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Mehrsprachigkeit und die Zukunft der Ausbildung von FSlehrkräften

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<strong>Mehrsprachigkeit</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Ausbildung</strong> <strong>von</strong> FSlehrkräften<br />

Johannes Vollmer<br />

Universität Osnabrück<br />

DGFF-Kongress, Sektion 10<br />

Hamburg, 29.9.-1.10.2011


Glie<strong>der</strong>ung<br />

1. Allgemeine Thesen: Fachwissen+Fachdidakt.<br />

2. Spezifische-Generische Ziele (Diskurskomp.)<br />

3. Interkulturelle kommunikative Kompetenz<br />

4. Sprachbewusstheit / Sprachenbewusstheit<br />

5. Entwicklung <strong>von</strong> Sprachlernfähigkeit<br />

6. Konsequenzen für <strong>die</strong> FS-Lehrerbildung:<br />

Kompetenzmodell für <strong>die</strong> <strong>Ausbildung</strong> v. FSL<br />

2


1. Allgemeine Professionsthesen<br />

Die Professionalisierungsforschungen zu Lehrerkompetenzen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Bedeutung für den<br />

Lernerfolg <strong>von</strong> SchülerInnen (Bsp. Mathe) zeigen:<br />

• Nur eine Lehrperson, <strong>die</strong> fachlich gut qualifiziert<br />

ist <strong>und</strong> sich auch so wahrnimmt, ist in <strong>der</strong><br />

Lage, variabel auf Situationen einzugehen<br />

• Sich in seinem Fach verankert/zuhause fühlen<br />

• Nur wer fachdidaktisch sicher <strong>und</strong> f<strong>und</strong>iert ist,<br />

kann sich auf untersch. SchülerInnen einstellen<br />

3


Qualifikationsziele in Spannung<br />

• Kompetenz- <strong>und</strong> Inhaltsorientierung stehen in<br />

einem Spannungsverhältnis zueinan<strong>der</strong><br />

• Die Aneignung <strong>von</strong> solidem, differenziertem<br />

Fachwissen <strong>und</strong> fachdidaktischem Wissen<br />

• Das letztere schließt das Wissen um <strong>die</strong> möglichen<br />

Lernschwierigkeiten <strong>von</strong> Lernenden ein<br />

• Handlungswissen <strong>und</strong> Handlungsfähigkeit ist<br />

in <strong>der</strong> BA/MA-Struktur <strong>von</strong> LAB anzubahnen<br />

4


Fachdidaktische Thesen<br />

Schulischer FU hat weit mehr als sich selbst zu<br />

vermitteln – mit Folgen für <strong>die</strong> FS-LAB<br />

Angesichts zunehmen<strong>der</strong> MSK in Schule <strong>und</strong><br />

Gesellschaft hat <strong>der</strong> FU links zu an<strong>der</strong>en<br />

Sprachen+zum allg. Sprachenlernen zu öffnen<br />

Dies gilt beson<strong>der</strong>s für <strong>die</strong> 1. FS, aber nicht nur<br />

Solche Zielsetzungen führen über <strong>die</strong> Vermittlung<br />

interkultureller komm. Kompetenz hinaus<br />

Der FU hat eine große Bildungsverantwortung<br />

5


Language(s) IN Education and FOR Education<br />

Projekt Europarat: http://www.coe.int/t/dg4/linguistic/langeduc/le_platformintro_EN.asp?<br />

6


Die erweiterten Zielsetzungen des FU schließen Erfahrung <strong>und</strong><br />

Reflexion <strong>von</strong> MSK, das Nachdenken über Sprache <strong>und</strong><br />

Sprachen <strong>und</strong> Beför<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Sprachlernkompetenz ein.<br />

Diese Zielsetzungen gehen über eine rein funktionale<br />

Orientierung des FU hinaus; sie umfassen Elemente<br />

affektiver+ beson<strong>der</strong>s kognitiver Durchdringung <strong>der</strong> Lern-<br />

Inhalte, des Systems Sprache+des eignenen Lernprozesses.<br />

Diese Ziele lassen sich mit Begriffen wie Sprachbewusstheit,<br />

Sprachenbewusstheit <strong>und</strong> Sprachlernkompetenz fassen.<br />

Es handelt sich um sog. weiche Kompetenzen, <strong>die</strong> vermutlich<br />

nur schwer o<strong>der</strong> nicht messbar, gleichwohl sehr wichtig sind.<br />

Zur Orientierung: Perspektiven eines doppelten Komp.modells<br />

7


Erweiterte Zielsetzungen schulischen Fremdsprachenlernens<br />

8


Erweiterte Kompetenzmodelle<br />

• Erweiterte Zielsetzungen für das schulische<br />

Fremdsprachenlernen führen zu<br />

• Konsequenzen für <strong>die</strong> erweiterte Qualifizierung<br />

zukünftiger Fremdsprachenlehrer (FSL)<br />

• Differenzierung 1.+ 2./3. Fremdsprache?<br />

• Län<strong>der</strong>gemeinsame Vorgaben reichen nicht<br />

• Fachdidaktiken müssen sich vernetzen – zunächst<br />

<strong>die</strong> Sprachdidaktiken, dann alle<br />

• Ziel: Modell <strong>von</strong> Fremdsprachenlehrer-Kompetenzen<br />

9


Bezugs-Modell <strong>von</strong> Fremdsprachenlehrer-Kompetenzen<br />

10


Erste Konsequenzen für <strong>die</strong> LAB<br />

• FSL: Eingebettet in MSK/Gesamtsprachensituation<br />

• Die Ausbuchstabierung erweiterter Konzepte <strong>und</strong><br />

Ziele ist in vollem Gange, <strong>die</strong> Praxis aber noch arm.<br />

• Nur wenn wir Teilkomponenten <strong>der</strong> neuen Kompetenzen<br />

identifizieren können, sind sie überhaupt lehr-<br />

/lernbar <strong>und</strong> potentiell wirksam.<br />

• Wo <strong>und</strong> wie können sie in modularisierten BA /MA<br />

Stu<strong>die</strong>ngängen untergebracht/gesichert werden?<br />

• FSL brauchen eine Sprache, um über erweiterte Kompetenzen<br />

<strong>von</strong> sich <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>der</strong> Lernenden zu reden<br />

• Verhältnis <strong>der</strong> 1., 2. <strong>und</strong> 3. Phase ist neu zu ordnen.<br />

11


2. Spezifische – Generische Ziele<br />

FU sollte zuallererst Selbstvertrauen zu sich <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> „fremden“ Sprache/Situation geben<br />

Dazu könnte <strong>der</strong> FSL allerhand Motivierendes<br />

inszenieren, Modell sein, in sich ruhen<br />

Kommunikative Aneignung/Beherrschung <strong>der</strong> L2<br />

Indem fachlich gelernt wird, werden zugleich allgemeine,<br />

generische Fähigkeiten mitentwickelt<br />

Dies muss in den profess. Horizont <strong>von</strong> FSL<br />

12


Aufbau einer differenzierten<br />

Verstehens- <strong>und</strong> Mitteilungsfähigkeit<br />

• FU: zielt tendenziell auf Diskurskompetenz in L2/L3<br />

• Entwicklung <strong>von</strong> Text- <strong>und</strong> Me<strong>die</strong>nkompetenz<br />

• Einbeziehung <strong>von</strong> Sachtexten <strong>und</strong> <strong>von</strong> nonverbalen/multimedialen<br />

Informationsträgern<br />

• Orientierung an zentralen Genres <strong>und</strong> Diskursfunktionen<br />

(Folie14) statt primär an ‚Alltagskommunikation‘<br />

• Nachdenken über Sprache/Komm. + Sprachlernen<br />

• Erfahrung <strong>von</strong> Sprach-/Sprachenbewusstheit<br />

• Ermöglichung: Transfer <strong>von</strong>/zu an<strong>der</strong>en Fächern<br />

13


Types of basic school-related<br />

Discourse Functions (across subjects)<br />

1. EXPLORING/ PROCESSING/DOCUMENTING (INFORMATION)<br />

2. NAMING/ DEFINING<br />

3. DESCRIBING<br />

4. REPORTING)<br />

5. EXPLAINING<br />

6. EVALUATING<br />

7. ARGUING<br />

8. EXCHANGING / NEGOTIATING<br />

9. NARRATING<br />

10. CREATING<br />

11. REFLECTING (e.g. ABOUT LEARNING PATHS + RESULTS)<br />

12. ACTING (SYMBOLICALLY OR BY WAY OF SIMULATION)<br />

14


Discourse Functions (Macro/Micro)<br />

• 6. EVALUATING (evaluative function), e.g.<br />

Checking<br />

Weighing<br />

Comparing<br />

Concluding<br />

Assessing<br />

Judging<br />

Giving reasons<br />

Criticising<br />

Making decions<br />

Positioning<br />

…<br />

15


Textsorten: Text- <strong>und</strong> Me<strong>die</strong>nkompetenz<br />

Begegnung mit <strong>und</strong> Aneignung <strong>von</strong> wichtigen Textsorten (nichtfiktionaler<br />

wie fiktionaler Provenienz, verbaler wie multimedialer<br />

Art, einsprachiger wie mehrsprachiger Qualität)<br />

Welche könnten das sein? (Kriterien, Beteiligung, Konsens?)<br />

Überragende Rolle <strong>der</strong> Inhalte/ <strong>von</strong> Inhaltsorientierung<br />

Die Basis aller Text- <strong>und</strong> Me<strong>die</strong>nkompetenz ist eine angemessene<br />

Verfügung über funktionale kommunikative Kompetenzen<br />

Aber auch <strong>die</strong> interkulturelle Dimension/Deutung ist konstitutiv<br />

(siehe nächste Folie)<br />

16


3. Interkulturelle Dimensionen des FU<br />

• Doppelte Orientierung: IM Klassenzimmer +AUSSERHALB<br />

• Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit an<strong>der</strong>ssprachigen Mitschülern<br />

<strong>und</strong> fremdsprachigen Texten ist immer (inter)kulturell geprägt<br />

• Insofern kann man mit Recht sagen, dass IK im Sinne einer<br />

Sensibilisierung gegenüber an<strong>der</strong>en, nicht-eignenen Denk<strong>und</strong><br />

Verhaltensweisen, Werten, Normen, Konventionen,<br />

Praktiken usw. in je<strong>der</strong> Lehr-/Lernhandlung im FU präsent ist.<br />

• Es geht nicht nur um den Erwerb (sozio)kulturellen Wissens<br />

über Individuen <strong>und</strong> über Zielsprachenkultur(en), son<strong>der</strong>n um<br />

<strong>die</strong> Erfahrung interkultureller Kommunikation, um <strong>die</strong><br />

Befähigung zum tatsächlichen kommunikativen Handeln<br />

Neuere Kompetenzmodelle anerkennen <strong>die</strong>se Rolle <strong>von</strong> IKK.<br />

Zulassung <strong>von</strong> MSK <strong>der</strong> Rede/Schreibe auch im FU vs Immersion<br />

17


Interkulturelle komm. Kompetenzen<br />

• Fähigkeit, fremd- <strong>und</strong> mehrsprachige Situationen<br />

/“Texte“ angemessen zu verstehen, sie zu<br />

akzeptieren, sie möglichst differenziert zu erfassen<br />

• Fähigkeit, <strong>die</strong> Begegnung + den Austausch <strong>von</strong> Menschen<br />

unterschiedl. sprachlich-kultureller Herkunft<br />

erfolgreich zu gestalten; kommunikativ zu handeln<br />

• Aufbau <strong>von</strong> fremdkulturellem <strong>und</strong> strategischem<br />

Handlungswissen (auf <strong>der</strong> Basis <strong>von</strong> Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Einsichten)<br />

• <strong>Mehrsprachigkeit</strong> in <strong>der</strong> Klasse/Schule nutzen+för<strong>der</strong>n<br />

nicht nur zur Identitätsstärkung, auch systematisch<br />

18


Nutzung <strong>von</strong> IK+MSK in <strong>der</strong> Klasse<br />

• Einbeziehung <strong>von</strong> Alltagserfahrungen <strong>der</strong> Schüler<br />

• Auch: Kontrastives Wissen über L1 im Verh. zu L2<br />

• Vertrautheit mit den Schwierigkeiten <strong>von</strong> Schulsprache<br />

als Denk- <strong>und</strong> Unterrichtssprache (D)<br />

• Vertrautheit mit DaZ <strong>und</strong> potentiellen Lern-Hürden<br />

• Erlernen basaler Kenntnisse in einer Herkunftssprache<br />

<strong>von</strong> Lernern mit Migrationshintergr<strong>und</strong> (?)<br />

Conditio: Tiefes Interesse+Freude am eigenen SprLernen<br />

19


4. Sprach(en)bewusstheit<br />

Sprachbewusstheit als Kompetenz des<br />

Nachdenkens/Reflektierens <strong>und</strong> bewussten Verfügens über<br />

Sprache in seiner kulturellen Markiertheit<br />

Sprachenbewusstheit als Kompetenz des<br />

Sprachvergleichens <strong>und</strong> Nutzens <strong>von</strong> vorhandenem o<strong>der</strong><br />

erzeugbarem mehrsprachigen Wissen bzw. Können<br />

Enger Bezug zu allen an<strong>der</strong>en Kompetenzbereichen: zu den sprachlichkommunikativen<br />

Kompetenzen unter Einschluss <strong>von</strong> Sprachmittlung, zu Text<strong>und</strong><br />

Me<strong>die</strong>nkompetenzen, zu interkulturellen Kompetenzen sowie zu<br />

Methodenkompetenzen (siehe nächste Folien)<br />

20


Funktionen <strong>von</strong> einsichtigem Lernen/Language Awareness<br />

1. Lern- <strong>und</strong> Spracherwerbshilfe: Planung, Monitoring <strong>und</strong> Überprüfung,<br />

ggf. Korrektur <strong>von</strong> Äußerungen/Texten (strategisch)<br />

2. Funktionale Einsicht in vorhandene Strukturen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

sprachlichen Mittel/Werkzeuge einer Sprache (Repertoire)<br />

3. Aufbau <strong>von</strong> <strong>und</strong> Rückgriff auf ein Potential an sprachlichen<br />

Gestaltungsmitteln/Formulierungsalternativen für das gewollte<br />

Experimentieren mit Texten/Textteilen (auch kreativ/poetisch)<br />

4. Erhöhung <strong>der</strong> Freude, <strong>der</strong> Zufriedenheit +des (spielerischen)<br />

Umgangs beim Sprachenlernen u. –anwenden (Erfolg)<br />

5. Wie<strong>der</strong>gewinnung einer Bildungsdimension: Wissen über<br />

Systeme, Sprache(n), Kultur(en), Kommunikationsstrukturen<br />

21


4.1 Teildimensionen <strong>von</strong> ‚Sprachbewusstheit’ (FN)<br />

1. Entwicklung <strong>und</strong> Aufrechterhaltung <strong>von</strong> sprachlicher <strong>und</strong> kultureller Neugier<br />

2. Interesse an an<strong>der</strong>sgearteten kulturellen <strong>und</strong> sprachlichen Ausdrucksweisen<br />

sowie Lebensformen<br />

3. Sensibilisierung in Bezug auf das Repertoire einer Sprache:<br />

lautlich-intonatorisch, lexikalisch-semantisch (Bedeutungen, B.unterschiede,<br />

B.abstufungen, B. verschiebungen usw. bis hin zu „falschen Fre<strong>und</strong>en“,<br />

Bedeutungsnetzwerke, Konnotationen = Bedeutungshöfe, Fachwortschatz,<br />

Verträglichkeit in Kollokationen…), morphologisch-syntaktisch (z.B.<br />

Derivationen, Kompositabildung, Wortstellung, Satzstellung, Parataxe,<br />

Hypotaxe, Partizipialkonstruktionen usw).<br />

4. Kulturelle Konventionen (z.B. Höflichkeit) identifizieren, beachten <strong>und</strong> bewerten<br />

5. Unterschiedliche Textsorten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Muster/Erwartungen (z.B. Tempuswahl, +/-<br />

Nominalisierungen, Aspektbeachtung, frequency expectations) erkennen,<br />

reflektieren, variieren<br />

6. Aus sprachlichen Zeichen mentale Modelle entwickeln/schaffen <strong>und</strong> überprüfen)<br />

(FN: Vollmer/de la Motte: Work in Progress)<br />

22


7. Nutzung <strong>von</strong> SB für unterschiedliche Formen des Schreibens (musterbasiertes,<br />

bewusst machendes, konzipierendes, experimentelles)<br />

8. Bereitschaft <strong>und</strong> Fähigkeit zur Überarbeitung <strong>von</strong> Texten (Editing)<br />

9. Fähigkeit zur Umformung <strong>von</strong> Texten (z.B. bei Adressatenän<strong>der</strong>ung =<br />

monolinguale Mediation)<br />

10. Verhältnis <strong>von</strong> Sprechintention/Sprachhandlung <strong>und</strong> Varianten <strong>der</strong> sprachlichen<br />

Realisierung (u.a. Adressatenbezug)<br />

11. Erkennen <strong>von</strong> Normen <strong>und</strong> Regelungen, <strong>die</strong> mit den eigensprachlichen <strong>und</strong> –<br />

kulturellen nicht übereinstimmen<br />

12. Kulturelles Wissen über Normen, Konventionen, Präferenzen, Routinen,<br />

adjacency pairs, Höflichkeitserwartungen/Regelungen aufbauen <strong>und</strong> nutzen<br />

13. Nachdenken über <strong>die</strong> eigene Wirkung als Vertreter/in <strong>der</strong> eigenen Sprach- <strong>und</strong><br />

Kulturgemeinschaft<br />

23


14. Reflektieren <strong>der</strong> eigenen Rolle/des eigenen Selbstbildes bzw. Selbstkompetenz<br />

als Zweit-, Dritt- o<strong>der</strong> mehrsprachiger Sprecher<br />

15. Manipulation <strong>und</strong> Machtausübung durch Sprache kritisch erkennen <strong>und</strong> ggfl.<br />

abwehren<br />

16. Regionale, soziale, berufliche Varietäten/Register erkennen <strong>und</strong> bewerten (z.B<br />

verschiedene Englishes bzw. Französischvarianten, Dialekte, Soziolekte ...)<br />

17. Einsicht in Standard-Sprache, Substandard <strong>und</strong> Jargon, Taboos…<br />

18. Einsicht in <strong>die</strong> Sprache als System (<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Funktionieren)<br />

19. Einsicht in Kommunikationsmodelle <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Nutzung für diskursives Lernen<br />

20. Poetische Nutzung des Wissens über Sprache <strong>und</strong> sprachliche Bauelemente<br />

Bitte noch nicht zitieren: Work in Progress @ Helmut Johannes Vollmer<br />

24


4.2 Teildimensionen Sprachenbewusstheit<br />

1. Interesse <strong>und</strong> Neugier an Sprachen <strong>und</strong> sprachlicher Vielfalt<br />

(emotional-affektive Dimension) entwickeln, erhalten <strong>und</strong><br />

wertschätzen<br />

2. Vergleich <strong>von</strong> Erstsprache/Muttersprache <strong>und</strong> Fremdsprache (als<br />

Systeme o<strong>der</strong> im Detail, auf allen Ebenen möglich)<br />

3. Vergleich verschiedener Fremdsprachen (lexikalisch, strukturell,<br />

Lautinventar, Schriftzeichen, Schreibweisen, Nähe – Distanz usw.)<br />

4. Sprachmittlung auf unterschiedlichen Niveaus <strong>und</strong> Detaillierungsbzw.<br />

Allgemeinheitsgraden reflektieren / können<br />

25


5. Übersetzung zur funktionalen Fokussierung <strong>von</strong><br />

Sprachsystemen (wie drückt eine Sprechergemeinschaft<br />

etwas aus <strong>und</strong> warum?)<br />

6. Nutzung <strong>von</strong> mehrsprachigem Vorwissen? Erstellung<br />

mehrsprachige Texte? Translanguaging?<br />

7. Bewusstwerden <strong>und</strong> Reflexion über Sprachwandel,<br />

Sprach(en)verlust, Kulturverlust, Hybridität(en) (z.B. Kontaktu.<br />

Globalisierungseffekte)<br />

8. Dominanz des Englischen (lingua franca, Weltsprache,<br />

McDonaldisierung, Killerlanguage Denglisch…) erkennen <strong>und</strong><br />

bewerten.<br />

Bitte noch nicht zitieren: Work in Progress @ Helmut Johannes Vollmer<br />

26


5. Sprachlernkompetenz<br />

Bewusstmachung + Einsatz <strong>von</strong> persönlichen (effektiven)<br />

Lernhandlungswegen/Lernstrategien, Erkennen<br />

+ Vermeiden <strong>von</strong> untauglichen Prozeduren<br />

• Metakognitive Reflexion + Informationsverarbeitung<br />

(sind Strategien steuerbar, lehrbar, än<strong>der</strong>bar???)<br />

• Überprüfung <strong>von</strong> „habits“/Gewohnheiten/Konvention<br />

• Aktivierung <strong>von</strong> sprachlichem + Weltwissen<br />

• Erwerb gestufter <strong>Mehrsprachigkeit</strong>: Mobilisierung<br />

<strong>von</strong> (Mikro)Fähigkeiten <strong>und</strong> verlässl. Ressourcen<br />

• Befähigung zu lebenslangem (Weiter)Lernen ?<br />

27


6. Konsequenzen für <strong>die</strong> FS-<br />

Lehrerbildung<br />

Bisheriges fachdidaktisches Kerncurriculum für <strong>die</strong> LAB:<br />

Einsicht in fachdidaktische Theoriebildung+Anwendung<br />

Befähigung zum Unterrichten einschließlich Diagnose- <strong>und</strong><br />

Bewertungskompetenz<br />

Befähigung zur kollegialen Kooperation <strong>und</strong> zur Beteiligung an <strong>der</strong><br />

schulischen Weiterentwicklung<br />

JETZT NEU - FACH-/SPRACHSPEZIFISCHE ZUSÄTZE:<br />

Erwerb <strong>von</strong> Wissen <strong>und</strong> Problembewusstsein über Erscheinungs<strong>und</strong><br />

Vermittlungsformen <strong>der</strong> Zielsprache <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zielkultur(en)<br />

Aufbau <strong>der</strong> eigenen Sprach- <strong>und</strong> Handlungskompetenzen bei sich<br />

<strong>und</strong> bei den SchülerInnen (feeling at home, not strange)<br />

28


Erweitertes Modell <strong>von</strong> Fremdsprachenlehrer-Kompetenzen<br />

Didaktische Theoriefähigkeit<br />

+ Analysekompetenz<br />

Planen<br />

Inkl. Inhaltskompetenz<br />

Didakt.-meth.<br />

Strukturierungs-<br />

Fähigkeit vor Ort<br />

Evaluieren<br />

-rückmelden<br />

-diagnostizieren<br />

-beraten<br />

-bewerten<br />

Kooperieren<br />

Weiterentwickeln <strong>von</strong> Schule<br />

<strong>und</strong> <strong>von</strong> sich selbst<br />

Fähigkeit zum<br />

Interaktiven<br />

Classroom<br />

Management<br />

Lust an (<strong>der</strong>) Sprache, an MSK <strong>und</strong> am Unterrichten, Sicherheit darin<br />

29


Erweiterte Zielsetzungen realisieren<br />

• Aufbau <strong>und</strong> Reflektion <strong>von</strong> interkultureller Erfahrung,<br />

Entwicklung v. Einstellungen, <strong>von</strong> ik Wissen+Handeln<br />

• Anbahnung <strong>von</strong> Sprachbewusstheit in verschiedenen<br />

Aspekten/Teildimensionen<br />

• Explizite Nutzung/ Aufbau <strong>von</strong> Sprachenbewusstheit<br />

• Aneignung <strong>von</strong> Ansätzen zur För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Sprachlernkompetenz,<br />

bei sich selbst <strong>und</strong> den späteren<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />

• Dies ist mehr als kognitiv: ein Sozialisationsprozess!<br />

30


Formen+Phasen <strong>der</strong> Qualifizierung<br />

• Gr<strong>und</strong>ständige Qualifizierung in <strong>der</strong> 1. Phase<br />

• „Verschiebung“ auf das Referendariat ?<br />

• Effektivierung <strong>von</strong> Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung?<br />

• Gemeinsame Verantwortung <strong>von</strong> Universität,<br />

Schulen <strong>und</strong> Bildungsverwaltung<br />

• Praxisbezogene Lern-/Lehrmodule<br />

• Überprüfung des (langfristigen) Lehrerfolgs<br />

31


Probleme <strong>der</strong> Qualitätssicherung<br />

• Die Lehrkräfte müssen eigene „Räume“ zum<br />

geschützten Diskurs/Austausch haben<br />

• Die Didaktik muss ihnen vielfältige theoretische<br />

wie praktische Lehrhilfen vermitteln<br />

• Wir benötigen auch (nicht diskreditierende)<br />

Verfahren <strong>der</strong> kontinuierlichen Sicherstellung<br />

<strong>von</strong> Lehrqualität/ Unterrichtsqualität:Formen?<br />

• Einräumen v.Sabbatpausen, Auslandskontakt<br />

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Literaturauswahl<br />

Vollmer, H. J. (2011): Language Across the Curriculum and Plurilingualism:<br />

Challenges for foreign language teacher education. In: Elsner, Daniela<br />

/Wildemann, Anja (Hrsg.): Sprachen lernen – Sprachen lehren: Perspektiven für<br />

<strong>die</strong> Lehrerbildung in Europa/Language Learning – Language Teaching: Prospects<br />

for Teacher Education across Europe. Tübingen: Narr 2011, S. 105-122.<br />

Vollmer, H. J./Thürmann, E. (2010). Zur Sprachlichkeit des Fachlernens:<br />

Modellierung eines Referenzrahmens für Deutsch als Zweitsprache. In:<br />

Ahrenholz, Bernt (Hrsg.). Fachunterricht <strong>und</strong> Deutsch als Zweitsprache. 2.<br />

Auflage. Tübingen: Narr, 107-132.<br />

Thürmann, E./Vollmer, H.J. & Pieper, I. (2010). Languages of schooling: focusing on<br />

vulnerable learners. Strasbourg: Council of Europe.<br />

http://www.coe.int/t/dg4/linguistic/ListDocs_Geneva2010.asp#TopOfPage<br />

Vollmer, H.J. (2010): Kompetenzforschung in den Fremdsprachendidaktiken. Ein<br />

Überblick. In: Aguado, Karin, Schramm, Karen & Vollmer, Helmut Johannes<br />

(eds.), Fremdsprachliches Handeln beobachten, messen, evaluieren. Frankfurt:<br />

Lang, 29-64.<br />

33


Danke für <strong>die</strong> Aufmerksamkeit<br />

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