Kickbike Magazin Mallorca Frühjahr 2015 - Das Tretrollermagazin

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Ein wenig mulmig ist mir schon, wenn ich bedenke, dass ich gleich durch diese riesigen Felsen auf einer winzigen Straße vor mich hin rolle. Die Straße ist schmal und man ist, durch das Gefälle, gut beraten sie von West nach Ost zu durchqueren. Die Enns ist inzwischen ein stattlicher Fluss geworden und brodelt und gurgelt vor sich hin. Auch wenn die Strecke fahrtechnisch nicht schön ist, die landschaftlich ist es ein Genuss. Kurz vor meinem Ziel stehe ich in Hieflau vor einer Straßensperre. Dieses Dorf ist so hässlich, dass eine Übernachtung für mich hier nicht in Frage kommen würde. Um nach Altenmarkt zu kommen, muss ich den Umweg über St. Gallen nehmen. Über die kilometerlange Steigung auf der Umleitung, rege ich mich schon gar nicht mehr auf. Man wird genügsam auf diesen Touren und stellt sich anspruchslos den Bedingungen. Da schockt es mich auch nicht mehr, das es in dem Hotel an diesem Abend nur eiskaltes Gebirgswasser in der Dusche gibt. Altenmarkt – Melk 115,5 Km Mein Ziel, die Donau zu erreichen, ist greifbar. Mit den Kalkalpen lasse ich die letzten Berge hinter mir. Die kleine Stadt Weyer weckt meine Neugierde und diese wird mit einer wunderschönen Altstadt belohnt. Auf dem Wochenmarkt nutze ich die Möglichkeit, etwas Obst nachzutanken. Mit dem ich Oberösterreich verlasse und Niederösterreich erreicht habe, kann ich Greta rollen lassen. Ich surfe die langen Abfahrten bis hinunter zur Ybbs. Diesen Radweg entlang des Flusses kann ich nur bedingt empfehlen. Er ist eher schlecht ausgeschildert und die Wege sind oft geschottert, das kostet mit Gepäck viel Kraft. Auf einem holperigen Waldstück verkeilt sich auch noch ein Stock zwischen meinem Hinterrad und dem Schutzblech. Es kostet mich viel Zeit das Hinterrad auszubauen und alles wieder zu Recht zu biegen. Ich freue mich riesig, als ich die Donau erreiche. Auch wenn ich an diesem Tag noch viel Zeit habe, beschließe ich in Melk zu bleiben. Es wäre zu schade daran vorbei zu rollen. Der Abend in der kleinen, alten Stadt ist herrlich. Melk – Wien 112,0 km Ich kann es kaum fassen, dass es bis Wien nur noch etwa 100km sind. Für diesen Weg möchte ich mir Zeit lassen.
Ein ausgiebiges Frühstück in der Jugendherberge soll eine gute Grundlage dafür sein. Entgegen einiger Empfehlungen fahre ich auf der südlichen Seite der Donau. So kann ich noch ein paar Stunden länger im Schatten rollen. Die Wachau ist mit ihren Weinbergen, kleinen Waldstücken und der Marillenmeile abwechslungsreich. Im Gegenzug dazu wird hinter Krems eher monoton. Auch die Reiseradler sind eher wortkarg. Leider hat man bei der Planung des Donau Radweges die Verpflegung der Radfahrer vergessen. An dem ganzen Radweg sind nur vereinzelt kleine Hütten zu finden in denen ich zwar etwas zu trinken bekomme, aber nichts Essbares finde! Man könnte hier glatt verhungern! Ich halte mich mit der Freude aufrecht, dass mich Guido an der Donau hinter Tulln in Empfang nehmen möchte. Nach einigen Irritationen entdecke ich ein quietschgelbes Trikot und einen leuchtorangen Tretroller – GUIDO! Hurra, ich habe es geschafft! An diesem Tag haben 100 Kilometer zum ersten Mal Spuren an mir hinterlassen. Ein Stückchen weiter reiht sich Monique noch bei uns ein. Ich fühle mich echt geehrt - was für ein Empfang! Monique gibt mir den Tipp, dass es unweit meiner Jugendherberge einen guten Kebab Stand gibt. Dieses Kebab haucht mir wieder etwas Leben ein. Wien 18 km Am folgenden Tag nehmen sich Guido und Ernst Zeit mir Wien zu zeigen. Ich genieße die weiße Stadt mit ihren Engeln, die Radwege, den Duft der Pferde, die kleinen und großen Kirchen… Ein Hauch von Sissi liegt noch immer auf dieser Stadt. Ich bin angekommen, ein wunderbares Gefühl. Am späten Abend schickt mir Guido eine Nachricht, dass Juraj in Bratislava sich über einen Besuch von mir sehr freuen würde. – Auch wenn ich Juraj bisher noch nicht kenne, uns verbindet der Tretroller und das scheint etwas Besonderes zu sein. Wir verabreden uns in Hainburg an der Donau. Wien – Bratislava 89,0km Jetzt wird mir auch klar, warum Guido den Weg nach Bratislava „Kegelbahn“ genannt hat. Hinter Wien verläuft der Radweg auf dem Donaudamm. Links und rechts daneben liegen die Donauauen, ein Paradies für Biber. Es macht tatsächlich den Anschein einer Kegelbahn. Pünktlich um 14.00 Uhr rolle ich Richtung Hainburg über die Donaubrücke. Direkt in der Mitte des Flusses treffe ich Juraj. Es ist ein besonderes Gefühl, wenn man so herzlich von fremden Menschen in Empfang genommen wird. Es ist an diesem Tag sehr heiß und die Sonne brennt auf uns herab. Wir sind beide froh, als wir die Stadt erreichen. Juraj zeigt mir sein Bratislava und erzählt herzliche Geschichten dazu. Es ist ein wunderbarer Abschluss meiner Tour und wird unvergessen bleiben. Insgesamt bin ich 971 Kilometer gerollert, habe 7.000 Höhenmeter bezwungen und 58 Bananen gefuttert. Auch wenn ich hin und wieder geschimpft habe, ich möchte nicht einen Kilometer vermissen. Noch einmal ein herzliches Dankeschön an Guide-Guido, Ernst, Monique und Juraj. Ihr habt meiner Tour den letzten Schliff gegeben. – Dankeschön! Martina Uekermann <strong>Kickbike</strong> <strong>Magazin</strong> 9
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