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Mrs. President! - Jüdische Liberale Gemeinde Köln Gescher ...

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Fotos: Campus<br />

13 Gemeinsamkeiten<br />

die der Kreuzzüge oder der Reconquista; Juden<br />

müssen sich daran erinnern, dass die vorherrschende<br />

jüdi sche Philosophie im Mittelalter im<br />

islamischen Raum und in arabischer Sprache<br />

entstanden ist und dass die Fest schrei bung<br />

unserer Glaubensgrundsätze durch Maimoni des<br />

im 12. Jahrhundert dem Beispiel Mohammeds<br />

folgt: „Gott ist einer und einzig, und Moses ist<br />

sein Prophet“ entspricht der Formel, die jeder<br />

Muslim als Glaubensbe kenntnis kennt: „Es<br />

gibt keinen Gott außer Gott, und Mo hammed<br />

ist sein Gesandter.“ Diese Adaption aber geht<br />

Nachruf<br />

Herbert A. Strauss s. A.<br />

Der Gründungsdirektor<br />

des Zentrums<br />

für Antisemi tismusforschung<br />

an der TU<br />

Berlin, Professor Dr.<br />

Herbert A. Strauss,<br />

ist am 11. März nach<br />

kurzer Krankheit in<br />

New York gestorben.<br />

Im Wirken von Herbert Strauss verban den sich<br />

wissenschaftliche Rationalität und Moralität<br />

mit der Verpflichtung auf li berale Werte. Dies<br />

ist nicht zuletzt Resultat seines besonderen<br />

Lebensweges gewesen, den er in seiner Autobiographie<br />

„Über dem Abgrund. Eine jüdi sche<br />

Jugend in Deutschland 1918-1943“ eindrücklich<br />

be schrieben hat. 1918 in Würzburg geboren<br />

– der frän kische Zungenschlag ließ sich nie verleugnen<br />

, ging er ange sichts des immer stärker<br />

werdenden natio nalsozialisti schen Drucks auf<br />

die Juden 1936 in die Großstadt Berlin, wo er bis<br />

1942 Judaistik und Geisteswissenschaften an der<br />

Hochschule für die Wissenschaft des Judentums<br />

studierte und so die geis tigen und politischen<br />

Repräsentanten des liberalen deut schen<br />

Judentums wie etwa Rabbiner Leo Baeck ken nen<br />

lernte. Als Hilfsrabbiner der <strong>Jüdische</strong>n Ge meinde<br />

zu Berlin und als Zwangsarbeiter musste er die<br />

Zerstörung des Judentums miterleben; er selbst<br />

und seine spätere Frau Lotte gelang im Juni<br />

1943 nach Mo naten im Untergrund die Flucht in<br />

die Schweiz, wo Strauss Geschichte studierte<br />

und 1946 bei Werner Naef in Bern mit einer Arbeit<br />

über die Grundrechtsdebatte der Deut schen<br />

Nationalver sammlung 1848/49. promovierte. Im<br />

selben Jahre emigrierte Strauss in die USA. In<br />

New York bekam er am City College eine Professur<br />

für Geschichte, von 1982 bis 1990 lehrte er in<br />

Berlin. Seine akademi schen Interessen waren<br />

von diesem Lebensschick sal geprägt. Möge die<br />

Erinnerung an ihn ein Segen sein.<br />

ja wie derum ganz und gar mit der jüdischen<br />

Tradition ein her: der Talmud (Bera chot 28b<br />

und Sanhedrin 39b) lehrt, dass jeder würdige<br />

Brauch, wo immer er auch zu finden ist, von<br />

Juden über nommen werden darf.<br />

Die Wissenschaft des Judentumsstellte im 19.<br />

Jahrhundert stellte fest, dass es die islamische<br />

Umwelt gewesen war, die den Juden das<br />

griechische Denken einst neu erschlie ßen<br />

ließ und sie so in Europa zu Wegbereitern für<br />

die Wieder belebung der klassischen Antike<br />

gemacht hatte. Um es mit Gei ger zu sagen: „Ja,<br />

man spöttelt gar oft über die Juden als Vermitt-<br />

PARERGA<br />

Philosophie und andere Künste<br />

Abraham Geiger<br />

Was hat Mohammed<br />

aus dem Judenthume<br />

aufgenommen?<br />

258 S., 13 x 21 cm, Broschur<br />

ISBN 3-937262-07-5<br />

EUR 23,80 / SFR 41,10<br />

www.parerga.de<br />

14<br />

3. Jahrgang | Ausgabe 2<br />

ler von Geschäften, als über die, die die alten,<br />

ab gelegten Kleider zum Verkaufe ins Haus<br />

brachten. Ja, sie haben die abgelegten Kleider<br />

der alten Bildung den Völ kern Europas ins Haus<br />

gebracht, und wenn sich diese sich nicht mit<br />

jenen Überresten bekleidet hätten, so wären sie<br />

ganz nackt gewesen.“. Dass die isla misch-jüdische<br />

Sym biose aber nicht lange währen sollte,<br />

hat Abraham Geiger in seinem Werk über Salomon<br />

ibn Gabirol bedacht, in dem er auch auf<br />

den Untergang der islamischen Vorherr schaft<br />

in Europa „als Frucht der inne ren Haltlosigkeit“<br />

zu sprechen kommt – aber das wäre ein Thema<br />

für einen weiteren Studientag.<br />

NEUERSCHEINUNG<br />

HERBST 2004<br />

Abraham Geiger (1810–1874) war einer der<br />

Gründerväter des liberalen Judentums und<br />

einer der vielseitigsten Gelehrten in der<br />

Wissenschaft des Judentums im 19. Jahrhundert.<br />

Er war zugleich Rabbiner, Theologe,<br />

Publizist und Wissenschaftsorganisator.<br />

Die Preisschrift des noch ganz jungen<br />

Orientalisten Geiger mit dem Titel Was hat<br />

Mohammed aus dem Judenthume aufgenommen?<br />

(1833) zeigt, daß zahlreiche Elemente aus<br />

hebräischer Bibel und rabbinischem Schrifttum<br />

im Koran verarbeitet sind. Geiger betrachtet<br />

in seiner Schrift den Koran nicht<br />

als göttliche Offenbarung, sondern analysiert<br />

ihn historisch-kritisch als menschliche<br />

Dichtung.<br />

In seinem Vorwort schildert Friedrich Niewöhner,<br />

wie der Jude Geiger erstmalig und<br />

gegen eine islamfeindliche Tradition der<br />

christlichen Orientalistik, die Mohammed<br />

stets als Scharlatan, falschen Propheten und<br />

Betrüger diffamiert hatte, Mohammed als<br />

Dichter rehabilitiert und würdigt. Geiger<br />

steht damit nicht nur am Anfang der Wissenschaft<br />

des Judentums, sondern auch der<br />

modernen Islamwissenschaft.<br />

<strong>Jüdische</strong> Geistesgeschichte<br />

herausgegeben von<br />

Christoph Schulte<br />

Band 5<br />

ParErga Verlag GmbH<br />

Strausberger Platz 19 . D-10243 Berlin<br />

E-Mail: info@parerga.de

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