Augenoptik & Hörakustik - 02/2015
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hörakustik<br />
der Berufsnische als Hörgeräteakustikerin<br />
auch so spannend macht. Ihre „Take<br />
Home Messages“ für Berufskollegen, zu<br />
deren Kunden auch Musiker zählen: 1.<br />
Nehmen Sie die Aussagen Ihrer musizierenden<br />
Klientel ernst. 2. Arbeiten Sie mit<br />
Frequenztabellen. 3. Arbeiten Sie subjektiv.<br />
4. Achten Sie bei Hörbeispielen auf<br />
unkomprimierte Formate sowie korrekte<br />
Abspielbedingungen. 5. Erweitern Sie Ihre<br />
eigene Hörbibliothek.<br />
arbeit am Hörzentrum in Oldenburg mit<br />
25 Probanden, alle erfahrene Hörgeräteträger<br />
im Mittel von 72 Jahren mit einem<br />
leichten bis mittlerem Hörverlust. Dabei<br />
zeigte sich unter anderem auch, dass die<br />
Probanden sehr unsicher bei der Auswahl<br />
der Hörsystem-Features, insbesondere<br />
bei der Sprache im Auto sind. Viele Probanden<br />
wählten eher die manuelle statt<br />
der automatischen Programmauswahl.<br />
Latzels Fazit zur Klassifikation von Hörgeräten:<br />
Systeme schlagen Programme<br />
vor, welche die Performance in der jeweiligen<br />
akustischen Umgebung liefern.<br />
Aber: Die beste Performance ist<br />
nicht unbedingt das Ziel eines jeden Hörgeräteträgers.<br />
Denn dabei gilt auch das<br />
Nachdenken über eine automatische<br />
Programm umschaltung, welche die individuellen<br />
Präferenzen berücksichtigt,<br />
so zum Beispiel Sprachverstehen versus<br />
Hörkomfort.<br />
VHÖ Forbildungsseminar<br />
Das nächste VHÖ-Fortbildungsseminar<br />
wird am 14. November<br />
<strong>2015</strong> in Wien stattfinden. Nähere<br />
Informationen dazu unter:<br />
www.vhoe.at.<br />
Das sehr dichte Programm setzte sich<br />
nach der kurzen Mittagspause fort mit<br />
drei weiteren Fachvorträgen. Esther Rois-<br />
Merz, Gründerin und Geschäftsführerin<br />
von „Audienz“ in Wien mit dem dortigen<br />
Fokus auf der Beratung von Musikern,<br />
stellte ihr Thema zu „Anpassstrategien<br />
für Musiker und Musikliebhaber“ vor. Dazu<br />
skizzierte sie zunächst die Grundlagen<br />
der musikalischen Akustik mit den Hardware-Anforderungen<br />
und zeigte auf, wie<br />
man ein Musikprogramm programmiert<br />
im Vergleich zur automatischen Einstellungen.<br />
Dieses bereicherte sie mit vielen<br />
Tonbeispielen, unter anderem mit den<br />
vielfachen technischen Möglichkeiten<br />
des „Klangfinders“, die sie auch den Zuhörern<br />
im Plenum demonstrierte. Mit ihren<br />
Kunden kann sie entsprechend zu deren<br />
musikalischen, beruflichen und privaten<br />
Ansprüchen und Vorlieben sehr gut<br />
verschiedene Hörsysteme mit einem Ranking<br />
testen und das bestmögliche für die<br />
individuelle Situation des Menschen und<br />
sein Instrument auswählen. „Das geht<br />
dann zu wie beim <strong>Augenoptik</strong>er: Gläser<br />
raus, Gläser rein, neu probieren“, so Esther<br />
Rois-Merz. Bei jedem Kunden kommt<br />
etwas anderes heraus, was ihre Arbeit in<br />
Individuell erstellte Programme<br />
vs. automatische Einstellungen.<br />
Auch bei diesem Fortbildungsseminar<br />
fehlte ein gern gesehener, fachkompetenter<br />
„Stammgast“ nicht: Dr. Steffen<br />
Kreikemeier referierte dieses Mal zum<br />
Thema „Mit ISTS und Sinus zur richtigen<br />
MPO“. Seinen Vortrag eröffnete er mit einer<br />
allgemeinen Erläuterung zum „Maximum<br />
Power Output (MPO)“, also den Pegeln,<br />
die ein Hörgerät in der aktuellen<br />
Trageeinstellung maximal abgeben kann.<br />
Dann stellte er die Auswirkungen des<br />
MPOs auf das Sprachverstehen vor und<br />
was passiert, wenn die Pegel beim MPO<br />
zu niedrig eingestellt sind. Dazu präsentierte<br />
er auch Studienergebnisse. Dem<br />
folgte ein Überblick zu den Voreinstellungen<br />
des MPO beim First Fit mit den<br />
allgemeinen Voreinstellungen, wie z. B.<br />
dem „NAL-NL2“, und den Herstellervorgaben.<br />
Eine Lösung dazu erarbeitete der<br />
EUHA-Arbeitskreis „Perzentile“ mit einer<br />
Kombination aus dem ISTS und Sinus,<br />
denn dabei ist das ISTS in einem eingeschwungenen<br />
Zustand und beim Sinus<br />
werden die notwendigen Pegel auch in<br />
hohen Frequenzen erreicht. Dabei gilt es<br />
aber zu beachten, nicht einfach ein ISTS<br />
mit 90 dB und einen Sinus mit 90 dB abzuspielen,<br />
da dann sehr schnell die Sättigung<br />
bzw. der Maximalpegel der Messanlage<br />
erreicht sind und 90 dB als Mittelwert<br />
plus Dynamik von Sprache meistens<br />
zu viel ist. Zusammenfassend stellte er<br />
fest, dass 1. grundsätzlich das Restgehör<br />
von zu lauten Schallen geschützt werden<br />
sollte. 2. Die Berechnung durch die Anpassformel<br />
und/oder den Hersteller entscheidend<br />
für die Voreinstellung des MPO<br />
ist und dass 3. in der Praxis die Hersteller<br />
eher zu einem sehr niedrigen MPO ten<br />
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