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Informationen für Betriebsgründer - Existenz Gastronomie

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8<br />

Hygiene<br />

Foto: DBL<br />

das hygienisch bedenkliche Vorstecktuch<br />

der Köche. Eine bessere Lösung sind Einmal-Tücher,<br />

die von Anbietern wie SCA<br />

Hygiene Products (TORK) angeboten werden.<br />

Wird Berufsbekleidung von den Mitarbeitern<br />

selbst gereinigt, dann ist die Gefahr<br />

groß, dass aus Unkenntnis in zu niedriger<br />

Waschtemperatur gewaschen wird. Keime<br />

werden jedoch bei 30 °C Niedrigtemperatur<br />

nicht ausreichend beseitigt.<br />

Unzureichende<br />

Wareneingangskontrolle<br />

Bisweilen enthält die Lieferware unerwünschte<br />

Beigaben: Schädlinge und<br />

Krankheitserreger können bei ungenügender<br />

Prüfung der Ware in den Betrieb gelangen<br />

und sich dort leicht ausbreiten. Checklisten<br />

erleichtern die sichere Kontrolle der<br />

Eingangsware. Neben Ablaufdatum, Sensorik,<br />

Verpackung und Temperatur der<br />

Ware sollte auch das Lieferfahrzeug bzw.<br />

Interview<br />

„Das Wissen ist da, aber auch die Gedankenlosigkeit“<br />

Wolfgang Kesselring, Lebensmittelchemiker<br />

und Mitinhaber<br />

des ks Lebensmittel<br />

Informations Service, Stuttgart-Darmstadt,<br />

über seine<br />

Hygiene-Erfahrungen in deutschen<br />

Profiküchen<br />

Wie entwickelt sich das Aufgabenfeld<br />

„Hygiene-Beratung/HACCP“ innerhalb<br />

Ihres Beratungsportfolios?<br />

Wolfgang Kesselring: Wir sind mit unserem<br />

Unternehmen seit 1998 am Markt.<br />

Unsere Fachleute haben zuvor in der amtlichen<br />

Lebensmittelüberwachung gearbeitet<br />

und dort bereits die Erfahrung gemacht,<br />

dass vor allem die kleineren<br />

Betriebe Schwierigkeiten haben, sich im<br />

Wust der Hygiene-Vorschriften zurecht zu<br />

finden. Dennoch registrierten wir in der<br />

Anfangszeit eher einen untergeordneten<br />

Beratungsbedarf, was offenbar daran lag,<br />

dass vielen Betrieben der Sinn und die<br />

Möglichkeiten unserer Dienstleistung zu<br />

wenig klar war. Seit etwa 2002 sucht man<br />

in Hygienefragen immer häufiger unsere<br />

Unterstützung. Das Thema spielt eine zunehmend<br />

größere Rolle, was man auch<br />

an der verbesserten Schulungskultur rund<br />

um HACCP erkennen kann.<br />

Warum buchen Profiküchen<br />

Ihre Dienstleistung?<br />

Wolfgang Kesselring: Alle unsere<br />

Kunden gehen mit dem Thema Hygiene<br />

bereits sehr bewusst um, sonst hätten Sie<br />

uns nicht beauftragt. Es ist wie in vielen<br />

Branchen: Die, die’s am nötigsten hätten,<br />

kommen gar nicht auf uns zu. Unsere<br />

Kunden haben vor allem ein Interesse daran<br />

noch besser zu werden. Dabei wollen<br />

sie sich auf den neuesten Stand im Lebensmittelrecht<br />

bringen und darüber hinaus<br />

auch der Betriebsblindheit entgegen<br />

wirken, die sich auch in Sachen Hygiene<br />

leicht einstellen kann.<br />

Sie prüfen vor Ort die Hygiene-Schwachstellen<br />

in Profiküchen.<br />

Welche Erfahrungen machen sie bei<br />

Ihren Begehungen?<br />

Wolfgang Kesselring: Es sind bisweilen<br />

banale Hygienefehler. Da wird z. B. mit<br />

dem gleichen Löffel die Suppe zweimal<br />

abgeschmeckt, oder verschiedenen Warengruppen<br />

werden in den Kühl- bzw. Lagerräumen<br />

nicht vorschriftsmäßig räumlich<br />

getrennt. Das passiert nicht aus mangelndem<br />

Wissen, sondern eher aus Gedankenlosigkeit.<br />

Die zunehmend knappere<br />

Personaldecke in den Profiküchen wirkt<br />

sich natürlich ebenfalls ungünstig aus.<br />

Wer unter Stress steht, macht nun mal<br />

leichter Fehler.<br />

Was sollten Gastro-Einsteiger<br />

in punkto Hygiene zuerst beachten?<br />

Wolfgang Kesselring: Jedem muss von<br />

Beginn an klar sein, dass Reinigung,<br />

Ordnung und die gesamte Organisation<br />

der Hygiene einen erheblichen Anteil im<br />

Arbeitsalltag ausmachen. Die hygienischen<br />

Anforderungen an Gewerbebetriebe<br />

sind generell höher als im Privathaushalt.<br />

Gerne werden im Anfangsstress die Zügel<br />

etwas locker gelassen. Haben sich aber<br />

einmal schlechte, also unhygienische Arbeitsabläufe<br />

eingeschlichen, sind diese<br />

schwer wieder abzuschaffen. Bei Betriebsübernahmen<br />

sollten Neugastronomen<br />

besonders darauf achten, dass die<br />

Gestaltung der Räume, vor allem Wände,<br />

Decken und Fußböden, sowie die Einrichtungsgegenstände<br />

leicht zu reinigen<br />

und in einwandfreiem Zustand sind.<br />

Außerdem empfehlen wir vor der Übernahme<br />

einen Termin mit der amtlichen<br />

Lebensmittelüberwachung vor Ort auszumachen,<br />

um die Räumlichkeiten gemeinsam<br />

zu inspizieren.<br />

Was geben Sie Ihren <strong>Gastronomie</strong>kunden<br />

an Hilfestellung mit?<br />

Wolfgang Kesselring: Wir helfen unseren<br />

Kunden, sich im Dickicht der<br />

Hygienerichtlinien zurecht zu finden und<br />

das herauszufiltern, was wirklich für ihren<br />

Betrieb wichtig ist. Diese Vorgaben<br />

setzen wir mit unseren Kunden sinnvoll,<br />

praxisnah und in Zusammenarbeit mit deren<br />

Mitarbeitern um. Unsere Sicht von außen<br />

ist die eines Lebensmittelkontrolleurs,<br />

ohne dass man bei unserem Besuch nervös<br />

werden muss. Indem wir Hygiene-<br />

Schwachstellen aufzeigen, verhindern wir<br />

die schleichende Betriebsblindheit, die<br />

sich auch in diesen Dingen gerne breit<br />

macht. Unsere Fotos von Auffälligkeiten,<br />

aber auch von lobenswerten Zuständen<br />

sind wirkungsvolle Instrumente, auch in<br />

den Hygieneschulungen. Unsere Erfahrung:<br />

Das Wort eines Externen zählt auch<br />

in Hygienefragen mehr als das Wort des<br />

Küchenchefs. Mit unserer Hilfe erlernen<br />

die Profiküchen einen professionellen und<br />

dabei effizienten Umgang mit den Hygienevorschriften.<br />

EXISTENZ · <strong>Gastronomie</strong> · 2008

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