Mrs. President! - Jüdische Liberale Gemeinde Köln Gescher ...
Mrs. President! - Jüdische Liberale Gemeinde Köln Gescher ...
Mrs. President! - Jüdische Liberale Gemeinde Köln Gescher ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Porträt<br />
Bente Kahan: HOME<br />
Wenn Bente Kahan am 5. Mai anläßlich von Jom<br />
HaSchoa in der Deutschen Oper auf Initiative des<br />
Abraham Geiger Kollegs ihr Programm „HOME“<br />
präsen tiert, dann singt und spielt sie ihre eigene<br />
Familienge schichten. Der Stammbaum der<br />
gebürtigen Norwegerin, die in Tel Aviv und New<br />
York studiert hat, reicht bis ins Spanien des 13.<br />
Jahrhunderts zurück und hat ihre Familie durch<br />
ganz Europa und schließlich 1905 nach Oslo<br />
ge führt; als Künstlerin ist sie im Jiddischen, in<br />
Ladino und im Hebräischen zu Hause – und das<br />
alles mischt sich mit Englisch und Deutsch, mit<br />
Russisch, Polnisch und Unga risch. Heute lebt<br />
die jüdische Europäerin im polnischen Wroclaw,<br />
wo sie von der dortigen jüdischen <strong>Gemeinde</strong><br />
gerade zur Künstlerischen Leiterin des Kultur-<br />
und Bildungszentrums an der Synagoge zum<br />
Weißen Storch berufen worden ist – diesen<br />
Sommer zeigt das Firley-Theater in Wroclaw<br />
die polnische Fassung ihres Stückes „Stimmen<br />
aus Theresienstadt“, und für 2006 be reitet sie<br />
ein Theaterstück über Breslauer Frauen vor. Mit<br />
ihrer Geburtsstadt Oslo bleibt Bente Kahan aber<br />
durch das „Teater Dybbuk“ verbunden, das sie<br />
1990 gegründet hat, um europäisch-jüdische<br />
Kultur und Geschichte mittels Musik und Schauspiel<br />
weiter zu vermitteln.<br />
„HOME“ war 2000 in Auftrag gegeben worden,<br />
als das norwegische Bergen Kulturhauptstadt<br />
Europas wurde, und war seitdem in ganz<br />
Europa zu sehen und zu hören; diesen März<br />
war Bente Kahan damit auch in den USA zu<br />
Gast. Dass im Anschluss an ihr Berliner Konzert<br />
unter der Schirmherrschaft der norwegischen<br />
Ministerin für Kultur und kirchliche Angelegenheiten,<br />
Valgerd Svarstad Haug land, sowie der<br />
Pessach sameach<br />
ve’kasher!<br />
11<br />
3. Jahrgang | Ausgabe 2<br />
Foto: Miroslav Emil Koch<br />
Präsidentin der World Union for Progres sive<br />
Judaism, Ruth Cohen, das neue Holocaust-<br />
Zent rum von Oslo präsentiert werden wird,<br />
kommt nicht von ungefähr: Bente Kahan<br />
widmet sich seit Jahren der Erin nerung an die<br />
Opfer der Schoa und hat bei vielen offiziel len<br />
Gedenkfeiern mitgewirkt. Das Zentrum konnte<br />
mit Hilfe der jüdischen Religionsgemeinschaft<br />
in Norwegen errichtet werden, die dafür<br />
Entschädigungsgelder für die Beschlagnahmung<br />
jüdischen Eigentums während des<br />
Zweiten Weltkriegs verwendete; es ist in der<br />
Villa Grande untergebracht, dem Wohnsitz von<br />
Vidkun Quisling, der während der Besatzung<br />
durch die deutsche Wehrmacht der Regierungschef<br />
und Ministerpräsident Norwegens<br />
war. Dass der amerikanisch-jüdische Künstler<br />
Arnold Dreyblatt, der an der Gestaltung dieses<br />
Zentrum beteiligt ist, wiederum in Berlin lebt,<br />
ist ein zusätzlicher Akzent für Bente Kahans<br />
musikalisches Kaleidoskop einer jüdischen<br />
Familie in Europa.<br />
„Hat außer Singen nichts<br />
im Sinn“<br />
CD-Präsentation mit Aufnahmen von<br />
Oberkantor Estrongo Nachama im <strong>Jüdische</strong>n<br />
Kulturverein<br />
„Seine Lust war<br />
Singen – sein Leben<br />
war Gebet“ steht<br />
auf dem Grabstein<br />
des unvergessenen<br />
Berliner Oberkantors<br />
Estrongo<br />
Nachama (1918-2000), der vor sechzig Jahren<br />
von der Roten Armee auf dem Todesmarsch bei<br />
Nauen be freit worden war, auf eine Rückkehr<br />
ins heimat liche Salo niki hoffte, aber dann doch<br />
in Berlin hängen blieb und hier über fünfzig<br />
Jahre für die <strong>Jüdische</strong> Ge meinde tätig war. In den<br />
unvermeidlichen Stasi-Akten des Kantors, der<br />
als griechischer Staats bürger auch regelmäßig in<br />
der Haupt stadt der DDR amtie ren und bei Synagogalkonzerten<br />
im Friedenstempel Ry kestraße<br />
auftreten konnte, heißt es hin gegen eher lapidar.<br />
„Hat außer Singen nichts im Sinn.“ Soeben ist ein<br />
Live-Mitschnitt einer Schabbat-Feier mit Gesängen<br />
Nachamas herausgekommen, auf der er vom<br />
Chor der Synagoge Herbartstraße und von Monika<br />
Alme kias-Siegl an der Or gel begleitet wird:<br />
ein schöner Anlass für seinen Sohn Rabbiner Dr.<br />
Andreas Nachama und für Rabbiner Dr. Walter<br />
Homolka, bei einer Veranstaltung im <strong>Jüdische</strong>n<br />
Kulturverein am 10. April den Lebensweg von<br />
„Eto“ nachzu zeichnen und mit Musikbeispielen<br />
zu illust rieren. Rabbiner Homolka erinnerte<br />
daran, dass es namentlich Estrongo Nachama<br />
zu danken ist, dass die reiche Musik tradition des<br />
liberalen deutschen Judentums, für die Na men<br />
wie Lewandowski, Sulzer und Naumburg stehen,<br />
im Nachkriegsdeutschland erhalten blieb. In<br />
der „Schabbat-Feier“ finden sich denn auch die<br />
altvertrauten Melodien von Louis Lewandowski<br />
wieder, die nach wie vor auch in der Synagoge<br />
Pestalozzistraße gepflegt werden. Das ebenso<br />
umfangreiche wie liebevoll gestaltete Booklet<br />
zur CD gibt nicht nur die Texte dieser liturgischen<br />
Gesänge in deutscher Übertragung wieder, sondern<br />
führt mit vielen historischen Photographien<br />
auch durch über fünfzig Jahre jüdischen Lebens<br />
in Berlin: da finden sich Aufnahmen mit den<br />
libe ralen Rabbinern Riesenburger, Lehrmann,<br />
Salz berger, Lubliner und Levinson, von Weggefährten<br />
wie Heinz und Ruth Galinski, aber auch<br />
von Konzerten, Ge denkfeiern und politischen<br />
Begegnungen.<br />
Die CD-Präsentation wurde in Teilen fürs Fernsehen<br />
aufge zeichnet und wird am 14. Mai um 21 Uhr auf<br />
3sat gezeigt. Informationen zum Vertrieb der CD<br />
„Schabbat-Feier Oberkantor Estrongo Nachama<br />
live“ über www.nachama.de<br />
Foto: A. Nachama