Neue Szene Augsburg 2015-07
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info und Veranstaltungskalender unter www.neue-szene.de
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2904<br />
„IM MOMENT ERSCHÖPFT SICH DIE KULTURPOLITIK<br />
IN BAUSTELLENPLANUNG“<br />
100 Jahren geben kann oder ob es neue Lösungen<br />
braucht. <strong>Augsburg</strong> könnte ein Pilotprojekt starten,<br />
dazu wäre jetzt die Gelegenheit.<br />
Bist du vom Kulturreferenten Thomas Weitzel enttäuscht?<br />
Enttäuscht kann man nicht sagen, er kommt halt aus<br />
einem bestimmten kulturellen Background, in dem er<br />
sich bewegen kann, in dem er schon vor seiner Amtszeit<br />
aktiv war und das ist halt eher die hochkulturelle<br />
Ecke. Ich glaube, er braucht einfach noch Zeit, um in<br />
die <strong>Szene</strong> und die Popkultur einzutauchen. Ich erwarte,<br />
dass er sich da mehr engagiert und schlau<br />
macht. Da bin ich guter Hoffnung, dass nach sechs<br />
Jahren Stillstand unter Peter Grab was passiert.<br />
Was würdest du als Kulturreferent konkret anders<br />
machen?<br />
Ich würde einen Kulturentwicklungsplan in Zusammenarbeit<br />
mit der Kulturszene auflegen und aus dem<br />
Kulturbeirat eine Art Expertengremium schaffen. Und<br />
ich würde einen Zehnjahresplan aufstellen, der zeigt,<br />
was geht und was nicht. Da müsste man dann ehrlich<br />
sein und auch an alte Privilegien, Förderstrukturen<br />
und Überholtes ran und die Politik dazu bringen, Entscheidungen<br />
zu treffen.<br />
Was ist überholt?<br />
Die allermeisten Mittel werden zur Bewahrung von<br />
Kultur ausgegeben, also museale Sachen, und es wird<br />
ganz wenig für innovative neue Geschichten verwendet.<br />
Das ist ein völliges Ungleichgewicht, die Förderstruktur<br />
der Stadt ist noch aus den 80er Jahren und<br />
berücksichtigt nicht, dass kulturelle Initiativen heute<br />
nicht mehr unbedingt als Verein auftreten, sondern<br />
auch kurzfristige Gebilde sind, die Projektförderung<br />
brauchen, auch wenn sie nur ein paar Jahre bestehen.<br />
Das muss man angehen, nur so kann man sich für die<br />
Zukunft aufstellen.<br />
Bist du mit Peter Grab eigentlich per du?<br />
Ja, aber das ergibt sich einfach. <strong>Augsburg</strong> ist kulturpolitisch<br />
so klein, dass man mit allen Menschen irgendwann<br />
eng ist, auch wenn man ihre Ansichten<br />
nicht teilt, da kommt man nicht drum rum.<br />
Diese Überschaubarkeit und Verbandelung der<br />
<strong>Szene</strong> kann auch ein Nachteil für die Diskussionskultur<br />
sein, weil man sich kennt und mag und keinem<br />
wehtun will.<br />
Ja, einfach ist das nicht, in einer Stadt wie <strong>Augsburg</strong><br />
richtet man sich schon in einer gewissen Gemütlichkeit<br />
ein. Man muss sich dann selber immer mal wieder<br />
am Ohr ziehen und sich sagen, dass es nicht zu gemütlich<br />
werden darf. Man muss bereit sein, etwas<br />
auszuhalten, wenn man nicht mitmacht, obwohl vermutet<br />
wurde, dass man überall mitmacht.<br />
Schlimmstenfalls gilt man als Querulant?<br />
Das ist zwar ein bisschen blöd, aber man muss<br />
schauen, dieses Image wieder loszuwerden, indem<br />
man klar macht, dass es darum geht, die Stadt voranzubringen.<br />
Niemand wird in der Kultur reich, da ist<br />
viel Selbstausbeutung dabei und letztlich geht es<br />
wirklich darum, bestimmte<br />
Sachen zu erreichen, um<br />
hier besser leben zu können.<br />
Dafür nimmt man auch<br />
in Kauf, als Querulant,<br />
Loser, oder Lobbyist in eigener<br />
Sache denunziert zu<br />
werden.<br />
Wie läuft es eigentlich mit dem Gaswerk? Klappt<br />
der Umzug des Kulturparks West?<br />
Im Moment ist bisschen Sendepause. Es gibt eine Planungswerkstatt,<br />
aber konkret wissen wir nichts. Das<br />
steht also ein wenig in den Sternen, angesichts der<br />
finanziellen Situation der Stadt ist es nicht vorstellbar,<br />
dass die Gaswerklösung schnell kommt. Die eigentlichen<br />
Betroffenen im Kulturpark sind jedenfalls seit<br />
Längerem nicht mehr in den Prozess eingebunden,<br />
wir können also immer nur warten, dass etwas nach<br />
außen dringt.<br />
Du bräuchtest einen Lobbyisten in der Stadtregierung.<br />
Den gibt’s aber nicht.<br />
Dann bleibt der Kulturpark einfach, wo er ist.<br />
Man sollte zumindest einen Teilverbleib prüfen, bestimmte<br />
Kreativgeschichten könnten neben dem Abraxas<br />
einen guten Platz haben. Entweder gelingt ein<br />
kompletter Umzug, oder man muss über den Verbleib<br />
reden, eine weitere Alternative gibt es nicht.