02.05.2015 Aufrufe

Arbeitsgruppe 10

Arbeitsgruppe 10

Arbeitsgruppe 10

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Sadoja, Kira: Herkunftssprachlicher Unterricht Russisch in<br />

NRW: Tendenzen und Perspektiven<br />

Mitte der 60er Jahre hat das Land Nordrhein-Westfalen den sog. muttersprachlichen<br />

Unterricht in mehreren Sprachen auf schulischer Ebene eingeführt, u.a. auch in Russisch. Das<br />

hatte ursprünglich zum Ziel, Kinder und Jugendliche aus ausländischen Familien<br />

(Gastarbeiter, Flüchtlinge etc.) auf die Rückkehr in das Heimatland vorzubereiten. Seitdem<br />

haben sich Ziele, Aufgaben und Inhalte dieses Unterrichts sowie die Zielgruppe selbst<br />

bedeutend verändert: Anstatt der Vorbereitung auf Reintegration steht heute der Erhalt der<br />

Mehrsprachigkeit im Vordergrund, das Unterrichtsangebot hat einen flächendeckenden<br />

systematischen Charakter (von Klasse 1 bis <strong>10</strong>) angenommen, anstelle von „Muttersprache“<br />

wird der Begriff „Herkunftssprache“ verwendet. Die sprachlichen Voraussetzungen für die<br />

Teilnahme bleiben jedoch weiterhin bestehen: das Vorhanden der familiär erworbenen<br />

herkunftssprachlichen Kompetenzen.<br />

Die Schüler, die heute am Herkunftssprachenunterricht (HSU) Russisch teilnehmen, gehören<br />

meistens zur zweiten oder dritten Generation der Auswanderer aus den Ländern der<br />

ehemaligen UdSSR, wachsen häufig schon von Geburt an zweisprachig auf und kommen<br />

zunehmend aus „gemischten“ Familien, in denen ein Elternteil nicht-russischsprachiger<br />

(überwiegend deutscher) Herkunft ist.<br />

Die Beobachtungen aus der Unterrichtspraxis zeigen, dass die Russischkenntnisse dieser<br />

Kinder sich sehr voneinander unterscheiden und unter dem Einfluss mehrerer Faktoren<br />

stehen, wie z.B. dem Bildungshintergrund der Familie, dem sozialen Umfeld des Kindes, der<br />

Intensität der bestehenden verwandtschaftlichen Beziehungen zu Russland, dem Einfluss der<br />

deutschen Sprache, der Dialekte des Herkunftslandes, dem Zeitpunkt des Beginns des<br />

systematischen Erlernens der russischen Sprache, der Inanspruchnahme des privaten<br />

Russisch-Unterrichtsangebotes im Elementar- und Primarbereich. Viele Faktoren spiegeln<br />

sich auch in der Motivation wieder Russisch weiter zu lernen und tragen zum<br />

kontinuierlichen und erfolgreichen Lernen bei. Die größten Sprachdefizite zeigen sich im<br />

lexikalischen Bereich (oft geringer, einseitiger und auf den täglichen Gebrauch beschränkter<br />

Wortschatz, wenig entwickelte Synonymie/ Antonymie, Entlehnungen und Übernahmen aus<br />

dem Deutschen). Viele Kinder haben Probleme phonetischer und prosodischer Art, die<br />

meisten morphologisch-syntaktischen Schwierigkeiten liegen im Bereich der Kongruenz und<br />

der Satzstellung.<br />

So trifft man im Unterricht immer seltener auf Kinder, deren sprachliches Kompetenzniveau<br />

im Russischen dem Sprachniveau gleichaltriger Kinder im Herkunftsland entspricht. Je<br />

peripherer der Unterrichtsort in der Kulturlandschaft der russischsprachigen Emigration<br />

liegt, desto gravierender sind die Niveauunterschiede. Das macht die Bildung homogener<br />

Gruppen nach Jahrgangsstufen in Anbetracht der in letzter Zeit ständig steigenden<br />

Neuanmeldungen immer problematischer und stellt die HSU-Lehrkräfte vor enorme

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!