Entensee-Gärten - Sport und Schwimmclub Karlsruhe eV
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Querpass von Jürgen Löhle<br />
Sonntag aktuell<br />
Immer wieder<br />
sonntags<br />
„Einen schönen Sonntag“ wünschen sich<br />
Menschen oft kurz vor dem Wochenende.<br />
Die Floskel muss in einer Zeit entstanden<br />
sein, als man am siebten Tag der Woche<br />
noch das tat, wofür er erf<strong>und</strong>en worden<br />
ist. Runter vom Gas, raus aus dem Stress,<br />
alles ein weniger ruhiger. Ein bisschen<br />
Zeitgewinn, vielleicht auch dazu, um sich<br />
gelegentlich zu fragen, .warum <strong>und</strong> wofür<br />
man sich die Woche über eigentlich wieder<br />
die Magenschleimhaut gereizt <strong>und</strong> den<br />
Blutdruck hochgejubelt hat. Und ob das<br />
so sein muss.<br />
Was das mit <strong>Sport</strong> zu tun hat? Jede Menge.<br />
Es ist noch gar nicht so lange her, dass<br />
in Deutschland kaum ein <strong>Sport</strong>verband<br />
sonntags Termine ansetzte, damit kein<br />
Konfl ikt zum Beispiel mit dem Besuch der<br />
Kirche oder den Interessen der Familie<br />
entstehen konnte. Der Fußball hält sich<br />
im Jugendbereich auch heute noch weitgehend<br />
daran, aber ansonsten bröckelt es.<br />
Zu wenig Plätze, zu lange Spielzeiten etwa<br />
beim Tennis oder Golf.<br />
Aber der organisierte <strong>Sport</strong> ist nur ein Teil.<br />
Wer einer sonntäglichen Einkehr entfl iehen<br />
will, kann von morgens bis abends im<br />
Fernsehen Fußball schauen. Und das, ohne<br />
die Couch zu verlassen. Wer Pay-TV hat,<br />
sogar r<strong>und</strong> um die Uhr. Die Deutsche Fußball-Liga<br />
verteilt ihre Erstligaspiele immer<br />
breiter, seit dieser Saison werden die zwei<br />
bis drei Sonntagsspiele zeitversetzt ausgetragen.<br />
Das zweite beginnt kurz nachdem<br />
das erste endet. Weiter, weiter, weiter.<br />
Natürlich muss keiner zuschauen, aber<br />
die dauermediale Flut steht schon ein wenig<br />
der Idee entgegen, mal ein wenig Luft<br />
ans Leben zu lassen. Doch die Frage, ob das<br />
denn so sein muss, ist heute so populär wie<br />
die jährliche Diskussion um den Sinn des<br />
Sylvesterfeuerwerks. Gähn.<br />
SSC Info 4-2009<br />
Der Sonntagssport rast weiter. Vor allem<br />
auch der, den Millionen selbst machen.<br />
Und wie in der Wirtschaft gilt zunehmend<br />
auch hier: Mehr ist mehr. Noch nie gab<br />
es so viele Menschen, die extrem lange<br />
Strecken wie einen Marathon laufen. Kein<br />
Sonntag, ohne dass irgendwo im Umkreis<br />
eine Radherausforderung angeboten wird,<br />
die harmlos als Touristikfahrt firmiert.<br />
Aber was für eine. Keine ein, zwei St<strong>und</strong>en,<br />
sondern richtig. Es gibt Radmarathon-<br />
Serien <strong>und</strong> Tausende von Menschen, für<br />
die es kein Problem ist, an einem einzigen<br />
Sonntag 200 Kilometer im Sattel runterzureißen.<br />
Oder mehr, viel mehr. Davor ein<br />
hektisches Frühstück, danach vielleicht<br />
noch eine schnelle Massage, einen Teller<br />
Nudeln, ein Glas Wein, „Tatort“ gucken<br />
<strong>und</strong> gute Nacht.<br />
Wer in diesen Zügen mitrollen oder -laufen<br />
will, der muss trainieren. Und da die<br />
meisten im Normalfall arbeiten, heißt auch<br />
das wieder volles Programm - vor allem am<br />
Sonntag. Und sollte es mal regnen, gibt es<br />
ja auch noch <strong>Sport</strong>studios <strong>und</strong> im Winter<br />
Langlaufl oipen. Danach ist Montag, leichte<br />
Regeneration am Schreibtisch, ehe es<br />
weitergeht, das Land nach vorn zu bringen.<br />
Dabei sollte <strong>Sport</strong> eigentlich auch dazu<br />
dienen, ein wenig abzuschalten, ein bisschen<br />
Fluss in Körper <strong>und</strong> Seele zu bringen,<br />
eine kleine Hilfe sein, um den Kopf frei zu<br />
bekommen für den Blick auf anderes. Vor<br />
allem am Sonntag.<br />
So sieht es am Ruhetag im Land aber nun<br />
wirklich nicht aus. Viele verlängern den<br />
Stress in die freie Zeit. Statt auszutrudeln,<br />
sucht man das, was auf Deutsch heute<br />
Challenge heißt. Härter, länger, schwerer.<br />
Und selbst die, die spazieren gehen, haben<br />
zwei Stöcke dabei, die mit ihrem Geklapper<br />
jedes Wildtier aufscheuchen <strong>und</strong> die verhindern,<br />
das man mal kurz runterkommt.<br />
War das wirklich so gedacht, als man den<br />
Sonntag erf<strong>und</strong>en hat?