Spuren des Glaubens
Die Grundlagen unseres Glaubens - verständlich erklärt.
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geschlagen<br />
Fun, Wellness, Anti-Aging – mit diesen Schlagwörtern<br />
wird unsere heutige Zeit gerne umschrieben.<br />
Gemeinsam ist diesen Begriffen,<br />
dass sie ein „Leben light“ in Aussicht stellen:<br />
abwechslungsreich, gesund und sorgenfrei. Dabei<br />
ist der Spaß zu einem besonders wichtigen<br />
Faktor geworden. Spaß spielt in den Medien, in<br />
der Beziehung, in der Freizeit und im Beruf eine<br />
immer größere Rolle. So angenehm und mobilisierend<br />
dieser „Faktor“ ist, so problematisch<br />
kann er werden, wenn er absolut gesetzt wird.<br />
Während der Spaß relativ schnell zu haben ist,<br />
erfordern nämlich so bedeutende Lebensbereiche<br />
wie Partnerschaft, Erziehung, Glaube, Sinn<br />
oder Selbsterkenntnis eine viel längere und kurvenreichere<br />
„Anfahrtszeit“.<br />
Schwierigkeiten mit dem Gekreuzigten<br />
Eine Gesellschaft, in der das „Leichte“ und der<br />
Spaß eine so prägende Rolle spielen, tut sich<br />
verständlicherweise mit dem Gekreuzigten<br />
schwer. Der Bielefelder Theologe Willibald Bösen<br />
schreibt: „Idole, nach denen die Welt sich<br />
ausstreckt, sind strahlende Sieger und glanzvolle<br />
Erste auf der Spitze der Pyramide aus Macht,<br />
Reichtum und Prestige. Ein blutüberströmter<br />
Gekreuzigter hat in den Augen der Welt keine<br />
Chance.“ Diese Schwierigkeiten mit dem Gekreuzigten<br />
gibt es nicht erst seit kurzer Zeit.<br />
Bereits die ersten christlichen Missionare erlebten,<br />
welch „schwerer Brocken“ das Kreuz und<br />
der Gekreuzigte für die Menschen darstellen.<br />
Paulus fasst seine Erfahrungen damit so zusammen:<br />
„Wir verkünden Christus als Gekreuzigten,<br />
den Juden ein Ärgernis, den Heiden eine Torheit“<br />
(1 Korinther 1,23; Galater 3,13).<br />
Eine „gefährliche“ Erinnerung<br />
Und dennoch versickerte die Kraft, die vom Gekreuzigten<br />
ausging, nie vollständig – auch nicht<br />
in unserer Zeit. Das liegt wohl daran, dass das<br />
Kreuz eine gefährliche Erinnerung wach hält. Es<br />
erinnert daran, dass es im Leben auch die Niederlage<br />
und den Tod gibt. Gerade aber weil es das<br />
Leid und den Leidenden sichtbar hält, vermag es<br />
in den dunklen Stunden Halt zu geben. Immer<br />
wieder hat der Blick auf den Gekreuzigten Menschen<br />
in schwierigen Situationen geholfen und<br />
ihnen neuen Mut und Kraft eröffnet: „Kommt<br />
alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten<br />
zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“<br />
(Matthäus 11,28). Die große Stärke und der<br />
große Trost <strong>des</strong> Christentums liegen also darin,<br />
dass im Zentrum <strong>des</strong> <strong>Glaubens</strong> nicht nur eine<br />
Person steht, der es um ein Leben in Fülle geht.<br />
Im Zentrum steht zugleich eine leid-erfahrene<br />
Person, die – wenn es ernst wird – nicht überfordert<br />
ist, sondern mitträgt. Es stimmt schon,<br />
was der deutsche Theologe Gisbert Greshake<br />
einmal gesagt hat: „Menschen, die nie Schmerz<br />
erlitten haben, haben nie gelebt. Menschen, die<br />
mit Schrammen bedeckt sind, haben eine besondere<br />
Glut.“<br />
Tatkräftige Solidarität mit den Leidenden<br />
Die gefährliche Erinnerung an den Gekreuzigten<br />
und der Blick auf ihn ermutigen auch dazu, die<br />
heute „aufs Kreuz Gelegten“ in den Blick zu nehmen,<br />
jene Menschen, die in der Familie, in der Beziehung,<br />
in der Arbeit oder in der Gesellschaft ihr<br />
„Kreuz“ zu tragen haben – sei es aus eigener oder<br />
aus fremder Schuld: Väter, die durch ihre Unterhaltszahlungen<br />
auf die Straße kommen, Mütter,<br />
die ihre Kinder alleine großziehen und erhalten<br />
müssen, Männer und Frauen, die zu schwach sind<br />
für die Anforderungen der heutigen Arbeitswelt,<br />
Menschen, die aus dem Tritt gekommen sind, Personen<br />
auf der Suche nach Asyl oder jene, die mit<br />
einer Krankheit „geschlagen“ sind. Auf sie lenkt<br />
der Gekreuzigte den Blick, mit ihnen verbindet er<br />
sich und lädt die, die sich um ihn – den Gekreu-<br />
glaubens wert