Herne - Gesundheit vor Ort
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Der Hausarzt rät<br />
Sonnenbrand durch<br />
Medikamente ?<br />
Einige Medikamente mit möglichem<br />
photosensibilisierendem Effekt:<br />
„Wie konnte<br />
das nur passieren<br />
– ich<br />
war doch kaum in<br />
der Sonne!“. Sichtlich erregt stellte<br />
sich <strong>vor</strong> kurzem eine Patientin<br />
bei mir <strong>vor</strong>, die sich zusammen mit<br />
ihrem Mann zur Silberhochzeit ihren<br />
ersten Urlaub auf einer Mittelmeerinsel<br />
gegönnt hatte. Die ersten<br />
ersten Sonnenbad auftreten können.<br />
Man vermutet, dass die - hauptsächlich<br />
durch UV-A-Strahlung - in der Haut<br />
entstehenden freien Radikale die Ursache<br />
für die auftretenden Zellschäden<br />
sind.<br />
Substanzen, die solche Reaktionen<br />
auslösen können, nennt man Photosensibilisierende<br />
Medikamente. In Deutschland<br />
sind einige Arzneistoffe bekannt,<br />
- Hydrochlorothiazid (HCT, Diuretikum/<br />
wassertreibendes Medikament) in vielen<br />
Kombinationspräparaten zur Blutdrucksenkung;<br />
- Furosemid (Diuretikum/wassertreibendes<br />
Medikament);<br />
- Amiodaron (Antiarrhythmikum = Med.<br />
gegen Herzrhythmusstörungen);<br />
- Ciprofloxacin, Cotrimoxazol (Antibiotika);<br />
- Naproxen (Schmerzmittel);<br />
- Johanniskraut (pflanzliches Mittel gegen<br />
Depression und Schlafstörungen)<br />
Tage dort waren sehr erholsam gewe-<br />
die einen photosensibilisierenden Ef-<br />
sen, die Beiden hatten bei sonnigen<br />
fekt haben können. Dieser muss nicht<br />
Grafik: Charlotte Erpenbeck @ fotolia.de<br />
Wetter viele Ausflüge unternommen<br />
und ihren Aufenthalt in vollen Zügen<br />
genossen. In der zweiten Wochenhälfte<br />
wurde die Patientin dann aber von<br />
einem ausgeprägten Sonnenbrand<br />
heimgesucht, der ihr die schöne Reise<br />
zeitweise verleidete. „Dabei habe ich<br />
Sonne immer gut vertragen und es<br />
damit auch nie übertrieben“ entschuldigte<br />
Sie sich fast für ihr Missgeschick.<br />
Was war geschehen ?<br />
Bei der Patientin war eine sog. „Phototoxische<br />
Reaktion der Haut“ aufgetreten.<br />
Darunter versteht man eine<br />
meist durch Medikamente ausgelöste<br />
übermäßige Reaktion der Haut auf<br />
Sonnenlicht.<br />
Arzneistoffe gelangen in die Haut<br />
und können dort gesteigerte Lichtreaktionen<br />
auslösen, selbst wenn nur<br />
eine Sonnenexposition <strong>vor</strong>liegt, die<br />
üblicherweise bei dem Betroffenen<br />
keinen Schaden anrichten würde. Eine<br />
Sensibilisierung liegt in aller Regel<br />
- im Gegensatz zur sog. „Sonnenallergie“<br />
- nicht <strong>vor</strong>, sodass diese Probleme<br />
theoretisch bereits nach dem<br />
zwangsläufig auftreten, sondern hängt<br />
von individuellen Gegebenheiten ab<br />
(u.a. Hauttyp, Bräunungsgrad, Hautdicke,<br />
Behaarung) und variiert deshalb<br />
von Patient zu Patient erheblich.<br />
Was tun, wenn ich ein Medikament mit<br />
möglichem photosensibilisierendem Effekt<br />
einnehme und bald in die Sonne<br />
fliegen möchte ?<br />
Zunächst einmal: Nicht eigenmächtig<br />
das Medikament absetzen oder die<br />
Einnahme aussetzen. Sprechen Sie mit<br />
dem verordnenden Arzt über ihre Pläne<br />
und lassen Sie sich individuell beraten.<br />
Wie bereits erwähnt hängt Ihr mögliches<br />
Risiko einer übermäßigen Hautreaktion<br />
von vielen unterschiedlichen<br />
Faktoren ab. Aktiv schützen können Sie<br />
sich durch Beachtung der folgenden<br />
Regeln:<br />
• Textiler (Kleidungs-) Lichtschutz<br />
• Sonnenschutzmittel mit hohem<br />
UV-A-Schutz<br />
• Meiden des Sonnenlichts zwischen<br />
11-15 Uhr<br />
Nach Rücksprache mit Ihrem Arzt kann<br />
die Dosis des Medikaments verringert<br />
oder, falls möglich, die Medikation am<br />
Abend eingenommen werden.<br />
Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen<br />
doch zu einem ausgeprägten Sonnenbrand<br />
gekommen sein, so empfiehlt es<br />
sich, einen Arzt aufzusuchen. Möglicherweise<br />
ist eine spezielle Behandlung<br />
erforderlich, um Spätschäden der Haut<br />
zu vermeiden. Außerdem ist er Ihnen<br />
bei der Suche nach dem auslösenden<br />
Arzneistoff behilflich.<br />
Meine Patientin ist übrigens noch einmal<br />
glimpflich davongekommen: Ein<br />
am Urlaubsort ansässiger Kollege hat<br />
ihren Sonnenbrand fachgerecht behandelt,<br />
sodass sich die Haut rasch erholte.<br />
Zu Hause haben wir den „Übeltäter“<br />
in Form eines Kombinationspräparats<br />
zur Blutdrucksenkung entdeckt und die<br />
Medikation auf ein diesbezüglich problemloses<br />
Präparat umgestellt.<br />
Dr. Klaus Blum<br />
Facharzt für Allgemeinmedizin<br />
Scharpenseelstr. 173 – 177<br />
44879 Bochum<br />
0234 - 94 200-33<br />
<strong>Gesundheit</strong> <strong>vor</strong> <strong>Ort</strong> 3/2007 | 7