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Entensee-Gärten - Sport und Schwimmclub Karlsruhe eV

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26<br />

Querpass von Jürgen Löhle<br />

Sonntag aktuell<br />

Immer wieder<br />

sonntags<br />

„Einen schönen Sonntag“ wünschen sich<br />

Menschen oft kurz vor dem Wochenende.<br />

Die Floskel muss in einer Zeit entstanden<br />

sein, als man am siebten Tag der Woche<br />

noch das tat, wofür er erf<strong>und</strong>en worden<br />

ist. Runter vom Gas, raus aus dem Stress,<br />

alles ein weniger ruhiger. Ein bisschen<br />

Zeitgewinn, vielleicht auch dazu, um sich<br />

gelegentlich zu fragen, .warum <strong>und</strong> wofür<br />

man sich die Woche über eigentlich wieder<br />

die Magenschleimhaut gereizt <strong>und</strong> den<br />

Blutdruck hochgejubelt hat. Und ob das<br />

so sein muss.<br />

Was das mit <strong>Sport</strong> zu tun hat? Jede Menge.<br />

Es ist noch gar nicht so lange her, dass<br />

in Deutschland kaum ein <strong>Sport</strong>verband<br />

sonntags Termine ansetzte, damit kein<br />

Konfl ikt zum Beispiel mit dem Besuch der<br />

Kirche oder den Interessen der Familie<br />

entstehen konnte. Der Fußball hält sich<br />

im Jugendbereich auch heute noch weitgehend<br />

daran, aber ansonsten bröckelt es.<br />

Zu wenig Plätze, zu lange Spielzeiten etwa<br />

beim Tennis oder Golf.<br />

Aber der organisierte <strong>Sport</strong> ist nur ein Teil.<br />

Wer einer sonntäglichen Einkehr entfl iehen<br />

will, kann von morgens bis abends im<br />

Fernsehen Fußball schauen. Und das, ohne<br />

die Couch zu verlassen. Wer Pay-TV hat,<br />

sogar r<strong>und</strong> um die Uhr. Die Deutsche Fußball-Liga<br />

verteilt ihre Erstligaspiele immer<br />

breiter, seit dieser Saison werden die zwei<br />

bis drei Sonntagsspiele zeitversetzt ausgetragen.<br />

Das zweite beginnt kurz nachdem<br />

das erste endet. Weiter, weiter, weiter.<br />

Natürlich muss keiner zuschauen, aber<br />

die dauermediale Flut steht schon ein wenig<br />

der Idee entgegen, mal ein wenig Luft<br />

ans Leben zu lassen. Doch die Frage, ob das<br />

denn so sein muss, ist heute so populär wie<br />

die jährliche Diskussion um den Sinn des<br />

Sylvesterfeuerwerks. Gähn.<br />

SSC Info 4-2009<br />

Der Sonntagssport rast weiter. Vor allem<br />

auch der, den Millionen selbst machen.<br />

Und wie in der Wirtschaft gilt zunehmend<br />

auch hier: Mehr ist mehr. Noch nie gab<br />

es so viele Menschen, die extrem lange<br />

Strecken wie einen Marathon laufen. Kein<br />

Sonntag, ohne dass irgendwo im Umkreis<br />

eine Radherausforderung angeboten wird,<br />

die harmlos als Touristikfahrt firmiert.<br />

Aber was für eine. Keine ein, zwei St<strong>und</strong>en,<br />

sondern richtig. Es gibt Radmarathon-<br />

Serien <strong>und</strong> Tausende von Menschen, für<br />

die es kein Problem ist, an einem einzigen<br />

Sonntag 200 Kilometer im Sattel runterzureißen.<br />

Oder mehr, viel mehr. Davor ein<br />

hektisches Frühstück, danach vielleicht<br />

noch eine schnelle Massage, einen Teller<br />

Nudeln, ein Glas Wein, „Tatort“ gucken<br />

<strong>und</strong> gute Nacht.<br />

Wer in diesen Zügen mitrollen oder -laufen<br />

will, der muss trainieren. Und da die<br />

meisten im Normalfall arbeiten, heißt auch<br />

das wieder volles Programm - vor allem am<br />

Sonntag. Und sollte es mal regnen, gibt es<br />

ja auch noch <strong>Sport</strong>studios <strong>und</strong> im Winter<br />

Langlaufl oipen. Danach ist Montag, leichte<br />

Regeneration am Schreibtisch, ehe es<br />

weitergeht, das Land nach vorn zu bringen.<br />

Dabei sollte <strong>Sport</strong> eigentlich auch dazu<br />

dienen, ein wenig abzuschalten, ein bisschen<br />

Fluss in Körper <strong>und</strong> Seele zu bringen,<br />

eine kleine Hilfe sein, um den Kopf frei zu<br />

bekommen für den Blick auf anderes. Vor<br />

allem am Sonntag.<br />

So sieht es am Ruhetag im Land aber nun<br />

wirklich nicht aus. Viele verlängern den<br />

Stress in die freie Zeit. Statt auszutrudeln,<br />

sucht man das, was auf Deutsch heute<br />

Challenge heißt. Härter, länger, schwerer.<br />

Und selbst die, die spazieren gehen, haben<br />

zwei Stöcke dabei, die mit ihrem Geklapper<br />

jedes Wildtier aufscheuchen <strong>und</strong> die verhindern,<br />

das man mal kurz runterkommt.<br />

War das wirklich so gedacht, als man den<br />

Sonntag erf<strong>und</strong>en hat?

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