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Kulturjournal Nordfriesland 2015

Kultur und Veranstaltungen in Nordfriesland, Sommer/Herbst 2015

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<strong>2015</strong> 2014<br />

Die Preisträger des Jahres 2014 im Rittersaal des Schlosses vor Husum<br />

Fotos: © Guballa<br />

Gespräch mit dem Bariton Ulf Bästlein über 15 Jahre Liedkunst im Schloss vor Husum<br />

Verschmelzung von Klang und Wort<br />

Wenn sich in diesem Jahr der Meisterkurs für Liedgestaltung mit Ulf Bästlein und Charles<br />

Spencer „Liedkunst im Schloss vor Husum” zum fünfzehnten Mal jährt, dann zeigt das eine<br />

Erfolgsgeschichte. Aus dem mutigen Experiment ist ein kleines Festival gewachsen, das für<br />

Freunde des gehobenen Gesangs zu einer festen Größe im Terminkalender geworden ist.<br />

Treibende Kraft dieses Kleinods der<br />

Sangeskunst war von Beginn an<br />

der Bassbariton Ulf Bästlein, bekennender<br />

Husumer und international anerkannter<br />

Meistersinger mit Professur<br />

im österreichischen Graz. Gemeinsam<br />

mit Charles Spencer, einem der international<br />

meistgefragtesten Klavierbegleiter,<br />

und selbst auch Professor an der<br />

Universität für Musik und darstellende<br />

Kunst in Wien, entwickelt Bästlein Jahr<br />

für Jahr ein anspruchsvolles Programm,<br />

das mittlerweile bei Nachwuchstalenten<br />

zum begehrten Sängerstreit geworden<br />

ist und auch international Beachtung<br />

gefunden hat.<br />

Die Arbeit mit Nachwuchs-Sängerinnen<br />

und Sängern sei „auch immer ein Teil der<br />

eigenen Entwicklung” so der Meistersänger<br />

und das lässt ihn selbst auch<br />

wahrhaftig wirken – und seine Schüler<br />

danken es ihm.<br />

Wie sehr ehemalige Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer die Arbeit mit den beiden<br />

Spitzenmusikern schätzen, zeigt<br />

die Resonanz, die Ulf Bästlein auf seine<br />

Einladung zu einem gemeinsamen<br />

Eröffnungskonzert in diesem Jahr<br />

erhalten hat: 95 % der Weggefährten<br />

der vergangenen Jahre haben spontan<br />

zugesagt – und dies darf wohl als hohe<br />

Anerkennung gewertet werden.<br />

Doch ohne die tatkräftige Mithilfe der<br />

Stiftung <strong>Nordfriesland</strong> – sowohl ideell,<br />

als auch organisatorisch – hätte das<br />

Projekt nicht zu einem Erfolgsmodell<br />

wachsen können.<br />

Auch die Unterstützung durch den<br />

Landrat des Kreises <strong>Nordfriesland</strong><br />

hebt der Sänger hervor: „Dieser Zuspruch<br />

macht Mut, sich immer wieder<br />

auf’s Neue in die Vorbereitungen zu<br />

stürzen.”<br />

Eine enorm zeitintensive Tätigkeit<br />

ist dabei das Werben um die notwendigen<br />

Finanzmittel. „Ohne Hilfe von<br />

Sponsoren sind wir verloren”. Mit<br />

diesem Satz bringt es Bästlein auf<br />

den Punkt: Kultur in Zeiten leerer<br />

öffentlicher Kassen ist ein hartes<br />

Geschäft. „Wenn man nicht auf die<br />

Leute, die über wirtschaftliche Mittel<br />

verfügen, zugeht, mit Ihnen persönlich<br />

spricht und die Notwendigkeit<br />

einer Förderung aus der Privatwirtschaft<br />

erörtert, fehlen am Ende die<br />

Gelder”.<br />

Vieles, was die beiden Meisterkurs-<br />

Macher sich an Ergänzungen, wie<br />

beispielsweise Extra-Konzerte, vorstellen<br />

können, scheitert am Geld.<br />

„Was fehlt, ist eine solide Grundfinanzierung<br />

für eine Weiterentwicklung<br />

des Meisterkurses, wie vor zwei<br />

Jahren neue Impulse durch einen<br />

Mit Geduld und Ausdauer zu Höchstleistungen: Isabelle Gichtbrock und Ulf Bästlein<br />

Publikumspreis”. Da reichen auch<br />

nicht die Zuwendungen von privaten<br />

Geldgebern, die teilweise sogar<br />

inkognito bleiben wollen: „Das sind<br />

Spenden, die von Herzen kommen,<br />

denen geht es wirklich um die<br />

Kunst”.<br />

Eine Kommerzialisierung, wie sie<br />

im Klassik-Geschäft derzeit zu beobachten<br />

ist, lehnt Bästlein jedoch<br />

strikt ab: In dem Trubel des Festival-<br />

Geschäfts („Festivalnamen klingen<br />

mittlerweile wie Eiscreme-Werbung“)<br />

ist leider ein großer Teil an Seriosität<br />

verloren gegangen. So lassen sich<br />

Klassik-Künstler heutzutage wie Pop-<br />

Stars vermarkten. Dieser Entwicklung<br />

kann nur mit Besinnung auf Wesentliches<br />

entgegen getreten werden: „Es<br />

geht um Authentizität.“<br />

Und so arbeiten Bästlein und Spencer<br />

betont handwerklich: In der<br />

perfekten Verschmelzung von Wort<br />

und Ton liegt der Schlüssel zur Liedkunst<br />

– und das ist ein langer, ein<br />

schwieriger Weg.<br />

Bei den öffentlichen Kursen kann<br />

das Publikum hautnah beobachten,<br />

wie konzentriert die beiden Lehrer<br />

mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

nicht nur intensiv an deren<br />

Stimmen und Atmung, sondern auch<br />

an Körperhaltung und Gestik arbeitet<br />

– notfalls bis an die Grenze der<br />

Geduld. „Dieser Ton sind Sie nicht –<br />

ich will Sie hören” – kennzeichnet<br />

die Akribie, mit der der Lehrer den<br />

Nachwuchs zur besseren Leistung<br />

antreibt.<br />

Diese Ablehnung gegenüber Show-<br />

Business auf Kosten der Kunst zeigt<br />

sich auch in der bescheidenen Reflexion<br />

der eigenen Verwurzelung.<br />

Danach gefragt, was seinen beruflichen<br />

Werdegang geprägt hat, verweist<br />

der in Husum aufgewachsene<br />

Ulf Bästlein auf eine gute Schulzeit,<br />

an die er auch heute noch gerne zurückdenkt:<br />

„Das Singen in den Chören<br />

war enorm wichtig für mich: eine<br />

Grundlage für meinen Lebensweg”,<br />

und fügt hinzu: „Mit dem Engagement<br />

für diesen Meisterkurs kann ich<br />

Husum etwas zurückgeben”.<br />

Ein Beweis dafür, wie prägend eine<br />

musische, in diesem Fall eine musikalische<br />

Förderung während der<br />

Schulzeit für junge Menschen ist –<br />

heute mehr denn je.<br />

Ausblick auf das Programm <strong>2015</strong><br />

Der 15. Meisterkurs für Liedgestaltung<br />

findet vom 27. Juli bis<br />

1. August <strong>2015</strong> im Schloss vor<br />

Husum statt.<br />

Eröffnungskonzert:<br />

27. Juli, 19:30 Uhr<br />

Auf dem Programm stehen<br />

Johannes Brahms:<br />

Liebeslieder-Walzer op. 52<br />

Neue Liebeslieder op. 65<br />

mit Preisträgern der vergangenen<br />

Jahre (10 Sänger und 3 Pianisten)<br />

Abschlusskonzert der Teilnehmer<br />

mit Preisverleihungen<br />

Sa., 1. August, 18:00 Uhr<br />

Öffentlicher Unterricht:<br />

ab Di. 28. Juli nachmittags,<br />

Mi.–Fr. ganztägig ab 10:00 Uhr<br />

Schloss vor Husum<br />

Anmeldefrist: 17. Juli<br />

www.nordfriesland.de/liedkunst<br />

Klavierbegleiter von internationalem<br />

Rang Charles Spencer<br />

Foto: © Jan Neubert<br />

12 Weitere Veranstaltungen, Termine und Adressen finden Sie unter www.nordfriesland.de<br />

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