Dr. Barbara Hoffmann - MDK Bayern
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Krankenhäuser auf dem Weg –<br />
Die Ergebnisse der deutschlandweiten<br />
Umfrage zum klinischen Risikomanagement<br />
3. Bayerisches Forum für Patientensicherheit<br />
17. Oktober 2012<br />
<strong>Barbara</strong> <strong>Hoffmann</strong>
Kooperation, Unterstützung, Finanzierung<br />
Kooperation von<br />
Unterstützung durch<br />
Finanzierung durch
Ziele der Befragung<br />
• Erstmalige detaillierte nationale Erhebung:<br />
– Einführungsstand des klinischen Risiko-Managements in deutschen<br />
Krankenhäusern<br />
• Förderung der Weiterentwicklung der Krankenhäuser auf<br />
diesem Gebiet:<br />
– durch kostenfreien individuellen Report, aus dem der eigene Stand im<br />
Vergleich mit Häusern von ähnlicher Größe und Versorgungstyp<br />
hervorgeht
Klinisches Risikomanagement (kRM)<br />
• Gesamtheit der Strukturen, Prozesse, Instrumente und<br />
Aktivitäten, welche die Mitarbeitenden eines Krankenhauses<br />
unterstützen, die Risiken bei der Patientenversorgung zu<br />
erkennen, zu reduzieren und zu bewältigen<br />
Manser et al Schweizerische Ärztezeitung 2007:88: 51/52<br />
• Prämisse: Wie soll kRM sein?<br />
– Ein systematisches Konzept,<br />
– welches potenzielle Risiken von Behandlungsprozessen und<br />
– schon beim Eintritt eines Patienten vorausschauend identifiziert und<br />
– präventive Elemente integriert,<br />
– sowie die Koordination über die verschiedenen Fachbereiche und<br />
Berufsgruppen sicherstellt.<br />
Briner et al Schweizerische Ärztezeitung 2009: 0: 15/16
Methodik<br />
• 2009 Fragebogenentwicklung durch ETH Zürich /<br />
Hochschule Luzern<br />
• Instrument zuvor in der Schweiz wiederholt eingesetzt<br />
Briner et al. BMC Health Services Research 2010, 10:337<br />
• Pretest in 11 Krankenhäusern und durch 9 ExpertInnen<br />
• Stichprobe: alle deutschen Krankenhäuser über 50 Betten<br />
inkl. Psychiatrie (n = 1815)<br />
• Erstaussendung März 2010 und 2 Erinnerungswellen<br />
• Befragung anonym/vertraulich mit DKI als Vertrauensstelle<br />
• Papierfragebogen oder Online-Befragung
Ergebnisse – Rücklauf / Response<br />
• 484 Gesamtteilnehmer (von 1815) 26, 7 %<br />
• Allgemein-KH 50 – 299 Betten: 234 21,7 %<br />
• Allgemein-KH 300 – 599 Betten: 146 38,5 %<br />
• Allgemein-KH > 600 Betten: 49 46,0 %<br />
• Psychiatrische KH aller Größen: 40 18,1 %<br />
• Universitätsklinika: 15 44,1 %
Strategie und Ziele<br />
• Gibt es für Ihr Krankenhaus eine verbindliche,<br />
schriftlich festgelegte Strategie für das klinische<br />
Risiko-Management (kRM)?<br />
• Gibt es für Ihr Krankenhaus verbindliche, schriftlich<br />
festgelegte strategische Ziele für das kRM?<br />
• Gibt es für Ihr Krankenhaus verbindliche, schriftlich<br />
festgelegte operative Ziele für das kRM?<br />
• Aufgaben, Kompetenzen und<br />
Verantwortlichkeiten im kRM sind in Ihrem<br />
Krankenhaus klar definiert und MitarbeiterInnen<br />
verbindlich zugeordnet.<br />
• Die Prozesse des kRM sind krankenhausweit<br />
definiert und dokumentiert und sie werden<br />
kommuniziert.<br />
Anteil der Krankenhäuser, in denen mit „ja“ geantwortet wurde<br />
27,1 %<br />
17,9 %<br />
28,4 %<br />
38 %<br />
26,9 %<br />
39,9 %
Strukturen - Personal<br />
• In 18 – 28 % der Häuser gibt es keinen Mitarbeiter, die/der<br />
„in zentraler Funktion die Aktivitäten für das klinische<br />
Risikomanagement koordinieren und deren Umsetzung“<br />
steuert.
Strukturen – Methoden (Risiko-Information)<br />
Systematisch umgesetzt<br />
Unsystem. umgesetzt/geplant<br />
Noch keine Pläne oder Diskussion
Instrumente – Berichts- und Lernsysteme<br />
• „Lebensalter“ des Berichts- und Lernsystems 2,2 J<br />
• Definition zu meldender Ereignisse* 92,1 %<br />
• Auch Meldungen von Schadensfällen möglich* 39,2 %<br />
• Berichtende Person kann sich identifizieren* 78,0 %<br />
• CIRS-Schulungen finden häufig/immer statt 39,8 %<br />
• Analyse der Berichte nach festem Schema<br />
häufig/immer 60,2 %<br />
• Kommunikation der abgeleiteten Maßnahmen<br />
häufig/immer 64,0 %<br />
• Prüfung der Umsetzung der Maßnahmen<br />
häufig/immer<br />
* Anteil der Krankenhäuser, in denen mit „ja“ geantwortet haben 63,6 %
Instrumente - Risikoanalyse<br />
Einsatz standardisierter Verfahren, z.B. Root Cause<br />
Analyse, Mensch-Technik-Organisations-Analyse,<br />
Fehlerbaum-Analyse, Warum-Warum-Fragemethode
Risikoschwerpunkte<br />
• Wo vermuten Sie nach Ihren Erkenntnissen die zwei<br />
wichtigsten klinischen Risikoschwerpunkte in Ihrem<br />
Krankenhaus?<br />
1. Schnittstellen<br />
2. Arzneimitteltherapie<br />
3. Nosokomiale Infektionen/Hygiene
Konkrete Maßnahmen I<br />
• In über 50 % der Krankenhäuser systematisch umgesetzt:<br />
– systematisches MRSA-Screening von Risikopatienten<br />
– Teilnahme an der "Aktion Saubere Hände“ u. am NRZ-KISS<br />
– Systematisches Dekubitus- und Wund-Management<br />
– Sturzprävention mit Sturz-Assessment bei Risikopatienten<br />
• In über 30 % der Krankenhäuser systematisch umgesetzt:<br />
– Arzneitherapie: Verhütung von Anwendungsfehlern<br />
– Sichere Patientenidentifikation<br />
– Einsatz von Checklisten bei Operationen<br />
– Strukturiertes Entlassungs-Management
Konkrete Maßnahmen II<br />
• In < 30 % der Krankenhäuser systematisch umgesetzt:<br />
– Arzneitherapie: Einsatz von elektronischer Verordnungsunterstützung<br />
(10,6 %)<br />
– Einführung elektronischer Patientenakte (19,7 %)<br />
– Einsatz von Checklisten zur Prozesssteuerung in nicht-operativen<br />
Versorgungsbereichen (18,8 %)<br />
– Trainings an Patientensimulatoren (13,9 %)<br />
– Schulungsmaßnahmen zur Patientenaufklärung vor Eingriffen (14,3<br />
%)
Überwachung<br />
• Zur Überwachung klinischer Risiken werden in den<br />
Krankenhäusern beobachtet:<br />
– Anzahl von CIRS-Berichten pro Zeiteinheit 23,9 %<br />
– Anzahl von Schadensfällen und / oder Anspruchserhebungen pro<br />
Zeiteinheit 34,1 %<br />
– Daten zur Abrechnung oder externen Qualitätssicherung 62,2 %<br />
– eigens erhobene Kennzahlen 47,6 %<br />
– Statistiken nosokomialer Infektionen 67,9 %<br />
Anteil der Krankenhäuser, in denen mit „systematisch umgesetzt“ geantwortet wurde
Verbesserungsbedarf I<br />
• Zur Verbesserung des kRM benötigen die Häuser<br />
– zusätzliche finanzielle Ressourcen 57,3 %<br />
– klarer definierte interne Ansprechpersonen 61,2 %<br />
– klarere Regelungen der Organisations- und Führungsstrukturen im<br />
kRM 65,9 %<br />
– zusätzliche personelle Ressourcen 70,5 %<br />
– regelmäßigeren Austausch zwischen dem zentralen kRM und den<br />
einzelnen Abteilungen / Kliniken 74,2 %<br />
Anteil der Krankenhäuser, in denen mit „trifft eher zu“ oder „trifft zu“ geantwortet wurde
Verbesserungsbedarf II<br />
• Zur Verbesserung des kRM benötigen die Häuser<br />
– mehr standardisierte Verfahren und Prozesse 76,9 %<br />
– mehr Vernetzung und Austausch zwischen den Abteilungen / Kliniken<br />
80,3 %<br />
– mehr Unterstützung aus einzelnen Abteilungen u. Kliniken 80,8 %<br />
– mehr Fortbildungen zu Themen des kRM u./od. der<br />
Patientensicherheit 81,1 %<br />
– offeneren und ehrlicheren Umgang mit Fehlern und Schwachstellen<br />
im System 82,9 %<br />
Anteil der Krankenhäuser, in denen mit „trifft eher zu“ oder „trifft zu“ geantwortet wurde
Wirksamkeit und Nutzen des kRM<br />
Wie beurteilen die Häuser Wirksamkeit und Nutzen<br />
der von Ihnen bereits in die Umsetzung gebrachten<br />
Maßnahmen des kRM?
Limitationen<br />
• Selbstauskunft<br />
• Durchsetzungsgrad vor Ort schwer einschätzbar<br />
• Antwortkategorie „unsystematisch umgesetzt“ lässt Raum für<br />
Interpretationen<br />
• Selektionsbias<br />
• Soziale Erwünschtheit vs. anonymisierte, breit streuende<br />
Daten
Zusammenfassung I<br />
Strategie und Struktur des kRM:<br />
– Selten detaillierte Strategie und planvolle Anwendung von kRM-<br />
Zyklen, wenig Fachpersonal<br />
• Datenerhebung und Analyse:<br />
– Einige Methoden bereits etabliert, systematische Zusammenführung<br />
verbesserungsfähig<br />
– Selten Risikoanalyse systematisch mit etablierten Verfahren<br />
• Umsetzung:<br />
– Einige Verfahren breit etabliert (Hygiene, Wundmanagement,<br />
Sturzprävention)<br />
– Zwei große Risikobereiche (Schnittstellen, AMTS) noch nicht im<br />
Brennpunkt des kRM
Zusammenfassung II<br />
• Überwachung und Berichterstattung:<br />
– Überwiegend Routinedaten und eigene Kennzahlen<br />
– Überwiegend interne Berichte, kaum im Qualitäts- oder<br />
Unternehmensbericht<br />
• Ersthebung zeigt viele Kliniken in Aufbruchs- und Lernphase<br />
– „Umsetzung in den nächsten 12 Monaten geplant“<br />
– Einiges wird bereits systematisch umgesetzt<br />
– <strong>Dr</strong>ei Viertel schätzen Nutzen des kRM (sehr) positiv ein<br />
• => Krankenhäuser sind auf dem Weg