Spuren des Glaubens
Die Grundlagen unseres Glaubens - verständlich erklärt.
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In die Haut <strong>des</strong>/der anderen schlüpfen<br />
Wie aber gelingt diese praktische Nachfolge?<br />
Wie ist es möglich – so wie der Samariter – barmherzig<br />
zu sein und sich im Alltag als Nächste/r<br />
zu erweisen? Das Wort „Barmherzigkeit“ beinhaltet<br />
– wie das lateinische „misericordia“ – den<br />
Begriff „cor“, „Herz“. Das Herz ist demnach die<br />
entscheidende Instanz, die bei der Nächstenliebe<br />
aktiv wird. Worum es geht, ist, mit- bzw.<br />
einfühlend zu werden, ein Herz für den anderen<br />
bzw. die andere zu haben. Im Hebräischen<br />
und Griechischen wird die Barmherzigkeit körperlich<br />
noch „tiefer“ angesetzt. Sie ist hier mit<br />
dem Bauch, der Gebärmutter, dem Mutterschoß<br />
bzw. mit den Eingeweiden verbunden. Diese<br />
körperliche „Verortung“ macht bewusst, dass<br />
Barmherzigkeit die Fähigkeit voraussetzt, in<br />
die Haut <strong>des</strong> anderen zu schlüpfen, im anderen<br />
sein eigenes Fleisch und Blut leiden zu spüren.<br />
Dieses „Eintauchen“ in den anderen wird wohl<br />
dann gelingen, wenn ein Mensch selbst immer<br />
wieder die heilsame Erfahrung machen darf,<br />
dass sich jemand mit ihm identifiziert, in seine<br />
Haut schlüpft, ihn versteht und mitträgt. Genau<br />
diese „existenzielle Solidarität“ (Bernadin Schellenberger)<br />
steht im Zentrum von Weihnachten,<br />
dem Fest der Menschwerdung Gottes.<br />
Fragen für ein Gespräch bzw.<br />
für die eigene <strong>Spuren</strong>suche:<br />
• Wo fällt mir persönlich das Mit- und Einfühlen<br />
leicht, wo schwer? Und warum? Was hilft mir,<br />
Mitgefühl zu entwickeln?<br />
• Wo fühle ich mich persönlich in meinem Umfeld<br />
am meisten „gefragt“?<br />
• In welchem Bereich, in welcher Frage sehe ich<br />
unsere Gemeinschaft, die Kirche am meisten<br />
gefragt?<br />
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