Mrs. President! - Jüdische Liberale Gemeinde Köln Gescher ...
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danke in ihm scheint, das ist ihm aus dem Judentum<br />
über nommen. Mit dem Rufe „Es gibt<br />
kei nen Gott als den ein zigen Gott“ stürmte<br />
der Araber mit seinem wilden Rosse durch die<br />
Welt, und diesen Ruf, er hat ihn nicht selbst<br />
vom Sinai vernommen, er hat ihn von denjenigen<br />
über kommen, die ihn als ihr Erbe durch<br />
die Welt getragen. Das ist der ein zige fruchttragende<br />
und weltüberwindende Gedanke,<br />
wel che der Islam in sich trug. Er schmückte<br />
ihn aus und wie derholte ihn mit leeren<br />
tautologischen For men, er ver brämte ihn und<br />
auch dies mit jüdischen An schauungen und<br />
Erzählungen.“ Über die Methode der historischen<br />
Kritik gelangte Geiger schließ lich auch<br />
zur Auseinander setzung mit Jesus als Juden<br />
und Menschen. Seine Beschäf tigung mit dem<br />
Christentum hatte klare apo logetische Züge<br />
und war damit Pflicht, die mit Moham med und<br />
dem Koran dagegen war Kür, geschah quasi<br />
aus Liebe.<br />
Streitbarer Tagungsteilnehmer und Experte: Prof.Dr.<br />
Friedrich Niewöhner von der Herzog August Bibliothek<br />
in Wolfenbüttel<br />
Gründerdisziplin der modernen Korankritik<br />
Bis zur Schoah waren es immer wieder<br />
europäische Orientalisten jüdischer Herkunft,<br />
die sich aus dem Be wusstsein der größeren<br />
Verwandtschaft heraus mit der Er forschung des<br />
Islams befassten. Die Initiatoren des Berli ner<br />
Studientages wollten mit ihrer Tagung nicht<br />
nur Gei gers Schrift von 1833 mit aktuellen Forschungsergebnis<br />
sen verbinden, sondern auch<br />
an diese jäh abgerissene Wissenschaftstradition<br />
anknüpfen; zugleich stellten sie die<br />
Frage, ob die Wissenschaft des Judentums als<br />
Grün derdisziplin einer modernen Korankritik<br />
verstan den wer den kann. Vorträge zum<br />
Offenba rungsgeschehen im Ko ran und in<br />
der rabbinischen Lite ratur, zum Schrift lichkeitsgebot<br />
bei Schuldverträgen oder auch zur<br />
innerko rani schen Relektüre der Abrahamsgeschichten<br />
machten auf erstaunliche Parallelen<br />
aufmerk sam: „Das rabbinische Ju dentum fußt<br />
wesentlich auf der mündlichen Tradition“, resümierte<br />
Rabbiner Dr. Walter Homolka, einer der<br />
Ta gungsveranstalter. „Und hier, im Midrasch,<br />
lassen sich spannende Interpendenzen zum<br />
Ko rantext und zur Koran exegese feststellen,<br />
etwa dass die Ver bindung von Ju dentum und<br />
Islam über die mündliche To rah ebenso gegeben<br />
ist wie über die schriftliche Torah zum<br />
Christen tum.“ Tatsächlich zeigen rabbinische<br />
Ausle gungen wie die Pesikta de Rab Kahane<br />
und die Me chilta de Rabbi Is mael eindrückliche<br />
Beispiele einer le bendigen theologi schen<br />
Auseinandersetzung zwischen Muslimen und<br />
Ju den. Auch die Urvertragsthese des Ko ran<br />
und das „Matan Torah“-Postulat im Midrasch<br />
behan deln analoge Fragen des Offenbarungsverständnisses<br />
und weisen auf gemein same<br />
Spruch- und Erzähltraditionen hin. Es geht<br />
dabei stets um die Frage, wer denn den einen<br />
Bund mit Gott ge schlossen hat und hält,<br />
Muslime oder Juden. Von einer Aufhebung oder<br />
Prof.Dr. Christoph Schulte unterrichtet Philosophie<br />
und <strong>Jüdische</strong> Studien und ist Herausgeber der Reihe<br />
„<strong>Jüdische</strong> Geistesgeschichte“<br />
Erfüllung des Alten Bundes und den Übergang<br />
zu einem Neuen Bund, wie ihn das Christentum<br />
Jahrhunderte lang behauptete, ist dabei nie<br />
die Rede. Kurzum, wenn das Neue Testament<br />
von Juden als Midrasch gelesen werden kann<br />
(Leo Baeck hat das Evan gelium bekanntlich als<br />
Urkunde jüdischer Glaubensge schichte bezeichnet),<br />
dann auch der Koran.<br />
Wir sind alle Kinder Abrahams<br />
Für David Nirenberg, amerikanischer Fellow<br />
am Wissen schaftskolleg zu Berlin, ist ein Fazit<br />
dieser Tagung, dass keine religiöse Kultur aus<br />
dem Nichts entsteht, sondern nur aus einer<br />
ständigen Interaktion und aus dem Dialog vieler<br />
Kulturen und Religionen. Christen müssen<br />
sich ver gegenwärtigen, dass ihre Trinitätslehre<br />
dem Judentum ferner liegt als die Lehre des Islam<br />
und dass Juden und Muslime lange Phasen<br />
gemeinsamer Erfahrungen verbin den, etwa<br />
14<br />
13<br />
3. Jahrgang | Ausgabe 2<br />
Bei AGK zu Gast<br />
Dr. Ishay Rosen-Zvi<br />
Dr. Ishay Rosen-Zvi ist Dozent für Rabbinische<br />
Literatur und Philosophie am Scholion-Zentrum<br />
für <strong>Jüdische</strong> Stu dien an der Hebräischen<br />
Universität und Research Fellow am Shalom<br />
Hartman Institut in Jerusalem. Er promovierte<br />
am Cohen-Institut für Ideengeschichte an der<br />
Universität Tel Aviv über “The Ritual of the<br />
Suspected Adulteress (Sotah) in Tannaitic<br />
Literature: Textual and Theoretical Perspectives”.<br />
In den vergangenen zwei Jahren lehrte es<br />
als Gastdozent in Berkeley, wo er mit Daniel<br />
Boyarin zu sammenarbeitete, an der UCLA<br />
sowie der University of Judaism in Los Angeles.<br />
Er hat zahlreiche Artikel zu „The Hermeneutics<br />
of Gender” in der antiken jüdischen Lteratur<br />
geschrieben, etwa: “Bilhah the Temptress: the<br />
Testament of Reuben and the ‘Birth of Sexuality’”<br />
(JQR, erscheint 2005). Derzeit arbeitet<br />
er an einer breit an geleg ten vergleichenden<br />
Analyse von Diskursen zum Tempel und seiner<br />
Rituale in der tannaitischen und ande rer Literatur<br />
aus der Zeit nach der Tempelzerstörung.<br />
Is hay Ro sen-Zvi wird Mitte Juni als Gast des Abraham<br />
Gei ger Kollegs drei Vorträge zum Thema<br />
„Love, Sex and Crime in Rabbinic Literature“<br />
halten: “Permissive or As cetic? The paradox of<br />
Rabbinic Sexual Ethics”,. “Fou cault’s La cuna:<br />
Jewish-Hellenistic Literature and the ‘History<br />
of Sexuality’” sowie “Forbidden Thoughts: Rabbinic<br />
(Re)Invention of the Evil Inclination”.<br />
Liturgie als Theologie<br />
Die Beiträge der Studientage 2003 des Abraham<br />
Geiger Kollegs „Liturgie als Theologie.<br />
Das Gebet als Zentrum des jüdischen Denkens“<br />
erscheinen demnächst in der Reihe<br />
„Aus Religion und Recht“beim Berliner Verlag<br />
Frank und Timme, herausgegeben von<br />
Walter Homolka. Unter den Autoren sind<br />
Tovia Ben-Chorin, Annette Böckler, Admiel<br />
Kosman, John Rayner und Stefan Reif.