Spuren des Glaubens
Die Grundlagen unseres Glaubens - verständlich erklärt.
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Wandlung in wachsenden Ringen<br />
Ein Höhepunkt der Eucharistiefeier ist die sogenannte<br />
Wandlung. Wenn Christinnen und Christen<br />
„Eucharistie“ feiern, steht „Wandlung“ im<br />
Zentrum: So wie Brot und Wein eine neue Bestimmung<br />
bekommen und zu „Leib und Blut Christi“<br />
werden, soll auch der Mensch, sein Tun, seine<br />
Geschichte, seine Welt eine neue Bestimmung<br />
bekommen – und dementsprechend verwandelt<br />
werden. All diese „Wandlungen“ aber beginnen,<br />
wie die Wandlung von Brot und Wein zeigt, im<br />
Kleinen. Vielleicht kann man von einer „Wandlung<br />
in konzentrischen Kreisen“ sprechen. Jesus<br />
wandelt Brot und Wein, er setzt diese Lebensmittel<br />
zu sich in eine neue Beziehung und gibt ihnen<br />
so einen neuen Sinn, einen neuen „Inhalt“: Das<br />
bin ich – mit meiner Kraft, meiner Zuwendung,<br />
meinem Wohlwollen, meinem Leben.<br />
Wer sich von diesem Jesus angesprochen fühlt<br />
und sich ihm öffnet, der öffnet, weitet und wandelt<br />
damit auch sein Herz, sein Denken, seine<br />
Wahrnehmung, sein Tun: Schritt für Schritt, immer<br />
wieder aufs Neue, trotz mancher Rückschritte.<br />
Wer bereit ist, sich selbst zu verändern und<br />
zu wandeln – allmählich, ein Leben lang –, der<br />
wird ermutigt, auch seine Umgebung zu „verwandeln“,<br />
sie – wo es nötig ist – menschlicher,<br />
freundlicher, gerechter zu machen.<br />
Die „Wandlung“ in der Eucharistie ist daher<br />
nicht als ein „geheimnisvoller“ Kultakt in einer<br />
geschützten Gruppe zu verstehen – lebensfern<br />
und weltfremd. Nein, die „Wandlung“, die mit<br />
Jesus zusammenhängt, ermutigt vielmehr zum<br />
Aufbrechen und zur Veränderung: vom Gegeneinander<br />
zum Miteinander, vom engen Blick zum<br />
weiten Blick, von der Nutznießerin zur Nutzteilerin,<br />
vom Verantwortungsscheuen zum Verantwortungsbewussten,<br />
von der Enttäuschten zur<br />
Hoffenden. Mit diesen „Wandlungen“ aber kann<br />
man den Veränderungen im eigenen Leben genauso<br />
wie in der Gesellschaft sinnvoll und geistvoll<br />
begegnen.<br />
Eucharistie als „Gedächtnis“ Christi, als Erinnern<br />
und Vergegenwärtigen<br />
Beim Abschiedsmahl spricht Jesus zweimal vom<br />
Gedächtnis – „sooft ihr zusammenkommt, Wein<br />
trinkt, Brot brecht und dabei an diese Stunde und<br />
an mich denkt, bin ich da“. Mit „Gedächtnis“ ist<br />
nicht nur das Denken an Vergangenes gemeint.<br />
„Gedächtnis“ im biblischen Sinn hat vielmehr zu<br />
tun mit Innewerden, Hineingezogen werden, Einbezogensein<br />
in die gegenwärtig werdende Wirklichkeit<br />
eines bestimmten, heilvollen Ereignisses.<br />
Auf diese Weise reihen sich bis heute gläubige<br />
Jüdinnen und Juden beim Essen <strong>des</strong> Pascha-Lammes<br />
in die lebendige religiöse Tradition ihres Volkes<br />
ein. Sie erleben durch die Feier <strong>des</strong> Mahles die<br />
Rettung ihrer Vorfahren aus Ägypten mit – so als<br />
ob sie selbst dabei gewesen wären. Wenn Christinnen<br />
und Christen Eucharistie feiern, treten sie<br />
– ebenfalls durch ihr „Gedächtnis“ – in die Gemeinschaft<br />
mit Jesus ein, dem für uns aufs Kreuz<br />
Gelegten und aus dem Tod Befreiten. So gesehen<br />
müsste Eucharistie immer etwas „Anziehen<strong>des</strong>“,<br />
„Hineinziehen<strong>des</strong>“, „Dynamisches“ sein – wo es<br />
um nicht mehr und nicht weniger geht als um<br />
Leben und Tod.<br />
Fragen für ein Gespräch bzw. für die eigene<br />
<strong>Spuren</strong>suche:<br />
• Wandlung bzw. sich wandeln (lassen) – wo<br />
habe ich das bei mir oder bei anderen schon<br />
einmal erlebt?<br />
• Was hilft bei der Wandlung der eigenen Gedanken,<br />
der eigenen Gewohnheiten, <strong>des</strong> eingefleischten<br />
Blickes …?<br />
• Warum ist „Wandlung“ nicht immer einfach?<br />
• Welche Kraft, welche Inspiration finde ich in<br />
der Eucharistie?