Ein Kommentar Sport braucht Dein Ehrenamt! Nach dem Jahr <strong>20</strong>01, dem Jahr des Ehrenamtes, das offensichtlich zu einem gesellschaftlichen Umdenkungsprozess mit beigetragen haben soll und dem Ehrenamt einen “Sympathieschub” gegeben hat, lassen unsere Dachorganisationen nicht nach, die besondere Bedeutung des Ehrenamtes herauszustellen. Und das ist auch gut so! In Deutschland ist jeder 3. Bundesbürger ehrenamtlich engagiert und über 7 Millionen in Sportvereinen. Sie bringen Gemeinsinn, Solidarität und Zivilcourage in unsere Gesellschaft und machen sie damit lebenswerter. Aus freiwilliger, ehrenamtlicher Arbeit erwächst eine Kultur der wechselseitigen Achtung der Zugehörigkeit und der Gemeinschaft. Ohne diesen “sozialen Kitt” kann keine Gesellschaft funktionieren. Ehrenamtlichkeit baut Brücken innerhalb der Gesellschaft zwischen Frauen und Männern, Alten und Jungen, Gesunden und Kranken, Einheimischen und ausländischen Mitbürgern, Breiten- und Leistungssportlern. Die Gruppen erfahren Sinnerfüllung und Bestätigung, können voneinander lernen und aufeinander zugehen. Nachdem es in den 80er und 90er Jahren für die Vereine bei der Gewinnung ehrenamtlicher Mitarbeiter Schwierigkeiten gab, ist nun eine Trendwende eingetreten. Die Menschen haben zwar inzwischen ein anderes Sportverständnis, die zunehmende Kommerzialisierung des Sports und neue wirtschaftliche und berufliche Rahmenbedingungen bringen andere Anforderungen an ein ehrenamtliches Engagement mit sich. Dem Funktionär, der sich 30-40 Jahre um seinen Verein gekümmert hat, ist sein Engagement hoch anzurechnen. Gleichzeitig kann eine solch lange Tätigkeit aber in der Nachwuchswerbung auch abschreckend wirken. Klare zeitliche Absprachen, eindeutige Stellen- und Aufgabenbeschreibungen, Flexibilität statt sturer Vorschriften, Kostenerstattungen, Möglichkeiten zur Weiterbildung, Pflege einer Anerkennungskultur, erleichtern die ehrenamtliche Tätigkeit und Nachwuchsfindung. Die Mutter, die die Mannschaftstrikots wäscht, die Großmutter die eine Gruppe von Turnmädchen zu den Wettkämpfen fährt, der EDV-Spezialist, der die Vereinshomepage betreut, der Rentner, der das Vereinsheim in Ordnung hält, die Kauffrau, die die Vereinsbuchhaltung übernimmt, und viele mehr, all diese Menschen leisten einen großen Beitrag. Wie ein Puzzle-Spiel fügen sich die Leistungen zusammen zu einem gut funktionierenden Sportverein. Solidarität, Einfühlungsvermögen und soziale Kompetenz sowie Verantwortung sind leider keine automatisch nachwachsenden Rohstoffe. Deshalb müssen wir frühzeitig bei Kindern und Jugendlichen ansetzen und ihnen Angebote zur Mitarbeit machen. Bürgerschaftliches Engagement muss zu einem Thema in Erziehung und Ausbildung gemacht werden. Ein guter Schritt in diese Richtung ist, dass heute ehrenamtliches Engagement auf dem Abschlusszeugnis nach Klasse 10 oder 13 vermerkt werden kann. Das Motto des Jahres <strong>20</strong>01 hieß: “Was ich kann ist unbezahlbar!” Und in der Tat leisten die „Ehrenamtler“ jährlich hunderte Millionen Stunden. Um sie zu bezahlen müsste ein zweistelliger Milliardenbetrag aufgebracht werden. Da passt es nicht zur Anerkennungskultur, dass Zuschüsse gekürzt, Mittel für die Übungsarbeit in den Vereinen reduziert 58
werden und die Übungsleiter und Vereinsgeschäftsführer sich mit steuerrechtlichen Problemen und Sozialversicherungsgesetzen befassen müssen. Eine lebendige Gestaltung unserer Gesellschaft geschieht von den Bürgerinnen und Bürgern her und braucht politische Unterstützung. Rainer Gaukel Weitere Infos zum Thema erhalten Sie im Internet unter: http://www.ehrenamt-im-sport.de 59