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WIRTSCHAFT+ MARKT

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26. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><br />

<strong>MARKT</strong><br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

BRANDENBURG<br />

IM INTERVIEW<br />

Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke<br />

STUDIE<br />

Mittelstand im<br />

digitalen Wandel<br />

UMFRAGE<br />

Welches Auto<br />

passt zu Ihnen?<br />

Kraftakt<br />

Firmenübergabe


Foto: ILB (Leo Seidel)<br />

Wir sind für Sie da.<br />

Ihre Förderbank in Brandenburg<br />

Seit 1990 haben wir mit rund 35 Milliarden Euro Fördermitteln Investitionen in Höhe von<br />

fast 71 Milliarden Euro in den Bereichen Wirtschaft, Infrastruktur, Wohnungsbau und Arbeit<br />

angeschoben. Allein 170.000 neue Arbeitsplätze und 32.000 neue oder modernisierte<br />

Wohneinheiten zeigen: Wir tun was für unser Bundesland! Wir sind die Förderbank Brandenburgs.<br />

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf.<br />

www.ilb.de


EDITORIAL | 3<br />

Unternehmensübergaben<br />

erfordern rationale<br />

Strategien<br />

Vor 25 Jahren haben sie die Ärmel<br />

aufgekrempelt und sich in ein wirtschaftliches<br />

Abenteuer gestürzt –<br />

tausende Jungunternehmer in den neuen<br />

Bundesländern. Häufig waren sie altersmäßig<br />

nicht mehr ganz so jung, wie<br />

es die Bezeichnung vermuten lässt. Viele<br />

der Unternehmenspioniere waren bereits<br />

jenseits der Vierzig, als sie die neue<br />

Freiheit beim Schopfe packten, sich mit<br />

eigenen Geschäftsideen selbstständig<br />

machten und Schritt für Schritt Unternehmen<br />

aufbauten. Natürlich sind etliche<br />

dieser Selfmade-Geschäftsleute,<br />

die meist ohne Kenntnis der Mechanismen<br />

der freien Marktwirtschaft ins kalte<br />

Wasser sprangen, auf dem langen Weg<br />

gescheitert. Aber unzählige Unternehmer<br />

haben es geschafft – sie führen heute solide<br />

Firmen, die sich im Wettbewerb behaupten<br />

und mit ihren Produkten inzwischen<br />

sogar auf internationalen Märkten<br />

Fuß gefasst haben. Diese Familienunternehmen<br />

bilden das Rückgrat des ostdeutschen<br />

Mittelstandes.<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

KH@WundM.info<br />

Doch jetzt tritt die erste Gründergeneration<br />

Ost ab. Das Alter zwingt viele Unternehmer<br />

dazu, die Nachfolge im eigenen<br />

Haus zu regeln. Das ist ein komplexer<br />

Prozess, der mitunter vermutlich schwieriger<br />

ist, als es die unerschrockene Unternehmensgründung<br />

vor mehr als zwei<br />

Jahrzehnten war. Es geht um Emotionen,<br />

das Lebenswerk, ums Geld und die geeigneten<br />

Nachfolgekandidaten. Was ist,<br />

wenn Tochter oder Sohn das Unternehmenserbe<br />

ausschlagen? Wo findet man<br />

einen Manager, der zumindest ähnlich<br />

„tickt“ wie der Firmenpatriarch? Was ist<br />

zu tun, wenn für einen Unternehmensverkauf<br />

beim auserwählten Nachfolger<br />

schlicht die finanzielle Basis fehlt? All<br />

diesen Fragen geht die Titelgeschichte<br />

nach. Dabei kommen Experten zu Wort,<br />

die auch den einen oder anderen guten<br />

Hinweis parat haben. Als zentrales<br />

Fazit wollen wir betroffenen Unternehmern<br />

und deren Familien folgenden Rat<br />

mit auf den Weg geben: Schieben Sie<br />

die Vorbereitung einer anstehenden Unternehmensübergabe<br />

nicht unnötig lange<br />

auf. Entwickeln Sie früh eine rationale<br />

und finanziell darstellbare Strategie für<br />

den Wechsel. Das erspart am Ende Zwist<br />

und Tränen und sichert den Fortbestand<br />

des Lebenswerkes.<br />

Im Mittelpunkt unserer Serie „Land der<br />

Wunder“ steht diesmal Brandenburg.<br />

Nach wirtschaftlich schwierigen Anfangsjahren<br />

mit dem Niedergang traditioneller<br />

industrieller Kerne, gescheiterten<br />

Großprojekten und einer Wirtschaftsförderung<br />

nach dem Gießkannen-Prinzip,<br />

hat das Land längst umgesteuert und ist<br />

auf einem Erfolg versprechenden Kurs.<br />

Getreu dem Motto „Stärken stärken“ fördern<br />

Landesregierung sowie die aus ZukunftsAgentur<br />

und Investitionsbank gebildete<br />

One-Stop-Agency aufstrebende<br />

Wachstumszentren und Regionen. Dank<br />

der Renaissance der Industrie und des im<br />

ganzen Land erstarkenden Mittelstands<br />

kommt der wirtschaftliche Aufholprozess<br />

in Brandenburg gut voran. W+M<br />

Foto: Torsten George, Titelfoto: Ogerepus/Fotolia.com<br />

Impressum<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong><br />

Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe 4/2015<br />

Redaktionsschluss: 01.06.2015<br />

Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />

Zimmerstraße 56, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 479071-0, Fax: 030 479071-20<br />

www.WundM.info<br />

Herausgeber/Geschäftsführer:<br />

Frank Nehring, Tel.: 030 479071-11<br />

FN@WundM.info (Alleiniger Inhaber und<br />

Gesellschafter, Wohnort Berlin)<br />

Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />

Tel.: 030 479071-21, KH@WundM.info<br />

Redaktion: Janine Pirk-Schenker<br />

Tel.: 030 479071-21, JP@WundM.info,<br />

Anja Strebe, Tel.: 030 479071-27,<br />

AS@WundM.info<br />

Autoren: Dr. Ulrich Conrad, Harald Lachmann,<br />

Dana Micke, Rudolf Miethig, Tomas Morgenstern,<br />

Frieda Neurich, Anette Pröber, Matthias Salm,<br />

Thomas Schwandt<br />

Abo- und Anzeigenverwaltung, Vertrieb:<br />

Tobias Meier, Tel.: 030 479071-28<br />

TM@WundM.info<br />

Marketing/Vertrieb:<br />

Kirsten Wegner, Tel.: 030 479071-24<br />

KW@WundM.info<br />

Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />

www.moeller-medienagentur.de<br />

Druck: Möller Druck und Verlag GmbH<br />

ISSN 0863-5323<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur mit<br />

vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit<br />

der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen<br />

wir keine Haftung.<br />

Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />

Abonnementpreis:<br />

Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> erscheint<br />

zweimonatlich. Als Magazin der Interessengemeinschaft<br />

der Unternehmerverbände Ostdeutschlands und<br />

Berlin erhalten die Mitglieder die Zeitschrift im Rahmen<br />

ihrer Mitgliedschaft. Einzelpreis: 5 €, Jahresabonnement<br />

(Inland): 30 € inkl. MwSt. und Versand, Jahresabonnement<br />

(Ausland): 30 € inkl. MwSt. zzgl. Versand.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


4 | W+M INHALT<br />

W+M TITELTHEMA<br />

Kraftakt<br />

Unternehmensübergabe..................38<br />

W+M AKTUELL<br />

Köpfe......................................................................... 6<br />

Nachrichten............................................................... 8<br />

W+M LÄNDERREPORTS<br />

Ostdeutschland:<br />

Der Mittelstand im digitalen Wandel.......................10<br />

Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Wachstum am Pommerndreieck.............................12<br />

50 UMFRAGE<br />

Welcher Firmenwagen passt zu Ihnen?<br />

Sachsen: Die letzte Schlacht um VNG.....................14<br />

Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Wie Störtebeker-Biere am Markt punkten...............15<br />

W+M SERIE LAND DER WUNDER:<br />

BRANDENBURG<br />

Report: Renaissance der Industrie..........................16<br />

Wildau:<br />

Vom Schwermetall zur Hochtechnologie.................18<br />

Interview: Dietmar Woidke,<br />

Ministerpräsident von Brandenburg........................ 20<br />

Aufstrebende Cluster:<br />

Energiewirtschaft, optische Industrie,<br />

Ernährungswirtschaft und Tourismus..................... 24<br />

48<br />

RATGEBER<br />

IT-Sicherheit für Unternehmen<br />

Beteiligungskapital für innovative Ideen................. 28<br />

Stabiles Netzwerk:<br />

Das Brandenburger WirtschaftsForum................... 29<br />

Werben für die Uckermark...................................... 30<br />

EU-Förderung:<br />

Weniger Mittel – mehr Innovation.......................... 32<br />

Wirtschaftsanalyse<br />

von Ifo-Chef Joachim Ragnitz................................. 33<br />

W+M POLITIK<br />

Ifo-Geschäftsklimaindex für Ostdeutschland......... 34<br />

Pro und Contra:<br />

Belastet die neue Erbschaftssteuer<br />

Unternehmensübergaben?..................................... 36<br />

24 SERIE BRANDENBURG<br />

Erfolg mit Clustern<br />

Foto: Vattenfall (unten), Antje Delster/pixelio.de (Mitte), BMW (oben)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


W+M INHALT | 5<br />

W+M TITEL<br />

Report:<br />

Unternehmensübergaben in Ostdeutschland......... 38<br />

Gardelegen: Firmenübergabe an den Meister.........41<br />

Falkenrehde: Langjährige Erfahrung<br />

und neue Ideen....................................................... 42<br />

Teltow: Am Anfang stand<br />

eine Unternehmensbeteiligung............................... 43<br />

Großschönau: Nachfolger selbst aufgebaut........... 44<br />

38 TITEL<br />

Warum Firmenübergaben<br />

oft problematisch sind<br />

Gefahren und Chancen<br />

von Unternehmensnachfolgen................................ 46<br />

W+M RATGEBER<br />

IT: Sind Ihre Daten sicher?....................................... 48<br />

Umfrage: Des Unternehmers Lieblingsauto........... 50<br />

Finanzen:<br />

Michael Bormann<br />

zur Restrukturierung in der Krise............................... 52<br />

Berufsunfähigkeit –<br />

Private Absicherung ist unverzichtbar..................... 53<br />

Literatur: Die ostdeutsche<br />

Bestsellerliste für Wirtschaftsliteratur.................... 54<br />

W+M NETZWERK<br />

20<br />

IM INTERVIEW<br />

Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />

Motzen: Golfturnier für Freunde............................. 55<br />

Warnemünde: Walzer am Meer.............................. 56<br />

Schwerin: Tanz in der Sternenhalle......................... 57<br />

Leipzig: Wirtschaft spielt Golf................................. 58<br />

Warnemünde: Polo am Sandstrand........................ 59<br />

VBIW: Aktuelles aus dem Verein............................ 60<br />

Neues aus den Unternehmerverbänden................. 62<br />

W+M RÜCKBLICK<br />

Was macht eigentlich Elmar Pieroth?..................... 64<br />

W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick und Personenregister............................... 66<br />

Foto: Creativa/Fotolia.com (oben)<br />

NETZWERK<br />

W+M-Golfturnier<br />

55<br />

W+M WEITERE BEITRÄGE<br />

Editorial...................................................................... 3<br />

Impressum................................................................ 3<br />

Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt das Magazin W+M<br />

Exklusiv Brandenburg bei. Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


6 | W+M KÖPFE<br />

Bernd Busse (71)<br />

Magdeburg. In 25 Jahren hat die Busse<br />

Bau GmbH eine beachtliche „Spur<br />

der Steine“ hinterlassen: Zu den jüngsten<br />

Großprojekten gehört der Hörsaal 6<br />

der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.<br />

Unternehmerisches Geschick, Innovationskraft<br />

und Flexibilität hat das Unternehmen in diesem<br />

Vierteljahrhundert bewiesen. Bernd Busse hatte das Unternehmen<br />

1990 als Joint-Venture mit der Nordwestdeutschen Baugesellschaft<br />

in Salzgitter gegründet. Heute beschäftigt Busse<br />

Bau 60 Mitarbeiter – eine Erfolgsgeschichte, die in der Branche<br />

nicht selbstverständlich ist.<br />

Feliks Büttner (75)<br />

Rostock. Ein sinnlicher Kussmund wurde für AIDA und die Hansestadt<br />

Rostock zum weltbekannten Signet. Auf nunmehr zehn<br />

Kreuzfahrtriesen fährt das Lächeln über die Weltmeere, das<br />

der Maler, Grafiker und Plakatgestalter Feliks Büttner kreierte.<br />

Der Künstler feierte am 17. Mai seinen 75. Geburtstag mit einer<br />

Werkschau in der Rostocker Kunsthalle. Die mehr als 200<br />

Malereien und Plakate künden von purer Lebenslust. Es lässt<br />

sich Überraschendes, Sinniges, Verderbtes, Schlüpfriges entdecken.<br />

In den frühen Jahren finden sich Anlehnungen an Matisse,<br />

Picasso, Chagall, Gustav Klimt. Poetische Frauenporträts<br />

mit knallig roten Lippen, Jazzmusiker mit explodierenden Instrumenten<br />

und Plakate mit engagierten Aussagen. „Es steckt<br />

so viel Kraft, Fröhlichkeit und Optimismus in den Bildern“, sagt<br />

der bekannte Rostocker Wissenschaftler Prof. Horst Klinkmann<br />

anerkennend. Für ihn sei Büttner ein „Seelentröster“. Feliks<br />

Büttner, 1940 in Merseburg geboren, hat den Beruf des Dekorateurs<br />

und Plakatzeichners gelernt. Seit 1967 lebt er in der<br />

Hansestadt Rostock, engagiert sich für das Theater und die<br />

Jazzszene, gestaltet Plakate und malt, was das Leben ihm eingibt.<br />

Mit kräftigen Farben und dem besonderen Strich, mit viel<br />

Humor und einem Schuss Erotik.<br />

Rainer Berger (62)<br />

Magdeburg. Als „Mister Buga“ oder<br />

„Pflanzenflüsterer“ gilt inzwischen der<br />

gebürtige Altmärker, der wie er sagt, „in<br />

einer Gärtnerei geboren“ wurde. Denn<br />

der Gartenbauunternehmer aus Arendsee,<br />

der inzwischen in Magdeburg zu Hause ist, war<br />

bereits an fünf Bundesgartenschauen leitend beteiligt, davon viermal<br />

als Ausstellungsbevollmächtigter für die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft:<br />

Rostock 2003 (IGA), Gera/Ronneburg 2007,<br />

Koblenz 2011 und nun in diesem Jahr zur Buga 2015 Havelregion,<br />

die gleich in fünf Kommunen Brandenburgs und Sachsen-<br />

Anhalts stattfindet.<br />

Burkhard Jung (57)<br />

Leipzig. Ende April hat die Mitgliederversammlung<br />

des Europäischen Metropolregion<br />

Mitteldeutschland e. V. den<br />

Vorstand und Aufsichtsrat neu gewählt.<br />

Neuer Vorstandsvorsitzender der Europäischen<br />

Metropolregion Mitteldeutschland<br />

ist Burkhard Jung (Foto: Mitte), Oberbürgermeister der Stadt<br />

Leipzig. „Ich freue mich, dass mir das Vertrauen ausgesprochen<br />

wurde, die Region weiter voranzubringen. Mein Ziel ist<br />

es, die Europäische Metropolregion Mitteldeutschland in ihrer<br />

einzigartigen Konstellation bundesweit bekannter zu machen“,<br />

so Burkhard Jung. In der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland<br />

engagieren sich strukturbestimmende Unternehmen,<br />

Städte und Landkreise, Kammern und Verbände sowie<br />

Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen mit dem gemeinsamen Ziel einer<br />

nachhaltigen Entwicklung und Vermarktung der Wirtschafts-,<br />

Wissenschafts- und Kulturregion Mitteldeutschland.<br />

Wolfram Drescher (48)<br />

Dresden. „Zu den besten 100 Startups<br />

in Europa zu zählen, das ist einfach<br />

unglaublich!“ Dr. Wolfram Drescher<br />

machte aus seiner Freude kein<br />

Hehl, als er in Amsterdam den Red Herring<br />

Award entgegennahm. Das Top 100 Europe<br />

Forum würdigte damit die Erfolgsstory der Dresdner Siltectra<br />

GmbH, die das COLD-SPLIT-Verfahren, ein innovatives<br />

Herstellungsverfahren zur Bearbeitung und Herstellung monokristalliner<br />

Wafer, entwickelt. Dabei werden Wafer in Sekundenbruchteilen<br />

und ohne Materialverluste vom Ingot abgespalten,<br />

nach Aussagen Dreschers eine Revolution.<br />

Fotos: Anette Pröber (oben links), Busse Bau (oben rechts), Tom Schulze (Mitte), Harald Lachmann (unten links), Siltectra (unten rechts)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


W+M KÖPFE | 7<br />

Fotos: Harald Lachmann (oben links, unten)<br />

Katrin Rohnstock (54)<br />

Berlin. Für die gebürtige Thüringerin<br />

sind die Biografien ganz normaler Menschen<br />

„oft interessanter als die Memoiren<br />

von Promis“. Deshalb gründete die Literatur-<br />

und Sprachwissenschaftlerin 1997<br />

eine spezielle Ghostwriter-Firma, um fortan<br />

die Lebenserinnerungen von Mitbürgern zwischen zwei Buchdeckel<br />

zu fügen. Inzwischen hat sie 20 Mitarbeiter und geht selbst<br />

der Berufsstand des Autobiografikers auf Katrin Rohnstock zurück,<br />

sie machte ihn praktisch geschäftsfähig. Besonders hat sie<br />

sich den Erinnerungen von Familienunternehmern verschrieben.<br />

Uwe Lange (54)<br />

Schwerin. Zum neuen Vizepräsidenten<br />

für die Arbeitgeberseite wurde unlängst<br />

durch die Vollversammlung der Handwerkskammer<br />

zu Schwerin Uwe Lange<br />

gewählt. Er gehörte bereits seit 2012 dem<br />

Vorstand an. Der gelernte Steinmetzmeister<br />

führt in dritter Generation eine Bildhauerwerkstatt in der Landeshauptstadt.<br />

Zugleich ist er stellvertretender Obermeister der<br />

Steinmetz- und Bildhauerlandesinnung von Mecklenburg-Vor-<br />

pommern. Sein Großvater Rolf Lange gründete 1951 das Familienunternehmen,<br />

in dem nun auch bereits mit Sohn Robert die<br />

vierte Generation tätig ist.<br />

Jürgen Wagentrotz (70)<br />

Frankfurt am Main. In den letzten<br />

Monaten hat das Flüchtlingsdrama im<br />

Mittelmeer viele Menschenleben gekostet.<br />

Um humanitäre Hilfe zu leisten,<br />

spendet die Oil & Gas Invest (OGI) AG<br />

mit Hauptsitz in Frankfurt am Main der privaten<br />

Rettungsschiff-Initiative MOAS (www.moas.eu) ab sofort<br />

30.000 Euro im Monat. Mit dem Geld unterstützt das Unternehmen,<br />

das im Süden der USA Erdöl und Gas fördert, die<br />

Organisation bei der Finanzierung von Treibstoff und Unterhalt<br />

von Aufklärungsequipment und Personal. Jürgen Wagentrotz,<br />

CEO bei OGI, ist die Rettung der Flüchtlinge ein ganz persönliches<br />

Anliegen. Der gebürtige Erfurter war selbst „Gefangener“,<br />

der als junger Mann aus der ehemaligen DDR floh und<br />

in der Hoffnung auf ein besseres Leben Eltern und Heimat<br />

hinter sich ließ. Als späterer Verleger, Bauunternehmer und<br />

heutiger Vorstandsvorsitzender der OGI AG kam Wagentrotz<br />

zu einem Vermögen, das er immer auch für gute Zwecke mit<br />

anderen Menschen geteilt hat.<br />

Neue Netze für neue Energie<br />

Das Übertragungsnetz ist der Schlüssel<br />

zu mehr erneuerbarer Energie.<br />

Wir bei 50Hertz sind Vorreiter bei der sicheren<br />

Integration der erneuerbaren Energie ins Netz.<br />

Wir betreiben das Höchstspannungsnetz für<br />

mehr als 18 Millionen Menschen im Norden<br />

und Osten Deutschlands. Wir meinen es ernst<br />

mit unserer gesellschaftlichen Verantwortung,<br />

Stromautobahnen gemäß den Klimazielen<br />

Deutschlands und Europas zu entwickeln.<br />

Mit zahlreichen Projekten zur Verstärkung<br />

und zum Ausbau des Stromnetzes leisten<br />

wir hierzu einen wichtigen Beitrag.<br />

Mehr unter www.50 hertz.com<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


8 | W+M NACHRICHTEN<br />

pital für die Frühphasenfinanzierung bereitstellen.<br />

Er ist mit zehn Millionen Euro aus<br />

dem Europäischen Fonds für regionale<br />

Entwicklung (EFRE) ausgestattet.<br />

NETZWERKEN MIT STEP<br />

VERKEHRSBETRIEBE MIT GEWINN<br />

Die BVG betreibt unter<br />

anderem die Berliner U-Bahn.<br />

Berlin. Die Berliner Verkehrsbetriebe<br />

(BVG) haben erstmals seit 1946 einen<br />

Gewinn erzielt: Dieser betrug 2014 über<br />

sieben Millionen Euro. Der Schuldenstand<br />

konnte um rund 100 Millionen Euro<br />

gesenkt werden, die Zuschüsse des Landes<br />

Berlin blieben stabil. Das Unternehmen<br />

nannte vor allem steigende Fahrgastzahlen<br />

als Grund. 2015 werden eine<br />

Milliarde Fahrgäste angepeilt.<br />

NEUER FÖRDERTOPF<br />

Schwerin. Technologieorientierte Startups<br />

erhalten in Mecklenburg-Vorpommern<br />

künftig Unterstützung durch einen neuen<br />

Förderfonds. Der „Venture Capital Fonds<br />

Mecklenburg-Vorpommern“ soll Risikoka-<br />

Stralsund. Unter dem diesjährigen Motto<br />

„WIR in Vorpommern: Wirtschaft –<br />

Impulse – Region“ veranstalteten Wirtschaftsstudenten<br />

der Fachhochschule<br />

Stralsund gemeinsam mit der Stralsunder<br />

Mittelstandsvereinigung und der Hansestadt<br />

Stralsund im Mai die 13. Auflage<br />

der Stralsunder Tagung für erfolgreiche<br />

Partnerschaften (STeP). Politiker, Wissenschaftler,<br />

Unternehmer und Studenten<br />

trafen sich zum Meinungsaustausch<br />

im Rathaus der Hansestadt. Im Mittelpunkt<br />

der Diskussion standen Management-Konzepte<br />

und Marketing-Strategien.<br />

Studenten der FH Stralsund stellten<br />

unter anderem Ergebnisse von Unternehmensbefragungen<br />

in Vorpommern zu<br />

diesen Themen vor. Malte Stampe, Geschäftsführer<br />

der Prolupin GmbH, referierte<br />

darüber, wie die Grimmener Firma,<br />

die 2014 mit dem Deutschen Zukunftspreis<br />

geehrt wurde, auf der Basis von Eiweißstoffen,<br />

die alternativ aus der Lupine<br />

gewonnen werden, eine marktreife Nahrungsmittel-Produktpalette<br />

entwickelte.<br />

FÜHRENDER REGIONALER<br />

ENERGIEDIENSTLEISTER<br />

Markkleeberg. Die enviaM-Gruppe hat das<br />

Geschäftsjahr 2014 erfolgreich abgeschlossen.<br />

Gemessen am Umsatz und Absatz<br />

bleibt der Verbund der führende regionale<br />

Energiedienstleister Ostdeutschlands. Wie<br />

im Netz stehen auch im Vertrieb die Zeichen<br />

auf ökologisch. Mehr als 300.000 Kunden<br />

beziehen inzwischen Ökostrom vom<br />

Unternehmensverbund. Dies entspricht einer<br />

Steigerung von 15 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr. So bildet auch für die Zukunft<br />

der Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren<br />

Energien einen Unternehmensschwerpunkt.<br />

Die enviaM-Gruppe will den<br />

Anteil ihrer entsprechenden Anlagen deutlich<br />

erhöhen und legte dazu nun für 2015<br />

ein 250 Millionen Euro schweres Investitionsprogramm<br />

auf. Zudem wurden im Früh-<br />

Der Standort Markkleeberg<br />

von enviaM.<br />

jahr Anteile an drei Windparks in Brandenburg,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen erworben.<br />

Insgesamt hält der Unternehmensverbund<br />

damit Anteile an acht Windparks in<br />

Ostdeutschland mit einer installierten Leistung<br />

von rund 63 Megawatt.<br />

Fotos: Wikimedia Commons/Jivee Blau (oben), enviaM (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


W+M NACHRICHTEN | 9<br />

MEHR CARAVANS AUS SACHSEN<br />

Neustadt (Sachsen). Mit 5.400 Caravans<br />

peilt die Capron GmbH im sächsischen<br />

Neustadt einen neuen Jahresrekord<br />

an. Um die steigende Nachfrage befriedigen<br />

zu können, hat das Unternehmen<br />

jetzt eine zweite Produktionslinie in<br />

Betrieb genommen und die Montage mit<br />

modernster Technik ausgestattet. In Neustadt<br />

werden die Modellreihen Sunlight<br />

und Carado gefertigt.<br />

„VIRTUELLE STRASSE“<br />

Ilmenau. Elektromobilität und Powertrain<br />

werden künftig im neuen Forschungszentrum<br />

des Thüringer Innovationszentrums<br />

Mobilität in Ilmenau erforscht. Schwerpunkt<br />

ist die „virtuelle Straße“ mit drahtloser<br />

Kommunikation der Fahrzeuge sowie<br />

zwischen Auto und Infrastruktur. Die<br />

Thüringer Automobilbranche erwirtschaftet<br />

einen Umsatz von rund 3,7 Milliarden<br />

Euro.<br />

Montage des Capron-Caravan-<br />

Modells Carado in Neustadt.<br />

NACHFRAGE STEIGT<br />

Kamenz. Die Deutsche ACCUmotive,<br />

eine Daimlertochter, stellt im Produktionswerk<br />

Kamenz 140 Mitarbeiter ein. In<br />

Kamenz werden hochkomplexe Antriebsbatterien<br />

für Hybrid- und Elektrofahrzeuge<br />

auf Basis der Lithium-Ionen-Technologie<br />

gefertigt. Hier rechnet man mit einem<br />

Nachfrageschub. Die Zellfertigung<br />

bei der benachbarten Li-Tec Battery läuft<br />

dagegen aus.<br />

Der Kitzbühel Country Club.<br />

mit zahlreichen Annehmlichkeiten bereit.<br />

Unternehmen haben mit dem Kauf<br />

von separat parifizierten Suiten im Kitzbühel<br />

Country Club eine einzigartige Investmentchance.<br />

Die Philosophie dieses<br />

Ortes zielt auf die Schaffung von<br />

eigenen und gemeinsamen Werten.<br />

Fotos: Capron (oben), Kitzbühel Country Club (unten)<br />

NETZWERKEN UND AUSSPANNEN IM KITZBÜHEL COUNTRY CLUB<br />

Des Netzwerk der International Associate<br />

Clubs IAC.(www.iacworldwide.<br />

com), dem auch der Berliner Capital<br />

Club angehört, wirbt aktuell für den ersten<br />

und bislang einzigen Private Mem-<br />

ber Club in Österreich. Mit dem Kitzbühel<br />

Country Club (KCC) ist eine beeindruckende<br />

Destination an einem der begehrtesten<br />

Plätze im Alpenraum entstanden. Der<br />

Club steht seinen Mitgliedern ganzjährig<br />

Die Suiten im Kitzbühel Country Club<br />

stehen ausschließlich Unternehmen<br />

zum Kauf zur Verfügung und stellen<br />

somit eine perfekte Unternehmensinvestition<br />

dar. Die Immobilie kann ganzjährig<br />

durch den Kitzbühel Country<br />

Club als Hotelsuite (Beherbergungsbetrieb)<br />

betrieben werden und das Eigentümerunternehmen<br />

profitiert vom<br />

Übernachtungserlös und dem nachhaltigen<br />

Wachstum. Kontakt über<br />

info@palmerstonhotels.com.<br />

Im Kitzbühel Country Club kann man<br />

aber nicht nur unvergleichlich gut wohnen,<br />

man kann dort exzellent netzwerken,<br />

köstlich essen und perfekt entspannen.www.kitzbuehel.cc<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


10 | W+M LÄNDERREPORT<br />

DER MITTELSTAND<br />

IM DIGITALEN WANDEL<br />

Die Digitalisierung der Wirtschaft stellt den Mittelstand vor neue<br />

Herausforderungen. Laut einer aktuellen Studie der Commerzbank<br />

AG, welche W+M exklusiv für die neuen Länder vorliegt, erwartet<br />

ein Fünftel der darin befragten ostdeutschen Mittelständler, dass<br />

bisherige Geschäftsmodelle durch die aktuelle digitale Entwicklung<br />

infrage gestellt werden. Von Matthias Salm<br />

Digitalisierung heißt in der Praxis deshalb<br />

bisher vor allem Optimierung von administrativen<br />

Abläufen, etwa durch flexiblere<br />

Arbeitsformen oder durch Online-<br />

Wartungen und -Services. Neue Produktionsformen<br />

sowie die Vernetzung<br />

der Wertschöpfungskette vom Lieferanten<br />

bis zum Kunden werden dagegen bisher<br />

noch selten verwirklicht. Neue Geschäftsmodelle<br />

und neue Produkte als<br />

Folge der Digitalisierung halten die befragten<br />

Mittelständler zwar für grundsätzlich<br />

denkbar. Konkrete Pläne liegen aber<br />

meist noch nicht in ihren Schubladen.<br />

Internet der Dinge, Big Data oder Cloud<br />

Computing – hinter dem Schlagwort der<br />

Digitalisierung der Wirtschaft verbirgt<br />

sich gleich ein ganzes Bündel zukunftsweisender<br />

Technologien. Ohne Zweifel: Der<br />

tiefgreifende digitale Wandel hat längst<br />

auch den Mittelstand erfasst. Er ruft in<br />

den Augen vieler Unternehmer neue Sicherheitsrisiken<br />

hervor, erfordert hohe Investitionen<br />

und bietet zurzeit auch nur wenig<br />

verlässliche Standards.<br />

ZURÜCKHALTUNG IM OSTEN<br />

Diese Sichtweise teilen auch die mittelständischen<br />

Betriebe in Ostdeutschland:<br />

Ein Viertel der hiesigen Mittelständler registriert<br />

demnach, dass sich die Schlüsseltechnologien<br />

in ihrer Branche im Umbruch<br />

befinden. Ein Fünftel sieht bisherige<br />

Geschäftsmodelle durch die aktuelle<br />

digitale Entwicklung unter Druck. Zu diesem<br />

Ergebnis kommt die aktuelle Studie<br />

der Mittelstandsinitiative Unternehmer-<br />

Perspektiven der Commerzbank, zu der<br />

rund 4.000 Mittelständler bundesweit zu<br />

den Chancen und Risiken der Digitalisierung<br />

befragt wurden.<br />

Doch allen Unwägbarkeiten zum Trotz:<br />

Eine Mehrheit der Mittelständler in<br />

Deutschland erkennt in der Digitalisierung<br />

der Wirtschaft vor allem neue Chancen<br />

– sowohl für das eigene Unternehmen<br />

als auch für den Standort Deutschland.<br />

Die Realität in den Firmen hinkt den optimistischen<br />

Erwartungen allerdings noch<br />

hinterher. Knapp zwei Drittel der von der<br />

Commerzbank deutschlandweit befragten<br />

Unternehmen räumen ein, dass das<br />

Thema Digitalisierung bisher vom Mittelstand<br />

vernachlässigt wurde.<br />

Anteil Digitaler Innovatoren an Gesamtzahl der befragten Unternehmen<br />

Berlin<br />

Sachsen<br />

Thüringen<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Brandenburg<br />

Bundesdurchschnitt<br />

8%<br />

9%<br />

9%<br />

10%<br />

14%<br />

15%<br />

18%<br />

Sicher ist: Die Digitalisierung fordert die<br />

Firmenchefs im Mittelstand heraus. Insbesondere<br />

Komplexität und Geschwindigkeit<br />

des digitalen Fortschritts verunsichern<br />

die Unternehmer. Als Barriere wirkt<br />

OSTDEUTSCHER MITTELSTAND<br />

SETZT AUF EFFIZIENZ<br />

Neben der Frage der Digitalisierung beleuchtet<br />

die Commerzbank-Studie auch<br />

weitere Herausforderungen für das Management<br />

ostdeutscher Betriebe.<br />

Demnach blicken die ostdeutschen Mittelständler<br />

vorsichtig optimistisch in<br />

die Zukunft: 37 Prozent der Unternehmen<br />

rechnen mit einem substanziellen<br />

Wachstum in den nächsten fünf Jahren<br />

(Bundesdurchschnitt: 48 Prozent). 48<br />

Prozent wollen mittelfristig ihr aktuelles<br />

Niveau halten, nur 13 Prozent erwarten<br />

rückläufige Umsätze. In engen Märkten<br />

setzen die Unternehmen vor allem auf<br />

Effizienz. Zwischen Ostsee und Erzgebirge<br />

stehen deshalb Kostensenkungen<br />

und die Steigerung der Produktivität –<br />

wie auch die Bewältigung des Fachkräftemangels<br />

– in den nächsten fünf Jahren<br />

auf der Agenda.<br />

Eine Möglichkeit, Kosten zu reduzieren:<br />

Energieeffizienz. Insbesondere in Sachsen-Anhalt<br />

(62 Prozent) und Thüringen<br />

(56 Prozent) wird Energieeffizienz als<br />

wesentliche Kostenbremse angesehen.<br />

Existenziell notwendig ist ein Energieeffizienzmanagement<br />

für sogar ein Fünftel<br />

der ostdeutschen Unternehmen.<br />

Quelle Schaubild: Commerzbank AG, Illustration: freepics.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015<br />

0 5 10 15 20


OSTDEUTSCHLAND | 11<br />

SKEPSIS BEI TRENDTHEMEN<br />

Welche Bedeutung haben digitale Schlüsseltechnologien für das Unternehmen?<br />

ETABLIERTE TECHNOLOGIEN<br />

Online-Marketing<br />

Mobiles Internet<br />

Digitale Dienste<br />

E-Commerce<br />

Social Media<br />

AKTUELLE TRENDS<br />

CHANCE<br />

BEDROHUNG<br />

64% 2%<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

47% 6%<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

42%<br />

50%<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

CHANCE<br />

5%<br />

61%<br />

4%<br />

2%<br />

BEDROHUNG<br />

Digitale Innovatoren interessieren sich<br />

sehr viel häufiger für branchenfremde<br />

Entwicklungen und auch für die Lebenswelt<br />

von jungen Menschen. Ihre Heimat<br />

sind zurzeit vor allem die Großstädte. Den<br />

höchsten Anteil an digitalen Pionieren unter<br />

den Mittelständlern weisen die Stadtstaaten<br />

Berlin und Hamburg auf. In den<br />

ostdeutschen Flächenstaaten hingegen<br />

zeigen sich die Betriebe eher noch zurückhaltend<br />

bei der Nutzung der neuen<br />

digitalen Möglichkeiten (siehe Grafik auf<br />

Seite 10).<br />

Die Chancen der Digitalisierung beim<br />

Schopf zu packen, ist übrigens kein Privileg<br />

junger Unternehmer. Sie werden unabhängig<br />

vom Alter des Unternehmens,<br />

der Branche oder der Unternehmensgröße<br />

ergriffen. Gerade im kleinen Mittelstand<br />

sind überdurchschnittlich viele digitale<br />

Innovatoren anzutreffen. Kein Wunder:<br />

Die erforderlichen Basistechnologien<br />

stehen heute der breiten Masse der Unternehmen<br />

zur Verfügung, ihr frühzeitiger<br />

Einsatz ist keine Kostenfrage.<br />

Cloud Computing<br />

Internet der Dinge<br />

Big Data<br />

3D-Drucker<br />

Industrie 4.0<br />

Crowd-Sourcing<br />

Share Economy<br />

31%<br />

0 10 20 30 40 28% 50 60 2% 70 80<br />

20%<br />

19%<br />

24%<br />

0 10 16% 20 1% 30 40 50 60 70 80<br />

15% 2%<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

1%<br />

1%<br />

8%<br />

7%<br />

Weitgehend etabliert haben sich bereits<br />

das Online-Marketing, mobiles Internet, digitale<br />

Dienstleistungen oder E-Commerce<br />

– die Technologien der 1990er-Jahre. Bei<br />

zukunftsweisenden Themen wie Industrie<br />

4.0 oder Cloud Computing zögert der Mittelstand<br />

dagegen noch. Das Schlagwort<br />

Industrie 4.0 etwa – derzeit in aller Munde<br />

und als vierte industrielle Revolution beschworen<br />

– weckt bisher nur bei 19 Prozent<br />

der Mittelständler Hoffnungen auf zukünftiges<br />

Unternehmenswachstum (siehe<br />

Grafiken links).<br />

W+M<br />

Quelle Schaubilder: Commerzbank AG, Illustration: freepics.com<br />

sich auch der hohe Investitionsbedarf aus<br />

– verursacht durch fehlende Standards<br />

und unsichere Erfolgsaussichten. Auch<br />

Sicherheitsrisiken beziehungsweise Datenschutzprobleme<br />

schrecken die Unternehmerschaft<br />

oft noch ab, so das Fazit<br />

der Unternehmensbefragung.<br />

Berliner Unternehmer als Trendsetter<br />

Bereits 15 Prozent der befragten Unternehmen<br />

bundesweit ziehen allerdings<br />

schon heute einen starken Nutzen aus<br />

der Digitalisierung (Ostdeutschland:<br />

zwölf Prozent). Diese technologischen<br />

Pioniere vernetzen ihre Wertschöpfungsketten,<br />

digitalisieren ihre Produktion und<br />

entwickeln neue Geschäftsmodelle. „Digitale<br />

Innovatoren reagieren auf enge<br />

Märkte und neue Nischenanbieter durch<br />

ein klares Bekenntnis zur Innovation. Auf<br />

dieser Basis entwickeln sie überdurchschnittlich<br />

häufig eine deutliche Wachstumsstrategie“,<br />

analysiert die Studie der<br />

Commerzbank.<br />

INITIATIVE<br />

UNTERNEHMERPERSPEKTIVEN<br />

UnternehmerPerspektiven ist eine Initiative<br />

der Commerzbank: Grundlage ist<br />

eine repräsentative Umfrage unter rund<br />

4.000 Führungskräften mittelständischer<br />

Unternehmen in Deutschland. Die<br />

vollständige aktuelle Studie sowie weitere<br />

Informationen zur Initiative finden<br />

Sie unter<br />

www.unternehmerperspektiven.de.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


12 | W+M LÄNDERREPORT<br />

WACHSTUMSFLÄCHEN AM<br />

POMMERNDREIECK IN VORPOMMERN<br />

Das Pommerndreieck bildet als Großgewerbestandort die ideale<br />

Ausgangsbasis nach Hamburg und Berlin, vor allem aber in den<br />

osteuropäischen, baltischen und skandinavischen Raum. Es gilt zu<br />

Recht als Drehscheibe in den Ostseeraum. Von Karl Kuba<br />

Willkommen auf Deutschlands<br />

Sonnendeck“, so empfängt<br />

Rolf Kammann, Geschäftsführer<br />

der Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern,<br />

Investoren und Unternehmer in<br />

der Region Deutschlands mit der höchsten<br />

Sonnenscheindauer. Doch nicht nur viele<br />

Sonnentage können Investoren erwarten.<br />

„Wir haben reichlich Flächen, die beste Anbindung<br />

an den gesamten Ostseeraum, ein<br />

ausgezeichnetes Forschungs- und Entwicklungsklima,<br />

eine gute Infrastruktur<br />

und hervorragende Fördermöglichkeiten.“<br />

Speziell der Großgewerbestandort Pommerndreieck<br />

bietet Unternehmen aus der<br />

Logistik, Lager- und Transportbranche,<br />

aber auch produzierenden Betrieben sehr<br />

gute Perspektiven. Direkt an der Autobahn<br />

A20 und dem vierspurigen Zubringer B96<br />

zur Insel Rügen, eingebettet zwischen den<br />

traditionsreichen Hansestädten Stralsund<br />

und Greifswald, befindet sich das Industrie-<br />

und Gewerbegebiet mit einer verfügbaren<br />

Fläche von 138 Hektar, von denen<br />

15 Hektar voll erschlossen sind und weitere<br />

123 Hektar kurzfristig bebauungsfähig<br />

gestellt werden können. Die zentrale<br />

Lage und die schnelle Anbindung nach Berlin<br />

und Hamburg ermöglichen Logistikunternehmen<br />

und Güterverteilzentren eine<br />

„Just in Time“-Betreuung sowie den kosteneffizienten<br />

und schnellen Transport zu<br />

Wirtschaftsfördergesellschaft<br />

Vorpommern mbH<br />

Rolf Kammann<br />

Brandteichstr. 20<br />

17489 Greifswald<br />

Tel.: 03834-550605<br />

Fax.: 03834-550551<br />

info@invest-in-vorpommern.de<br />

www.invest-in-vorpommern.de<br />

Der Großgewerbestandort Pommerndreieck<br />

in Vorpommern mit der Anschlussstelle zur<br />

Autobahn A20.<br />

den Absatzmärkten. Für Seefrachten bieten<br />

die Häfen in Rostock, Sassnitz, Stralsund<br />

sowie weitere kleine Häfen in Vorpommern<br />

beste Voraussetzungen für Umschlags-<br />

und Logistikaktivitäten.<br />

Das Pommerndreieck bietet nicht nur für<br />

Logistikunternehmen, sondern auch für<br />

Neuansiedlungen, etwa in den regionalen<br />

Schwerpunktbranchen Life Sciences, Lebensmittelindustrie<br />

und Metallbau, beste<br />

Voraussetzungen. Eine von Erfolg gekrönte<br />

Ansiedlung beweist die biosanica<br />

Manufaktur GmbH, welche seit 2013 dort<br />

produziert. Am alten Standort in Franken<br />

stieß man an Grenzen, so dass ein neuer<br />

Produktionsort gesucht wurde. „Schnell<br />

kristallisierte sich das Pommerndreieck<br />

als Idealstandort heraus mit einer perfekten<br />

Anbindung an die A20 und kurzen Wegen<br />

zu unseren Lieferanten im Alten Land<br />

bei Hamburg, auf Rügen und anderen Regionen<br />

in Mecklenburg-Vorpommern. Die<br />

Nähe zu unseren Kunden in Nordeuropa,<br />

zum Beispiel Dänemark, spielte natürlich<br />

auch eine wichtige Rolle bei der Standortwahl“,<br />

argumentiert Martin Nätscher von<br />

biosanica. Als führendes Unternehmen für<br />

Bio-Trockenfrüchte in Europa erweitert es<br />

schon ein Jahr nach der Betriebsaufnahme<br />

aktuell seine Kapazitäten und investiert<br />

Foto: WFG Vorpommern<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


MECKLENBURG-VORPOMMERN | 13<br />

Foto: WFG Vorpommern<br />

nochmals über drei Millionen Euro in Verarbeitungstechnologie<br />

und Lagerkapazitäten.<br />

Eine Ansiedlung am Verkehrsweg zu den<br />

touristischen Zentren auf Rügen und Usedom<br />

hat auch die Kaufhaus Martin Stolz<br />

GmbH vollzogen. Der erste Bauabschnitt<br />

für eine touristische Rastanlage wurde bereits<br />

abgeschlossen. Das neu entstandene<br />

Kaufhaus spricht gezielt Reisende und<br />

Touristen an. Später folgen noch ein Erlebnis-Rastplatz<br />

und ein Logistikzentrum,<br />

von dem neben der Belieferung der Filialen<br />

auch der Online-Handel des Unternehmens<br />

abgewickelt wird. „Der Standort<br />

Pommerndreieck ist ideal für unser Unternehmen,<br />

da wir hier unsere im Hamburger<br />

Hafen ankommenden Waren zwischenlagern<br />

und auf kurzem Weg zu unseren Filialen<br />

in Mecklenburg-Vorpommern ausliefern<br />

können“, so Jürgen Wirths, Prokurist<br />

des Unternehmens.<br />

Kaum eine Region bietet eine so hohe Arbeits-<br />

und Lebensqualität wie Vorpommern.<br />

Die Inseln Rügen und Usedom sowie<br />

die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst<br />

sind innerhalb kürzester Zeit erreichbar.<br />

Die Hansestädte Greifswald und Stralsund<br />

ziehen mit ihrem maritimen Flair und<br />

ihrer Fülle von Kultur- und Freizeitangeboten<br />

an. Zusätzlich locken günstiges Bauland<br />

und moderate Mietpreise. All das sind<br />

enorme Pluspunkte, wenn es darum geht,<br />

Menschen zum Leben und Arbeiten in dieser<br />

Region zu motivieren.<br />

Die Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern<br />

versteht sich als Dienstleister in allen<br />

Belangen, die Investoren interessieren<br />

Baufortschritt zur Errichtung einer touristischen Rastanlage.<br />

können: von der Standortsuche über Finanzierungs-<br />

und Förderfragen zur Personalrekrutierung<br />

bis hin zu den Genehmigungsfragen<br />

für Bauvorhaben. Eine Unterstützung,<br />

die auch Martin Nätscher zu schätzen<br />

weiß: „Nach der Standortentscheidung<br />

für Vorpommern galt es, einige Hindernisse<br />

zu überwinden. In diesen Momenten<br />

waren wir uns immer der Unterstützung<br />

der Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern<br />

sicher. Dort stand man stets an unserer<br />

Seite, zeigte Alternativen auf, motivierte<br />

und fand die richtigen Geschäfts- und Gesprächspartner<br />

für uns.“ W+M<br />

Foto: Clauss | made by WERK3.de<br />

Schnell ans Ziel<br />

auf Deutschlands Sonnendeck<br />

Pommerndreieck<br />

Perfekt für großflächige Industrie- und Gewerbeansiedlungen<br />

Ideal für Handel im Ostseeraum<br />

Direkt an der Autobahn 20<br />

Attraktive Förderkulisse für Investitionen<br />

Lebensqualität eines beliebten Urlaubslandes<br />

www.invest-in-vorpommern.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


14 | W+M LÄNDERREPORT SACHSEN<br />

VNG-Vorstandsvorsitzender<br />

Dr. Karsten Heuchert.<br />

Links: Hier hat der einzige<br />

Großkonzern mit Sitz im Osten<br />

seine Zentrale – die Leipziger<br />

Verbundnetz Gas AG (VNG).<br />

Doch das änderte sich vor einigen Monaten<br />

grundlegend. Denn erst übernahmen<br />

die Oldenburger Ende 2014 die 15,79<br />

Prozent, die die BASF-Tochter Wintershall<br />

bis dato an VNG hielt, und nun könnten<br />

auch noch jene 10,52 Prozent hinzukommen,<br />

mit denen der russische Staatskonzern<br />

Gazprom bei den Leipzigern im Boot<br />

sitzt. Doch die Russen, die zunächst wild<br />

entschlossen zum Verkauf ihrer VNG-Anteile<br />

schienen – als Gründe nannten sie die<br />

politische Großwetterlage sowie „fehlende<br />

Einflussmöglichkeiten“ bei der Leitung<br />

von VNG – schwanken nun doch plötzlich:<br />

Verkaufen sie ihre Aktien für rund 200 Millionen<br />

Euro nach Oldenburg? Oder behalten<br />

sie den Fuß in der Tür?<br />

LETZTE SCHLACHT UM VNG<br />

Nachdem schon alle Zeichen darauf hindeuteten, dass<br />

ein norddeutsches Energieunternehmen den einzigen<br />

ostdeutschen Großkonzern schluckt, sind die Chancen für eine<br />

Mehrheitsübernahme durch die Messestadt Leipzig plötzlich<br />

wieder gestiegen. Von Harald Lachmann<br />

Es geht mal wieder um den umsatzstärksten<br />

Konzern Ost, die Verbundnetz<br />

Gas AG (VNG) in Leipzig. Denn<br />

der drittgrößte deutsche Erdgasimporteur<br />

ist recht profitabel. Er fördert, transportiert,<br />

speichert und handelt mit Gas, das<br />

aus Russland und Norwegen kommt. Über<br />

ein eigenes Netz versorgt man vor allem<br />

ostdeutsche Stadtwerke aber auch Regionalversorger<br />

und Industrieunternehmen in<br />

14 weiteren Ländern. So erlöst VNG jährlich<br />

zehn Milliarden Euro, bietet 1.400 gut<br />

bezahlte Jobs, überweist Jahr für Jahr um<br />

die 15 Millionen Euro Gewerbesteuer ans<br />

Leipziger Rathaus und schüttet eine lohnende<br />

Dividende aus. Allein von 2013 zu<br />

2014 war der Gewinn von 89 Millionen auf<br />

184 Millionen Euro hochgeschnellt.<br />

All das weckt seit langem Begehrlichkeiten.<br />

Mehrere große Energiekonzerne<br />

West kamen deshalb schon in Versuchung,<br />

ihre Hände nach der Leipziger<br />

Gruppe auszustrecken, so die EnBW Energie<br />

Baden-Württemberg AG und der Oldenburger<br />

Energieversorger EWE. Letzterer<br />

ist bereits seit 2003 Hauptaktionär von<br />

VNG, hielt lange Zeit 47,9 Prozent der Anteile<br />

und wollte gern mehr. Als das lange<br />

misslang, trug sich EWE schon mit Verkaufsabsichten.<br />

Immerhin hatte erst vor zwei Jahren<br />

Gazprom-Vizepräsident Alexander Medwedew<br />

in Leipzig den „40. Jahrestag<br />

der russischen Erdgaslieferungen nach<br />

Deutschland“ gefeiert und mit VNG-<br />

Vorstandschef Karsten Heuchert auf die<br />

gemeinsame Zukunft angestoßen. Sollte<br />

Gazprom denn doch nicht verkaufen,<br />

bahnt sich indes ein anderer spannender<br />

Deal an – nun zugunsten Leipzigs sowie<br />

weiterer acht ostdeutscher Stadtwerke:<br />

Annaberg-Buchholz, Chemnitz, Dresden,<br />

Erfurt, Hoyerswerda, Neubrandenburg,<br />

Rostock und Lutherstadt Wittenberg.<br />

Sie halten über eine Beteiligungsgesellschaft<br />

gut ein Viertel an VNG. Und<br />

Gerüchten zufolge erwägt EWE nun, ihre<br />

vorerst 63,69 Prozent am einzigen ostdeutschen<br />

Großkonzern an die Leipziger<br />

Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft<br />

LVV zu verkaufen.<br />

Angeblich sind die Gespräche mit dem<br />

Leipziger Versorger „weit fortgeschritten“.<br />

Bis zur Sommerpause könnte die<br />

Übernahme organisiert sein, womit Leipzig<br />

mit seinen Ost-Partnern 89,48 Prozent<br />

der VNG-Aktien hielte. Als Verkaufspreis<br />

ist eine Summe zwischen einer und 1,5<br />

Milliarden Euro im Gespräch – die natürlich<br />

niemand in der Messestadt hat. Immerhin<br />

ist die größte sächsische Stadt<br />

selbst mit gut 700 Millionen Euro verschuldet.<br />

Doch um den prestigeträchtigen<br />

Konzernsitz auf jeden Fall an der Pleiße<br />

zu halten, strickte sie zuletzt recht erfolgreich<br />

an einer Milliardenofferte: Hierzu<br />

gewann man den australischen Finanzinvestor<br />

Macquarie, der bereit wäre, die<br />

Hälfte der Summe zu finanzieren. W+M<br />

Fotos: Harald Lachmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


LÄNDERREPORT MECKLENBURG-VORPOMMERN | 15<br />

STÖRTEBEKER-BIERE PUNKTEN<br />

MIT SORTENVIELFALT<br />

Fotos: Thomas Schwandt (oben), Störtebeker Braumanufaktur (unten)<br />

Stralsunds Bierbrauer segeln erfolgreich<br />

gegen den Wind. Während die<br />

Branche 2014 nach jahrelang rückläufigem<br />

Bierkonsum in Deutschland erstmals<br />

wieder ein leichtes Absatzplus von einem<br />

Prozent bejubelte, erzielten die Stralsunder<br />

im gleichen Jahr einen Rekordabsatz.<br />

Mit zweistelligem Wachstum. Bei<br />

einigen Bierspezialitäten verdoppelte sich<br />

der Absatz sogar.<br />

Auch steuern die Brauer vom Strelasund<br />

wider den Fusionstrend im Braugewerbe.<br />

Wenige Großkonzerne dominieren<br />

heutzutage<br />

den Markt und produzieren<br />

in industriellen Strukturen. Die<br />

Stralsunder Brauerei GmbH hingegen bekannte<br />

sich im Jahr 2011 auch im Firmennamen<br />

zur Tradition des handwerklichen Bierbrauens<br />

und benannte sich in Störtebeker<br />

Braumanufaktur GmbH um.<br />

Damit wurde eine neue Phase der Vermarktung<br />

und Produktvielfalt vor allem<br />

der starken Hausmarke „Störtebeker-<br />

Bier“ eingeleitet. Die Braumanufaktur<br />

schwenkte auf einen „Kurs abseits des<br />

Einheitsgeschmacks und der Gleichmacherei<br />

von Bier“, wie Geschäftsführer Jürgen<br />

Nordmann den Strategiewechsel beschreibt.<br />

Das Erfolgsgeheimnis der Störtebeker<br />

Braumanufaktur liege begründet<br />

in „besonderen Kreationen und handwerklicher<br />

Arbeit, gepaart mit einer originellen<br />

Markenstrategie“.<br />

Zur letzteren gehört es, alle eigenen<br />

Bierspezialitäten stringent<br />

an den maritim-regionalen<br />

Slogan „Störtebeker – das<br />

Bier der Gerechten“ anzulehnen.<br />

So wird neben dem klassischen<br />

norddeutschen Pilsener<br />

in Stralsund auch „Hanse-Porter“,<br />

„Atlantik-Ale“,<br />

„Bernstein-Weizen“ und alkoholfreies<br />

„Frei-Bier“ gebraut.<br />

Besondere Clous sind<br />

das torfige „Whisky-Bier“ und<br />

die große „Entdecker-Kiste“,<br />

die zehn verschiedene Störtebeker-Sorten<br />

enthält.<br />

Auf dem hart umkämpften deutschen<br />

Biermarkt stößt eine derart<br />

breite Palette an individuellen Bieren regional<br />

jedoch an Grenzen. Die Störtebeker-Crew<br />

verwendet daher viel Energie<br />

und Kreativität darauf, über moderne Vertriebswege<br />

und Genuss-Events das Bier<br />

vom Strelasund überregional bekannt zu<br />

machen. Mittlerweile werden die Biere<br />

unter dem Segel des legendären Ostsee-Piraten<br />

auch in Nordrhein-Westfalen,<br />

Die Störtebeker Braumanufaktur vereint<br />

traditionelle Braukunst mit modernen<br />

Vertriebs- und Marketing-Komponenten.<br />

Hessen, Sachsen und Thüringen vertrieben.<br />

Deutschlandweiten Absatz erfahren<br />

die Bierspezialitäten von der Küste<br />

über den hauseigenen Online-Shop. Ein<br />

auf dem Biermarkt verhältnismäßig junger<br />

Verkaufskanal. Dieser hat laut Brauerei-Inhaber<br />

Jürgen Nordmann die Produktionszahlen<br />

der Manufaktur spürbar<br />

aufwärts getrieben. Bierverkostungen,<br />

Biersommelier-Abende und Menüs mit<br />

Bierbegleitung sollen zusätzlich Kunden<br />

auf den Geschmack von „Hanse-Porter“<br />

und Co. bringen.<br />

Die stark gestiegene Nachfrage hat die<br />

Braumanufaktur veranlasst, für 14 Millionen<br />

Euro in neue Betriebsanlagen zu investieren.<br />

Im Herbst 2014 war Baustart.<br />

Es werden neue Gär- und Lagertanks am<br />

traditionellen Standort an der Greifswalder<br />

Chaussee errichtet und es entsteht<br />

ein neues Verpackungs- und Logistik-<br />

Zentrum.<br />

Die Geschichte des Brauens in Stralsund<br />

reicht bis in die Hansezeit zurück. Über den<br />

Hafen wurden Bierfässer bis nach Dänemark,<br />

Norwegen und England verschifft.<br />

In der jüngeren Historie litt die Qualität der<br />

Stralsunder Biere unter der starren DDR-<br />

Planwirtschaft. Doch der Ruf ist längst<br />

wieder aufpoliert. Davon zeugen auch etliche<br />

internationale Preise. So wurde beim<br />

World Beer Cup 2014 in den USA Störtebekers<br />

„Roggen-Weizen“ zum weltbesten<br />

dunklen Weizenbier gekürt.<br />

Thomas Schwandt<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


16 | W+M SERIE<br />

Brandenburg profitiert<br />

von der Renaissance<br />

<br />

der Industrie<br />

Innovative Industriezweige, ein starker Mittelstand und eine<br />

spürbar gestiegene Lebensqualität – das macht das Gesicht<br />

des Wirtschaftsstandortes Brandenburg heute aus. Es ist<br />

das Ergebnis eines durchaus schmerzhaften, letztlich aber<br />

erfolgreichen Wandels in den zweieinhalb Jahrzehnten seit<br />

der deutschen Einheit. Von Karsten Hintzmann<br />

Industrieller Kern im Osten Brandenburgs:<br />

ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt.<br />

Luftschiffproduktion von Cargolifter in<br />

Brand, den Lausitzring oder den Erhalt<br />

des Chipstandortes in Frankfurt (Oder)<br />

unterstützte die Landesregierung. All das<br />

eher ohne Fortune.<br />

Die Tatsache, dass die märkische<br />

Wirtschaft von einer aufstrebenden<br />

Industrie in diversen Branchen<br />

profitiert, überrascht nicht. Denn<br />

das Land blickt auf eine lange Industrietradition<br />

zurück. 1801 kam in Rathenow die<br />

erste Vielschleifmaschine für die Herstellung<br />

von Brillen zum Einsatz, 1867 startete<br />

die Massenproduktion von Papptellern<br />

in Luckenwalde, ab 1900 baute man in<br />

Wildau Schwartzkopff-Lokomotiven, 1904<br />

entwickelten Tüftler die Thermoskanne,<br />

1931 erfolgte der Start der Massenproduktion<br />

des Hellschreibers – des ersten<br />

alltagstauglichen Faxgeräts, 1935 wurde<br />

das Opelwerk errichtet. Von 1950 bis<br />

1990 beschäftigte die EKO Stahl GmbH<br />

(heute ArcelorMittal Eisenhüttenstadt)<br />

6.000 Menschen. Bereits 1725 wurde<br />

das Lauchhammer-Werk – seit 1948 die<br />

TAKRAF GmbH – gegründet. Die Leistungen<br />

des Unternehmens reichen von der<br />

Herstellung von Verkehrsbauten, über den<br />

Kranbau bis hin zum weltgrößten Schaufelradbagger.<br />

Seit 1964 ist TAKRAF eine<br />

weltweit anerkannte Marke.<br />

Vor 25 Jahren kam es zunächst zu einer<br />

industriellen Vollbremsung. Die sozialistische<br />

Planwirtschaft hatte ausgedient,<br />

Kombinate und Volkseigene Betriebe<br />

wurden abgewickelt, geschlossen oder<br />

fielen als Konkursmasse an die Treuhandanstalt.<br />

Mit unübersehbaren Folgen: die<br />

Arbeitslosenquote kletterte auf bis zu<br />

18,8 Prozent, zeitweise suchten mehr<br />

als 250.000 Menschen einen Job. Fast<br />

schon verzweifelt versuchte die Potsdamer<br />

Politik gegenzusteuern. Alle Projekte,<br />

die nur halbwegs Erfolg versprachen,<br />

wurden mit der „Gießkanne“ gefördert.<br />

Auch Großprojekte, wie die futuristische<br />

Schließlich steuerte man um – die „Gießkanne“<br />

hatte ausgedient, fortan förderte<br />

man das Wachstum industrieller Kerne<br />

mit Zukunftsperspektive. Und zwar nicht<br />

nur im Berliner Speckgürtel, sondern dezentral<br />

auch in den berlinfernen Regionen<br />

des Landes. Dieser Strategiewechsel unter<br />

dem Motto „Stärken stärken“ – verbunden<br />

mit der Renaissance der Industrie<br />

– brachte den Erfolg.<br />

Heute hat sich Brandenburg zu einem<br />

modernen Standort der innovativen Industrien<br />

mit hoher internationaler Attraktivität<br />

entwickelt – dreimal in Folge<br />

ausgezeichnet als dynamischste Wirtschaftsregion<br />

Deutschlands. Übersetzt<br />

bedeutet das Motto „Stärken stärken“,<br />

dass die Landespolitik die Wirtschaftsförderung<br />

nunmehr regional auf die 15<br />

stärksten Wachstumskerne und sek-<br />

Foto: ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


BRANDENBURG | 17<br />

Foto unten: ZAB, Quelle Schaubild: Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg<br />

toral auf die Erfolg versprechendsten<br />

Branchen fokussiert, wie etwa auf die<br />

Bereiche Automotive, Luftfahrt, Ernährungswirtschaft,<br />

Metall, Kunststoffe und<br />

Chemie oder Energietechnik. Die Konzentration<br />

auf insgesamt neun Wachstums-<br />

Cluster zahlt sich aus – für die Unternehmen,<br />

die Beschäftigten und das ganze<br />

Land.<br />

Wirtschaftsförderung aus einer Hand – durch ZAB und ILB.<br />

BRANDENBURGS WIRTSCHAFTSMINISTER<br />

SEIT 1990<br />

Name<br />

burger Seehafenhinterlandverkehr oder<br />

nutzen, wie die Lausitzstadt Forst mit der<br />

Zollabfertigung direkt am Standort an der<br />

deutsch-polnischen Grenze, den günstigen<br />

Marktzugang nach Mittelund<br />

Osteuropa. Lagen Brandenburg<br />

und Berlin vor zehn Jahren<br />

noch im Mittelfeld der deutschen<br />

Logistikregionen, zählen sie aktuell<br />

zu den Top-Standorten.<br />

Experten attestieren der Brandenburger<br />

Wirtschaft heute,<br />

den Wandel hin zu einer wettbewerbsfähigen<br />

sozialen Marktwirtschaft<br />

gemeistert zu haben. Allerdings<br />

ist der Aufholprozess im<br />

Vergleich zu den alten Bundesländern<br />

unverändert im Gange<br />

und wird wohl auch mittelfristig<br />

noch nicht abgeschlossen sein.<br />

Aber die Zahlen zeigen einen klaren<br />

Aufwärtstrend: Die Arbeitslosenquote<br />

liegt nunmehr bei unter<br />

zehn Prozent, die Arbeitsproduktivität<br />

beträgt im Vergleich zu<br />

den alten Ländern bereits knapp<br />

84 Prozent, in Sachen Wohlstand<br />

erreicht Brandenburg knapp 71<br />

Prozent des bundesdeutschen<br />

Durchschnitts.<br />

Die Weichen für eine Fortsetzung<br />

des Aufschwungs sind gestellt.<br />

Brandenburg bietet beste Standortbedingungen<br />

für Unternehmen<br />

– gut ausgebaute Verkehrswege,<br />

Industrie- und Gewerbeflä-<br />

Amtszeit<br />

Karl Walter Hirche (FDP) 1990–1994<br />

Burkhard Dreher (SPD) 1994–1999<br />

Wolfgang Fürniß (CDU) 1999–2002<br />

Ulrich Junghanns (CDU) 2002–2010<br />

Ralf Christoffers (Linke) 2010–2014<br />

Albrecht Gerber (SPD) seit 11/ 2014<br />

Leitet heute Brandenburgs<br />

Wirtschaftsministerium:<br />

Albrecht Gerber.<br />

Diese positive industrielle Entwicklung<br />

wirkt wie ein Beschleuniger, der flankierende<br />

Branchen mitreißt. So erlebt Brandenburg<br />

dank des Industriewachstums<br />

und der günstigen geostrategischen Lage<br />

seit mehreren Jahren auch einen Logistik-Boom.<br />

Vor allem die Güterverkehrszentren<br />

rund um Berlin sowie direkt an<br />

der polnischen Grenze in Frankfurt (Oder)<br />

brummen. Neue Standorte, wie der Elbehafen<br />

Wittenberge, profitieren vom Hamchen<br />

in allen Lagen und zu vernünftigen<br />

Konditionen, qualifizierte und erfahrene<br />

Facharbeiter. Hinzu kommt ein umfassender<br />

Unternehmensservice: Als erstes<br />

Bundesland bietet Brandenburg ein komplettes<br />

Beratungspaket zu Wirtschaft und<br />

Arbeit aus einer Hand. Das Land hat diese<br />

Kompetenzen bei der Wirtschaftsfördergesellschaft<br />

ZukunftsAgentur Brandenburg<br />

(ZAB) und der Förderbank ILB<br />

gebündelt. Gemeinsam bilden sie Brandenburgs<br />

One-Stop-Agency für Wirtschaft<br />

und Arbeit. Durch diese Verzahnung<br />

erhalten potenzielle Investoren einen<br />

zügigen Zugang zu maßgeschneiderten<br />

Förderprogrammen, die aus Töpfen<br />

der EU, des Bundes und des Landes gespeist<br />

und von der ILB federführend koordiniert<br />

werden.<br />

Ausgerüstet mit vielfältigen Investorenbetreuungsinstrumenten<br />

vermeldeten<br />

ZAB und ILB in den zurückliegenden Jahren<br />

stets positive Zwischenbilanzen. Allein<br />

im Jahr 2014 unterstützte die ZAB<br />

114 nationale und internationale Ansiedlungsprojekte,<br />

310 Innovationsprojekte<br />

sowie 63 technologieorientierte Existenzgründungen.<br />

Damit verbunden waren<br />

3.032 neue Arbeitsplätze und ein Investitionsvolumen<br />

von 824 Millionen Euro.<br />

Im Vergleich zum Jahr 2013 verdoppelte<br />

sich die Gesamtsumme der Investitionen.<br />

Insgesamt betreute die Wirtschaftsförderung<br />

des Landes Brandenburg, für<br />

die seit 14 Jahren die ZAB zuständig ist,<br />

in den zurückliegenden 25 Jahren rund<br />

6.000 Ansiedlungsprojekte. W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


Vom Schwermetall<br />

zur Hochtechnologie<br />

Die Stadt Wildau mit ihrem Technologiepark und der Technischen<br />

Hochschule zählt zu den wichtigsten Wirtschaftsstandorten<br />

Brandenburgs. Bekannt geworden durch die Dampflokomotiven der<br />

Firma Schwartzkopff, als Rüstungsschmiede 1945 am Boden und als<br />

Zentrum des DDR-Schwermaschinenbaus wiederaufgebaut, musste<br />

sich der Standort nach 1990 neu erfinden. Von Tomas Morgenstern<br />

Zentrum für Luft- und Raumfahrt Schönefelder<br />

Kreuz in Wildau.<br />

Wildau, erst seit 2013 Stadt, ist<br />

eine Schöpfung des Industriezeitalters,<br />

bis heute geprägt<br />

von den Klinkerbauten der ab 1898 für<br />

die Arbeiter der Lokomotivfabrik gebauten<br />

Schwartzkopff-Siedlung. Stärkster Trumpf<br />

der Stadt, in der rund 10.000 Menschen<br />

leben, ist die verkehrsgünstige Lage am<br />

südlichen Berliner Autobahnring A10,<br />

knapp 15 Kilometer entfernt vom neuen<br />

Hauptstadtflughafen BER. Zudem<br />

hat sie Anschluss an die<br />

Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

Dahme-Spreewald:<br />

Gerhard Janßen.<br />

Fernbahn und an<br />

die Berliner S-Bahn.<br />

An der Dahme betreibt<br />

Wildau gemeinsam<br />

mit Königs Wusterhausen<br />

den größten Binnenhafen<br />

des Landes. Die beiden Städte<br />

und die Gemeinde Schönefeld bilden den<br />

Regionalen Wachstumskern „Schönefelder<br />

Kreuz“.<br />

Das Herz der Wildauer Wirtschaft schlägt<br />

im Technologiepark mit den Luft- und<br />

Raumfahrtzentren, dem Technologieund<br />

Gründerzentrum und der Technischen<br />

Hochschule. Rund 1.000 Betriebe<br />

sind in der Stadt ansässig – ein Mix<br />

aus Hightech, Forschung und Entwicklung,<br />

Gewerbe sowie klassischer Industrie.<br />

Das A10 Center an der Autobahn ist<br />

das größte Einkaufszentrum der Region.<br />

„Der Wirtschaftsstandort Wildau hat sich<br />

in den vergangenen 20 Jahren modernisiert,<br />

deutlich breiter aufgestellt und er<br />

hat wieder internationales Spitzenniveau<br />

erreicht“, sagt Bürgermeister Uwe Malich<br />

(DIE LINKE).<br />

1899 waren die Äcker des Gutes<br />

Wildau am Rande der Gemeinde<br />

Hoherlehme erste<br />

Wahl für die Erweiterung<br />

der „Berliner Maschinenbau<br />

Actien Gesellschaft<br />

BMAG, vormals Louis<br />

Schwartzkopff“. Vor den<br />

Toren der Hauptstadt, an<br />

der Eisenbahnlinie Berlin–Görlitz<br />

und an der Dahme<br />

baute die BMAG eine neue<br />

Lokomotivfabrik, später eine der<br />

größten Deutschlands. Bald folgten der<br />

Schwermaschinenbau, die Chemie- und<br />

Elektroindustrie. In beiden Weltkriegen,<br />

vor allem aber nach Hitlers Machtantritt<br />

produzierte man in Wildau Rüstungsgüter.<br />

In den 1940er Jahren liefen hunderte<br />

„Kriegslokomotiven“ sowie Rümpfe<br />

für Junkers-Bomber vom Band. Bis zu<br />

10.000 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter<br />

mussten in und um Wildau in der<br />

Rüstungswirtschaft schuften.<br />

Alliierte Bomben und die Kämpfe im April<br />

1945 richteten schwere Schäden an. Intakte<br />

Maschinen ließ die sowjetische Militäradministration<br />

(SMAD) nach dem Sieg<br />

der Roten Armee als Reparationsleistung<br />

demontieren.<br />

Im Februar 1949 wurde in maroden<br />

Fabrikhallen der LOWA-Lokomotivbau<br />

Wildau VEB – LOWA stand für Lokomotiv-<br />

und Waggonbau – gegründet. Dieser<br />

reparierte zunächst Eisenbahnwaggons,<br />

baute Maschinen und Ausrüstungen. Eine<br />

Betriebsschule bildete ab 1949 Ingenieure<br />

aus. 1950 verfügte die SMAD die Einstellung<br />

des Lokomotivbaus, der in ABUS<br />

umbenannte Betrieb sollte nun Ausrüstungen<br />

für Bergbau und Schwerindustrie<br />

herstellen. Ab 1952 schließlich als VEB<br />

Schwermaschinenbau „Heinrich Rau“ und<br />

seit 1969 unter dem Dach des Schwermaschinenbaukombinats<br />

„Ernst Thälmann“<br />

(SKET) erlangte das Werk auch außerhalb<br />

der DDR Bekanntheit. Damals fertigten<br />

3.500 Mitarbeiter in Wildau Kurbelwellen<br />

für Schiffsdieselmotoren, Wälzlager, Maschinen<br />

für die Rohrproduktion. Im Konsumgüterprogramm<br />

kamen irgendwann<br />

auch Lautsprecherboxen, Werkzeuge und<br />

Gartenbänke aus Wildau.<br />

Das Ende der DDR bedeutete auch das<br />

Ende für die Kombinate. Am 1. Juli 1990<br />

wurde die Schwermaschinenbau AG<br />

Wildau (SMB) als hundertprozentiges<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


SERIE BRANDENBURG | 19<br />

Tochterunternehmen der Treuhandgesellschaft<br />

gegründet. Ende 1993 hatte sie nur<br />

noch 700 Mitarbeiter.<br />

Im August 1994 markierte die Ausgründung<br />

der Wildauer Kurbelwellen GmbH einen<br />

Neubeginn. Mit Spitzenleistungen im<br />

Bereich Metallverarbeitung/Maschinenund<br />

Anlagenbau behaupten sich heute<br />

auch Firmen wie die Wildauer Schmiedewerke<br />

GmbH, die SMB Sondermaschinenbau<br />

GmbH und die SMB Schwermechanik<br />

Wildau GmbH am Markt.<br />

Anknüpfend an die Ingenieurschule<br />

wurde im Oktober 1991 die Technische<br />

Hochschule Wildau gegründet. Mit ihrer<br />

Praxisnähe und der Verbindung von Lehre<br />

und Forschung setzt sie bundesweit<br />

Maßstäbe. Im neuen Campus auf dem<br />

ehemaligen Schwartzkopff-Werksgelände<br />

studieren heute 4.400 Studenten in<br />

28 Studiengängen. Im Forschungsbereich<br />

gelang es, Bundesministerien oder<br />

etwa die Fraunhofer-Einrichtung für Angewandte<br />

Polymerforschung als Kooperationspartner<br />

zu gewinnen.<br />

Viele der Firmen aus den Bereichen Luftfahrt,<br />

Anlagentechnik, Software und Kommunikation<br />

sowie Services repräsentieren<br />

Weltniveau. Gemanagt durch die kreiseigene<br />

Wirtschaftsfördergesellschaft (WFG)<br />

Dahme-Spreewald, wurden im Technologiepark<br />

allein aus diesen vier Bereichen rund<br />

60 Firmen mit zusammen mehr als 500 Mitarbeitern<br />

versammelt. Seit 2010 kamen 50<br />

neue Technologieunternehmen, beispielsweise<br />

aus der Energie- und Gesundheitstechnik,<br />

hinzu. WFG-Geschäftsführer Gerhard<br />

Janßen betont: „Zentrales Ansiedlungsthema<br />

ist die Luftfahrt.“ Die Luft- und<br />

Raumfahrtindustrie hat längst ihre alte Wiege<br />

in der Region Berlin-Brandenburg zurückerobert.<br />

Bereits seit 2002 hat die AneCom Aero-<br />

Test GmbH ihren Sitz im Technologiezentrum<br />

Luft- und Raumfahrt. Das Unternehmen<br />

hat sich als Dienstleister des expandierenden<br />

Triebwerksherstellers Rolls-Royce<br />

in Dahlewitz (Teltow-Fläming) etabliert.<br />

Man habe am Standort Wildau schlicht die<br />

passende Infrastruktur vorgefunden und<br />

sei durch Politik und Wirtschaftsförderung<br />

stets unterstützt worden, betont Managing<br />

Director Edmund Ahlers. Zudem schätze er<br />

die Nähe zur TH Wildau und zum künftigen<br />

Flughafen BER, das attraktive Wohnumfeld<br />

und auch die Verkehrsanbindung an Berlin.<br />

Der Technologiepark hat seine Kapazitätsgrenze<br />

erreicht. Längst arbeitet die WFG<br />

gemeinsam mit den Städten Wildau und<br />

Königs Wusterhausen an der Erweiterung.<br />

Ein Stufenplan sieht mehrere Standorte<br />

am Funkerberg in Königs Wusterhausen<br />

vor. Der erste Bauabschnitt zwischen Autobahn<br />

und B179 könnte aus Sicht der Stadt<br />

ab 2016 erschlossen und parallel vermarktet<br />

werden. Im Jahr 2035 sollen im künftigen<br />

Technologiepark Wildau-Königs Wusterhausen<br />

um den Funkerberg 150 Hightech-Firmen<br />

mit 3.000 hochwertigen Arbeitsplätzen<br />

angesiedelt sein. <br />

W+M<br />

Zentrum für Luft- & Raumfahrt / Technologiezentrum Wildau<br />

Der Standort für Technologieunternehmen im Flughafenumfeld<br />

Bereits 60 Unternehmen aus den Bereichen Luftfahrttechnik, Engineering, Informations- und<br />

Kommunikationstechnik sowie der Servicebranche nutzen den Standort in Nähe der TH Wildau mit direktem<br />

S-Bahn- und Autobahnanschluss sowie 10 minütiger Fahrzeit zum Flughafen BER.<br />

Mietflächen auf einen Blick:<br />

5.300 m² integrierte Hallen- und Bürofläche (ZLR I BT II)<br />

160 bis 800 m² Bürofläche (ZLR I und III)<br />

700 bis 2.000 m² Hallenfläche (ZLR III)<br />

Einraumbüros von ca. 20 m² (TGZ)<br />

Kontakt:<br />

Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

Dahme-Spreewald mbH / Zentrum für Luft und Raumfahrt<br />

Freiheitstraße 120 A, 15745 Wildau<br />

Tel. 03375-52 38-0, info@zlur.de, www.zlur.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


20 | W+M SERIE<br />

„JEDER EURO FÜR DIE BILDUNG IST<br />

GUT ANGELEGTES GELD FÜR DEN<br />

WIRTSCHAFTSSTANDORT“<br />

W+M-Interview mit Dietmar Woidke (SPD),<br />

Ministerpräsident von Brandenburg<br />

W+M: Wie steht es heute, im 25. Jahr<br />

der deutschen Einheit, um die Wirtschaft<br />

Brandenburgs?<br />

Dietmar Woidke: Nach den schweren<br />

1990er Jahren sind wir heute aus<br />

den größten Schwierigkeiten raus. Wir<br />

müssen in der Wirtschaftspolitik nicht<br />

mehr nur reagieren, sondern können immer<br />

besser agieren. Und das liegt daran,<br />

dass das Land Brandenburg von<br />

Anfang an auf aktive Industriepolitik<br />

gesetzt hat. Es gibt allerdings keinen<br />

Grund, sich zurückzulehnen. Wir sind<br />

gefordert, für die Menschen eine Perspektive<br />

im Land zu sichern. Dabei sollten<br />

wir uns immer daran erinnern, woher<br />

der Wohlstand kommt – aus starken<br />

Großindustriebetrieben und aus einem<br />

starken Mittelstand.<br />

W+M: Welche speziellen Stärken zeichnen<br />

den märkischen Mittelstand aus?<br />

Dietmar Woidke: Große Industriebetriebe<br />

sind die Basis für den Mittelstand, und<br />

viele Unternehmen sind direkt und indirekt<br />

auf sie angewiesen. Es ist von großem<br />

Vorteil, dass der brandenburgische<br />

Mittelstand sehr breit aufgestellt ist und<br />

gemeinsam mit dem Handwerk die meisten<br />

Arbeitsplätze im Land schafft. Denken<br />

Sie daran: Aufgrund der vielfältigen<br />

Struktur des Mittelstandes waren wir von<br />

den globalen Krisen nicht so sehr betroffen<br />

wie andere Bundesländer.<br />

W+M: Wo sehen Sie – wirtschaftspolitisch<br />

betrachtet – aktuell die größten Probleme<br />

in Ihrem Land?<br />

Dietmar Woidke: Wichtig sind mir hier<br />

besonders drei Themen. Erstens die Internationalisierung.<br />

Es geht um die Frage,<br />

wie wir im internationalen Wettbewerb<br />

mithalten und damit auch unabhängiger<br />

von heimischen Märkten werden<br />

können. Das geht einher mit der Innovationskraft,<br />

der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Unternehmen.<br />

Hier wächst der Druck angesichts<br />

von Industrie 4.0. Daran wird<br />

der Mittelstand nicht vorbeikommen.<br />

Viele sind da auf einem guten<br />

Weg. Vor allem muss der Transfer<br />

von wissenschaftlichen Ergebnissen<br />

in die mittelständische Praxis<br />

möglichst reibungslos vollzogen<br />

werden. Es ist sicher ein Standortnachteil,<br />

dass wir nicht über große<br />

industrielle Forschungseinrichtungen<br />

verfügen. Aber dafür haben<br />

wir ein dichtes Netz an Forschungseinrichtungen<br />

aus staatlich<br />

geförderten Einrichtungen und Universitäten.<br />

Mit der BTU Cottbus-<br />

Senftenberg oder der Technischen<br />

Hochschule Wildau verfügen wir<br />

über große Potenziale. Die Wissenschaft<br />

muss noch enger mit<br />

der Praxis verzahnt werden. Dafür<br />

gibt es vielfältige Anstrengungen.<br />

Und damit sind wir bei meinem<br />

dritten Schwerpunkt: der Nachwuchsgewinnung.<br />

Jugendliche mit Fachoberschulreife<br />

können in einigen Berufen einen<br />

Ausbildungsvertrag abschließen und<br />

gleichzeitig mit der Berufsausbildung die<br />

Fachhochschulreife in einem integrierten<br />

Bildungsgang erwerben. Wir wollen außerdem<br />

die duale Ausbildung aufwerten.<br />

Die akademische und berufliche Bildung<br />

dürfen nicht als konkurrierende Systeme<br />

verstanden werden, sondern als sich ergänzende,<br />

deren Durchlässigkeit wir verbessern<br />

wollen. Damit kommen wir vielen<br />

Jugendlichen entgegen. Mit einem<br />

breiteren Angebot an dualen Studienplätzen<br />

schaffen wir Perspektiven für junge<br />

Menschen, aber auch für die Unternehmen,<br />

die ihre Fachkräfte von früh an ent-<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


BRANDENBURG | 21<br />

wickeln. Jeder Euro, den wir in Bildung<br />

investieren, ist gut angelegtes Geld für<br />

den Wirtschaftsstandort. Gute Bildungspolitik<br />

ist Wirtschaftspolitik und übrigens<br />

auch Sozialpolitik.<br />

W+M: Was sind in Brandenburg die hoffnungsvollsten<br />

Wachstumsbranchen mit<br />

hohem Zukunftspotenzial?<br />

Dietmar Woidke: Im Jahr 2005 haben<br />

wir uns darauf geeinigt, keine Gießkannenförderung<br />

mehr vorzunehmen. Wir<br />

haben uns auf Schwerpunkte konzentriert,<br />

wo wir sicher sind, dass dieses<br />

Geld neue Arbeitsplätze und mehr Wirtschaftsstärke<br />

des Landes bewirkt. Die<br />

regionalen Wachstumskerne haben sich<br />

absolut bewährt. Alle haben sich gut entwickelt.<br />

Zusätzlich konzentrieren wir uns<br />

auf Cluster. Hier arbeiten wir eng mit Berlin<br />

in den Bereichen Energietechnik, Gesundheitswirtschaft,<br />

Medien- und Kreativwirtschaft,<br />

Optik und Verkehr zusammen.<br />

Ebenso erfolgreich ist die Arbeit<br />

in unseren Landesclustern Ernährungswirtschaft,<br />

Kunststoff/Chemie, Metall<br />

und Tourismus. Diese Schwerpunktsetzung<br />

hat sich für das Land und alle Regionen<br />

ausgezahlt.<br />

W+M: In den zurückliegenden 25 Jahren<br />

ging nicht alles gut, was die jeweiligen<br />

Landesregierungen wirtschaftspolitisch<br />

angepackt haben – erinnert sei hier an<br />

den Cargolifter, den Lausitzring oder den<br />

Großflughafen BER. Welche Lehren hat<br />

die Landesregierung aus den problematischen<br />

Großprojekten gezogen?<br />

komme. Solche Signale sind von großer<br />

Bedeutung. Der Lausitzring hat sich zwischenzeitlich<br />

als vierte große deutsche<br />

Rennstrecke etabliert. 2015 finden wieder<br />

die DTM sowie internationale Motorradmeisterschaften<br />

und verschiedene<br />

andere Rennen statt. Insgesamt bin<br />

ich zuversichtlich, dass hier auf gute Konzepte<br />

gesetzt wird.<br />

Der BER wiederum gehört in eine andere<br />

Kategorie. Neben Fehlern im politischen<br />

Bereich gibt es auch Dinge, die<br />

so nicht vorhersehbar waren. Ich nenne<br />

die überaus positive Entwicklung der<br />

Fluggastzahlen. Im Jahr 1998 gingen wir<br />

von einer Verdopplung der Fluggastzahlen<br />

auf 20 Millionen pro Jahr für den BER<br />

aus, was damals für heftige Landtagsdebatten<br />

sorgte. Diverse Gutachten sprachen<br />

sogar von einer rückläufigen Entwicklung.<br />

Heute haben wir in Berlin und<br />

Schönefeld bereits 27 Millionen Passagiere.<br />

Jeder Flughafenstandort wäre<br />

begeistert von einer solchen Entwicklung.<br />

Die Zuwachszahlen sind einmalig<br />

in Deutschland. Also haben wir es mit<br />

einem positiven Problem zu tun, das es<br />

zu lösen gilt.<br />

Alle drei Projekte, so unterschiedlich<br />

und kompliziert sie waren, haben<br />

zur Entwicklung der Wirtschaft in<br />

Brandenburg beigetragen. Übrigens:<br />

Tropical Islands ist mittlerweile<br />

ganz vorn bei den Urlaubszielen,<br />

die von Deutschlandbesuchern<br />

genannt werden.<br />

W+M: Die Braunkohle ist für Brandenburgs<br />

Wirtschaft und den Arbeitsmarkt<br />

wichtig. Was halten Sie von den Plänen<br />

des Bundeswirtschaftsministers, eine<br />

Zusatzsteuer für ältere Braunkohlekraftwerke,<br />

die es auch in Brandenburg gibt,<br />

einzuführen?<br />

Dietmar Woidke: Also ich halte von Sigmar<br />

Gabriel recht viel. Ich kenne ihn auch<br />

schon sehr lange. Von der Idee einer Zusatzsteuer<br />

für Braunkohlekraftwerke halte<br />

ich aber gar nichts. Das hängt damit<br />

zusammen, dass die damit verbundene<br />

Grundannahme aus meiner Sicht falsch<br />

ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir<br />

in Deutschland ein gutes Beispiel für andere<br />

Länder sind, wenn wir aus Klimaschutzgründen<br />

politisch gewollt Industriearbeitsplätze<br />

abschaffen. Und das ist<br />

der Kern dieses Vorschlags. Er kommt<br />

aus einem Verständnis, dass die deutsche<br />

Industrie unendlich belastbar ist,<br />

Dietmar Woidke: Aus jedem Fehler, den<br />

man macht, wird man schlauer, wenn<br />

man nicht ignorant ist. Betrachtet man<br />

die genannten Projekte, so sind sie doch<br />

sehr verschieden. Cargolifter haben wir<br />

unterstützt wie jede andere Unternehmensinvestition<br />

in der Wirtschaft. Denn<br />

letztlich war es eine privatwirtschaftliche<br />

Initiative, für die auch viele Privatinvestoren<br />

ihr Geld gaben. Also<br />

nicht vergleichbar mit einem Infrastrukturvorhaben<br />

wie dem Lausitzring.<br />

Hier war es zunächst<br />

ein Signal für die berlinfernere<br />

Region, aus der auch ich<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


22 | W+M SERIE BRANDENBURG<br />

Dietmar Woidke im Gespräch mit W+M-Herausgeber Frank Nehring.<br />

ZUR PERSON<br />

Dietmar Woidke wurde am 22. Oktober<br />

1961 in Naundorf bei Forst geboren.<br />

Er studierte Landwirtschaft und Tierproduktion<br />

an der Berliner Humboldt-<br />

Universität. In der Wendezeit arbeitete<br />

Woidke als wissenschaftlicher Assistent<br />

am Berliner Institut für Ernährungsphysiologie.<br />

1993 trat er in die SPD ein<br />

und gehört seit 1994 dem Brandenburger<br />

Landtag an. Er fungierte bereits als<br />

Landwirtschafts- und Innenminister.<br />

Seit dem 28. August 2013 ist Dietmar<br />

Woidke Ministerpräsident in Brandenburg.<br />

Er ist verheiratet und Vater einer<br />

Tochter.<br />

was ich nicht glaube. Deshalb geht es bei<br />

diesem Thema nicht nur um die Braunkohle<br />

und um die Energiewirtschaft, sondern<br />

um die Zukunft der deutschen Industrie<br />

als Erzeuger des Wohlstands in<br />

Deutschland.<br />

Zudem: Wir Ostdeutschen wissen, was<br />

Strukturbrüche bedeuten, was sie mit<br />

Regionen und Menschen machen. Dieser<br />

Vorschlag ist auch deshalb für uns<br />

nicht akzeptabel, weil er uns die Chance<br />

nimmt, einen perspektivisch sicher irgendwann<br />

nötigen Strukturbruch langfristig<br />

zu gestalten und sozial abzufedern.<br />

Das weiß der Bundeswirtschaftsminister.<br />

Aber wir sind dabei, eine Lösung zu<br />

finden, die nicht nur für die Braunkohlewirtschaft,<br />

sondern für die gesamte deutsche<br />

Industrie verträglich ist.<br />

W+M: Gibt es in Ihrem Land, in dem das<br />

Lohnniveau in vielen Bereichen eher niedrig<br />

ist, Anzeichen, dass der seit Anfang<br />

Januar 2015 geltende Mindestlohn Probleme<br />

in einzelnen Branchen bereitet?<br />

Dietmar Woidke: Negative Auswirkungen<br />

mit Blick auf den Arbeitsmarkt können<br />

wir gegenwärtig nicht feststellen.<br />

Ich bin sicher, dass er nicht zu einem Abbruch<br />

der Nachfrage nach Dienstleistungen<br />

führen wird. Vielmehr sorgt der Mindestlohn<br />

mit dafür, dass sich mehr Menschen<br />

wieder Dienstleistungen leisten<br />

können, weil sie selbst mehr verdienen.<br />

Der Mindestlohn ist aus meiner Sicht aus<br />

zwei weiteren Gründen wichtig: zum einen<br />

für die Fachkräftesicherung. Und für<br />

uns in Ostdeutschland ist von großer Bedeutung,<br />

dass wir den gleichen Mindestlohn<br />

wie in Westdeutschland haben.<br />

W+M: Muss die Sonderförderung Ost<br />

nach Ablauf des Solidarpaktes Ende 2019<br />

fortgesetzt werden?<br />

Dietmar Woidke: Der Solidarpakt läuft<br />

aus und es wird ihn in dieser Form nicht<br />

mehr geben. Was wir deshalb brauchen,<br />

ist Verlässlichkeit in Bezug auf die weitere<br />

finanzielle Basis, mit der wir rechnen<br />

können. Die Ostländer haben einen Aufholprozess<br />

hinter sich, wir sind aber noch<br />

nicht auf Augenhöhe. Wir sind auf einem<br />

guten Weg, aber wir brauchen noch einige<br />

Jahre, um das westdeutsche Niveau,<br />

beispielsweise bei Steuereinnahmen,<br />

Wirtschaftskraft und Bruttosozialprodukt<br />

zu erreichen. Das heutige System<br />

hat sich bewährt. Es belohnt die starken<br />

Länder und hilft den schwächeren, übrigens<br />

auch in Westdeutschland. Ich bin<br />

optimistisch, dass wir zu einer guten Lösung<br />

kommen und vertraue darauf, dass<br />

wir auf der Basis des bestehenden Länderfinanzausgleichs<br />

ein besseres System<br />

finden. Etwas Schlechteres werden<br />

wir nicht akzeptieren. Und das kann ich<br />

für alle ostdeutschen Ministerpräsidenten<br />

sagen.<br />

W+M: Gibt es ein besonderes Verhältnis<br />

zwischen den ostdeutschen Ministerpräsidenten?<br />

Dietmar Woidke: Wir sind uns so sehr einig,<br />

dass wir fast untergehakt in Pressekonferenzen<br />

gehen könnten. Das hängt<br />

einfach damit zusammen, dass wir gleiche<br />

Erfahrungen, dieselben Dinge durchgemacht<br />

haben, und mit denselben Problemen<br />

konfrontiert sind. Daher braucht<br />

es oft nicht vieler Worte.<br />

W+M: Verraten Sie uns Ihre Gedanken,<br />

wenn Sie in einer ruhigen Minute darüber<br />

nachdenken, welchen Weg der Mensch<br />

Dietmar Woidke im zurückliegenden Vierteljahrhundert<br />

gegangen ist?<br />

Dietmar Woidke: Man steht jeden Tag<br />

vor neuen Herausforderungen und ist<br />

mehr mit dem Blick nach vorn beschäftigt.<br />

Aber wenn ich zurückschaue, dann<br />

macht es mich unheimlich stolz, dass ich<br />

Ministerpräsident eines Landes sein darf,<br />

das so starke Menschen hat. Die es geschafft<br />

haben, nach den vielen schwierigen<br />

Jahren das Land so weit voranzubringen<br />

und so modern, attraktiv und selbstbewusst<br />

zu machen, wie es Brandenburg<br />

heute ist.<br />

<br />

Interview: Frank Nehring<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


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24 | W+M SERIE<br />

MEHR ALS NUR BRAUNKOHLE<br />

Die Planspiele der Bundesregierung, ältere Kohlekraftwerke mit einer<br />

Klimaschutzabgabe zu belegen, sorgen für Entrüstung im Lausitzer<br />

Revier. Denn noch hängen in Brandenburg rund 10.000 Arbeitsplätze<br />

an der Braunkohle. Doch längst profiliert sich das Land auch jenseits<br />

der Kohle als Energiestandort. Von Matthias Salm<br />

Es herrscht gleich doppelt Unruhe in<br />

der Lausitz: Zunächst verunsicherte<br />

der schwedische Energiekonzern<br />

Vattenfall Ende letzten Jahres seine Beschäftigten<br />

in Brandenburg – es sind rund<br />

5.500 – mit Erwägungen, seine deutsche<br />

Braunkohlesparte zu verkaufen. Dann<br />

nahm die Bundesregierung ältere Kohlekraftwerke<br />

als letzte Reserve im Kampf<br />

für einen besseren Klimaschutz ins Visier.<br />

Eine Klimaabgabe für über 20 Jahre<br />

alte Kohlekraftwerke soll demnach fällig<br />

werden, wenn diese bei ihren Emissionen<br />

ein bestimmtes Kohlendioxid-Limit<br />

überschreiten.<br />

Garantieren die Tagebaue doch vor allem<br />

auch eins: Arbeitsplätze. Laut Potsdamer<br />

Wirtschaftsministerium zählt die Braunkohleindustrie<br />

im Jahr 2015 9.270 direkt<br />

und indirekt Beschäftigte. Für das Jahr<br />

2025 werden gar 10.360 Beschäftigte<br />

prognostiziert – die Erschließung weiterer<br />

Tagebaue in der Region steht schließlich<br />

nach wie vor auf der Tagesordnung. Dass<br />

die Pläne, Kohlekraftwerke wie Jänschwalde<br />

oder Schwarze Pumpe mit zusätzlichen<br />

Abgaben zu belasten, nun überprüft werden,<br />

dürfte die aufgebrachte Stimmung<br />

nur kurzzeitig besänftigen.<br />

Gegen das Festhalten des Landes am fossilen<br />

Energieträger Braunkohle bringen<br />

sich regelmäßig Kritiker in Stellung. Brandenburgs<br />

Wirtschaftsminister Albrecht<br />

Gerber hielt deshalb jüngst bei einem Besuch<br />

des Vattenfall-Konzerns in Cottbus<br />

dagegen: „Brandenburg lebt die Energiewende<br />

seit Jahren.“ Für diese Feststellung<br />

hat Gerber gute Argumente. So ist<br />

das Land bei der Nutzung der Windenergie<br />

bereits an die zweite Stelle unter den<br />

Bundesländern vorgerückt. Nur Niedersachsen<br />

wies 2014 laut einer Erhebung<br />

im Auftrag des Bundesverbands Windenergie<br />

eine höhere installierte Gesamtleistung<br />

auf.<br />

Auch bei der Entwicklung von Speichertechnologien<br />

sieht sich das Land in einer<br />

Vorreiterrolle: So betreibt die Enertrag AG<br />

in Prenzlau das weltweit erste Wasserstoff-Wind-Biogas-Hybridkraftwerk.<br />

Es<br />

soll beweisen, dass auch mit Windenergie<br />

eine sichere Energieversorgung möglich<br />

ist. Überschüssiger Windstrom dient dabei<br />

zur Gewinnung von Wasserstoff. Dieser<br />

wird verdichtet und in Drucktanks gespeichert.<br />

In windschwachen Zeiten oder bei<br />

erhöhtem Strombedarf greift das Hybridkraftwerk<br />

dann auf diese Energiespeicher<br />

zurück. Auch in der E.ON-Power-to-Gas-<br />

Pilotanlage in Falkenhagen wird mittels<br />

Elektrolyse regenerativ erzeugter Strom<br />

in Wasserstoff umgewandelt und dann in<br />

das Ferngasnetz eingespeist.<br />

Einen Wechsel auf die Energiezukunft verspricht<br />

auch Deutschlands größter Batteriespeicher<br />

im energieautarken Vorzeigedorf<br />

Feldheim im Südwesten Brandenburgs.<br />

Dort kann sekundenschnell Energie<br />

aus dem Stromnetz entnommen und<br />

wieder eingespeist werden – ein wichtiger<br />

Beitrag zur Netzstabilität. Weitere EU-geförderte<br />

Batterieprojekte in Alt Daber bei<br />

Wittstock und in Neuhardenberg – dort in<br />

unmittelbarer Nähe des Solarparks Neuhardenberg,<br />

einer der größten Photovoltaik-<br />

Freiflächenanlagen Deutschlands – schärfen<br />

Brandenburgs Profil als Energieland.<br />

Das weltweit erste Wasserstoff-Wind-Biogas-Hybridkraftwerk steht in Prenzlau.<br />

Viele dieser Projekte werden forschend<br />

begleitet. Am Lehrstuhl Kraftwerkstechnik<br />

der BTU Cottbus etwa werden vielfältige<br />

Energiethemen in Lehre und Forschung<br />

bearbeitet – beispielsweise in<br />

Form von Spitzentechnologieforschung<br />

für kohlebasierte Kraftwerke oder von<br />

Forschungen zur Steigerung der Wasserstoffausbeute<br />

von Hybridkraftwerken.<br />

Dabei setzt die Cottbuser Hochschule auf<br />

enge Kooperationen mit der Energiewirtschaft.<br />

Allein vom Strom-Giganten Vattenfall<br />

fließt hier rund eine Million Euro<br />

für Forschungsaufträge im Kraftwerksund<br />

Energiebereich.<br />

W+M<br />

Foto: ENERTRAG AG<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


BRANDENBURG | 25<br />

Sitz von Fielmann in Rathenow.<br />

Fotos: Fielmann AG<br />

DIE WIEGE DER OPTISCHEN INDUSTRIE<br />

Mit der Erfindung der Vielschleifmaschine legte Johann Heinrich<br />

August Duncker 1801 in Rathenow die Grundlage für die industrielle<br />

Fertigung von Brillenlinsen. Rathenow wurde zur Stadt der Optik und<br />

ist es auch im vereinigten Deutschland geblieben. Von Matthias Salm<br />

Der Slogan ist bekannt und ebenso<br />

schlicht wie einprägsam: Brille<br />

– Fielmann. Eine ebenso simple<br />

Gleichung, die sich spätestens seit<br />

2002 ziehen lässt, könnte aber „Fielmann<br />

= Rathenow“ lauten. Denn seit die Optikerkette<br />

mit den Discounter-Preisen<br />

vor 13 Jahren rund 32 Millionen Euro in<br />

ein neues Produktionswerk in der Havelstadt<br />

investierte, wurde der Standort<br />

peu à peu zum Fertigungs- und Logistikzentrum<br />

des Unternehmens ausgebaut.<br />

Hier produziert der nach eigenen Angaben<br />

größte Arbeitgeber der augenoptischen<br />

Branche Mineral- und Kunststoffgläser,<br />

fügt sie in der Randschleiferei mit<br />

der bestellten Fassung zu Brillen zusammen<br />

und versendet sie in die Niederlassungen<br />

in ganz Deutschland. Und nebenbei<br />

hat der Marktführer mit seiner Investitionsentscheidung<br />

für Rathenow dem<br />

traditionsreichen Optik-Standort im Westen<br />

Brandenburgs ein veritables Comeback<br />

beschert.<br />

Als Wiege der Optik rühmte sich Rathenow<br />

schließlich schon im 19. Jahrhundert.<br />

Den Grundstein für die industrielle Produktion<br />

von Brillengläsern legte Johann Heinrich<br />

August Duncker mit der Konstruktion<br />

einer Vielschleifmaschine. Ihm folgten viele<br />

kleine Manufakturen, die der Dunckerschen<br />

Produktion zulieferten oder gleich<br />

selber Brillen herstellten. 163 optische Betriebe<br />

zählte die Stadt 1896. Zu DDR-Zeiten<br />

waren in den Rathenower Optischen<br />

Werken zeitweilig mehr als 4.000 Menschen<br />

beschäftigt.<br />

Das Know-how aus mehr als 200 Jahren<br />

Brillenproduktion hat Rathenow auch<br />

über schwierige Zeiten hinweggeholfen.<br />

Heute ist die augenoptische Industrie in<br />

der Stadt jenseits der Fielmannschen<br />

Massenfertigung vor allem von mittelständischen<br />

Betrieben und<br />

Zulieferern geprägt, die zum<br />

Teil als Ausgründungen aus<br />

den Rathenower Optischen<br />

Werken nach 1990 den<br />

Sprung in die Selbstständigkeit<br />

schafften. Firmen<br />

wie die Obrira Low Vision<br />

Rathenow, die Lupenbrillen<br />

fertigt, die SOLIRA – Sonderlinsen<br />

GmbH Rathenow,<br />

ein Produzent von Sonderlinsen<br />

im hohen Dioptrienbereich,<br />

oder der Brillenglashersteller<br />

Ophthalmica Brillengläser<br />

GmbH & Co. KG stehen für die<br />

Vielfalt und Spezialisierung der Branche in<br />

der Stadt im Havelland. Viele der Betriebe<br />

sind in Netzwerken wie der „Optic Alliance<br />

Brandenburg Berlin“ vereint, die helfen<br />

sollen, Kooperationen zwischen Großfirmen,<br />

mittelständischen Unternehmen<br />

und wissenschaftlichen Einrichtungen in<br />

der Hauptstadtregion zu befördern und<br />

die Wettbewerbsfähigkeit der zumeist<br />

kleinen Unternehmen zu steigern.<br />

Brandenburgs Potenziale in den Optischen<br />

Technologien reichen allerdings<br />

weit über die augenoptische Tradition in<br />

Rathenow hinaus. Seit 2011 fördert das<br />

Land in seiner gemeinsamen Innovationsstrategie<br />

mit dem benachbarten Berlin<br />

das Cluster Optik. Beide Länder setzen<br />

auf die Hightech-Branche als Wachstumsmotor.<br />

Dahinter verbirgt sich eine<br />

breite Palette an Technologien – von<br />

der Massenproduktion von Lichtquellen<br />

und Leuchten über die Laser-, LED- und<br />

Photodiodenherstellung bis hin zu anspruchsvoller<br />

Messtechnik für die ganze<br />

Breite des optischen Spektrums oder<br />

zu Komponenten und Systemen für optische<br />

Kommunikationsnetze und die Medizintechnik.<br />

Dabei profitieren die Brandenburger<br />

Unternehmen auch von der<br />

Forschungsdichte in der Hauptstadtregion.<br />

Zehn Hochschulen und 26 außeruniversitäre<br />

Einrichtungen forschen zu<br />

Themen rund um die Optischen Technologien<br />

und die Mikrosystemtechnik,<br />

davon elf in Brandenburg.<br />

Modische Optik aus dem Hause Fielmann.<br />

So konnten sich beispielsweise die drei<br />

Brandenburger Speckgürtel-Kommunen<br />

Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow<br />

als Anziehungspunkt für Unternehmen<br />

der Laser-, Mess- und Kommunikationstechnik<br />

profilieren. Innovative Unternehmen<br />

wie die HIGHYAG Lasertechnologie<br />

GmbH, einer der weltweit<br />

führenden Anbieter in der Lasermaterialbearbeitung,<br />

der 2014 seinen Firmensitz<br />

in den Europarc Dreilinden in Kleinmachnow<br />

verlegte und seither dort weiter<br />

expandiert, oder der Laserhersteller<br />

Newport Spectra Physics GmbH in<br />

Stahnsdorf haben sich mittlerweile in<br />

der Region im Schatten der Hauptstadt<br />

angesiedelt.<br />

W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


26 | W+M SERIE BRANDENBURG<br />

DER BOOM AUF DEM LANDE<br />

Spreewälder Gurken, Eberswalder Würstchen oder das Schwarzbier<br />

aus Neuzelle – Brandenburger Spezialitäten haben sich längst<br />

bundesweit einen guten Namen gemacht. Die Ernährungswirtschaft<br />

zählt nicht zuletzt deshalb zu den Wachstumsbranchen im Lande.<br />

Von Matthias Salm<br />

Die Liste erfolgreicher Lebensmittelprodukte<br />

aus der Mark lässt sich<br />

leicht fortführen: Auch die Teltower<br />

Rübchen oder die Karpfen aus den<br />

Peitzer Teichen finden immer mehr Anhänger.<br />

Nicht zu vergessen der Spargel.<br />

Das „weiße Gold“ dominiert längst den<br />

Gemüseanbau in Brandenburg, wo die<br />

Spargelbauern 2014 rund 15.000 Tonnen<br />

des beliebten Gemüses aus den leicht<br />

sandigen Böden der Region – vornehmlich<br />

rund um Beelitz – ernteten.<br />

Bezogen auf die Anbaufläche rangiert<br />

der Brandenburger Spargelanbau nach<br />

Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen<br />

damit bereits auf Platz drei in Deutschland.<br />

Eine Erfolgsstory: Allein im Zeitraum<br />

von 1991 bis 2010 stieg die<br />

Spargelproduktion im Land auf<br />

das rund 19-fache. Aber auch<br />

etwa ein Drittel der deutschen<br />

Gurkenproduktion hat seine Heimat<br />

in Brandenburg – genauer gesagt<br />

im Spreewald, wo die Spreewälder<br />

Gurken längst unter dem<br />

Siegel einer von der EU geschützten<br />

Regionalmarke ihren Weg in<br />

die Gläser finden.<br />

Mitarbeiterin bei der Wurstproduktion<br />

in Brandenburg.<br />

Die Brandenburger Agrar- und<br />

Ernährungswirtschaft hat allerdings<br />

mehr zu bieten als nur die<br />

Verkaufsschlager Spargel und<br />

Gurken. Wo noch vor 25 Jahren<br />

in der Folge der Deutschen Einheit<br />

ostdeutsche Lebensmittelmarken<br />

angesichts des lang aufgestauten<br />

Heißhungers auf Westwaren<br />

in den Regalen der Supermärkte<br />

versauerten, ziehen heute<br />

Landwirte und Lebensmittelproduzenten<br />

ihren Gewinn aus dem<br />

Vormarsch regionaler Produkte.<br />

Die Folge: Etwa jeder siebte<br />

Euro, den die Industrie im Land<br />

Brandenburg erwirtschaftet, und<br />

auch fast jeder achte industrielle<br />

Arbeitsplatz entfallen laut Brandenburger<br />

Wirtschaftsministerium auf<br />

die Erzeugung, Verarbeitung und den<br />

Handel mit Produkten des Ernährungsgewerbes.<br />

Mit sechs Millionen Konsumenten<br />

in der Hauptstadtregion verfügen<br />

die heimischen Akteure der Branche zudem<br />

über einen mehr als lukrativen Absatzmarkt<br />

vor der eigenen Haustür.<br />

Geprägt wird die Branche von einigen<br />

Großbetrieben wie etwa die zur Rhönsprudel-Gruppe<br />

gehörende Spreequell<br />

Mineralbrunnen GmbH in Bad Liebenwerda,<br />

die sich in der nahen Hauptstadt<br />

eine starke Marktstellung erarbeitet hat.<br />

Auch die von den rund 250 fest angestellten<br />

Mitarbeitern der EWG Eberswalder<br />

Wurst GmbH in Britz produzierten Wurstund<br />

Fleischwaren finden ihre wichtigsten<br />

Abnehmer im Berlin-Brandenburger<br />

Raum. Vor allem aber dominieren kleine<br />

und mittlere Unternehmen, die sich mit<br />

der Spezialisierung auf Regionalität, Bio-<br />

Produkte oder Feinkost Nischenmarkte<br />

erobern konnten. Beispielhaft steht dafür<br />

der Erfolg der von den Belgiern Goedele<br />

Matthysen und Peter Bienstmann in<br />

der kleinen Lausitzgemeinde Hornow gegründeten<br />

Schokoladenmanufaktur Confiserie<br />

Felicitas, die mittlerweile ihre süßen<br />

Kreationen auch in Filialen in Potsdam<br />

und im Schatten der Dresdner Frauenkirche<br />

erfolgreich vermarktet.<br />

Dass das Ernährungsgewerbe Wachstum<br />

und Arbeitsplätze verspricht, hat<br />

auch die Potsdamer Landesregierung<br />

erkannt und die Branche 2012 in die Reihe<br />

der zu fördernden Cluster des Landes<br />

gestellt. Es zählt rund 3.700 Unternehmen<br />

und fast 59.000 Beschäftigte – von<br />

der Landwirtschaft über die Lebensmittelverarbeitung<br />

bis zum Lebensmittelhandel.<br />

Mehr als 70 Prozent der Betriebe des<br />

Ernährungsgewerbes sind den vier Bereichen<br />

Schlachtung/Fleischverarbeitung,<br />

Backwaren, Obst- und Gemüseverarbeitung<br />

und Molkereien zuzuordnen. Mit<br />

imagebildenden Maßnahmen für die Vermarktung<br />

regionaler Produkte, dem Aufbau<br />

von Wertschöpfungsketten und der<br />

Förderung technischer Innovationen sollen<br />

vor allem die Marktchancen der kleinen<br />

Unternehmen deshalb künftig noch<br />

stärker unterstützt werden. W+M<br />

Foto: ZAB-Archiv<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


Fotos: Tropical Islands (oben), Zweckverband Bundesgartenschau 2015 Havelregion (unten)<br />

SCHLÖSSER, WASSER,<br />

BLÜTENTRÄUME<br />

Brandenburg ist mit seinem Wald- und Gewässerreichtum, seinen<br />

geschützten Naturräumen, historischen Stadtkernen, Schlössern und<br />

Parks eine Reise wert. 2015 lädt das Land gemeinsam mit Sachsen-<br />

Anhalt zur Bundesgartenschau ins Havelland, bedeutende Jubiläen<br />

beleben das Geschäft. Von Tomas Morgenstern<br />

Für die 60.000 Beschäftigten der Tourismuswirtschaft<br />

Brandenburgs war 2014<br />

ein Rekordjahr: rund 4,4 Millionen Gäste<br />

kamen in die Mark, darunter 390.000 aus<br />

dem Ausland. Fast zwölf Millionen Übernachtungen<br />

meldeten Hotels, Pensionen<br />

und Campingplätze. Auch 92 Millionen Tagesgäste<br />

kamen. Besonders beliebte Ziele<br />

waren das Seenland Oder-Spree, der Spreewald<br />

und das Ruppiner Seenland, aber auch<br />

Potsdam mit dem UNESCO-Weltkulturerbe<br />

von Sanssouci. Die Landeshauptstadt,<br />

in der die Siegermächte im Sommer 1945<br />

die europäische Nachkriegsordnung festlegten,<br />

ist im 70. Jahr nach Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs ein gefragter Ort.<br />

Auf der Internationalen Tourismusbörse<br />

(ITB) im März warb Brandenburg für naturnahen<br />

Tourismus. Als Highlight wurde<br />

aber die Bundesgartenschau (BUGA) vom<br />

18. April bis zum 11. Oktober in der Havelregion<br />

präsentiert. Deren Konzept ist gewagt<br />

wie nie in der über 50-jährigen BUGA-Geschichte<br />

– auf 80 Kilometern entlang „dem<br />

blauen Band der Havel“ findet sie erstmals<br />

in mehreren Städte in zwei Bundesländern<br />

statt. Neben Rathenow, Premnitz und Stölln<br />

beteiligen sich zwei Domstädte – Havelberg<br />

in Sachsen-Anhalt und Brandenburg/Havel,<br />

dessen Dom gerade 850-jähriges Bestehen<br />

feiert. Mit 1,5 Millionen Besuchern rechnen<br />

die Veranstalter, in den ersten 25 Tagen kamen<br />

208.000.<br />

Bundesgartenschau 2015 im Havelland.<br />

Südsee-Träume und tropisches Flair bietet<br />

seit mehr als zehn Jahren Tropical Islands.<br />

Eingebunden ins BUGA-Konzept ist die moderne<br />

Infrastruktur des Fahrrad- und Wassertourismus.<br />

Brandenburgs Radwegenetz<br />

umfasst landesweit mehr als 10.000 Kilometer,<br />

kein anderes Bundesland bietet mehr<br />

Radfernwege, die ein Gütesiegel des Deutschen<br />

Fahrradclubs (ADFC) tragen.<br />

Einen Aufschwung erlebt der Wassertourismus<br />

in der Region. Viele der mehr als 3.000<br />

Seen Brandenburgs sind beliebte Badegewässer.<br />

Von den 1.500 Kilometern schiffbarer<br />

Bundes- und Landeswasserstraßen werden<br />

gut 900 Kilometer fast ausschließlich<br />

für Wassertourismus, Freizeit- und Wettkampfsport<br />

genutzt. 300 Bootshäfen und<br />

Vereine, 65 Reedereien und 130 Kanuverleiher<br />

gibt es in Berlin-Brandenburg. In Brandenburg<br />

sind über 100.000 Boote angemeldet,<br />

auch viele Berliner halten sich Bootsliegeplätze<br />

im Umland.<br />

Die zwölf Reisegebiete des Landes haben<br />

2015 ihr Angebot aktualisiert, zudem werben<br />

die Kulturlandkampagne und etliche<br />

Festivals um Freunde von Kunst und Kultur.<br />

Mehr Attraktivität versprechen Großprojekte<br />

wie das Lausitzer Seenland, die<br />

Fläming-Skate-Strecke, die Westernstadt<br />

bei Templin und die Freizeitwelt Tropical<br />

Islands an der A13. Das erfolgreiche Tropen-<br />

und Saunaparadies mit seinen 850 Indoor-Übernachtungsplätzen<br />

expandiert im<br />

Außenbereich – neben dem Campingplatz<br />

und der wachsenden Ferienhaussiedlung<br />

entsteht ein Open-Air-Wasserpark mit beheizten<br />

Pools, Wildwasserkanal, Sportanlagen<br />

und Liegeflächen.<br />

W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


28 | W+M SERIE<br />

Gründerin von Mrs. Sporty:<br />

Valerie Bönström.<br />

Links: „Pixformance“ heißt der<br />

neue Smart Trainer, der nicht nur<br />

in den Mrs.-Sporty-Clubs zu finden ist.<br />

FÜNF-STERNE-TRAINING<br />

Für einen Fitnesstrainer ist er eher klein – etwa eineinhalb Meter<br />

groß. Ins Schwitzen bringt er sie dennoch. Er leitet an, er korrigiert,<br />

ist unnachgiebig, wenn die Übungen falsch ausgeführt werden.<br />

Von Rico Bigelmann<br />

Der Smart Trainer, mit dem Valerie<br />

Bönström ihr Workout absolviert<br />

und den sie fast zärtlich „Pix“<br />

nennt, ist die neueste Idee der 35-jährigen<br />

Berliner Unternehmerin. Er sieht aus<br />

wie ein überdimensionales Smartphone<br />

und gestaltet das Training einfacher und<br />

effektiver. Technologie und Sport – für die<br />

studierte Informatikerin ist das kein Widerspruch.<br />

Denn wie Frauen trainieren wollen, darüber<br />

weiß Valerie Bönström inzwischen fast alles.<br />

Sie mögen Kurse, wollen Zeit mit Freundinnen<br />

verbringen, in schöner Atmosphäre<br />

– und sie wollen Betreuung und Anleitung.<br />

Denn nur wenn Sportübungen exakt ausgeführt<br />

werden, führen sie zum gewünschten<br />

Trainingserfolg. Aber: „Je länger wir eine<br />

Übung machen, je mehr wir abgelenkt sind,<br />

desto nachlässiger können wir sein“, erklärt<br />

Bönström das Problem. Das soll der<br />

interaktive Smart Trainer verhindern. Wie in<br />

einem großen Spiegel, der gleichzeitig ein<br />

großer Bildschirm ist, kann man sich beim<br />

Trainieren beobachten, bekommt die Übungen<br />

angezeigt und wird, wenn notwendig,<br />

korrigiert. Und da der Trainingseffekt durch<br />

die Gewöhnung an eine Übung nachlässt,<br />

werden die Übungen anhand der dokumentierten<br />

Trainingsfortschritte variiert. Fünf-<br />

Sterne-Training nennt Bönström das – ein<br />

Konzept, dass 2014 mit dem FIBO Innovation<br />

Award der internationalen Leitmesse<br />

für Fitness, Wellness und Gesundheit ausgezeichnet<br />

wurde.<br />

Entwickelt wurde der Smart Trainer nach<br />

Rehabilitationsstandards von einem Team<br />

aus Sport- und Ernährungswissenschaftlern,<br />

Physiotherapeuten und einem Medizintechnikhersteller.<br />

„Geholfen hat uns<br />

eine stille Beteiligung der MBG“, erklärt<br />

Bönström. Bei dieser speziellen Form des<br />

Beteiligungskapitals behält der Unternehmer<br />

die volle Entscheidungsgewalt in seinen<br />

Händen. „Attraktives Kapital“, fügt<br />

Bönström hinzu, „denn auch wenn andere<br />

Perspektiven eine Idee bereichern können,<br />

ist es schlecht, wenn zu viele Köche<br />

im Brei rühren.“<br />

Valerie Bönström und ihr Mann hatten<br />

schon einmal eine zündende Idee, mit<br />

der sie sogar Tennislegende Stefanie Graf<br />

als Geschäftspartnerin gewinnen konnten.<br />

Das war 2003. Damals wurde ein ganz<br />

neues Sport- und Ernährungskonzept für<br />

Frauen geboren. Inzwischen ist Mrs. Sporty<br />

ein großes und erfolgreiches Franchise-<br />

System und eine der führenden Sportclub-<br />

Ketten Europas. Über 200.000 Frauen trainieren<br />

in 550 Clubs europaweit. Auch ihre<br />

neueste Idee Pixformance – so heißt der<br />

neue Smart Trainer mit vollem Namen –<br />

startet mit Hilfe der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft<br />

Berlin-Brandenburg<br />

(MBG) gerade richtig durch.<br />

MITTELSTÄNDISCHE<br />

BETEILIGUNGSGESELLSCHAFT<br />

BERLIN-BRANDENBURG (MBG)<br />

Die MBG stellt Beteiligungskapital für<br />

das gesamte Spektrum an Finanzierungsvorhaben<br />

mittelständischer Unternehmen<br />

in Berlin und Brandenburg<br />

zur Verfügung. MBG-Beteiligungen gibt<br />

es bis maximal eine Million Euro, auch<br />

stufenweise. Die Beteiligungen sind in<br />

der Regel typisch stille Beteiligungen,<br />

bei denen die Unabhängigkeit bei der<br />

Führung eines Unternehmens gewahrt<br />

bleibt. Für alle Beteiligungen werden<br />

durch die Bürgschaftsbanken in Berlin<br />

und Brandenburg Garantien übernommen.<br />

Inzwischen stehen mehr als 500 Smart<br />

Trainer nicht nur in den Mrs.-Sporty-Fitness-Clubs.<br />

Auch Physiotherapeuten und<br />

Personal Trainer setzen ihn ein. „Es ist<br />

schön, vor den Smart Trainern viele Menschen<br />

mit Spaß trainieren zu sehen“, freut<br />

sich die dreifache Mutter, denn bei neuen<br />

Ideen sei es häufig so, dass zu Beginn niemand<br />

daran glauben mag. Bönström bezeichnet<br />

sich selbst als „Problemlöserin“<br />

und als jemand, der an Menschen glaubt,<br />

nicht nur an Projekte. Es sei immer gut,<br />

wenn man auf der „herausfordernden Reise“<br />

des Unternehmertums Menschen begegne,<br />

die genauso unterwegs sind – wie<br />

die MBG.<br />

W+M<br />

Fotos: Pixformance<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


BRANDENBURG | 29<br />

DAS BESONDERE NETZWERK:<br />

WIRTSCHAFTSFORUM BRANDENBURG<br />

Wer in Brandenburg Zugang zu wichtigen Unternehmern, Politikern,<br />

Wissenschaftlern und Vertretern des öffentlichen Lebens sucht,<br />

sollte direkt auf das WirtschaftsForum zugehen. Unter dem Dach<br />

dieses Netzwerkes findet man die interessantesten Köpfe der<br />

Brandenburger Gesellschaft. Von Frieda Neurich<br />

Im Jahr 1992 gründete der damalige<br />

stellvertretende Regierungssprecher<br />

des Landes Brandenburg, Jürgen Simmer,<br />

das WirtschaftsForum – zunächst<br />

als Wirtschafts-Presse-Stammtisch. Seine<br />

Idee: Unternehmen, Politik, Verwaltung<br />

und Medien miteinander ins Gespräch<br />

bringen. Diese Idee hat sich als<br />

voller Erfolg erwiesen. Seit 2009 trägt<br />

das Forum den Namen „Wirtschafts-<br />

Forum Brandenburg”. Seit dem 25. August<br />

2008 führt Dr. Miloš Stefanović<br />

das Wirtschafts-Presse-Forum. Als Geschäftsführer<br />

der Bürgschaftsbank Brandenburg<br />

ist er nicht nur ein ausgewiesener<br />

Kenner der brandenburgischen Wirtschaft<br />

und Experte für Wirtschaftsförderung,<br />

sondern auch ein Netzwerker<br />

par excellence.<br />

Ein Höhepunkt in der Brandenburger Gesellschaft: der Brandenburger Sommerabend des<br />

WirtschaftsForums und der Landesregierung Brandenburg.<br />

Alle Veranstaltungen sind hochkarätig<br />

besetzt. Unternehmer und Minister,<br />

Staatssekretäre und Geschäftsführer,<br />

Juristen, Wissenschaftler oder Künstler<br />

informieren über ihre Themen und<br />

bieten so neue Perspektiven und Einblicke.<br />

Insgesamt mehr als 1.000 Mitglieder<br />

beziehungsweise Gäste bilden ein<br />

eindrucksvolles Bild der Leistungsfähigkeit<br />

der brandenburgischen Wirtschaft.<br />

Sie sind Biotechniker oder Bäcker, Bauunternehmer<br />

oder Entsorger, Pharmaunternehmer<br />

oder Stahlproduzenten, Spitzenbanker<br />

oder Triebwerksbauer. Politik<br />

und Verwaltung begleiten das Forum. Zu<br />

den regelmäßigen Gästen gehören Diplomaten,<br />

Forscher und seit der ersten<br />

Stunde Journalisten.<br />

Fotos: CHL PhotoDesign Lietzmann<br />

Dr. Miloš Stefanović (l.) und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (r.) beim<br />

Brandenburger Sommerabend 2014.<br />

Gemeinsam mit der Landesregierung<br />

und dem Bevollmächtigten des Landes<br />

beim Bund richtet das Forum einmal im<br />

Jahr das Sommerfest des Landes Brandenburg<br />

aus, zu dem rund 3.500 Gäste<br />

aus Wirtschaft, Politik, Diplomatie,<br />

Kultur und Wissenschaft kommen. Mit<br />

dem Motto „25 Jahre Brandenburg – Ein<br />

Grund zum Feiern” soll die Entwicklung<br />

Brandenburgs zu einem modernen, erfolgreichen<br />

und lebenswerten Land unterstrichen<br />

werden. Nach der gelungenen<br />

Premiere im vergangenen Jahr<br />

wird auch dieses Sommerfest am Kulturstandort<br />

Schiffbauergasse stattfinden.<br />

<br />

W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


30 | W+M SERIE<br />

Werben für die<br />

Die Uckermark im Nordosten Brandenburgs ist nicht<br />

gerade für ihre wirtschaftliche Stärke bekannt. Aber<br />

es tut sich etwas in der Region. Land, Unternehmen<br />

und Einwohner wollen Gründer, Unternehmen und<br />

Fachkräfte von der Attraktivität ihres Landkreises,<br />

der sich in den letzten Jahren positiv entwickelt hat,<br />

überzeugen. Von Janine Pirk-Schenker<br />

Uckermark<br />

Die Sattelauflieger der internationalen Spedition EUBA LOGISTIC<br />

werben auf ihrem Weg durch Europa für die Uckermark.<br />

Viele verbinden mit der Uckermark – dem flächenmäßig<br />

größten Landkreis Brandenburgs, im Nordosten des Landes,<br />

an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern und Polen<br />

– Stichworte wie Abwanderung, Überalterung und Arbeitslosigkeit.<br />

Tatsächlich kämpft der Landkreis mit einer der höchsten<br />

Arbeitslosenquoten bundesweit (14,6 Prozent, Stand: Mai 2015).<br />

Vom Zusammenbruch der wirtschaftlichen Strukturen direkt nach<br />

der Wiedervereinigung hat sich die Region noch nicht ganz erholt.<br />

Vor allem Frauen und Fachkräfte sind in den letzten Jahren abgewandert.<br />

Aber das ist nur eine Seite der Medaille.<br />

Denn, es tut sich etwas in der Uckermark. Die größten Städte<br />

der Region – Prenzlau, Schwedt/Oder und Angermünde –<br />

haben sich in den letzten Jahren zu wirtschaftlichen Zentren<br />

der Uckermark entwickelt. Schwedt ist der regionale Wachstumskern<br />

des Landes. Die Stadt als Standort der deutschen<br />

Spitzenraffinerie PCK und zweier großer Papierwerke bildet<br />

das industrielle Herz der Uckermark. Prenzlau profiliert sich als<br />

„Klimaschutz-Kommune“ und setzt vor allem auf Erneuerbare<br />

Energien. Angermünde und Templin, die „Perle der Uckermark“,<br />

hingegen sind beliebte Tourismusziele. So hat sich die<br />

Zahl der Übernachtungsgäste in der Uckermark seit 1996 fast<br />

verdoppelt – von 150.083 auf 287.993 im vergangenen Jahr.<br />

2013 gewann die Uckermark zudem den Bundeswettbewerb<br />

Nachhaltige Tourismusregion.<br />

Diese Branchen schaffen gute Voraussetzungen, die für eine<br />

Unternehmensansiedlung oder -gründung in der Uckermark<br />

sprechen. Neben der Lage in direkter Nachbarschaft zu Polen<br />

und an den Autobahnen A11 und A20 gibt es auch stündliche<br />

Zugverbindungen in die Hauptstadt Berlin.<br />

Zudem ist die Uckermark Höchstfördergebiet des Landes Brandenburg<br />

für Investitionen. Vor Ort finden Unternehmen günstige<br />

Gewerbemieten und Grundstückskosten, über 420 Hektar<br />

voll erschlossene, freie Gewerbeflächen stehen zur Verfügung,<br />

gepaart mit den niedrigsten Kommunalsteuern in ganz<br />

Deutschland. Exzellente Hochschulstandorte in Berlin, Brandenburg<br />

und Polen sind nicht weit entfernt und auch die Verfügbarkeit<br />

und Sicherung von Fachkräften ist durch die gute<br />

Einbindung und Verflechtung in die Hauptstadtregion noch zu<br />

realisieren. Daneben schaffen soziale und gesundheitliche Betreuung<br />

auf hohem Niveau zusammen mit Familienfreundlichkeit<br />

eine hohe Lebensqualität.<br />

Neben Branchenriesen wie PCK, Leipa und UPM gibt es Unternehmen,<br />

die Mut machen und die Richtung für die Zukunft<br />

weisen, wie ROBETA HOLZ aus Milmersdorf, EUBA LOGISTIC<br />

aus Angermünde oder Aleo Solar aus Prenzlau.<br />

Der krisengebeutelte Produzent von Photovoltaik-Anlagen Aleo<br />

Solar hat es geschafft, sich erneut am Markt zu etablieren.<br />

„Dies war möglich durch hoch-effiziente Produkte mit einer hohen<br />

Qualität. Damit können wir nun einen Teil der stillgelegten<br />

Produktionskapazität wieder in Betrieb nehmen. Zur Zeit stellen<br />

wir gerade Mitarbeiter dafür ein“, freut sich Günter Schulze,<br />

Geschäftsführer von Aleo Solar.<br />

Seit 2011 ist ROBETA, das von den Medien als neuer Leuchtturm<br />

der Holzindustrie im Nordosten Brandenburgs gefeiert wird und<br />

160 Mitarbeiter beschäftigt, Markenpartner der vom Investor Center<br />

Uckermark (ICU) geführten Marke UCKERMARK. „Wir transportieren<br />

die Marke gern nach außen. Schließlich kann es für die<br />

Unternehmen der Region nur gut sein, wenn diese als attraktiv<br />

bekannt ist“, weiß Geschäftsführer Ingo Tabbert. Vier Millionen<br />

Foto: R. Mundzeck<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


BRANDENBURG | 31<br />

Euro haben er und seine Geschäftsführer-Kollegen im vergangenen<br />

Jahr in ihren Betrieb investiert.<br />

EUBA LOGISTIC hat sich auf den Transport von bis zu vier Tonnen<br />

schweren Papierrollen spezialisiert: von der Uckermark zu<br />

den Druckereien, den Papierveredlern sowie der Verpackungsindustrie<br />

in Deutschland und im europäischen Ausland. Mit<br />

aktuell 120 Mitarbeitern gehört das Logistik-Unternehmen zu<br />

einem der größten Arbeitgeber der Region.<br />

NEUE IDEEN.<br />

NEUE HERAUSFORDERUNGEN.<br />

NEUE MÖGLICHKEITEN.<br />

Auch die Uckermärker selbst werden aktiv für ihre Region.<br />

Ehrenamtlich haben sie und ehemalige Uckermärker den Verein<br />

„Zuhause in Brandenburg – Zuhause in der Uckermark“<br />

gegründet, mit dem Ziel, die Rückwanderung in die Region<br />

zu fördern. Mit Unterstützung durch das Land und den Bund<br />

hat der Verein die Willkommens-Agentur Uckermark errichtet,<br />

welche Rückkehrungs- und Zuzugswillige zum Beispiel bei der<br />

Suche von Arbeits-, Kitaplätzen und Wohnraum unterstützt.<br />

Produktion von Solaranlagen bei Aleo Solar in Prenzlau.<br />

Und wenn wieder einmal ein LKW der Firma ROBETA den<br />

Verladeplatz im heimischen Milmersdorf verlassen hat, wird<br />

er nicht nur Holzprodukte zu den Kunden bringen, sondern<br />

auch als Botschafter der Uckermark unterwegs sein. Am Fahrerhaus<br />

prangt das Logo der Regionalmarke UCKERMARK.<br />

„Wir sind aus der Uckermark, wir verarbeiten Rohstoff aus<br />

der Uckermark, wir garantieren Qualität aus der Uckermark“,<br />

sagt Geschäftsführer Edgar Rockel. „Warum sollen wir nicht<br />

auch mit der Uckermark und für die Uckermark werben?“W+M<br />

Foto: Aleo Solar GmbH<br />

ICU Investor Center Uckermark GmbH<br />

Silvio Moritz, Geschäftsführer<br />

Berliner Straße 52e · 16303 Schwedt/Oder<br />

Tel.: 03332 538970 · Fax: 03332 538971<br />

moritz@ic-uckermark.de · www.ic-uckermark.de<br />

www.WundM.info


32 | W+M SERIE<br />

Weniger Mittel –<br />

mehr Innovation<br />

Neuansiedlungen, Betriebserweiterungen,<br />

zusätzliche Arbeitsplätze<br />

– die einst als strukturschwach<br />

geltende Brandenburger Wirtschaft hat<br />

sich 2015 weiter dynamisch entwickelt.<br />

Die Voraussetzungen dafür wurden nicht<br />

zuletzt seit 1990 durch den Einsatz von<br />

EU-Fördermitteln geschaffen.<br />

Die Kehrseite des Erfolgs: Brüssel stuft<br />

Brandenburg künftig als Übergangsregion<br />

ein. Für die aktuelle Förderperiode<br />

2014–2020 muss das Land deshalb<br />

nun mit weniger EU-Mitteln haushalten.<br />

Für die drei wichtigsten EU-Fonds heißt<br />

dies in Zahlen: 846 Millionen Euro aus EF-<br />

RE-Mitteln, 363 Millionen Euro aus dem<br />

Europäischen Sozialfonds ESF und 965<br />

Millionen Euro aus dem Landwirtschaftsfonds<br />

ELER.<br />

Brandenburg wird sich beim Mitteleinsatz<br />

daher in den kommenden Jahren auf<br />

ausgewählte Förderschwerpunkte konzentrieren.<br />

Die Gelder aus dem Europäischen<br />

Fonds für regionale Entwicklung<br />

(EFRE) sollen vor allem in Forschung, Entwicklung<br />

und Innovation fließen. 346 Millionen<br />

Euro (41 Prozent der gesamten EF-<br />

RE-Förderung) werden demnach eingesetzt,<br />

um die Forschungsinfrastruktur an<br />

Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen<br />

sowie betriebliche Innovationsmaßnahmen<br />

zu stärken.<br />

Mit Fördermitteln der EU wurden auch<br />

in den zurückliegenden Jahren bereits<br />

viele innovative Entwicklungen made in<br />

Brandenburg angeschoben. Ein Beispiel<br />

ist die Hennigsdorfer Fiagon GmbH: Der<br />

mehrfach ausgezeichnete Medizintech-<br />

nik-Hersteller entwickelt neuartige Navigationsgeräte<br />

für die Chirurgie. Damit<br />

lassen sich Eingriffe bereits vor der Operation<br />

computergestützt dreidimensional<br />

planen und dann während der Operation<br />

kontrolliert umzusetzen. Dem Chirurgen<br />

wird dabei die Position eines navigierten<br />

Instruments während der Operation<br />

in Bild- und Modelldaten des Patienten<br />

auf einem Monitor angezeigt. Die<br />

Entwicklung des Sensorsystems zur Navigation<br />

chirurgischer Instrumente wurde<br />

mit rund 330.000 Euro aus Brüsseler<br />

Fördertöpfen unterstützt.<br />

Die Fiagon GmbH ist nur eines von rund<br />

2.000 Unternehmen, das allein im Förderzeitraum<br />

2007–2013 mit EFRE-Mitteln<br />

Investitionen getätigt hat. Wie auch<br />

das traditionsreiche Familienunternehmen<br />

Bäckerei Peter und Cornelia Dreißig<br />

KG in Guben, das mit EU-Mitteln seine<br />

Produktion erweiterte oder die Teltower<br />

Od-Os GmbH, die EU-Fördermittel<br />

EU-FÖRDERVOLUMEN BRANDENBURG<br />

EFRE<br />

ESF<br />

ELER<br />

EFRE<br />

ESF<br />

ELER<br />

Förderperiode 2007–2013<br />

1,5 Mrd. €<br />

620 Mio. €<br />

1,137 Mrd. €<br />

Förderperiode 2014–2020<br />

846 Mio. €<br />

363 Mio. €<br />

965 Mio. €<br />

Auch die Firma Fiagon, die Navigationsgeräte<br />

für die Chirurgie entwickelt, wurde mit EU-<br />

Mitteln gefördert.<br />

bei der Entwicklung einer computergestützten<br />

Augenlasertherapie vor allem für<br />

Patienten mit diabetischen Augenerkrankungen<br />

einsetzen konnte.<br />

Auch die Forschungsmöglichkeiten an<br />

den märkischen Universitäten und Hochschulen<br />

wurden dank Brüsseler Finanzspritzen<br />

kontinuierlich ausgebaut. In Potsdam<br />

steuerte die EU neun Millionen Euro<br />

zum Bau des neuen Hauptgebäudes des<br />

Hasso-Plattner-Instituts bei. In die Modernisierung<br />

der Hochschule für nachhaltige<br />

Entwicklung Eberswalde konnten<br />

mehr als elf Millionen Euro aus EU-<br />

Mitteln investiert werden.<br />

Insgesamt wurden in der abgelaufenen<br />

Förderperiode rund 6.000 Projekte mit<br />

EFRE-Geldern bestritten und so mehr als<br />

5.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Für<br />

die wirtschaftliche Entwicklung des Landes<br />

standen dafür 1,5 Milliarden Euro aus<br />

dem EU-Fonds bereit.<br />

So bleibt in Brandenburg die Botschaft<br />

auch bei nunmehr reduziertem Fördervolumen<br />

eindeutig. „Der EFRE bleibt<br />

auch künftig ein Triebwerk für Wirtschaftswachstum<br />

und Wohlstand in<br />

unserem Land”, beschrieb Brandenburgs<br />

Wirtschaftsminister Albrecht Gerber<br />

anlässlich des Brandenburger Fördertags<br />

der Investitionsbank des Landes<br />

Brandenburg (ILB) die Bedeutung<br />

der EU-Förderung für das Land.<br />

<br />

Matthias Salm<br />

Foto: Fiagon GmbH, Quelle Schaubild: ILB/EU<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


BRANDENBURG | 33<br />

Ragnitz<br />

analysiert<br />

NICHT AUF SAND GEBAUT<br />

Foto: Torsten George<br />

Zehn Jahre ist es her, dass der Sänger<br />

Rainald Grebe empfahl, zu einer<br />

Reise nach Brandenburg ausreichend<br />

Verpflegung mitzunehmen. Dies<br />

kann heute nicht mehr passieren; gängige<br />

Gourmetführer führen eine Vielzahl<br />

von guten Restaurants in Brandenburg<br />

auf. Und auch in wirtschaftlicher Hinsicht<br />

braucht sich Brandenburg nicht länger zu<br />

verstecken: Unter den ostdeutschen Bundesländern<br />

erreicht das Land bei Indikatoren<br />

wie Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen,<br />

Lohnhöhe oder Arbeitsmarktsituation<br />

inzwischen gute bis sehr<br />

gute Rangplätze. Hierin spiegelt sich<br />

zum einen wider, dass die Landespolitik<br />

nach den durch sozialpolitische Prioritäten<br />

geprägten 1990er Jahren („Brandenburger<br />

Weg“) einen stärker auf wirtschaftliches<br />

Wachstum orientierten Kurs<br />

eingeschlagen hat und die Wirtschaftsförderung<br />

auf die Stärkung vorhandener<br />

„Branchenkompetenzfelder“ und Cluster<br />

in den verschiedenen wirtschaftlichen<br />

Zentren ausgerichtet hat. Zum anderen<br />

reflektiert die günstige Entwicklung des<br />

Landes aber auch die günstigen standörtlichen<br />

Voraussetzungen als Hinterland<br />

der Agglomerationsregion Berlin: Viele<br />

Menschen aus Brandenburg finden hier<br />

Arbeit (was die Arbeitslosenquoten niedrig<br />

hält), und viele Unternehmensneuansiedlungen<br />

in der Hauptstadtregion fanden<br />

im Umland Berlins statt – und dies<br />

bedeutet eben: auf brandenburgischem<br />

Gebiet. Dieser Standortvorteil des Landes<br />

hat insbesondere dem engeren Verflechtungsraum<br />

um Berlin herum erheblichen<br />

Auftrieb gegeben.<br />

Auch in anderer Hinsicht weist Brandenburg<br />

Standortvorteile auf, denn infolge<br />

seiner Lage zwischen den aufstrebenden<br />

Wachstumspolen in Osteuropa<br />

und den etablierten Wirtschaftszentren<br />

im Westen bieten sich vielfältige Chancen<br />

nicht nur für transportintensive Wirtschaftszweige,<br />

sondern auch für die Industrie.<br />

Günstige Verkehrsanbindungen<br />

in alle Richtungen unterstützen dies;<br />

durch die Fertigstellung des Flughafens<br />

Berlin-Brandenburg wird zumindest der<br />

Südraum von Berlin weiteren Auftrieb erhalten.<br />

Notwendig scheint es aber, diesen<br />

Standortvorteil noch stärker herauszustellen,<br />

damit Brandenburg nicht nur<br />

Durchgangsland bleibt, sondern auch<br />

Produktion für die Märkte in Ost und<br />

West anziehen kann.<br />

Schon heute präsentiert sich Brandenburg<br />

in weiten Teilen als moderner Industriestandort.<br />

Aber das darf nicht darüber<br />

hinwegtäuschen, dass die regionalen<br />

Differenzierungen innerhalb des Landes<br />

enorm sind; gerade in den peripher gelegenen<br />

Landesteilen sind die wirtschaftsstrukturellen<br />

und demografischen Probleme<br />

nicht zu übersehen, denn die Ausstrahleffekte<br />

des Wachstumspols Berlin<br />

reichen nicht bis hierher, und es fehlt<br />

weithin an wirtschaftlichen Zentren, die<br />

dies ausgleichen könnten. In der brandenburgischen<br />

Lausitz kommen zudem die<br />

unsicheren Perspektiven des Braunkohlebergbaus<br />

als belastender Faktor hinzu.<br />

Wie anderswo auch, sind die wesentlichen<br />

Ansatzpunkte für eine weiterhin<br />

günstige wirtschaftliche Entwicklung<br />

schnell aufgezählt: Eine Stärkung des Bildungssystems<br />

zur Gewährleistung einer<br />

ausreichenden Verfügbarkeit von Fachkräften<br />

auf mittlere Sicht, die Unterstützung<br />

von Forschung und Entwicklung,<br />

insbesondere im Unternehmenssektor,<br />

und schließlich die Stärkung regionaler<br />

Initiativen zur Lösung der unvermeidbaren<br />

Anpassungslasten aus der demografischen<br />

Entwicklung. Klug wäre es überdies,<br />

beizeiten durch gezielte strukturpolitische<br />

Maßnahmen die geringe Diversifikation<br />

der Wirtschaftsstruktur zu<br />

überwinden. Wie es scheint, hat die Wirtschaftspolitik<br />

des Landes diese Herausforderungen<br />

durchaus erkannt. Das lässt<br />

hoffen, dass die wirtschaftliche Entwicklung<br />

Brandenburgs auch in Zukunft aufwärts<br />

gerichtet bleibt.<br />

Prof. Joachim Ragnitz,<br />

stellvertretender Geschäftsführer<br />

des ifo Instituts Dresden<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


34 | W+M POLITIK<br />

ifo Geschäftsklima Ostdeutschland im Mai 2015<br />

ARBEITSKÄMPFE UND KRISEN SETZEN<br />

OSTDEUTSCHE WIRTSCHAFT UNTER DRUCK<br />

INDEX<br />

Das ifo Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft* Ostdeutschlands<br />

hat sich im Mai merklich verschlechtert. Die<br />

ostdeutschen Befragungsteilnehmer stufen ihre derzeitigen<br />

Geschäfte nicht mehr so gut ein wie im vergangenen Monat.<br />

Der Pessimismus über den weiteren Geschäftsverlauf hat spürbar<br />

zugenommen. Die nationalen Arbeitskämpfe und die ungewissen<br />

Aussichten über die Zukunft Griechenlands schüren die<br />

Unsicherheit unter den ostdeutschen Unternehmen. Auf dem ostdeutschen<br />

Arbeitsmarkt haben sich die Vorzeichen hingegen erneut<br />

etwas verbessert; das ifo Beschäftigungsbarometer ist im<br />

Mai erneut gestiegen. Im hiesigen Bauhauptgewerbe und Einzelhandel<br />

haben sich die Beschäftigungsaussichten verbessert. Die<br />

Einschätzungen zur Personalplanung der ostdeutschen Industriefirmen<br />

haben sich im Vergleich zum Vormonat nicht verändert.<br />

Die Großhändler in Ostdeutschland hingegen wollen in der nahen<br />

Zukunft kräftiger Personal abbauen.<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

VORMONAT 19,8<br />

MAI 15,1<br />

Bauhauptgewerbe<br />

VORMONAT - 3,8<br />

MAI - 3,6<br />

ifo Geschäftsklima<br />

VORMONAT<br />

10,81<br />

7,11<br />

Groß- und Einzelhandel<br />

VORMONAT 2,4<br />

MAI - 1,7<br />

ifo Beschäftigungsbarometer<br />

Mit Ausnahme des ostdeutschen Bauhauptgewerbes sind die<br />

Klimaindikatoren in allen Bereichen der gewerblichen Wirtschaft<br />

gesunken. Besonders stark fielen die Rückgänge im Verarbeitenden<br />

Gewerbe und Großhandel aus. Noch ist nicht absehbar,<br />

ob die Eintrübung der Konjunkturperspektiven von Dauer sein<br />

wird; einiges spricht dafür, dass mit Niederlegung der Arbeitskämpfe<br />

die ostdeutsche Wirtschaft im Sommer wieder auf ihren<br />

Wachstumspfad zurückfinden wird.<br />

Robert Lehmann<br />

und Prof. Joachim Ragnitz<br />

VORMONAT<br />

- 7,25<br />

* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.<br />

- 6,49<br />

Foto: industrieblick/Fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


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36 | W+M POLITIK<br />

Dr. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen<br />

Industrie- und Handelskammertages (DIHK)<br />

Dr. Gregor Gysi, Vorsitzender der<br />

Bundestagsfraktion DIE LINKE<br />

Die bisherigen Vorschläge aus dem<br />

Bundesfinanzministerium (BMF) stellen<br />

eine deutliche Gefährdung der Übertragung<br />

von Betrieben dar. Das BMF ist mit seinen<br />

Eckpunkten weit über das hinausgegangen,<br />

was das Bundesverfassungsgericht angemahnt<br />

hat. Die vorgeschlagene Neudefinition des<br />

betriebsnotwendigen Vermögens, der niedrige<br />

Grenzwert von 20 Millionen Euro für sogenannte<br />

„große“ Unternehmen sowie die Einbeziehung<br />

des Privatvermögens bei der Bedürfnisprüfung<br />

würden zu höheren steuerlichen Belastungen der<br />

Betriebsübertragungen führen. Je nach Höhe der<br />

jeweiligen Erbschaftsteuer droht sogar ein Scheitern<br />

der Übergabe.<br />

Den Unternehmen wird in jedem Fall Kapital entzogen,<br />

das dann für wichtige Investitionen und<br />

für den Erhalt von Arbeitsplätzen fehlt. Die Konsequenz<br />

ist: Unternehmen verlieren an Substanz<br />

und Wettbewerbsfähigkeit. Im Ergebnis gefährden<br />

wir damit unseren weltweit einzigartigen<br />

Mix aus Familien-, Groß- und Kleinstunternehmen.<br />

Mehr als 135.000 Betriebe werden allein<br />

in den kommenden fünf Jahren übertragen –<br />

mit mehr als zwei Millionen Arbeitnehmern.<br />

Jeder 5. Senior-Unternehmer sieht bereits<br />

durch die aktuelle Regelung seine Betriebsübergabe<br />

gefährdet. Wenn jetzt alle Beteiligten<br />

immer wieder betonen, dass sie nicht nur<br />

eine verfassungsfeste, sondern auch eine<br />

mittelstandsfreundlich ausgestaltete Erbschaftsteuer<br />

wollen, dann muss das auch<br />

in den Gesetzesideen erkennbar sein.<br />

Die Interessenverbände der Familienunternehmen<br />

behaupten immer wieder, die<br />

Erbschaftsteuer bedrohe mittelständische<br />

Unternehmen in ihrer Existenz. Das ist aber<br />

nur eine Befürchtung. Bis heute ist kein einziger<br />

Fall bekannt, in dem ein Unternehmen an der Erbschaftssteuerlast<br />

zugrunde gegangen wäre. Sollte<br />

es tatsächlich einmal so sein, dass Erbinnen und<br />

Erben die anfallende Erbschaftsteuer nicht aufbringen<br />

können, ohne das Unternehmen existenziell<br />

zu gefährden, könnte dies durch notwendige Stundungsregelungen<br />

gelöst werden. An dieser Praxis<br />

wird sich auch nach der geplanten Reform der Erbschaftsteuer<br />

im Prinzip nichts ändern.<br />

In Wirklichkeit geht es doch nur um die Beibehaltung<br />

der Steuerprivilegien unserer Oligarchen,<br />

den Quandts, Henkels, Albrechts, Piechs und<br />

Porsches. Die 90 reichsten deutschen Familienclans<br />

halten allein ein Vermögen von 320 Milliarden<br />

Euro. Ihnen gehören große Konzerne, oder<br />

sie sind an ihnen maßgeblich beteiligt. Auch sie<br />

können als Familienunternehmerinnen und Familienunternehmer<br />

ihren Erbinnen und Erben ihre<br />

Vermögen steuerfrei übertragen. Von den derzeitigen<br />

Plänen zur Reform der Erbschaftsteuer wären<br />

nur zwei Prozent der Unternehmen betroffen.<br />

Aber es darf zu Recht angenommen werden, dass<br />

der Reichtum unserer Oligarchen von dieser Bundesregierung<br />

weiterhin gepflegt wird. Das bedeutet<br />

den Verzicht auf zehn Milliarden Euro Steuereinnahmen<br />

jährlich. Das ist der Betrag, den die Kommunen<br />

bei uns jedes Jahr benötigen, um endlich<br />

die maroder werdende Infrastruktur zu erneuern.<br />

Fotos: DIHK/Thomas Kierok (links), Deutscher Bundestag/Stella von Saldern (rechts)<br />

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26. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

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jun<br />

feb<br />

2015<br />

2015<br />

MAGAZIN<br />

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IM INTERVIEW<br />

Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke<br />

STUDIE<br />

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38 | W+M TITEL<br />

Eine Generation<br />

räumt die Chefsessel<br />

Die Generation der Nachwendegründer in Ostdeutschland geht von<br />

Bord. Viele mittelständische Betriebe, die in den 90er Jahren neu<br />

gegründet oder im Rahmen eines Management-Buy-outs übernommen<br />

wurden, suchen nun händeringend einen Nachfolger. Von Matthias Salm<br />

Es heißt Abschied nehmen: Dass viele<br />

erfahrene Firmeninhaber in den<br />

kommenden Jahren den Staffelstab<br />

an die nächste Generation weiterreichen<br />

werden, ist zunächst einmal kein alleiniges<br />

ostdeutsches Phänomen. Rund<br />

580.000 Firmenchefs, so hat es das repräsentative<br />

Mittelstandspanel der KfW<br />

Bankengruppe jüngst ermittelt, planen<br />

in Deutschland bis zum Jahr 2017 eine<br />

Nachfolgeregelung – das sind rund 16<br />

Prozent des gesamten Mittelstands. Damit<br />

ist nahezu jeder sechste Mittelständler<br />

in Deutschland gefordert, die Übergabe<br />

seines Unternehmens zeitig in Angriff<br />

zu nehmen. Etwa vier Millionen Arbeitsplätze<br />

hängen vom Gelingen dieser<br />

Bemühungen ab.<br />

Es ist der demografische Wandel, der jenen<br />

Firmen zusetzt, die das Rückgrat der<br />

deutschen Wirtschaft bilden. Bundesweit<br />

SCHLECHT VORBEREITET<br />

Soviel Prozent der Senior-Unternehmer …<br />

… sind nicht rechtzeitig vorbereitet<br />

46 %<br />

… fordern einen überhöhten Kaufpreis<br />

42 %<br />

… finden keinen passenden Nachfolger<br />

41 %<br />

… können emotional nicht loslassen<br />

37 %<br />

… warten mit Verkauf, um Altersvorsorge<br />

aufzustocken<br />

31 %<br />

… befürchten hohe Erbschaftssteuerbelastung<br />

22 %<br />

ist mittlerweile etwas mehr als ein Drittel<br />

der Inhaber mittelständischer Betriebe 55<br />

Jahre oder älter. Seit 2002 stieg dieser Anteil<br />

um 16 Prozentpunkte auf 36 Prozent<br />

(37 Prozent in Ostdeutschland) – weitaus<br />

stärker als der Anteil dieser Altersgruppe<br />

in der Gesamtbevölkerung (nur plus vier<br />

Prozentpunkte auf 38 Prozent). Die Überalterung<br />

macht dabei vor keiner Branche<br />

Halt, so die Erkenntnis der KfW-Erhebung.<br />

Firmenschließungen und der Verlust von<br />

Arbeitsplätzen drohen. Aber auch auf die<br />

potenziellen Nachfolger lauert oft eine Herkulesaufgabe.<br />

Denn, so ergaben die Analysen<br />

der KfW: Mittelständische Unternehmenschefs<br />

verweigern sich im Alter mehr<br />

und mehr notwendigen Investitionen und<br />

Innovationen. So investieren von den über<br />

60-Jährigen nur noch 37 Prozent, lediglich<br />

38 Prozent führen noch Innovationen ein.<br />

Zum Vergleich: Bei den unter 40-Jährigen<br />

Unternehmenschefs liegt der Anteil bei 57<br />

beziehungsweise 46 Prozent.<br />

Fazit: Ältere Inhaber investieren seltener<br />

und laufen Gefahr, die Substanz ihrer Unternehmen<br />

aufs Spiel zu setzen. Insbesondere,<br />

wenn das Unternehmen in fremde<br />

Hände übergeben werden soll, halten<br />

Quelle Schaubild: DIHK Nachfolgereport 2014, Foto: Ingka D. Jiw/shutterstock.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


UNTERNEHMENSNACHFOLGE | 39<br />

Quellen Schaubilder: DIHK Nachfolgereport 2014 (oben), KfW-Mittelstandspanel 2014 (unten)<br />

sich die Firmenlenker zurück. Tritt nicht der<br />

Sohn oder die Tochter in die Fußstapfen<br />

des Seniors, mangelt es an der emotionalen<br />

Verpflichtung, langfristige Entscheidungen<br />

zu treffen.<br />

So werden risikoreiche Vorhaben mit hoher<br />

Kapitalbindung wie etwa die Erweiterung<br />

der Auslandsaktivitäten häufig zurückgestellt.<br />

Bei fast acht von zehn mittelständischen<br />

Unternehmen mit älteren<br />

Inhabern übersteigt der Wertverlust des<br />

Kapitalstocks (Abschreibungen) das Volumen<br />

der Neuinvestitionen.<br />

Auch höhere Hürden bei der Beschaffung<br />

von Finanzierungsmitteln bremsen die Alt-<br />

Inhaber aus. Denn: Mit dem Näherrücken<br />

des Ruhestands achten Banken verstärkt<br />

darauf, ob eine überzeugende Nachfolgelösung<br />

vorliegt. Die Folgen können gravierend<br />

sein: Fehlende Investitionen drücken<br />

einen möglichen Kaufpreis, der wiederum<br />

häufig einen wichtigen Bestandteil der Altersvorsorge<br />

der Unternehmer darstellt.<br />

Eine Beobachtung, die auch Bernd Hahn,<br />

Leiter des Fachbereichs Existenzgründung<br />

und Unternehmensförderung/Umwelt<br />

bei der IHK Cottbus, aus seiner Beraterpraxis<br />

teilt: „Bei unseren Beratungen<br />

stehen nicht nur Finanzierungsmodelle für<br />

den Nachfolger im Mittelpunkt. Auch finanzielle<br />

Lösungen für den ausscheidenden<br />

Inhaber sind gefragt, wenn der Verkaufspreis<br />

unter den Erwartungen liegt.“<br />

VIELE UNTERNEHMEN NOCH OHNE PLANUNG<br />

Nachfolgeplanungen im Mittelstand bis 2017<br />

Aktuell keine Planungen, aber später<br />

Externe Nachfolge<br />

Familieninterne Lösung<br />

Überhaupt keine Planungen<br />

SCHWIERIGE FINANZIERUNG<br />

Soviel Prozent potenzieller Unternehmer…<br />

… haben Finanzierungsschwierigkeiten<br />

… finden kein passendes Unternehmen<br />

… unterschätzen Anforderungen<br />

… haben unzureichende Qualifikation<br />

… befürchten hohe Erbschaftssteuerbelastung<br />

… haben andere Gründe<br />

Es fehlt an Nachwuchs<br />

Der Mangel an gründungswilligem Nachwuchs<br />

verschärft die Situation zusätzlich.<br />

Die solide wirtschaftliche Lage hat die<br />

Zahl der Existenzgründer erheblich ausgedünnt.<br />

2013 ermittelte der KfW-Gründungsmonitor<br />

rund 52.000 Übernahmegründer.<br />

2009 waren es noch 110.000 gewesen.<br />

Und nicht jeder Gründungswillige<br />

bekommt auch eine Chance. „Der demografische<br />

Wandel betrifft auch die Existenzgründer.<br />

Sie treten zunehmend in höherem<br />

Alter als Unternehmensnachfol-<br />

7 %<br />

9 %<br />

4 %<br />

21 %<br />

35 %<br />

49 %<br />

32 %<br />

43 %<br />

50 %<br />

49 %<br />

ger auf. Das ist längst noch nicht bei allen<br />

Banken angekommen“, weiß IHK-Experte<br />

Hahn. Denn wer jenseits der 55 Jahre<br />

noch einmal beruflich mit der Übernahme<br />

eines Unternehmens durchstarten will,<br />

steht bei den Banken in Fragen der Finanzierung<br />

meist vor verschlossenen Türen.<br />

So stellt der DIHK-Nachfolgereport 2014<br />

ernüchtert fest: „So viel wie nie und so<br />

wenig wie nie zuvor.“ Während die Zahl<br />

der übernahmeinteressierten Existenzgründer,<br />

die den Rat der Industrie- und<br />

Handelskammern suchten, auf einen Tiefstand<br />

gesunken ist, will eine Rekordzahl<br />

von Alt-Inhabern ihren Betrieb übergeben.<br />

„In der Industrie kommen rein rechnerisch<br />

fünf Alt-Inhaber auf einen möglichen<br />

Nachfolger“, warnt der DIHK.<br />

„Deutschland fehlt der Unternehmernachwuchs“,<br />

warnt daher KfW-Chefvolkswirt<br />

Dr. Jörg Zeuner folgerichtig und empfiehlt<br />

die Investitionsbereitschaft älterer Unternehmer<br />

zu stimulieren. Etwa indem sie an<br />

der Rendite von Investi tio nen auch nach<br />

dem Eintritt in den Ruhestand beteiligt<br />

werden. Nicht neu, aber weiter als Vorschlag<br />

auf der Tagesordnung: eine stärkere<br />

Vermittlung von ökonomischer Bildung<br />

und Unternehmerkompetenzen schon in<br />

der schulischen Ausbildung.<br />

Nicht jedes Unternehmen überlebt<br />

Zur Wahrheit gehört aber auch: Nicht jedes<br />

Unternehmen ist überlebensfähig. Gerade<br />

viele Kleinst- und Einzelunternehmen<br />

fristen am Existenzminimum – hier wird<br />

sich schwerlich ein Nachfolger finden lassen.<br />

Das Bonner Institut für Mittelstandsforschung,<br />

das seit zwanzig Jahren Schätzungen<br />

zur Zahl nachfolgesuchender Familienunternehmen<br />

abgibt, filtert deshalb nur<br />

jene Familienunternehmen heraus, die mit<br />

einem Mindest-Jahresgewinn auch übergabewürdig<br />

sind. Nach diesen Berechnungen<br />

stehen 135.000 Familienunternehmen<br />

– davon 16 Prozent in Ostdeutschland –<br />

mit insgesamt rund zwei Millionen Arbeitnehmern<br />

im Zeitraum 2014 bis 2018 zur<br />

Übergabe an.<br />

In Ostdeutschland drängt demnach das<br />

Problem in Berlin mit 5.500 nachfolgesu-<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


40 | W+M TITEL<br />

ANTEIL IN M-V BESONDERS HOCH<br />

Zur Übergabe anstehende übergabefähige<br />

Unternehmen nach Bundesländern<br />

(Zeitraum 2014 bis 2018,<br />

je 1.000 Unternehmen)<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Berlin<br />

Thüringen<br />

Brandenburg<br />

Sachsen<br />

35,2<br />

34,6<br />

33,9<br />

31,1<br />

30,7<br />

30,6<br />

chenden Unternehmen und 61.000 betroffenen<br />

Arbeitnehmern besonders. Es folgen<br />

Sachsen (5.300 Unternehmen, 70.000<br />

Arbeitnehmer) und Brandenburg (3.200<br />

Unternehmen, 41.000 Arbeitnehmer).<br />

In Thüringen und Sachsen-Anhalt sucht nahezu<br />

eine gleich große Zahl an übergabewürdigen<br />

Unternehmen einen geeigneten<br />

Nachfolgekandidaten (2.800 bzw. 2.700 mit<br />

39.000 bzw. 37.000 Arbeitnehmern). Lediglich<br />

in Mecklenburg-Vorpommern liegt<br />

die absolute Zahl deutlich niedriger (2.200<br />

Betriebe). Hier sind 29.000 Arbeitsplätze<br />

von einer gelungenen Übergabe abhängig.<br />

Ein anderes Bild ergibt sich allerdings,<br />

wenn man diese Zahlen in Bezug zum gesamten<br />

Unternehmensbestand setzt (siehe<br />

Grafik links). Dann kommen in Mecklenburg-Vorpommern<br />

auf 1.000 Unternehmen<br />

35,2 Firmen, für die in den kommenden<br />

Jahren eine Nachfolgelösung im Raum<br />

steht – mehr als in allen anderen ostdeutschen<br />

Bundesländern.<br />

Nicht in allen dieser Fälle wird sich eine Zukunftslösung<br />

finden lassen. Denn oft, das<br />

bestätigt auch der Cottbuser IHK-Experte<br />

Bernd Hahn, muss der neue Inhaber in<br />

der unmittelbaren Nachbarschaft gesucht<br />

und gefunden werden. Gerade in strukturschwache<br />

oder von Abwanderung betroffene<br />

ostdeutsche Regionen lassen sich<br />

– trotz bundesweit betriebener Nachfolgebörsen<br />

– schwerlich Gründungswillige<br />

aus anderen Teilen Deutschlands locken.<br />

So wird mancher ostdeutsche Betrieb in<br />

den kommenden Jahren unweigerlich aus<br />

dem Markt ausscheiden, wenn der Alt-Inhaber<br />

ein letztes Mal die Betriebspforten<br />

schließt.<br />

W+M<br />

„FIRMENSCHLIESSUNGEN DROHEN“<br />

Interview mit dem Geschäftsführenden Präsidenten des<br />

Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) Dr. Michael Ermrich<br />

W+M : Herr Dr. Ermrich, welche Gefahr<br />

entsteht dem ostdeutschen Mittelstand<br />

durch ungelöste Unternehmensnachfolgen?<br />

Michael Ermrich: In Ostdeutschland<br />

plant die Nachwende-Gründergeneration<br />

gegenwärtig ihren Ruhestand. Nicht<br />

immer stehen Familienangehörige für<br />

die Nachfolge zur Verfügung. Erschwerend<br />

kommen der Fachkräftemangel,<br />

der potenzielle Gründer in eine Festanstellung<br />

lockt, sowie die generell rückläufigen<br />

Gründerquoten hinzu. Es besteht<br />

so durchaus die Gefahr, dass dem<br />

einen oder anderen Betrieb die Schließung<br />

droht und Dienstleistungen vor Ort<br />

entfallen.<br />

W+M : Worin liegen Ihrer Ansicht nach<br />

die größten Hindernisse bei der Nachfolgesuche?<br />

Michael Ermrich: Der durchschnittliche<br />

Existenzgründer ist 42 Jahre alt,<br />

so alt sind die Kinder der „Nach-Wende-Gründer“<br />

in der Regel noch nicht.<br />

Selbständigkeit ist zudem offenbar für<br />

viele Jugendliche nicht mehr so reizvoll,<br />

zumal der Arbeitsmarkt für Berufseinsteiger<br />

besser geworden ist.<br />

Darüber hinaus fehlt in vielen Regionen<br />

Ostdeutschlands eine gewachsene<br />

Unternehmertradition. Damit möchte<br />

ich nicht die großartige Leistung<br />

der vielen Gründer anzweifeln, aber<br />

auch dies ist ein Grund, warum Kinder<br />

nicht in die Firma der Eltern einsteigen<br />

wollen.<br />

W+M : Wie können die OSV-Sparkassen<br />

betroffenen Unternehmern<br />

helfen?<br />

Dr. Michael Ermrich,<br />

Geschäftsführender Präsident des<br />

Ostdeutschen Sparkassenverbandes.<br />

Michael Ermrich: Die Sparkassen unterstützen<br />

in ganz praktischen Fragen.<br />

So arbeiten sie mit Netzwerkpartnern,<br />

wie den Kammern, Wirtschaftsfördergesellschaften,<br />

Steuerberatern und Unternehmensberatern,<br />

zusammen, um<br />

bei der Suche nach geeigneten Nachfolgern<br />

zu helfen. Ich bin froh, dass Landesförderbanken,<br />

Kammern und Sparkassen<br />

in dieser Frage an einem Strang<br />

ziehen. Als Hausbank des Mittelstandes<br />

verfügen Sparkassen zudem über<br />

genügend Mittel, um Kredite auch für<br />

Unternehmensnachfolgen zu finanzieren,<br />

wenn überzeugende Konzepte vorliegen.<br />

W+M<br />

Quelle Schaubild: Institut für Mittelstandsforschung, Bonn, Foto: OSV<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


UNTERNEHMENSNACHFOLGE | 41<br />

„DAS HANDWERK MUSS<br />

FÜR JUNGE LEUTE ATTRAKTIV<br />

GEMACHT WERDEN“<br />

Jörg Kämpfer stieg als Angestellter bei ELEKTRO-MAASS in<br />

Gardelegen ein, wurde dann von Inhaber Wilfried Maaß vorbereitet,<br />

um den Betrieb 2012 zu übernehmen. Mit Erfolg. Von Dana Micke<br />

Jörg Kämpfer ist 45 Jahre alt und Inhaber<br />

des mittelständischen Unternehmens<br />

ELEKTRO-MAASS in Gardelegen,<br />

nahe Magdeburg. Übernommen<br />

hat er den Betrieb am 1. Januar 2012 von<br />

Wilfried Maaß. Die Geschichte ist schnell<br />

erzählt: Jörg Kämpfer stieg hier 2003 als<br />

Meister ein. Ein paar Jahre darauf fragte<br />

ihn sein Chef: „Willst du die Firma haben?“<br />

Man habe sich zusammengesetzt<br />

und darüber gesprochen, so Jörg Kämpfer,<br />

der schließlich „Ja“ sagte. Doch wie<br />

sollte das im Detail ablaufen? Dass wussten<br />

beide nicht. Erst mal nicht. Die Handwerkskammer<br />

half dann weiter. Und Sigrun<br />

Kämpfer, die Ehefrau des heutigen<br />

Chefs, wechselte derweil schon ins Büro<br />

des Handwerksbetriebes.<br />

Etwa 2.600 Unternehmer in Sachsen-<br />

Anhalt suchen in den kommenden vier<br />

Jahren Nachfolger, damit ihre Betriebe<br />

erfolgreich weitergeführt werden können.<br />

Ansonsten droht der Verlust von<br />

rund 30.000 Arbeitsplätzen. Rückendeckung<br />

gibt es vom „Netzwerk Unternehmensnachfolge<br />

Sachsen-Anhalt“. Ein<br />

Zusammenschluss der Industrie- und<br />

Jörg Kämpfer wünscht sich, dass die<br />

Förderprogramme mehr auf Leute wie<br />

ihn zugeschnitten werden. Also solche,<br />

„die in der DDR aufgewachsen sind und<br />

sich keine Million ansparen konnten. Helfen<br />

würde zum Beispiel, wenn es für die<br />

Rückzahlung von Krediten und das Zahlen<br />

von Zinsen eine gewisse Anlaufzeit<br />

gibt. Ich muss ja erst einmal arbeiten, um<br />

Geld zu verdienen.“<br />

Und Sigrun Kämpfer sagt: „Das Handwerk<br />

muss für junge Leute attraktiv gemacht<br />

werden.“ Ein Schritt in diese Richtung<br />

seien die Praktikumsinitiativen der<br />

Handwerkskammer und die Ausbildungsmessen.<br />

Und dann bringt sie das Thema<br />

Firmennachfolger auf den Punkt: Die<br />

funktioniere nur mit Unterstützung der<br />

ganzen Familie. Die soll aber auch nicht<br />

Foto: ELEKTRO-MAASS<br />

Als Seniorchef Wilfried Maaß im Dezember<br />

2011 seinen 60. Geburtstag feierte,<br />

präsentierte er Jörg Kämpfer als seinen<br />

Nachfolger und blieb noch zwei Jahre<br />

an seiner Seite. Seit dreieinhalb Jahren<br />

ist Jörg Kämpfer nun Chef von 21 Angestellten<br />

und zwei Azubis. Sie arbeiten<br />

weiterhin unter dem Firmennamen ELEK-<br />

TRO-MAASS. Der ist bekannt und wird<br />

geschätzt. „Ich habe einen festen Kundenstamm.<br />

Klar gibt es stressige Tage,<br />

an denen ich mich frage, warum ich den<br />

Betrieb übernehmen wollte.“ Aber Jörg<br />

Kämpfer schiebt gleich nach: „Es war<br />

alles richtig so.“ Der Jahresumsatz lag<br />

2014 bei 1,53 Millionen Euro.<br />

Jörg und Sigrun Kämpfer bei der Feier anlässlich der Firmenübernahme.<br />

Handelskammern und der Handwerkskammern<br />

des Landes, der Firmen und<br />

Nachfolger vermittelt, bei der Nachfolge<br />

berät und begleitet. Auf der Website<br />

des Magdeburger Wirtschaftsministeriums<br />

heißt es: Für Unternehmensnachfolger<br />

stünden in der Strukturfondsperiode<br />

2014–2020 verschiedene Förderprogramme<br />

zur Verfügung. Bis Ende<br />

2015 werde ein Mittelstands- und Gründerfonds<br />

Sachsen-Anhalt mit den Teilbereichen<br />

KMU-Darlehensfonds II und<br />

Existenzgründerfonds eingerichtet –<br />

mit Mitteln in Höhe von 100 Millionen<br />

Euro.<br />

auf der Strecke bleiben. Sigrun Kämpfer<br />

organisiert ihre Arbeit so, dass ein Nachmittag<br />

in der Woche für die Töchter Sophie<br />

und Alexandra reserviert bleibt.<br />

Das Ehepaar hat gerade 200.000 Euro in<br />

den neuen Firmensitz investiert, 4.000<br />

Quadratmeter im Gardelegener Gewerbegebiet<br />

An den Burgstücken 10. „Wir<br />

haben unser Angebot erweitert, brauchen<br />

mehr Platz“, so Jörg Kämpfer. Unterstützung<br />

bekäme er von der Stadt<br />

Gardelegen und der Sparkasse Altmark<br />

West. Jetzt im Juli ziehen sie vom Container<br />

ins neue Gebäude um. W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


Erfahrung und<br />

neue Ideen<br />

Carsten Fox (l.)<br />

übernahm die<br />

Geschäftsführung<br />

des von seinem<br />

Vater Helmut<br />

Fox gegründeten<br />

Unternehmens.<br />

Die Geschäfte laufen gut. Kippbrücken und andere Aufbauten<br />

für Nutzkraftwagen, auf die sich die Falkenrehder Fahrzeug- und<br />

Metall GmbH (FA FA ME) spezialisiert hat, sind gefragt. Garten- und<br />

Landschaftsbaubetriebe, Speditionen, auch die Feuerwehren der<br />

Region Westbrandenburg zählen zu den Kunden, teilweise schon<br />

seit Jahrzehnten. Von Dr. Ulrich Conrad<br />

Trotzdem bleibt Geschäftsführer<br />

Carsten Fox Realist: „Wir wirtschaften<br />

nicht aus dem Vollen, sondern<br />

haben immer die wichtigen technischen<br />

und technologischen Neuheiten vorangestellt.<br />

Als Vorzeigebetrieb sehe ich uns<br />

eher nicht.“ Gerne hätte er zum Beispiel<br />

ein modernes Verwaltungsgebäude, doch<br />

die neue Sandstrahlanlage ist im Moment<br />

wichtiger. Denn: „Kundenzufriedenheit ist<br />

Grundlage für unseren Erfolg!“<br />

Mit dieser Philosophie hat schon sein Vater<br />

Helmut Fox 1990 das Unternehmen<br />

gegründet. 1991 verkaufte die Treuhand<br />

den Vorgänger, den VEB Kreisbetrieb für<br />

Landtechnik mit mehreren Standorten –<br />

Helmut Fox nahm zusammen mit einem<br />

Partner aus Nordrhein-Westfalen die<br />

Herausforderung an. „Die Treuhand hatte<br />

uns verpflichtet, alle 150 Arbeitsplätze<br />

zunächst zu erhalten“, erzählt er. „Wir<br />

haben die unterschiedlichen Bereiche neu<br />

strukturiert und wirtschaftlich auf eigene<br />

Füße gestellt. Heute sind 153 Mitarbeiter<br />

bei den Nachfolgefirmen tätig. Das ist<br />

doch was, oder?“<br />

24 Beschäftigte davon arbeiten in der Falkenrehder<br />

Fahrzeug- und Metall GmbH.<br />

Die Lkw-Aufbauten sind Einzelfertigung,<br />

hier wird viel Erfahrung benötigt. In den<br />

Kippbrücken stecken aufwendige Hydraulik<br />

und Pneumatik, eine Sache für Fachleute.<br />

FA FA ME fertigt Aufbauten nach<br />

Kundenwünschen, besitzt eine eigene<br />

Lkw-Kipper- und Pritschenproduktion sowie<br />

eine Lackiererei. Das Unternehmen<br />

ist nach den diversen dafür nötigen Qualitätsstandards<br />

zertifiziert und arbeitet als<br />

autorisierter Partner namhafter Hersteller<br />

von Spezialaufbauten und Hebeanlagen<br />

für Nutzkraftwagen. Auch Wartung<br />

und Instandsetzung werden ausgeführt.<br />

Selbstverständlich gehört die zunehmend<br />

bei Lkws eingesetzte Elektronik mit zum<br />

Leistungsprofil, alles Aufgaben für Spezialisten.<br />

Das Fachkräftethema nennt Carsten<br />

Fox, der Junior, als seine Hauptsorge:<br />

„Mechatroniker mit Hydraulikkenntnissen<br />

werden händeringend gesucht, erfahrene<br />

Schweißer gibt es auch nicht auf dem<br />

Arbeitsmarkt und müssen erst angelernt<br />

werden. Wir tun viel, um unsere guten<br />

Fachleute zu halten, deshalb bildet die FA<br />

FA ME auch aus. Auch für unsere Ausbildungsplätze<br />

finden wir immer schwerer<br />

geeignete Bewerber. Das Handwerk<br />

scheint im Moment nicht so gefragt zu<br />

sein. Um unsere Qualitätsstandards zu<br />

halten, brauchen wir Mitarbeiter, die sich<br />

mit den Feinheiten der Fertigung auskennen.<br />

Das erfordert viel Erfahrung.“<br />

Carsten Fox hatte zunächst einmal Erfahrung<br />

als Landmaschinen- und Traktorenschlosser<br />

gesammelt. Danach war er als<br />

Kraftfahrer tätig. Als sein Vater ihn 2008<br />

fragte, ob er sich eine Zukunft im Unternehmen<br />

vorstellen könnte, sagte er ja,<br />

absolvierte den Meisterlehrgang im Metallbauer-Handwerk<br />

und arbeitete als Betriebsleiter.<br />

2011 übernahm er die Geschäftsführung<br />

von seinem Bruder Burkhard<br />

Fox, der eine eigene Firma in Berlin<br />

leitet, ihn jedoch im Unternehmen weiter<br />

unterstützt. Eine Konstellation, die auch<br />

Zündstoff bergen kann – hier jedoch offensichtlich<br />

gut funktioniert. „Die Jungen<br />

haben eigene Ideen, das ist ja auch notwendig“,<br />

sagt der Senior. „Die Zeiten haben<br />

sich geändert. Aber manchmal um<br />

Rat gefragt zu werden, das ist auch ganz<br />

schön.“<br />

W+M<br />

Foto: Dr. Ulrich Conrad<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


TITEL UNTERNEHMENSNACHFOLGE | 43<br />

AM ANFANG DER NACHFOLGE STAND<br />

EINE UNTERNEHMENSBETEILIGUNG<br />

Werden die Anzeichen für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt<br />

frühzeitig erkannt, so steigen die Überlebenschancen erheblich. Die<br />

Geräte des Medizintechnikunternehmens GETEMED zur mobilen<br />

Überwachung von Risikopatienten bis hin zum Tele-Monitoring gehen<br />

von Teltow aus in die ganze Welt. Von Dr. Ulrich Conrad<br />

entwickeln, zahlten die beiden Vorstände<br />

mit Unterstützung durch die Bürgschaftsbank<br />

Brandenburg und die Deutsche<br />

Bank als Hausbank einen seit 2007<br />

beteiligten Investmentfonds aus – ein<br />

weiterer Meilenstein.<br />

GETEMED agiert weltweit und ist zugleich<br />

in der Region fest verankert. „Deshalb<br />

engagieren wir uns auch in der Initiative<br />

Gesundheitswirtschaft Brandenburg“,<br />

berichtet Michael Scherf. „Hier<br />

Foto: Dr. Ulrich Conrad<br />

1992 siedelte sich die von Dr.-Ing. Herwig<br />

Freiherr von Nettelhorst gegründete<br />

GETEMED Gesellschaft für Technische<br />

Medizin mbH im Land Brandenburg an.<br />

Sechs Mitarbeiter bildeten das Team um<br />

den visionären Unternehmer, der das Monitoring<br />

von Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

revolutionieren wollte – voller Idealismus<br />

und jeder ein Spezialist auf seinem Gebiet.<br />

Hardwareentwickler Robert Downes,<br />

gebürtiger Ire, gehörte dazu, wenig<br />

später trat Michael Scherf als Produktmanager<br />

ins Unternehmen ein. „Herr Dr.<br />

von Nettelhorst baute konsequent sein<br />

Kernteam auf“, berichtet Robert Downes.<br />

„Wer dieses Vertrauen erhielt, konnte<br />

auch eine Beteiligung erwerben.“ Michael<br />

Scherf fand nicht nur seine Aufgabe<br />

gut, sondern auch das Beteiligungsmodell:<br />

„Das war etwas für die langfristige<br />

Zukunft“, sagt er. „Und es war die richtige<br />

Entscheidung, sich so fest an die Firma<br />

zu binden.“ Heute führen beide das<br />

Unternehmen.<br />

Von Unternehmensnachfolge war zu<br />

diesem Zeitpunkt allerdings noch keine<br />

Rede. Die Produktentwicklung wurde<br />

gemeinsam mit wissenschaftlichen<br />

und klinischen Partnern vorangetrieben,<br />

Strukturen aufgebaut und die Vermarktung<br />

organisiert. Der hohe Kapitalbedarf<br />

konnte mit Unterstützung durch die Investitionsbank<br />

des Landes Berlin und deren<br />

Tochter Berlin Seed Capital Fund gesichert<br />

werden. Im Jahr 2000 erfolgte die<br />

Umwandlung in eine AG, der Börsengang<br />

wurde vorbereitet. Es war kein guter Zeitpunkt:<br />

Die mit dem „Neuen Markt“ platzende<br />

Blase machte diese Chance zunichte.<br />

„Auch das hat GETEMED nicht<br />

Michael Scherf (l.) und Robert Downes führen heute die GETEMED AG.<br />

aus der Bahn geworfen“, betont Michael<br />

Scherf. „Wir sind konsequent unseren<br />

Weg weitergegangen, unter der<br />

Führung von Dr. von Nettelhorst.“ 2007<br />

wurde dieser als „Mutmacher der Nation“<br />

ausgezeichnet, 2010 gab es zusammen<br />

mit dem Land Brandenburg den europäischen<br />

„Regio Star Award“. Es war<br />

das Jahr, in dem der Firmengründer 2010<br />

in Pension ging. Sein Unternehmen lag<br />

auf Kurs, Michael Scherf übernahm den<br />

Vorstandsvorsitz, Robert Downes wurde<br />

Vorstandsmitglied, Dr. von Nettelhorst<br />

hat seither den Aufsichtsratsvorsitz inne.<br />

Der Wechsel verlief reibungslos: In den<br />

vergangenen fünf Jahren wurde jährlich<br />

ein neues Produkt auf den Markt gebracht.<br />

2013 gab es den Deutschen Innovationspreis.<br />

Mit der Zuversicht, das<br />

Unternehmen auch weiterhin positiv zu<br />

können wir im Netzwerk mit Partnern Innovationen<br />

voranbringen, die dem Patienten<br />

zu Gute kommen und zugleich mehr<br />

Effizienz im Gesundheitswesen ermöglichen.“<br />

Der Bedarf ist groß: Mit der alternden<br />

Bevölkerung nehmen die Risiken<br />

von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu. Wer<br />

zum Beispiel mit chronischer Herzinsuffizienz<br />

fernab auf dem Land wohnt, kann<br />

durch die GETEMED-Produkte Physio-<br />

Gate® und PhysioMem® jederzeit seine<br />

Vitaldaten aufzeichnen. Die Daten erhält<br />

der Hausarzt sofort über Funk. Ohne Zeitverlust<br />

kann dieser seine Entscheidungen<br />

treffen, ein Beispiel für GETEMED-<br />

Innovationen, die Leben retten können.<br />

70 Mitarbeiter hat das Unternehmen heute.<br />

In 43 Ländern ist GETEMED aktiv, darunter<br />

in den USA, China, Korea und fast<br />

ganz Europa.<br />

W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


44 | W+M TITEL UNTERNEHMENSNACHFOLGE<br />

EXTERNE NACHFOLGER<br />

SELBST AUFGEBAUT<br />

Als Wolfgang Dünnbier aus dem sächsischen Großschönau seinen<br />

Ruhestand vorbereitete, wählte er für die Nachfolge in seinem<br />

Natursteinrestaurierungsbetrieb eine gewagt scheinende interne<br />

Lösung: Er übertrug zwei jungen Mitarbeitern die Leitung der neu<br />

gegründeten Dünnbier Steinmetz- und Restaurierungsgesellschaft<br />

mbH. André Kanzog und Thomas Riedel zögerten lange, bissen sich<br />

aber bald durch. Und der bisherige Chef zog sich vom ersten Tag aus<br />

dem Tagesgeschäft zurück. Von Harald Lachmann<br />

Als Wolfgang Dünnbier 1999 das<br />

100-jährige Jubiläum seiner Firma<br />

plante, war ihm nicht wirklich nach<br />

Feiern zumute. Denn Ullrich, sein Sohn, der<br />

den Betrieb übernehmen sollte, war wenige<br />

Jahre zuvor dem Krebs erlegen. Nachdem<br />

er 1990 in die väterliche Firma eingetreten<br />

war, trug Ullrich maßgeblich Anteil an der<br />

Profilierung des Unternehmens zu einem<br />

Spezialbetrieb für hochqualifizierte Steinrestaurierung.<br />

Mit ihren Arbeiten, etwa am<br />

Dom zu Halberstadt, stieg der Name Dünnbier<br />

bundesweit zu einem Markenbegriff in<br />

Sachen Denkmalpflege auf.<br />

Hierbei scharte man eine Reihe junger<br />

Steinmetze und Steinbildhauer um sich.<br />

Zu ihnen gehörten auch Thomas Riedel,<br />

Jahrgang 1973, und der vier Jahre jüngere<br />

André Kanzog. Beide bewiesen bald<br />

mehr als nur handwerkliches Geschick.<br />

So gerieten sie in den engeren Fokus des<br />

Chefs. Und gleichwohl er Alternativen erwog,<br />

liebäugelte Dünnbier schnell mit einer<br />

hauseigenen Lösung: Er hoffte, dass<br />

die Handschrift der jungen Männer, die er<br />

selbst ausgebildet hatte, stets ein Stück<br />

weit auch die seine bleiben würde.<br />

Doch beide Gesellen schreckten vor dieser<br />

Perspektive zurück. Riedel baute zudem<br />

gerade ein Umgebindehaus aus.<br />

Nicht nur, dass sie respektvoll zu ihrem<br />

Chef aufschauten und sich gar nicht zutrauten,<br />

einmal seine Fußstapfen auszufüllen.<br />

Auch finanziell stand für beide eine<br />

Firmenübernahme nicht zur Debatte. „Das<br />

Risiko war uns schlicht zu gewaltig“, erinnert<br />

sich Riedel.<br />

Anderseits wussten beide, dass es letztlich<br />

auch um ihre Arbeitsplätze geht, wie auch<br />

um die von 16 weiteren Kollegen. Leichter<br />

fiel ihnen der Entschluss, als ihnen Dünnbier<br />

eine Brücke baute: Sie gründeten gemeinsam<br />

eine GmbH, in der er zunächst<br />

noch 51 Prozent der Anteile behielt. Riedel<br />

und Kanzog sollten die Firma von Altchef<br />

Dünnbier quasi pachten. Die jungen Mitarbeiter<br />

mussten so nun nur noch für eine<br />

„überschaubare Summe“ aufkommen.<br />

Auch die Pacht nennen sie rückwirkend<br />

einen „Freundschaftspreis“, zumal diese<br />

wie bei einem Mietkauf bei einem späteren<br />

Kompletterwerb angerechnet wurde.<br />

Beide kauften nun die gleichen Firmenanteile.<br />

Der ältere Riedel hatte auch „nie ein<br />

Problem damit“, dass Dünnbier den jüngeren<br />

Kanzog als Geschäftsführer einsetzte.<br />

Er wollte so ein mögliches Patt bei strittigen<br />

Fragen verhindern. Als er ihnen den<br />

Betrieb dann übergab, war der überdies<br />

schuldenfrei. Die Bücher wiesen eine solide<br />

Auftragslage aus – und sie durften weiter<br />

unter seinem Namen firmieren. „Das<br />

war uns sehr wichtig, denn so mussten<br />

wir nicht bei null beginnen“, erzählt Riedel.<br />

Dennoch habe sich Dünnbier „vom ersten<br />

Tag an konsequent aus der operativen Arbeit<br />

herausgehalten“.<br />

Zehn Jahre später entließen Kanzog und<br />

Riedel ihren Patron auch finanziell aus der<br />

Verantwortung: Sie erwarben seine Anteile.<br />

„Zu sehr fairen Konditionen“, beteuern<br />

sie. Jedem gehört nun die Firma zur Hälfte.<br />

Riedel besaß übrigens – obwohl nicht<br />

Geschäftsführer – von Kanzog unbegrenzte<br />

Vollmacht, für die Firma zu agieren. Sie tickten<br />

halt ähnlich, versichern beide, lägen in<br />

ihren strategischen Sichten nicht weit auseinander,<br />

harmonierten vor allem menschlich.<br />

„Wir einigen uns immer“, so Kanzog.<br />

Und Riedel ergänzt: „Wir suchen nicht die<br />

Lücken, die Verträge mit sich bringen. Wir<br />

sind Handwerker, keine Vertreter!“ W+M<br />

Wolfgang Dünnbier (M.) mit seinen beiden<br />

selbst herangezogenen Firmennachfolgern<br />

André Kanzog (r.) und Thomas Riedel.<br />

Foto: Harald Lachmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


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W+M<br />

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<strong>MARKT</strong><br />

25. Jahrgang | Heft 1 | Februar/März 2014 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />

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<strong>WIRTSCHAFT+</strong><br />

<strong>MARKT</strong><br />

25. Jahrgang | Heft 2 | April/Mai 2014 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE T S UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

EHMER M N<br />

Titelthema<br />

Was bringt das<br />

Superwahljahr 2014?<br />

Ratgeber<br />

So senkt man Risiken<br />

im Außenhandel<br />

Netzwerk<br />

W+M-Medientreff<br />

in Potsdam<br />

Interview mit Brandenburgs Ministerpräsident:<br />

Dietmar Woidke spricht über Ziele,<br />

Energiewende und Länderehe<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> 3/2014<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

25. Jahrgang | Heft 3 | Juni/Juli 2014 | e 3,50 | ZKZ 84618<br />

Wirtschaft+<br />

Markt<br />

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Tourismusboom<br />

stärkt<br />

Wirtschaft<br />

im Osten<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> 4/2014<br />

25. Jahrgang | Heft 4 | August/September 2014 | e 3,50 | ZKZ 84618<br />

W I rtsC haft+<br />

Markt<br />

Das OstDEutsC h E u ntE rnE h MEr M a G azI n<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> 5/2014<br />

25. Jahrgang | Heft 5 | Oktober/November 2014 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><br />

<strong>MARKT</strong><br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

Gründerzeit<br />

im Osten<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

Wende<br />

Energiewende<br />

auf dem<br />

Prüfstand<br />

Aufbruch<br />

Im<br />

Interview:<br />

Christine<br />

Lieberknecht<br />

Blühende Landschaften?<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> 1-2/2015<br />

26. Jahrgang | Heft 1-2 | März/April 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><br />

<strong>MARKT</strong><br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> 1-2/2015<br />

26. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><br />

<strong>MARKT</strong><br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> 1-2/2015<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><br />

<strong>MARKT</strong><br />

26. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

BRANDENBURG<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

IM INTERVIEW<br />

Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke<br />

STUDIE<br />

BERLIN<br />

RÜCKKEHR ZUR<br />

INDUSTRIE<br />

BRAUNKOHLE<br />

UNVERZICHTBAR<br />

FÜR DEN OSTEN<br />

RATGEBER<br />

DAS BÜRO ZUM<br />

MITNEHMEN<br />

IM INTERVIEW<br />

Ministerpräsident<br />

Erwin Sellering<br />

UNTERNEHMEN<br />

ORWO – eine<br />

Tradition lebt auf<br />

RATGEBER<br />

Tagungen und<br />

Geschäftsreisen<br />

Mittelstand im<br />

digitalen Wandel<br />

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46 | W+M TITEL<br />

Der Generationenwechsel im Osten<br />

GEFAHREN UND CHANCEN VON<br />

UNTERNEHMENSNACHFOLGEN<br />

Das Erfolgsrezept von Familienunternehmen<br />

ist die enge Verbindung der<br />

Familie mit ihrem Unternehmen:<br />

Hohe Loyalität, höchstes Engagement,<br />

Vertrauen, Rückhalt und Beharrlichkeit<br />

sorgen für ein schlagkräftiges Potenzial.<br />

Andererseits sind immerfort verschiedene<br />

Logiken mit je eigener Kommunikation<br />

und Dynamik zu verknüpfen und zu managen.<br />

Die Emotionalität der Familie trifft<br />

auf die Rationalität der Abläufe im Unternehmen.<br />

Diese Grenzen und die verschiedenen<br />

Rollen sind den Beteiligten nur selten<br />

bewusst. Spätestens bei der Nachfolge<br />

zeigt sich, ob und wie die Familie sich<br />

ihren Herausforderungen stellt. Es passiert<br />

nicht selten, dass das Thema Nachfolge<br />

über Jahre ignoriert wird, um es dann mit<br />

Aktionismus und heftigen Debatten innerhalb<br />

kurzer Zeit hinter sich bringen zu<br />

wollen. Die Folgen des Vermeidens und<br />

der Unklarheit bringen Familien-Unternehmen<br />

viel häufiger in eine Schieflage als der<br />

Markt. Die Ansicht „Wir sind eine Familie.<br />

Wir kriegen das schon hin.“ erweist sich<br />

dabei leider meist als Trugschluss.<br />

Vor einer besonderen Herausforderung<br />

stehen viele Unternehmerfamilien in den<br />

neuen Bundesländern. Die meisten haben<br />

nach der Wende im Alter von 40 bis<br />

50 Jahren noch einmal von null begonnen.<br />

Lange Zeit war ihre Freiheit eingeschränkt<br />

– Anfang der 1990er Jahre konnten<br />

sie diese endlich leben. Sie brachten<br />

mit ihren Visionen und ihrer Willensstärke<br />

die Wirtschaft im Osten zum Brummen.<br />

Die Gründer waren und sind Macher, die<br />

sich heute nicht einfach auf das Nebengleis<br />

rangieren lassen. Wer mit Ende 40<br />

gründet, denkt mit 60 ganz sicher nicht<br />

an den Ruhestand, an das eigene Alter<br />

und Bilanz ziehen. Die meisten Übergeber<br />

sehen in ihrem Rückzug aus dem Unternehmen<br />

einzig einen schmerzlichen<br />

Verlust ihres Lebenswerks und meist<br />

auch des Lebenssinns.<br />

Ist es den Familien bis jetzt noch nicht<br />

gelungen, im Innern auszumisten, Rollen<br />

und Beziehungen zu klären sowie eine<br />

klare und transparente Familienstrategie<br />

zu entwickeln, wird der Nachfolgeprozess<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit zu<br />

einem zähen Vorgang, der zu Blockaden<br />

und Stillstand führen kann.<br />

ZUR PERSON<br />

Katrin Ziebart arbeitet seit 20 Jahren<br />

als Geschäftsführerin und Teilhaberin in<br />

der elterlichen Firma bei Dresden. Als<br />

Coach und Beraterin unterstützt sie Familienunternehmen<br />

und Unternehmerfamilien<br />

darin, inmitten familiärer Beziehungen<br />

und Rollen souverän, gelassen<br />

und selbstbestimmt zu handeln.<br />

Ein Nachfolger erzählte mir, dass sein Vater<br />

und er sich im Dauerkonflikt befanden:<br />

„Ich hatte meine fertige Kündigung<br />

im Schreibtisch liegen.“ Unterschiedliche<br />

Denkweisen und Führungsstile prallten<br />

aufeinander. Irgendwann formulierte der<br />

Junior ein deutliches „Entweder, oder“.<br />

Das führte zwar zum Rückzug des Seniors,<br />

brachte allerdings die Vater-Sohn-<br />

Beziehung arg ins Wanken. Eine andere<br />

Nachfolgerin machte die Erfahrung, dass<br />

Gespräche, in denen die Familie „nüchtern“<br />

miteinander verhandeln wollte, regelmäßig<br />

eskalierten. Statt Klarheit kochten<br />

die Emotionen hoch. Das Fazit beider:<br />

Offenheit, Transparenz, die Klärung<br />

von Verantwortlichkeiten und ein genauer<br />

Zeitplan sind von Beginn an unerlässlich.<br />

Viele Unternehmerfamilien unterliegen<br />

dem Irrglauben, die Nachfolge sei ein<br />

rein sachlicher Prozess, welcher sich<br />

mit Hilfe bewährter Vertrauter – Steuerberater<br />

und Anwalt – ohne Tiefgang und<br />

Wachstumsschmerzen abhandeln lasse.<br />

Zu gern wird ausgeblendet, dass es in<br />

erster Linie um Menschen geht. Diese<br />

und ihr Verhalten sind weder mit Modellen<br />

planbar, noch können sie mit Paragrafen<br />

in die gewünschte Richtung bewegt<br />

werden. Ein gemeinsames Unternehmen<br />

und Eigentum als Familie schafft vor allem<br />

emotionale Verwicklungen, die sich<br />

enorm verschärfen, wenn sie unter den<br />

Tisch gekehrt werden.<br />

Unternehmensnachfolgen sind ein komplexer<br />

Prozess und beginnen weit vor der<br />

Klärung der Eigentumsverhältnisse und<br />

steuerrechtlichen Fragen. Die Bedeutung<br />

von Erfahrungen, Beziehungen, Rollen,<br />

Werten und Zukunftsplänen wird nicht<br />

in irgendeinem Vertrag geschaffen, sondern<br />

nur im kontinuierlichen Dialog innerhalb<br />

der Familie und zwischen den vom<br />

Prozess betroffenen Menschen. Die<br />

rechtzeitige Information der Mitarbeiter<br />

zählt für mich ebenfalls zur Basis einer<br />

gelungenen Nachfolge. In einer sorgfältig<br />

koordinierten Kommunikation liegt eine<br />

enorme Chance, als Übergeber würdevoll<br />

den Staffelstab zu überreichen sowie als<br />

Nachfolger eine breite Akzeptanz bei Mitarbeitern<br />

und Geschäftspartnern zu finden.<br />

Jeder Nachfolgeprozess ist ein idealer<br />

Ausganspunkt, um die Struktur sowie<br />

die Strategie der kommenden Jahre auf<br />

den Prüfstand zu stellen. Um langfristig<br />

als Familie und Unternehmen zu wachsen<br />

– und zu gewinnen.<br />

Katrin Ziebart<br />

Foto: privat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


UNTERNEHMENSNACHFOLGE | 47<br />

10-PUNKTE-PLAN FÜR<br />

DIE ÜBERGABE VON<br />

FAMILIENUNTERNEHMEN<br />

1<br />

Die Beteiligten erkennen<br />

die Nachfolge als komplexen<br />

Prozess, der weit vor der<br />

Klärung der Eigentumsverhältnisse<br />

und steuerrechtlichen<br />

Fragen beginnt und weit<br />

über sie hinausgeht.<br />

5<br />

Der Junior positioniert sich<br />

nach angemessener Zeit: Das<br />

heißt, er übernimmt Verantwortung<br />

für sich und gegenüber Senior und<br />

Unternehmen – um gegebenenfalls<br />

rechtzeitig Platz zu machen<br />

für einen externen<br />

Nachfolger.<br />

6<br />

Bei interner Übernahme stehen<br />

Werte, Ziele und Rollen im Mittelpunkt<br />

der Familiengespräche. Einigung<br />

auf den kleinsten gemeinsamen Nenner<br />

unter Berücksichtigung der individuellen<br />

Bedürfnisse: Was verbindet uns?<br />

Wo wollen wir hin? In welchen<br />

Positionen und Rollen gehen<br />

wir unsere Ziele an?<br />

7<br />

Aufgaben, Kompetenzen und<br />

Verantwortungen werden geklärt.<br />

Unternehmensnachfolge ist eine Verbindung<br />

zwischen Altem und Neuen. Je<br />

ein Drittel „Vorhandenes bewahren“, ein<br />

Drittel „Erneuerung des Bisherigen“<br />

und ein Drittel „Ganz Neues schaffen“<br />

bilden am Anfang eine gute<br />

Balance zwischen Tradition<br />

und Neubeginn.<br />

2<br />

Start, Prozessrahmen<br />

und Zeitplan werden festgelegt.<br />

Wichtig: Wann erfolgt<br />

die Information an die<br />

Mitarbeiter, um sie mit<br />

ins Boot zu holen?<br />

8<br />

Der Nachfolgeprozess ist/<br />

wird eine feste Größe in der<br />

strategischen und strukturellen<br />

Unternehmensentwicklung.<br />

3<br />

Kontinuierlicher Dialog als Basis<br />

für Veränderungsbereitschaft.<br />

Tabus werden angesprochen, Erwartungen<br />

und Bedürfnisse formuliert.<br />

Erfrischende Klarheit in der Familie,<br />

Transparenz und Freiwilligkeit<br />

im Prozess bilden das Fundament<br />

für die Übergabe.<br />

4<br />

Wichtige Einzelprozesse von<br />

Senior und Junior laufen parallel.<br />

Für den Senior bedeutet das erfahrungsgemäß,<br />

sich rechtzeitig mit dem Thema Nachfolge<br />

sowie mit Ängsten, Befürchtungen und Zweifeln<br />

auseinanderzusetzen. Den Rückblick bewusst<br />

wahrzunehmen und Trauer zuzulassen. Nach attraktiven<br />

Perspektiven im „Danach“ zu suchen.<br />

Für den Junior stehen Fragen im Vordergrund<br />

wie: Will ich wirklich übernehmen? Welche<br />

Auswirkungen hat dies auf meine<br />

Träume, Wünsche und Lebenspläne?<br />

10<br />

Die (neue) Kultur der<br />

Offenheit in Familie<br />

und Unternehmen<br />

verankern.<br />

9<br />

Die Lösung der Familie mit<br />

Hilfe von Anwälten, Steuerberatern,<br />

etc. in verbindlichen,<br />

äußeren Rahmen setzen (Erbrecht,<br />

Gesellschaftsrecht,<br />

Steuerrecht, Altersvorsorge).<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


48 | W+M RATGEBER<br />

Gelangt dieses Know-how in fremde<br />

Hände, so sind sowohl die<br />

Investitionen in Forschung und<br />

Entwicklung als auch die einzelnen<br />

Arbeitsplätze gefährdet.<br />

„Aktuelle Sicherheitsstudien belegen,<br />

dass immer noch zu wenige<br />

Unternehmen – und hier gerade<br />

die kleinen und mittelständischen<br />

Betriebe – ihre Informationen<br />

nicht ausreichend schützen.<br />

„Wir sprechen hier von 92 Prozent<br />

der Unternehmen aller Größen<br />

in Deutschland, die<br />

das Bewusstsein<br />

für Datensicherheit<br />

zwar haben, aber<br />

nur von 35 Prozent,<br />

die wirklich etwas<br />

tun“, unterstreicht IT-<br />

Datensicherheitsexperte<br />

Ralf Ehren, Sprecher des<br />

SIBB Forums IT-Security, die<br />

aktuelle Situation in der Praxis.<br />

SIND IHRE DATEN SICHER?<br />

Wenn Kundendaten, Kontounterlagen,<br />

Personalakten, Strategiepapiere,<br />

Firmengeheimnisse oder Kreditkartendaten<br />

in falsche Hände geraten,<br />

hat dies nicht nur einen enormen Imageverlust<br />

zur Folge. Damit verbunden sind<br />

meist auch rechtliche Konsequenzen und<br />

finanzielle Schäden.<br />

Alle reden über Datenschutz, aber wenn es konkret wird, geht<br />

mancher ziemlich lax mit dem Thema um. Dabei verfügt wirklich<br />

jedes Unternehmen über schützenswerte Informationen und<br />

Dokumente. Von Ines Weitermann<br />

Bei einem kleinen Taxiunternehmer<br />

sind es vielleicht nur die Personaldaten<br />

in einer Excel-Datei, die als personenbezogene<br />

Daten gemäß Bundesdatenschutzgesetz<br />

besonders zu schützen<br />

sind. Bei einem großen Lohnsteuerbüro<br />

sind es beispielsweise Sozial-, Finanz- und<br />

Personaldaten ganz unterschiedlicher Klienten.<br />

Bei einem mittelständischen Unternehmen,<br />

das zum Beispiel zu den Hidden<br />

Champions in Deutschland zählt, können<br />

es Rezepturen, Unternehmensstrategien<br />

oder anderes einmaliges Know-how sein.<br />

SIBB<br />

SIBB e. V. ist das Netzwerk für die ITund<br />

Internetwirtschaft in Brandenburg<br />

und hat seinen Sitz in Wildau. Das Netzwerk<br />

SIBB region wird vom Ministerium<br />

für Wirtschaft und Energie des Landes<br />

Brandenburg im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe<br />

„Verbesserung der regionalen<br />

Wirtschaftsstruktur” (GRW) aus<br />

Mitteln des Bundes und des Landes<br />

Brandenburg gefördert.<br />

www.sibb.de<br />

IT-Sicherheit ist zweifellos eines der zentralen<br />

Themen beim Einsatz der Informations-<br />

und Kommunikationstechnik geworden.<br />

Hacker greifen zu immer raffinierteren<br />

Methoden, die dem Anwender oftmals<br />

täuschend echt Sicherheit vorgaukeln. In<br />

den meisten Fällen wird dieser Informationsabfluss<br />

nicht einmal bemerkt. Daher<br />

müssen wirkungsvolle Schutzmechanismen<br />

geschaffen werden. Etwa, indem<br />

man durch die Klassifizierung und die Verschlüsselung<br />

von Dokumenten unberechtigten<br />

Zugriff und Missbrauch verhindert.<br />

Worauf müssen Unternehmen achten?<br />

Der erste Schritt auf dem Weg zu sicheren<br />

Dokumenten könnte die Identifizierung<br />

und Klassifizierung sensibler Informationen<br />

oder vertraulicher Unterlagen sein, da-<br />

Foto: Antje Delater/pixelio.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


IT | 49<br />

mit diese entsprechend geschützt werden<br />

können. Doch geht dies nicht weit genug.<br />

Wichtige Maßnahmen sollten Unternehmen<br />

im ordnungsgemäßen Umgang mit<br />

Kundendaten in der gesamten Liefer- und<br />

Unternehmenskette sicherstellen.<br />

Mobile Geräte wie Smartphones oder Tablet-PCs,<br />

die die Mitarbeiter nutzen, sollten<br />

dabei den gleichen Sicherheitsprämissen<br />

entsprechen wie die Leitlinien innerhalb<br />

der Firma. Damit einher geht die<br />

Schulung und Sensibilisierung von Mitarbeitern<br />

für das Thema IT-Sicherheit sowie<br />

der Schutz interner Netzwerke vor IT-Angriffen<br />

von außen, kurz die Schaffung einer<br />

„Sicherheitskultur“ im Unternehmen. Zu<br />

den wichtigsten Grundvoraussetzungen<br />

beim Schutz von sensiblen Daten gehören<br />

beispielsweise auch sichere Passwörter<br />

oder besser eine 2-Faktor-Authentisierung.<br />

„Diese Überprüfung in zwei Schritten,<br />

kurz auch ‚Wissen und Besitz’, lässt<br />

sich so erklären: Ich habe mein Konto und<br />

logge mich mit der mir bekannten PIN<br />

(Wissen) ein. Für die Überweisung erhalte<br />

ich von der Bank eine TAN auf mein Handy<br />

Datensicherheitsexperte Ralf Ehren.<br />

(Besitz) gesendet. Ich kann die Überweisung<br />

also nur ausführen, wenn ich sowohl<br />

das Wissen als auch den Besitz habe“, erklärt<br />

Ralf Ehren.<br />

Angesichts der wachsenden Nutzung und<br />

der Lagerung von Daten in der Cloud sollte<br />

man sich auch hier für einen seriösen Anbieter<br />

im EU-Raum entscheiden und mit<br />

der verschlüsselten Speicherung der Daten<br />

beim Cloud-Anbieter zusätzlich absichern.<br />

Dabei kann man den Anbieter auf<br />

Zertifikate prüfen, auf mögliche Kundenreferenzen<br />

und die Erfüllung der erforderlichen<br />

Standards. Wer hier neue Wege beschreiten<br />

will, kann für die vorbereitenden,<br />

sicherheitsrelevanten Aufgaben beispielsweise<br />

beim IT-Branchenverband SIBB e. V.<br />

in Berlin eine kostenfreie Check- und Ratgeberliste<br />

zur Implementierung von Cloud-<br />

Lösungen im Unternehmen anfordern.<br />

<br />

W+M<br />

EMPFEHLUNGEN FÜR UNTERNEHMEN<br />

Sichern Sie regelmäßig Ihre Unternehmensdaten.<br />

Achten Sie dabei besonders auf geregelte Prüfungen. Dringend<br />

zu empfehlen ist die Verwendung einer E-Mail-Verschlüsselung<br />

und einer digitalen Signatur.<br />

Erhöhen Sie die Sicherheit sensibler Dokumente in Ihrem<br />

Unternehmen und regeln Sie die Zugriffsrechte.<br />

So schützen Sie Ihr Unternehmens-Know-how vor Missbrauch und<br />

machen einen wichtigen Schritt zu einem wirkungsvollen Risikomanagement<br />

– Stichwort „Awareness“. Hierbei helfen Ihnen sogenannte<br />

„Dokumentenklassifizierungslösungen“, die Ihre Office-Dokumente<br />

mit nur wenigen Schritten in sogenannte Berechtigungsstufen<br />

einteilen (öffentlich, intern, vertraulich, streng vertraulich).<br />

Treffen Sie ausreichend Maßnahmen gegen Computerschädlinge<br />

und aktualisieren Sie Anti-Viren-Programme<br />

regelmäßig.<br />

Aktualisieren Sie regelmäßig die im Unternehmen befindlichen<br />

Anwenderprogramme (mit sogenannten Updates).<br />

Sichern Sie jeden PC und auch mobile Endgeräte sowie<br />

das gesamte Firmennetzwerk ab. Dazu gehört<br />

auch die Sicherung/Verschlüsselung des WLANs im<br />

Unternehmen.<br />

Bei Endgeräten sollten Sie Sorgfalt walten lassen. Das schließt<br />

den sicheren Zugriff auf Daten und den verantwortungsvollen<br />

Umgang mit diesen Geräten ein.<br />

Diese Möglichkeiten zur Sicherung von Unternehmensdaten<br />

haben Sie:<br />

Die Datensicherung erfolgt auf Speichermedien wie CD, DVD,<br />

USB-Stick oder externer Festplatte. Um sensible Daten vor elementaren<br />

Schäden wie beispielsweise Feuer oder Wasser zu<br />

schützen, wählen Sie zudem einen sicheren Ort – zum Beispiel einen<br />

Tresor oder ein Bankschließfach für Ihre Speichermedien.<br />

Schulen Sie Ihre Mitarbeiter zum Thema Sicherheit.<br />

Machen Sie das Thema Sicherheit zum fest integrierten Teil der<br />

Kommunikationsplanung im Unternehmen. Die Schulungen können<br />

extern oder intern erfolgen. Erarbeiten Sie einen Leitfaden<br />

mit klaren Vorgaben, auf den alle Mitarbeiter zugreifen können.<br />

Bündeln Sie Verantwortung etwa durch die Schulung zum Informationssicherheitsbeauftragten.<br />

Foto: SIBB<br />

Die Empfehlungen wurden im SIBB Forum IT-Security in Zusammenarbeit mit „<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong>“ und der M&H IT-Security GmbH<br />

erstellt. Besonderer Dank gilt Ralf Ehren. Die Empfehlungen stehen auch zum Download bereit: www.sibb.de/gremien/forum-it-security.html<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


50 | W+M UMFRAGE<br />

DES UNTERNEHMERS LIEBLINGSAUTO<br />

Unternehmer fahren einen Pkw als Firmenwagen<br />

und zumeist auch zur privaten Nutzung.<br />

Sie entscheiden selbst über Typ und Ausstattung.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> möchte erfahren, worauf<br />

es Ihnen ankommt. Beteiligen Sie sich bis zum<br />

31. Juli 2015 an unserer kleinen Befragung – online,<br />

per Fax, per E-Mail oder per Post!<br />

Sie benötigen nur ein paar Minuten<br />

und erhalten von uns<br />

nicht nur exklusiv vorab die<br />

Auswertung der Umfrage,<br />

sondern können auch eine<br />

Wochenendfahrt mit Ihrem<br />

Lieblingsauto gewinnen. Der<br />

Rechtsweg beim Gewinnspiel<br />

ist ausgeschlossen.<br />

KAUFEN<br />

MARKE<br />

1. Kaufen oder leasen Sie Ihren persönlichen Firmenwagen?<br />

Kauf<br />

Leasing<br />

2. Nutzen Sie Finanzierungsangebote oder zahlen Sie in bar?<br />

Finanzierung<br />

Barkauf<br />

3. Kaufen Sie Neuwagen oder Gebrauchtwagen?<br />

Neu<br />

Gebraucht<br />

4. Nutzen Sie Sonderangebote?<br />

Ja<br />

Nein<br />

Manchmal<br />

5. Woher nehmen Sie Anregungen für die Auswahl<br />

des Fahrzeugs?<br />

Händler meines Vertrauens<br />

Bekannte<br />

Werbung<br />

Eigenrecherche<br />

Sonstiges<br />

1. Wie schätzen Sie persönlich das Image der folgenden<br />

Marken ein?<br />

Bitte bewerten Sie das Image der Marken – von 1 (sehr gut)<br />

bis 10 (sehr schlecht)!<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Audi<br />

BMW<br />

Dacia<br />

Fiat<br />

Ford<br />

Hyundai<br />

Kia<br />

Lexus<br />

Mazda<br />

Mercedes-Benz<br />

Mitsubishi<br />

Nissan<br />

Opel<br />

Peugeot<br />

Porsche<br />

Renault<br />

Seat<br />

Škoda<br />

Suzuki<br />

Toyota<br />

Volkswagen<br />

Volvo<br />

Fotos: Audi, BMW, Daimler, Hyundai, Renault<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


W+M UMFRAGE | 51<br />

2. Welche Marke bevorzugen Sie persönlich?<br />

Bitte nennen Sie Ihre drei Favoriten, beginnend mit der<br />

höchsten Priorität!<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

AUSWAHLKRITERIEN<br />

Bitte bewerten Sie die jeweiligen Punkte von 1 (sehr wichtig)<br />

bis 10 (gar nicht wichtig)!<br />

Wie wichtig ist Ihnen …<br />

… eine gute Ausstattung?<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

3. Besitzen Sie auch Ihre bevorzugte Marke?<br />

Ja<br />

Nein<br />

4. Welche Marke würden Sie gern ein Wochenende lang testen?<br />

… das Preis-Leistungs-Verhältnis?<br />

… der Kaufpreis an sich?<br />

… das Image der Marke?<br />

FAHRZEUGTYP<br />

Welche Art von Pkw bevorzugen Sie?<br />

Bitte kreuzen Sie entsprechend an! Mehrfachnennungen<br />

sind möglich.<br />

Limousine<br />

Kombi<br />

Cabrio<br />

Van<br />

SUV<br />

Sonstiges<br />

Wenn Sie an unserer Verlosung teilnehmen möchten,<br />

füllen Sie bitte den Kontaktbogen aus:<br />

Firma<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Nr.<br />

PLZ, Ort<br />

E-Mail<br />

Ja, ich möchte das Online-Magazin W+M Kompakt mit<br />

News, Terminen und Blitzlichtern kostenfrei und unverbindlich<br />

per E-Mail erhalten.<br />

… die KW- beziehungsweise PS-Zahl?<br />

… die Umweltfreundlichkeit?<br />

… die Nähe zur nächsten Werkstatt?<br />

… die Größe des Werkstattnetzes?<br />

… der Service der Werkstatt?<br />

ZUKUNFT<br />

1. Werden Sie innerhalb der nächsten fünf Jahre<br />

auf ein E-Mobil umsteigen?<br />

Sicher<br />

Vielleicht<br />

Sicher nicht<br />

2. Nutzen Sie für sich selbst oder Ihre Mitarbeiter<br />

bereits Carsharing-Angebote wie Flinkster,<br />

DriveNow oder Car2go?<br />

Ja<br />

Nein<br />

Haben wir etwas vergessen, das Ihnen besonders<br />

wichtig ist?<br />

VIELEN DANK FÜR IHRE TEILNAHME!<br />

Online: www.WundM.info/Umfrage<br />

E-Mail: Umfrage@WundM.info<br />

Fax: 030 479071-20<br />

Post:<br />

W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />

Stichwort: Umfrage<br />

Zimmerstraße 56, 10117 Berlin<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


52 | W+M RATGEBER<br />

RESTRUKTURIERUNG<br />

IN DER KRISE<br />

Vier Fragen an …<br />

Dr. Michael Bormann<br />

W+M : Was ist bei einer Restrukturierung<br />

zu beachten?<br />

Michael Bormann: Bei Unternehmen in<br />

Krisensituationen gilt es in den meisten<br />

Fällen, zunächst die Liquidität zu sichern.<br />

Danach müssen die Assets erhalten werden.<br />

Das sind die gefüllten Auftragsbücher,<br />

das sind aber auch die Maschinen<br />

und Anlagen, und auch die fachlich versierte<br />

Belegschaft. Hier befinden sich<br />

die Werte des Unternehmens. Dann gilt<br />

es, die einzelnen Prozesse im Unternehmen<br />

kritisch unter die Lupe zu nehmen,<br />

um dann ein Sanierungskonzept erstellen<br />

zu können, was den Ansprüchen der involvierten<br />

Banken gerecht wird. Das umfasst<br />

ein zeitnahes Reporting über die finanzielle<br />

Situation, aber auch Verhandlungen<br />

mit Lieferanten und Kunden über zu<br />

verändernde Preise und Zahlungsmodalitäten.<br />

Darüber hinaus wird dann in einigen<br />

Fällen die Suche nach neuen Investoren<br />

oder strategischen Partnern erforderlich<br />

sein.<br />

W+M : Wie bezieht man die Hausbank optimal<br />

in eine Restrukturierung ein?<br />

Michael Bormann: Banken und andere<br />

Finanzierungspartner wie etwa mittelständische<br />

Beteiligungsgesellschaften<br />

müssen in diesen Prozess intensiv einbezogen<br />

werden. Zumeist ist es ja die<br />

Hausbank, die die Reißleine zieht, um<br />

den Unternehmen einen Neustart zu ermöglichen.<br />

In der Regel muss das Unternehmen<br />

seine Finanzierungsstrategie im<br />

Zuge der Restrukturierung neu gestalten,<br />

es müssen neue Formen der alternativen<br />

Finanzierung entwickelt oder auch Leasing-<br />

beziehungsweise Factoring-Institute<br />

neu einbezogen werden. Dieser Prozess<br />

muss zügig vonstattengehen, gerade<br />

weil sich das Unternehmen in einer<br />

Liquiditätskrise befindet. Das erfordert<br />

dann Bankenrunden, die von Restrukturierungsexperten<br />

moderiert werden sollten.<br />

Das sind in der Regel harte Verhandlungen,<br />

in denen die bisherigen Eigentümer<br />

des Unternehmens unterstützt werden<br />

müssen, weil sich die Situation sehr<br />

komplex darstellt.<br />

W+M : Sollte das bisherige Management<br />

an Bord bleiben?<br />

Michael Bormann: Das sollte man von<br />

Fall zu Fall betrachten. Auf der einen Seite<br />

sind die Erfahrungen des bisherigen Managements<br />

in ihren Unternehmen sehr<br />

hilfreich. Auf der anderen Seite muss<br />

man genau analysieren, was die Ursachen<br />

dafür waren, dass das Unternehmen<br />

in die Krise gekommen ist und welche<br />

Rolle die handelnden Personen gespielt<br />

haben.<br />

W+M : Was bringt der Einsatz externer Berater<br />

im Prozess einer Restrukturierung?<br />

Michael Bormann: Bei einer Restrukturierung<br />

muss alles auf den Prüfstand,<br />

vom Produktmanagement über Einkauf,<br />

Logistik, Vertrieb bis hin zum Controlling<br />

und der Buchhaltung. Hier haben externe<br />

Berater die unverstellte Sicht auf die<br />

Dinge und können schnell handeln. Es<br />

gilt hier aber auch, die Belegschaft mitzunehmen<br />

und in diesen Prozess einzubeziehen.<br />

Insofern stellt sich nicht nur die<br />

Frage nach dem Einsatz externer Berater,<br />

sondern gegebenenfalls die nach dem<br />

Einsatz eines Interimsmanagers, der personelle<br />

Vakanzen, die im Krisenfall entstanden<br />

sind, sofort ausfüllen kann.<br />

MICHAEL BORMANN<br />

Dr. Michael Bormann ist Gründungspartner<br />

der Sozietät bdp Bormann,<br />

Demant & Partner mit Büros unter<br />

anderem in Berlin, Dresden, Rostock<br />

sowie in Tianjin (China). Er berät Unternehmer<br />

in Fragen der Finanzierung,<br />

Restrukturierung, M&A und<br />

Unternehmensnachfolge sowie beim<br />

Aufbau von Produktionsstätten in<br />

China. Den Lesern von W+M wird er<br />

in diesem Jahr als Experte für Finanzierungsfragen<br />

zur Verfügung stehen.<br />

www.bdp-team.de<br />

Foto: bdp<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


FINANZEN | 53<br />

Risiko Berufsunfähigkeit<br />

PRIVATE ABSICHERUNG IST<br />

UNVERZICHTBAR<br />

In Deutschland werden Jahr für Jahr mehr als 360.000<br />

Menschen berufsunfähig. Doch nur jeder Zehnte ist für<br />

diesen Fall privat abgesichert. Von Karsten Hintzmann<br />

Michael Reizel,<br />

Geschäftsführer<br />

der BVUK.Gruppe.<br />

Foto: Kirsten Mittelsteiner, Quelle Schaubild: BVUK.Gruppe<br />

Die Zahlen sind alarmierend: Jeder vierte<br />

Arbeitnehmer scheidet heute frühzeitig<br />

krankheitsbedingt aus dem Arbeitsleben<br />

aus. Nahezu<br />

jeden kann es treffen<br />

– sei es durch<br />

Herz- und Kreislauf-<br />

Erkrankungen, Krebs<br />

oder Schädigungen Sonstiges<br />

der Knochen, Gelenke<br />

oder Wirbelsäule.<br />

Überraschen dürfte Unfälle<br />

der Fakt, dass knapp<br />

ein Drittel der Betroffenen<br />

wegen eines<br />

Krebs<br />

Nerven- und Gemütsleidens<br />

berufsunfähig<br />

wird.<br />

BERUFSUNFÄHIGKEIT KANN JEDEN TREFFEN<br />

Nerven- und Gemütsleiden<br />

Berufsunfähigkeit<br />

führt nicht selten zu einem sozialen Absturz,<br />

denn die gesetzlichen Leistungen<br />

sind oft mangelhaft. Häufig wird die Berufsunfähigkeit<br />

von der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

gar nicht oder nur teilweise<br />

anerkannt. Bei Arbeitnehmern, die nach<br />

1961 geboren wurden, gilt die sogenannte<br />

uneingeschränkte Verweisbarkeit. Das<br />

bedeutet, solange der Betroffene noch in<br />

der Lage ist, irgendeine andere Tätigkeit<br />

auszuüben, hat er keine oder allenfalls eingeschränkte<br />

Versorgungsansprüche. Aber<br />

auch wenn die volle Berufsunfähigkeit attestiert<br />

wird, sind finanzielle Engpässe<br />

programmiert. Ein Beispiel: Wird ein verheirateter<br />

Arbeitnehmer mit einem durchschnittlichen<br />

Nettoeinkommen von 1.676<br />

Euro (das entspricht einem Bruttoeinkommen<br />

von 2.600 Euro) berufsunfähig, erhält<br />

er als volle Erwerbsminderungsrente gerade<br />

einmal 698 Euro netto im Monat.<br />

Bei einer halben Erwerbsminderungsren-<br />

Wirbelsäule, Knochen, Gelenke<br />

Herz- und Kreislauferkrankungen<br />

te (die Arbeitsfähigkeit beträgt dann zwischen<br />

drei und sechs Stunden) sind es gar<br />

nur 349 Euro.<br />

3 %<br />

15 %<br />

22 %<br />

11 %<br />

Nach Einschätzung der Stiftung Warentest<br />

gilt die private Absicherung bei Berufsunfähigkeit<br />

daher als absolutes Muss.<br />

Allerdings gibt es auch hier Probleme und<br />

Unwägbarkeiten. Die Beitragskalkulationen<br />

der einzelnen Versicherungsgesellschaften<br />

variieren mitunter stark, zudem<br />

führen Vorerkrankungen oft zu Risikozuschlägen<br />

oder Ablehnungen.<br />

Die in Würzburg und Berlin beheimatete<br />

BVUK.Gruppe, die sich seit 15 Jahren<br />

um betriebliche Vergütungs- und Versorgungssysteme<br />

für Unternehmen und<br />

Kommunen kümmert, hat einen Weg gefunden,<br />

der die private Absicherung der<br />

Berufsunfähigkeit für Arbeitnehmer und<br />

Führungskräfte verlässlich und auf einem<br />

auskömmlichen finanziellen Niveau<br />

regelt. BVUK-Geschäftsführer Michael<br />

Reizel: „Wir organisieren die Absicherung<br />

ganzer Belegschaften von Unternehmen<br />

über maßgeschneiderte Kollektivverträge.<br />

Der große Vorteil dabei ist, dass keine<br />

vorherige Gesundheitsprüfung erforderlich<br />

ist. Es gibt keine<br />

Beitragszuschläge<br />

für Raucher, Motorradfahrer<br />

oder<br />

bestehende Leiden.<br />

30 %<br />

Wir sichern alle Berufsbilder<br />

bis zur gesetzlichen<br />

Regelaltersgrenze<br />

ab.“<br />

Mit der Kollektivabsicherung<br />

der<br />

BVUK.Gruppe erhalten<br />

Betroffene monatliche<br />

Berufsun-<br />

19 %<br />

fähigkeitsrenten in<br />

Höhe von mehr als<br />

2.000 Euro, Führungskräfte können gar mit<br />

bis zu 5.000 Euro Rentenleistungen rechnen.<br />

Ein weiterer Vorteil, den die BVUK.<br />

Gruppe offeriert: Wenn der Arbeitnehmer<br />

bis zum Eintritt in die reguläre Altersrente<br />

arbeiten kann, also nicht berufsunfähig<br />

wird, erhält er eine Auszahlung aus den<br />

Überschüssen des Versicherers. W+M<br />

BVUK.Gruppe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Ebertsklinge 2a<br />

97074 Würzburg<br />

Tel. 0931 359096-0<br />

Fax. 0931 359096-93<br />

info@bvuk.de<br />

www.bvuk.de<br />

Darüber hinaus unterhält die BVUK.<br />

Gruppe Büros in Berlin, Dresden,<br />

Hamburg, Nürnberg und Baden-Baden.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


54 | W+M RATGEBER KULTUR<br />

W+M präsentiert:<br />

DIE OSTDEUTSCHE<br />

BESTSELLERLISTE FÜR<br />

WIRTSCHAFTSLITERATUR<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

7<br />

6<br />

8<br />

5<br />

9<br />

10<br />

Die ostdeutsche Bestsellerliste für Wirtschaftsliteratur<br />

wird aus den Verkaufszahlen<br />

großer Buchhandlungen in Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />

erstellt. Beteiligt haben sich:<br />

• Hugendubel Cottbus, Mauerstraße 8,<br />

03046 Cottbus<br />

• Hugendubel Erfurt, Anger 62,<br />

99084 Erfurt<br />

• Hugendubel Greifswald, Markt 20–21,<br />

17489 Greifswald<br />

• Hugendubel Leipzig,<br />

Petersstraße 12–14, 04109 Leipzig<br />

• Hugendubel Potsdam, Stern-Center 1,<br />

14480 Potsdam<br />

• Hugendubel Schwerin, Marienplatz 3,<br />

19053 Schwerin<br />

• Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung,<br />

Logenstraße 8, 15230 Frankfurt/Oder<br />

Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen<br />

offen. Schreiben Sie bei Interesse<br />

eine E-Mail an JP@WundM.info.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


NETZWERK GESELLSCHAFT | 55<br />

4. Golfturnier für Freunde in Motzen<br />

EIN RUNDUM SCHÖNES SPIEL<br />

Einen Auftakt in die Golfsaison bot für viele der Teilnehmer<br />

das Turnier „Golfen für Freunde“ Anfang Mai im Berliner<br />

Golf- und Country Club Motzener See e. V. Das Magazin<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> hatte gemeinsam mit weiteren Partnern<br />

eingeladen zu einem sportlichen Beisammensein mit Freunden.<br />

Gespielt wurde Scramble über 18 Löcher und das bei schönstem<br />

Sonnenschein. Hier gingen nach gut viereinhalb Stunden Spielzeit<br />

Jens Albrecht, Björn Nitzsche und Franka Höptner als Sieger<br />

bei der Brutto-Wertung hervor. So richtig spannend machten das<br />

Turnier jedoch die vielen Nearest-to-the-Pin-Wertungen, bei denen<br />

es Übernachtungen, Wellness-Gutscheine, Kunst oder sogar<br />

einen Maßanzug zu gewinnen gab. Erfolglos blieb leider der Versuch,<br />

am Loch acht ein Hole-in-one zu platzieren, auch wenn einige<br />

dem Ziel sehr nahe kamen. Das könnte den Teilnehmern des<br />

Schnupperkurses ein Anreiz sein, im kommenden Jahr ebenfalls<br />

im Turnier mitzuspielen. Schließlich wurde nach dem erneut positiven<br />

Spontan-Feedback beschlossen, dass es auch 2016 wieder<br />

ein Turnier für Freunde geben wird. Als Termin ist der 9. Mai<br />

2016 vorgemerkt. Also: Save the date! W+M<br />

Professor Jürgen Kiwit, Till Esser, Steffen Kirchner und Jurek<br />

Schwarz (v. l.) bildeten den Unternehmensflight der NH Hotels Berlin.<br />

Das Ehepaar Fitz<br />

sowie Silvia Glaßer<br />

und Brunhild Stelter<br />

(v. l.).<br />

Ludger Wentrup (l.), Karin Herzog und<br />

Philipp Meier zu Eissen holten den<br />

zweiten Netto-Sieg.<br />

Dr. Sabine Renner, Sven Ahrenknecht,<br />

Christopher Schulz und Dr. Renate Weisse (v. l.)<br />

waren ebenfalls erfolgreich auf dem Platz.<br />

Andreas Gerber, Thomas Süß und Frank<br />

Nehring (v. l.) starteten im ersten Flight.<br />

Andrea Grandjean und Sven Tinkl gewannen<br />

den Schnupperpreis.<br />

Jens Albrecht (l.), Franka Höptner und Björn<br />

Nitzsche wurden Brutto-Sieger.


56 | W+M NETZWERK<br />

Tanzfreudige Ballgesellschaft.<br />

Wirtschaftsball des UV Rostock<br />

WALZER AM MEER<br />

Der Unternehmerball in Rostock ist<br />

für Vertreter von Wirtschaft, Politik<br />

und Gesellschaft immer ein Höhepunkt.<br />

Auch in diesem Jahr waren wieder<br />

über zweihundert Gäste gekommen, um<br />

im besonderen Ambiente des Hotels Neptun<br />

in Warnemünde bei Musik, Showunterhaltung<br />

und gutem Essen gemeinsam<br />

zu feiern. Vielversprechendes Motto des<br />

Abends: Walzer am Meer.<br />

Nach der schwungvollen Balleröffnung<br />

durch Mitglieder des Turnier Tanz Club<br />

Rostock e. V. musste Frank Haacker, Präsident<br />

des UV Rostock, die erstarrte Moderatorin<br />

Tanja Roll wieder zum Leben erwecken.<br />

Diese begeisterte das Publikum<br />

mit Kostproben ihres Könnens, das von<br />

Pantomime bis Gesang und Tanz reichte.<br />

Der Rostocker Opernchor unter Leitung<br />

von Stefan Bilz sowie die Sopranistin<br />

Theresa Grabner, begleitet von Theodora<br />

Belu, erhielten für ihre Darbietung aus<br />

„Carmen“ und der „Fledermaus“ ebenfalls<br />

großen Applaus.<br />

Zu einem eleganten Ball gehört natürlich<br />

das Thema Mode. Die Gäste konnten<br />

sich dahingehend bei den Designern<br />

Galina Krüger von Bella Donna Modedesign<br />

und Maike Schambach informieren<br />

und sich Anregungen bei der stimmungsvollen<br />

Modenschau von Andreas<br />

Kiefer holen. In reger Zusammenarbeit<br />

und mit „Google-Hilfe“ konnten dann<br />

auch die kniffligen Aufgaben im Mode-<br />

Quiz gelöst werden, wofür es attraktive<br />

Preise gab.<br />

W+M<br />

Professioneller Walzer.<br />

Moderatorin Tanja Roll.<br />

Gastgeber des Abends: Manuela Balan und Frank Haacker.<br />

Gut gelaunte Ballgäste.<br />

Fotos: Angelika Heim


GESELLSCHAFT | 57<br />

Wirtschaftsball des UV Schwerin<br />

TANZ IN DER STERNENHALLE<br />

Auch dieses Jahr war Mercedes-<br />

Benz in Schwerin mit seiner Sternenhalle<br />

erneut Gastgeber des gemeinsamen<br />

Wirtschaftsballs von Rostocks<br />

Unternehmerverband, IHK und Handwerkskammer.<br />

Der sportliche Ansatz,<br />

Grenzen zu überwinden, spiegelte sich bereits<br />

in der Wahl der Dekoration wider: ein<br />

Mercedes AMG PETRONAS F1 CO5 Hybrid<br />

aus der siegreichen Rennserie der Formel<br />

1 2014 schmückte den Ballsaal und in<br />

einer Endlosschleife wurden schon im Vorfeld<br />

der Sportgala die nominierten Fotos<br />

zum „Sportfoto des Jahres 2014” gezeigt.<br />

Dass auch im unternehmerischen Alltag<br />

ständig Grenzen zu überwinden sind, dokumentierten<br />

in beeindruckender Art und<br />

Weise die diesjährig Nominierten zum<br />

Unternehmerpreis. Als Höhepunkt des<br />

Abends – nun schon zum 22. Mal Gegenstand<br />

des Unternehmer- und Wirtschaftsballs<br />

– wurde der Unternehmerpreis an<br />

Jürgen Kuhnert überreicht.<br />

Rund 250 Gäste, darunter auch Vertreter<br />

befreundeter Verbände, Unternehmer<br />

aus ganz Westmecklenburg sowie Persönlichkeiten<br />

aus Verwaltung und Politik,<br />

nutzten die Möglichkeit, ein paar schöne<br />

Stunden miteinander zu verbringen. Kulinarisch<br />

zeichnete erneut Norbert Ripka<br />

mit seinem Catering-Service verantwortlich.<br />

Mit einem eigenen Front-Cooking-<br />

Bereich ergänzte er die große Auswahl<br />

von Speisen und Desserts. Zu später<br />

Stunde war die Nachtbar der Mittelpunkt<br />

für viele Ballgäste.<br />

W+M<br />

Zeit für ein Gespräch am Rande.<br />

Präsidenten und Geschäftsführer der<br />

befreundeten Unternehmerverbände.<br />

Gerold Jürgens (l.) und Rolf Paukstat mit Begleitung.<br />

Die Sternenhalle war festlich gestaltet.<br />

Foto: maxpress<br />

UV-Schwerin-Präsident Rolf Paukstat (l.) sowie Bernd Nottebaum,<br />

1. Stellvertreter der Oberbürgermeisterin von Schwerin, übergaben<br />

den Unternehmerpreis an Jürgen Kuhnert (M.).


58 | W+M NETZWERK GESELLSCHAFT<br />

UV-Business Challenge in Leipzig<br />

WIRTSCHAFT SPIELT GOLF<br />

Unter dem Motto „Wirtschaft spielt Golf“ fand Mitte Mai<br />

die 4. UV-Business Challenge, das Golfturnier der Interessengemeinschaft<br />

der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin, statt. Austragungsort war der GolfPark Leipzig-Seehausen.<br />

Hier trafen sich 57 Golfer zu einem interessanten<br />

Turnier, das in der Form 4er Scramble nach Stableford gespielt<br />

wurde. Aber auch 17 Schnupperkurs-Teilnehmer wollten<br />

wissen, wie man Golf spielt und erlebten gemeinsam mit zahlreichen<br />

Gästen aus ganz Ostdeutschland einen tollen Tag. Schluss<br />

war erst in den späten Abendstunden. Erstmalig wurde das<br />

Turnier zusammen mit dem Verein Gemeinsam für Leipzig e. V.<br />

ausgerichtet.<br />

W+M<br />

Erfahrene Golfer in Aktion.<br />

Das Tunier – eine sportliche Herausforderung für jeden Teilnehmer.<br />

Charmante Gastgeber.<br />

Die Tunierteilnehmer kamen aus ganz Ostdeutschland nach Leipzig.<br />

Abschläge auf der Driving Range.<br />

Fotos: UV Sachsen


Die Spieler jagen dem Ball hinterher. Die Zuschauer verfolgen interessiert das Spektakel.<br />

International CHOPARD Beach-Polo Cup<br />

BEACH-POLO IN WARNEMÜNDE<br />

Die Gewinner des CHOPARD Beach-Polo Cup.<br />

Ende Mai fand – mit <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> als Medienpartner<br />

– in Warnemünde der internationale CHOPARD Beach-<br />

Polo Cup statt. Ein Ereignis, das gut ins Ambiente des Ostseebades<br />

mit dem großem Ostseestrand passte und Anziehungspunkt<br />

für die vielen Urlauber vor Ort und einige spezielle Polofreunde<br />

war. Hier etabliert sich ein Event, das es in sich hat.<br />

Sechs Teams mit je zwei Spielern und über 50 Polopferde begeisterten<br />

die Zuschauer mit kurzweiligem Spiel. Wer mehr<br />

erfahren wollte, musste nur zuhören. The Voice of Polo, der<br />

bekannte und zugleich unterhaltsame Polo-Experte Jan-Erik<br />

Franck, feuerte Polospieler wie Zuschauer gleichermaßen an.<br />

Unterstützung bekam er von Rommy Arndt, der n-tv-Moderatorin,<br />

die am Spielfeldrand mit verständlichen Erklärungen und<br />

Kurzinterviews aufwartete und durch die Abendveranstaltungen<br />

führte. Wer es sich leisten wollte, buchte VIP-Tickets und<br />

erhielt dafür viel geboten. Kulinarisch vom 18-köpfigen Team<br />

des Dresdner Sternekochs Mario Pattis umsorgt, waren alle<br />

während der Spiele tagsüber und bei den Abendveranstaltungen<br />

in bester Stimmung.<br />

Fazit: Eine tolle Veranstaltung für Warnemünde, die Zuschauer,<br />

die Veranstalter und die Sponsoren. Nächstes Jahr bitte<br />

wieder!<br />

W+M<br />

Jan-Erik Franck<br />

(“The Voice of Polo”)<br />

mit Rommy Arndt<br />

(“The Voice of n-tv”)<br />

am Spielfeldrand.<br />

Medienpartnerschaft: Veranstalter<br />

Matthias Ludwig von Polo Riviera mit<br />

W+M-Herausgeber Frank Nehring (r.).<br />

Fotos: Ralf Succo/SuccoMedia, Privat<br />

Warnemünde und der Teepott –<br />

ein fantastische Kulisse für das Turnier.<br />

Die Polospieler und ihre besonderen Pferde<br />

ziehen die Zuschauer in ihren Bann.<br />

Die Sponsoren kamen auf ihre Kosten,<br />

die Zuschauer auch.


60 | W+M NETZWERK<br />

War Vorbild für den<br />

„KdF-Wagen“ (VW Käfer): Tatra 97.<br />

WAS VON DER WELTFIRMA<br />

TATRA GEBLIEBEN IST<br />

Tatra war eine der ersten Autofabriken weltweit,<br />

die erste Österreich-Ungarns. Kleinwagen, Luxuslimousinen,<br />

Lastkraftwagen und Schienentriebwagen<br />

hat sie produziert. Ihre geländegängigen Lkw<br />

gewannen sechs Mal die Rallye Paris-Dakar. Was ist<br />

von ihr geblieben und welche ihrer Konstruktionen<br />

haben überlebt? Damit beschäftigte sich der<br />

Arbeitskreis Verkehrswesen des VBIW auf seiner<br />

Tagung in Potsdam-Golm. Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Immerhin – Lkw produziert Tatra noch.<br />

Jedenfalls, solange Aufträge vorliegen.<br />

Der größte stammt vom saudiarabischen<br />

Militär. Was ist es, das den<br />

Tatra für den Einsatz im Wüstensand so<br />

geeignet macht?<br />

Der Arbeitskreis Verkehrswesen des<br />

VBIW hat das Tatra-Konzept analysiert.<br />

Während andere noch Fahrzeuge mit Leiterrahmen<br />

und Starrachse bauten, brachte<br />

Tatra 1921 den Kleinwagen T 11 mit<br />

neuartigem Zentralrohrrahmen und gelenklos<br />

angetriebenen Pendelachsen heraus,<br />

ein erster Schritt in Richtung Einzelradaufhängung.<br />

Gelenkwellen waren damals<br />

noch nicht zuverlässig genug. Und<br />

so entwickelte Tatra-Chefkonstrukteur<br />

Ledwinka den Zentralrohrrahmen, an dessen<br />

vorderem Ende das Getriebe und an<br />

dessen hinterem Ende der Achsantrieb<br />

starr befestigt waren, so dass keine Bewegung<br />

zwischen beiden auftreten konnte<br />

und somit eine gelenklose Antriebswelle<br />

genügte. Ebenso genial funktionierten<br />

die Pendelachsen. Die Tellerräder der<br />

Achswellen wälzten sich auf den Ritzeln<br />

der Antriebswelle ab, damit brauchten die<br />

Achswellen kein Gelenk. Weitere Vorteile<br />

dieses geschlossenen Systems: Schmutz<br />

und Sand können nicht in Gelenke eindringen,<br />

die es nicht gibt.<br />

einen Volkswagen, und der sollte aus<br />

Wolfsburg kommen.<br />

Der Staatsbetrieb Tatra behielt sein Konzept<br />

bei, während sich Volkswagen in den<br />

1970er Jahren den internationalen Ent-<br />

Derzeit bietet Tatra den Phoenix 6x6 an.<br />

Später verlegte Tatra den<br />

Motor ins Heck und benutzte<br />

für den Pkw T 97 eine<br />

Grundplatte mit einem Mittelträger,<br />

wie sie Ferdinand<br />

Porsche auch für den „KdF-<br />

Wagen“ anwandte. Weitere<br />

Ähnlichkeiten zwischen beiden<br />

Fahrzeugen betreffen<br />

die Pendelachsen, den luftgekühlten<br />

Boxermotor im<br />

Heck, die stromlinienförmige<br />

Karosserieform. So wunderte<br />

es nicht, dass nach<br />

dem Anschluss der Stadt<br />

Kopřivnice (Nesselsdorf)<br />

an das damalige Deutsche<br />

Reich die Produktion des<br />

T 97 eingestellt worden<br />

war. Berlin wollte eben nur<br />

Hinterachsantrieb der gelenklosen<br />

Pendelachsen.<br />

wicklungen anpasste und sich mit dem<br />

Typ Golf vom Heckmotor und seinen<br />

Pendelachsen trennte. Schließlich trauten<br />

nicht einmal mehr die Genossen in<br />

Berlin dem Tatra 603 mit seiner fehlenden<br />

vorderen Knautschzone und seiner<br />

Schleuderneigung. Sie fanden stattdessen<br />

im Volvo und im Citroën CX sicherere<br />

Regierungsfahrzeuge. 1999 ging die<br />

Pkw-Ära von Tatra schließlich zu Ende.<br />

Wenn aber Lkw für schweren Baustellen-<br />

Einsatz oder die Wüste benötigt werden,<br />

ist der Tatra mit Zentralrohr, Pendelachsen<br />

und luftgekühltem Motor erste Wahl.<br />

<br />

W+M<br />

Fotos: dave_7-Flickr/Wikimedia (oben), Rudolf Miethig (VBIW) (unten, Mitte)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


VBIW | 61<br />

VBIW LOBT ZUM 24. MAL SONDERPREISE<br />

FÜR „JUGEND FORSCHT“ AUS<br />

Foto: BASF, Grafik: Stiftung Jugend forscht e. V.<br />

Es geht wieder los!“, lautete das Motto<br />

des Jugend-forscht-Wettbewerbs<br />

2014/15. Seit 50 Jahren gibt es den<br />

Nachwuchsforscher-Wettbewerb. Der<br />

VBIW unterstützt ihn zum 24. Mal durch<br />

Juroren-Tätigkeit und durch seine Sonderpreise.<br />

Das ehrenamtliche Engagement<br />

seiner Mitglieder für den Wettbewerb ist<br />

fester Bestandteil des Programms des Vereins.<br />

Tim Grutzeck freut sich auf den praktischen<br />

Einsatz seines Kanalerkundungsroboters.<br />

Auf dem Regionalwettbewerb Brandenburg<br />

Ost hatte Manfred Fladrich vom<br />

VBIW den Sonderpreis an drei 17-jährige<br />

Schüler des Max-Steenbeck-Gymnasiums<br />

überreicht. Die Cottbuser beschäftigten<br />

sich mit dem Wirkungsgrad von<br />

Windkraftanlagen. Die Oberflächenmodifizierung<br />

der Flügel testeten sie in einem<br />

selbst entwickelten Windkanal. In<br />

Fortführung der Arbeit soll ein Zusammenhang<br />

zwischen verschiedenen Anströmungs-<br />

und Profilgeschwindigkeiten<br />

und der idealen Oberflächenrauigkeit<br />

hergestellt werden. Das Projekt errang<br />

beim Landesfinale in Schwarzheide den<br />

2. Platz im Fachgebiet Technik.<br />

Mit seinem Projekt „Konstruktion und<br />

Programmierung eines Kanalerkundungsroboters“<br />

überzeugte Tim Grutzeck auf<br />

dem Regionalwettbewerb Brandenburg<br />

West den VBIW und erhielt den Sonderpreis<br />

des Vereins. Nachdem Tim im Vorjahr<br />

sein Modell des Erkundungsroboters<br />

vorgestellt hatte, erhielt dieser jetzt eine<br />

konkrete Aufgabe. Nach Forschung und<br />

Modellbau erfolgte die praktische Nutzung<br />

– besser kann es nicht laufen. Die<br />

Stadt Hohen Neuendorf (Kreis Oberhavel)<br />

plant einen Sportplatz. Unter ihm befindet<br />

sich aber ein Regenwasserkanal,<br />

der dieses Vorhaben, wenn er nicht untersucht<br />

wird, gefährden könnte. Tim konstruierte<br />

und programmierte im Auftrag<br />

der Stadt und<br />

der Merkel-Tiefbau<br />

GmbH einen<br />

sechsbeinigen<br />

Laufroboter, der<br />

– mit einem Kinect-Sensor<br />

ausgestattet<br />

– seine<br />

Umgebung dreidimensional<br />

erfassen und Hindernisse<br />

überwinden kann. Der 17-jährige Schüler<br />

des Marie-Curie-Gymnasiums in Hohen<br />

Neuendorf errang den Landessieg<br />

für die beste interdisziplinäre Arbeit.<br />

Der Verbesserung der Arbeitssicherheit<br />

haben sich Philipp Ostwaldt und Jonathan<br />

Heiner von der Heidelberger Druckmaschinen<br />

AG in Brandenburg an der Havel<br />

verschrieben. Die beiden Azubis gingen<br />

der Frage nach, warum sich Mitarbeiter<br />

immer wieder Verbrennungen am<br />

Schrumpfgerät Diebold FKS 04 zuzogen.<br />

Für die Tür dieses Gerätes haben sie einen<br />

automatischen Schließmechanismus<br />

mit elektropneumatischen Bauteilen<br />

entwickelt. Mit ihm sollen Verbrennungen<br />

der Hände vermieden werden.<br />

Tests mit dem Prototyp sind noch erforderlich,<br />

aber bereits vorgesehen. Dieses<br />

Projekt wurde zum Landesfinale mit dem<br />

VBIW-Preis ausgezeichnet.<br />

Jutta Scheer (VBIW)<br />

VBIW – Verein Brandenburgischer<br />

Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle:<br />

Fürstenwalder Str. 46,<br />

15234 Frankfurt (Oder),<br />

Tel.: 0335 8692151<br />

E-Mail: buero.vbiw@t-online.de<br />

Internet: www.vbiw-ev.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


62 | W+M NETZWERK<br />

UV Thüringen<br />

SCHNELLER NACH ERFURT<br />

Termine<br />

UV BRANDENBURG-BERLIN<br />

03.07.2015: 16:00–22:00 Uhr<br />

Sommerfest des UVBB<br />

Sport Park Cottbus, Lange Str. 2,<br />

03051 Cottbus-Gallinchen<br />

06.07.2015: 18:00 Uhr<br />

Potsdamer Gespräche<br />

VCAT Consulting GmbH, August-Bebel-<br />

Str. 26–53, 14482 Potsdam<br />

Die Talbrücke Froschgrundsee gehört mit zum Verkehrsprojekt Nr. 8.<br />

Eine Exkursion des Unternehmerverbands<br />

Thüringen gab es mit der Deutschen Bahn<br />

zum Thema Verkehrsprojekt Deutsche<br />

Einheit Nr. 8. Dieses Projekt umfasst den<br />

Neu- und Ausbau der ICE-Strecke zwischen<br />

München und Berlin. Auch die Thüringer<br />

Landeshauptstadt Erfurt wird Nutznießer<br />

dieser neuen und schnelleren Nord-<br />

UV Sachsen<br />

„Der Unternehmerabend<br />

des UV Sachsen in Kooperation<br />

mit den beiden Mitgliedsunternehmen<br />

Stadtwerke<br />

Leipzig und der<br />

BMW-Niederlassung Leipzig<br />

war ein voller Erfolg“,<br />

heißt es aus dem Verband.<br />

Das Thema „Elektromobilität“<br />

war für mehr als 50<br />

Gäste ein durchaus interessanter<br />

Grund, um in dieser<br />

Form in der BMW-Niederlassung<br />

Leipzig zusammenzukommen.<br />

Nach Vorträgen<br />

von Christoph Friedrich<br />

(Projektleiter Klima/<br />

Elektromobilität der Stadtwerke<br />

Leipzig) und Oliver Venohr (Vertrieb<br />

BMW i Deutschland) konnten die<br />

Gäste die zur Verfügung gestellten Elek-<br />

Süd-Verbindung. So soll die Fahrzeit mit<br />

dem ICE ab Dezember 2015 zwischen Erfurt<br />

und Leipzig nur noch 39 Minuten betragen.<br />

Auch die Thüringer Wirtschaft erhofft<br />

sich durch den neuen ICE-Knotenpunkt<br />

zusätzliche Unternehmensansiedlungen<br />

und darüber hinaus die Schaffung<br />

neuer Arbeitsplätze in der Region.<br />

UNTERNEHMERABEND BEI BMW<br />

Lars Schaller (UV Sachsen), Olaf Seeberg (Stadtwerke<br />

Leipzig) und Carsten Bödecker (BMW-Niederlassung Leipzig)<br />

beim Unternehmerabend (v. l.).<br />

trofahrzeuge testen. Nach den rasanten<br />

Probefahrten fanden sich alle zum Gettogether<br />

zusammen.<br />

03.08.2015: 18:00 Uhr<br />

Potsdamer Gespräche<br />

VCAT Consulting GmbH, August-Bebel-<br />

Str. 26–53, 14482 Potsdam<br />

UV ROSTOCK<br />

09.07.2015:<br />

Unternehmertag „Deutschlands Bildung:<br />

Spitze oder Mittelmaß?“<br />

Hotel Neptun, Seestraße 19, 18119 Rostock-Warnemünde<br />

06.08.2015:<br />

Hanse Sail Business Forum „Digitalisierung<br />

– Chancen und Herausforderungen<br />

für die Unternehmen in M-V“<br />

Hotel Sonne, Apollosaal, Neuer Markt 2,<br />

18055 Rostock<br />

UV SACHSEN<br />

29.06.–09.07.2015:<br />

SACHSEN Sail<br />

Istanbul/Türkei<br />

Veränderungen von Themen, Terminen<br />

und Veranstaltungsorten können nicht<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Fotos: DB AG/Luftbild Nürnberg Dietze (oben), UV Sachsen (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


UNTERNEHMERVERBÄNDE | 63<br />

Fotos: UV Rostock<br />

UV Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />

NEUE REGIONALGRUPPE GEGRÜNDET<br />

Die Regionalleiter Dirk Grigull, Hans-Jürgen Fink und Werner Deil (v. l.).<br />

Zur Stärkung der Verbandsarbeit in den<br />

Regionen haben sich unlängst die drei<br />

Regionalleiter für Teterow, Güstrow und<br />

Waren zu einer konstituierenden Sitzung<br />

der „Regionalgruppe Mittleres Mecklenburg“<br />

getroffen. Die Zielstellung dabei<br />

ist das Bündeln der Kräfte, um in Zusammenarbeit<br />

mit der Geschäftsstel-<br />

NEUES PRÄSIDIUM<br />

GEWÄHLT<br />

Mit der Mitgliederversammlung des UV<br />

Rostock steht fest: Frank Haacker bleibt<br />

auch für die nächsten vier Jahre Präsident<br />

des Verbandes. Weiterhin wurden<br />

Anja Hausmann zur Schatzmeisterin, Dr.<br />

Stephan Thiel zum ersten Vizepräsidenten<br />

und Axel Erdmann zum zweiten Vizepräsidenten<br />

gewählt. Neben diesem geschäftsführenden<br />

Präsidium wurden weitere sieben<br />

Unternehmer in das Präsidium gewählt.<br />

„Der gute Mix aus erfahrenen und<br />

neuen Präsidiumsmitgliedern, aber auch<br />

aus Unternehmern der verschiedensten<br />

Branchen und aus den unterschiedlichsten<br />

Regionen unseres Verbandes, ist eine<br />

solide Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

und interessante Diskussionen<br />

le Rostock gemeinsame Veranstaltungen<br />

zu organisieren und Unternehmer<br />

aus dem gesamten Gebiet zusammenzubringen.<br />

Veranstaltungen werden zukünftig<br />

wechselnd in Güstrow, Teterow<br />

und Waren stattfinden. Der gemeinsame<br />

Auftakt fand am 3. Juni im Landhotel<br />

Schloss Teschow statt.<br />

Frank Haacker bleibt auch für die nächsten<br />

vier Jahre Präsident des UV Rostock.<br />

darüber, welche Themen aktuell wichtig<br />

für unsere Mitglieder sind und damit auf<br />

die Agenda unseres Verbandes gehören“,<br />

meint Präsident Frank Haacker.<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

Unternehmerverband Berlin e. V.<br />

Präsident: Armin Pempe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: N. N.<br />

Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />

Tel.: +49 30 9818500<br />

Fax: +49 30 9827239<br />

E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />

Internet: www.uv-berlin.de<br />

Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />

Geschäftsführer: Steffen Heller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Jägerstraße 18, 14467 Potsdam<br />

Tel.: +49 331 810306<br />

Fax: +49 331 8170835<br />

E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />

Internet: www.uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Französische Str. 12, 10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 2045990<br />

Fax: +49 30 20959999<br />

E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Cottbus<br />

Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />

Tel.: +49 355 22658<br />

Fax: +49 355 22659<br />

E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Fürstenwalde<br />

Tränkeweg 13, 15517 Fürstenwalde<br />

Tel.: +49 3361 55630<br />

Fax: +49 3361 556311<br />

E-Mail: fuerstenwalde@uv-bb.de<br />

Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />

Präsident: Rolf Paukstat<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Wolfgang Schröder<br />

Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />

Tel.: +49 385 569333<br />

Fax: +49 385 568501<br />

E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />

Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg e. V.<br />

Präsident: Frank Haacker<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />

Wilhelm-Külz-Platz 4<br />

18055 Rostock<br />

Tel.: +49 381 242580<br />

Fax: +49 381 2425818<br />

E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />

Internet: www.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />

Präsident: Hartmut Bunsen<br />

Geschäftsführer: Lars Schaller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 52625844<br />

Fax: +49 341 52625833<br />

E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />

Internet: www.uv-sachsen.de<br />

Geschäftsstelle Chemnitz<br />

Repräsentantin: Gabriele Hofmann-Hunger<br />

Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />

Tel.: +49 371 49512912<br />

Fax: +49 371 49512916<br />

E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />

Geschäftsstelle Dresden<br />

Repräsentant: Klaus-Dieter Lindeck<br />

Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />

Tel.: +49 351 8996467<br />

Fax: +49 351 8996749<br />

E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />

Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Präsident: Jürgen Sperlich<br />

Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />

Geschäftsstelle Halle/Saale<br />

Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />

Tel.: +49 345 78230924<br />

Fax: +49 345 7823467<br />

Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />

Präsident: Jens Wenzke<br />

c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />

Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />

Tel.: +49 361 4930811<br />

Fax: +49 361 4930826<br />

E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />

Internet: www.uv-thueringen.de<br />

Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />

Präsident: Gerold Jürgens<br />

Geschäftsstelle<br />

Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />

Tel.: +49 3834 835823<br />

Fax: +49 3834 835825<br />

E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />

Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


64 | W+M RÜCKBLICK<br />

Was macht eigentlich Elmar Pieroth,<br />

Unternehmer, Wirtschaftssenator, Ost-Versteher?<br />

DER ERFINDER DER<br />

WOHNZIMMERGESPRÄCHE<br />

Knapp 20 Jahre prägte der 1934 in Bad Kreuznach geborene<br />

Unternehmer und Politiker Elmar Pieroth die Berliner Politik.<br />

Insgesamt war er 15 Jahre lang Senator, zuständig für<br />

Wirtschaft und Finanzen. Vier Monate vor der deutschen<br />

Einheit wechselte der westdeutsche Christdemokrat<br />

als Stadtrat in den Ost-Berliner Magistrat – ein Novum.<br />

Er baute in der Linken-Hochburg Marzahn-Hellersdorf<br />

die CDU auf. Er war – im positiven Sinne – ein früher und<br />

ehrlicher „Ossi-Versteher“. Von Karsten Hintzmann<br />

Elmar Pieroth im Jahr 2007.<br />

Elmar Pieroth auf dem 22. Bundesparteitag<br />

der CDU in Hamburg im Jahr 1973.<br />

Dreizehn Jahre nach dem selbst gewählten<br />

Abschied aus dem Ost-Berliner Bezirk<br />

Marzahn-Hellersdorf kehrte Elmar Pieroth<br />

für einige Stunden dorthin zurück. Der<br />

CDU-Kreisverband hatte Pieroth anlässlich<br />

seines 80. Geburtstags zu einer Jubiläumstour<br />

eingeladen. Der Jubilar und<br />

seine Gattin Hannelore staunten nicht<br />

schlecht, als sie den Wandel des Stadtbezirks,<br />

dem lange Jahre das Image eines<br />

eher farblosen Plattenbaudistrikts anhing,<br />

mit eigenen Augen betrachten konnten.<br />

Mehr als 18.000 mittelständische Unternehmen<br />

haben dort inzwischen eine<br />

Heimat gefunden. In Entstehung ist der<br />

CleanTech Business Park, Berlins modernster<br />

Industriepark für Green-Tech-<br />

Unternehmen. Derzeit bereitet man sich<br />

auf die Internationale Gartenausstellung<br />

vor, die im Jahr 2017 rund 2,4 Millionen<br />

heimische und internationale Besucher<br />

in die attraktive grüne Lunge Berlins am<br />

östlichen Stadtrand locken soll.<br />

Doch neben der Präsentation der positiven<br />

Entwicklung nutzten die politischen<br />

Erben Pieroths die Möglichkeit, an die<br />

Leistungen ihres Mentors zu erinnern. So<br />

gab Mario Czaja, seit 2002 Pieroths Nachfolger<br />

im Amt des CDU-Kreischefs und<br />

heute Gesundheitssenator in Berlin, eine<br />

Anekdote zum Besten, wann der Rheinland-Pfälzer<br />

Wein-Unternehmer erstmals<br />

mit dem Begriff Hellersdorf konfrontiert<br />

wurde. „Das erste Mal hörten Sie von<br />

Hellersdorf im Jahr 1987 in Leipzig – auf<br />

dem traditionellen Messerundgang von<br />

Erich Honecker. Damals schlugen Sie –<br />

seinerzeit Wirtschaftssenator in West-<br />

Berlin – und der Regierende Bürgermeister<br />

Eberhard Diepgen Honecker Partnerschaften<br />

zwischen den zwölf West- und<br />

acht Ostbezirken vor. Zwölf Bezirke dort<br />

und acht hier – so war es im Vier-Mächte-Statut<br />

geregelt. Aber Honecker protestierte.<br />

‚Das kommt nicht in Frage, bei diesem<br />

Vorschlag fehlen Marzahn, Hellersdorf<br />

und Höhenschönhausen‘, soll er geschimpft<br />

haben.“<br />

Es zählt zu den Eigenschaften Pieroths,<br />

dass er sich in seiner politischen Laufbahn<br />

immer wieder freiwillig auf bis dato<br />

unbekanntes Terrain begab. So etwa im<br />

Sommer 1990, als er – gepackt von der<br />

Vorfreude auf die deutsche Einheit –<br />

ganz unkonventionell in den Ostteil Berlins<br />

ging und sich zum Stadtrat für Wirtschaft<br />

im Magistrat von Tino Schwierzina<br />

ernennen ließ. Er wollte vor Ort mithelfen<br />

und beide Stadthälften zu einem<br />

harmonischen Ganzen zusammenführen.<br />

Fünf Jahre später sollte er sich an den<br />

Leipziger Disput mit Honecker erinnern.<br />

Pieroth suchte nach vielen Jahren im Bundestag<br />

(1969–1981) und als Berliner Senator<br />

eine frische Herausforderung. Er<br />

wollte noch einmal etwas aufbauen. Also<br />

zog es ihn nach Hellersdorf, wo die damalige<br />

PDS unangefochten die absolute<br />

Mehrheit hatte und die Zustimmung für<br />

die CDU bei Wahlen im einstelligen Bereich<br />

dümpelte. Als Pieroth seinen Parteifreund<br />

und Regierenden Bürgermeister<br />

Diepgen in seine Pläne einweihte, soll dieser<br />

einigermaßen überrascht gesagt haben:<br />

„Elmar, mach das nicht, geh lieber<br />

nach Treptow. Da gibt’s auch Industrie, da<br />

kommst Du viel besser an.“ Aber Pieroth,<br />

der unbedingt raus aus dem geordneten<br />

West-Berlin wollte, blieb bei seiner Wahl<br />

und ging nach Hellersdorf. Dabei verzichtete<br />

er bewusst auf eine Absicherung auf<br />

einem aussichtsreichen CDU-Listenplatz<br />

bei der nahen Parlamentswahl. Das Di-<br />

Foto: Wikimedia Commons/Stiftung Bürgermut (oben), Wikimedia Commons/Bundesarchiv, B 145 Bild-F041452-0028/Engelbert Reineke (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


W+M RÜCKBLICK | 65<br />

Rückkehr nach Marzahn: Elmar und Hannelore Pieroth, flankiert von Gesundheitssenator Mario Czaja (l.) und Wirtschaftsstadtrat Christian Gräff.<br />

Foto: Ole Bader/sandwichpicker.com<br />

rektmandat gewann Pieroth im Jahr 1995<br />

erwartungsgemäß nicht. Dennoch ging<br />

sein Wahlkampf in die Geschichtsbücher<br />

der Bundeshauptstadt ein.<br />

Im Schlepptau brachte Pieroth die Werbeagentur<br />

Zoffel, Hoff & Partner mit an den<br />

östlichen Stadtrand, eine erfahrene Agentur<br />

aus Westdeutschland. Die entwickelte<br />

eine eher untypische Polit-Kampagne<br />

– ohne CDU-Logos und ohne Autos, dafür<br />

aber mit Fahrrädern. Der Slogan lautete:<br />

„Hellersdorf gewinnt“. Erst an den letzten<br />

Tagen vor der Wahl wurde das Motto erweitert:<br />

„Hellersdorf gewinnt – mit Elmar<br />

Pieroth“. Zum Wahlkampfteam gehörten<br />

etliche blutjunge Parteimitglieder – darunter<br />

der heutige Senator Czaja (damals 19<br />

Jahre alt) und Christian Gräff (damals 17<br />

Jahre alt), mittlerweile Chef der Berliner<br />

CDU-Mittelstandsvereinigung und Wirtschaftsstadtrat<br />

in Marzahn-Hellersdorf.<br />

Die CDU-Jugend schwärmte jeden Morgen<br />

in zuvor ausgewählte Plattenbaugebiete<br />

aus und steckte Flugblätter mit der<br />

Information, dass Elmar Pieroth am Nachmittag<br />

zu Bürgergesprächen in die Häuser<br />

kommt. Es war die Geburt der legendären<br />

Wohnzimmergespräche, bei denen sich<br />

Pieroth die Sorgen und Nöte der Menschen<br />

vor Ort anhörte und anschließend<br />

Lösungen für viele Einzelschicksale fand<br />

und durchsetzte.<br />

Hoch umstritten in jenen Tagen war der<br />

Umgang, den Pieroth mit der PDS pflegte.<br />

Plötzlich erschien der Christ Pieroth auf<br />

Jugendweiheveranstaltungen und reihte<br />

sich dort in die illustre Schar der Redner<br />

rund um PDS-Ikone Gregor Gysi ein. Seine<br />

Parteifreunde im Westteil der Stadt<br />

konnten es kaum glauben – dort strickte<br />

man zeitgleich eifrig an Rote-Socken-<br />

Kampagnen. Bundesweite Bekanntheit<br />

erlangte Pieroths Wahlkampf durch ein<br />

Foto, das ihn gemeinsam mit der PDS-<br />

Abgeordneten Petra Pau auf einem roten<br />

Sofa zeigt. Es war am Ende einer<br />

Podiumsdiskussion aufgenommen worden.<br />

Ursprünglich hatte man für das Abschlussfoto<br />

Boxhandschuhe für Pau und<br />

Pieroth bereitgehalten. Doch nach einer<br />

fast schon philosophischen Diskussion<br />

über die Lebensleistung der DDR-Bürger,<br />

über Berufsanerkennung, Wiedervereinigung<br />

und steigende Mieten, war<br />

weder Pau noch Pieroth nach Boxen zumute.<br />

Sie hatten sich zugehört und gegenseitig<br />

verstanden – das zählte. Also<br />

wechselte Pieroth für das Foto von seiner<br />

schwarzen Couch aufs rote Sofa.<br />

Bis zum Jahr 2002 leitete Pieroth den Aufbau<br />

der CDU in Marzahn-Hellersdorf. Seinen<br />

pragmatischen Politikansatz gab er an<br />

seine politischen Erben weiter, die in der<br />

Folge inzwischen dreimal ein Direktmandat<br />

in dem nach wie vor von der Linkspartei<br />

geprägten Bezirk gewannen. Dabei gehören<br />

die Wohnzimmergespräche unverändert<br />

zum wichtigsten Handwerkszeug<br />

in den Wahlkämpfen.<br />

Pieroth selbst engagiert sich seit seinem<br />

politischen Abschied weiter als Brückenbauer.<br />

Er ist ehrenamtlicher Vorsitzender<br />

des Vereins „Most-Brücke von Berlin<br />

nach Mittel- und Osteuropa“ und unterstützt<br />

in dieser Funktion den wirtschaftlichen<br />

Aufbruch in den Ländern des früheren<br />

Ostblocks.<br />

W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> | 4/2015


66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick auf die nächste<br />

Ausgabe<br />

ENERGIE<br />

ELEKTRISIERT<br />

Das Thema Energie ist sowohl für Unternehmen<br />

als auch die Politik von<br />

erheblicher Bedeutung. Wirtschaftlich<br />

betrachtet ist Energie ein Kostenfaktor,<br />

der maßgeblich Einfluss auf Standortentscheidungen<br />

und Wettbewerbsfähigkeit<br />

hat. Da die von der Bundesregierung geplante<br />

Energiewende zwar mit Blick auf die<br />

knapper werdenden fossilen Primärenergieträger<br />

und aus ökologischer Sicht vernünftig<br />

ist, die Energiekosten in Deutschland<br />

aber dadurch steigen werden, ist eine<br />

heftige gesellschaftliche Debatte im Gange.<br />

Diese Diskussion wollen wir mit unserem<br />

Titelthema – im Vorfeld des Mitte September<br />

stattfindenden Ostdeutschen Energieforums<br />

– begleiten und ausleuchten.<br />

Im Mittelpunkt des vierten Teils unserer<br />

Serie „Land der Wunder“, die den wirtschaftlichen<br />

Aufbruch in allen fünf neuen<br />

Bundesländern und Berlin analysiert,<br />

steht diesmal Sachsen. Wir gehen diversen<br />

Fragen nach: Welche Branchen haben<br />

sich im Freistaat in den letzten Jahren<br />

besonders erfolgreich entwickelt?<br />

Wie hat sich die Erzgebirgsregion nach<br />

dem industriellen Niedergang in den<br />

1990er Jahren erholt? Spielt die Braunkohle<br />

für das Land noch eine Rolle? Wie<br />

beurteilt Ministerpräsident Stanislaw Tillich<br />

die Entwicklung in seinem Bundesland?<br />

Darüber hinaus lesen Sie wie gewohnt<br />

interessante Beiträge aus den Ländern<br />

und der Politik sowie einen ausführlichen<br />

Ratgeberteil.<br />

Die nächste Ausgabe von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+</strong><strong>MARKT</strong> erscheint am<br />

27. August 2015.<br />

PERSONENEREGISTER<br />

Ahlers, Edmund 19<br />

Ahrenknecht, Sven 55<br />

Albrecht, Jens 55<br />

Arndt, Rommy 59<br />

Balan, Manuela 56<br />

Baumeister, Roy 54<br />

Belu, Theodora 56<br />

Berger, Rainer 6<br />

Bienstmann, Peter 26<br />

Bönström, Valerie 28<br />

Bormann, Michael 52<br />

Busse, Bernd 6<br />

Büttner, Feliks 6<br />

Christoffers, Ralf 17<br />

Czaja, Mario 64/65<br />

Deil, Werner 63<br />

Diepgen, Eberhard 64<br />

Downes, Robert 43<br />

Dreher, Burkhard 17<br />

Dreißig, Cornelia 32<br />

Dreißig, Peter 32<br />

Drescher, Wolfram 6<br />

Dünnbier, Ullrich 44<br />

Dünnbier, Wolfgang 44<br />

Ehren, Ralf 48/49<br />

Erdmann, Axel 63<br />

Ermrich, Michael 40<br />

Ferriss, Timothy 54<br />

Fink, Hans-Jürgen 63<br />

Fitz, Christiane 55<br />

Fitz, Hans-Ulrich 55<br />

Fladrich, Manfred 61<br />

Fox, Burkhard 42<br />

Fox, Carsten 42<br />

Fox, Helmut 42<br />

Franck, Jan-Erik 59<br />

Freiherr von Nettelhorst, Herwig 43<br />

Friedrich, Christoph 62<br />

Friedrich, Marc 54<br />

Fürniß, Wolfgang 17<br />

Gabriel, Sigmar 21<br />

Gerber, Albrecht 17, 24, 32<br />

Gerber, Andreas 55<br />

Glaßer, Silvia 55<br />

Grabner, Theresa 56<br />

Graf, Stefanie 28<br />

Gräff, Christian 65<br />

Grandjean, Andrea 55<br />

Grebe, Rainald 33<br />

Grigull, Dirk 63<br />

Grutzeck, Tim 61<br />

Gysi, Gregor 36, 65<br />

Haacker, Frank 56, 63<br />

Hahn, Bernd 39/40<br />

Hausmann, Anja 63<br />

Heiner, Jonathan 61<br />

Herzog, Karin 55<br />

Heuchert, Karsten 14<br />

Hirche, Karl Walter 17<br />

Honecker, Erich 64<br />

Höptner, Franka 55<br />

Horny, Silke 54<br />

Janßen, Gerhard 18/19<br />

Jung, Burkhard 6<br />

Junghanns, Ulrich 17<br />

Jürgens, Gerold 57<br />

Kahnemann, Daniel 54<br />

Kammann, Rolf 12<br />

Kämpfer, Jörg 41<br />

Kämpfer, Sigrun 41<br />

Kanzog, André 44<br />

Kiefer, Andreas 56<br />

Kirchner, Steffen 55<br />

Kiwit, Jürgen 55<br />

Kiyosaki, Robert T. 54<br />

Klinkmann, Horst 6<br />

Krüger, Galina 56<br />

Kuhnert, Jürgen 57<br />

Lange, Robert 7<br />

Lange, Rolf 7<br />

Lange, Uwe 7<br />

Lehmann, Robert 34<br />

Ludwig, Matthias 59<br />

Maaß, Wilfried 41<br />

Malich, Uwe 18<br />

Matthysen, Goedele 26<br />

Medwedew, Alexander 14<br />

Meier zu Eissen, Philipp 55<br />

Moritz, Silvio 31<br />

Müller, Dirk 54<br />

Nätscher, Martin 12/13<br />

Nitzsche, Björn 55<br />

Nordmann, Jürgen 15<br />

Nottebaum, Bernd 57<br />

Ostwaldt, Philipp 61<br />

Pattis, Mario 59<br />

Pau, Petra 65<br />

Paukstat, Rolf 57<br />

Pieroth, Elmar 64/65<br />

Pieroth, Hannelore 64/65<br />

Piketty, Thomas 54<br />

Ragnitz, Joachim 33, 34<br />

Reizel, Michael 53<br />

Renner, Sabine 55<br />

Riedel, Thomas 44<br />

Ripka, Norbert 57<br />

Rockel, Edgar 31<br />

Rohnstock, Katrin 7<br />

Roll, Tanja 56<br />

Schaller, Lars 62<br />

Schambach, Maike 56<br />

Scherf, Michael 43<br />

Schulz, Christopher 55<br />

Schulze, Günter 30<br />

Schwarz, Jurek 55<br />

Schweitzer, Eric 36<br />

Schwierzina, Tino 64<br />

Seeberg, Olaf 62<br />

Simmer, Jürgen 29<br />

Stampe, Malte 8<br />

Stefanović, Miloš 29<br />

Stelter, Brunhild 55<br />

Süß, Thomas 55<br />

Tabbert, Ingo 30<br />

Thiel, Stephan 63<br />

Tierney, John 54<br />

Tillich, Stanislaw 66<br />

Tinkl, Sven 55<br />

Varoufakis, Yanis 54<br />

Venohr, Oliver 62<br />

Wagentrotz, Jürgen 7<br />

Weik, Matthias 54<br />

Weisse, Renate 55<br />

Wentrup, Ludger 55<br />

Wiesenmüller, Heidrun 54<br />

Wirths, Jürgen 13<br />

Woidke, Dietmar 20-22, 29<br />

Zeuner, Jörg 39<br />

Ziebart, Katrin 46<br />

Foto: carloscastilla/Fotolia.com<br />

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