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Mrs. President! - Jüdische Liberale Gemeinde Köln Gescher ...

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Heiliger Schabbat – junge<br />

Stimmen<br />

von Suzanne Kupfermann<br />

Manchen von uns hat dieses vertraut-familiäre<br />

Treffen am Kabbalat Schabbat im JKV längst<br />

schon gefehlt. Diesmal schien sich sogar der<br />

Raum zu freuen und ein wenig auszudehnen,<br />

ganz dem Geist des Abends entsprechend.<br />

Etwas ungewohnt, weil als Gruppe, doch sehr<br />

angenehm, so gestalteten fünf Studenten<br />

des liberalen Abraham-Geiger- Kollegs den<br />

Gottesdienst. Alina, Boris, Konstantin, Alan<br />

und Tom - muttersprachlich im Russischen,<br />

Tschechischen und Schwedischen zu Hause, beteten<br />

nach- und miteinander vor, sangen auch<br />

gemeinsam und führten behutsam durch das<br />

Ritual. Ihr Talmud-Professor Admiel Kosman<br />

dachte laut über den Wochenabschnitt Trumah<br />

nach, sprach von jüdischem Denken in und über<br />

Zeit und Raum, von Schabbat und Synagoge,<br />

über die Dimensionen des geheiligten 7. Tags.<br />

Alina hatte eingangs gesagt, Schabbat sei auf<br />

Hebräisch weiblich, darum begrüßten wir die<br />

Schabbat, die Braut Schabbat. Das kraftvolle<br />

Singen muss erwähnt werden, so viele gute<br />

Stimmen und Textsicherheit bei so vielen<br />

Gästen gab es kaum je in unseren Räumen. Ein<br />

Kiddusch am improvisierten Tisch mit Kuchen<br />

und Obst vereinte schließlich Studenten, den<br />

Professor und den Kollegdirektor Rabbiner<br />

Dr. Walter Homolka eng sitzend mit jungen<br />

wie älteren Gottesdiensteilnehmern, darunter<br />

auch einige JKV-Mitglieder. So formte sich sehr<br />

unkompliziert eine fröhlich singende Runde.<br />

Sophie Marum sel. A. zu Ehren wurde am Ende<br />

das Tischgebet mit der „jekkischen“ Lewandowski-Melodie<br />

eingeleitet. Die Studenten gaben<br />

auch hier singend die Staffel weiter. Sophie<br />

hätte das gefallen. Die Dimension des Schabbat<br />

bedeutet für Juden in aller Welt, aus dem Raum<br />

des Alltäglichen in den Bereich des Besonderen<br />

einzutauchen - auch in Berlin, auch beim JKV.<br />

Die Rabbinerstudenten bereiten sich auch so<br />

auf ihr späteres Leben als jüdische Geistliche<br />

vor. Dazu gehört natürlich der wöchentliche<br />

Wechsel vom heiligen Schabbat in den profanen<br />

Alltag und umgekehrt. Wir werden sie<br />

gewiss alle wiedersehen, jetzt, vielleicht im JKV<br />

oder später, irgendwo in der jüdischen Welt.<br />

(aus: <strong>Jüdische</strong> Koorrespondenz, März 2005)<br />

Gelegenheit zum gemeinsamen Kabbalat Schabbat<br />

im <strong>Jüdische</strong>n Kulturverein gibt es wieder am 20.<br />

Mai und am 17. Juni, jeweils um 19.00 Uhr. JKV,<br />

Oranienburger Str. 26 / Eingang Krausnickstraße in<br />

10117 Berlin-Mitte.<br />

„Ein Gebet ohne Musik ist wie ein Leib<br />

ohne Seele“<br />

Liturgie-Seminar mit Kantorin Josée Wolff in der Is raelitischen Kultusgemeinde<br />

Bamberg<br />

von Hartmut G. Bomhoff<br />

„Anregungen und Beispiele für eine lebendige<br />

und zeit gemäße Gestaltung der Gottesdienste“<br />

versprach das Se minar, zum dem das Abraham<br />

Geiger Kolleg und die IKG Bamberg Anfang<br />

Januar mit finanzieller Unterstützung durch den<br />

Zentralrat der Juden in Deutschland eingeladen<br />

hatten – und Kantorin Josée Wolff aus New<br />

York gelang es auf wunderbare Weise, mit<br />

ihrem praktischen Unterricht die Erwartungen<br />

der 47 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die<br />

aus ganz Deutschland und mit ganz unterschiedlichen<br />

Hintergründen ins neue Bamberger<br />

<strong>Gemeinde</strong>zentrum ge kommen waren, zu<br />

erfüllen, ja noch zu übertreffen.<br />

Workshops wie „Musik als Midrasch“ oder<br />

„Warum wir singen, was wir singen, wenn<br />

wir singen“ waren nicht nur eine Einführung<br />

in die jüdische Musiktradition und in die<br />

komplizierten Spielarten des Nussach, sondern<br />

gerieten zu einer musikalischen Reise durch<br />

den jüdischen Kalender – und für die Vorbeter<br />

und Chorleiter, ausgebildeten Kanto ren oder<br />

interessierte Laien bot Josée Wolffs Unterricht<br />

immer wieder Gelegenheit, sich mit der<br />

Wechselbezie hung von Schaliach Zibbur und<br />

<strong>Gemeinde</strong>, mit der Be deutung von individueller<br />

Kavanah und gemeinschaftli chem Erleben<br />

sowie mit dem Spannungsverhältnis von<br />

Minhag und Erneuerung im Gottesdienst zu<br />

befassen. Harmonie machte auch den Umgang<br />

mit einander aus: der Austausch über die<br />

Bedeutung und Gestaltung der Liturgie ließ gar<br />

nicht erst Diffe renzen zwischen liberalen und<br />

eher orthodoxen Teilneh mern, zwischen Gästen<br />

aschkenasi scher und sephardischer Herkunft,<br />

alteingesessenenen <strong>Gemeinde</strong>mitgliedern und<br />

russischsprachigen Zuwande rern aufkommen,<br />

sondern weckte vielmehr Liebe und Re spekt<br />

für den Reichtum dieser jüdischer Kultur – und<br />

die ses harmonische Miteinander kam wiederum<br />

in den ge meinsamen Schabbatgottes diensten<br />

im überfüllten Bam berger Synagogensaal zum<br />

Ausdruck. Kurzum, während dieses langen<br />

Wochenendes wurde ein religiöser Pluralis mus<br />

geübt, der selbstver ständlich sein sollte, aber<br />

oft noch an lieb gewonnenen Vorurteilen<br />

scheitert – und es ist dem Bamberger <strong>Gemeinde</strong>vorsitzenden<br />

Heiner Olmer sehr zu danken,<br />

dass er ganz selbstverständlich mit dem Abraham<br />

Geiger Kolleg ko operiert und sein neues<br />

<strong>Gemeinde</strong>zent rum für dieses har monische<br />

Miteinander geöffnet hat. Für seine Kultusgemeinde,<br />

die 1989 wegen Überalterung schon<br />

10<br />

3. Jahrgang | Ausgabe 2<br />

vor der Auf lösung stand und die jetzt infolge<br />

der Zuwanderung aus der früheren Sowjetunion<br />

über 800 Mit glieder zählt, geriet dieses<br />

Seminarwochenende quasi zur inoffiziellen<br />

Ein weihung ihrer neuen Räume. Und die eine<br />

oder andere Beterin hatte erstmals Gelegenheit,<br />

zur Tora aufgerufen zu werden....<br />

Zum Schabbatausgang konnte sich auch das<br />

breite Bam berger Publikum ein erstes Bild vom<br />

<strong>Gemeinde</strong>zentrum machen und jüdische Musik<br />

in ihrer ganzen Vielfalt erle ben: Josée Wolff<br />

präsentierte nach der Havdala ein Pro gramm,<br />

das Synagogalmusik und Lieder auf Jiddisch<br />

und Ladino umfasste, aber auch Kompositionen<br />

von Kurt Weill und Maurice Ravel, und bei dem<br />

sie vom Chorleiter der Bamberger <strong>Gemeinde</strong>,<br />

Dimitry Braudo, begleitet wurde. Der Erfolg war<br />

der Sopranistin, die auf Englisch und Deutsch<br />

durch den Abend führte, dabei sofort sicher, und<br />

man ließ sie erst nach etlichen Zugaben von der<br />

Bühne gehen. Für die gebürtige Niederländerin,<br />

die als erste Europäerin am Hebrew Union<br />

College in New York zur Kantorin ausgebildet<br />

wurde und dort heute als „Di rector of Student<br />

Placement“ an der School of Sacred Mu sic tätig<br />

ist, war dieses Wochenende in Bamberg auch<br />

aus anderen Gründen ein ganz besonderes<br />

Erlebnis: ihre Vor fahren stammten aus dem<br />

fränkischen Memmelsdorf gleich vor den Toren<br />

Bambergs, und dass sie selbst gerade hier zur<br />

Erneuerung jüdischen Lebens beitragen konnte,<br />

das be rührt sie sehr. Sie will sich auch weiterhin<br />

für jüdi sches Leben in Deutschland engagieren:<br />

Mitte Juli ist Kantorin Josée Wolf bei der<br />

Jahrestagung der Union pro gressiver Juden in<br />

Berlin-Spandau als Dozentin zu Gast.<br />

Foto: Ronald Rinklef

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