Durchblicker-Ausgabe Nr. 20 - 2004 - TSV Neuenstein
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Ein Kommentar<br />
Sport braucht Dein Ehrenamt!<br />
Nach dem Jahr <strong>20</strong>01, dem Jahr des Ehrenamtes, das offensichtlich zu einem gesellschaftlichen<br />
Umdenkungsprozess mit beigetragen haben soll und dem Ehrenamt einen<br />
“Sympathieschub” gegeben hat, lassen unsere Dachorganisationen nicht nach, die besondere<br />
Bedeutung des Ehrenamtes herauszustellen. Und das ist auch gut so!<br />
In Deutschland ist jeder 3. Bundesbürger ehrenamtlich engagiert und über 7 Millionen<br />
in Sportvereinen. Sie bringen Gemeinsinn, Solidarität und Zivilcourage in unsere Gesellschaft<br />
und machen sie damit lebenswerter. Aus freiwilliger, ehrenamtlicher Arbeit erwächst<br />
eine Kultur der wechselseitigen Achtung der Zugehörigkeit und der Gemeinschaft. Ohne<br />
diesen “sozialen Kitt” kann keine Gesellschaft funktionieren. Ehrenamtlichkeit baut Brücken<br />
innerhalb der Gesellschaft zwischen Frauen und Männern, Alten und Jungen, Gesunden<br />
und Kranken, Einheimischen und ausländischen Mitbürgern, Breiten- und Leistungssportlern.<br />
Die Gruppen erfahren Sinnerfüllung und Bestätigung, können voneinander lernen<br />
und aufeinander zugehen.<br />
Nachdem es in den 80er und 90er Jahren für die Vereine bei der Gewinnung ehrenamtlicher<br />
Mitarbeiter Schwierigkeiten gab, ist nun eine Trendwende eingetreten. Die Menschen<br />
haben zwar inzwischen ein anderes Sportverständnis, die zunehmende Kommerzialisierung<br />
des Sports und neue wirtschaftliche und berufliche Rahmenbedingungen bringen<br />
andere Anforderungen an ein ehrenamtliches Engagement mit sich. Dem Funktionär, der<br />
sich 30-40 Jahre um seinen Verein gekümmert hat, ist sein Engagement hoch anzurechnen.<br />
Gleichzeitig kann eine solch lange Tätigkeit aber in der Nachwuchswerbung auch<br />
abschreckend wirken.<br />
Klare zeitliche Absprachen, eindeutige Stellen- und Aufgabenbeschreibungen, Flexibilität<br />
statt sturer Vorschriften, Kostenerstattungen, Möglichkeiten zur Weiterbildung, Pflege einer<br />
Anerkennungskultur, erleichtern die ehrenamtliche Tätigkeit und Nachwuchsfindung.<br />
Die Mutter, die die Mannschaftstrikots wäscht, die Großmutter die eine Gruppe von Turnmädchen<br />
zu den Wettkämpfen fährt, der EDV-Spezialist, der die Vereinshomepage betreut,<br />
der Rentner, der das Vereinsheim in Ordnung hält, die Kauffrau, die die Vereinsbuchhaltung<br />
übernimmt, und viele mehr, all diese Menschen leisten einen großen Beitrag. Wie ein<br />
Puzzle-Spiel fügen sich die Leistungen zusammen zu einem gut funktionierenden<br />
Sportverein.<br />
Solidarität, Einfühlungsvermögen und soziale Kompetenz sowie Verantwortung sind leider<br />
keine automatisch nachwachsenden Rohstoffe. Deshalb müssen wir frühzeitig bei Kindern<br />
und Jugendlichen ansetzen und ihnen Angebote zur Mitarbeit machen.<br />
Bürgerschaftliches Engagement muss zu einem Thema in Erziehung und Ausbildung gemacht<br />
werden. Ein guter Schritt in diese Richtung ist, dass heute ehrenamtliches Engagement<br />
auf dem Abschlusszeugnis nach Klasse 10 oder 13 vermerkt werden kann.<br />
Das Motto des Jahres <strong>20</strong>01 hieß: “Was ich kann ist unbezahlbar!” Und in der Tat leisten<br />
die „Ehrenamtler“ jährlich hunderte Millionen Stunden. Um sie zu bezahlen müsste ein<br />
zweistelliger Milliardenbetrag aufgebracht werden. Da passt es nicht zur Anerkennungskultur,<br />
dass Zuschüsse gekürzt, Mittel für die Übungsarbeit in den Vereinen reduziert<br />
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