382 Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler<strong>Die</strong> <strong>Ableitung</strong> <strong>von</strong> Exponentialen einer Funktion ergibt sich mit der äußeren Funktione y aus der Kettenregel so (wenn f(x) differenzierbar ist):( ) ∣∣∣y=f(x)ddx ef(x) == ddy ey · f ′ (x) = (e y ) ∣ y=f(x) · f ′ (x) = e f(x) · f ′ (x) ,<strong>und</strong> für allgemeine Basen a > 0ddx af(x) = ddx ef(x) ln a = e f(x) ln a · f ′ (x) · ln a = a f(x) · f ′ (x) · ln a .Zum Beispiel ist die <strong>Ableitung</strong> der in der (Wirtschafts–)Statistik wichtigen sogenanntenNormalverteilung √ 12πe −x2 /2 , deren Graph als Gaußsche Glockenkurve bekannt ist, gegebendurchd √1e −x2 /2 = √ 1 e −x2 /2 · −2x = √ −x e −x2 /2 ,dx 2π 2π 2 2π<strong>und</strong> die Funktion x x hat für x > 0 die <strong>Ableitung</strong>ddx xx = ddx ex ln x = e x ln x · d(1dx (x ln x) = xx · ln x + x · 1x)= (1 + ln x)x x .In ökonomischem Zusammenhang stößt man auf Exponentiale <strong>von</strong> <strong>Funktionen</strong> z.B. beiKonsumfunktionen der Form C(Y ) = ae −c/Y , wobei a, c positive Parameter sind. Ihre<strong>Ableitung</strong>, die marginale Konsumquote ist dannddY C(Y ) =ddY (a−c/Y ) = ae −c/Y · (−c) · −1Y 2 = acY 2 e−c/Y .Bei Y → 0 in R >0 streben C(Y ) <strong>und</strong> C ′ (Y ) gegen Null, für kleine Y > 0 ist der exponentielleFaktor e −c/Y extrem klein. Bei diesem Ansatz ist also der Konsum bis zu einemgewissen Schwellenwert des Einkommens Y praktisch Null. Das erscheint nicht realistisch,man würde eher annehmen, dass sich die Sparquote S(Y ) = Y − C(Y ) so verhält, weilkleine Einkommen vollständig konsumiert werden. Bei Y → ∞ strebt andererseits C(Y )hier gegen den endlichen Grenzwert a <strong>und</strong> C ′ (Y ) gegen Null. <strong>Die</strong>s ist ein in gewissenSituationen denkbares, wenn auch kein zwingendes, Verhalten für eine Konsumfunktion;es bedeutet, dass der Konsum eine bestimmte Schranke nie übersteigt. Quintessenz: DerAnsatz scheint zur Modellierung <strong>von</strong> Konsumverhalten wenig geeignet.Für die <strong>Ableitung</strong> des Logarithmus einer Funktion, die natürlich positiv sein muss(<strong>und</strong> differenzierbar), liefert die Kettenregel:( ) ∣∣∣y=f(x) ( )∣ddx ln f(x) = ddy ln y · f ′ (x) = 1 ∣∣y=f(x)· f ′ (x) = f ′ (x)yf(x) ;der Quotient f ′ /f heißt deshalb auch die logarithmische <strong>Ableitung</strong> der Funktion f .Zum Beispiel istddx ln(1 + x2 ) = 2x1 + x 2 ,<strong>und</strong>d1/tln(ln t) =dt ln t = 1 (für t > 1 , also ln t > 0 ) .t ln t<strong>Die</strong> logarithmisch <strong>Ableitung</strong> ist nützlich für die Differentiation <strong>von</strong> Produkten <strong>von</strong> <strong>Funktionen</strong>ohne Nullstellen; denn die logarithmische <strong>Ableitung</strong> eines Produkts ist die Summeder logarithmischen <strong>Ableitung</strong>en seiner Faktoren :(f 1 · f 2 · . . . · f n ) ′f 1 · f 2 · . . . · f n= f ′ 1f 1+ f ′ 2f 2+ . . . + f ′ nf n.
Kap. 4, Abschnitt 4.3 383Noch ein Beispiel für die Differentiation mehrfacher Verkettungen:ddt e√ 1+t 2 = e √ 1+t 2 d√1 + t2 = e √ 1+t 2 1dt2 √ d1 + t 2 dt (1 + t2 ) =t √1 + t2 e√ 1+t 2 .Hier haben wir die Verkettung h ◦ g ◦ f <strong>von</strong> drei <strong>Funktionen</strong> f(t) = 1 + t 2 , g(x) = √ x<strong>und</strong> h(y) = e y abgeleitet, indem wir h ◦ (g ◦ f) geklammert haben, also zuerst h alsäußere Funktion <strong>und</strong> g ◦ f als innere Funktion aufgefasst haben, <strong>und</strong> dann die <strong>Ableitung</strong>dieser inneren Funktion g ◦ f wieder mit der Kettenregel berechnet haben. Man hätteauch, aber das ist meist weniger günstig für die Berechnung der <strong>Ableitung</strong>, (h ◦ g) ◦ fklammern können; denn die Verkettung <strong>von</strong> <strong>Funktionen</strong> ist assoziativ, d.h. unabhängig<strong>von</strong> der Klammerung. (Der Wert h(g(f(t))) hängt nicht da<strong>von</strong> ab, ob man f <strong>und</strong> g “ineinem Schritt ausführt” oder g <strong>und</strong> h.) Das Ergebnis für die <strong>Ableitung</strong> der Verkettung(wenn definiert) <strong>von</strong> drei (differenzierbaren) <strong>Funktionen</strong> ist in jedem Fall(h ◦ g ◦ f) ′ = (h ′ ◦ g ◦ f) · (g ′ ◦ f) · f ′ ,<strong>und</strong> es sollte klar sein wie die entsprechenden Regeln für die <strong>Ableitung</strong> einer Verkettung<strong>von</strong> mehr als drei <strong>Funktionen</strong> aussehen werden.Das letzte Beispiel ist die <strong>Ableitung</strong> <strong>von</strong> <strong>Funktionen</strong> des Typs g(x) f(x) :ddx g(x)f(x) = ddx ef(x) ln g(x) f(x) ln g(x)= e d [f(x) ln g(x)]dx= g(x)[f f(x) ′ (x) ln g(x) + f(x) d ] []dx ln g(x) = g(x) f(x) f ′ (x) ln g(x) + f(x) g′ (x).g(x)Hier haben wir der Reihe nach die Kettenregel für Exponentiale <strong>von</strong> <strong>Funktionen</strong>, dieProduktregel <strong>und</strong> die Kettenregel für den Logarithmus einer Funktion angewendet. Voraussetzungist natürlich, dass f <strong>und</strong> g differenzierbar sind auf dem betrachteten Intervallin R <strong>und</strong> dass g positiv ist. Unter den hier differenzierten <strong>Funktionen</strong>typ fallen zum Beispielx x , x 1/x , (1 + 1 x )x , usw.14) <strong>Die</strong> letzte zu besprechende Differentiationsregel bezieht sich auf die Berechnung der<strong>Ableitung</strong> einer Umkehrfunktion zu einer gegebenen Funktion mit bekannter <strong>Ableitung</strong>.Dazu betrachten wir eine stetige streng monotone Funktion f auf einem Intervall I(positiver Länge) in R . Aus 4.2 wissen wir schon, dass die Wertemenge <strong>von</strong> f dann einIntervall J ist <strong>und</strong> dass f eine stetige <strong>und</strong> gleichsinnig streng monotone Umkehrfunktiong : J → I ⊂ R besitzt, also g(f(x)) = x für x ∈ I (<strong>und</strong> f(g(y)) = y für y ∈ J wieman durch Einsetzen <strong>von</strong> f(x) für y sieht). Ist f differenzierbar, so könnte man denken,dass auch g differenzierbar sein sollte — aber das ist nicht so, im Allgemeinen. Wennnämlich auch g differenzierbar ist, so liefert Differenzieren der Gleichung g(f(x)) = x mitder Kettenregel g ′ (f(x)) · f ′ (x) = 1 . Daraus sehen wir, dass nur eine Chance für Differenzierbarkeit<strong>von</strong> g an der Stelle y = f(x) besteht, wenn f ′ (x) ≠ 0 ist, <strong>und</strong> dann mussg ′ (y) = 1/f ′ (x) sein. <strong>Die</strong> streng wachsende Funktion f(x) = x 3 auf R mit f ′ (0) = 0 hatalso zwar eine stetige Umkehrfunktion (nämlich g(x) = (sign x) 3√ |x|), aber diese kann ander Stelle 0 = f(0) nicht differenzierbar sein (sie hat an dieser Stelle unendliche Steigungin dem Sinne, dass die Differenzenquotienten gegen ∞ streben; das ist auch geometrischklar: Ein horizontale Tangente zum Graphen <strong>von</strong> f entspricht einer vertikalen Tangentezu dem an der Diagonale gespiegelten Graphen, also zum Graphen der Umkehrfunktion).An den Stellen x aber, für die f ′ (x) ≠ 0 ist, gilt für die <strong>Ableitung</strong> die
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