auch dieArbeit desMünsterland e.V.,<br />

einer der stärksten RegionalinitiativeninDeutschland.<br />

Alle Wirtschaftsförderungsgesellschaften<br />

der vier<br />

Münsterlandkreise und der Stadt<br />

Münster arbeiten dort in Sachen<br />

Wirtschaft Hand inHand. Jeder von<br />

ihnenspezialisiert sich aufbestimmte<br />

Themen und bearbeitet sie stellvertretend<br />

für die anderen. Gemeinsam<br />

mit hiesigen Unternehmen will<br />

Münsterland e.V. die Marke Münsterland<br />

bekannt(er) machen, inder Region<br />

selbst und über die Region hinaus.<br />

Dies soll über verschiedene<br />

Netzwerke gelingen. Welche Netzwerke<br />

das sind und wie diese funktionieren,<br />

was ihre Stärken und ihre<br />

Schwächen, was ihre bisherigen Ergebnisse<br />

undnochoffenen Ziele sind<br />

–diesen Fragen gehen wir in unserer<br />

Serie nach.<br />

„Wir schaffen zwischen den einzelnen<br />

Akteuren im Gesundheitswesen<br />

dort eine Autobahn, wo früher<br />

noch Bundes- oder Landstraßen<br />

waren oder im schlechtesten Falle<br />

Sackgassen.“<br />

Auch wenn es derzeit einigen<br />

Wirbel um die Zukunft der<br />

Krankenhäuser in Greven,<br />

Borghorst und Emsdetten<br />

Ag Aibt, sieht Münsters oberster<br />

Wirtschaftsförderer Dr. Thomas Robbers<br />

(Geschäftsführer der WFM) in der<br />

Gesundheitswirtschaft einen der sechs<br />

großen Wirtschaftsbereiche im Münsterland.<br />

Auch deshalb ist er ehrenamtlicher<br />

Vorsitzender des Netzwerkes Gesundheitswirtschaft<br />

Münsterland e.V., das auf<br />

dem TechnologiehofinMünster angesiedelt<br />

ist. Kräfte bündeln, Wissen nutzen,<br />

Vernetzung fördern,<br />

um die Gesundheits-<br />

und<br />

Medizinwirtschaft<br />

regional<br />

und überregional<br />

weiter zu stärken.<br />

Unter diesem<br />

Leitgedanken<br />

ging das Netzwerk<br />

Gesundheitswirtschaft<br />

Geschäftsführer Kolja Tobias Heckes<br />

Münsterland am<br />

21. September<br />

2009 an den Start. Mit 16 Mitgliedern.<br />

Fünfeinhalb Jahre später sind es 34 Mitglieder.<br />

Müssten das nicht mehr sein?<br />

„Nein“, meintKolja Tobias Heckes, Leiter<br />

der Geschäftsstelle des Netzwerkes, „es<br />

geht bei uns nicht um Quantität, sondern<br />

um Qualität.“ Denn das Netzwerk Gesundheitswirtschaft<br />

nimmt nicht jeden<br />

auf. Besondere Qualitätskriterien müssen<br />

erfüllt sein. Vor allem die Grundphilosophie<br />

muss stimmen: „Geben für das<br />

Netzwerk und Nehmen nur als Folge –<br />

und nicht umgekehrt“, formuliert Robbers<br />

im Gespräch mit dieser Zeitung.<br />

Die Mitglieder, ganz gleich ob Krankenhaus,<br />

Wissenschaftseinrichtung, Gründer<br />

oder KMU,sehen, so die Leitlinie, im<br />

Netzwerk nicht die reine Vertriebsschiene<br />

eines schnellen Geschäfts oder Neukundengewinnung.<br />

Man hat langfristige<br />

Ziele. Es geht um den Aufbau eines Kompetenznetzes,<br />

das den Mitgliedern und<br />

gleichermaßen Patienten und Kunden<br />

einen Mehrwert bietet. Dr. Thomas Robbers:<br />

„Wenn sich dann daraus in einem<br />

späteren zweiten Schritt ein Auftrag entwickelt,<br />

ist dies auch nicht schlimm.“ Als<br />

angenehmer Begleiteffekt.<br />

Das Netzwerk will produktiv, kommunikativ<br />

und transparent sein. Die Macher<br />

setzen auf langfristige<br />

Stabilität<br />

mit größtmöglichem<br />

Mehrwert.<br />

Es geht darum,<br />

Unternehmen,<br />

Versorgungs- und<br />

Forschungseinrichtungen<br />

zu vernetzen,<br />

Innovationen<br />

in der Gesundheitswirtschaft<br />

von der<br />

Projektentwicklung<br />

und Koordination bis zur Marktreife<br />

umzusetzenund regional und überregional<br />

Hand in Hand zusammenzuarbeiten.<br />

Weiterhin unterstützt das Netzwerk bei<br />

der Identifikation von Förderprogrammen<br />

und der Akquise von Fördermitteln<br />

für Forschungs-, Versorgungs- und Entwicklungsprojekte.<br />

Das Netzwerk denkt auch global, ist auf<br />

Kontaktpflege: Auch auf Messen und Kongressen ist das Netzwerk Gesundh<br />

Kongressen und Messen präsent, wie auf<br />

dem Hauptstadtkongress in Berlin und<br />

auf der internationalen Fachmesse „Medica“<br />

in Düsseldorf.<br />

Ein Erfolgsbaustein des Netzwerkes Gesundheitswirtschaft<br />

Münsterland ist,<br />

dass es, und das versichern Heckes und<br />

Robbers unisono, keine Konkurrenz zwischen<br />

den Mitgliedern gibt, zum Beispiel<br />

zwischen den verschiedenen Krankenhausträgern.<br />

Im Zentrum der Arbeit stehe<br />

der gemeinsame Gewinnfür die Branche<br />

und die Region. Stets auf der Höhe<br />

der Zeit und am Puls der Menschen zu<br />

sein ist, sind weitere Ziele, wie Kolja Tobias<br />

Heckes erläutert. „Wir achten darauf,<br />

was unsere Mitglieder bewegt.“<br />

Das Netzwerk Gesundheitswirtschaft<br />

Münsterland finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge,<br />

Spenden, projektbezogene<br />

Umlagen und Zuwendun<br />

delt ist das Netzwerk Gesu<br />

schaft Münsterland bei der<br />

förderung Münster GmbH.<br />

kompetenz liegt im Angebot<br />

und der Unternehmensbet<br />

„Bei einigen Dingen fehl<br />

Der kommt von uns.“<br />

Vorsitzender Dr. Thomas Robbers<br />

sätzlich fördert die Gesells<br />

wählte Kompetenzfelder, w<br />

weise das der Gesundheitsw<br />

Grundsätzlich unterstützt d<br />

Gesundheitswirtschaft Mün


GESCHÄFT<br />

21<br />

Bei der Prävention geht das<br />

regionale Netzwerk voran<br />

Zentrale Rolle beim Aufbau einer landesweiten Innovationsplattform zum Thema „Hygiene/Infektionsprävention“<br />

Besonderes Entwicklungspotenzial<br />

weist das Münsterland<br />

bei der Prävention auf.<br />

Ein wichtiges Beispiel:<br />

Screening und Register als<br />

Grundlage der Prävention und Früherkennung,<br />

etwa bei der Schädel-Hirn-<br />

Trauma-Versorgung.<br />

Beim Schädel-Hirn-Trauma-Register<br />

wirken sechs medizinische Versorgungseinrichtungen<br />

aus dem Netzwerk Gesundheitswirtschaft<br />

Münsterland mit.<br />

Das Register soll es ermöglichen, Schädelhirn-Verletzungen<br />

zu erfassen und Behandlungsmethoden<br />

zu verbessern. Thomas<br />

Robbers erläutert dies konkret an<br />

einem typischen Verkehrsunfall: Ein Radler<br />

stürzt ohne Helm auf die Kühlerhaube<br />

eines Autos, kommt in die Erstaufnahme<br />

des Universitätsklinikums Münster.<br />

Die Diagnose: starke Kopfverletzung im<br />

Schädel-Hirn-Bereich.<br />

Robbers: „Das Schädel-Hirn-Trauma-Register<br />

zeigt auf, welchen Versorgungsverlauf<br />

der Patient nimmtund versucht, dies<br />

zu optimieren.“ So gilt es Effizienzverluste<br />

an den vielen Schnittstellen, etwa<br />

durch mangelnde Absprache, zu vermeiden.<br />

„Früher wurde der Patient in ein und<br />

demselben Krankenhaus erst-, zweit- und<br />

drittversorgt. Heute schauen wir, was es<br />

sonst für medizinische Kompetenzen und<br />

Anbieter gibt und wählen den besten<br />

Weg für den Patienten“, erläutert Rob-<br />

Fotos: Netzwerk Gesundheitswirtschaft<br />

bers. Bei der Erarbeitung von Präventionspotenzialen<br />

geht es auch darum,<br />

den Dialog der Fachkräftemit den Patienten<br />

zufördern, und zwar bereits beginnend<br />

mit der Ausbildung.<br />

Bis zum Jahr 2016 wirdauch das interdisziplinäre<br />

Thema „Hygiene“ (insbesondere<br />

Infektionsprävention) die Fachdiskussionen<br />

und Aktivitäten im Netzwerk mitbestimmen.<br />

Durch die Stärkung der Patientensicherheit<br />

im Bereich der Arzneimitteltherapie,<br />

der Hygiene und der ambulanten<br />

undstationären Versorgung soll<br />

diese Innovationsplattform auch der Leitmarktstrategie<br />

des Dachclusters Gesundheitswirtschaft.NRW<br />

entsprechen. Das<br />

Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland<br />

arbeitet in einem Modellprojekt<br />

an einer konsequenten Patientenorientierung<br />

beim Zusammenwirken von<br />

Krankenhäusern, Pflegeinstitutionen,<br />

Kassenärztlichen Vereinigungen, KMU<br />

und Wissenschaft. Es soll die landesweite<br />

Innovationsplattform „Hygiene/Infektionsprävention“<br />

aufbauen und schauen,<br />

was geschehen muss, damit neue Erkenntnisse<br />

und innovative Lösungen<br />

wirklich in der Praxis der Kliniken und<br />

Ärzte genutzt werden (können). Es geht<br />

um Ideen und Produkte, die Patienten<br />

und Angehörigeaktiv in die Prozesse mit<br />

„Es ist schwierig, in großen Kliniken<br />

mit solchen Ideen den Fuß in<br />

die Tür zubekommen.“<br />

Geschäftsstellenleiter Heckes<br />

einbinden. „Es ist schwierig, in großen<br />

Kliniken mit solchen Ideen den Fußindie<br />

Tür zu bekommen. Deswegen gehen wir<br />

in die Breite, arbeiten additiv mit zahlreichen<br />

Experten aus dem Netzwerk“, erläutert<br />

Geschäftsstellenleiter Heckes. Beteiligt<br />

sind das Max-Planck-Institut für molekulare<br />

Biomedizin, das Referenzzentrum<br />

Mammografie,das Zentrum für Molekularbiologie<br />

der Entzündung, das Interdisziplinäre<br />

Zentrum für Klinische<br />

Forschung, das Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung,<br />

das European Institute<br />

for Molecular Imaging, Centrum<br />

für Krankenhausmanagement, das Exzellenzcluster<br />

„Cells in Motion“ und dasInstitut<br />

für Hygiene.<br />

pesa<br />

it<br />

ezialisten.<br />

itswirtschaft präsent.<br />

tder Kitt.<br />

gen. Angesie-<br />

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Technologie-<br />

Deren KernvonFlächen<br />

reuung. Zuchaft<br />

ausgeie<br />

beispielsirtschaft.<br />

as Netzwerk<br />

sterland seine<br />

Mitglieder organisatorisch und thematisch,<br />

ganz gleich ob sie nun Labore<br />

bauen, Kosmetik- und Arzneimittel produzieren,<br />

forschen oder Patienten versorgen.<br />

Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle<br />

des Netzwerks Gesundheitswirtschaft<br />

Münsterland e.V. konzentrieren sich auf<br />

fünf Aufgaben:<br />

1. Vernetzung und Wissenstransfer;<br />

2. Veranstaltungsorganisation, Konzeption<br />

und Durchführung zur Information<br />

und zur Vernetzung der Mitglieder untereinander;<br />

3. Fördermittelakquise, Information zu<br />

Wettbewerben und Ausschreibungen,<br />

Hilfe bei Konzeptentwicklung und Antragstellung;<br />

4. Unterstützung bei Projekten in der Gesundheitswirtschaft<br />

(Initiierung, Entwicklung,<br />

Koordination, Partnerakquise,<br />

Innovationsförderung);<br />

5. Öffentlichkeitsarbeit/Standortentwicklung,<br />

Präsenz auf Messen.<br />

Große Arbeitgeber bekommen injenen<br />

Bereichen Tipps, die im Tagesgeschäft<br />

selbst nicht effizient zu schultern sind.<br />

„Wir sind oftmals Tür-Öffner“, sagt Heckes,<br />

„wir können schneller reagieren,<br />

unmittelbarer, regionaler vor Ort.“ Und<br />

Dr.Robbers ergänzt: „Bei einigen Dingen<br />

fehlt der Kitt. Der kommt von uns.“<br />

Nach rund sechs Jahren zieht der Vorsitzende<br />

des Netzwerk Gesundheitswirtschaft<br />

Münsterland eine positive Bilanz:<br />

„Die Gesundheitswirtschaft ist ein wichtiger<br />

Zukunftsmarkt. Die enge Vernetzung<br />

und Kooperation von Unternehmen,<br />

Forschungs- und Gesundheitseinrichtungen<br />

in der Region ermöglichen<br />

es, das Profil der Gesundheitswirtschaft<br />

im Münsterland zu schärfen und einen<br />

Wettbewerbsvorteil in einem sich ständig<br />

weiterentwickelnden Markt zu erreichen.“<br />

Kolja Tobias Heckes bereitet die Arbeit<br />

im Netzwerk viel Spaß. „Weil ich ständig<br />

mit neuen Impulsen zu tun habe. Ich<br />

kann viele Themen auf den Weg und<br />

Partner zusammenbringen.“<br />

Bestimmt keine einfache Arbeit. Was ist<br />

die Motivation des 28-Jährigen? „Ich bin<br />

sehr neugierig. Und meine Arbeit ist unheimlich<br />

spannend.“<br />

Heckes besucht täglich Mitglieder vor<br />

Ort oder berät sie am Telefon oder im<br />

Netz. Dass er gelernter Sozialarbeiter ist,<br />

kommt ihm dabei zugute. „Soziale Kommunikation<br />

ist in der Gesundheitswirtschaft<br />

sehr wichtig.“ Denn: „Dieses Netzwerk<br />

kann man nicht nur betriebswirtschaftlich<br />

bewerkstelligen. Wir haben<br />

höchst gesunde Akteurehier vorOrt, die<br />

nur dann noch gesünder werden können,<br />

also noch mehr Potenzialausschöpfen<br />

können, wenn sie nicht nur in ihren<br />

berufsbezogenen Bereichen verbleiben,<br />

sondern branchenübergreifende Beziehungen<br />

intensivieren.“<br />

Der Blick über den eigenen Tellerrand<br />

verheißt im Netzwerk Innovationspotenzial.<br />

Heckes versteht sich auch als „Wegbereiter“:<br />

„Wir schaffen zwischen den<br />

einzelnen Akteuren im Gesundheitswesen<br />

dort eine Autobahn, wo früher noch<br />

Bundes– oder Landstraßen waren oder<br />

im schlechtesten Falle Sackgassen.“<br />

Peter Sauer<br />

TERMINE<br />

27. Mai: Speedvortragsabend zur Gesundheitswirtschaft,<br />

im St.-Franziskus-Hospital Münster<br />

10. bis 12. Juni: Hauptstadtkongress inBerlin<br />

19. August: 6. Forum Gesundheitswirtschaft<br />

Münsterland, Burg Vischering Lüdinghausen. Im<br />

Mittelpunkt steht die wirtschaftliche Bedeutung<br />

der Krankenhäuser.<br />

Im Oktober: Dialog im Netzwerk, Zentrum für<br />

ambulante Rehabilitation (ZAR)<br />

16. bis 19. November: Internationale Fachmesse<br />

MEDICA in Düsseldorf<br />

Kontakt für Informationen und Anmeldung: Netzwerk<br />

Gesundheitswirtschaft Münsterland, Nadia<br />

Elhami, Telefon 0251/9801124<br />

Schulterschluss: Dr. Thomas Robbers (l.) und der Leiter der Geschäftsstelle, Kolja Tobias Heckes, arbeiten<br />

imNetzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland daran, Unternehmen, Versorgungs- und Forschungseinrichtungen<br />

besser zusammenzubringen, Innovationen umzusetzen und den (Gesundheits-)Wirtschaftsstandort<br />

zustärken.<br />

Foto: Peter Sauer


22 GELD &GESCHÄFT<br />

STIFTUNG VON A–Z<br />

-Anstaltsträgerstiftungen: Sie<br />

verwirklichen ihren Zweck in der<br />

Regel vornehmlich durch von ihnen<br />

betriebene Einrichtungen wie<br />

Krankenhäuser, Museen oder Forschungszentren.<br />

-Bürgerstiftungen: Sie sind gemeinnützige<br />

Stiftungen von Bürgern<br />

für Bürger, deren Stiftungszweck<br />

möglichst breit gefasst ist<br />

und dessen Verwirklichung in<br />

einem geografisch begrenzten<br />

Raum erfolgt. Es gibt über 200<br />

Bürgerstiftungen.<br />

-Rechtsfähige Stiftung bürgerlichen<br />

Rechts: Sie ist das klassische<br />

Instrument zur Verwirklichung<br />

eines auf Dauer angelegten<br />

Zwecks und untersteht der staatlichen<br />

Stiftungsaufsicht. Ihre Entstehungsvoraussetzungen<br />

regelt<br />

das Bürgerliche Gesetzbuch in<br />

den §§ 80 ff.<br />

-Unternehmensverbundene Stiftung:<br />

Sie halten wesentliche Anteile<br />

anUnternehmen oder betreiben<br />

selbst ein Unternehmen. Als<br />

Instrument zur Regelung der<br />

Unternehmensnachfolge gefragt.<br />

-Treuhandstiftungen: Eine Treuhandstiftung<br />

wird durch einen<br />

Vertrag zwischen dem Stifter und<br />

dem Treuhänder als Träger der<br />

Stiftung errichtet. Der Bundesverband<br />

Deutscher Stiftungen schätzt<br />

die Zahl der in Deutschland bestehenden<br />

Treuhandstiftungen auf<br />

etwa 20000.<br />

-Zustiftung: Unter einer Zustiftung<br />

versteht man eine Zuwendung<br />

in den Vermögensstock<br />

einer bereits bestehenden Stiftung.<br />

ph<br />

Wirklich Gutes bewirken<br />

Stiftungsgründungen können auch für Mittelständler ein sinnvolles Instrument sein.<br />

Stiftungen helfen, den Fortbestand<br />

eines Unternehmens langfristig zu<br />

sichern. Für Mittelständler sind sie<br />

außerdem eine attraktive Möglichkeit,<br />

ihre Nachfolge zu regeln und<br />

sich gemeinnützig zu engagieren.<br />

Um steuergünstig die Nachfolge<br />

zu regeln und die<br />

Kontinuität im Unternehmen<br />

zu sichern, brachte<br />

Peter Pohlmann seine<br />

1989 in Bergkamen gegründete Möbelhauskette<br />

Poco-Domäne in eine Stiftung<br />

ein. Das war 2008. Seine drei Kinder erklärten<br />

den Erbverzicht auf das Firmenvermögen<br />

–sie hatten andere Berufe gewählt.<br />

Pohlmann hatte sich für das Modell<br />

einer Doppelstiftung entschieden: 95<br />

Prozent der Unternehmensanteile übergab<br />

erandie gemeinnützige Peter-Pohlmann-Stiftung.<br />

Die verbleibenden fünf<br />

Prozent brachteerindie Tripos Familienstiftung<br />

ein. Dieser stehen die Kinder vor,<br />

gemeinsam haben sie in der Familienstiftung<br />

die Stimmrechte für das Unternehmen.<br />

So wie Pohlmann entscheiden sich viele<br />

mittelständische Unternehmer, die keinen<br />

Nachfolger finden, aber dennoch das<br />

Familienvermögen als Ganzes erhalten<br />

wollen: Nach Angaben des Bonner Instituts<br />

für Mittelstandsforschung (IfM)<br />

stand bis 2014 jährlich in 22 000 Familienunternehmen<br />

die Übergabe an. Experten<br />

schätzen, dass 86 Prozent der<br />

Übergaben altersbedingt und damit planbar<br />

sind. „Wer in den kommenden fünf<br />

Jahren die Nachfolgethematik angehen<br />

DAMIT IHRE KUNDEN<br />

IMMER AN SIE DENKEN!<br />

Hand in Hand: Deutschland steht bei den Stiftungen weltweit an der Spitze.<br />

muss, solltejetzt das Gespräch mit seiner<br />

Bank, seinem Steuerberater und seinem<br />

Rechtsanwalt suchen, um zu prüfen, ob<br />

eine Stiftungsgründung eine sinnvolle<br />

Lösung sein könnte“, empfiehlt Mirjam<br />

Schwink, Leiterin Stiftungsmanagement<br />

bei der Baden-Württembergischen Bank.<br />

Stiftungen sind Einrichtungen, denen ein<br />

Vermögen bestehend aus Kapital, Aktien,<br />

Kunstsammlungen, Immobilien oder Firmenanteilen<br />

für einen bestimmten<br />

Zweck dauerhaft und unwiderruflich gewidmet<br />

ist. Die Erträge des Stiftungsvermögens<br />

in Form vonZinsen, Dividenden,<br />

Pacht oder Mieten finanzieren die Stiftungsziele.<br />

Ein Unternehmen, das in eine<br />

Stiftung eingebracht ist, kann also weder<br />

verkauft noch zerschlagen werden.<br />

Erben und Mitarbeiter sind versorgt. Allerdings<br />

kann einmal in eine Stiftung eingebrachtes<br />

Vermögen auch nicht mehr<br />

entnommen werden, die Stiftung gehört<br />

nur noch sich selbst. Aktuell gibt es knapp<br />

über 20 000 rechtlich selbstständigeund<br />

damit vom Bundesverband Deutsche<br />

Stiftungen erfasste Stiftungen. Münster<br />

rangiert unter den deutschen Städten auf<br />

Rang elf. Das Deutsche Stiftungszentrum<br />

(DSZ) schätzt die<br />

Zahl der Stiftungen<br />

mit Unternehmensbezug<br />

–<br />

sei es, weil sie<br />

Unternehmenseigner<br />

sind oder<br />

von einem Unternehmen<br />

gegrün-<br />

„Der Stifter sollte für den Zweck<br />

der Stiftung brennen.“<br />

Stiftungsmanager Horst-Walter Görgen<br />

det wurden –bundesweit auf bis zu 2000.<br />

„In unserer individualistisch geprägten<br />

Gesellschaft wollen die Menschen selbst<br />

bestimmen, wo und wie ihr Vermögen<br />

wirkt –insbesonderewenn sie keine eigenen<br />

Kinder haben oder Streit im Erbfall<br />

verhindern wollen“, erklärt Professorin<br />

Annette Zimmer, Stiftungsexpertin am<br />

Institut für Politikwissenschaft der Universität<br />

Münster, den Trend zur Stiftungsgründung.<br />

Begünstigt hätten diese<br />

Entwicklung drei Faktoren: Das starke<br />

Anwachsen vonVermögenswerten in privater<br />

Hand, die Idee des Bürgerengagements<br />

und zwei Stiftungsreformgesetze.<br />

Letztere hätten dafür gesorgt, dass Stiftungen<br />

leichter gegründet würden und<br />

steuerlich attraktiver seien.<br />

Damit sich ein solcher Schritt für Mittelständler<br />

rechnet, sollteein Unternehmen<br />

Foto: Fotolia<br />

laut Schwink ein dreistelliges Umsatzvolumen<br />

haben. „Sonst steht der Verwaltungsaufwand<br />

in keinem Verhältnis zu<br />

den Erträgen, denn die Stiftungsgründung<br />

und die laufenden Arbeiten verursachen<br />

auch Kosten“, sagt sie. Außerdem<br />

brauche der Unternehmer bei einem solchen<br />

weitreichenden Schritt den Konsens<br />

in der Familie. Schließlich müssten die<br />

Erben notariell unterschreiben, dass sie<br />

auf ihren Pflichtteil verzichten und dem<br />

Unternehmen keine Liquidität entziehen.<br />

Im Gegenzug könnten sie den Anspruch<br />

auf regelmäßigeAusschüttungen bekommen.<br />

„Der Stifter solltefür den Zweck der Stiftung<br />

brennen“, rät Stiftungsmanager<br />

Horst-Walter Görgen. Diesen kann er im<br />

Rahmen der Satzung selbst bestimmen.<br />

Allerdings sollte sich ein Stiftungsgründer<br />

mit zu konkreten Vorgaben zurückhalten,<br />

denn ein<br />

gewisser Ent-<br />

scheidungsspiel-<br />

raum sei für die<br />

Arbeit der Stiftungsorgane<br />

notwendig,<br />

sagt<br />

Ralph van Kerkomvon<br />

der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

PKF Fasselt<br />

Schlage. Da eine Änderung des Stiftungszwecks<br />

nachträglich nur schwer möglich<br />

ist, wählen viele Stifter einen weitgefassten<br />

Zweck, wofür die Erträge des Stiftungsvermögens<br />

verwendet werden.<br />

Pohlmann entschied sich für einen Dreiklang<br />

aus Kultur, Forschung und Bildung:<br />

Seine Stiftung schüttet jährlich etwa<br />

100 000 Euro aus. Damit fördert sie<br />

einmal im Jahr eine große Veranstaltung<br />

im Konzerthaus in Dortmund, zeichnet<br />

Diplomarbeiten aus, die sich mit den Veränderungen<br />

der Gesellschaft und deren<br />

Auswirkungen auf den Handel befassen<br />

und unterstützt das Chancenwerk des<br />

Interkulturellen Bildungs- und Fördervereins<br />

für Schüler und Studenten IBFS<br />

e.V., in dem Migranten Nachhilfeunterricht<br />

bekommen.<br />

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20 784 STIFTUNGEN<br />

Ungeachtet der Niedrigzinsphase hält<br />

das Stiftungswachstum in Deutschland<br />

an: Mit 691 neu gegründeten<br />

Stiftungen im Jahr 2014 sind sogar<br />

deutlich mehr Stiftungen hinzugekommen<br />

als im Vorjahr (638). Dies<br />

gab der Bundesverband Deutscher<br />

Stiftungen in Berlin bekannt.<br />

Zum Ende des Jahres 2014 zählt der<br />

Dachverband insgesamt 20 784<br />

rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen<br />

Rechts. Deutschland behauptet sich<br />

damit weiter als stiftungsreichstes<br />

Land in Europa. Die Stiftungsdichte<br />

ist gestiegen: Auf 100 000 Bundesbürger<br />

kommen nun 26 Stiftungen.<br />

Quelle: www.stiftungen.org /Bundesverband<br />

Deutscher Stiftungen


Anzeigen-Sonderveröffentlichung<br />

STANDORTPORTRÄT LENGERICH/WESTERKAPPELN 23<br />

Drehscheibe im<br />

Warenverkehr<br />

Westerkappeln punktet mit Verkehrsanbindung<br />

Einen Steinwurf von der A1 entfernt, befindet sich der Lengericher Teutopark.<br />

Von Lengerich in<br />

die weite Welt<br />

Unternehmen profitieren von optimaler Infrastruktur<br />

Als die Stadt mit den meisten Unternehmen<br />

und Arbeitgebern der Region<br />

bietet Lengerich für Industrie<br />

und Gewerbe eine ideale Kombination:<br />

nämlich optimale Verkehrsanbindungen<br />

und eine gut ausgebaute<br />

Infrastruktur.<br />

Es kommt nicht vonungefähr,dass mit<br />

dem Verpackungsunternehmen Bischof +<br />

Klein, dem Maschinenbauer Windmöller<br />

&Hölscher,dem Zementwerk Dyckerhoff<br />

und dem pharmazeutischen Unternehmen<br />

Wagener gleich mehrereFirmen von<br />

Lengerich aus ihre Geschäfte inder ganzen<br />

Welt abwickeln. Schließlich verfügt<br />

die Stadt am Südhang des Teutoburger<br />

Waldes mit ihren 22500 Einwohnern<br />

über eine hervorragende marktstrategische<br />

Lage zwischen den wichtigsten<br />

deutschen und niederländischen Verdichtungszentren.<br />

Und die Autobahn A1,<br />

über die das Lotter Kreuz, das Kreuz<br />

Münster-Süd, der Flughafen Münster/Osnabrück<br />

sowie der Dortmund-<br />

Ems-Kanal in nur wenigen Minuten erreichbar<br />

sind, befindet sich direkt vorder<br />

Tür.<br />

Mit dem Teutopark, Antrup A1und Lohesch<br />

verfügt das Mittelzentrum über drei<br />

attraktive Gewerbegebiete und ist damit<br />

laut Bürgermeister Friedrich Prigge „insgesamt<br />

gut aufgestellt“. Wenngleich er<br />

einräumen muss, dass diese an ihre<br />

räumlichen Grenzen stoßen und einige<br />

Gewerbeanfragen unlängst bereits abgelehnt<br />

werden mussten. Nicht umsonst<br />

diskutiert die Politik vor Ort aktuell die<br />

Frage, eine Erweiterung des Gewerbegebiets<br />

Lohesch östlich der Poststraße voranzutreiben.<br />

In jenem Gebiet südöstlich des Stadtzentrums<br />

haben mittlerweile rund 50 Unternehmen<br />

ihre Heimat gefunden und sorgen<br />

zugleich für einen guten Branchenmix<br />

auf einer Gesamtfläche von 64Hektar.<br />

Verpackung, Pharmazie, Transport,<br />

Bau, Maschinen- und Metallbau, Schallschutz,<br />

Automobil, Türen- und Fensterbau,<br />

Sanitär-und Elektrosind nur einige<br />

der vorhandenen Unternehmensbranchen.<br />

Über die Südumgehung, mit der<br />

der Standort 1993 verbunden wurde, gibt<br />

es sehr guteVerkehrsanbindungen an die<br />

nahe gelegene A1.Dorthin, wo der Teutopark<br />

und Antrup A1 bereits sind.<br />

Direkt an der Autobahnauffahrt ist auf<br />

einer Fläche von rund 60000 Quadratmetern<br />

der Gewerbepark Teutopark entstanden,<br />

der Tanken und Rasten mit attraktiven<br />

Einkaufsmöglichkeiten verbindet,<br />

die den Einzelhandel laut Wirtschaftsförderer<br />

Jürgen Kohne „stark bereichern<br />

und sich längst etabliert haben“.<br />

Vis-á-vis des Teutoparks hat die Stadt mit<br />

dem Gewerbepark Antrup A1 weitere<br />

75000 Quadratmeter erschlossen, auf<br />

der Windmöller &Hölscher 2012 ein Versandzentrum<br />

errichtet hat. In einem später<br />

zuentwickelnden zweiten Abschnitt<br />

sind weitere 70000 Quadratmeter verfügbar.<br />

Foto: msm<br />

„Lage, Lage, Lage“ gilt als eine der<br />

wichtigsten Regeln in der Immobilienwelt.<br />

Und in diesem Punkt hat<br />

Westerkappeln durchaus einiges zu<br />

bieten. Durch die gute infrastrukturelle<br />

Anbindung ist die Gemeinde als<br />

Standort für Industrie und Gewerbe<br />

besonders interessant. Allerdings<br />

sind die meisten kommunalen Gewerbeflächen<br />

bereits vergeben.<br />

Egal, in welche Himmelsrichtung es<br />

gehen soll: Die infrastrukturelle Anbindung<br />

Westerkappelns ist nahezu optimal<br />

–die Gemeinde liegt verkehrstechnisch<br />

gesehen an einem wichtigen internationalen<br />

Knotenpunkt. VomIndustriegebiet<br />

in Velpe ist die Anschlussstelle Westerkappeln/Lotte<br />

der Autobahn A30nur<br />

einen Steinwurfentfernt. Über das Autobahnkreuz<br />

Lotte-Osnabrück können Waren<br />

und Produkte innerhalb kurzer Zeit<br />

die A1erreichen und damit alle deutschen<br />

und europäischen Wirtschaftszentren.<br />

Die Verbindung zum Hafen in Hamburg<br />

und damit zum sprichwörtlichen<br />

„Tor zur Welt“ ist gut. Und bis zum Flughafen<br />

Münster/Osnabrück sind es lediglich<br />

28 Kilometer.<br />

Vermutlich waren esdiese Vorzüge, die<br />

das dänische Transportunternehmen<br />

DSV vor kurzem dazu veranlassten, in<br />

Westerkappeln-Velpe ein rund fünf Hektar<br />

großes modernes Logistikzentrum in<br />

Betrieb zu nehmen. Mit der Ansiedlung<br />

des großen Logistikers hat die Gemeinde<br />

Das Gewerbegebiet Gartenkamp zeichnet sich durch einen bunten Branchenmix aus.<br />

die letzten freien Flächen des insgesamt<br />

94 Hektar großen Industriegebiets verkauft.<br />

Lidl und Hagebau betreiben dort<br />

bereits ihre Zentrallager. Außerdem haben<br />

unter anderem Betriebe aus der Bauindustrie<br />

und dem Stahl- und Maschinenbau<br />

den Standort für sich entdeckt und<br />

agieren bundesweit vonVelpe aus. Damit<br />

ist das Industriegebiet voll.<br />

Im ortsnahem Gewerbegebiet Gartenkamp<br />

gibt es dagegen noch drei Freiflächen,<br />

die die Kommune bislang nicht verkauft<br />

hat. Insgesamt sind es 1,23 Hektar,<br />

die für die Ansiedlung neuer Unternehmen<br />

zur Verfügung stehen, wie Alisa<br />

Prinz von der Wirtschaftsförderung der<br />

Gemeinde berichtet. Da sich diese Fläche<br />

auf drei Grundstücke verteilen, sind sie<br />

für kleine Betriebe geeignet. Den Gartenkamp<br />

haben bislang Unternehmen verschiedener<br />

Größe und aller Couleur für<br />

sich entdeckt. Ein besonders bunter Branchenmix<br />

kennzeichnet das insgesamt 38<br />

Hektar große Gewerbegebiet, das östlich<br />

des Ortskerns liegt. Bislang haben sich<br />

hier unter anderem ein Verlagshaus, ein<br />

Papiergroßhandel, eine Confiserie und<br />

verschiedene Kfz-Betriebe niedergelassen.<br />

Außerdem sind eine viele unterschiedliche<br />

Dienstleistungsbetriebe hier<br />

aktiv.<br />

Das Gewerbegebiet Gartenkamp punktet<br />

mit seiner guten infrastrukturellen Anbindung:<br />

Bis zur Anschlussstelle Osnabrück<br />

Hafen/Westerkappeln der A1 sind<br />

es nur 3,6 Kilometer.<br />

Foto: msm<br />

Kluge Köpfe für pfiffige Produkte<br />

Verpackungshersteller Bischof +Klein aus macht sich für Ausbildung und duale Studiengänge stark<br />

Azubis und Studierende arbeiten mit moderner<br />

Technik. Foto: Bischof +Klein<br />

Produkte von Bischof +Klein (B+K)<br />

hat jeder schon mal in der Hand gehalten<br />

–vielleicht ein Päckchen Kaffee,<br />

eine Nachfüllpackung mit Seife<br />

oder einen Beutel mit Hundefutter.<br />

Mit moderner Technologie und kreativen<br />

Köpfen produziert Bischof + Klein<br />

(B+K) maßgeschneiderte Verpackungsund<br />

Folienlösungen für alle Industriezweige,<br />

von Industrieverpackungen über<br />

Konsumverpackungen bis zu Spezialfolien<br />

für technische Anwendungen. Dabei<br />

legt das Familienunternehmen mit<br />

Stammsitz in Lengerich/Westfalen nach<br />

eigenen Angaben großen Wert auf nachhaltiges<br />

Wirtschaften: Für sein ökonomisch,<br />

ökologisch und sozial verantwortliches<br />

Handeln (Corporate Social Responsibility)<br />

erhielt B+K 2014 den CSR-<br />

Preis der Bundesregierung für Unternehmen<br />

mit 500 bis 4999 Mitarbeitern.<br />

Bischof +Klein engagiert sich, wie es in<br />

einer Mitteilung des Unternehmens heißt,<br />

besonders in der Aus- und Weiterbildung.<br />

In Lengerich durchlaufen derzeit rund 80<br />

jungeMenschen elf meist technischeAusbildungsgänge,<br />

vom Packmitteltechnologen<br />

über die Industriekauffrau bis zum<br />

Kunststoffingenieur und Wirtschaftsinformatiker.<br />

In den vergangenen Jahren wurden laut<br />

Mitteilung zehn B+K-Azubis von der Industrie-<br />

und Handelskammer für hervorragende<br />

Leistungen ausgezeichnet. Vier<br />

freigestellte Ausbilder und viele weitere<br />

Mitarbeiter mit Ausbilderqualifikation<br />

begleiten die Auszubildenden und Studierenden.<br />

Nach der Ausbildung gehe das Lernen<br />

weiter, schreibt das Unternehmen: Mit<br />

Seminaren, Schulungen und Weiterbildungen<br />

unterstütze B+K die berufliche<br />

Entwicklung seiner Mitarbeiter und biete<br />

berufliche Perspektiven im In- und Ausland.<br />

Viele Führungspositionen würden<br />

mit Nachwuchs aus dem eigenen Haus besetzt.<br />

Der Verpackungshersteller beschäftigt an<br />

sechs Produktionsstandorten inDeutschland,<br />

Frankreich, Großbritannien, Polen<br />

und Saudi-Arabien rund 2500 Mitarbeiter.<br />

Im Stammwerk Lengerich/Westfalen<br />

arbeiten 1300 Beschäftigte, im Werk Konzell<br />

in Bayern sind es circa 700.<br />

Das Familienunternehmen möchtenacheigenen<br />

Angaben junge Leute für MINT-<br />

Fächer begeistern. Deshalb habe der Verpackungshersteller<br />

unter anderem die<br />

Kooperation Wirtschaft und Schule in<br />

Lengerich initiiert. Ziel sei eine bessere<br />

Zusammenarbeit zwischen Schulen und<br />

Wirtschaftsbetrieben, eine Hinführung<br />

der Schüler an wirtschaftliche und technische<br />

Themen und eine Unterstützung<br />

bei der Berufsorientierung. Im Hintergrund<br />

stehe der demografische Wandel<br />

und das Wissen, dass junge Menschen<br />

mit ihren Fähigkeiten gebraucht würden.<br />

Das Unternehmen profitiert nach eigenen<br />

Angaben vom engen Kontakt zu Wissenschaft<br />

und Forschung und biete Studierenden<br />

die Möglichkeit, Projekte durchzuführen<br />

und Abschlussarbeiten zu<br />

schreiben. In der Offensive„zdi –Zukunft<br />

durch Innovation“ des Landes NRW zur<br />

Förderung des naturwissenschaftlichen<br />

und technischen Nachwuchs sieht der B+K<br />

eine zusätzliche Möglichkeit, seine Aktivitäten<br />

auszuweiten.


24 GELD &GESCHÄFT<br />

Der Chef braucht<br />

einen „Notfallkoffer“<br />

Bei Schicksalsschlägen leistet ein Ordner, indem sich Maßnahmenpläne sowie Kopien wichtiger<br />

Dokumente befinden, große Dienste. Westfälische Notarkammer empfiehlt sechs Kategorien.<br />

„Der Unternehmer muss sich<br />

in die Situation seines Vertreters<br />

hineindenken.“<br />

Klaus-Peter Hohenner<br />

Auch Familienunternehmen sind<br />

nicht vor Schicksalsschlägen wie<br />

Krankheit, Unfall oder Tod des<br />

Unternehmers gefeit. Schon kurze<br />

Zwangspausen des Entscheidungsträgers<br />

können sich für dieFirma zu<br />

einer Krise auswachsen, wenn es<br />

nicht gelingt, die Handlungsfähigkeit<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

Hat der Unternehmer<br />

zum<br />

Beispiel keine<br />

Bank- oder<br />

Kontovollmacht<br />

erteilt,<br />

können Zahlungen<br />

unter<br />

Umständen<br />

nicht geleistet<br />

werden. Der<br />

verantwortungsbewusste<br />

Unternehmer<br />

trifft deshalb<br />

Vorsorge. Die<br />

Kernfrage lautet: „Was<br />

geschieht, wenn ich plötzlich<br />

meinen Betrieb – eventuell sogar für<br />

einen längeren Zeitraum – nicht<br />

mehr leiten kann?“<br />

Um Schaden von dem Unternehmen<br />

abzuwenden, sollte<br />

der Unternehmer einen<br />

„Notfallkoffer“ packen.<br />

Gemeint ist ein Ordner, in<br />

dem Maßnahmenpläne sowie Kopien<br />

wichtiger Dokumente und Hinweise zu<br />

dem Aufb<br />

ewahrungsort der Originale<br />

systematisch für den Ernstfall zusammengestellt<br />

sind. Hierbei sollte der<br />

Unternehmer die Hilfe der Rechtsanwälte,<br />

Notare und<br />

Steuerberater seines<br />

Vertrauens in<br />

Anspruch nehmen.<br />

Mit dem Packen<br />

des „Notfallkoffers“<br />

ist es aber<br />

nicht getan.<br />

Ebenso wichtig ist<br />

es, Vertrauenspersonen über diese Vorsorgemaßnahme<br />

zu unterrichten und ihnen<br />

die Möglichkeit zu geben, diese<br />

Unterlagen bei Bedarfansich zu nehmen<br />

und seinen Inhalt zu nutzen. Außerdem<br />

sollteder „Notfallkoffer“ in regelmäßigen<br />

Abständen kontrolliert und bei Bedarf<br />

aktualisiert werden.<br />

Der Inhalt hängt vonden Gegebenheiten<br />

des Unternehmens ab. Der Unternehmer<br />

muss sich in die Situation seines Vertreters<br />

hineindenken: Was würde ich selbst<br />

suchen, wenn ich morgen das Unternehmen<br />

verantwortlich leiten müsste?<br />

Es hat sich als sinnvoll herausgestellt, die<br />

folgenden Kategorien zu bilden:<br />

1. Vertretungsplan<br />

Bei erzwungener Abwesenheit des Unternehmers<br />

muss allen klar sein, wer ihn<br />

vertritt. Die Vertretung sollte auf der<br />

Grundlage eines Vertretungsplans geregelt<br />

werden. Verantwortungsträgern wie<br />

Prokuristen, Projektleitern oder Abteilungsleitern<br />

sollten die konkret von ihnen<br />

zu erledigenden Aufgaben zugewiesen<br />

werden.<br />

2. Vollmachten<br />

Eine Vorsorgevollmacht in der Form<br />

einer Generalvollmacht ist das entscheidende<br />

Instrument, um die Handlungsfähigkeit<br />

des Unternehmens im Notfall aufrecht<br />

zu erhalten.<br />

Eine Generalvollmacht<br />

muss durch die Person(en) erteilt<br />

werden, die das Unternehmen<br />

rechtswirksam vertreten. Wenn das<br />

Unternehmen im Handelsregister eingetragen<br />

ist, kann alternativ zur Erteilung<br />

von Vollmachten auch eine Prokura erteilt<br />

werden. Hierbei handelt es sich um<br />

eine gesetzlich geregelte Form der Vollmacht.<br />

Eine unternehmerische Generalvollmacht<br />

muss die Person des Vollmachtgebers<br />

bzw. Unternehmens ebenso klar bezeichnen<br />

wie die Person des oder der Bevollmächtigten.<br />

Besonderer Wert ist darauf<br />

zu legen, dass die Befugnisse des Bevollmächtigten<br />

klar umrissen werden.<br />

Die Vollmacht sollte gegebenenfalls die<br />

Befugnis zur Erteilung von Untervollmachten<br />

enthalten, wenn absehbar ist,<br />

dass der Bevollmächtigte Ersatzpersonen<br />

zu seiner Entlastung einschalten muss.<br />

Weiter solltedie Vollmacht über den Tod<br />

des Vollmachtgebers hinaus Geltung behalten.<br />

Andererseits solltesie aus wichtigem<br />

Grund jederzeit widerruflich sein.<br />

Ganz besonders wichtig ist, dass die Generalvollmacht<br />

keine Bedingungen enthalten<br />

darf, die für den Geschäftspartner<br />

nicht prüfbar sind. Eine Vollmacht, wonach<br />

„der Bevollmächtigte nur für mich<br />

handeln darf, wenn ich erkrankt oder<br />

verhindert bin…“, ist im Geschäftsleben<br />

völlig unbrauchbar.<br />

Vor diesen Fallstricken bewahrt die<br />

rechtskundige Beratung. Die Verwendung<br />

von Mustern aus dem Internet ist<br />

keine gute Art der Vorsorge. Wenn nämlich<br />

Korrekturbedarf besteht, ist es meistens<br />

schon zu spät.<br />

Eine unternehmerische Generalvollmacht<br />

sollte aus Nachweisgründen zumindest<br />

schriftlich erteilt werden. Die<br />

notarielle Beurkundung ist indes schon<br />

deshalb zu empfehlen, weil sie dem<br />

Unternehmer zusätzlich Rechtssicherheit<br />

bietet. Zwingend erforderlich ist die notarielle<br />

Form, wenn der Bevollmächtigte<br />

Verfügungen über Grundbesitz oder Verfügungen<br />

über GmbH-Anteile treffen<br />

soll, wenn er mit der Stimmrechtsausübung<br />

betraut wirdoder wenn er Vertretungsmacht<br />

gegenüber dem Handelsregister<br />

erhalten soll.<br />

Gegebenenfalls sollte neben der (notariell<br />

beurkundeten) Generalvollmacht<br />

eine gesonderte Bankvollmacht in der<br />

von dem Institut gewünschten Form erteilt<br />

werden.<br />

Wird der<br />

Unternehmer<br />

handlungsunfähig, ohne<br />

Vorsorge getroffen zu haben,<br />

bleibt nur die Einrichtung einer<br />

gesetzlichen Betreuung. Diese<br />

nimmt mehrere Wochen Zeit in<br />

Anspruch, die das Unternehmen oftmals<br />

nicht hat, und ist nicht die geeignete<br />

Form der Ersetzung des Unternehmers.<br />

3. Software, Lizenzen, Passwörter<br />

Der Unternehmer muss sicherstellen,<br />

dass die Personen, die ihn in der Krise<br />

vertreten, denZugriff auf die für die Fortführung<br />

des Betriebes benötigte Software<br />

und auf die elektronische Kommunikation<br />

haben. Dazu sollten alle Programme<br />

mit Lizenzen und Passwörtern<br />

wie auch –falls vorhanden –den Zugangsdaten<br />

für das Online-Banking und<br />

andere wichtige Passwörter, Codes und<br />

PINs dokumentiert werden. Diese sensiblen<br />

Daten sollten in einem verschlossenen<br />

Umschlag in dem „Notfallkoffer“ aufbewahrt<br />

werden.<br />

4. Bankverbindungen, Versicherungen,<br />

Berater<br />

Um eine rasche Fortführung des Unternehmens<br />

zu gewährleisten ist es erforderlich,<br />

dass die handelnden Personen<br />

sich anhand der relevanten Unterlagen<br />

einen Überblick über alle Bankverbindungen,<br />

über vorhandene Versicherungen<br />

und über die Berater des Unternehmers<br />

verschaffen können. Ansprechpartner<br />

insbesondere bei Banken sollten notiert<br />

werden. Die beratenden Notare, Anwälte,<br />

Steuerberater und Wirtschaftsprüfer<br />

sollten aufgelistet werden. Ansprechpartner<br />

insbesondere bei Banken sollten<br />

notiert werden.<br />

5. Wichtige Unternehmensdaten<br />

Sofern erforderlich, sollten in dem „Notfallkoffer“<br />

die wichtigsten Unternehmensverträge,<br />

aber auch Produktionsgeheimnisse,<br />

Auftragsbestände, Kalkulationsdaten<br />

etc. hinterlegt sein. Ebenso<br />

wichtig kann es sein, wichtige Lieferanten<br />

und deren Ansprechpartner zu benennen<br />

und die notwendigen Informationen<br />

zur „Kundenpflege“ zu dokumentieren.<br />

Weiter kann es vonNutzen sein, Verträge<br />

in den<br />

„Notfallkoffer“<br />

einzustellen, die für die Fortführung des<br />

Unternehmens wichtig sind. Dies können<br />

Mietverträge, Kooperationsverträge, Gesellschaftsverträge<br />

oder auch Kreditverträge<br />

sein. Hilfreich können von Fall zu<br />

Fall Handelsregisterauszüge, Grundbuchauszüge<br />

oder Jahresabschlüsse sein.<br />

6. Unternehmensnachfolge<br />

Wenn der Unternehmer keine Vorsorge<br />

trifft, tritt im Falle seines Todes die gesetzliche<br />

Erbfolge ein. Danach erben<br />

grundsätzlich die nächsten Verwandten<br />

bzw. der Ehepartner des Unternehmers.<br />

Sind mehrere Personen erbberechtigt,<br />

bilden sie eine Erbengemeinschaft, die<br />

über das gesamte Vermögen einschließlich<br />

des Unternehmens verfügt. Die Zuordnung<br />

des Unternehmens zu einer bestimmten<br />

Person kann in diesem Fall erst<br />

nach vorheriger Erbauseinandersetzung<br />

erfolgen, wasdie Handlungsfähigkeit des<br />

Unternehmens stark gefährdet.<br />

Ein verantwortungsbewusster Unternehmer<br />

sollte deshalb die Unternehmensnachfolge<br />

durch ein Unternehmertestament<br />

oder einen Erbvertrag regeln. Nur<br />

so kann er bewusst darüber entscheiden,<br />

wer bei seinem Todsein Vermögen, also<br />

insbesonderedas Unternehmen, erhalten<br />

soll. Bei der Gestaltung des letzten Willens<br />

hilft nur die qualifizierte erbrechtliche<br />

Beratung durch einen Notar. Dringend<br />

zu empfehlen ist die Beurkundung<br />

eines Testamentes, denn dadurch wird<br />

im Todesfall häufig auch der Erbschein<br />

unnötig, der ansonsten weitere Kosten<br />

auslösen würde. Ein Erbvertrag ist stets<br />

beurkundungspflichtig. Eine Kopie des<br />

Testamentes gehört –gegebenenfalls im<br />

verschlossenen Umschlag –inden „Notfallkoffer“.<br />

Klaus-Peter Hohenner,Westfälische Notarkammer<br />

Foto: colourbox.de


25 LEBEN &WISSEN<br />

Der lange Weg zum<br />

gesunden Unternehmen<br />

Immer mehr Firmen erkennen den hohen Nutzen des „Betrieblichen Gesundheitsmanagements“.<br />

Wettbewerbsdruck, demografischer<br />

Wandel, alternde Belegschaften und<br />

Nachwuchssorgen: Unternehmen<br />

müssen sich vielfältigen Herausforderungen<br />

stellen. Das geht nur mit<br />

Hilfe ihrer gesunden, qualifizierten,<br />

motivierten und leistungsstarken<br />

Beschäftigten. Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

(BGM) ist<br />

eine Möglichkeit, die Gesundheit der<br />

Mitarbeiter zu unterstützen und so<br />

den Weg hin zum gesunden Unternehmen<br />

zu ebnen. BGM ist schon lange<br />

kein „karitatives Zuschussgeschäft“<br />

mehr. Wer in die Gesundheit<br />

seiner Mitarbeiter investiert, sichert<br />

sich langfristig Wettbewerbsvorteile.<br />

Ein Patentrezeptfür betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement gibt es<br />

nicht –jedes Unternehmen braucht<br />

ein maßgeschneidertes Konzept.<br />

„Die moderne Arbeitswelt setzt<br />

Beschäftigte und Unternehmen inhaltlich<br />

und zeitlich unter einen<br />

enormen Anpassungsdruck.“<br />

Initiative Neue Qualität der Arbeit<br />

Inden vergangenen Jahren hat sich<br />

das Verständnis des Begriffs Gesundheit<br />

grundlegend geändert.<br />

Gesundheit ist nicht mehr nur die<br />

Abwesenheit von Krankheit, sondern<br />

umfasst sowohl physisches als auch<br />

psychisches Wohlbefinden und Lebensqualität.<br />

„Gesundheit ist also kein Zustand,<br />

sondern ein Prozess, bei dem der<br />

Mensch als Ganzes in seiner Entwicklung<br />

und mit all seinen Potenzialen gesehen<br />

wird“, wie der Bundesverband der Betriebskrankenkassen<br />

schreibt. Und Gesundheit<br />

ist keine<br />

Privatsache, denn<br />

Unternehmen<br />

sind direkt betroffen,<br />

wenn Mit-<br />

<strong>DIE</strong> VIER PRINZIPIEN DES BGM<br />

1. Ganzheitlichkeit: Wer Gesundheit fördern will, muss sowohl<br />

bei den Personen (Verhalten) als auch bei den<br />

Arbeitsbedingungen (Verhältnissen) ansetzen.<br />

2. Partizipation: Betroffene müssen zu Beteiligten gemacht<br />

werden, die Beschäftigten sind „Experten ineigener<br />

Sache“. Erst ihre Ideen, Bedürfnisse und Wünsche lassen<br />

das betriebliche Gesundheitsmanagement zu einem Erfolg<br />

werden.<br />

3. Integration: Die Gesundheitsförderung wird inallen<br />

wichtigen Entscheidungen und allen Bereichen des Unternehmens<br />

systematisch und zielorientiert berücksichtigt.<br />

4. Projektmanagement: Alle Fördermaßnahmen sind auf<br />

die spezifischen Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten,<br />

wobei der Managementprozess ebenso wie die Ergebnisse<br />

einer kontinuierlichen erfolgssichernden Kontrolle<br />

und Bewertung unterliegt.<br />

Quelle: BKK –Auf dem Weg zum gesunden Unternehmen<br />

Wenn Anforderung zur Belastung wird: Firmen tun gut daran, auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu achten.<br />

arbeiter krank<br />

oder eingeschränkt<br />

leistungsfähig<br />

sind.<br />

Was kann am<br />

Arbeitsplatz getan<br />

werden, um die Gesundheit zu fördern?<br />

Ein wichtiger Faktor für das allgemeine<br />

Wohlbefinden ist die Zufriedenheit<br />

am und mit dem Arbeitsplatz. Was<br />

sich Arbeitnehmer hier wünschen, sind<br />

an erster Stelle Sinnhaftigkeit und Ganzheitlichkeit<br />

der Arbeit. Anforderungsvielfalt<br />

ermöglicht den Einsatz unterschiedlicher<br />

Fertigkeiten und vermeidet einseitige<br />

Beanspruchung. Arbeitnehmer wollen<br />

kooperieren und kommunizieren. Ein<br />

positives Sozialklima ist die Basis für vertrauensvolle<br />

Arbeitsbeziehungen und<br />

Teamfähigkeit, es hilft, Belastungen zu<br />

stemmen. Handlungsspielräume stärken<br />

das Selbstbewusstsein, Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

sowie eine Leistungsbewertung<br />

und -anerkennung und<br />

ein partizipativer Führungsstil runden<br />

das Bild ab. Wenn diese Anforderungen<br />

erfüllt sind, ist ein großer Schritt wegvon<br />

innerer Kündigung, hin zu Mitarbeiterzufriedenheit,<br />

Motivation und Leistungsbereitschaft<br />

getan. Dies kann sich auch auf<br />

betriebliche Fehlzeiten auswirken.<br />

Hohe Arbeitnehmer-Fehlzeiten können<br />

ein Indiz sein, dass in Unternehmen etwas<br />

imArgen liegt. Wie eine Studie der<br />

Initiative Gesundheit und Arbeit aus<br />

März <strong>2015</strong> belegt, wächst die Anzahl der<br />

Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland<br />

seit einem Jahrzehnt kontinuierlich.<br />

Zwar haben körperliche Arbeitsbelastungen<br />

durch Technisierung und Automation<br />

im Arbeitsalltag abgenommen,dafür<br />

haben aber vor allem die psychischen<br />

und sozialen Belastungen an Bedeutung<br />

gewonnen. Die großen Volkskrankheiten<br />

wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen,<br />

Rückenschmerzen, Typ-2 Diabetes<br />

und Übergewicht sind ebenfalls weiter<br />

auf dem Vormarsch. Die Kosten sind<br />

immens: Rund 400 Euro kostet im Bundesdurchschnitt<br />

ein krankheitsbedingter<br />

Fehltag eines Arbeitnehmers im Unternehmen.<br />

Im Umkehrschluss bedeutet es aber<br />

nicht, dass bei geringen Fehlzeiten die<br />

Belegschaft eines Unternehmens auch<br />

gesund ist. Im Gegenteil: Beschwerden<br />

halten viele Beschäftigtenicht ab, weiter<br />

zur Arbeit zu gehen, sei es aus Angst um<br />

den Arbeitsplatz oder aus falschem Übereifer.Die<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />

und Arbeitsmedizin hat festgestellt:<br />

Wenn Mitarbeiter krank ins Büro kommen,<br />

kann das für Unternehmen teuer<br />

werden. Denn durch diesen „Präsentismus“<br />

entstehen Produktivitätsverluste,<br />

weil die Mitarbeiter in ihrer Arbeits- und<br />

Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind<br />

und sich Fehler und Arbeitsunfälle häufen.<br />

Doch es geht noch weiter: Wer sich<br />

nicht auskuriert, riskiert eine spätere,<br />

dann eventuell umso längere Krankschreibung<br />

oder im schlimmsten Fall sogar<br />

eine dauerhafte Arbeitsunfähigkeit.<br />

Auch die Ansteckungsgefahr anderer<br />

Mitarbeiter ist nicht zu unterschätzen.<br />

Fortsetzung auf Seite 26<br />

Norbert Meyer<br />

Bioland-landwirt<br />

OrganischesWachstumist die<br />

Grundlagedes Unternehmenserfolges<br />

derSuperBioMärkte.<br />

Dies gilt fürunsere Produkte,<br />

denenunsereregionalenPartnerdie<br />

notwendigeZeitgeben,<br />

um ihrenGeschmack undihre<br />

gesunden Inhaltsstoffezuentfalten.Und es gilt<br />

auch fürdas Unternehmen SuperBioMarkt, das<br />

sich voneinem kleinen Bioladen zum ersten<br />

Bio-Anbietermit einemVollsortiment in<br />

Nordrhein-Westfalenentwickelt hat.<br />

1973 eröffnete in Münster das Makrohaus, einer<br />

der ersten drei Bioläden in Deutschland. Heute<br />

ist daraus der SuperBioMarkt mit mehr als 600<br />

Mitarbeitern in 23 Filialen in Nordrhein-Westfalenund<br />

Niedersachsen geworden. Von Anfang<br />

an haben wir dabei eine kompromisslose<br />

Qualitätsstrategie verfolgt, in der das Thema<br />

Regionalität immer eine zentraleRolle spielte.<br />

Wir wollen die außergewöhnliche Qualität und<br />

Foto: Lehtikuva/Sari Gustafsson, dpa<br />

NAtüRlIchGeWAchSeN.<br />

eINe eRfOlGSStORyAUS DeRReGION.<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Herkunft unserer Produkte für unsere Kunden<br />

nachvollziehbar machen: Wenn es die Jahreszeit<br />

ermöglicht, beziehen wir unser Obst und<br />

Gemüse vonBio-Landwirten aus Regionen, in<br />

denen wir mit SuperBioMärkten vertreten sind,<br />

also aus Nordrhein-Westfalen undNiedersachsen.<br />

Dabei arbeiten wir mit festen Partnernzusammen,<br />

die sich einem ökologischen Anbauverband wie<br />

Bioland oder Demeter angeschlossen haben.<br />

Wie der SuperBioMarkt stehen diese Landwirte<br />

zu hundert Prozent hinter demBio-Gedanken.<br />

In unseren Märkten kennzeichnen wir unsere<br />

Obst- und Gemüseprodukte mit der Region, aus<br />

der sie stammen, zum Beispiel aus dem Münsterland<br />

oder dem Rheinland. Durch die langjährigen<br />

Partnerschaften unterstützen unsere Kunden<br />

und wir die ökologische Landwirtschaft hier bei<br />

uns in der Region. Viele Landwirte beliefern uns<br />

seit Jahrzehnten und sind mit unsgewachsen. Mit<br />

der Zeit kamen weitere Partnerdazu. So entstehen<br />

dank unserer Kunden viele Erfolgsgeschichten in<br />

der Region.<br />

23 xinNRW undNiedersachsen.<br />

Mehr zu unseren Partnern aus der Region finden Sie unter: www.SuperBioMarkt.com<br />

SabrinaDartmann<br />

Marktleitung


26 LEBEN &WISSEN<br />

WER MACHT WAS?<br />

ARBEITGEBER<br />

gesunde Kantinenkost<br />

gesundheitsfördernde Arbeitsplatzgestaltung<br />

gesundheitsgerechte Mitarbeiterführung<br />

Rauchfreier Betrieb, Verbesserung<br />

des Betriebsklimas (Mobbing, Mitarbeiterführung)<br />

ARBEITNEHMER<br />

Ernährungskurse, -beratung<br />

Rückenkurse, Walking<br />

Kurse zur Entspannung, Stressmanagement,<br />

Weiterbildung<br />

Kurse zur Tabakentwöhnung, Hilfsund<br />

Beratungsangebote<br />

Etablierung von Gesundheitszirkeln,<br />

bauliche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung<br />

Arbeitsplatzwechsel, flexible Arbeitszeiten<br />

Leitbild, transparente Kommunikation,<br />

Führungskompetenz<br />

Foto:Fotolia<br />

Warum nicht? Ein Mann macht während eines Telefonats im Büro<br />

eine Fitnessübung.<br />

Foto: Techniker Krankenkasse<br />

Fortsetzung von Seite 25<br />

Ein Weg für Unternehmen, ihre krankheitsbedingten<br />

Fehlzeiten zu senken,<br />

gleichzeitig wirksam das Phänomen des<br />

Präsentismus zu bekämpfen und sich so<br />

im Endeffekt Wettbewerbsvorteile zu sichern,<br />

ist das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />

(BGM). „Die moderne<br />

Arbeitswelt setzt Beschäftigteund Unternehmen<br />

inhaltlich und zeitlich unter<br />

einen enormen Anpassungsdruck. Gesunde,<br />

qualifizierte, motivierte und leistungsstarke<br />

Mitarbeiter sind der entscheidende<br />

Faktor,umdie aktuellen und<br />

zukünftigen Herausforderungen in einer<br />

globalisierten Weltwirtschaft zu meistern“,<br />

so die Initiative Neue Qualität der<br />

Arbeit, INQA.<br />

Das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />

ist eine moderne Unternehmensstrategie,<br />

die Antwort<br />

auf die zunehmenden Herausforderungen<br />

der<br />

Arbeitswelt gibt. Es ist<br />

ein ganzheitlicher und<br />

nachhaltiger Prozess<br />

und vereint klassischen<br />

Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

mit betrieblicher<br />

Gesundheitsförderung,<br />

Eingliederungs-<br />

und Personalmanagementstrategien.<br />

Natürlich ist betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement<br />

kein Allheilmittel:<br />

Schlechte Geschäftsmodelle<br />

oder Produkte<br />

werden auch durch gesunde Mitarbeiter<br />

nicht besser. Aber: Mitarbeiter<br />

sind das wichtigste Kapital eines Unternehmens.<br />

Die Investition in die Mitarbeiter<br />

und ihre Gesundheit ist damit immer<br />

auch eine Investition in die betriebliche<br />

Zukunft.<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

lohnt sich aber nicht nur für das einzelne<br />

Unternehmen, das laut Studien mit jedem<br />

investierten Euro imErgebnis 2,70<br />

Eurodurch reduzierteFehlzeiten einsparenkann.<br />

Auch aus volkswirtschaftlicher<br />

Sicht ist BGM positiv: Ein Mehr an Gesundheit<br />

im Betrieb entlastet nämlich<br />

auch die Sozialkassen. Laut einer Studie<br />

der Strategieberatung Booz &Company<br />

zahlt sich jeder in betriebliche Prävention<br />

investierte Euro für die deutsche Volkswirtschaft<br />

mit fünf bis 16 Euro aus. Der<br />

Effekt dabei beruht auf der reinen Verringerung<br />

vonKrankheitstagen und den damit<br />

verbundenen direkten Kosten für Medikamente<br />

und medizinische Behandlung.<br />

Besonders profitieren die Hauptpersonen,<br />

die Beschäftigten. Sie verbessern<br />

ihre körperliche und psychische Verfassung,<br />

ändern ihr Verhalten und tragen im<br />

Unternehmen ein gesundheitsförderndes<br />

Umfeld mit. Im besten Fall übertragen sie<br />

das Erlernteauch ins Private. So wirddas<br />

Unternehmen ein Lernort für gesundheitsgerechtes<br />

Verhalten. Die Wirkung<br />

des BGM geht damit weit über den betrieblichen<br />

Rahmen hinaus. Das kann<br />

langfristig helfen, die Gesamtkosten im<br />

Gesundheitswesen zu senken –eine Winwin-Situation<br />

für alle Beteiligten.<br />

Zur Einführung des BGM in Unternehmen<br />

werden verschiedene Anreize geboten:<br />

Jedes Unternehmen kann bis zu 500<br />

Europro Jahr und Mitarbeiter in Gesundheitsförderung<br />

investieren -<br />

und das lohnsteuer- und abgabenfrei.<br />

Auch Unfallversicherungsträger<br />

und<br />

Krankenkassen geben<br />

mit Prämien oder Boni<br />

attraktive Anreize.<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

ist<br />

umfassend,<br />

ganzheitlich<br />

und vor allem eins –individuell. Es<br />

gibt nicht das betriebliche Gesundheitsmanagement,<br />

denn jedes Unternehmen<br />

ist anders. Wichtig ist, wasdie jeweiligen<br />

Mitarbeiter brauchen und wünschen.<br />

Werdas nicht weiß, kann den Bedürfnissen<br />

seiner Beschäftigten auch nicht gerecht<br />

werden.<br />

BGM ist nicht allein auf die Behebung aktueller<br />

Probleme ausgerichtet, wie beispielsweise<br />

den Abbau eines hohen Krankenstands.<br />

Es ist zukunftsweisend, getreu<br />

dem Motto: „Gesund arbeiten bis ins<br />

Alter“. Betriebliche Rahmenbedingungenwerden<br />

gemeinsam mit den Beschäftigten<br />

so geschaffen, dass ihre physische<br />

und psychische Gesundheit gestärkt und<br />

ihre Arbeitsfähigkeit erhalten bleibt.<br />

Die Unternehmenskultur hat erheblichen<br />

Einfluss auf die Umsetzung und Verankerung<br />

des Gesundheitsmanagements. Gesundheitsmanagement<br />

ist eine interdisziplinäre<br />

Aufgabe für alle Unternehmensbereiche,<br />

wobei den Führungskräften<br />

eine besondere Verantwortung zukommt.<br />

Sie sichern die Information und Kooperation,<br />

die Einbeziehung aller Betroffenen<br />

und die Zielerreichung. Maßnahmen<br />

nach dem „Gießkannenprinzip“ werden<br />

so vermieden. Denn der beste Rückenkurs<br />

nützt nichts, wenn der Arbeitsplatz<br />

nicht ergonomisch gestaltet ist. Und<br />

wenn es in der Kantine abwechselnd<br />

Pommes/Currywurst und Spaghetti Bolognese<br />

gibt, kann auch keine Ernährungsberatung<br />

nachhaltig greifen.<br />

Der BGM-Prozess selbst ist ein stetiger<br />

Lernkreislauf, von der Bedarfsanalyse<br />

und Zieldefinition über die Planung und<br />

Ausführung geeigneter Maßnahmen bis<br />

hin zur kontinuierlichen Kontrolle und<br />

Bewertung der Ergebnisse.<br />

Die wichtigsten Punkte jedoch für jedes<br />

Unternehmen, bei jeder individuellen<br />

Form des betrieblichen Gesundheitsmanagements:<br />

1. Fragen, fragen, fragen. Was wollen,<br />

waswünschen die Mitarbeiter? Wiekönnen<br />

sie sich beteiligen? Nur sowird Gesundheitsmanagement<br />

im Unternehmen<br />

fest verankert.<br />

2. Die Antworten aushalten und annehmen<br />

können. Wer nach dem Üben von<br />

Kritik schief angesehen wird, wird sie<br />

wahrscheinlich in Zukunft nicht mehr offen<br />

äußern.<br />

3. Kommunizieren, getreu dem Motto<br />

„Tue Gutes und rede darüber“. Denn ohne<br />

richtige und regelmäßige Kommunikation<br />

an die Belegschaft stellt sich der<br />

gewünschte Erfolg nur schwer ein. Außerdem<br />

entsteht „Gesundheit“ nicht von<br />

heuteauf morgen. Geduld und ein langer<br />

Atem sind erforderlich, es geht nicht alles<br />

auf einmal.<br />

Besonders in kleinen und mittleren<br />

Unternehmen ist die Einführung des betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagements<br />

derzeit noch nicht flächendeckend. Das<br />

ist oft auf Schwierigkeiten bei der Umsetzung<br />

zurückzuführen. Unterstützung bei<br />

der Einführung oder Verbesserung eines<br />

bestehenden betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />

finden Unternehmen<br />

unter anderem bei Krankenkassen, den<br />

Unfallversicherungsträgern und der<br />

Deutschen Rentenversicherung oder<br />

auch bei kommerziellen Anbietern wie<br />

Gesundheitszentren, Ernährungsberatern<br />

oder Instituten für betriebliche Gesundheitsförderung.<br />

Best-Practice-Beispiele, gerade auch aus<br />

kleinen und mittleren Unternehmen, finden<br />

sich online unter www.inqa.de sowie<br />

www.bmg.bund.de.<br />

Beate Schräder<br />

ERFOLGE DES BGM<br />

•Verringerung der Arbeitsbelastung<br />

•Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens<br />

der Mitarbeiter und Erhalt der Arbeits- und Leistungsfähigkeit<br />

•Steigerung der Arbeitszufriedenheit und Motivation<br />

•Senkung des Krankenstands<br />

•Verbesserung des Arbeitsklimas<br />

•Erhöhung der Mitarbeiterbindung und -loyalität<br />

•Verringerung der Fluktuation<br />

•Verbesserung der Produkt- bzw. Dienstleistungsqualität<br />

•Verbesserung der innerbetrieblichen Kooperation<br />

•Erhöhung der Kundenzufriedenheit und Kundenbindung<br />

•Verbesserung der Flexibilität und Innovationsfähigkeit<br />

•Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Produktivität<br />

•Förderung der Corporate Identity<br />

•Verbesserung des Unternehmensimages und der<br />

Beschäftigungsattraktivität<br />

•Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

Quelle: BKK -Auf dem Weg zum gesunden Unternehmen<br />

Foto: www.colourbox.com


LEBEN &WISSEN 27<br />

Ran andie Wissenschaft<br />

Universität Münster eröffnet am 4. Juni auf dem Leonardo-Campus das „Q.UNI CAMP“ <strong>2015</strong><br />

Das „Explorado“-Gastspiel im vergangenen<br />

Sommer war erst der Anfang.<br />

Jetzt erweitert die Universität<br />

Münster ihr breites Angebot für Kinder<br />

und Jugendliche um das „Q.UNI<br />

CAMP“. Das erste Camp findet ab<br />

dem 4. Juni auf dem Leonardo-Campus<br />

in Münster statt. Es bietet sechs<br />

Wochen lang den unmittelbaren<br />

Kontakt zu Natur und Wissenschaft.<br />

„Unter dem Oberbegriff Q.UNI<br />

werden wir das gesamte Angebot<br />

auf diesem Gebiet künftig<br />

bündeln.“<br />

Kinder sind die Studierenden<br />

von morgen. Die Universität<br />

Münster hat dies wie andere<br />

Hochschulen längst erkannt.<br />

Kie S kümmert sich an vielen<br />

Stellen um die künftigeZielgruppe. „Kinder-Uni“,<br />

„MExLab“, „Klasse(n)kisten“ –<br />

die Liste der Angebote<br />

ist bereits<br />

lang. Das Camp<br />

kommt als Dauereinrichtung<br />

in<br />

den Sommermonaten<br />

neu hinzu.<br />

„Unter dem Ober-<br />

Norbert Robers, Uni-Pressesprecher<br />

begriff Q.UNI<br />

werden wir das<br />

gesamte Angebot<br />

auf diesem Gebiet künftig bündeln“, erläutert<br />

Norbert Robers, Pressesprecher<br />

der Universität, das Konzept.<br />

Das erste „Q.UNI CAMP“ öffnet vom 4.<br />

Juni bis zum 19.Juli. Kinder ab vier und<br />

Jugendliche bis 15/16 Jahren können<br />

hier ungezwungen Natur und Naturwissenschaften<br />

kennenlernen und erfahren.<br />

Exponatezum Anfassen, zum Mitmachen<br />

und sogenannteBewegungsinseln bilden<br />

Mehr als eine farbenfrohe Show: Bei verschiedenen Experimenten können auch Kinder schon lernen, wie chemische Reaktionen ablaufen.<br />

einen Teil des Camps. Gleich nebenan<br />

lockt ein „Erlebnisgarten“ mit Barfußpfad,<br />

Riechgarten, einem grünen Klassenzimmer<br />

und dem Picknickplatz. Wer<br />

möchte, kann sich in einem Workshop als<br />

Naturdetektiv auf die Spurensuche begeben.<br />

Baustelle und Sandkasten bilden den<br />

dritten „Q.UNI CAMP“-Bereich. Wege<br />

pflastern, Mauern bauen und Dach decken<br />

–welches Kind träumt nicht davon.<br />

Es gibt sogar eine „Ausgrabungsstätte“.<br />

Das „Q.UNI CAMP“ ist täglich von 9bis<br />

18 Uhr (in den Ferien ab 10 Uhr) geöffnet.<br />

Während der gesamten Zeit betreuen<br />

Studenten die Kinder und Jugendlichen<br />

an den verschiedenen Stationen.<br />

Die Exponate sind in Zelten untergebracht,<br />

damit die jungen Besucher auch<br />

bei Regenkeine Pause einlegen müssen.<br />

Schulklassen können an zweistündigen<br />

speziellen Workshops teilnehmen. Feriengruppen<br />

haben die Möglichkeit, sich<br />

von morgens bis zum Nachmittag im<br />

Camp aufzuhalten. Die Tage stehen dann<br />

jeweils unter einem neuen Thema.<br />

Bei Gruppenbesuchen zahlen Kinder und<br />

Jugendliche drei EuroEintritt. Ansonsten<br />

kostet der Camp-Besuch (auch ermäßigt)<br />

vier Euro. Erwachsene sind mit sechs<br />

Euro dabei.<br />

Anfragen an: quni@uni-muenster.de<br />

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ist das erklärteZiel von START. Wir greifen die Herausforderungen des<br />

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und abschlussorientierte Qualifizierungsmaßnahmen, mit denen die Zeitarbeitskräftepassgenauauf<br />

ihre Einsätze vorbereitet werden. In Zeiten des<br />

Fachkräftemangels können Betriebe so personelle Engpässe erfolgreich<br />

überbrücken–dabei ist diekostenlose Übernahmejederzeit möglich und<br />

sogar gewünscht. Die Zeitarbeitnehmerinnen und-arbeitnehmerprofitieren<br />

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Land NRW, die kommunalen Spitzenverbände und derDGB.<br />

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28 LEBEN &<br />

Farbenfrohe<br />

Tischrunden laden ein<br />

Münsterische Künstlerin Regine Schmidt-Morsbach stattet zwei Kreuzfahrtschiffe mit ihren Bildern aus<br />

„Wenn man mich einladen würde,<br />

würde ich schon gern selbst sehen<br />

wollen, wo meine Bilder gelandet<br />

sind.“<br />

Regine Schmidt-Morsbach<br />

Ob sie schon mal eine Kreuzfahrt<br />

unternommen hat? Regine Schmidt-<br />

Morsbach lacht: „Ach, das ist nichts<br />

für mich.“ Sie ist passionierte Radfahrerin,<br />

muss „Kilometer machen“<br />

– und das ist auf Luxuslinern bekanntlich<br />

schwierig. Aber wenn man<br />

sie demnächst mal einladen würde,<br />

damit sie sehen kann, wo ihre zwölf<br />

Bilder gelandet sind, dann würde die<br />

Künstlerin aus Münster wohl nicht<br />

nein sagen.<br />

Esist zwei Jahreher,dass Regine<br />

Schmidt-Morsbach die<br />

Mail erreichte, die alles in<br />

Fahrt brachte. Im März 2013<br />

fragte eine Galerie aus Bielefeld,<br />

zugleich spezialisiert auf Art-Consulting,per<br />

E-Mail an, ob sie Interesse an<br />

der künstlerischen Gestaltung eines Restaurants<br />

habe. Die Münsteranerinzögerte,<br />

vermutete sogar einen „Scherz“. Aber<br />

die Anfrage<br />

schwirrte in<br />

ihrem Kopf herum.<br />

Und dann<br />

waren dajanoch<br />

ihre „Tischbilder“,<br />

die Figuren<br />

mit Gesten und<br />

Blicken auf spannende,<br />

überraschende<br />

Weise zu<br />

Gruppenporträts zusammenführte –<br />

„ideal eigentlich für eine Restaurant-Atmosphäre“,<br />

so Schmidt-Morsbach. Also<br />

schickte sie doch mal ein paar Fotosihrer<br />

Bilder an die Mail-Adresse zurück.<br />

Danachpassiertelange nichts. Also doch<br />

nur ein Scherz? Und plötzlich lag eines<br />

Tagesdie Antwort im Briefkasten. Inhalt:<br />

Die Auftraggeber seien angetan,sie werde<br />

in die Reihe der Mitbewerber aufgenommen,<br />

schrieb die Galerie als Mittelsmann.Wochenspäter<br />

eine neueBenachrichtigung:<br />

Sie sei zur Favoritin aufgestiegen.<br />

Um welches ominöse Restaurant<br />

es sich handelt –kein Wort davon.<br />

Im Januar 2014 dann endlich Klarheit:<br />

Regine Schmidt-Morsbach erhielt den<br />

Zuschlag, die Restaurants zweier Kreuzfahrtschiffe<br />

des Aida-Konzerns, die erst<br />

<strong>2015</strong> und 2016 in Nagasaki in Japan vom<br />

Stapel laufen werden, künstlerisch zu gestalten.<br />

„Ich war sprachlos, aufgeregt“,<br />

erzählt die Künstlerin rückblickend.<br />

Und dann ging die Arbeit erst richtig los.<br />

Zwölf Entwürfe der endgültigen Acrylbilder<br />

galt es anzufertigen, die dann zwecks<br />

Absegnung beim Aida-Unternehmen in<br />

Rostock auf dem Konferenztisch landeten.<br />

Schmidt-Morsbach machte sich sofort<br />

an die Arbeit, setzte die geforderten<br />

Entwürfe im Format 30 mal 40 Zentimeterzunächst<br />

als Aquarell um, um die „Lebendigkeit<br />

Leichtigkeit<br />

und<br />

der<br />

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„Herzlich Willkommen“ heißt dieses Werk von Regine Schmidt-Morsbach, dass seine Heimat auf einem Kreuzfahrtschiff gefunden hat.<br />

Szenen zu erhalten“. Seither steht die<br />

Umsetzung der Motive,die Menschen gesellig<br />

miteinander am Tisch zeigen, in<br />

großformatige Acryl-auf Leinwand-Werke<br />

bei Schmidt-<br />

Morsbach auf<br />

dem Plan.<br />

„Mein Ziel ist es,<br />

das aquarelltypische<br />

auch in der<br />

anderen Technik<br />

„Ich war sprachlos und aufgeregt.“<br />

Regine Schmidt-Morsbach über ihre Gefühle, als sie<br />

vom Großauftrag für den Aida-Konzern erfuhr.<br />

„Die Herrenrunde“ bedient sich der Gesellschaft eines Chamäleons..<br />

zu erhalten“,<br />

schildert die<br />

Künstlerin. Über ein Jahr ist seither vergangen<br />

–und inzwischen arbeitet sie in<br />

ihrem Atelier an der Sternstraße am letzten<br />

von zwölf Bildern.<br />

Die ersten sechs sind bereits im Februar<br />

dieses Jahres von einer Spedition begutachtet,<br />

verpackt<br />

und nach Nagasaki verschifft worden.<br />

DiezweiteSerie ist, wie gesagt, fast<br />

fertig. Das zwölfte Bild steht halbfertig<br />

auf der Staffelei, während Regine<br />

Schmidt-Morsbach<br />

unserer Zeitung<br />

diese unglaubliche<br />

Geschichte<br />

erzählt.<br />

„Die skizzierten<br />

Entwürfe werden<br />

in Acryl indifferenzierten<br />

Strukturen<br />

und changierenden Farbflächen<br />

umgesetzt.“ Der Tisch, an dem die teils<br />

üppigen Figureninihren Bildernhocken,<br />

bildet jeweils die Basis der Bilder.Mal gesellt<br />

sich ein Chamäleon zu einer Runde<br />

distinguiert wirkender Herren, mal wird<br />

ganz offensichtlich dem Alkohol<br />

zugesprochen –entsprechend<br />

dem Titel eines<br />

der Werke: „Leben soll sich<br />

wieder lohnen.“<br />

„Die Arbeit macht immer<br />

noch viel Spaß. Es ist spannend,<br />

wie sich auf der<br />

Leinwand trotz klarer Vorlage<br />

überraschende Komposition<br />

entwickeln“,<br />

schildert die Künstlerin,<br />

die sich nun sputen will,<br />

das Projekt in diesem Monat<br />

zum Abschluss zu<br />

bringen. Denn eine Ausstellung<br />

in der Schweiz<br />

2016 wirft bereits ihre<br />

Schatten voraus. Ob es<br />

ihr leicht fällt, ihre Werke<br />

künftig auf den Weltmeeren<br />

unterwegs zu wissen? Regine<br />

Schmidt-Morsbach zögert. „Wenn man<br />

mich einladen würde, würde ich schon<br />

gern selbstsehenwollen, wo sie gelandet<br />

sind.“<br />

Undwenn schon Schiffsreise<br />

de ich gern wohlhabende, ält<br />

nische Touristinnen begleit<br />

dienzwecken“. Mal sehen,<br />

kommt.<br />

Petra<br />

Neulich imAtelier der Künstlerin in Münster: Gemeinsam mit einem Mitarb<br />

dition verpackt Regine Schmidt-Morsbach eines ihrer Bilder für den Transpor


WISSEN<br />

29<br />

Aus dem Privatbesitz des schwedischen Königs stammt dieses Kabinett, das kurz vor 1700 in der Berliner Hofwerkstatt entstand. Museumsdirektorin Dr. Monika Kopplin lenkt den<br />

Blick auf die kostbar verzierten Innenfächer.<br />

Foto:Jürgen Peperhowe<br />

Erlesenes Mobiliar<br />

für Fürsten und Könige<br />

Das Museum für Lackkunst in Münster widmet dem Künstler Gérard Dagly eine sehenswerte Schau<br />

,„dann würereamerikaen<br />

–zuStuob<br />

es soweit<br />

Noppeney<br />

iter der Spet.<br />

Fotos: Ralf Emmerich<br />

Ein aus Spa im heutigen Belgien<br />

stammender Lackkünstler sorgte vor<br />

über 300 Jahren am Hof des Großen<br />

Kurfürsten in Berlin mit seinen Möbelarbeiten<br />

für Furore. Und Berlin<br />

avancierte in jener Zeit zur Keimzelle<br />

der Sinologie, der Chinakunde.<br />

Das sind nur zwei Aspekte einer sehenswerten<br />

Schau im Museum für<br />

Lackkunst: „Die Dagly-Ausstellung<br />

setzt in der Fülle der Ausstellung, die<br />

ich für das Museum vorbereitet und<br />

durchgeführt habe, einen Meilenstein“,<br />

so freut sich Dr. Monika Kopplin,<br />

die Direktorin des Museums.<br />

Allein das 300. Todesjahr<br />

Daglys ist Anlass genug, das<br />

Werk des bedeutendsten<br />

europäischen Lackkünstlers<br />

As Aeiner Zeit zu würdigen. Es<br />

handelt sich zudem in Münster um die<br />

erste Ausstellung über die Berliner Hofwerkstatt.<br />

Unter den 40 Exponaten befindet<br />

sich sogar eine Leihgabe aus dem Privatbesitz<br />

des schwedischen Königs, nämlich<br />

eines von zahlreichen mit Lackkunst<br />

Kabinett mit Wandtisch aus der Berliner Hofwerkstatt,<br />

um 1700<br />

Gérard Dagly (1660-1715) und die Berliner Hofwerkstatt<br />

Vor 300 Jahren starb der aus Spa stammende Lackkünstler Gérard Dagly. Er<br />

wurde schon im Alter von 26 Jahren vom Großen Kurfürsten nach Berlin gerufen<br />

und bereits ein Jahr später, 1687, zum Kammerkünstler ernannt. Meister<br />

Dagly gründete die Berliner Hoflackwerkstatt, die es in der Adaptation fernöstlicher<br />

Motive und Techniken zu grandioser Meisterschaft brachte. Die Hofwerkstatt<br />

fertigte überwiegend Mobiliar und Vertäfelungen für verschiedene preußische<br />

Residenzen, besonders aber für das Berliner Schloss sowie Schloss Oranienburg<br />

an. Kurfürst Friedrich III., der spätere König Friedrich I., honorierte<br />

Daglys Kunstfertigkeit, in dem er ihn 1696 zum „Intendant der Ornamenten“ ernannte.<br />

In dieser Position war erGesamtaufseher über die Ausstattung der königlichen<br />

Schlösser. Nach der Thronbesteigung König Friedrich Wilhelms I.<br />

wurde die Hofwerkstatt 1713 geschlossen. Dagly fand noch eine Anstellung<br />

beim Kurfürsten Johann Wilhelm II. von der Pfalz, starb jedoch kurze Zeit später<br />

inBensberg. loy Wackelpagode, Berlin, Hofwerkstatt, vor<br />

1706<br />

geschmückten Kabinetten, in denen zum<br />

Beispiel Münzen aufbewahrt wurde.<br />

Der 1660 geborene Gérard Dagly wurde<br />

schon im Alter von 26Jahren vom Großen<br />

Kurfürsten nach Berlin gerufen und<br />

bereits ein Jahr später, 1687, zum Kammerkünstler<br />

ernannt. Meister Dagly<br />

gründete sogleich die Berliner Hoflackwerkstatt.<br />

Eswar die erste ihrer Art in<br />

Europa und sie entwickelte, wie<br />

die Ausstellung zeigt,<br />

eine wahre Meisterschaft.<br />

Um dies zu zeigen,<br />

rückt Museumsdirektorin<br />

Dr. Monika<br />

Kopplin Mobiliar sowohl<br />

aus der Berliner<br />

Hofw<br />

fwerkstatt, das heute<br />

zum Beispiel der Stiftung<br />

Preußische<br />

Schlösser gehört, wie<br />

auch herausragende Exponate<br />

aus China und Japan, die sich in<br />

Privatbesitz befinden, in einen spannenden<br />

Kontrast.<br />

„Meine besondereBewunderung gilt hier<br />

einem Paar japanischer Lackkabinette,<br />

die zu den schönsten Exportlacken gehören,<br />

die ich kenne“, unterstreicht Kopplin,<br />

„und sie gilt dem Weilburger Kabinett<br />

Daglys, in dem die japanische Lackästhetik<br />

vollkommen umgesetzt ist.“ Die<br />

in der Regelschwarz lackierten Kabinette<br />

wurdenmitMotiven aus Floraund Fauna<br />

verziert, und es zählt, wie Kopplin begeistert<br />

erzählt, zuden auch intellektuellen<br />

Glanzleistungen Daglys, wie er sich Motive<br />

und Applikationstechniken aus Fernost<br />

aneignete und in Europa hoffähig<br />

machte. Während hier nämlich noch die<br />

Fülle des Barock als künstlerisches Ideal<br />

„Der Mann war sich seiner<br />

Fähigkeiten voll bewusst.“<br />

Dr. Monika Kopplin über den Ausnahmekünstler<br />

Gérard Dagly am preußischen Hof<br />

galt und die Bildmotive überquollen, galt<br />

in Fernost ein ganz anderes Ideal, das bei<br />

der Gestaltung eben auch freie Flächen<br />

und eine meditativeBalance favorisierte.<br />

Ein Blick auf feine Pflanzenornamentik<br />

oder die immer wiederkehrenden Phoenix-Vögel<br />

zeigen sowohl die Meisterschaft<br />

der Vorbilder wie die des Meisters<br />

Dagly und seiner Werkstatt in Berlin. Die<br />

Ausstellung umfasst neben Kabinettschränken<br />

auch Tische für verschiedene<br />

Zwecke mit polychromer Bemalung und<br />

Wackelpagoden.<br />

Es zählt zu den Stärken der Schau, dass<br />

siedie künstlerischen FähigkeitenDaglys<br />

einbettet in die Fernostbegeisterung zum<br />

Ende der europäischen Barockzeit. So<br />

stand Dagly auch im Kontakt mit dem<br />

Universalgelehrten Gottfried Wilhelm<br />

Leibniz (1646-1716), der sich fünf Jahrzehnte<br />

lang immer wieder mit China beschäftigte<br />

und, wie Monika Kopplin erläutert,<br />

einer der ersten Vordenker eines<br />

Wissenstransfers zwischen Europa und<br />

Fernost war. Der üppigeKatalog aus dem<br />

Hirmer-Verlag, herausgegeben von Dr.<br />

MonikaKopplin, ist auchdiesmal wieder<br />

ein Stück wissenschaftlicher Pionierarbeit<br />

über den herausragendeneuropäischen<br />

Lackkünstler Gérard Dagly.<br />

Gérard Dagly (1660-1715) und die Berliner<br />

Hofwerkstatt. Bis 26. Juli <strong>2015</strong> im<br />

Museum für Lackkunst, Münster.Geöffnet<br />

Mi bis So sowie an Feiertagen von12<br />

bis 18 Uhr, Divon 12 bis 20 Uhr.<br />

Johannes Loy<br />

|www.museum-fuer-lackkunst.de<br />

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30 LEBEN &WISSEN<br />

Temporeiches Geschäft: Bis zu einhundert Mal in einer Stunde besiegelt Daniel Meyer den Kaufabschluss mit dem Hammer.<br />

AUKTIONATOR<br />

Auktionator ist kein anerkannter Ausbildungsberuf. Esist<br />

ein Betätigungsfeld, auf dem sich prinzipiell jeder tummeln<br />

kann. Launige Sprüche, mit denen der Versteigerer<br />

interessierte Bieter in Kauflaune bringt, und der Zuschlag<br />

mit dem Hammer –imFachjargon „Gavel“ genannt –sind<br />

nur Beiwerk: Für den Beruf des Auktionators ist viel kaufmännisches<br />

Gespür erforderlich. Für Auktionen gibt es<br />

gesetzliche Vorschriften, die strikt einzuhalten sind. Zwei<br />

Wochen vor der Versteigerung muss diese bei den zuständigen<br />

Behörden und Handelskammern angemeldet sein.<br />

Die erforderliche Genehmigung des Ordnungsamtes bekommt<br />

nur, wer ein blütenweißes polizeiliches Führungszeugnis<br />

und geordnete finanzielle Verhältnisse vorzuweisen<br />

hat.<br />

Karrierestufe zwei: Nur fünf öffentlich bestellte und von<br />

der IHK Nord Westfalen vereidigte Auktionatoren und<br />

Sachverständige sind im Bezirk der Kammer zugelassen,<br />

einige davon spezialisiert auf Grundstücke oder technische<br />

Anlagen. Wer vereidigt werden will, wird von der<br />

IHK auf Herz und Nieren und vor allem die fachliche Eignung<br />

geprüft –mit einer Durchfallquote von über 50 Prozent:<br />

„Unternehmen und Gerichte greifen bei schwierigen<br />

Fragen gerne auf IHK-Sachverständige zurück. Sie müssen<br />

sich hundertprozentig auf diese verlassen können“,<br />

erklärt Dr. Jochen Grütters, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs<br />

Recht und Organisation.<br />

Wer richtig viel Geld ausgeben und in Kunst von Immendorf,<br />

Richter oder Polke investieren oder diese veräußern<br />

will, wende sich an die großen Auktionshäuser, dies<br />

jedenfalls rät Dieter Löhr, der Geschäftsstellenleiter des<br />

Bundesverbandes der deutschen Kunstversteigerer. „Bei<br />

Kunst oder Wertvollem ab1000 €sollte der Kunde sich<br />

auf die Provenienz-Gutachten eines Experten verlassen.<br />

Und von denen sind bei größeren Auktionshäusern wie in<br />

Köln und Berlin für jedes Spezialgebiet welche beschäftigt“,<br />

empfiehlt der Rechtsanwalt aus Wiesbaden. ma<br />

Wenn ein Holzhammer<br />

den Takt angibt<br />

Kunstauktionatoren wie Daniel Meyer müssen nicht nur besonders eloquent sein. Ohne ein<br />

fundiertes Expertenwissen und große Erfahrung stellt sich der Erfolg nicht ein.<br />

„... und zum Dritten“: Bis zu hundert<br />

Mal pro Stunde schnellt der Hammer<br />

auf den Tisch und besiegelt Kaufabschlüsse<br />

wie am Fließband. Trotzdem<br />

sind das Holzwerkzeug und die<br />

temporeiche Eloquenz nicht die<br />

wichtigsten Handwerkszeuge des<br />

münsterischen Kunstauktionators:<br />

„Fundiertes Fachwissen und langjährige<br />

Erfahrung im Kunsthandel<br />

sind ein absolutes Muss“, ist Daniel<br />

Meyer sich sicher.<br />

Der studierte Kunsthistoriker<br />

kann überdies auf die<br />

Erfahrung von Eric Wilbois,<br />

Urgestein im münsterischen<br />

Auktionshandel,<br />

zurückgreifen. Wilbois ist einer der wenigen<br />

öffentlich bestellten und vereidigten<br />

Versteigerer und hat sich mit<br />

seinem Auktionshaus an der Buddenstraße<br />

seit 40 Jahren auf dem<br />

Markt behauptet.<br />

Für alle in der Branche gilt, dass die<br />

Auktionstageden Takt beschleu-<br />

Edles Porzellan aus China weckt auch verstärkt das Interesse chinesischer<br />

Sammler.<br />

Foto: colourbox.de<br />

nigen. Angespannt und nervös ist der 42-<br />

jährigeMeyer trotzdem nicht das kleinste<br />

Bisschen an so einem Tag, an dem ihm bis<br />

zu 70 kaufgeneigte<br />

Kunstliebhaber<br />

bis zu zehn Stunden<br />

ihre volle<br />

Aufmerksamkeit<br />

schenken. Die Atmosphäre<br />

knistert,<br />

wer esnicht<br />

mehr aushält,<br />

kann bei Kaffee<br />

und Mettbrötchen in der Kneipe nebenan<br />

pausieren und den Kopf kühlen.<br />

Viele Akademiker der „Generation 40+“<br />

besuchen die reale Auktion, über diejenigen<br />

hinaus, die per Telefon oder online<br />

mitbieten. Für MeyerStress, aber im positiven<br />

Sinne: „Ganz im Gegenteil bin ich<br />

bin froh und voller Tatendrang –immerhin<br />

fahre ich heute sozusagen die Ernte<br />

ein der letzten sechs arbeitsintensiven<br />

Monate.“ In Zahlen: Auf den Zuschlagpreis<br />

muss der Käufer noch 23,5 Prozent<br />

sogenanntes Aufgeld, die Verkaufsprovision,<br />

zahlen.<br />

Dafür bringt Meyernicht nur die Ware an<br />

den Mann: In akribischer Recherchearbeit<br />

hat der Fachmann mehr als 800<br />

Exponate katalogisiert: ob die grausepiafarbene<br />

Mariendarstellung<br />

als Miniaturmalerei aus<br />

dem 19. Jahrhundert auf<br />

Porzellanoder die Rokoko-Vitrine<br />

aus Nussbaum.<br />

In den Katalog<br />

hat er nicht nur Fotos<br />

gestellt, sondern jeden<br />

Auktionsgegenstand detailliert<br />

beschrieben.<br />

Den verschickt er nur an seinen gut gepfl<br />

egte Kundenstamm auf der ganzen<br />

Welt. Nach der Auktion verpackt Meyer<br />

einen Großteil der Warenfür den Export:<br />

„Das Kunstwerk muss den Kunden<br />

emotional ansprechen, bloße Geldanlagen<br />

sind hier nicht gesucht.“<br />

Daniel Meyer<br />

„Antikes chinesisches Porzellan wird oft<br />

nach China versteigert, syrische Teppiche<br />

gehen zurück nach Syrien, und für Antiquitäten<br />

wächst<br />

der Markt in<br />

Russland immer<br />

stärker“, berichtetMeyer.Wichtiges<br />

Kaufkriterium:<br />

„Das Kunstwerk<br />

muss den<br />

Kunden emotional<br />

ansprechen,<br />

bloße Geldanlagen sind hier nicht gesucht.“<br />

Der Experte selbst muss auf den ersten<br />

Blick erkennen, was erinden Händen<br />

hält: wertvolle Kunst und Antiquitäten<br />

oder Trödel für den Flohmarkt.<br />

Perfekt, wenn ein Museums-Gutachten<br />

aus Recklinghausen die Echtheit untermauert<br />

wie bei einer Marien-Ikone aus<br />

dem 16./17. Jahrhundert aus dem Beitz-<br />

Nachlass. Auf der zwölften<br />

Auktion des Hauses Meyer<br />

erzielte dieses Sakralkunstwerk<br />

19 000Euro, der Glanz<br />

der internationalen Kunsthandelsszene<br />

erstrahlte in<br />

Münster.SoteureExponate<br />

–„das Meistewirdzwischen<br />

500 und 4000 Euro versteigert“<br />

–sind aber eher die<br />

Ausnahme für den Auktionator<br />

mit Sitz an der Hörsterstraße.<br />

„Viele Kunden<br />

kommen ins Geschäft, um<br />

zu erfahren, ob ihr Silberbesteck<br />

oder Ölgemälde die<br />

Chance auf eine Versteigerung<br />

hat oder schicken per<br />

Mail ein Foto.“ Zu zahlreichen<br />

privaten Anbietern<br />

macht sich Meyeraber auch<br />

selbst auf den Weg, um<br />

Wertgegenstände zu begutachten. „Einige<br />

Verkäufer sind in so hohem Alter,dass<br />

sie nicht mal eben das Handy zücken und<br />

ein Foto machen“, berichtet der 42-Jährige.<br />

Er erlangte bundesweite Bekanntheit<br />

durch seine Bildschirm-Präsenz. Für das<br />

ZDF kommen die Anbieter zu ihm ins Studio<br />

nach Köln: Für die Sendung „Bares<br />

für Rares“ mit Fernsehkoch und ModeratorHorst<br />

Lichter steht Meyerals Händler<br />

seit 2013 an 35 Drehtagen pro Jahr vor<br />

der Kamera. Zusammen mit vier Kollegenbegutachtet<br />

und taxiert er Kunst und<br />

Wertvolles für eine kleine Gage –und<br />

wenn ihn ein Exponat wirklich berührt,<br />

kauft der Münsteraner auch für seine<br />

Auktionen. Das Portemonnaie füllt er vor<br />

jeder Sendung auf. Selbstverständlich<br />

mit seinem eigenen Geld: „Hier ist alles<br />

echt, ganz ohne Drehbuch, darauf legt<br />

das öffentlich-rechtliche Fernsehen sehr<br />

viel Wert.“<br />

Maike Harhues<br />

Mit Moderator Horst Lichter (Bild) steht Meyer als Händler seit 2013 an 35<br />

Drehtagen pro Jahr vor der Kamera.<br />

Foto: ZDF


LEBEN &WISSEN 31<br />

In Asien warten Fans<br />

und frische Millionen<br />

Borussia Dortmund intensiviert seine Marketing-Aktivitäten imAusland. Ligen in Südostasien sind<br />

unattraktiv –deshalb schauen die Fußballbegeisterten vermehrt nach Europa.<br />

Borussia Dortmund streckt seine<br />

Fühler nach Asien, insbesondere<br />

Südostasien aus. Zunächst in Japan,<br />

Singapur und Malaysia, später auch<br />

in Thailand, Indonesien, Vietnam<br />

und China will der börsennotierte<br />

Fußballclub neue Fans gewinnen<br />

und frisches Geld generieren.<br />

„Wir setzen vor Ort auf Herz und<br />

Nachhaltigkeit.“<br />

BVB-Marketing-Direktor Carsten Kramer<br />

Die englische Premier<br />

League mit Manchester<br />

United an der Spitze ist<br />

dort schon lange vor Ort.<br />

BVB-Marketing-Direktor<br />

Carsten Cramer scheut die Konkurrenz<br />

weiterer Vereine nicht. „Wir machen das<br />

anders als alle anderen. Wir setzen vor<br />

Ort auf Herz und Nachhaltigkeit.“<br />

Die vergangenen Jahremit zwei Meisterschaften,<br />

einem<br />

Pokalsieg und<br />

der Teilnahme<br />

am Champions-<br />

League-Finale<br />

2013 haben<br />

Dortmund in<br />

Fernost bekannt<br />

und populär gemacht.<br />

Umfrageergebnisse,<br />

deutlich zunehmende<br />

Medienanfragen<br />

aus der<br />

Region und steigende<br />

Zugriffszahlen<br />

in sozialen<br />

Netzwerken<br />

belegen dies. Bereits<br />

im vergangenen Jahr hat der BVB<br />

eine Dependance in Singapur eröffnet.<br />

Nunsollen die nächsten Schrittegemacht<br />

werden.<br />

Im März warCramer zusammen mit Karl-<br />

Heinz Riedle und Lars Ricken, Torschützen<br />

aus dem Champions-League-Endspiel<br />

1997 gegen Juventus Turin (3:1),<br />

vor Ort. Im Sommer geht die aktuelle<br />

Mannschaft auf eine mehrtägige Asienreise.<br />

„Die Fans dort wollen Stars zum<br />

Anfassen. Dem tragen wir Rechnung“, erklärt<br />

Cramer.<br />

Flagge zeigen im Ausland: Borussia Dortmund geht im Sommer mit den Bundesliga-Stars auf eine Asienreise.<br />

Manchester United hat schon vor drei<br />

Jahrzehnten erkannt, dass im fernen Osten<br />

viel Geld zu verdienen ist. Die Ligen<br />

dort sind unattraktiv, Fußball-Anhänger<br />

schauen nach Europa und identifizieren<br />

sich mit den großen Clubs. ManU ist in<br />

vielerlei Hinsicht Marktführer,angeblich<br />

bis zu 50 Millionen Eurojährlich schöpft<br />

der Verein dort ab. Dortmund ist da eine<br />

Nummer kleiner unterwegs. Geschäftsführer<br />

Watzke bezifferte das Umsatz-<br />

Potenzial im Herbst 2014 „mittelfristig<br />

auf zehn bis 20 Millionen, wenn der<br />

sportliche Erfolg nachhaltig ist.“<br />

Zurzeit ist er das nicht. Der BVB wird in<br />

der kommenden Saison nicht in der<br />

Champions League vertreten sein. Cramer<br />

verhehlt nicht, „dass das die Sache<br />

schwieriger macht“. Aber: „Die Präsenz<br />

der Bundesliga auf den asiatischen TV-<br />

Märkten steigt. Das wird uns helfen, bekannter<br />

und sichtbarer zu werden.“<br />

Dortmund plant mittelfristig. Ein langer<br />

Atem und Detailverliebtheit seien nötig.<br />

„Wir müssen darauf achten, dass unsere<br />

Trikots in jedem Sportgeschäft zu sehen<br />

sind. Es geht nicht nur um den Verkaufserlös,<br />

jedes Trikot ist ein Botschafter<br />

mehr“, erklärt Cramer.<br />

Aufden neuen Zielmärkten wirdder BVB<br />

Menschen aus der jeweiligen Region beschäftigen.<br />

Cramer: „Das ist glaubwürdiger.“ImZweifel<br />

auch überzeugender und<br />

sympathischer.<br />

Sympathie-Werte sind für den erfahrenen<br />

Marketing-Strategen aus Münster<br />

besonders wichtig: „Wenn die Fußball-<br />

Fans uns mögen, haben sie auch Freude<br />

daran, für dieses Thema Geld auszugeben.“<br />

Irgendwann sollen sich die BVB-Aktivitäten<br />

in barer Münze auszahlen.“<br />

Wilfried Sprenger<br />

Foto: dpa<br />

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Anzeigen-Sonderveröffentlichung<br />

TECHNOLOGIEPARK BOCHOLT 32<br />

Beste Bedingungen zum Durchstarten<br />

Direkt neben der Westfälischen Hochschule gelegen bietet der zehn Hektar große Technologiepark Bocholt Gewerbegrundstücke ab einer Größe von<br />

700 bis hin zu 4000 Quadratmetern. Die Grundstücke sind voll erschlossen und sofort verfügbar.<br />

Der Technologiepark Bocholt wird<br />

stark nachgefragt. Der südliche Teil<br />

ist nahezu vollständig besiedelt. Daher<br />

wurde Ende 2014 der nördliche<br />

Teil erschlossen. Die Flächen stehen<br />

ab sofort zur Verfügung.<br />

Im zehn Hektar großen Areal direkt<br />

neben der Westfälischen Hochschule finden<br />

dienstleistungs- und technologieorientierte<br />

Unternehmen beste Voraussetzungen,<br />

um sich weiter zu entwickeln.<br />

Aber auch Existenzgründer und Jungunternehmen<br />

wie beispielsweise IT-<br />

Dienstleister sowie Marketing- und Kommunikationsfirmen,<br />

die lediglich Büromöbel,<br />

PC und Telefon benötigen, finden<br />

hier optimale Bedingungen vor, um<br />

durchzustarten.<br />

Das Innovationszentrum inmitten des<br />

Technologieparks –die InnoCent Bocholt<br />

GmbH –stellt für den Unternehmensstart<br />

Büroräume zu günstigen Konditionen in<br />

ihrem Gebäude zur Verfügung. Die benachbarte<br />

Westfälische Hochschule bietet<br />

nicht nur den jungen Leuten der Region<br />

gute Ausbildungsmöglichkeiten,<br />

sondern ist zunehmendAnsprechpartner<br />

der heimischen Wirtschaft im Rahmen<br />

des immer notwendiger werdenden<br />

Technologietransfers.<br />

Moderne Infrastruktur<br />

Zu den Vorzügen der modernen technischen<br />

Infrastruktur des Technologieparks<br />

gehört auch eine Anbindung an das<br />

schnelle Glasfasernetz. Das gilt in Bocholt<br />

übrigens nicht nur für den Technologiepark,<br />

sondern für alle Gewerbegebiete.<br />

Für den südlich liegenden Technologiepark<br />

laufen zurzeit bezüglich des letzten<br />

freien, rund 2000 Quadratmeter großen<br />

Grundstücks die Verhandlungen mit<br />

einem Unternehmen aus der IT/Medien-<br />

Branche, das hier möglichst noch im<br />

Herbst mit seinem Neubau beginnen<br />

möchte.<br />

Der Endausbau des Technologieparks ist<br />

für 2016 vorgesehen. Dann wird der von<br />

Anfang an geplante parkähnliche Charakter<br />

des Areals sichtbar mit seiner besonderen<br />

Straßenführung, den teilweise<br />

zwischen den Grundstücken zu findenden<br />

Grünflächen wie auch einer Baumallee<br />

mit öffentlichen Parkbuchten.<br />

Die Bauplätze zeichnen sich durch ihre<br />

exponierteLage, flexiblen Zuschnitte, effiziente<br />

Nutzbarkeit und attraktive<br />

Grundstückspreise aus. Möglich sind<br />

kleinerezweigeschossigeEinheiten, aber<br />

auch so genanntePunkthäuser als Türme<br />

mit 14 Meter Höhe, um so bereits von<br />

weitem besondere Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit<br />

zu erzeugen und gleichzeitig<br />

flächenintensiv in die Höhe zu gehen.<br />

Wettbewerbsvorteile<br />

Ob Existenzgründer, junge wie auch ältere<br />

Unternehmen aus dem Dienstleistungs-<br />

und Technologiebereich: die Mitnutzung<br />

von Hochschul-Angeboten und<br />

die Teilnahme am Wissenstransfer zwischen<br />

Fachhochschule und kooperierenden<br />

Unternehmen können entscheidende<br />

Wettbewerbsvorteile verschaffen, die<br />

sich langfristig auszahlen.<br />

Besonders die IT-Branche ist im Technologie-Park<br />

stark vertreten. Derzeit sind<br />

hier sieben IT-Unternehmenangesiedelt,<br />

unter ihnen auch die NETGO GmbH und<br />

TIS Technische Informationssysteme<br />

GmbH.<br />

Diese größtenteils noch jungen Unternehmen<br />

profitieren von der direkten<br />

Nachbarschaft zur Westfälischen Hochschule,<br />

Campus Bocholt und kooperieren<br />

bereits seit vielen Jahren erfolgreich mit<br />

der benachbarten Hochschule. Hierdurch<br />

bieten sich Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />

über Bachelor-, Masterarbeiten,<br />

Praktika und Projekte an.<br />

Gewinnung von Fachkräften<br />

Starthilfe: Das Innovationszentrum inmitten des Technologieparks –die InnoCent Bocholt GmbH –stellt für den Unternehmensstart Büroräume<br />

zu günstigen Konditionen in ihrem Gebäude zur Verfügung.<br />

Foto: PD<br />

Auch was die Akquise von Fachkräften<br />

angeht, ist ein Standort im Technologiepark<br />

besonders nützlich, stellt man sich<br />

dort doch in besonders attraktiver Lage<br />

und Umgebung gemeinsam mit anderen<br />

technologieorientierten Betrieben dar.<br />

So haben zum Beispiel vonder Firma TIS<br />

GmbH zehn der derzeitigen Mitarbeiter<br />

ihr Studium an der benachbarten Hochschule<br />

abgeschlossen –die meisten als<br />

Technische Informatiker.<br />

Zehn weitere hatten zuvor im Unternehmen<br />

ein Praxissemester gemacht, und<br />

rund 20 Diplomarbeiten wurden bereits<br />

in Kooperation mit dem Bocholter Unternehmen<br />

geschrieben. Zurzeit werden<br />

zwei Studierende betreut (Bachelor und<br />

Master).<br />

Offenbar findet sich in der Region ein optimaler<br />

Nährboden für Neugründungen<br />

und Aktivitäten vondienstleistungs- und<br />

technologieorientierten Unternehmen:<br />

ausreichend junge und bodenständige<br />

Kräfte, tolle Bildungsmöglichkeiten, dazu<br />

gehört auch die Westfälische Hochschule,<br />

Campus Bocholt nebst einem weiterenStudienort<br />

in Ahaus sowie familienfreundliche<br />

Rahmenbedingungen wie<br />

zum Beispiel bestens ausgebauteKindertageseinrichtungen,<br />

Breitbandanbindungen<br />

für schnelle Internetverbindungen,<br />

aber auch die Ruhe und den lebenswertenRaum,<br />

um zu arbeiten, zu entwickeln<br />

und kreativ zu sein –und das alles mit<br />

einem gesunden Abstand zu den großen<br />

Ballungsgebieten und Metropolen der<br />

Welt.<br />

TIS Technische Informationssysteme GmBH<br />

EXZELLENTE<br />

KARRIERECHANCEN<br />

für technikbegeisterte, kluge Köpfe im Technologiepark Bocholt<br />

Softwareentwicklung<br />

Hardwarenentwicklung<br />

Müller-Armack-Str.8•46397Bocholt<br />

Kundenservice<br />

Projektarbeit<br />

www.tis-gmbh.de<br />

Die Firma TIS nutzt die Nähe zur Westfälischen Hochschule, um junge Nachwuchskräfte<br />

zu gewinnen.<br />

Foto: PD<br />

Server | Storage | Netzwerke | IT-Security | IP-Telefonie<br />

AHAUS – BOCHOLT – BORKEN<br />

BOTTROP – COESFELD – GIESSEN<br />

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